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denn sie wird sich gegenüber den bisherigen Preisen nicht unerheblich vertheuern. Uebrigens hat man es ja eben nur mit Vorschlägen zu thun, eine Aenderung derselben in dem einen oder dem anderen Punkte ist also keines wegs ausgeschlossen. Wenn man sich in Dresden freilich mit der Hoffnung tragen sollte, die übrigen Bundes staaten mit selbstständiger Eisenbahnverwaltung, vor allem Preußen, zum Anschluß an die projektirten Tarifreformen bewegen zu können, so dürste dies eine Täuschung sein. Bereits hat die „Köln. Ztg." eine offiziöse Berliner Aus lassung zu dem sächsischen Plane einer gründlichen Aenderung der Personentarife veröffentlicht, in welcher es als höchst fraglich bezeichnet wird, ob sich die preußische Regierung dem sächsischen Vorgehen anschließen würde. In der Berliner Zuschrift der „K. Z." werden gegen dasselbe neben finanziellen noch andere Einwend ungen erhoben, die in erster Linie der Beseitigung aller Sonntagskarten und Arbeiterrückfahrkarten und der Er höhung der Monatskartenpreise gelten. Diese Bedenken dürften vermuthlich auch von anderen deutschen Bahn verwaltungen getheilt werden. Mindestens wird aber die sächsische Personentarifreform doch das eine Gute haben, daß sie das allgemeine Interesse an dieser ganzen wichtigen Frage wach hält, die gewiß nicht mehr von der Tagesordnung verschwinden wird. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Nun ist es wieder einmal vor bei, das liebe Weihnachtsfest, nach welchem sich jung und alt Wochen hindurch gesehnt. Es wird den meisten freu dige Ueberraschungen, nur wenigen Enttäuschungen ge bracht haben. Auch die Geschäftswelt kann die Weih nachtssaison, nachdem in der ersten reichlichen Dezember hälfte die Stimmung flau war, in den letzten acht Tagen vor dem Feste die Kauflust aber einen energischen Auf schwung nahm, als eine erträgliche bezeichnen. In den Großstädten, wo die Weltbazare viel an sich reißen, wurde dagegen mehr als früher über mangelnden Absatz geklagt. Die Weihnachtswitterung war nicht besonders zu loben. Wohl brach der erste Weihnachtsfeiertag frostklar an und hielt so auch bis abends aus, in den späteren Stunden trat aber bei heftigem Sturm anhaltendes Regenwetter ein. Auch am zweiten Weihnachtsfeiertage gab es wieder holt Regenschauer, dazu kam, daß die Wege morastisch geworden waren, sodaß die Feiertage vielfach nur in Familie begangen wurden und der Verkehr in den Gast stätten kein übermäßiger war, natürlich mit Ausnahme der Vailsäle, wo die goldene Jugend das Tanzbein schwang. Der am Sonnabend niedergegangene ununterbrochene Regen hat der Schneedecke vollends den Garaus und die Schlittenbahn zu Wasser gemacht. — Am zweiten Weihnachtsseiertage während des Vormittagsgottesdienstes und zwar während des Gesanges war es dem Fräulein Z. von hier unwohl geworden, weshalb sie sich aus der Kirche begeben wollte. Als die selbe bis aus den Hauptausgang gelangt war, wurde sie plötzlich ohnmächtig und fiel zu Boden. Durch mehrere in der Nähe sitzende Personen wurde dieselbe in die Vor halle getragen, wo ihr von der Schwester die erste Hilfe zu theil wurde. Nach kurzer Zeit ist dieselbe, begleitet, von zwei Personen nach ihrer Wohnung gebracht worden. — Wie wir in Erfahrung gebracht haben, bestehen immer noch Zweifel über die Verkaufszeiten svon Fleisch- und Fleischwaaren an Sonn- und Festtagen, weshalb wir dieselben an dieser Stelle nochmals veröffentlichen wollen. Es sind dies die Stunden von >/27 bis V2Y Uhr Vormittags, von, beendigten Vormittagsgottesdienste ab bis 12 Uhr Mittags und von 6 bis 8 Uhr Abends. Diese Verkaufszeiten sind in, Sommer- wie in, Winter halbjahr gleich. — Am Sonnabend den 27. d. M. Nachmittags in der 4. Stunde ist bei dem Vorwerksbesitzer N. Flemming, i hier, ein Theil des Giebels, von dem früheren Brennerei« gebäude eingestürzt. Zum Glück ist dabei Niemand ver letzt worden. Schmiedeberg. Seit langen Jahren ist es Sitte, daß am Sylvesterabende in der hiesigen Kirche ein Gottesdienst abgehalten wird, der sich immer auch von auswärts Wohnenden einer recht zahlreichen Betheiligung erfreut. Er'beginnt in diesem Jahre Abends 6 Uhr. Glashütte. Von den diesjärigen Rekruten unserer Stadt sind zwei Brüder wegen Fußleidens vom Militär entlassen und für dauernd militäruntauglich erklärt wor den. Die betreffende Krankheit ist so selten, daß sie seit 1860 in der königlich sächsischen Armee nicht vorge kommen ist. Wendifchcarsdorf. Dem am 10. d. M. im hiesigen Gasthofe stattgefundenen Kinderkonzert, welches unser Herr Lehrer Wild mit den Schülern seiner Oberklasse veranstaltet hatte, folgte am Sonntag, den 21. Dezember eine Wiederholung. Der Besuch der ersten Aufführung war ein überaus zahlreicher, während die zweite Auf führung infolge der Ungunst der Witterung etwas schwächer besucht war. In Bezug auf die Leistungen kann man der kleinen Sängerschar ein recht lobendes Zeugniß ausstellen. Es war für die Zuhörer wirklich eine Freude, die frischen, wohlgeschulten Kinderstimmen belauschen zu können und dabei ging alles in ungezwun gener Weise und tonsicher von statten. Herr Lehrer Wild hat mit seinen Schülern Hocherfreuliches geleistet und seine zur Hebung und Pflege des Kindergesanges gebrachten großen Opfer haben schöne Früchte gezeitigt. Daher freuen wir uns auch von Herzen über die Anerkennung, die ihm nach beendetem Konzert vor der dankbaren Zu hörerschaft durch Erheben von den Plätzen gezollt wurde. Rehefeld-Zaunhaus. Eine für unseren Ort so seltene Weihnachtsaufführung veranstaltete am zweiten Feiertage Herr Lehrer Maier. Es war eine sehr schwere Aufgabe, die er sich gestellt, hatte er sich doch das herrliche Fest spiel „Weihnachten in, Erzgebirge", von Alfred Dost, zur Aufführung erwählt, ein Stück, das schon durch seinen erzgebirgischen Dialekt gewiß große Schwierigkeiten be reitet hat. Doch nach der Aufführung wurde sofort der Wunsch laut nach Wiederholung, gewiß das sicherste Zeichen, das sie aufs Beste gelungen war. Groß war der pekuniäre Erfolg, aber noch größer der, den die Dar stellung erzielte. Mit Begeisterung lösten die Kinder ihre ost schwere Aufgabe, so daß der Veranstalter, welcher in seinem Vorhaben von mehreren Damen des Orte; die kräftigste Unterstützung gefunden, mit Stolz auf sein Werk zurückblicken kann. Gesänge und Deklamationen kamen äußerst korrekt und erakt zum Vortrage. Der wiederholt gespendeten Anerkennung möge auch an dieser Stelle mit dem innigsten Danke für die gehabte Mühe Ausdruck ver liehen werden. Darum „Glück auf" zur zweiten Aus führung. Dresden. Ueber der Weihnachtsfeier im königlichen Hause lag diesmal ein trüber Schatten, doch wichen die Angehörigen der königlichen Familie nicht von dem alten Brauche, in den Weihnachtstagen bedürftigen Mit menschen wohlzuthun und deckten daher zahlreichen armen Familien den Weihnachtstisch. — Die Kronprinzessin soll nach einer Depesche aus Genf ihren dortigen Anwalt, den Altbundesrath Lachenal, zu folgender Erklärung ermächtigt haben: Sie sei entschlossen, die eheliche Gemeinschaft nicht wieder auf zunehmen und werde vor Lösung der jetzigen Schwierig keiten, betreffend die Auslösung der Ehe, weder nach Deutschland noch nach Oesterreich zurückkehren, da sie überzeugt sei, daß man sie, wenn sie zurückkehre, für geistig gestört ausgeben würde, um sie in einem Irren haus zu interniren. Sie sei glücklich, sich unter dem Schutz der schweizerischen Gesetz« zu wissen. Erzherzog Josef Ferdinand ist nach der Schweiz gekommen, um die Sparkasse zu Dippoldiswalde. Die am 31. Dezember d. I. fälligen Kapitalzinsen werden im Laufe des Monat Januar 1903 im Sparkassenzimmer jeden Wochentag Vormittags 9 bis 12 Uhr und Nachmittags 2 bis 4 Uhr in Empfang genommen. Einlagen und Rückzahlungen werden an jedem Wochentage zu obgedachter Zeit und Sonntags Nachmittags 2 bis 4 Uhr erpedirt. Geschlossen ist die Kasse nur am Neujahrstage. Dippoldiswalde, am 23. Dezember 1902. Der Stadtrath. Voigt. MmmM uf Sie nehmen alle kaiserlichen Postanstalten, Briefträger, unsere Zeitungsboten und die unterzeichnete Expedition entgegen. Inserate werden in unserer Expedition und in allen unseren Annoncen-Annahmestellen angenommen und finden die weitgehendste Verbreitung. M UMm In.LchkchWW". Zur Frage der Reform der Cisenliahn- personentarife. Die schon seit längerer Zeit schwebende Frage einer Neugestaltung und Vereinfachung der Personentarife auf den deutschen Eisenbahnen hat durch die Initiative der sächsischen Regierung eine neue Belebung erfahren, was man sich in den leitenden Dresdner Kreisen zweifellos zum Verdienst anrechnen darf. Denn immer dringender erhebt sich in Deutschland das Verlangen nach einer gründlichen und zeitgemäßen Reform unserer Eisenbahn personentarife, da nun einmal die zweifellos beste Lösung der Krisis in den deutschen Eisenbahnverhältnissen, die Vereinheitlichung der deutschen Bahnen, einstweilen keine Aussicht auf baldige Verwirklichung besitzt. Um so be rechtigter erscheint daher der sich in immer weiteren Kreisen des Publikums äußernde Wunsch, wenigstens eine zweckmäßige Reform der Personentarife endlich durch geführt zu sehen an Stelle des bisherigen planlosen Experimentirens auf diesem Gebiete; muß doch auch die vom ehemaligen preußischen Eisenbahnminister v. Thielen geschaffene Einrichtung der 4b tägigen Rücksahrtkarte füglich nur als eine halbe Maßregel gelten. Nunmehr hat sich die sächsische Regierung entschlossen, nicht nur mit «iner Reihe positiver Vorschläge bezüglich einer Personen- tarifreform an die übrigen Bundesregierungen heran- zutreten, sondern auch diese'Vorschläge praktisch innerhalb des Gebiets der sächsischen Staatsbahnvcrwaltung zu ver wirklichen und zwar wahrscheinlich schon vom 1. Januar 1904 ab. Was nun die Hauptpunkte der umfangreichen Denkschrift über die Neuregulirung des Personentarifs auf den sächsischen Staatsbahnen anbelangt, welche zunächst dem sächsischen Eisenbahnrathe unterbreitet worden ist, so «rgiebt sich Folgendes: Rückfahrkarten wird es im sächsischen Binnenverkehr künftig nicht mehr geben. Gleich zeitig werden in letzterem mit den Fahrkarten für die Hinfahrt besonders gekennzeichnete, nur am Lösungstage für die Rückfahrt gütige Fahrkarten ausgegeben. Die Einheitspreise für Personenzugsfahrkarten werden auf T Pfg. in erster, auf 4,5 Pfg. in zweiter, auf 3 Pfg. in dritter und auf 2 Pfg. in vierter Klasse pro Kilometer festgesetzt, bei Benutzung von Schnellzügen ist ein Zu schlag von 1 Pfg. pro Kilometer zu zahlen. Freigepäck wird bis auf Weiteres noch fortgewährt. In Wegfall Lammen die bisherigen Preisermäßigungen für Gesell- fchaftskarten und für zusammengestellte Fahrscheinhefte, ferner die Arbeitermanatskarten, die Arbeiterrückfahrkarten, die festen Rundreisekarten und die Sonntagsfahrkarten. Bestehen bleiben die Preisermäßigungen z. B. für Kinder, für Ausflüge zu wissenschaftlichen und belehrenden Zwecken, für Schulfahrten und Ferienkolonien u. s. w., sowie die Monatskarten. Die sächsische Regierung ver- !spricht sich, wie aus der erwähnten Denkschrift erhellt, er hebliche Vortheile sür die Eisenbahnverwaltung wie für das reisende Publikum, außerdem jedoch aus der ge planten Neuregelung der Personentarifpreise eine Er höhung der Eisenbahneinnahmen und Verkehroermehrung. Inwiefern diese Erwartungen in Erfüllung gehen werden, das kann allerdings die sächsische Eisenbahntarifreform erst nach ibrer Verwirklichung zeigen; jedenfalls kann man sich Bedenken gegenüber verschiedenen der vor geschlagenen Neuerungen nicht entschlagen, speziell was die künftige Hin- und Rückfahrt in Schnellzügen anbelangt, s MHeritz-Mung Anzeiger sür Dippoldiswalde und Umgegend Amtsölatt für die Königliche MüstMpLmannschafL, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Aedarteur: Paul Jehne. - Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Mit land- und hauswirthfchaftlicher Monats-Beilage. Mit achtfeitigem „Nlustrirten Unterhaltungsblatt". 68. Jahrgang. Dienstag, den 30. Dezember 1902. Nr. 148. Die „Weiherid-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird an den vorhergehen- denAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg-, zweimonatlich S4 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. - Alle Postan stalten, Postboten, sowie unsere Agenten nehmen Bestellungen an. Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage de» Blattes eine sehr wirk same Verbreitung fitlde«, werden mit 12Pfg., solche aus unserer Amtshaupt mannschaft mit 10 Pfg. die Spaltzeile oder deren Nanni berechnet. — Ta bellarische undcomplicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. Einge sandt, im redactionellen Theile, dl- Spaltenzetl« 20 Pfg.