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Z. DM-e Mr Weißerih -MMg M. 57. Sonnabend, den 24. Mai 1902. 68. Jahrgang. MmmM mf die „Wchmtz-MiW" nehmen alle kaiserlichen Postanstalten, Briefträger, unsere Zeitungsboten und die unterzeichnete Expedition entgegen. Inserate werden in unserer Expedition und in allen unseren Annoncen-Annahmestellen angenommen und finden die weitgehendste Verbreitung. M Mitm der.Hchnib-MW" Der Kampf gegen die Polengefahr. Die in letzter Zeit wiederholt angekündigte neue „Polenvorlage" soll den preußischen Landtag nun doch noch in seinem nachpfingstlichen Sessionsabschnitte beschäftigen, sie ist dem Abgeordnetenhause bereits zugegangen. Wenn sich die preußische Regierung demnach entschlossen hat, dem Landtage nach Pfingsten noch eine immerhin wichtige Vorlage zu unterbreiten, obgleich er bereits auf eine lange und arbeitsreiche Session zurückblicken kann, so muß sie der Ueberzeugung sein, daß sich der geplante gesetzgeberische Schritt zu Gunsten der Stärkung des Deutschthums in Posen und Westpreußen nicht länger mehr ohne ernstliche Gefährdung der deutschen und staatlichen Interessen in jenen mehr und mehr von der polnischen Hochfluth be drohten Provinzen Preußens aufschieben lasse. Offiziösen Andeutungen zufolge bezweckt der signalisirte Gesetzentwurf die Vergrößerung des Fonds der Ansiedelungskommission für Posen und Westpreußen um 200 Millionen Mark, welche bedeutende Summe zugleich als Domänenankaufs fonds Verwendung finden soll, es handelt sich also um eine neue Maßnahme großen Stiles zum Schutze des be drängten Deutschthums im Osten des Vaterlandes. In der That lassen die gesammten Umstände einen solchen Schutz als durchaus geboten erscheinen, das Polenthum im Osten erstarkt politisch und wirthschaftlich immer mehr auf Kosten des deutschen Volksthums wie des staatlichen Ansehens, und selbst das auf den verewigten Fürsten Bis marck zurückzuführende Ansiedelungswerk hat dem weiteren Vordringen des Polenthums keinen nachhaltigen Damm entgegenzusetzen vermocht. Zwar ist die Ansiedelungs kommission eifrig bemüht gewesen, mit den ihr zur Ver fügung stehenden Geldmitteln die Ansiedelung deutscher Kolonisten in überwiegend polnischen Bezirken zu betreiben, aber die neben ihr bestehende Generalkommission hat dann diese Wirksamkeit nur zu häufig paralysirt, indem sie skrupellos eine ganze Reihe von Gütern und Wirthschaften aus deutschem in polnischen Besitz hinüberleitete, einfach das nackte Geldinteresse des Fiskus den nationalen Interessen des Deutschthums voranstellend. Auch sonst hat die General kommission mancherlei auf Kosten des Deutschthums ge sündigt, so z. B. in der Berücksichtigung polnischer An sprüche bei Rentengutsbildungen, und bei einer derartigen Sachlage, bei welcher die Thätigkeit der Generalkommission jener der Ansiedelungskommission eine vielfach geradezu entgegengesetzte war, kann es wahrlich nicht Wunder nehmen, wenn die polnische Sache im Osten unter der Herrschaft des Ansiedelungsgesetzes Fortschritte gemacht hat. Dieser theilweise Mißerfolg der Ansiedelungspolitik konnte an den Berliner leitenden Stellen nicht unbemerkt bleiben, und so hat man sich dazu entschlossen, dieselbe in andere, ihren: Zweck besser entsprechende Wege zu leiten. Zwar ist Authentisches über die Einzelheiten der neuen Polen vorlage noch nicht bekannt, indessen darf ohne Weiteres angenommen werden, daß sie auf eine Aenderung der bis herigen Praxis der Ansiedelungspolitik zielt und die selt same Erscheinung beseitigen will, daß durch deren seitherige Leitung neben der wirthschaftlichen und nationalen Kräf tigung des Deutschthums auch eine solche des Polenthums möglich war. Menn, wie versichert wird, zur Durchführung der Reform der Ansiedelungsgesetzgebung der Ansicdelungs- fonds eine Vermehrung um 200 Millionen Mark erfahren soll, so würde das nur beweisen, mit welchem Ernst und Nachdruck die preußische Regierung die geplanten neuen Maßnahmen zum wirksamen Schutze und zur Festigung der Stellung des Deutschthums im Osten betreiben will, und es darf wohl schon jetzt als ausgemacht gelten, daß ihr hierbei die verständnißvolle Unterstützung des Landtages zu Theil werden wird. Nur ist dringend zu wünschen, daß die Bülow sche Regierung in ihrem sich dergestalt zeigenden mannhaften Auftreten gegen die maßlose Propa ganda Konsequenz und unerschütterliche Entschlossenheit entwickelt, nur dann steht ein schließlicher und wirklicher Erfolg von dem Kampfe wider das übermüthige Polen thum zu erwarten. Andernfalls würde auch der ange- kttndigte jüngste Schritt in der preußischen Polenpolitik nur ein Schlag ins Wasser bleiben, die Polen würden bei abermaliger Schwächlichkeit und weiterem Hin- und Her schwanken in den Regierungsentschlüssen in ihrem ver bissenen nationalen Fanatismus und Trotz nur bestärkt werden, und neue Ausbrüche, wie beim Wreschener Schul skandal, ständen mit Sicherheit zu erwarten. Sicherlich kann keine Rede davon sein, die preußischen Polen zu Staats- und Reichsbürgern zweiter Klasse stempeln zu wollen, aber es muß ihnen endlich voll zum Bewußtsein gebracht werden, daß die sich unter ihnen geltend machen den revolutionär-hochverätherischen Bestrebungen nöthigen- falls mit eiserner Strenge ihre Unterdrückung finden werden. Tagesgefchichte. Berlin. Dem Landtage ging ein Gesetzentwurf zu betreffend Maßnahmen zur Förderung des Deutsch thums in den Provinzen Westpreußen und Posen. Danach wird der der Regierung zur Verfügung gestellte Fonds von 200 auf 350 Millionen Mark erhöht. Außerdem werden der Regierung I00 Millionen Mark zur Ver fügung gestellt, um in Westpreußen und Posen Güter zur Verwendung als Domänen oder Grundstücke zu Forsten anzukaufen. — Einheitliche Fahrkartenmuster auf deutschen Eisen bahnen. Im deutschen Eisenbahn-Verkehrsverbande sind neuerdings einheitliche Muster von Fahrkarten vereinbart worden, die zu einer Erleichterung im Reiseverkehre, namentlich aber zu einer Beseitigung der vielen Sorten verschiedenartigster Fahrtausweise, die jetzt auf den deutschen Eisenbahnen zur Ausgabe gelangen, beitragen sollen. Wie nun aus unterrichteten Kreisen gemeldet wird, wird die Ausgabe dieser neuen Fahrkarten für den sächsischen Binnenverkehr und für den gegenseitigen Verkehr mit den sämmtlichen Eisenbahnen Deutschlands u. s. w. demnächst nach und nach beginnen. Die wesentlicheren Neuerungen, die dadurch eingeführt werden, sind folgende: Die ein fachen Fahrkarten werden nicht mehr in Längsdruck, sondern in Querdruck angefertigt. Sie gleichen dann den Rückfahrkarten, die sich aber von den einfachen Fahrkarten nach wie vor durch einen senkrechten, breiten, weißen 103b, I94a, 105a, 195b, 195c, 196a, 196b, 197a, 197b, I98a, I98b, 199,200a, 200b Abtheilung ä, und Nr. 272, 285, 286a, 286b, 286c, 286ck, 286e, 287, 288, 289, 290, 291, 284b, 284c, 293a, 294, 295a, 295c, 295ck, 295e, 295k, 294a, 296a, 296c, 297a, 298a, 298c, 298ck, 298e, 299a, 299c, 300a, 277a, 278, 280, 281, 282, 283, 284a, 279, 279a, 461a, 462, 463, 477, 478, 481, 482, 483, 484, 487a, 487b, 486, 486a, 488a, 488b, 488 Abtheilung 8 des Flurbuchs für Glashütte. Diejenigen Gemeinden und Korporationen des amtshauptmannschaftlichen Bezirkes, welche Staatsbeihilfen für ihre Volksbibliotheken zu erhalten wünschen, haben ihre Gesuche bis längstens den 25. Juni dieses Jahres in der vorgeschriebenen tabellarischen Form, wozu Formulare hier zu beziehen sind, an- Her einzureichen. Später eingehende Gesuche finden für das laufende Jahr keine Berücksichtigung. Dippoldiswalde, den 20. Mai 1902. Königliche Amtshauptmannschaft. «627 l). I. B.: Böttger, Bezirks-Assessor. Sch. Herr approb. Arzt Carl Lägel in Hennersdorf ist als Jmpfarzt für den aus den Ortschaften Hennersdorf, Ammelsdorf, Sadisdorf, Schönfeld und Naundorf, sowie den Gutsbezirk Naundorf bestehenden Jmpfbezirk Kennersdorf bestellt und verpflichtet worden. Dippoldiswalde, am 17. Mai 1902. Königliche Amtshauptmannschaft. «645 6. I. V.: Böttger, Bezirksassessor. Ehlr. Gesperrt wird vom 27. bis 31. dss. Mts. der Kommunikationsweg in Waltersdorf. Der Fährverkehr wird währenddessen über Döbra —Börnchen beziehungsweise Döbra—Hennersbach gewiesen. Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, am 23. Mai 1902. S67 ä. I. V.: Böttger, Bez.-Ass. Hnl. Zum Ministerwechsel in Frankreich. Die staatsmännischen Tugenden der leitenden fran zösischen Republikaner glänzen heutzutage sogar in Ent sagung. Der französische Ministerpräsident Waldeck- Rousseau, der mit so großem Erfolge die Regierungs- geschäfte leitete und seinem Kabinet und den dieses stützen den Parteien auch in einem Wahlsiege die Regierungs fähigkeit nach strengster parlamentarisch-republikanischer Anschauung sicherte, tritt nach mehrseitig verbürgten Nach ächten am 1. Juni freiwillig von seinem hohen Amte Mück, weil er seine Mission für erfüllt hält. Die erste Aufgabe des in diesen Tagen aus Rußland heimkehrenden Präsidenten Loubet ist daher diejenige, ein neues Mi- üsterium zu bilden, und dieses Problem dürfte kein leichtes ,ein, da man behauptet, daß kein Sozialist das neue Kabinet in irgend einer Weise mehr unterstützen werde, >enn die Zeit, wo die Republik in Frankreich durch Staatsstreiche bedroht gewesen, sei vorbei. Danach müsse >as neue Kabinet außer den radikalen Republikanern, einrreienven >>» sowie zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf den 27. Juni 1902, Vormittags l/211 Ahr, vor dem unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemein schuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Be sitze der Sache und von den Forderungen, für die sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 10. 1002 Anzeige zu machen. K. 6/02 Nr. 2. Königliches Amtsgericht zu Dippoldiswalde. Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Bäckermeisters und Hausbe sitzers Hermann Paul Börner in Kreischa ist zur Prüfung einer nachträglich ange meldeten Forderung Termin auf den 4. Juni 1992, Vormittags 3/»11 Uhr, vor dem hiesigen Königlichen Amtsgerichte anberaumt worden. Dippoldiswalde, den 22. Mai 1902. K. 3/02. Nr. 18. Königliches Amtsgericht. Bekanntmachung. Erstatteter Anzeige zufolge ist das von der hiesigen Sparkassenverwaltung aus gestellte, auf Friedrich Wilhelm Hermann in Wilmsdorf lautende Einlagebuch Nr. 15 643 abhanden gekommen. Der etwaige Inhaber dieses Buches wird hiermit aufgefordert, seine vermeintlichen Ansprüche an dasselbe bei deren Verlust binnen drei Monaten, vom Erscheinen dieser Bekanntmachung ab gerechnet, bei der hiesigen Sparkasse anzumelden. Dippoldiswalde, am 23. Mai 1902. Der Stadtrath. Voigt. danach plötzliche Staatsumwälzungen in Paris nicht zu fürchten haben. Die Fähigkeit, Frankreich einheitlich, fest und dauernd nach einem Regierungsprogramm politisch führen und verwalten zu können, ist aber für die fran zösische Regierung nach dem Rücktritte Waldeck-Rousseaus nicht erwiesen, für das neue Kabinet werden vielmehr die alten Schwierigkeiten mit der nicht ganz sicheren parla mentarischen Mehrheit beginnen, und es kann schon heute hundert gegen eins gewettet werden, daß das neue fran zösische Kabinet keine lange Ausdauer haben wird. Diese Erkenntnis; hat wahrscheinlich auch den bisher so erfolg reichen Ministerpräsidenten Waldeck-Rousseau veranlaßt, von seinem hohen Amte zurückzutreten. Er kann auch von sich sagen: „Ich habe meine Schuldigkeit gethan, ich kann gehen!" Aber Waldeck-Rousseau wollte nach so er folgreichen Thaten — nicht in einer Mlnisterkrisis gestürzt und zum Abgänge gezwungen werden, denn trotz des Wahlsieges besitzt die französische Regierung keine einheit liche, fest geschlossene Mehrheit in der Kammer. die allein keine Mehrheit in der Kammer haben, sich noch andere parlamentarische Stützen suchen. Wie das ge schehen wird, das ist gegenwärtig noch das Geheimnis; des Präsidenten Loubet und des neu zu wählenden Ministerpräsidenten. Beurtheilt man diese neue Lage der Dinge in Frankreich nach der Nothwendigkeit eines Mi nisterwechsels, dem ein großer Wahlsieg vorausging, so möchte man sagen, daß die Einmüthigkeit der entschiedenen Republikaner, zu denen vom rein politischen Standpunkte ja in Frankreich auch die Sozialisten gerechnet werden müssen, groß genug war, um die Angriffe aller Gegner im letzten Wahlkampfe zurückzuschlagen, die republikanische Staatsidee hat also in Frankreich weitere Fortschritte ge macht, und die auf die Wiederherstellung einer Monarchie in letzter Linie hinzielenden Absichten der Nationalisten, Legitimisten und Bonapartisten finden zur Zeit keine Zu stimmung bei der Mehrheu der französischen Bürger. Diese Thatsache ist das wichtigste politische Ergebniß in Frankreich für das Ausland nach den Mahlen und auch nach dem jüngsten Ministerwechsel, denn man wird