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Heilige M Weißeritz-Jeitmg Donnerstag, den 20. Februar 1902. 68. Jahrgang. Nr. 20. Zur Amerikafahrt des Prinzen Heinrich. Prinz Heinrich von Preußen befindet sich nunmehr auf der Fahrt über den Atlantischen Ozean, um den ihm gewordenen ehrenvollen Auftrag auszuführen, seinen er lauchten Bruder, Kaiser Wilhelm, bei den, Stapellaufe der in Nervi;ork gebauten neuen kaiserlichen Pacht zu vertreten. Aus diesen, Zweck der Amerikafahrt des preußischen Königssohnes erhellt hinlänglich, daß letztere mit der Politik an sich nicht das Mindeste zu thnu hat; wenn trotzdem der bevorstehende Besuch des Prinzen Heinrich auf amerikanischer Erde zweifellos eine politische Bedeutung aufweist, so liegt dies an den das Ereigniß begleitenden Umständen. Die Entsendung des Bruders des deutschen Kaisers zur Theilnahme an der gedachten Schiffsfeier stellt einen unverkennbaren Akt ritterlicher Kourtoisie des Oberhauptes des mächtigen deutschen Reiches gegenüber den, amerikanischen Volke dar, und die über schäumende Eenugthuung, mit welcher man allenthalben im Lande des Sternenbanners die bekannte Depesche Kaiser Wilhelms an den Präsidenten Roosevelt begrüßte, bewies bereits, wie sehr sich die öffentliche Meinung des großen atlantischen Staatswesens durch den angekündigten Besuch des Prinzen Heinrich geschmeichelt und geehrt fühlte. Inzwischen haben zahlreiche Kundgebungen von amerikanischer Seite wie auch die zum würdigen Empfange des hohen Gastes getroffenen großartigen Vorbereitungen gezeigt, daß sich das amerikanische Volk mehr und mehr der Auszeichnung bewußt geworden ist, welche für das selbe in dem Erscheinen des Bruders des deutschen Kaisers auf dem Gebiete der Union liegt, und so kann nicht mehr der geringste Zweifel daran bestehen, daß der ritterliche und schon durch seine männlich-schöne Erscheinung impo- nirende Hohenzollernprinz jenseits des Atlantischen Ozeans eine wirklich glänzende und dabei herzliche Aufnahme finden wird. Wahrhaft fürstliche Ehrungen harren dort seiner, die genau festgestellte Rundreise des Prinzen durch einen Theil des östlichen Uniongebietes wird den Charakter eines förmlichen Triumpfzuges tragen, mit Begeisterung wird man seinen erwarteten Reden und sonstigen Aeußerungen lauschen und vom Momente an, da er den Boden Amerikas betritt, bis zur letzten Stunde seines Aufenthaltes wird er immer der hochgefeierte Gast der Nation sein. So dürfte denn der Besuch des Prinzen Heinrich in den Vereinigten Staaten äußerlich einen un gemein eindrucksvollen und glanzvollen Verlauf nehmen und den in dieser Beziehung auf das Ereigniß in der deutschen Heimath gesetzten Erwartungen nur entsprechen. Gewiß sind dieselben auch voll berechtigt, verbinden doch mehr als hundertjährige mannigfache enge Beziehungen Deutschland und die nordamerikanische Union, haben doch Millionen Deutscher drüben ein neues Vaterland gesunden und trotzdem das Mutterland nicht vergessen, deutsche Art, deutsche Sitte, deutsches Empfinden, deutsche Bildung, sie sind überall anzutreffen in dem Riesenreiche, das von den Schneefeldern Alaskas hoch oben im Norden bis zum mexikanischen Golf sich streckt, und rege verschlingen sich die mannigfachsten Handelsinteressen zwischen den beiden Ländern. Wenn indessen hier und da besonders weitgehende politische Hoffnungen an die Amerikareise des Prinzen Heinrich geknüpft werden, so ist vor einer solchen optimistischen Auffassung der Tragweite des ganzen Vorganges zu warnen, jedenfalls kann von irgendwelchen politischen Abmachungen, welche der Prinz mit den leiten den Persönlichkeiten der Union etwa zu treffen hätte, keine Rede sein. Immerhin steht von seinem Besuche in Amerika zu erwarten, daß hierdurch das Gesammt- verhältniß zwischen Deutschland und der Union eine Festigung und Bekräftigung erfährt und daß namentlich der amerikanischen Chauvinistenpartei das Konzept zu ihren Bestrebungen, Deutschland als nach Landbesitz auf dem mittel- oder südamerikanischen Kontinent begierig hin zustellen und dadurch immer wieder Mißtrauen in einem großen Theile des amerikanischen Volkes gegen das auf strebende Deutsche Reich zu erregen, endlich einmal gründ lich verdorben wird. Dies würde schon eine hinlängliche Frucht des Erscheinens des Prinzen Heinrich in Amerika sein, weitere Ergebnisse und Folgen der Amerikareise des hohen Herrn werden wohl weder in Deutschland noch in der Union erhofft oder nur gewünscht, mit Ausnahme eben von einigen Schwarmgeistern bei uns, die in dem erstmaligen Besuche eines so hervorragenden Mitgliedes des Hohenzollernhauses jenseits des Atlantischen Ozeans womöglich den Beginn einer ganz neuen Epoche in den deutsch-amerikanischen Beziehungen erblicken. Aber zweifellos kreuzen sich die überseeischen Interessen des deutschen Reiches mit den Interessen der nordamerikanischen Union nur an verhältnißmäßig wenigen Stellen und auch da nur in keineswegs schroffer Weise, die weitere Pflege eines guten gegenseitigen Verhältnisses der beiden Staaten kann sich also im Allgemeinen ohne besondere Schwierigkeiten voll ziehen. Wohlan, möge der Aufenthalt des Prinzen Heinrich auf amerikanischem Boden mit das seinige in dieser Beziehung beitragen, ihm persönlich aber sei eine glückliche Fahrt und frohe Heimkehr beschieden! Tagesordnung für die Sitzung des Bezirksausschusses der Kgl. Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde am 22. Februar 1002, Vormittags 10 Uhr im Sitzungszimmer des hiesige» Rathhauses. Straßenbau im Thale der weißen Muglitz bei Lauenstein. Erhöhung des Gehaltes des Gemeindevorstandes zu Reichstädt. Ortsstatutarischcr Beschluß, die Neufestsetzung des Gehaltes des Gemeindevorstandes zu Hermsdorf bei Dippoldis walde. Desgl. des Gemeindevorstandes zu Dittersdorf. Ortsstatutarische Bestimmung über die Zusammensetzung des Gc- meinderathes zu Lungkwitz. Rekurs des Schmiedemeisters Eichler in Lauenstein, seine Heran ziehung zu den städtischen Anlagen betr. Baumfrevel betr. Schankkonzessionsgesuch Dolzes in Bärenburg. Einziehung des sogenannten Eisenweges in Lauensteiner Flur innerhalb der Petzoldschen Grundstücke Parzellen Nr. 1104 und 1130. Baurechtliches Ortsgcsetz für die Gemeinde Kipsdorf. Dismembration bei Blatt 119 für (Ober-) Johnsbach. Eigcnthnmer: Friedrich Wilhelm Klotz. Fimitzsiederei-Anlage Fleischers in Höckendorf betr. Gesuch des Maurers Grumbt in Altenberg um Uebertragung der Konzession zum Branntweinkleinhandel in Kat.-Nr. 255 für Altenberg. Oeffentlichkeit des durch das Hirsch'sche Grundstück in Schmiede berg — Flurbuch Nr. 107. 115a führenden Weges. Gesuch Louis Voigts in Seifersdorf um Erweiterung der Schank konzession im Kurhaus Seifersdorf. Gesuch Emil Mais in Hartmannmühle bei Geising um Konzession zur Gastwirthschast in der Hartmannmühle Kat.-Nr. 11 k für Stadt Bärenstein. Wahl der Höchstbesteucrten betr. Gesuch Gustav Prenzels in Sadisdorf um Konzession zum Gastwirthschaftsbetriebe n. im Gasthofe daselbst nebst Filiale.