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20 Pfg. unsere Agenten nehmen Bestellungen au. 68. Jahrgang. Donnerstag, den 27. November 1902 Nr. 13S. 'ß.- Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage de» Blatte« eine sehr wirk same Verbreitung sinder. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die zu der morgen Donnerstag stattfindenden Stadtverordneten-Ergänzungswahl ausge gebene Wahlliste weist »73 unangesessene (gegen 172 im Vorjahre) und 216 (216) angesessene Bürger auf. Sicherlich ist die Stadtverordnetenwahl für die Bürgerschaft einer Stadt die wichtigste, sollen doch die hierzu Ausersehenen und Gewählten nach Kräften für das Wohl dei selben sorgen. Gerade in der jetzigen Zeit des wirthschaftlichen Niederganges ist es doppelt nöthig, das; nur wirklich tüchtige und erfahrene Männer hierzu berufen werden. Daher sollte jeder Bürger von diesem seinem vornehmsten Rechte Gebrauch machen und die kleine Mühe nicht scheuen, seine Stimme der Urne zu übergeben, denn je größer die Stimmenmehrheit eines Kandidaten, um so lieber und freudiger wird er seine Kräfte dem Allgemeinwohle widmen und der Stadt Bestes fördern helfen. Darum: Alle auf zur Wahl! — Infolge eines vom Lehrer-Kollegium der Stadt schule an den Schulausschutz gelangten Gesuchs um Auf hebung der in der hiesigen Schulordnung enthaltenen Be stimmung, datz aller 3 Jahre ein von allen Schülern ge meinsam zu feierndes Schulfest abgehalten werde, haben Lie städtischen Kollegien, denen dieses Gesuch von, Schul- ousschuß besürwortend überwiesen worden war, beschlossen, mit Rücksicht auf den bereits angesammelten Fonds im Jahre 1903 zwar noch das Schulfest abzuhalten, in den Jahren 1904 und 1905 aber versuchsweise Schüler-Aus- Mge zu veranstalten. Begründet wird das Gesuch um Aufhebung der Schulfeste damit, datz die wochenlangcn Vorbereitungen, welche derarlige Feste erfordern, die ge- sammte Schularbeit nicht unwesentlich benachtheiligen und die Schulfeste sich erfahrungsgemätz auch für die Erziehung nachtheilig erweisen, sodatz neuere Pädagogen an Stelle derselben Klassenspaziergänge und Klassenausflüge zu Unter richtszwecken empfohlen haben, die das Kind nicht nur leiblich stärken und erfrischen, sondern auch geistig anregen und befriedigen und den Unterricht fördern und befestigen. Dieser Rath ist nun auch von einer Reihe sächsischer Städte rind Dörfer bereits befolgt worden und hat auch die hiesigen städtischen Kollegien bestimmt, Versuche nach dieser Nichtung zu machen. — Aus die vom hiesigen Gewerbeverein eingereichte Petition gegen den vom deutsch-nationalen Handlungs- gehilfen-Verbande beantragten 2 Uhr-Ladenschluß an Sonn- tagen hat die Kreishauptmannschast Dresden mitgetheilt, das das König!. Ministerium des Innern nicht die Ab sicht hat, gegenwärtig unterschiedslos einen allgemeinen Ladenschluß um 2 Uhr an Sonn- und Feiertagen durch zuführen. Schmiedeberg. Hier wurde am vergangenen Buß tage Nachmittags ein sorgfältig gekleideter unbekannter Mann in den sechziger Jahren erhängt aufgefunden und in die Todtenhalle gebracht. Es stellte sich später heraus, daß es ein in Gera wohnhafter Maurer war, der zuletzt in Dresden gearbeitet hatte. Was den Aermsten in den Tod getrieben hat, ist nicht bekannt geworden. Er wurde am Todtensonntage im Beisein seiner aus Gera herbei geeilten Ehefrau auf dem hiesigen Friedhöfe beerdigt. Ruppendorf. Auf die Ruhe und Stille des Todten- sonntags folgten in unserm Dörfchen Montag früh V28 Uhr laute Feuerrufe. Es brannten Maschinenhaus, Werk stätte und Wohnhaus des Herrn Kistenfabrikant Moritz Scheumann in hiesiger Aue vollständig nieder. Schnell herbeigeeilter Hilfe gelang es, das Vieh und das meiste Mobihar zu retten. Bei den Gebäuden aber war die U 'N. s Aj für das Hektoliter aller anderen Sorten 60 Pf. Erfolgt der Bierverkauf in Flaschen, so sind 100 Literflaschen oder 200 Halbliterflaschen einem Hektoliter gleich zu rechnen." Diese Steuersätze sind sehr niedrig, denn auf >/2 Liter Einfach würde ein Zehntel Pfennig und auf V2 Liter anderen Bieres drei Zehntel Pfennig als Steuer entfallen. Demnach ist eine Erhöhung des Bierpreises unter keinen Umständen zu befürchten. Ist doch auch in den Nachbar orten Laubegast, Bühlau, Rochwitz, Weitzig u. a., die die Biersteuer schon haben, das Bier nicht theurer geworden. Stolpen. Von dem früheren Pächter des vormaligen Kammergutes Rennersdorf, Amtsverwalter Böhme, sind der hiesigen Kirchengemeinde 6000 M. als Geschenk zum Parentationshallenbaufond unter der Bedingung in Aus sicht gestellt worden, datz mit dem Bau alsbald begonnen wird- Chemnitz. Der zukünftige vom Architekten Jacob Berns-Remscheid zu erbauende Bismarck-Thurm bei Chemnitz wird folgendes Gesammtbild geben: Auf einer Terrasse erhebt sich der Thurm, umgeben von einem 4,50 ro hohen Unterbau, der als Umgang liegen bleibt, in ein fachen romanisirenden Formen. Ueber eine breite Frei treppe, von zwei in Relief behandelten Löwen als Be schützer des Reichs- und des Bismarckschen Wappen be wacht, gelangt man zu dem Eingang, der durch ein mit Bronzeplatten und Bändern benageltes Thor in das Innere und von dort zunächst auf den erwähnten Um gang führt. Dann folgen vier gleiche, je 4,25 m hohe Geschosse, deren letztes der Aussichtsumgang ist und dessen Fußboden 23,50 m über Terrain liegt. Ein weiteres 4,25 m hohes Geschoß ist dann unmittelbar unter dem Feuerbecken gelegen und ebenfalls noch zu Aussichtszwecken zu benutzen. Das Feuerbecken selbst ist durch eine ähnlich den Mannlöchern verschließbare Luke zugänglich. Unter der Brüstung des Aussichtsplateaus sind Wappen (Bis marck, Chemnitz, Sachsen, Reich) gedacht und das obere Band mit den Worten „Bismarck, dem eisernen Kanzler, gewidmet" in großen, einfachen Lettern umzogen. Vier Feuerwesen umgeben oben das Becken nach den vier Himmelsrichtungen ausschauend und von einem Zacken- kränze überragt. Die Flamme (Feuerung System Dahl hausen a. d. Ruhr) entsendet weder Funken noch Flugfeurr und schlägt 7—8 m hoch. Bei einer Brenndauer von 2 Stunden werden ca. 1000 lc^ Benzol verbrannt. Chemnitz. Die Häupter des sogenannten „Eppendorfer Verschönerungsvereins", einer Brandstifterbande, die in den letzten 10 Jahren gegen Bezahlung im Erzgebirge eine große Anzahl von Bränden legte, sind von dem hiesigen Schwurgerichte vcrurtheilt worden und zwar der Spielwaarenarbeiter Franz Oswald Weber aus Eppendorf unter Einrechnung einer ihm vom Schwurgericht Freiberg im November v. I. zuerkannten 8jährigen Zuchthausstrafe nunmehr zu 14 Jahren Zuchthaus und der mitangeklagte Holzdrechsler Ernst Bruno Glöckner ebendaher zu 10 Jahren Zuchthaus, sowie beide zu je 10 Jahren Ehrverlust. Die Angeklagten hatten gemeinschaftlich nach einem ergebnitz losen Versuch am 19. Mai 1895 in Großwaltersdorf eine Scheune niedergebrannt und am 31. Oktober 1897 dar Gebäude der Filiale der Eppendorfer Industrie-Gesell schaft eingeäschert. Durch Redereien bei Zechgelagen und besonders durch ein offenes Geständniß, das Weber nach seiner neuerlichen Verurtheilung im Zuchthause ablegte, kamen die Verbrechen an den Tag. Aue. Das hiesige Wasserwerk erbrachte im vorigen Jahre einen Reingewinn von 9046 M-, die Gasanstalt nach Abschreibungen in Höhe von 116I0M. einen solchen von 23000 M. Die „Weiheritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und Hilse vergebens, da es am nöthigen Wasser fehlte. Von den Spritzen der Gemeinden Ruppendorf, Beerwalde und Borlas, sowie der Freiw. Feuerwehren zu Höckendorf und Reichstädt, die mit anerkennenswerther Schnelligkeit erschienen, konnten wegen Wassermangel nur die beiden ersten in nennenswerthe Thätigkeit treten. Der günstigen Windrichtung und der harten Bedachung des Brand objekts ist es zu verdanken, daß sich das Feuer nicht weiter verbreitete. Einige Strohdächer befanden sich in gefährlicher Nähe. Der Kalamitose, der stütz ahnungslos von zu Hause weggesahren war und bei der Heimkehr nur einen rauchenden Trümmerhaufen vorfand, hat zwar versichert, doch erwächst ihm immerhin großer Schaden. Die bedauernswerthe Familie fand liebevolle Aufnahme bei Herrn Vorwerksbesitzer Göbel. Die Ursache des Bran des dürfte in einem verhängnißvollen Vorkommniß im Motorraume liegen. Reinhardtsgrimma, 25. Nov. Heute Nachmittag in der zweiten Stunde war das zur Verhütung des Ein frierens über die Radstube der hiesigen Mittelmühle ge breitete Deckmaterial in Brand gerathen, und es wäre höchstwahrscheinlich das erst im vorigen Jahre aus der Asche neu aufgebaute schöne Gebäude abermals ein Raub der Flammen geworden, wenn nicht mit der Spritze so fort herbeigeeilte Ortsbewohner das Feuer noch recht zeitig gelöscht hätten. Den Besitzer trifft keine Schuld, da er an diesem Tage gar nicht zu Hause war. Der Mühlknappe hatte, um das eingefrorene Wasserrad ctuf- zuthauen, unten in der Radstube Feuer angemacht, das selbe vermuthlich jedoch nicht genügend beaufsichtigt, so daß die auflodernde Flamme das darüberlagernde Stroh erreicht hatte. — Heute Abend brannte zur großen Freude der Stromabnehmer das elektrische Licht nach zweiwöchiger Pause zum erstenmal wieder. Die Reparatur eines De fektes in der Kesselheizung, sowie die Ausstellung einer Reserve-Dynamomaschine hatten eine so lange Unterbrechung nothwendig gemacht. Glashütte. An dem am Montag abgehaltenen Stiftungsfeste des Handwerkervereins war eine zahlreiche Betheiligung,' auch eine Anzahl Gäste waren erschienen. Von allgemeiner Tafel war dies Jahr abgesehen worden, dafür waren jedoch Genüsse sür Auge und Ohr geboten. Diese bestanden in Grammophonvorträgen, Männerchören der Sängervereinigung rc. 3 Mitgliedern wurden aus An laß der 25jährigen treuen Mitgliedschaft Diplome überreicht. Dem Tanze wurde alsdann in ausgiebigster Weise ge huldigt. Dresden. Das Königliche Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts hat der Gewerbekammer zu Dresden eröffnet, daß die Einführung der neuesten Recht schreibung in den Schulen für Ostern 1903 angeordnet worden ist, daß dem Unterricht in der Rechtschreibung das im Auftrage der höchsten Schulbehörde herausgegebene Regelbuch zu Grunde zu legen, daß aber für die übrigen bereits eingeführten und im Gebrauche befindlichen Schul bücher eine Uebergangsfrist von fünf Jahren, bis Ostern 1908, zu gewähren ist mit Ausnahme der Fibeln, die nach Vornahme der erforderlichen Aenderungcn nur noch bis Ostern 1904 benutzt werden dürfen. Loschwltz. Um das im nächstjährigen Hausholtplane voraussichtlich entstehende Defizit ohne merkliche Belastung unserer Steuerzahler zu decken, plant man die Einführung einer Biersteuer. Aus dem bereits ausgearbeiteten Ent wurf heben wir folgende Bestimmungen hervor: „Die Biersteuer beträgt für das Hektoliter einfaches Bier 20 Pf., Mr-nIwortUch« M-d-ckur: Mui Irlgw. - Druck und V-rl-g »°u Carl Jelin- in MNN-Wi-wald MI. „WE-M«. ««HENN,-blatt". Mtt lnnb. nnd hE-wttMch°ft«*«RE^ Mßmtz-Mtmg Anzeiger sür Dippoldiswalde und Umgegend. Amtsblatt für die Königliche MüshaupimamMft, das Königliche Amtsgericht und den Sladlrath zu Jippoldiswald«. 84 Pfg, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. - Alle Postan- stallen, Postboten, sowie werden inlt 12Psg., solche aus unserer Amtshauvt- mannschaft mit 10 Pfg. die Spaltzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirtc Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. - Einge sandt, im redactionellen Theile, di- Spaltenzeil« wird an den vorhergehen. venAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich l M. 25 Pfg., zweimonatlich Schmückung der Häuser und Straßen, namentlich des Kirchplatzes und des Marktes sowie durch Illumination am Abend zur Verschönerung des Festes beitragen zu wolle«. Divvoldiswalde, am 17. November 1902. Der Stadtrath. Voigt. Oeffeatliche Einladung. Die feierliche Enthüllung und Weihe des von dem verstorbenen Herrn Privatus Friedrich Wilhelm Biedermann und dessen Ehegattin, Frau Henriette verw. Biedermann, geb. Naumann, hier gestifteten L.ulkvi'-llenlemsks soll Dienstag, den 2. Dezember dieses Jahres, stattfinden. Um dieser Feier und dem Tage, an welchem die Stadt bezw. die Parochie Dippoldiswalde ein Denkmal des großen Reformators erhalten wird, ein besonders würdiges Gepräge zu verleihen, ersuchen wir die gesammte Bewohnerschaft der Stadt und der eingepfarrten Gemeinden hierdurch an diesem Akte und den dabei geplanten festlichen Veranstaltungen (s. Festordnung) recht zahlreich theilzunehmen. Insbesondere werden die geehrten Jungfrauen gebeten, das Fest durch ihre Theil- «ahme ebenfalls auszeichnen und deshalb sich wegen einer Vorbesprechung Donnerstag, den 27. November d. I., Abends 8 Ahr, in der gr0880ll 8»Llstubv äv8 kLtdd»U8v8 gefl. einfinden zu wollen. Gleichzeitig richten wir an die hiesige Einwohnerschaft die weitere Bitte, auch durch Festordnnng: 10 Uhr 30 Min. Borm.: Versammlung zum Stellen des Festzuges auf dem Markt» platze bezw. im Rathhaus. 11 — 12 Uhr Vorm.: Enthüllung und Weihe des Denkmals auf dem Kirchplatze. 12 Uhr 30 Min. Mittags: Gemeinschaftliches Frühstück im Rathhaussaal. Gedeck 1.50 M., (Anmeldungen hierzu bittet man bis 28. November durch Einzeichnung in die im Rathskeller ausliegende Liste oder durch Postkarte zu bewirken.) 7 Uhr Abends: Illumination des Denkmals und dessen Umgebung.