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. DI« „Weiheritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird an den vorhergehen- dcnAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich l M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern ,0 Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie unsere Agenten nehmen Bestellungen an. Weißtlitz -Zeitung. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate, welch« bei der bedeutenden Auflage de» Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 12Pfg., solche aus unserer Amtshaupt mannschaft mit 10 Pfg. die Spaltzeile oder deren Raum berechnet. - Ta bellarische undcomplicirt« Inserate mit entsprechen den, Aufschlag. - Einge sandt, im redactionellen Theile, die Spaltenzeile " 20 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Amtsyauptmannschaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtratlj zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Aedacteur: Paul Irhnr. - Druck und Verlag von Carl Irhne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten Unlerhaltungsblatt". Mit land- und hnuswlrthfchnftUcher Monats-Beilage. Nr. 136. Dienstag, den 19. November 1901. 67. Jahrgang. -7-1 Bekanntmachung, die Stadtverordnetemvahl betreffend. Nachdem die diesjährige Stadtverordneten-Ergänzungswahl auf Donnerstag, den 28. November 1901, anberaumt worden ist, werden sämmtliche stimmberechtigte Bürger hiesiger Stadt hier durch aufgefordert, an diesem Tage in der Zeit von Vormittags 9 Ahr bis Mittags 1 Ahr in der großen Saalstube des Rathhauses bei Verlust des Stimmrechtes für den gegenwärtigen Fall in Person zu erscheinen und die Stimmzettel, auf welchen aus der jedem Stimmberechtigten zugehenden Wahlliste 3 angesessene nnd 1 unangesessener Bürger zu benennen sind, abzugeben. Dippoldiswalde, am 16. November 1901. Der Stadtrath. Voigt. Die dem deutschen Handel und der deut schen Schifffahrt von den amerikanischen Millionenkönigen drohende Gefahr. Ungeheuer großes Kapital, Hunderte und Tausende von Millionen in wenigen Händen vereinigt, sind für Handel und Verkehr, Industrie und Technik eine fast un überwindliche Macht, sie enthalten nicht nur die Mittel, in einzelnen Fabrikations- und Handelszweigen die ganze Lonjunktur zu beherschen, sie können auch den Handel und Verkehr eines ganzen Landes ebenso und noch mehr beeinflussen wie die Negierung und Volksvertretungen. Die amerikanischen Millionenkönige und die von ihnen ge bildeten Trusts oder Ausbeutungsringe sind nun sehr wohl im Stande, eine solche vcrhängnißvolle Macht auszuüben, und vor allen Dingen besitzen sie auch die Kühnheit, den Unternehmungsgeist und die grenzenlose Erwerbssucht dazu, und es wird hohe Zeit, daß die europäischen Länder, ganz besonders Deutschland in dieser Hinsicht auf der Hut sind, da es sich im internationalen Weltverkehr er eignen kann, das; ein großer Besitz, den ein Land ge schaffen hat und fest iu seinen Händen zu haben glaubt, in aller Stille oder auch plötzlich nach einer rückgängigen Geschäftsperiode in ausländische Hände übergeht. Wie ist es denn seinerzeit den Franzosen mit der französischen Intelligenz und französischem Eelde erbauten Suezkanal ergangen! Die Engländer hatten in aller Stille und nach und nach fast die ganzen Aktien der Suezkanal-Gesell schaft angekauft, und eines schönen Tages spielten sich die Engländer auf Grund wohl erworbener Rechte als die Herren des Suezkanals auf, und die Franzosen, die that- sächlich große Verdienste um die Hebung der Kultur in Egypten hatten, wurden aus dem Pharaonenlande hinaus manövirt, und England setzte sich ordentlich am Suezkanal und dem Nil fest. Und wir sprechen es offen aus, wir trauen den amerikanischen Dollarkönigen und Riesentrusts ähnliche Anschläge auf Deutschlands Handel und Schiffahrt zu. Schon längst ist es den Amerikanern ein Dorn im Auge, daß die großartig angelegten deutschen Schifsahrts- linien, zumal die berühmten Linien der Bremer und Ham burger Großrhedereien vorzugsweise den Handel und Verkehr zwischen Amerika und Deutschland, beziehendlich Lem festländischen Europa vermitteln, und nun benutzten Lie amerikanischen Milliardäre und Ringe osfenbar die seit einigen Monaten eingetretene ungünstige Konjunktur der deutschen Schiffahrt, um Einfluß auf dieselbe zu gewinnen. Oder ist es vielleicht ein Zufall, daß vor kurzem ameri kanische Großkapitalisten einen großen Posten Aktien der Hamburg-Amerika-Linie kauften, und daß in den letzten Tagen von den 80,000 Aktien des „Norddeutschen Lloyd" in Bremen tausend Stück in amerikanische Hände über gingen und diese Aktien unter pari fielen? Bei solchen Abschlüssen im Millionenbesitz, der gewaltigen Einfluß üben und später die Amerikaner zu Herren der deutschen Schiff fahrtslinien machen und durch Frachtermäßigungen die Ausfuhr des amerikanischen Getreides, Fleisches, Eisens und selbst der Kohlen nach Europa begünstigen kann, glauben wir bei den ebenso schlauen als tollkühnen Ame rikanern an keinen Zufall, sondern an eine kühle, scharfe Berechnung, und es ist dringend nothwendig, daß Deutsch lands Vertreter von Handel und Verkehr, dann zumal auch Deutschlands Großbanken nnd Großkapitalisten, ferner vor allen Dingen aber auch die verbündeten deutschen Regierungen Schritte thun, um die unserem Handel und unserer Lchisffahrt von den amerikanischen Milliardären und Trusts drohende Gefahr abzuwenden. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. So zeitig wie vor 50 Jahren ist wohl kaum wieder der Winter eingetreten, denn die „Weißeritz-Zeitung" aus dem Jahre 1851 berichtet schon am 3. und 4. November von Schneefall bis in die nie deren Gegenden. In der Nacht vom 20. bis 21. Novem- ber, von Donnerstag auf, Freitag, den, Herbstbußtage, waren aber solche Schneemasfen gefallen, daß sie 2 bis 3 Meter hoch die Erde bedeckten. Dazu hatte der Sturm an manchen Stellen den Schnee zu hohen Barrikaden aufgethürmt, so z. B. zwischen Rathhaus und Herrengasse und zwischen Lommatzsch's Haus und der Apotheke, wie sich ein Augenzeuge noch erinnern kann. Der Verkehr nach außen stockte. Zwei Tage lang blieb man ohne Post aus Dresden. Die Passage durch die Heide nach Rabenau, wie es in einer damaligen Bekanntmachung heißt, war gesperrt, und wurden Fuhrwerke dorthin nach der Dresdener Straße und dem Antonsweg gewiesen. Ueber ganz Sachsen bis nach Teplitz hatte sich der Schneefall erstreckt, so daß kein Eisenbahnzug fahren konnte. Solche, die am Donnerstag Abend ausgefahren, blieben bis 24 Stunden im Schnee stecken oder kamen nur mit äußerster Anstrengung und großer Verspätung an ihrem Ziele an. Aus allen Theilen Sachsens wurden durch den Schnee verursachte Todesfälle gemeldet, so verunglückte auch der Besitzer des Gasthofs zur Hufe bei Frauenstein, Schreiber mit Namen, der aus Reichstädt ein Kalb geholt hatte. In Altenberg reichte der Schnee bis an das Dach der niedrigen Häuser, und man mußte von hier aus sich einen Ausgang verschaffen. Großen Schneefall haben wir zwar dann und wann wieder zu verzeichnen gehabt, aber so zeitigen und grim migen Winter, das Thermometer zeigte auf — 8 Grad Ncaumur, doch nicht wieder. Wir sehnen uns auch nicht darnach. — Dem hiesigen rührigen Verkehrsausschuß ist aus seine Eingabe vor einiger Zeit von der Königlichen Gcneraldirektion der Staatseisenbahnen die erfreuliche Mittheilung zugegangen, daß nach erfolgter Bewilligung der erforderlichen Mittel der Umbau des hiesigen Bahn hofes, unter Erweiterung der Abfertigungs- und Schalter räume, Verbreiterung des Bahnsteiges, Verlegung der Eüterverkehrsanlagen nach dec Westseite u. s. w. in den Jahren 1902 und 1903 erfolgen soll. — Am Sonnabend feierte der hiesige Stenogra phenverein „Gabelsberger" sein 33. Stiftungsfest, an dem gegen 30 Mitglieder den flüchtigen Stenographen stift mit der bedächtigen Genuß gewährenden Gabel ver tauschten. Im geschäftlichen Theile wurden wieder, bez. neugewählt die Herren Rathssekretär Kunzmann als Vorsteher, Amtsgerichtssekretär, Schiffner als Schriftführer und Expedient Metzger als Archivar. Die Anfangs- und Fortbildungsübungen, werden von Herrn Nathsregistrator Heil geleitet, während Herr Oberlehrer Buckel im Damen kursus unterrichtet. Am Mittwoch, den 27. d. M. Abends 8 Uhr soll im Gasthof zum Stern ein neuer Anfangs kursus beginnen. Zu diesem, wie auch zum Fortbildungs kursus werden junge Leute als Theilnehmer hierdurch ein geladen. Nicht nur Bureaubeamte und Kaufleute, sondern auch Handwerker u. a. können aus dem Erlernen der Kurzschrift Nutzen ziehen. Außerdem bietet diese eine reiche Quelle günstiger Anregung. Wie in den Nachbarorten Glashütte und Schmiedeberg die neugegründeten Vereine zahlreiche Theilnehmer gefunden haben, so ist auch für hier zu erhoffen, daß immer mehr die Gelegenheit benutzen, die Kunst der Stenographie zu erlernen und sich darin zu üben. Die Väter resp. Prinzipale, Chefs und Meister werden darum gebeten, die jungen Leute auf den Ver ein aufmerksam zu machen. Jägerhaus-Naundorf. Auf Einladung des land- wirthschfttichen Vereins Hennersdorf fand hier am vorigen Sonnabend eine sehr zahlreich besuchte Versammlung von Landwirthen, zum Theil aus weit von hier gelegenen Orten, wie Rippien, Värenhecke rc. statt. Herr Schleinitz eröffnete dieselbe und begrüßte die Erschienenen. Darauf hielt Herr Oekonomierath Rittergutsbesitzer Garcke den an gekündigten Vortrag über: „Die zweckmäßige Verwendung der künstlichen Düngemittel". Der Redner ging aus von dem ersten künstlichen Dünger, dem Gyps und dem Kalk, und erklärte dann die Entstehung und Wirkung des Knochenmehls, Ammoniaks Superphosphats, sowie des Thomasmehls und des Kali. Die Anwendung des letzteren erfordere aber auch Vorsicht, dasselbe muß nämlich gut mit der Ackererde vereinigt werden, damit keine Kruste entsteht, die dann keine Feuchtigkeit durchläßt, und sodatin, ists am Besten 40 Proz. Kalidüngesalz zu verwendm weil dieses am wenigsten Chlor enthält. Die vorzügliche Wirkung des Kali wurde an vielen Beispielen, durch angestellte Probedüngungsversuche, dargethan. Nach recht reger Debatte schloß der Vorsitzende mit Dank für den Vortrag die Versammlung, die ihren Dank durch Er heben von den Sitzen Ausdruck verlieh. Eine imprägnirte Ackerleine zu 80 Pf. das Stück und ein Heuseil zu 82 Pf. das Meter aus der Fabrik von Lützner, Ringelmühle bei Frauenstein, fanden viel Anerkennung. Hennersdorf. Der hiesige landwirthschaftliche Verein unternahm am vorigen Sonnabend eine Exkursion nach dem Rittergute Naundorf, behufs Besichtigung der neu erbauten, prächtigen Stallungen, in denen besonders auch vorzügliches Simmenthaler Vieh zu sehen war. Voll be friedigt verabschiedeten die ca. 30 Mitglieder sich vom Herrn Verwalter Steinbrück mit Dank für das Dar gebotene. Poffendorf. Der hiesige K. S. Militär-Verein gedenkt sein diesjähriges Stiftungsfest am 6. Dezeniber d. I. zu feiern. Wilmsdorf. Bei Ausübung der Jagd im benach barten Poisenwalde fanden die Jäger einen Erhängten, der als der Jnvalidenrentenempfänger I. F. Baßler aus Eittersee erkannt wurde. B. soll den Selbstmord aus Schwermuth begangen haben. — Am 27. d. M. findet im hiesigen Gasthofe ein Militärkonzert statt, welches von der Kapelle des 5. Feld- Artillerie-Regiment aus Pirna ausgeführt wird. Da ge nannte Kapelle "in hiesiger Gegend noch unbekannt ist, so dürfte der Besuch ein zahlreicher werden, zumal die musi kalischen Leistungen derselben allgemein gerühmt werden. Dresden. In der ersten öffentlichen Sitzung der Zweiten Kammer am 15 November wurde nach Vortrag der Negistrande zur Wahl der Deputation ver- schritten. Auf Antrag des Vizepräsidenten Geh. Hofrath Opitz wird die Mitgliederzahl der Beschwerde- und Petitions deputation, der Rechenschaftsdeputation und der Gesetz- gebungsdcputation auf je 15, die der beiden Finanz deputationen auf je 12 erhöht. — Iu den Zeitungen wird stets gewarnt, Feuer in den Oefen mit Petroleum anzumachen, Leichtsinn und Be quemlichkeit lassen jedoch diese Unvorsichtigkeit immer wieder begehen. In Kötzschenbroda stopfte am Sonntage Vormittag eine ältere Frau ihren Ofen mit Papier voll, begoß dasselbe mit Petroleum und zündete es an. Kaum war dies geschehen, so ertönte ein Knall wie ein Kanonen schuß, und der Ofen platzte auseinander. Der Schreck der Frau wie der übrigen Hausbewohner war groß; ein Wunder war es, daß kein größeres Unglück dabei ge schehen ist. Dresden, 16. November. Im Befinden des Königs ist eine wesentliche Besserung eingetreten, sodaß er gestern an der Tafel theilnahm und einen Spaziergang im Park zu Strehlen machte. Das Stadtverordnetenkollegium zu Oederan hat beschlossen, mit Rücksicht ans die gegenwärtigen mißlichen Erwerbsverhältnisse das geplante Heimatsfest vorläufig zu vertagen. Markneukirchen. Einer Leibesvisitation mußte sich neulich ein hier in Stellung befindlicher, öfters geschäft lich nach Schönbach in Böhmen kommender Geschirrsührer unterwerfen. Zum nicht geringen Erstaunen der revidi- renden Grenzaufseher hatte der schlaue Rosselenker in seinen etwas weiten Schaftstiefeln nicht weniger als 16 Packele Rauchtabak untergebracht und so über die Grenze geschmuggelt. Außer dem Verlust des Tabaks trifft jetzt den Allzuschlauen noch eine empfindliche Geldstrafe. Das gleiche Schicksal ereilte an demselben Tage einen hiesigen Einwohner, welcher zwei Pfund Schnupftabak unverzollt nach Sachsen einzuführen suchte. Auch hier wurde