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Mtißmtz-Mlmg Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Die „Weiheritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei- i.ml: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird an den vorhergehen- denMenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie unsere Agenten nehmen Bestellungen an. Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage de» Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finde«, werden mit 12 Pfg., solche aus unserer Amtshaupt- Mannschaft mit 10 Pfg. die Spaltzeile oder deren Naum berechnet. — Ta bellarische undcomplicirtc Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redactionellen Theile, di» Spaltenzetle 2« Pfg. Amtsblatt für die Königliche Amtsyauptmannschast, das Königliche Amtsgericht und den StadtraH z« Dippoldiswalde. w-r-nln>orllich-r Md-ri-ur- Paul I-Hne. - »ruck Md »erlag UM Carl Irhnr in Dippoldiswaldc. Ml -Al-Mg.» „Minimum Nxteq-ItMg-dl-tt". MU land, und km-mIEch-ftllch« M-n-l-.B-Il-ge. Nr. 137^ Dienstag, den 2. Dezember 1902. 68. Jahrgang. MoNMAls g»f die „Ktikmtz-Aitlliii!" nehmen alle kaiserlichen Postanstalten, Briefträger, unsere Zeitungsboten und die unterzeichnete Expedition entgegen. Inserate werden in unserer Expedition und in allen unseren Annoncen-Annahmestellen angenommen und finden die weitgehendste Verbreitung. M Milm kr „MmkOilms". Die Mahnworte -es Kaisers gegen die soziale nnd politische Brunnenvergiftnng in Deutschland. Die entsetzliche Thatsache, daß der verstorbene Fried rich Alfred Krupp, ein König auf dem Gebiete der Stahl industrie und der Wafsenerzeugung, dessen Leistungen den deutschen Namen weltberümt machen halsen, und zugleich ein edler Menschenfreund, der in großartiger Weise für das Wohl seiner Beamten und Arbeiter sorgte, wahr scheinlich das Opfer einer schändlichen Verleumdung ge worden ist, die in gemeiner Weise in Italien entstand und von sozialdemokratischen Blättern in Deutschland in frevelhafter Weise an die große Glocke gehängt wurde, hat den Kaiser Wilhelm veranlaßt, in einer Rede, die er kurz vor seiner Abreise von Essen, wo er den Trauer feierlichkeiten zu Ehren des verewigten Friedrich Alsred Krupp am 26. November beigewohnt hatte, in einem Wartesaale des Essener Bahnhofes an das Direktorium der Kruppschen Werke und an die Vertreter der Krupp schen Arbeiter gerichtet hat, der schändlichen Art entgegen- zntreten, wie von gewisser Seite die Ehrabschneiderei ge trieben wird, um das Hochstehende zu stürzen und soziale und politische Brunnenvergiftung zu treiben. Der Kaiser bezeichnete in seiner impulsiven Art eine solche That ge radezu als Mord, denn es bestehe kein Unterschied zwischen demjenigen, der den Gisttrank mische und kredenze, und demjenigen, der aus dem sicheren Verstecke seines Redak- tionsbureaus mit den Giftpfeilen seiner Verleumdungen einen Mitmenschen um seinen ehrlichen Namen bringe nnd ihn durch die dadurch hervorgerusenen Scelenqualen tödte. An die Vertreter der Kruppschen Arbeiter gewandt, sagte der Kaiser dann noch mit erhobener Stimme, daß sie in Dankbarkeit immer an ihren Arbeitgeber gehangen hätten, sie, durch deren Hände Werk er den deutschen 'Rainen mit Stolz im Auslande verherrlicht gesehen habe. Aber Männer, die Führer der deutschen Arbeiter sein wollten, hätten ihnen ihren theueren Herrn geraubt. An ihnen sei es nun auch, die Ehre ihres Herrn zu schirmen und sein Andenken vor Verunglimpfungen zu schützen. Der Kaiser vertraue darauf, daß die Kruppschen Arbeiter dazu die rechten Wege finden würden und der deutschen Arbeiterschaft klar und fühlbar machten, daß weiter Be ziehungen und Gemeinschaften der Arbeiter zu den Ur hebern dieser schändlichen That für jeden braven deutschen Arbeiter ausgeschlossen seien. Der Kaiser hege auch über haupt das Vertrauen zu den deutschen Arbeitern, daß sie sich der vollen Schwere dieses Augenblickes bewußt seien und als deutsche Männer die Lösung dieser schweren Frage sinden würden. Diese Mahnworte des Kaisers find in dreifacher Hinsicht von großer Bedeutung. Sie beweisen zunächst unwiderleglich, daß der Kaiser während seines Aufenthaltes in Essen aus der Umgebung und von den Aerzten des verewigten Friedrich Alfred Krupp die Ueberzeugung gewonnen haben muß, daß die schändlichen Verleumdungen bei dem Herzkranken Krupp die Schlag anfälle hervorgerufen haben, sie beweisen ferner, daß der Kaiser in solchen frevelhaften Vorgängen eine Schändung des ehrlichen deutschen Namens erblickt, und daß er schließlich drittens diese von gewissenlosen Parteigängern ausgeübte soziale und politische Brunnenvergiftung als «ine öffentliche Gefahr von jedem braven deutschen Manne bekämpft wissen will. Jeder echte deutsche Mann wird der Mahnung des Kaisers Folge leisten, denn jede Ver leumdung des Nächsten ist nicht nur an sich schon eine gemeine That, sondern ist auch dazu angethan, plan- mäßig betrieben, im privaten und öffentlichen Leben großes Unheil anzurichten, wie der Fall Krupp in ebenso schändlicher als beschämender Art beweist. (Hoffentlich werden die Urheber und Verbreiter der schändlichen Ver leumdung auch ihre gesetzliche Strafe empfangen.) Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkasse wurden üm Monat November d. I. 60 l Einzahlungen im Be trage von 56 529 Mk. 93 Pf. geleistet, dagegen erfolgten 282 Rückzahlungen im Betrage von 35 961 Mk. 79 Pf. Ueberhaupt sind in der Zeit vom 1. Januar bis 30. No vember d. I. 611 372 Mk. 39 Pf. Einlagen in 8988 Posten, 106295 Mk. — Pf. Kapital-Rückzahlungen, 181649 Mk. 56 Pf. Zinsen, 16500 Mk. — Pf. für Werthpapiere, 20 000 Mk. — Pf. Bankrückzahlungen, 220 Mk. 80 Pf. Insgemein 936037 Mk. 75 Pf. in Sa. vereinnahmt, dagegen 625821 Mk. 86 Pf. Rückzahlungen in 4754 Posten, 2 394 Mk. 23 Pf. Zinsen an die Einleger, 250 250 Mk. — Pf- Kapital-Ausleihungen, 7 292 Mk. 25 Pf. für Werthpapiere, 40 660 Mk. — Pf. Bankeinlagen, 43 000 Mk. — Pf- abgelieferte Ueberschüsje und 4 599 Mk. 65 Pf. Verwaltungsaufwand 974 017 Mk. 99 Pf. in Sa. verausgabt worden. — Zu der am morgenden Dienstag hier stattfinden den Enthüllungsfeierlichkeit des Luther-Denkmales ist eine allgemeine Betheiligung der Bewohnerschaft er wünscht und bitten wir deshalb auch an dieser Stelle um zahlreiche Theilnahme. — Geschäftsbericht des Vorschußvereins für Dippoldis walde u. Umg. (e. G. m. b. H.) für Monat November cr. Einnahme: 150 Mk. Geschäftsanlheile, 4 Mk. Aufgeld, 2357 Mk. Spareinlagen, 10593 Mk. zurückgezahlte Vor schüsse, 201 Mk. Provision, 777 Mk. Zinsen. — Aus gabe: 8525 Mk. Vorschüsse, 4800 Mk. Bankeinlage, 4071 Spareinlage zurück, 66 Mk. Dividende. — Um seinem Ziele, die Geflügelzucht zu heben und zu fördern, immer näher zu kommen, wird der hiesige Geflügelzüchterverein auch im nächsten Jahre, und zwar vom 6. bis mit 8. März, eine Ausstellung, verbunden mit Verloosung, veranstalten. — Um in der jetzigen, wirthschaftlich immer noch ungünstigen Zeit die öffentlichen Vergnügungen hier nicht mit zu vermehren, beschloß der Turnrath von einem so genannten Turnerkonzert in diesem Winter abzusehen, dafür aber den Turnabenden mehr Pslegc angedeihen zu lassen. Diesem Beschlusse nachkommend, fand am Sonnabend Vortrag über „Größe und Wachsthum der Menschen", gehalten von Herrn Lehrer Eidner, s att. — Die Sitte, Weihnachtsstollen zu backen, ist uralt und in Sachsen um das Jahr 1400 entstanden. In jener Zeit suchte man in den verschiedenen Formen der Backwerke kirchliche Erinnerungen wiederzugeben. So sollten beispielsweise die Pfannkuchen den Schwamm dar stellen, mit dem der Heiland am Kreuze getränkt wurve, und die Brezel die Fessel, die der Herr tragen mußte. Der Stollen ist in seiner Form nichts anderes, als eine Versinnbildlichung des Christkindes. Früher war nament lich die Stadt Siebenlehn durch ihre Stollen berühmt. Die dortigen Bäcker verschickten ihre Vackwaaren weithin. Deshalb geriethen sie 1615 mit den Meißner Bäckern in ernsten Streit, weil diese nicht dulden wollten, daß das Siebenlehner Gebäck nach Meißen gebracht werde. Die Dresdner Bäcker beschwerten sich 1663 ebenfalls darüber, daß die Bäcker zu Siebenlehn große Fuder Backwerk nach Dresden brächten. Die Zubereitung der Stollen mag zu jener Zeit freilich eine andere gewesen sein als jetzt. Bis zum Jahre 1447 durfte man, wenn gerade die Fasten zeit war, zum Backwerk keine Butter nehmen. Da nun dem Weihnachtsfeste das große Adventsfasten vorausging, konnte man des Vutterverbots wegen zum Stollenbacken nur Oel benutzen. Das war sehr unbequem und das Gebäck mochte nicht allzu fein schmecken. Darum wendeten sich Kurfürst Ernst und sein Bruder, Herzog Albrecht, an den Papst mit der Bitte um Aushebung des Verbots. Dieses geschah. Später — ums Jahr 1491 — dursten auch andere ihr Gebäck mit Butter mengen. Allerdings war an diese Erlaubnis; von, Papste die Bedingung ge knüpft, den zwanzigsten Theil eines Goldgüldens zum Freiberger Dombau jährlich zu entrichten. Als Sachsen evangelisch wurde, fiel das Verbot selbstverständlich weg. Reichstädt. Vergangenen Mittwoch feierte hier im oberen Gasthofe die Arbeiterschaft der Rittergüter Berreuth und Reichstädt ein von ihrem Arbeitsgeber, Herrn Baron von Perglas auf Berreuth veranstaltetes Erntefest. Nach dem die Reichstädter Arbeiter und Arbeiterinnen sich nach Berreuth begaben hatten, um sich hier im Rittergutshofe mit ihren Arbeitsgenossen aus Berreuth zu versammeln, gings dann unter den Klängen der Dippoldiswaldaer Stadtkapelle den weiten Weg hinan zum Körnerschen Gasthofe, wo sich bald bei den Klängen lustiger Tanz weisen und unter Darbietung verschiedener leiblicher Ge nüsse ein reges fröhliches Leben entfaltete. Dresden. Ihre Betheiligung an der nächstjährigen Deutschen Städte-Ausstellung in Dresden haben 125 deutsche Städte mit einer Gesammteinwohnerzahl von mehr als 13 Millionen zugesagt. Zur Unterbringung einzelner Gruppen müssen, da die Räume des umfangreichen Aus stellungspalastes sich als unzureichend erwiesen, ausgedehnte Aushilfshallen errichtet werden. Auch über 300 Gewerbe treibende haben bereits ihre Betheiligung an der Aus stellung zugesagt. Die Eröffnung der Ausstellung findet am 20. Mai 1903 statt. Zur Eröffnung sollen auch die Vertreter der bedeutendsten Städte des Auslandes ein ge laden werden. — Mit der bekanntlich vom letzten Landtage in An regung gebrachten Reform der Gemeindesteuern hängt wahrscheinlich eine von der Regierung angeordnete Statistik der Gemeindesteuern zusammen. Sämmtliche Gemeinden des Königsreiches sind aufgefordert, über die Höhe der aufgebrachten Steuerbeträge, ebenso über die Verwendung derselben und über die Steuerquellen ein gehende Mittheilungen zu machen. Die Bearbeitung dieses umfangreichen Materials wird für die sächsische Statistik keine leichte Aufgabe sein. Die Bearbeitung wird auch verhältnißmüßig schnell erfolgen müssen, da die Regierung jedenfalls schon geraume Zeit vor dem Zusammentritt des nächsten Landtages das Ergebniß kennen lernen will. — Oekonomische Gesellschaft im Königreich Sachsen. Uebere „Neuere Anschauungen und Erfahrungen über die Anwendung und Wirkung der künnstlichen Düngemittel" wird Herr Professor vr. Steglich-Dresden in der von der Oekonomischen Gesellschaft im Königreich Sachsen für Freitag, den 5. Dezember d. I. Nachmittags 4 Uhr in der deutschen Schänke zu den „Drei Raben", Dresden-A., Marienstraße, im weißen Saale angesetzten Gesellschafts-Versammlung einen Vortrag halten. Hierzu haben auch Nichtmitglieder kostenlosen Zutritt. Freiberg, 28. Nov. Ziemlich großer Material schaden ist heute auf dem hiesigen Bahnhofe infolge eines Unfalles, herbeigeführt durch falsche Weichenstellung, verursacht worden. Vom Nangirberge war eine Gruppe von 5 Wagen abgelassen worden, welche, wahrscheinlich infolge Mißverständnisses des Weichenstellers, auf ein fal sches Gleis liefen und auf die dort stehenden Wagen auf fuhren. Sämmtliche, meist fremde Wagen, wurden durch Anprall beschädigt, bei einem der Wagen wurde das Ladegut herausgeworfen. Einem Wagcnrücker, der in Gefahr schwebte, bei dem Anprall zu verunglücken, gelang es noch rechtzeitig abzuspringen. Bautzen. Eine große Rohheit ist Nachts auf der Eeorgstraße dadurch verübt worden, daß 16 Stück vor noch nicht langer Zeit angepflanzte Straßenbäume umge brochen worden sind. Der Frevel ist aller Wahrscheinlich keit nach in den frühen Morgenstunden verübt worden. Tagesgeschichte. - Berlin, 29. Nov. Bei Besprechung der gestrigen Reichstags sitzung konstatiren die Blätter, daß gestern zum ersten Mal seit dem 31 jährigen Bestehen des Reichs tags die Sitzung infolge der Lärmszenen vom Präsidenten zeitweise unterbrochen werden mußte, und geben der Hoffnung Ausdruck, daß dieses Vorkommniß im Interesse der Würde und des Ansehens des Parlaments vereinzelt bleiben möge. — Die „Kreuzzeitung" schließt einen Artikel über die Vorgänge in der gestrigen Reichstagssitzung mit folgenden Worten: Nach unserer Auffassung stehen wir jetzt vor einem Wendepunkte unseres Verfassungslebens. Siegt die Obstruktion, so ist dies der Verbote der Revolu tion; denn dann zeigt die große Mehrheit des Reichs tages, daß sie einer lärmenden Minderheit das Feld räumt. Eine kurze Spanne Zeit wird genügen, um er kennen zu lassen, ob die maßgebenden Faktoren im Deutschen Reiche im Stande sind, der Revolution vorzu beugen. — Die Verständigung über die Zolltarifvorlage ist nach der Versicherung der „Germania" auf folgender Basis angeblich jetzt vollzogen worden: Erhöhung des Zolles für Braugerste auf 4 Mk., Ausschluß der Mindest zölle für Weh und Fleisch, Herabsetzung gewisser In-