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Mcheritz-Mmig Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtsblatt für die Königliche UmtMuptmannschast, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde. 68. Jahrgang. Donnerstag, den 16. Januar 1902. Nr. S. wcrimIw°rMch« Md-ri-ur: Paul I-hM. - Druck und V-rl-, MN L-rl I-Hur in »iMvWIÄv-ldr. MU achts-M,-» „NN-Itrirl«n Ant--h«ltu»g-dla«". MU Ian»- und h-u,wIUHlch»ftliq« Die „Weiheritz-Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird an den vorhergehen- denAbenden ausgegeben. Preis viettelsahrlich l M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatllch 42 Pfg. Einzelne Nummern IO Pfg. - Alle Postan stalten, Postboten, sowie unsere Agenten nehmen — Bestellungen an. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage de» Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 12 Pfg., solche aus unserer Amtshaupt- mannschast mit lO Pfg. die Spnltzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. - Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Von der Bezirksversammlung sind die mit Ende des Jahres 1901 gesetzmäßig ausscheidenden Mitglieder des Bezirksausschusses und zwar die Herren Bürgermeister Voigt - Dippoldiswalde als Vertreter der Städte, Fabrikant Gaudich-Kreischa und Rittergutsbesitzer, Kammerherr von Lüttichau aus Bärenstein als Vertreter der Höchstbesteuerten, sowie Gemeindevorstand Zimmermann - Reichstädt als Freigewählter, sämmtlich auf die nächsten 6 Jahre wiedergewählt worden. Der Bezirksausschuß der Königlichen Amtshauptmannschaft besteht demnach von Anfang dieses Jahres ab aus folgenden Herren: l. Fabrikant Gaudich-Kreischa, 2. Rittergutsbesitzer, Kammerherr von Lüttichau aus Bärenstein als, Vertreter der Höchstbesteuerten, 3. Fabrikant Stadtrath Lange-Glashütte, 4. Bürgermeister Voigt-Dippoldiswalde als Vertreter der Städte, 5. Rittergutsbesitzer Nitzsche-Reinhardtsgrimma, 6. Gemeindevorstand Sommerschuh-Hermsdorf als Vertreter der Landgemeinden, 7. Forstmeister Breitfeld-Rehefeld, 8. Gemeindevorstand Zimmermann-Reichstädt als sreigewählte Vertreter. Gemäß § 28 Absatz 2 der Ausführungsverordnung vom 20. August 1874 dem Gesetze, die Bildung von Vezirksverbändcn rc. betreffend, vom 2l. April 1873 wird dies hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dippoldiswalde, am 5. Januar 1002. Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde. 177 tt. Lossow. Hnl- Auktion. Freitag, den 17. Januar 1902, Vormittags 11 Uhr, sollen im Gasthofe zum rothen Hirsch in Dippoldiswalde nachstehende, anderwärts gepfändete Gegenstände, als: 4 Taschenuhren, 14 Uhrketten, 3 Wanduhren, 1 Parthie Nhrkapseln, viele Armbänder, Ohrringe u. v. a. Schmucksachen öffentlich gegen sofortige Be zahlung meistbietend versteigert werden. Dippoldiswalde, am 14. Januar 1902. o.14/02. Der Gerichtsvollzieher des König!. Amtsgerichts. Auktion. krsitLL, üon 17. Farmar 1902, Mttass 12 vdr, sollen in Kohls Restaurant in Höckendorf nachstehende, anderwärts gepfändete Gegen stände, als: 1 Vertiko, 1 Spiegel, 1 Waschtisch, 3 Rohrstiihle, 1 Nähtisch, 2 Schränkchen, 1 Frauenplüschmantel, 1 Radmantel, 1 Pelzkragen, einige Tisch-, Tafel- u. Betttücher, 1 Partie Porzellan- nnd Nippsachen, 1 GWefteck mit Horngrisfen n. v. A. mehr öffentlich gegen sofortige Baarzahlung meistbietend versteigert werden. Dippoldiswalde, am 14. Januar 1902. 0.917/02. Der Gerichtsvollzieher des König!. Amtsgerichts. Aufgehoben ist die auf 16. d. M. im Gasthofe zu Schmiedeberg angesetzte Auktion. Dippoldiswalde, am 13. Januar 1902. O 872/02. Der Gerichtsvollzieher des Königl. Amtsgerichts. Aus der allgemeinen Matsdebatte des Reichstages. Auch die diesmalige erste Beralhung des Etats im Reichstage hat sich, entsprechend einem langjährigen parla mentarischen Brauche, wiederum zu einer allgemein ge haltenen Debatte gestaltet, die sich voni Hundertsten ins Tausendste erstreckte. Jmnierhin ist hierbei das eigentliche Verhandlungsthema, der Etat, mehr wie in früheren Sessionen erörtert worden, was der ungünstige Stand der Reichsfinanzen und das demselben entsprechende ge trübte Bild des neuen Reichshaushaltsetats bewirkten, lieber die Entstehung des 60 Millionen-Defizits in letzterem wie über die nothwendige Deckung des bedauerlichen Fehlbettages gingen aber die Meinungen zwischen dem Reichsschatzsekretär Freiherrn von Thielmann und einem Theile der Volksvertreter erheblich auseinander, speziell der Vorschlag des Staatssekretärs, zur Beseitigung des Defizits eine Zuschußanleihe mit zu Hilfe zu nehmen, wurde von den Rednern des Zentrums, der National- liberalen und der Freisinnigen mit Entschiedenheit be kämpft. Immerhin ist es noch eine offene Frage ge blieben, wie eigentlich eine geeignete Deckung der ver mehrten Reichsausgaben beschafft werden soll, zumal eine Weitere Erhöhung der Matrikularbeiträge der Bundes staaten keine besonderen Aussichten besitzt. Natürlich wurde bei diesen finanzpolitischen Erörterungen auch wieder der Plan einer Reichsfinanzreform berührt, doch hat die allgemeine Etatsdebatte in dieser Beziehung nichts gezeitigt, was auf eine baldige Wiederaufnahme dieses ^Projekts hindeuten könnte, und hiermit vermag die Reichs regierung auch so lange nicht ernstlich vorzugehen, als die Meinungsverschiedenheiten in der deutschen Volks vertretung über die geeignetste Art und Weise der Neu gestaltung des Reichsfinanzwesens noch fortdauern. Was die herrschende wirthschastfiche Krisis anbelangt, welche zweifellos mit von Einfluß auf die gedrückte Lage der Reichsfinanzen gewesen ist, so wurde in der allgemeinen Etatsdebatte des Reichstages fast allseitig die Anschauung bekundet, daß nunmehr das Schlimmste überstanden sei und daß es allmählich mit unserem wirthschaftlichem Leben wieder aufwärts gehe, wenn auch zunächst ganz langsam. Ein bemerkenswerthcs Moment in dieser gejammten Dis kussion bildete die eingehende Berührung des bekannten Zwischenfalls mit dem englischen Kolonialminister Cham berlain. Die sein-diplomatische und dabei doch überaus deutliche Abfertigung, welche der Reichskanzler Graf Bülow am ersten Tage der Debatte Herrn Chamberlain wegen seiner unerhörten Beschuldigungen der deutschen Truppen in Frankreich zu Theil werden ließ, hat im ganzen Reiche Zustimmung gefunden, und tiefe Genugthuung erregt. Auch im Reichstage selbst erfreute sich die Abkanzlung Mr. Chamberlains durch den Grafen Bülow allseitiger Billigung. Von der äußersten Rechten bis hinüber zu den Sozialdemokraten war man damit einverstanden, daß Chamberlain diese empfindliche Zurechtweisung vollauf verdient habe, ein seltener Fall absoluter Einmüthigkeit unter den Parteien des deutschen Reichsparlaments! Be dauerlicher Weise brachte dann aber der antisemitische Ab geordnete Liebermann von Sonnenberg einen Mißklang in diese gehobene Stimmung, indem er in der Freitags sitzung die Chamberlainsche Angelegenheit nochmals be sprach und sich hierbei von seinem Temperament hinreißen ließ, den englischen Kolonialminister als den „verruchtesten Buben" zu bezeichnen, den es bis jetzt gegeben habe. Sofort rief Präsident Graf Ballestrem wegen dieser Be leidigung eines Ministers eines fremden Staates den antisemitischen Redner zur Ordnung, doch gleich darauf niußte sich derselbe auch vom Reichskanzler eine scharfe Reprimande gefallen lassen. Unter öfterem lebhaften Beifall aus dem Hause wies der leitende Staatsmann die ehrenrührige Charakteristik Chamberlains durch den Abgeordneten Liebermann v. Sonnenberg wie auch dessen Ausfälle gegen Englands Volk und Heer zurück, betonend, das reale Interesse Deutschlands erheische bestimmt die die fortdauernde Pflege freundschaftlicher Beziehungen zu England. Einen weiteren Tadel äußerte der Kanzler für Herrn von Liebermann wegen dessen Betrachtungen über innerösterreichische Verhältnisse, was Graf Bülow aller dings um so eher gestatten durfte, als er ja in seiner ersten Rede ein so warmes Lob des Dreibundes gesungen hatte. Was im Uebrigen den äußerlichen Verlauf der allgemeinen Etatsberathung des Reichstages anbelangt, so wies dieselbe im Großen und Ganzen einen besonders ruhigen Charakter auf, eine ausfällige kampfesfrohe Stimmung trat eigentlich nirgends hervor. Es kann nur gewünscht werden, daß auch die weitere Session sich im Zeichen ruhiger und sachlicher Verhandlungen entwickeln möge, es würde dies lediglich im Interesse ersprießlicher Ergebnisse der jetzigen Tagung des Neichsparlaments liegen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, l l. Januar. In der heutigen Versammlung des landwirthschaftlichen Vereins brachte ein mitanwesender Vertrauensmann der land- und n-n?— forstwirthschastlichen Berufsgenossenschast eine ihm von Herrn Gabriel-Kötzschenbroda zur Unterschrift zugegangene Petition an die Ständekammern zum Vortrag, welche sich gegen die Anträge der Berussgenossenschaft und das Gut achten des Landesversicherungsamtes, daß es bei dem zeitherigen Veranlagungsmodus verbleiben solle, Einspruch erhob. Es führte diese Sache zu einem lebhaften Meinungsaustausch, welcher ergab, daß man mit den An sichten des Herrn Gabriel in keiner Weise einverstanden war. Zunächst hielt man es mindestens nicht für zweck mäßig, durch diese Petition die irrige Ansicht hervorzu rufen, als vermöchten die Landwirthe den Maßnahmen des Genoßenschaftsvorstandes nicht das volle Vertrauen entgegen zu bringen. — Wohl gab die Versammlung zu, daß der seitherige Vcranlagungsmodus nach Grundsteuer einheiten keineswegs allen Anforderungen entspricht. Noch weniger aber würde das von Herrn Gabriel angestrebte vermögen, indem die von ihm gewünschte Einführung der Arbeitsnachweise, zumal in größeren Betrieben, auf fast unüberwindliche Schwierigkeiten stoßen dürfte. Man denke z. B. nur an eine Kartoffelernte im Akkord, wo die Zahl der Arbeiterinnen mit ihren Kindern oft halb tägig wechselt. Wer sollte hier die Kontrolle üben? Diese Lohnlisten würden sicher oft von Unrichtigkeiten wimmeln, zumal bei gleichgültigen oder böswilligen Arbeit gebern, die doch leider sicher zuweilen mit vorkommen. Welche Schreiberei würde den Arbeitgebern gerade in dringlichsten Zeiten daraus erwachsen? Nach diesen Er wägungen beschloß der Verein, als Antwort auf jene Petition dem Genossenschaftsvorstand ein Vertrauensvotum zu übersenden, demselben aber gleichzeitig anheim zu geben, ob nicht insofern eine Abänderung des Gesetzes zu er streben sei, daß künftig nicht von den Pächtern, sondern von den Besitzern der Flurstücke die Beiträge erhoben würden. In Orten mit größerem Gemeinde- und Stiftungs grundbesitz, welcher in der Regel einzeln an eine größere Anzahl kleine Pächter vergeben wird, werden so häufig die An- und Abmeldungen vergessen, daß die Listen nur sehr schwer in Ordnung zu halten sind. Wie leicht könnte der betreffende Besitzer von dem Pächter gleich kontraktlich den Versicherungsbetrag zurückfordern. Wie viel seltener aber wechselt bei solchen Verhältnissen der Besitz gegen den Pacht. Es würde dies für viele Ver trauensmänner eine große Erleichterung werden und hofft deshalb der Verein, daß die Ansichten der weitaus grüßten Zahl der Herren Vertrauensmänner mit den seinigen überein stimmen und dieselben jener Petition gegenüber demgemäß verfahren werden.