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Wage M Weißeritz JeitM 87. Jahrgang. Dienstag, den 19. November 1901. Nr. 136. Sächsisches. — Dein Landtage ist mittels königl. Dekrets unter anderen Gesetzvorlagen auch eine solche über die Gewäh rung von Wohnungsgeld-Zuschüssen für die sächsi schen Staatsbeamten zugegangen. Das Gesetz soll bereits am I. Januar 1902 in Kraft treten und erstreckt sich auf die Staatsdiener, die Geistlichen, die Lehrer, die Professoren und die dauernd angestellten Beaniten und Bediensteten der Leipziger Universität, wenn sie ihren Stationsort in Deutschland haben, eine Besoldung auf Grund des Staats haushalts Etats beziehen und durch die ihnen übertragenen Geschäfte nicht blos nebenbei in Anspruch genommen wer den. Die Beamten werden in 6 Klassen eingetheilt, und für diese großen Beamtenklassen sind noch je 5 verschie dene Ortsklassen eingerichtet, und zwar derart, daß zur 1. Klasse gehören Dresden und Leipzig, zur 2. Klasse Chemnitz, Plauen i. B. und Zwickau und zur dritten Klasse Ännaberg, Limbach, Löbtau, Pirna und Wurzen. Zur 4. Klasse gehören die meisten Orte, während die Klasse 5 diejenigen Orte umfaßt, die nicht besonders auf geführt sind. Der durch die Neuerung verursachte Auf wand stellt sich auf jährlich 5,712,403 M., wozu aber noch 260,000 M. jährlicher Zuschuß zur Civilliste kommt, damit die Beamten und Diener des königl. Hanscs eben falls des Zuschnsses theilhastig weiden und andererseits die Civilliste und die Apannagen dadurch keine weitere Schmälerung erfahren. Die berechnete Summe der Woh- nungsgeldcr für die sächsischen Beamten würde sich dem nach in der Finanzperiode 1902/03 auf insgesammt 6,944,806 M. belaufen. In der 3. Klasse, zu welcher Pirna gehört, betragen die Zuschüsse nach der uns vor liegenden Zusammenstellung für die in Frage kommenden 6 Beamtenklassen 720 bez. 540, 440, 270, 190 und 140 Mark. — Der sächsische Staatshaushalt hat in der Finanzperiode ',898/1899 mit einem Ertragsübcrschuß von 11374 300 Mk. abgeschlossen und meist ein Gesammt- jtaatsvermögen von 1442 086 774 Mk. auf, denen eine Staatsschuld von 829 822 450 Mk. gegenüberzustellcn ist, so das; ein wirkliches Staatsvermögen nach Abrechnung aller Schulden von 612 262 324 Mk. verbleibt. Der Er- lragsüberschuß von 11374 300 Mk. soll zur Deckung von Ausgaben des außerordentlichen Staatshaushaltsetats für die Finanzperiode 1902/1903 verwendet werden. Der sächsische Staatshaushaltsetat für die Finanzperiode 1902/1903 zeigt in Einnahme wie Ausgabe pro Jahr 333369 947 Mk. Der außerordentliche Etat zeigt eine Gesammtbedarfssnmme von 70278 560 Mk. Um das Gleichgewicht im Etat herzustellen, wird sich die Erhebung eines Steuerzuschlagcs von 50 Proz, nothwendig machen. Oschatz. Sicherem Vernehmen des „Gemeinnützen" nach beabsichtigt das Kgl. Kricgsministerium nicht, in der nächsten Zeit auf eine Kasernirung der nach dem 1. April 1902 noch in Vürgcrquartiercn verbleibenden Es- kadrons des Ulanenrcgiments dir. 17 zuzukommen. Waldheim. Ein schon ost von der Lehrerschaft hier und in anderen Orten bekämpfter Uebelstand fällt hier mit dem 15. d. M. sozusagen von selbst weg. Es be trifft dies die Zugaben bei dem Einkäufe von Schul artikeln. Sieben Firmen haben wegen des mit dem Verkaufe dieser Artikel verbundenen geringen Verdienstes den Beschluß gefaßt, die Zugaben Wegfällen zu lassen nnd diesen Beschluß noch dadurch verschärft, daß diejenige Firma, die ihn übertritt, eine Strafe von 20 Mk. an die städtische Armenkasse zu zahlen hat. Kamenz, 15. November. Auf dem Nachhausewege vom Dorfe Häslich aus begriffen, verfehlte in vergangener Nacht der Tischlermeister Eckart vvn hier infolge der herr schenden Finsternis; den Weg und stürzte so unglücklich von der Straßenböschung in einen Stcinbruch, daß er sich be deutende Verletzungen an Armen und Beinen zuzog. Er mußte die ganze Nacht im Steinbruch zubringen. Erst am nächsten Morgen konnte ihm Hilse gebracht werden. Er wurde in das hiesige Barmherzigkeitsstist überführt. Chemnitz. Es sind erst einige Wochen verflossen, seit auf dem Körnerplatze im Osten der Stadt die Hülle von deni auf Anregung des „Körner-Tisches" errichteten ehernen Standbilde Theodor Körners fiel, und schon hat ein weiterer „Tisch", der „Luther-Tisch", einen Fonds für ein Luther-Denkmal gestiftet, mährend ein dritter „Tisch", ein „Bismarck-Tisch", sich soeben gegründet hat, um die Mittel zur Errichtung eines Bismarck-Thurmes oder einer Bismarck-Säule in Chemnitz oder dessen näheren Umge bung zu beschaffen. Auch ein „Schiller-Tisch" besteht, der u. a. gleichfalls die Begründung eines Fonds zur Schaf fung eines sichtbaren Zeichens der Verehrung für Schiller anstrcbt. Außerdem ist ein Zipperdenkmal zum Andenken an den Schöpfer der Schloßteich-Anlagen geplant und ein Preisgericht hat bereits sein Votum für Errichtung eines figürlichen religiösen Schmucks auf dem städtischen Fried- Hofe abgegeben. Man wird zwar einerseits seiner Freude über dies rege Interesse an derartigen Bestrebungen Aus druck geben, andererseits aber auch zugestehen müssen, daß die Einwohnerschaft einstweilen mit Dcnkmalsplänen etwas reichlich versehen ist. Aus den; Erzgebirge. Die Unterkunftshäuser auf dem Fichtel- und Keilberge werden auch während des kommenden Winters bcmirthschaftet. Es stehen da selbst etwa 60 bezw. 25 Betten zur Verfügung. Seit der Ski-Sport auch bei uns in Aufnahme gekommen ist, strömen alljährlich bei günstigen Schneeverhältnissen Hunderte von Fremden nach den höchsten Punkten unseres Erzgebirges. Augenblicklich sind die Berge mit einer dünnen Schneedecke überzogen. Aue. Falsches Geld versuchten am Dienstag hier 2 in den dreißiger Jahren stehende Frauenspersonen an den Mann zu bringen. Sie operirten in der Weise, daß zu nächst eine von ihnen in irgend einen Laden ging, sich dort etwas kaufte und dabei sich umschaute, ob mit Rück- sicht auf die Lage des Lokals und die Persönlichkeit des Verkäufers die Verausgabung falschen Geldes möglich sei, mährend später die andere erschien, sehr eilig that und dabei das falsche Geld für eine gekaufte Kleinigkeit in Zahlung gab. In einem Bäckerladen haben sie ein falsches Zweimarkstück preußischen Gepräges vom Jahre 1876 mit dem Münzzeichcn ?c in Zahlung gegeben, ohne das; die Unechtheit von dem Bäcker erkannt worden wäre. Leider sind die beiden Gaunerinnen entkommen. Zwickau. Ueoer die Lage des Bergbaues im Zwickauer Revier hat der hiesige Verein für bergbauliche Jntcresscnzur Begegnung falscher Darstellungen festgestellt, das; im Revier keine Arbeiterentlassungen und keine Ar- beitszcitverk ürzungcn vnrgckommcn sind und nicht beab sichtigt weiden, das; der Kohlenabsat; schlank erfolgt, Vor- räthe nicht gestürzt werden und die Kohlenpreise der Marktlage enttprechen.