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genannten Betrag sind auch auher den unmittelbaren Ausgaben für die Besatzung noch einige andere Posten eingerechnet. China hatte sich von vornhinein vollständig ablehnend dagegen verhalten, auch zu den Kosten der Besatzungen einiger Mächte einen Beitrag zu leisten; es erhebt im Gegcnthcile die Forderung, diese Besatzungen möglichst bald zurückzuziehen. Die Thatsache, dah jetzt eine Summe zur weiteren Unterhaltung unserer Besatzung in den Etat eingestellt ist, beweist, dah an die Zurück ziehung dieser Truppen noch nicht gedacht wird. Selbst verständlich lassen auch die übrigen betheiligten Mächte ihre Besatzungen im nächsten Jahre noch ans chinesischem Boden. Wann diese Besetzung ciuzclner chinesischer Orte aufhören wird, läßt sich nicht absehen. — Die Uebersicht der Ergebnisse des Hecres-Er- gänzungsgeschäfts für das Jahr 1900 ist dem Reichs tage zugegangen. In den alphabetischen und Restanten- listen wurden geführt 1 045 840 Alaun. Davon sind zu- rückgcstellt worden 578 799, ausgeschlossen 1171, aus gemustert 39345, dem Landsturm überwicscu 102723, der Ersatzreserve überwiesen 80980, der Marinereserve überwiesen 1130, ausgehoben 223 459, überzählig ge blieben 1270, freiwillig eingetrcteu in das Heer 25 175, in die Marine 1209, anderwärts gestellungs pflichtig geworden 425 489, ohne Entschuldigung ausgc- blieben 97819, als uuermittelt in den Restautenlisteu geführt 02 205 Mann, im Ganzen also 1 045840 Mann. Bon den Ausgehobcnen sind in das Heer eingetrcten zum Dienst mit der Waffe 222 007, znm Dienst ohne Waffe 4008, in die Marine aus der Landbevölkerung 3307, aus der fee- und halbscemänuischcn Bevölkerung 2877 Manu. Wegen unerlaubter Answaudcruug wurdeu 135 108 Mauu vcrurthcilt, noch in Untersuchung befinden sich 13055 Manu. In Abgcorductenkreisen ist man der Meinung, das; die Generaldebatte des Etats weit interessanter werden dürfte, als die des Zolltarifs. Es liegt die Absicht vor, eine ganze Reihe von Fragen auzuschneiden, welche die öffentliche Meinung vielfach bewegt haben und theilwcise noch bewegen. Den Höhepunkt der Generalverhandlung über den Etat dürfte oie Chinadcbatle bilden. Die Grosjherzogin von Hessen ist am Donnerstag mit ihrer Mutter von Koburg nach Nizza abgereist, wo sie Wintcrausenthalt nimmt. Inzwischen wird die Ehe schcidung erfolgen. Die Uebcrweismigen aus den Reichseinnahmeu an die Bundesstaaten erfahren nach dem neuen Reichs haushalt eine Ermähigung um fast 27 Mill. Mk. Der neue Bischof von Metz, Benzler, wirkt in ! seinem Amte in deutsch freundlichem Sinne. Er hat jüngst die Versetzung des vielgenannten streitbaren Pfarrers Colbus von Neunkirchen, einem 2000 Einwohner zählen den Städtchen, nach dein abgelegenen Dörflein Oberfillen verfügt. Colbus mar bis 1898 Reichstagsabgcordneter für den Wahlkreis Saargemünd; er gehörte als solcher dem linken Flügel der „Gruppe der Elsässer" an und war von jeher ein Vertreter der gegen das Deutschthum ge richteten „schärferen Tonart". In seiner Gemeinde war er die Ursache zahlreicher Händel und Streitigkeiten; trotz alledem wurde er auf seinem Posten belassen. Die nun mehr verfügte Versetzung traf ihn wie ein Blitz aus heitern, Himmel. In einem an seine Gemeinde gerichteten Abschiedsbriefe, den er von der Kanzel verlesen lies;, theilte er mit, das; ihn ein „widriges Geschick plötzlich gegen seinen Willen aus ihrer Mitte gerissen, und daß er der Macht seiner Feinde weichen müsse". Den Eindruck, den die Versetzung auf die Bevölkerung macht, fasst ein Blatt zutreffend in die Worte zusammen: „Wir haben wieder einen Bischof." — Jni „Neichsanzeiger" wird das endgiltige Ergeb nis; der Volkszählung vom 1. Dezember 1900 für das gestimmte Deutsche Reich veröffentlicht. Danach betrug die ortsanwcsende Bevölkerung 50307 178 Personen, von denen 27 737 247 männlich und 28 029 931 weiblich waren. Seit dem 1. Dezember 1885 hat sich die Bevölkerung um 4 087 277 Personen oder 7,82 vom Hundert erhöht; das männliche Geschlecht hat um 2 075 997 Personen oder 8,09 vom Hundert, das weib liche um 2011280 oder 7,53 vom Hundert zugenommen. Der Flächeninhalt des Reiches ist auf 540 739,5 gkm festgestellt, während er im Jahre 1895 nur aus 540 057,0 gkm angegeben war. Die Zahl der zur Wohnung dienenden oder bestimmten Gebäude, Hütten, Zelte, Schiffe, Wagen u. belief sich auf 0400021, worunter sich 0231909 be wohnte Wohnhäuser befanden. Die Zahl der Haus haltungen ist noch nicht sestgestellt. Darmstadt. Wie die „Darmst. Ztg." mittheilt, haben die Versuche, das Vaccellische Heilverfahren bei Maul- und Klauenseuche anzuwenden, in verschiedenen Kreisen des Landes nicht befriedigende Resultate gehabt. Die Versuche werden nunmehr eingestellt. Nach einer Meldung aus Darinstadt wird das in Mainz garnisouirende Infanterie-Regiment dir. 117, welches den Namenszug der nach Nizza abgereisten Grosjherzogin Viktoria von Hessen trägt, sicherem Ver nehmen nach demnächst neue Achselklappen erhalten, die lediglich die Nummer 117 tragen. Bayern. Die Kammer der Abgeordneten nahm am Freitag mit 77 gegen 51 Stimmen einen Antrag Heim (Zentrum) an, wonach in der Justizverwaltung Israeliten nur im Verhältnisse der israelitischen Bevölkerung zur Gesammtbevölkerung ausgenommen werden sollen. Im Verlaufe der Berathung erklärte der Justizminister Frei herr von Leonrod, er könne wegen Gesetzcsbedenken dem Anträge keine Folge geben, werde aber der Stimmung der Bevölkerung soweit als möglich Rechnung tragen. Schweiz. Wie mitgetheilt wird, soll im Simplon tunnel die auf der Südseite infolge starken Wasser andranges eingetretene Arbeitshemmung nunmehr behoben sein. Es ist nämlich in geringer Entfernung von der Bohrstelle ein kräftiger Damm aus Mauerwerk errichtet worden, welcher einen Behälter bildet, dessen Rand sich Oberhalb der Oesfnung befindet, aus welcher das Wasser hervortritt. Diese Vorrichtung bewirkt, bah das Wasser nun ruhig durch eine seitliche Oesfnung aus dem Be hälter in einen Absluhkanal flieht. Der Behälter ist überbrückt worden, so das; die Bohrarbeiten wieder aus genommen werden konnten. Da man jetzt in weicheres Gestein gekommen ist, hofft man, auch den Zeitverlust wieder einzuholen. Frankreich. Die Deputirtenkammer nahm das An- leihegesctz mit Eindrittelmehrheit an. Im Uebrigen er zielte das Kabinett Waldeck-Rousseau Zweidrittelmehr heiten und darüber. Die Krisis, welche sich bereits sehr bedeutend bemerbar machte, ist also wieder einmal über wunden. Serbien. Am serbischen Hofe herrscht grohe Auf regung, weil die unabhängigen Radikalen in der Skup- tschina eine Interpellation einb'ringen wollen, warum die für Beginn dieses Jahres in Aussicht gestellte Geburt eines Thronerben seinerzeit amtlich als bevorstehend bezeichnet worden und so eine Täuschung des serbischen Volkes ins Werk gesetzt worden sei. König Alerandcr ist persönlich bemüht, die unabhängigen Radi kalen von Ler Einbringung einer solchen Interpellation abzubringen, auch der Ministerpräsident Wujitsch bemüht sich in gleicher Richtung. Indien. Am 20. v. M. verursachte ein Cyklon eine 0 Fuh hohe Fluthwelle, die dem Laufe des Ganges weit in das Land hinein folgte. Nach Telegrammen aus Seraigunge hat dieser Sturm etwa 200 Fluhboote zum Sinken gebracht oder schwer beschädigt, die haupt sächlich mit Jute beladen waren. Viele Häuser und Hütten wurden zerstört, die Ernte wurde vernichtet. Sparkasse zu Reinhardtsgrimma. Nächster Erpeditionstag: Mittwoch, den 4. Dezember, Nach mittags 2—5 Uhr.