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Die „Weiherltz-Zeitung" «rscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners- tag und Sonnabend und wird an den vorhergehen- denWenden ausgegeben. Preis vierteljährlich l M. 25 Pfg., zweimonatlich L4 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummem lO Pfg. - Alle Postan stalten, Postboten, sowie unsere Agenten nehmen Bestellungen an. Mcheritz-Mimg. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit I2Psg., solche aus unserer Amtshaupt mannschaft niit 10 Pfg. die Spaltzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische undcompllcirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redactionellen Theile, die Spaltenzeil« 20 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Umisyauptmannschast, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Aedarleur: Paul Jehne. - Druck und Verlag von Carl Irhne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten Unterhaltungrblatt". Mit land- und haurwirthschastlicher Monat,-Beilage. Nr. 83. Donnerstag, den 24. Juli 1902. 68. Jahrgang Gesperrt rond vom 25. dieses Monats bis 9. August c. der Paulsdorf—Berreuther Kommuni- tationsweg innerhalb Paulsdorfer Flur. Der Fährverkehr wird währenddessen über Dippoldiswalde gewiesen. Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, am 22. Juli 1902. Ä39 ä. Lossow. Hnl. Holzverfteigerung. Rehefelder Staatsforstrevier. Erbgerichtsgasthof in Seyde. 4. August 1902, Vorm. '/210 Uhr: 2783 w. Stämme, 25542 w. Klötzer, 1927 w. gek. u. 12 h. u. 673 w. Derbstangen i. g. L.; 5. August 1902, Borm. >/210 Uhr: 78 rm w. Nutzscheite, 2 rin h. u. 3891/2 rm w. Brenn scheite, 5 rm h. u. 701 1/2 rm w. Brennknüppel, 5 rm h. u. 1011/2 rm w. Zacken, 3 rm h. u. 316 rm w. Aeste, 14 rm w. Stöcke. Kahlschläge Abth. 46, 62, 65, 69, 70. Durchforstungs- u. Einzelhölzer Abth. 3, 5—8, 12, 15, 16, 18, 21—27, 29—32, 44, 48, 63, 67, 70—72 u. 80. Kgl. Forstrevierverwaltung Nehefeld, Kgl. Forftrentamt Frauenstein, Breitfeld. am 21. Juli 1902. Krause. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Am vergangenen Montag, den 21. d. M., gegen 2 Uhr Nachmittags rückte ein Zigeuner- Trupp aus Hameln bei Hannover in der Stärke von 5 Familien mit ca. 35 Köpfen, 6 Wagen und ca. 11 Pferden in hiesige Stadt ein und machten auf dem Ober- thorplatz Halt. Wie gewöhnlich betreiben die Zigeuner entweder Musik oder Pferdehandel, letzteres war bei diesen der Fall und wurde sofort mit ihrem Geschäft be gonnen, da dieselben mit mehreren kauflustigen Personen sofort in Handel traten und auch in sehr kurzer Zeit ein Pferd verkauft hatten. Gegen 5 Uhr wurde die Gesell schaft nach der Aue, wo sie ihr Nachtlager aufschlagen wollten, gebracht. Dort wurde eine kleine Wagenburg aufgeschlagen und nach kurzer Zeit ging nun das Kochen auf der Wiese los. In einem großen Topf wurde ca. 5 bis 6 Pfund Fleisch mit grünen Salat, Kohlrabi und Möhren zusammen gebraten und dann ohne Messer und Gabel verzehrt. Während des Abends hatte sich ein nach Hunderten zählendes Publium auf der Aue eingefunden, welches dem Treiben der Gesellschaft zusah. Während daß die Mütter mit der Zubereitung des Abendbrotes be schäftigt waren, suchten ihre ca. 20jährigen Töchter im Publikum mit Wahrsagen noch ein Geschäft zu machen, was auch von mehreren Personen unterstützt worden sein soll. Zur Sicherheit des Publikums war auch eine aus zwei Nachtschutzleuten bestehende Wache bis 5 Uhr Mor gens aufgestellt worden. Am nächsten Tage gegen Mittag ist die Gesellschaft über Possendorf nach Dresden zu weiter gereist. — Die diesjährigen Obsternte-Aussichten gestalten sich in Sachsen nach Angaben zahlreicher Einzelberichte folgendermaßen: Aepfel gut bis mittel, Birnen, Pflaumen gering, Süßkirschen schlecht, Sauerkirschen und Pfirsiche gering, Aprikosen sehr gering. Das Veerenobst ist durch gängig gut, Erdbeeren zum Theil sehr gut, Heidelbeeren dagegen mittel bis gering. Nüsse, sowohl Wälsche als Haselnüsse, sind sehr gering.; Fast übereinstimmend lauten Lie Berichte aus Thüringen. — Am 21. und 22. d. Mts. fand in Leipzig die 41. Generalversammlung des Gesammtvereins der Babels berger Stenographen-Vereine im Königreich Sachsen unter Leitung des Herrn Regierungsrath Professors vr. Clemens, Vorstand des Kgl. Stenographischen Instituts zu Dresden, statt. Von den dem G.sammtverein gegen wärtig angehörenden 199 Vereinen waren in derselben 139 vertreten, unter diesen auch der hiesige Stenographen- Perein „Gabelsberger". Die Delegirten - Versammlung tagte am 21. von Nachmittags 6 bis >/29 Uhr, sowie am 22. von Vormittags 8 bis Mittags 12 Uhr und, da die Tagesordnung bis dahin nicht erledigt wurde, weiter nach Beendigung der von 12 bis 2 Uhr dauernden öffentlichen Hauptversammlung und der sich an letztere anschließenden Festtafel, wieder von Nachmittags 1/25 Uhr an. Daraus geht zur Genüge hervor, wie umfangreich die Verhand lungen waren, und es würde zu weit führen, hier einen genauen Bericht über dieselben und die gefaßten Beschlüsse zu geben. Zunächst fanden die satzungsmäßigen Wahlen statt, worauf die Prüfung und Richtigsprechung der Zahresrechnung, die Feststellung des Voranschlags für das Geschäftsjahr 1902/1903, die Festsetzung der Jahressteuer und die Bewilligung von Beiträgen zu Stiftungen er folgte. Den Hauptgegenstand der Tagesordnung für die Delegirten-Versammlung bildete die Berathung des Ent wurfs der neuen Verbandssatzungen, der nach langer und eingehender Berathung denn auch mit verschiedenen, vielfach nur redaktionellen Aenderungen einstimmig ge nehmigt wurde. Mit Annahme dieser neuen Satzungen ist auch der bisherige ziemlich lange Name „Gesammt- verein der Gabelsbergerschen Stenographen - Vereine ini Königreiche Sachsen" geschwunden und hat dem Namen „Sächsischer Landesverband Gabelsberger" Platz gemacht. Weiter fand eine Aussprache über die gegenwärtige Lage der Schule und die Systemvorlagen statt. Da für diesen Gegenstand leider nur noch sehr wenig Zeit übrig war, konnte auf Einzelheiten nicht eingegangen werden und man beschränkte sich lediglich darauf, die Vertreter der Vereine darüber zu hören, wie sich die Letzteren der Vor lage gegenüber verhalten und wie sie über dieselbe bei der Abstimmung auf dem im August in Berlin statt findenden Stenographentage stimmen werden. Die Mehr heit erklärte sich hierbei für die Ablehnung der gesammten Vorlage. Zur Hauptversammlung hatten sich als Ehren gäste eingefunden die Herren Oberbürgermeister l)r. Tröndlin, Bürgermeister vr. Dittrich, Oberregierungsrath vr. Häser und Stadtverordneten - Vorsteher Rechtsanwalt vr. Junck. Oberbürgermeister vc. Tröndlin begrüßte zu nächst die Hauptversammlung Namens der Stadt und Herr Behrendorf als Vorsitzender der Ortsvereine Namens dieser. Herr vr. Reichel-Dresden, Mitglied des König!. Stenographischen Instituts, hielt einen Vortrag über die Schönheit der Schrift in den verschiedenen Systemen, während Herr Professor vr. Ahnert, ebenfalls Mitglied des König!. Stenogr. Instituts, Mittheilungen aus dem Jahresberichte und über die Beschlüsse der Delegirten- Versammlung gab, soweit dieselben bis zu Beginn der öffentlichen Hauptversammlung gefaßt worden waren. Sodann berichtete Herr vr. Reichel noch über die Rätzsch- Stiftung und die Heinrich Krieg-Stiftung, und im An schlusse daran fand die Ausloosung der aus der Letzteren mit Prämien zu bedenkenden Vereine statt. Zuletzt gab Herr Regierungsrath Professor l)r. Clemens die Namen derjenigen Herren bekannt, die im letzten Jahre die Häpe- Denkmünze verliehen erhielten, während gleichzeitig diese Auszeichnung noch während der Versammlung Herrn Oberlehrer Böhme-Dresden überreicht wurde. Wilmsdorf. Am vergangenen Sonntage hielt die freie Sängervereinigung der Gesangvereine zu Possendorf, Hänichen, Welschhuse, Kleinnaundorf, Cunersdorf, Lungkwitz und Wilmsdorf im festlich geschmückten Saale des hiesigen Gasthofes ihre diesjährige Zusammenkunft ab. Der Sänger spruch: „Der Freiheit Waffe Lied und Wort, und Gott und Recht der Fels und Hort" eröffnete die kleine Feier. Darnach begrüßte Herr Vereinsvorstand Nacke vom „Grünen Zweig"-Wilmsdorf die Erschienenen und hieß sie herzlich willkommen. Massen- und Einzelgesänge, die nun folgten, zeugten von hübschen. Streben für den deutschen Männergesang. Die Direktion der Massenchöre hatten die Herren Kantor Hein, und Lehrer Töpfer-Possendorf übernommen. Nach diesen Darbietungen folgte noch ein zwangloses Beisammensein, bei dem Herr Nacke-Wilmsdorf ein Hoch ausbrachte auf Se. Maj. unsern König Georg. Als Ort für die nächste Zusammenkunft wurde Possendorf durchs Loos bestimmt. Alle trennten sich wohl in dem Gedanken: Da bin ich gern, wo frohe Sänger weilen Glashütte, 22. Juli. Unser Vogelschießen hat auch diesmal seine Anziehungskraft bewiesen. Per Eisen bahn, Kutsch- und Rollwagen, Omnibus und Amerikain, Zweirad und auf Schusters Rappen strömten die Besucher herbei, zumal da auch Petrus ein Einsehen hatte und den Regen nur des Nachts schickte. Auch liebe Schützen brüder waren erschienen, am Sonntag von Lauenstein, am Montag von Dippoldiswalde und Schmiedeberg. Es war dieses Jahr das 370. seit Bestehen der Gesellschaft. Eine besondere Feier war die Dekorirung des Komman danten Richard Illgen, welcher seit 25 Jahren hoch zu Roß das Bataillon kommandirt, sowie des Hauptmanns der Freihandschützen, Ernst Kreißig, welcher gleichfalls 25 Jahr als Offizier der Gesellschaft seinen Dienst gewidmet hat. Als Schützenkönig wurde am Montag Abend Herr Dekorationsmaler Stiebitz eingeführt. Die Illumination war schön; das Abbrennen von Feuerwerkskorpern und Buntfeuer belebten den Einzug. Das heutige Schützen frühstück verlief in animirter Stimmung und ward durch zahlreiche Toaste gewürzt. Hoffentlich wirkt die heutige zeitweise etwas feuchte Witterung nicht störend auf das Feuerwerk ein, welches stets auch eine größere Zahl Zu schauer aus den Nachbarorten herbeizieht. — Zu dem deutschen Sängerfeste in Graz wird auch der hiesige Männergesangverein durch 7 Mann ver treten sein. Lauenstein. Das Fest der 300jährigen Wiederkehr ihrer Kirchenweihe feiert am Sonntag, den 27. Juli, die hiesige Kirchengemeinde. Es war im Jahre 1594, als die damals bereits alte Kirche abbrannte. In den Jahren 1596—1602 wurde sie neu aufgebaut und von dem damaligen Patronatsherrn Günther v. Bünau mit kostbaren Kunstwerken, mit Altar, Kanzel und Taufstein» anerkannten Meisterwerken in Pirnaer Sandstein, ausge- staltet. Im Jahre 1611 wurde die berühmte Bünau- Erabkapelle mit einem prachtvollen Epitaphium, einem Meisterwerk des Pirnaer Bildhauers Lorenz Hörnigk (Hornung), der im Jahre 1624 starb, erbaut. Das von vier großen Pfeilern getragene kunstreiche Gewölbe des Kirchenschiffes hielt mehrere Kirchenbrände aus und schützte die Kunstschätze vor Zerstörung. Im Jahre 1896 wurde das Innere der Kirche einer durchgreifenden Er neuerung unterzogen. Bei derselben wurden die an Symbolik überreichen Deckengemälde (Fresken) im Gewölbe des Altarraumes entdeckt, freigelegt und wiederhergestellt. Dresden. Auf Anordnung soll in diesem Jahre von einer Feier des Geburtstages des Königs Abstand genommen werden. Das Hissen von Flaggen auf Ge bäuden, die Abgabe von Ehrenschüssen, das Wecken, ferner Parade- oder Paroleausgaben oder sonstige festliche Ver anstaltungen der Truppentheile haben daher zu unter bleiben. Bei dem Geburtstage der Königin-Wittwe kommt das übliche Wecken und das Hissen von Flaggen ebenfalls in Wegfall. — Der Kaiser hat, wie aus Breslau gemeldet wird, König Georg von Sachsen von der Stellung als General inspekteur der zweiten Armeeinspektion entbunden. — Die Ziehung der 2. Klasse der 142. königl. sächs. Landeslotterie findet am 4. und 5. August statt. — In der in letzter Woche statt gefundenen Tagung der Ständehausbaudeputation wurde Bericht erstattet über die umfänglichen Gründungsarbeiten, über das weitere Fortschreiten des Baues, über die Vergebung der Maurer- und Zimmererarbeiten usw. Gegenüber übertriebenen Gerüchten bezüglich der Kosten der Gründung des um fänglichen Gebäudes (im Publikum hat man wiederholt von Millionen von Mark gesprochen) konnte glücklicher weise festgestellt werden, daß die sämmtlichen Gründungs arbeiten einschließlich des Mauerwerks bis über den Erd boden heraus nur einen Kostenaufwand von wenig über 300000 Mk. erfordert haben. Die Baukommission hat im Uebrigen beschlossen, daß für die sämmtlichen Her stellungen, soweit irgend angängig, nur sächsisches Material verwendet werden darf. Diesem Beschlusse wird von der Bauleitung auch allenthalben entsprochen werden. Es ist begründete Aussicht vorhanden, daß das Gebäude Ende 1905 fix und fertig übergeben werden kann. Die Ab rüstungsarbeiten werden bereits über 1 Jahr vorher be wirkt werden. — Der Rechnungs-Abschluß der sächsischen Staats eisenbahnen auf das Jahr 1901 meldet eine Gesammt- einnahme von 132 073937,75 Mark oder weniger 4910825 Mk., eine Gesammtausgabe von 103865203,49 Mark oder weniger 26 069,87 Mk. und somit einen Ueberschuß von 28208734,26 Mark oder weniger 4 884 755,19 Mark. Das mittlere Anlage-Kapital von 929 577413,04 Mk. verzinste sich mit 3,035 Proz. gegen 3,702 Proz. oder weniger 0,667 Proz. — Der Personen- und Gepäckverkehr brachte 39928929,09 M.(— 562027,80 Mark), der Güterverkehr 74 322 752,69 M.(— 5 120 130,75 Mark). Die Gehalte der Beamten betrugen 26714 402,96 Mark oder mehr 1074582,91 Mk., die Löhne der Be diensteten 18814694,81 Mk. oder mehr, 553 146,51 Mk-,