Volltext Seite (XML)
DI« „Weib«ritz-Zewm-" erscheint wöchentlich or«i- mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird an den vorhergehen. denWenden ausgegeben. Preis vierteljährlich l M. 25 Pfg-, zweimonatlich S4 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan« statten, Postboten, sowie unsere Agenten nehmen Bestellungen an. Amtsblatt Inserate, welch« bei der bedeutenden Auflage de« . . Blattes eine sehr wirk- same Verbreitung finde«, — — werden mit 12Psg., solch« W W W W W W WW aus unserer Amtshaupt- d M W^ W W WW WWWW Mannschaft mit 10 Pfg. W W^ W W WW W W W W die Spaltzeile oder deren ^4-»44» »lA*------- s dem Aufschlag. — Tinge- s sandt, im redactlonellen Anzeiger für Dippoldiswalde «ad Umgegend. L s für die Königliche AmtsyauptmaMschast, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde. Dienstag, den 8. Juli 1902. Nr. 78. V-rMwmLIch-r L-dwI-w: P-ul IkllM. - Dm» und V-rl-, um «arl I-Hn- m MI. „MustUN-u M« Im». mW ».«-Ech-ftaq« 68. Jahrgang. Bekamitmachimg, die öffentliche Impfung betreffend. Die diesjährige öffentliche Wiederimpfung der im Jahre 1890 geborenen Binder soll Donnerstag, den 10. Juli, Nachmittags S Ahr, die öffentliche Impfung der im Jahre 1901, sowie in früheren Jahren geborenen, jedoch bis jetzt noch nicht oder nicht mit Erfolg geimpften Kinder dagegen soll Sonnabend, den 12. Juli, Nachmittags S Uhr, in der großen Saalstube des Rathhauses durch den bestellten Jmpfarzt Herrn vr. mecl. Voigt hier vorgenommen werden. Es werden daher die Eltern, Pflegeeltern bez. Vorinünder der vorstehend bezeichneten Kinder, dafern dieselben hier ihren bleibenden Aufenthalt haben, hierdurch veranlaßt, diese Kinder zu den oben angegebenen Zeiten dem Jmpfarzte vorzustellen, im Be- hinderungsfalle durch Krankheit derselben sie unter Vorlegung eines ärztlichen Zeug nisses zu entschuldigen und für den Fall, daß die im Jahre 1901 bez. früher geborenen bereits, die im Jahre 1890 geborenen aber innerhalb der letzten 5 Jahre die natür lichen Blattern überstanden haben oder mit Erfolg geimpft worden sind, solches zur Vermeidung einer Geldstrafe bis zu 20 Mark durch ärztliches Zeugniß bez. Impfschein im Termin nachzuweisen. Hiernächst sind die im Jahre 1890 geborenen Kinder Donnerstag, den 17. Juli, Nachmittags 5 Ahr, die im Jahre 1901 bez. früher geborenen Kinder aber Sonnabend, den 19. Juli, Nachmittags 3 Ahr, zur Kontrole über den Erfolg der Impfung dem Impfarzt wieder vorzustellen. Aus einem Hause, in welchem ansteckende Krankheiten — wie Scharlach, Masern, Diphtheritis, Croup, Keuchhusten, Flecktyphus, rosenartige Erkrankungen oder die natür lichen Pocken - herrschen, dürfen die Impflinge zum allgemeinen Termine nicht ge- bracht werden. Die Kinder müssen zum Impftermine mit rein gewaschenem Körper und mit reinen Kleidern gebracht werden. Eltern Pflegeeltern und Vormünder, deren Kinder, Pflegebefohlene bez. Mündel ohne gesetzlichen Grund der Impfung oder der ihr folgenden Revision entzogen worden sind, werden init Geldstrafe bis zu 50 Mark oder entsprechender Haft belegt. Dippoldiswalde, am 5. Juli 1902. Der Stadtrath. Voigt, Bürgermeister. WM W Wn dm Pujck kl WDlW irr MWW im smzWts Hmk? Der von der gegenwärtigen französischen Negierung, also auch von dem Kriegsminister General Andre befür wortete und von vielen Senatoren und Deputirten mit Beifall aufgenommene Plan, die aktive Dienstzeit im französischen Heere von drei Jahren auf zwei Jahre zu ermäßigen, ist in Frankreich zu einem großen nationalen und militärpolitischen Zankapfel geworden. Mehrere der ersten militärischen Autoritäten Frankreichs wie die Generäle und früheren Kriegsminister Gnllifet und Mercier greifen die Anhänger der zweijährigen Dienstzeit, zumal den ehemaligen bürgerlichen Kriegsminister und jetzigen Senator Freycinet sehr scharf an, beschuldigen sie sogar des Ver- rathes an ihren früher gegebenen Versprechungen und erklären die Einführung der zweijährigen Dienstzeit für den Ruin der französischen Armee. Aber die Anhänger dieser Reform bleiben fest in ihrer Forderung und bei ihrem volksfreundlichen Charakter und der bekannten Be flissenheit der Senatoren und Deputirten, sich in der Volksgunst zu erhalten, kann es kaum noch einem Zweifel unterliegen, daß die zweijährige aktive Militärdienstpslicht in Frankreich eingeführt wird. Da muß man doch fragen, was für Gründe für diese von den Anhängern gepriesene und von den Gegnern verwünschte Neuerung in Frankreich vorhanden sein mögen. Wir glauben, daß man klug thut, wenn man sich dabei an die große Ab neigung Adolf Thiers, des ersten Präsidenten der neuen französischen Republik, gegenüber der Einführung der all gemeinen Wehrpflicht mit dreijähriger Dienstzeit in Frank reich erinnert. Thiers hat damals erklärt, daß eine solche Kriegs- und Heeresorganisation nicht für das franz. Volk passe und auch nicht nöthig sei, da die jungen Soldaten unter Napoleon Bonaparte vielfach alte, kriegserfahrenere Heere geschlagen hätten. Die patriotische Erregung und die glühende Revanchelust haben aber vor einein Menschen alter in Frankreich doch zur Anlegung einer sehr schweren Kriegsrüstung mit allgemeiner Wehrpflicht und dreijähriger, ja sogar zeitweise vierjähriger Dienstzeit im Heere geführt. Aber dieses schwere Opfer, das mit den Jahren noch be deutend gewachsen ist, hat den Franzosen die ersehnte Revanche nicht gebracht, wohl aber die französischen Finanzen schwer in Mitleidenschaft gezogen. Dazu kommt, daß die Franzosen imnier mehr von der Friedensliebe Deutschlands überzeugt werden. Revanche steht also nicht in Aussicht, feindlicher Ueberfall ist nicht zu fürchten, wohl aber seufzt da» leichtlebige französische Volk unter -er schweren Last des dreijährigen aktiven Heeresdienstes und unter dem wachsenden Drucke der Steuern. Da er scheint es also als eine kluge, zeitgemäße politische und militärische Maßregel für die derzeitigen Machthaber In Frankreich, die Opfer des Volkes für das Heer zu er mäßigen und dadurch auch eine spätere Ersparnis; an den Heereskosten herbeizuführen. Auch glaubt der jetzige fran zösische Kriegsminister ähnlich wie die deutsche Heeres leitung mit der zweijährigen Dienstzeit auskommen zu können. Jedenfalls hat aber diese Reform im französischen Heere gar keine besondere kriegerische Bedeutung, sic be weist im Gegentheile, daß man auch in Frankreich mit dem gesicherten Weltfrieden rechnet. Lokales und Sächsische». Dippoldiswalde. Diejenigen Ausflügler des gestrigen Sonntages von hier und Umgegend, welche ihre Reise bis über Dresden ausgedehnt hatten, wie die Gesellschaft „Erholung", welche in Meißen, und die Turner, welche zum Gaufest in Großenhain gewesen waren und den Nacht zug benutzen wollten, hatten das Vergnügen, eine Morgen- parthie zu Fuß von Hainsberg bis nach Hause machen zu dürfen, da die Züge von Kötzschenbroda her wegen Ueberfüllung mit halbstündiger Verspätung in Dresden eintrasen, während der Tharandter Zug pünktlich ab gedampft war. Gegen 200 Leidensgenossen, Männlein wie Fräulein, theilten das Schicksal des „Sitzenbleibens". Einer telephonisch ausgedrückten Bitte an die hiesige Bahn verwaltung um einen Ertrazug konnte auch nicht statt gegeben werden. — Wie wir hören, beginnt am 20. d. M. Herr Theaterdirektor Zahn in der „Reichskrone" eine Reihe von dramatischen Aufführungen. Sein Ensemble besteht aus 18 leistungsfähigen Personen und ist mit neuem Re- portoir ausgestattet. Seit einer Reihe von Jahren hat sich Herr Zahn der Gunst des hiesigen Publikums zu er freuen, und er wird auch diesmal seinen Besuchern gewiß nur Gediegenes darbieten. — Am gestrigen Sonntag wollte sich ein hiesiger Einwohner durch Trinken von Salzsäure das Leben nehmen. Er erreichte aber zunächst seinen Zweck nicht und wurde schwer verbrannt ins Krankenhaus gebracht. — Geschäftsbericht des Vorschußvereins für Dippoldis walde und Umg. (e. G. m. b. H.) für Monat Juni cr. Einnahme: 50 Mk. Geschästsantheile, 2.40 M. Aufgeld, 18345 M. Spareinlagen, 2741 M. gekaufte Effekten, 1277.47 M. Kouponzinsen, 11457 M. zurückgezahlte Vor schüsse, 202.70 M. Provision, 810.85 M. Zinsen. — Aus gabe: 6972 M. ausgeliehene Vorschüsse, 2 500 M. zurück gezahlte Einlagen a. d. Bank, 2 264 M. gekaufte Effekten, 16443 M. zurückgezahlte Spareinlagen, 204 M. ausge zahlte Dividende. — Die Tages länge ist nun in langsamer Ab nahme begriffen. Die längsten Tage mit rund 16 Stunden 29 Minuten Länge sind vorüber. In den nächsten zwei Wochen vermindert sich die Tageslänge um 20 Minuten. Später erfolgt dann die Abnahme schneller, im Juli ins- gesammt um 1 Stunde 5 Min., im August um 1 Stunde 45 Minuten u. s. w. Bis zum 21. Dezember macht der Unterschied zwischen dem längsten und dem kürzesten Tag bei uns 8 Stunden 40 Minuten aus. — Vom königl. Ministerium des Innern ist durch Verordnung vom 5. v. Mts. eine Abänderung der ärzt lichen Standesordnung und der Ehrengerichtsordnung verfügt worden. Danach wird dem § 11 der Standes ordnung ein Zusatz gegeben, nach welchem es für unzu lässig erklärt wird, Sprechstunden außerhalb des eigenen Wohnortes in einer Ortschaft abzuhalten, in welcher be reits ein oder mehrere Aerzte wohnen und Praxis aus üben. Desgleichen ist es unzulässig, im eigenen Wohn orte an verschiedenen Stellen Sprechstunden abzuhalten. Wegen etwaiger Ausnahmen von diesen beiden Verboten ist das Gutachten des zuständigen ärztlichen Bezirks vereins, bezw. nach Gehör des sonst noch in Betracht kommenden benachbarten Vezirksvereins, einzuholen Ferner sind im 8 15 die Worte „zur Genehmigung" mit den Worten „zur gutachtlichen Aussprache" vertauscht worden. Es betrifft das die von Aerzten mit Kranken kassen u. s. w. aufgestellten Verträge, die bisher vor ihrem Abschlusse den ärztlichen Bezirksvereinen zur Ge ¬ nehmigung vorzulegen waren, während an Stelle der selben jetzt eine gutachtliche Aussprache treten soll. Glashütte. Am Donnerstag stütz verschied nach schwerem Leiden der in der näheren wie weiteren Um gebung bekannte Thierarzt Chr. Friedrich Kolbe im Stadtkrankenhause zu Dresden-Friedrichstadt, wohin man denselben erst am Sonnabend gebracht hatte. Ein län geres schmerzhaftes Herzleiden raffte den im 74. Lebens jahre stehenden, allgenrein beliebten Herrn hin. Der selbe war seit dem Jahre 1897 in Glashütte ansässig . und bekleidete vorher in dem benachbarten Liebstadt ver- - schiedene städtische Ehrenämter. Unter Anderem verwaltete Herr Kolbe in den letzten Jahren seines Dortseins auch das Amt des Bürgermeisters zur allgemeinen Zufrieden heit. Von Sr. Maj. dem nun ebenfalls Heimgegangenen König Albert wurde K. noch im vergangenen Jahre durch die Verleihung des Albrechtskreuzes ausgezeichnet; leider hat er sich dieser hohen Anerkennung nicht lange erstellen können. Glashütte. Der hiesige Schulneubau ist nun der Vollendung nahe und ist vom Schulvorstande der 18. August als Tag der Weihe festgesetzt worden. Maren. Dieser Aage verunglückte ein Radfahrer von Dresden auf der steilen Straße von Maren nach Mühlbach. Derselbe war in schnellem Tempo den Berg heruntergefahren und hatte dabei die Gewalt über das Rad verloren, wodurch er vom Rade geschleudert wurde und mit den: Kopfe auf einen vorstehenden Bergfelsen aufschlug. Am Kopfe hatte er eine große Wunde un bedeutenden Blutverlust erlitten. Dresden. Am Freitag Nachmittag 5 Uhr wurde inl Thronsaale des königl. Schlosses der außerordentliche Landtag durch Se. Maj. König Georg in Person mit folgender Thronrede eröffnet: Meine Herren Stände! Im tiefsten Schmerzgefühle sehe Ich Sie heute das erste Mal um Mich versammelt, nachdem der unerforsch- liche Rathschluß Gottes dem Lande seinen besten, edelsten Fürsten, Mir den treuesten Freund und Bruder ent rissen hat. Konnte Mir in dieser erschütternden Heimsuchung Etwas Trost und Beruhigung gewähren, so waren es die Kundgebungen aufrichtiger Trauer, welche in allen Klassen des Volkes, in allen Theilen des Landes zum Ausdruck gelangt sind, so waren es die Beweise treuer Anhänglichkeit an Mein Haus und vertrauensvollen Ent gegenkommens, die Mir bei diesem Anlasse in so wohl- thuender Weise entgegengebracht worden sind, wofür auch an dieser Stelle den tiefempfundenen Dank zu er kennen zu geben Mir besonderes Bedürfniß ist. Wie Ich es bereits dem Lande und dem Volke gegenüber ausgesprochen habe, ist es Mein ernster Wille, im Sinne des Verewigten die Regierung zu führen und Seine Schöpfungen mit sorgsamer Hand zu pflegen und zu erhalten. Nicht besse^ können wir Sein Andenken feiern, als wenn wir in Seinem Geiste fortwirken und auf dem Grunde fortbauen, den Er gelegt hat. Es sind nicht die gewöhnlichen Aufgaben der Thätig- keit der Stände, wie sie der Gang unseres öffentlichen Lebens in periodischer Wiederkehr darbietet, zu deren Er ledigung Sie heute hier zusammentreteu. Ich habe Sie vielmehr berufen, um in Nachgehung der Bestimmung m 8 115 Absatz 2 der Verfassungsurkunde über die nach