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Die „W«ib«ritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird an den vorhergehen- denAbenden ausgegeben. Preis viertellührlich l M. 25 Pfg-, zweimonatlich L4 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern lO Pfg. — Alle Postan- ftalten, Postboten, sowie «nsere Agenten nehmen Bestellungen an. Wcherih-Ieitlmg. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage de« Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit l2Pfg., solche aus unserer Amtshaupt mannschaft mit 10 Pfg. die Spaltzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische undcomplicirt« Inserate mit entsprechen den» Ausschlag. — Einge sandt, im redactionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Amtsyauptmamschast, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Kedackeur: Paul Jelpke. - Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. , Mit achtsettigem 2llustrikten Unterhaltung,blatt". Mit land- «n» hmumirthsch-ftNch- «onat-B^lag«. Nr. 88. Dienstag, den 29. Juli 1902. 68. Jahrgang. Auf dein die Firma Lari in Dippoldiswalde betreffende Blatt 5 des hiesigen Handesregisters ist heute eingetragen worden, daß Friedrich Carl Aeyne in Folge Ablebens ausgeschieden ist. Dippoldiswalde, am 26. Juli 1902. Kex. I I. 115/02. Königliches Amtsgericht. 130VV IVIsi'k Kassengelder sind gegen mündelmäßige Sicherheit zu 40/0 sofort auszuleihen. Der Stadtrath zu Dippoldiswalde. Der am 15. Juli fällige Zuschlag zur Staatseinkommensteuer, sowie der ll. Termin der Gemeindeanlagen sind längstens bis 3V. «kiese« Mansl» zu bezahlen. Dippoldiswalde, den 14. Juli 1902. Der Stadtrath. Voigt. Ler Wettbewerb -er großen Hnndels- staaten in Südafrika. Wenn die wirthschaftliche Entwickelung Südafrikas in Folge des langjährigen Krieges zunächst auch nur eine langsame zu nennen ist, so wird in der Zukunft das wirthschaftliche Leben der großen Goldländer Südafrikas doch eine bedeutende Rolle spielen, denn die Goldminen und Diamantfelder an dem berühmten Weißwasserrande, der sich durch das nördliche Kapland und das Trans vaalland zieht, machen jene Gebiete zu den lohnendsten Erwerbsquellen für Bergbau und Technik, Industrie und Handel, und alle großen Unternehmer und Gesellschaften müssen sich rühren, um dort einen Antheil an der großen wirthschaftlichen Ausbeute zu erlangen. England, die Vereinigten Staaten und Deutschland werden hauptsächlich diejenigen Länder sein, die in Südafrika in Wettbewerb treten, und so ist es denn für die deutschen Interessenten außerordentlich wichtig zu erfahren, daß Nordamerika wieder auf dem besten Wege ist, auch auf südafrikanischem Boden der größte Konkurrent Englands und Deutschlands ,zu werden. Das statistische Bureau der Vereinigten Staaten hat vor Kurzem unter dem Titel „Commercial Afrika" eine Beschreibung veröffentlicht, die das Wachs thum der amerikanischen Ausfuhr nach Südafrika in sehr lehrreichen Zahlen schildert. Das Fiskaljahr 1901 ergab «ine amerikanische Ausfuhr nach Südafrika von 25,5 Millionen Dollars. Geht man 7 Jahre zurück, so sindet man im Jahre 1894 noch einen Werth von 4,9 Mill., von da ab eine konstante Entwickelung nach oben mit sehr beträchtlicher Steigerung von Jahr zu Jahr. Von 19,4 Millionen im Jahre 1900 schnellte der Export auf 25,5 Millionen im Jahre 1901 empor. Das afrikanische Territorium haben bekanntlich bis auf wenige Reste die europäischen Mächte unter sich aufgetheilt; daß gleichwohl der amerikanische Export so große Erfolge erzielen konnte, ist besonders bemerkenswerth, doppelt bemerkenswerth, weil der Schauplatz dieser Erfolge in erster Linie das unter englischer Oberherrschaft stehende Afrika darstellt, in dem die englische Industrie eine natürliche Vorzugsstellung einnimmt. Amerika bedroht diese Vorzugsstellung in steigendem Maße, es hat seinen Export nach Britisch- Afrika von 3,9 Mill, im Jahre 1894 auf 21,6 Mill, im Jahre 1901 gesteigert. Von der Gesammteinfuhr Natals und der Kapkolonie entfielen im Jahre 1894 auf eng lische Provenienz 78 Proz., auf amerikanische Provenienz -4 Prozent. Schon 1899 war der englische Antheil auf 67 Prozent gefallen, der amerikanische auf 10 Prozent gestiegen. Allerdings führt Amerika auch solche Waaren ein, die das Mutterland nicht zu liefern vermag, sie bil den jedoch nur den geringeren Theil der Einfuhr; der andere, bei dem die amerikanische Waare mit der eng lischen in Wettbewerb zu treten hat, überwiegt, und gerade bei ihm ist das rasche Wachsthum zu verzeichnen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Vor einem an Zahl zwar kleinen aber in Kunst urtheilsfähigen Publikum führten am Donnerstag Fräulein Kyrstehn und Herr Knaak ihr ge sanglich-deklamatorisches Konzert aus. Fräulein Kyrstehns sympathische Stimme, ihr gemüthvoller Vortrag und ihr natürliches, ungekünsteltes Aufstreten wirkten ebenso ange nehm, wie Herrn Knaaks immenses Gedächtniß, seine Tonfallbeherrschung, seine farbenreichen Schattirungen und sein Minenspiel in Erstaunen setzten. Dem Applaus nach zu schließen, waren die Besucher von den Darbietungen voll befriedigt. (Die Rezensionen über die Konzerte der Genannten in Altenberg und Lauenstein lauten obigem Urtheile allerdings vollständig entgegengesetzt!) — Trübes Ferienwetter, untermischt mit Gewittern and Regenschauern, wie wir es in diesen Tagen hatten, übt unverkennbar einen großen Einfluß auf unsere Ge- müthsftimmung aus. Bei heiterem Himmel und Sonnen schein fühlen wir uns körperlich wohler, freier und unge bundener, als in trüben Tagen, wenn wir mehr oder weniger an das Zimmer gefesselt sind. Das andauernde Gefühl von Wohlbefinden und der freie Gebrauch der Kräfte erzeugen Heiterkeit und Frohsinn. Unbehagen und Unwohlsein sind dagegen die Ursachen von Nieder geschlagenheit, Trübsinn, schlechter Laune. Der anhaltend nasse, unfreundliche, regen- und gewitterreiche Sommer ist ganz dazu angethan, eine fröhliche Ferienstimmung in den Kindern und auch bei den Erwachsenen kaum auf kommen zu lassen. Unwirsch und unfreundlich, wie das Wetter, wird zuletzt auch der Mensch. Aus den Sommer frischen und Gebirgen dringen bereits die betrübendsten Nachrichten an unser Ohr. Ueberall wird über den Regen gejammert, überall zeigen die Stimmungsbilder über raschende Gleichförmigkeit: der Himmel grau in grau, be harrlich sinkendes Thermometer und endloses Naß, eintönig an beschlagene Fensterscheiben klatschend! Jeder Sonnen strahl wird sofort an besonderer Stelle des Tagebuches notirt, doch ist man immer noch auf der ersten Seite. Sorgsam hüllt der Sommergast die fröstelnden Glieder in des Schlafrocks schützende Falten und denkt sehnsuchts voll der lieben Freunde und Zechgenossen daheim, die um den trauten Stammtisch zusammensitzen, während es hier im wilden Tann plätschert und braust. Erst wenn sich die erwünschten drei Mannen für den köstlichen Skat zusammengesunden haben, trägt der Familienvater sein Geschick leichter. Und nicht minder fängt sachte der Land mann in dieses Lamento mit einzustimmen an. Die Zeit der Ernte ist nunmehr da und der Landmann möchte gern das reife Getreide hereinbringen. Schenke uns doch der Himmel bald besseres Wetter. — Der diesjährige Bezirkstag des Feuerwehroerbandes derAmtshauptmannschaftDippoldiswaldefindet am nächsten Sonntag, den 3. August, in Seifersdorf statt. — Von der land- und forstwirthschaftlichen Verufs- genossenschaft sind in 83 Gemeinden 1891 1876 land- wirthschaftliche Betriebe auf die Beachtung der Unfall-' Verhütungsvorschriften revidirt worden und in nicht weni ger als 1749, also in mehr als 93 Prozent, wurden Verstöße festgestellt. Glashütte. Kaum waren die Zelte und Schau buden des Vogelschießens abgebrochen, als am Sonn abend die Festwiese schon wieder besetzt wurde und zwar mit einer größern Anzahl Zigeunern mit ihren Gespannen. Der sofort angebahnte Pferdehandel hatte auch Erfolg. Allerdings entstand großer Raddau betr. Zahlung des Betrags für den Platz und die von der Feuerwehr zu stellende Nachtwachen, sowie der Strafen wegen Fehlens von Wagenschildern, weshalb ihnen schließlich 2 Wagen weggenommen wurden. Eine große Menge Neugieriger belebte und umsäumte den Platz, sowie Abends der Gast hof zur Sonne die Zuschauer nicht zu fassen vermochte, in welchem eine größere Zahl des braunen Stammes zechte und schwarzäugige Mädchen jungen Leuten die Zu kunft enthüllen wollten. Der Sonntag gab ebenfalls Vielen Gelegenheit, das Treiben der Truppe zu beob achten, welche Montag ihr Lager wieder abbrechen wird. — Die Vorturner der Vereine des Müglitzthalgaues hielten hier heute Probe zu den Freiübungen des Gau festes in Kreischa, und zwar auf hiesiger Schießwiese, wo die Uebungen des hiesigen Turnvereins jetzt stattfinden, wegen des in Angriff genommenen Baues der Turnhalle. Kreischa. In unserer Kirche werden jetzt die alten Stände entfernt. Dabei sind zwei alte Grabsteine bloßgelegt worden, deren Inschriften noch ganz deutlich erhalten find. Der eine enthält auf schwarzer Steinplatte, die von einen, in Stein gehauenen Blumenkranz umgeben ist, folgende Worte: Allhier ruhet der wohlerveste und großachtbare Hr. Johann Heinrich Triebwasser, Lhurfürstl. Sächs. gew. Steuer-Kalculator, wurde auf dieser Welt ge bühren am 25. Dez. 1618, er verehelichte sich am 1. Febr. 16 . . und entschlief seelig am 12. Novbr. 1680 zu Lungkwitz. Ueber und unter der Platte sind Sprüche aus Psalmen und ganz unten noch der Vers: Die Seele must Gott, den Leib die Erde haben, geborgen ist der Kern, nur Schatten sind vergraben. Der zweite Stein deckt das Grab einer adligen Dame und hat die In schrift: Anno 1725 ist im Herrn seelig entschlafen .... Frau Frau Maria Juliane von Wolsframsdorff geb. v. Creutz aus dem Hause Silberstraß des weil wohlgeborene Herrn Otto Burkhardt von Wolfframsdorff auf Kolckwitz hinder lassene Frau Witwe, dero erblaster Cörper den 4. Februaryi in dieser Kruft nach kirchlichem Gebrauch eingesenket worden ist. Kreischa. Infolge baulicher Veränderungen in unserer Kirche, die demnächst beginnen werden, wird der Gottesdienst einige Sonntage im Freien abgehalten werden und ist hierzu der südliche Theil unseres Gottes ackers bezw. der Park des hiesigen Rittergutes in Aussicht genommen. Die sonstigen gottesdienstlichen Handlungen, als Trauungen, Taufen ic., werden im Konfirmanden- Saale der hiesigen Pfarre stattfinden. Wendischrarsdorf. Auch in unserem Orte ist ein Männergesangverein ins Leben gerufen worden. Gesanglicher Leiter desselben ist Herr Lehrer Wild. Kleincarsdorf. In einem unbewachten Augenblick ist vergangene Woche das dreijährige Töchterchen des Arbeiters Hantusch in den Dorsteich gefallen und darin ertrunken. Possendorf. Der Rabatt-Sparverein für Possendorf, Kreischa und Umgegend kann, nach vollendetem ersten Geschäftsjahre, auf recht gute und überaus erfreuliche Re sultate zurückblicken. Die Einrichtung hat sich vortrefflich bewährt. Sind doch im Laufe des ersten Geschäftsjahres 2200 Mark an die Sparkasse zu Possendorf und Kreischa eingezahlt worden. Dies entspricht einem Umsatz von 44 400 Mk. Altenberg. Das Schulfest für die Schüler und Schülerinnen der hiesigen Volksschule wird Sonnabend, den 30. August abgehalten werden. Bärenstein. Ein Jagdunfall ereignete sich auf hiesiger Flur am Donnerstag Abends, dem der in Jäger kreisen weit und breit bekannte und beliebte Gutsbesitzer Gottlieb Häßler hier zum Opfer fiel. Der Verunglückte, der trotz seiner 68 Jahre noch ein eifriger Nimrod war, wollte Abends nach 9 Uhr auf den Anstand gehen. Auf einen nach dem Bielathale zu gelegenen abhängigen Klee felde ist Häßler, der infolge seines Alters nicht mehr so fest auf den Beinen war, wahrscheinlich im hohen Klee gestolpert und hat dabei, um sich zu schützen, das Gewehr nach der Seite zu weggeworfen. Aber gerade dadurch ist der Schuß losgegangen und wurde Häßler durch eine Schrotladung in dem Unterleib schwer verletzt. Der un gefähr 400 Meter davon befindliche Jagdpachter Bach Hörle den Schuß und ging den folgenden Klagelauten nach und fand den Verletzten mit dem Kopfe den Ab hang hinunter und das Gewehr ein Stück seitwärts liegend, bald. Bach holte sofort Leute herbei und ließ mittelst einer Trage den Verunglückten nach dessen Wohnung transportiren, die er jedoch nicht lebend erreichte, da H. kurz vor seiner Behausung nach furchtbaren Schmerzen seinen Geist aufgab. Der jähe Tod des Betroffenen wird allgemein bedauert. Häßler hat früher 14 Jahre lang als Waldheger im Gräflichen Dienste gestanden und war ein großer Jagdsreund. Dresden. Die Krankheit des Königs, der bereit» am Donnerstag wieder Regierungsgeschäfte erledigte, gilt als behoben. — Die Königin - Wittwe hat sich am vergangenen Sonnabend zu einem etwa sechswöchentlichen Aufenthalte nach Jagdschloß Rehefeld begeben. — Vom Hauptbahnhof in Dresden wurden am Freitag Nachmittag 4 Sonderzüge nach Wien bez. Graz zum deutschen Sängerfest abgelassen mit zusammen 1686 Theilnehmern (252 2. Klasse). Der Julius Otto