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Die „WeGeritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird an den vorhergehen- denWenden ausgegeben. Preis vierteljährlich l M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern lO Pfg. - Alle Postan- ftalten, Postboten, sowie unsere Agenten nehmen Bestellungen an. Wchmtz-Mung. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage de» Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 12Pfg., solche aus unserer Amtshaupt. Mannschaft mit 10 Pfg. die Spaltzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische undcomplicirt« Inserate mit entsprechen dem 'Aufschlag. — Linge- sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeilt 20 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Amlsyaupimannschast, das Königliche Amtsgericht nnd den Kadtrath zil Dippoldiswalde. Verantwortlicher Aedarleur: Paul Jelrue. - Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Alustrirten Anterhaltungedlatt". Mit land- und ha«-wirthschastlich-, Nr. 112. Dienstag, den 30. September 1902. 68. Jahrgang. Freitag M Sonnabend, den 17. und 18. Oktober 1902, werden die Geschäftsräume des unterzeichneten Amtsgerichts gereinigt; es können deshalb , an diesen beiden Tagen nur wirklich dringliche Geschäfte erledigt werden. Dippoldiswalde, am 25. September 1002. V. k. 3/02. Königliches Amtsgericht. Ist WmsskUnMWn intn MlM Die Kämpfe um den neuen deutschen Zolltarif sind geradezu herausgesagt in eine Art babylonische Verwirrung gerathen. Der Freund versteht den Freund nicht mehr, und Parteien und Interessengruppen, die zuiammenstehen und für ein gemeinsames Ziel kämpfen sollten, fangen an, aufeinander loszuschlagen. Oder wie soll man es sonst anders bezeichnen, daß die Partei der Landwirthe jetzt vielfach gegen jede Erhöhung der Jndustriezölle auftritt und in der „Kreuzzeitung" der Centralverband der deutschen Industriellen in erster Linie für das Scheitern des Zoll tarifs verantwortlich gemacht wird. Dazwischen erklingt ! der höhnische Ruf freihändlerischer Blätter, daß die Land wirthe ganz Recht hätten, gegen die Jndustriezölle zu ' kämpfen, nur hätten sie Unrecht, erhöhte Getreidezölle zu fordern und mühten nun auch gegen diese stimmen. Es bewährt sich eben dabei das alte Sprichwort, daß es kein größeres Gaudium für die dritte Partei giebt, als wenn zwei Parteien, die naturgemäß gemeinsame Interessen zu vertheidigen haben, sich zanken. Das größte Uebel in diesen unvernünftigen Kümpfen und Zänkereien befielst aber darin, daß die großen Gesichtspunkte in der gegen wärtigen Zollpolitik dadurch verloren gehen, und die In dustriellen und Landwirthe schließlich noch ganz und gar vergessen, daß sie gemeinsame Interessen in der Zollfrage wahrzunehmen haben. Die ungeheueren Erschütterungen der Preise für die meisten Waaren und die elende Kon junktur in der Geschäftslage kommt doch zumeist daher, daß der offene Weltmarkt heute für die einzelnen Länder Situationen geschaffen hat, die eine nationale Wirthschaft so gut wie unmöglich gemacht haben. Der sehr oft zu Tage tretenden Ueberschwemmung mit fremden Produkten auf dem einheimischen Markte steht dabei aber keines wegs ein leichtes Auslandsgeschäft zur Seite, denn fast alle Staaten erheben Schutzzölle und vielfach in solcher riesigen Höhe, daß die Zölle des deutschen Tarifs auch nach der Erhöhung noch lange nicht gleichen Schritt halten. Nur ganz verbohrte Freihandelsschwärmer sind da noch im Stande, die praktischen Konsequenzen nicht zu ziehen! Oder glauben die Freihändler etwa, daß Amerika und Rußland ihre hohen Zölle ermäßigen oder aufheben werden, wenn Deutschland zum Freihandel überginge? Es handelt sich in der gegenwärtigen wirthschaftspolitischen Krisis ja auch schon lange gar nicht mehr darum, den Streit darüber auszufechten, ob in der Schutzzollpolitik oder im Freihandel das wahre wirthschaftliche Heil zu er blicken ist; kein Land und keine Regierung kümmern sich ja noch um diesen Streit, sondern alle handeln nur noch nach dem rein praktischen Gesichtspunkte: Wie schütze ich meine eigene Produktion vor dem Ruine, mit dem sie von der kolossalen Auslandskonkurrenz bedroht wird. Und diese Erwägungen müßten doch naturgemäß und auch nach billigem Entgegenkommen die Landwirthschaft und In dustrie dazu führen, maaßvoll und zielbewußt ihre eigenen Interessen gemeinsam wahrzunehmen. Lokales und Sächsisches Dippoldiswalde. Es geht so sacht' an's Ab schiednehmen. Tausende von jungen Leuten ziehen nun bald wieder den bunten Rock an, den bereits so viele vor ihnen mit Stolz getragen haben. Ein gewisses Etwas beschleicht das Herz dessen, der seiner Zeit von der Mili tär-Ersatzkommission für tauglich befunden wurde und jetzt den Gestellungsbefehl erhalten hat. Mutter erschwert ge- ! wöhnlich dem Jungen den Abschied, und was sie nicht macht, das holt eine andere liebende Seele nach. Indes die Sorge ist eine unnöthige; wer Lust und Liebe mit bringt, der lebt beim Militär einen guten Tag. In der Zeit, die bis zum Eintritt in das Regiment zur Verfügung steht, ist noch mancherlei zu erledigen. Wir möchten die Militärpflichtigen daran erinnern, etwa rückständige Staats- und Gemeindesteuern sofort zu bezahlen, damit eine Zwangs vollstreckung durch den Antrag beim Regiment respektive der Militärbehörde vermieden werde. Im Ilnvermögens- falle ist ein Gesuch um Erlaß von Steuern bei der zu ständigen Stadt- oder Ortssteuereinnahme einzureichen. «Ebenso seien die demnächst zu ihren Truppenthcilen ab gehenden Rekruten darauf hingewiesen, daß sie, sofern sie der Jnvaliditäts- und Altersversicherungspflicht unterliegen, ihre Quittungskarte sorgfältig aufzuheben haben. Die Mstitär- zeit wird so gerechnet, als wären unterdessen die Beiträge vollständig bezahlt worden. — Der heutigen Nummer liegt der auf dünnem Papier gedruckte Winterfahrplan 1002/03 bei. — Vom l. Oktober an werden die Postschalter im Verkehre mit dem Publikum erst um 8 Uhr Vormittags geöffnet. — Auch telephonische Verbindungen können erst von diesem Zeitpunkte an hergestellt werden. — Oesterreichische Thaler sind noch immer im Umlauf. Wir machen darauf aufmerksam, daß solche schon längere Zeit außer Kurs gesetzt sind und als Zahlungsmittel keine Geltung mehr haben. Sie besitzen nur noch den Silberwerth, das ist etwa I Mk. 40 Pfg. — Von R. Fritzsches Kursbuch für Sachsen» das übrige Mitteldeutschland, Böhmen und Schlesien, sowie die hauptsächlichsten Anschlußbahnen in Nord- und Süddeutschland rc. liegt die Winterausgabe vom l. Okto ber 1002 bereits vor. Der Vielseitigkeit und praktischen Brauchbarkeit dieses Kursbuches verdankt es seine groß artige Verbreitung. Es beschränkt sich nicht darauf, die Fahrpläne der Eisenbahnen, Dampfschiffe und Fahrposten abzudrucken, sondern es verarbeitet das immer mehr an wachsende Material zu einem nützlichen, zuverlässigen und bequemen Rathgeber für alle Reisenden mit einer auf langjährige Erfahrungen gegründeten besonderen Umsicht, und mehr und mehr hat es seinen Ruf als bestes Kurs buch Sachsens befestigt. Schon das Verzeichniß der Lokal- Fahrkarten zwischen Dresden, Leipzig, Chemnitz und Zwickau und sämmtlichen Verkehrsstellen des Landes allein enthält so viel werthvolle Hinweise, besonders über die Giltigkeit der Rückfahrkarten über verschiedene Linien, daß der Nutzen, den Fritzsches Kursbuch auch in dieser Hin sicht dem Reisenden bringt, klar in die Augen springt und die große Verbreitung des Buches erklärlich macht. Ohne Vergrößerung des Umfanges ist diese Uebersicht auch zu einem Verzeichnis; der Jahrmärkte in Sachsen erweitert worden. Aus den sehr erweiterten direkten Verbindungen und Fahrpreisen, die das Buch enthält, kann man sich auch über größere Reisen leicht orientiren. Zwei Karten, darunter eine prächtige Spezialkarte für die sächsischen Bahnen mit gleichzeitiger Angabe der Zugehörigkeit der einzelnen Linien zu den Vetriebsdirektionen erleichtern den Gebrauch in vorzüglicher Weise. Der Preis svon 50 Pf. ist der alte. — In einer jüngst erschienenen Verordnung giebt das Ministerium des Innern die Abänderung der Heb ammen-Ordnung und der Instruktion für die Hebammen zur Verhütung des Kindbeltfiebers bekannt. Danach sind jene Bestimmungen wesentlich verschärft worden. Von besonderer Wichtigkeit ist, daß die Hebamme an den ersten neun Tagen des Wochenbettes bei jedem Besuche der Wöchnerin deren Körperwärme mit dem Thermometer zu messen und deren Pulsschläge zu zählen hat. Der Befund ist unter genauer Angabe des Datums und der Tageszeit, am Vormittag oder Nachmittag, in ein Meßbuch einzutragen'. Dieses Meßbuch hat die Hebamme bei den Besuchen ihrer Wöchnerinnen stets bei sich zu führen und dem zu einer Wöchnerin gerufenen Arzte, wie auch dem Vezirksarzte auf Verlangen zur Einsichtnahme vorzulegen. Wenn diese Körperwärme 38,5 Grad übersteigt, hat die Hebamme sofort den Arzt zu rufen. — Die Wohnungsnoth und die theuren Mieths- preise, von denen namentlich die größeren Städte hart betroffen werden, sind ganz wesentlich durch die Machen schaften der großen Banspckulanten verschuldet, die durch die bestehenden Kommunalsteuergesctze in ihrem Aus- bcutungssystem aufs kräftigste gefördert werden. Kaust da so ein Bauspekulant in irgend einer Stadt, die sich industriell flott entwickelt, für eine geringfügige Summe ein größeres Bauterrain, das brach liegen bleibt bis zu dem Augenblick, da die Nothwendigkeit herantritt, es zu Bebauungszwecken zu verwenden. Der Spekulant, der sich auf die Sache natürlich verstanden hat, braucht meistentheils nur kurze Zeit zu warten, um seinen billig erworbenen Besitz um das Zehnfache der angelegten Kaufsumme und noch mehr wieder zu veräußern. Dabei leistet der Spekulant für die Stadt, der er solch glänzendes Geschäft verdankt, nichts Nennenswerthes. Er zahlt ihr als Steuer für seine Besitzung nur den Nutzungswerth, der bei einem brach liegenden Stück Land natürlich gleich Null ist. Einige Städte haben diese den Spekulationsschwindel geradezu züchtende Steuerart erfreulicherweise fallen ge lassen. Sie erheben die Steuer nicht mehr nach dem Nutzungswerth, sondern nach dem gemeinen Werth, d. h. sie legen für die Steuerveranlagung des betreffenden Spe kulanten die Summe zu Grunde, um welche dieser sein Grundstück einmal zu veräußern entschlossen ist. So Hal schon mancher Spekulant statt lumpiger 3 jährlich 1000 Mark Steuern entrichten müssen und das Geschäft auf gegeben. Städte, die aus der Erhebung der Grundsteuer nach dem gemeinen Werth statt nach dem Nutzungswerth Vortheile für das Gemeinwesen erzielen können, sollten sich diese vom Gesetz gebotene Gelegenheit nicht entgehen lassen. Schmiedeberg. Sonntag Nachmittag 3 Uhr fand die Prüfung der hiesigen freiwilligen Feuerwehr statt. Vom Bezirksverbande waren zur Abnahme der Prüfung erschienen die Herren Hauptmann Heinrich-Dippoldiswalde, Hauptmann Krüger-Reichstädt und Hauptmann Zimmer- Häckel-Geising. Als Vertreter des Landesverbandes war Herr Branddirektor Jäger-Pirna anwesend. Die Prüfung begann mit Fußübungen der Kompagnie auf dem Markt platze, welche unter dem erukten Kommando des Haupt manns Müller vorzüglich ausgeführt wurden. Daran schlossen sich Hebungen des Steigerzugcs an der großen mechanischen Schiebeleiter unter dem Kommando des Steigerzugführers Beyer. Auf diese folgten Schul übungen des Spritzenzuges an der Abprotzspritze unter Kommando des Spritzenzugführers Krönert. Während der Steigerzug nach dem etwas abgelegenen Steigerthurm marschirte und dort seine Uebungcn fortsetzte, unterzog Herr Branddirektor Jäger die Spritze der hiesigen Pflicht- seuerwehr einer eingehenden Prüfung. Nachdem die Uebungen am Steigerthurm beendet waren, begann der Sturmangriff. Als Brandobjekt war von den Herren Examinatoren die Holzschleiferei der Herren C. G. Nitzsche Söhne bestimmt worden. Sämmtliche Uebungen legten Zeugniß davon ab, daß Führer wie Mannschaften mit großer Liebe zur Sache arbeiten.» Der ernsten Arbeit folgte gemüthliches Beisammensein im Hotel zur Post. Kreischa. Die Beendigung der Bauarbeiten in unserer Kirche wird im Laufe der nächsten Tage erfolgen. Die Heizungsanlage ist bereits über 8 Tage fertig und wird zum schnelleren Trocknen in der Kirche tüchtig ge heizt. Der Fußboden ist ebenfalls fertig und werden die neuen Bänke bereits aufgestellt. Ebenso schreitet die Maler arbeit ihrem Ende zu. Die Einweihung soll Sonntag, den 5. Oktober, erfolgen, den darauffolgenden Sonntag (12. Oktober) wird dann das Erntedankfest stattfinden. Lockwitz. Nachdem die Gasleituugsarbeiten im hie sigen Orte durch die Thüringer Gasgesellschaft zu Leipzig vollendet worden sind, erfolgte am 23. d. M. die Ueber- nahme der öffentlichen Straßenbeleuchtung durch den Gcmeinderath, welch letztere überraschte und sehr be friedigte. Dresden. König Georg wird sich am heutigen Montag zu einem 5tägigen Jagdciufenthalt nach Schloß Nehefeld begeben. — Prinz Mar hat sich nach mchrwöchentlichem Auf enthalte in Hostcrwit; am Sonnabend früh nach Stuttgart begeben. Dresden. Eine mächtige, in Kupfer getriebene Kaiserkrone schmückt als Abschluß der kuppelartigen Aus gestaltung des Eckbanes seit einigen Tagen den am Ein gänge der Annenstraße im Auftrage der Reichspost-Ver waltung zur Ausführung kommenden Post - Erweitcrungs- b a n. Im Juni des vorigen Jahres begonnen, stellt das im Rohbau bis auf den mittleren Theil vollendete Bau werk die Hälfte der geplanten Baulichkeiten dar. Gegen wärtig ist man mit den Eindachungsarbeitcn und der