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und mit ihm die Gesammtheit der Steuerzahler diesen un geheuren Reinfall? Das mühte denn doch wohl öffentlich festgestellt werden, ehe sich der Landtag mit dieser An gelegenheit zu befassen hat! Sind die Instruktionen der verantwortlichen Beamten so mangelhaft gewesen oder liegt eine strafbare Eigenmächtigkeit vor? Freiberg. Der hiesige Erzgebirgsverein wird neben seinen bisher verfolgten Bestrebungen um die Er schließung des heimathlichen Bezirkes demnächst ein ziem lich umfangreiches Werk in Angriff nehmen, das den Bewohnern und wohl auch den meisten Besuchern von Freiberg schon seit längerer Zeit als wünschenswerth er schien und deshalb zweifellos allgemeine Zustimmung finden wird. Ls betrifft den Versuch, die Abhänge der „Rothen Grube" theilweise zu bepflanzen und dadurch innerhalb Freibergs Mauern ein neues, schönes lind reiz volles Bild zu gestalten und dem Auge des Beschauers vorzuführen. Die von Kunstgärtner Pietzner angefertigten Entwürfe lassen die günstige malerische Wirkung der neugcplanten Anlage deutlich erkennen. Die Vorarbeiten zur Bepflanzung sollen bereits in nächster Zeit begonnen werden. Oschatz. Beim Werfen mit Kastanien wurde der Seminarist Dietzel durch die Brille in das Auge ge troffen. Sofort war der Arzt zur Hand. Dieser stellte fest, daß ein Glassplitter in das Auge gedrungen sei. Der Seminar-Krankenwärter brachte den Kranken sofort nach Leipzig in die Klinik. Der Verlust des Auges ist nicht zu befürchten. Es wird vor Allem Kindern hier mit gewarnt, das Werfen mit Steinen oder sonstigen Gegenständen, namentlich nach dem Gesicht, zu unter- i lassen. Nossen. Eine würdige Gedenkfeier fand am 16. d. Mts. am Denkmal des Prinzen Albert in Wölkau statt. Nach dem Gesänge einiger Lieder wurden prachtvolle Blumenspenden niedergelegt. Der Platz war herrlich ge schmückt. Lommatzsch, 17. Sept. Der heutige Notz-und Vieh markt ist zum ersten Male — gar nicht beschickt worden. Kein Schwanz war zu sehen! Zwickau. Die Stratzenbauverwaltung hat auf der Hofer Stratze hier große Steinblöcke tief auf Betongrund eingesetzt zur Feststellung etwa durch den Kohlenabbau eintretender Bodensenkungen. Tagesgeschichte. Frankreich. Wie aus zuverlässiger Quelle bestimmt mitgeiheilt wird, findet ein Besuch des Zaren in Paris nicht statt. Bisher wurden keine polizeilichen Maßregeln * getroffen. Frankreich. Der Kaiser von Rußland ist mit Ge mahlin am 18. September auf der Rhede von Dünkirchen angekommen und vom Präsidenten Loubet und einer un zähligen Menschenmenge auf das Begeistertste empfangen worden. Nach einem eingenommenen Frühstück wurde die Reise nach Compiegne fortgesetzt. England. König Eduard räumt mit zweifelhaften Dingen auf. Wie die Zeitungen melden, werden in Balmoral gegenwärtig größere Veränderungen für den bevorstehenden Besuch des Königspaares getroffen. Das alte sogenannte Kaffeezimmer, das die Königin Viktoria zeitweilig als Kapelle benutzte, wird jetzt in einen Billard- raum verwandelt. Die Statue John Browns, die die Königin Viktoria ihrem Diener errichten ließ, ist auf Be fehl des Königs ebenfalls entfernt und dem Bruder des Verstorbenen, Mr. William Brown, übergeben worden. — Die englischen Blätter machen ihrem Ingrimm über das Fiasko der Proklamation Kitchener's durch drohende Artikel gegen die weiterkämpfenden Buren Luft. Das Negierungsorgan „Standard" schreibt, in der künftigen Verfassung der beiden Kolonien werde „kein Fetzen Un abhängigkeit" belassen werden und in Südafrika werde kein Platz verbleiben für die Männer, welche das „Gnadenanerbieten" der englischen Regierung mit Uebcr- legung zurückgewiesen hätten. Anstatt versöhnlicher Prokla mationen müßten jetzt die „bewaffneten Mörderbanden aus ihren Verstecken gejagt werden". Das „Jagen" haben bisher mit besonderer Virtuosität immer die Buren be sorgt. Serbien. Wie verlautet, richtete die Exkönigin Natalie an einen Freund in Belgrad ein Schreiben, in welchem sie ihre Erbitterung und ihren Schmerz über die gegenwärtigen Zustände in Serbien zum Ausdruck bringt. Die Schuld hieran habe die Königin Draga. Natalie werde alles aufbieten, damit der Czar die Königin Draga nicht empfange. Sie werde dem Czaren anläßlich einer Audienz Aufklärung über die Königin und ihre Ver gangenheit machen. , Türkei. Der Konflikt Frankreichs mit der Pforte droht in ein ernsteres Stadium cinzutrctcn. Es wird nämlich bekannt, daß die französische Negierung an geordnet habe, daß bei einer Verschärfung des Streit falles mit der Türkei alsbald die Insel Rhodns besetzt und bis zur Leistung völliger Genugthunng durch den Sultan besetzt gehalten werden solle. Am 24. d. M. geht eine fliegende Schiffsdivision der französischen Marine von Toulon in See. Der Admiral, der diese Division übernimmt, erhält Instruktionen, die er erst an der Küste von Sizilien öffnen darf. In diesen Instruktionen dürfte der Befehl der Besetzung von Nhodus enthalten sein. Die englische Regierung rechnet jedenfalls mit dieser Mög lichkeit, denn sie hat ihrem Mittelmcergesthwader den Befehl crtheilt, in diesem Falle sofort die Insel Chics und Thasos zu besetzen. Beruhen diese Angaben auf Wahrheit, dann wird sich der Sultan zweifellos beeilen, sämmtbche von Frankreich erhobene Forderungen zu be ¬ willigen, da anderenfalls die Balkanfrage wieder einmal aufgerollt werden würde, wobei die Türkei nichts ge- gewinnen, sondern nur verlieren kann. Südafrika. Kitchener wird nunmehr seine Prokla mation verwirklichen und strenge Maßnahmen gegen die Buren treffen. In einer Dynamitfabrik in der Nähe von Prätoria wurden große Mengen Munition entdeckt. Der Wächter desselben wurde verhaftet. Man nimmt an, er ist ein Burenfreund, der vom Vorhandensein der Munition Kenntniß gehabt haben müßte. — Kitchener meldet aus Pretoria unterm 17.: Eine Patrouille der Eardegrenadicre unter Leutnant Rebow wurde in der Nähe von Reit-Siding auf der Linie Dcaar- Naauwport umzingelt und nach hartnäckigen, Widerstande gefangen genommen. Der Leutnant Rebow und ein Mann sind getödtet, zwei Mann schwer verwundet. Ein Sergeant ertrank bei dem Versuche, über den Fluß zu gelangen, uni Hilfe herbeizuholen. — Lord Kitchener ist sich über die große Gefahr, die der englischen Kapkolonie droht, vollständig im Klaren; er sieht voraus, daß die ganze Kolonie verloren geht, wenn nicht ganz besondere Maßnahmen getroffen werden, die den Abfall der Kapholländer zu den Buren auf halten. Kitchener hat deshalb den Vorschlag gemacht, die ganze Kapkolonie unter Kriegsgesetz zu stellen. Der Gouverneur der Kolonie unterstützt Kitcheners Vorschlag, den Kabinet und Einwohnerschaft einmüthig und ent schieden bekämpfen. Wird der Belagerungszustand wider den Willen der englandfreundlichen Bevölkerung ein geführt, so kann er natürlich sehr leicht zu einer gefähr lichen Waffe gegen diejenigen werden, die ihn gefordert hatten und auch diejenigen Kapholländer, die es bisher noch mit den Engländern hielten, in die Reihen der Buren treiben. Es herrscht deshalb in den Londoner Negierungskreisen vollständige Nathlosigkeit. — Kitchener meldet aus Pretoria: Botha lockte süd lich von Utrecht drei Kompagnien beritterer Infanterie in einem Hinterhalt. 16 Mann wurden getödtet, 30 ver wundet und 155 gefangen. Die drei englischen Geschütze wurden erbeutet. — Der Burenführer Smuts überfiel westlich von Tarkastad eine Ulanen-Schwadron, 23 Mann wurden getödtet, 31 verwundet. Zur Geschichte der Kochkunst. Die ältesten Formen des Kochens sind das Zubereiten des Fleisches am Spieß und mittels glühender Steine, des Kochen in Geräthen fällt in eine viel spätere Zeit. Direkt über dem Feuer briet man kleines Wildpret und Fische am Spieß, selbst größere Thiere wurden in ihrer Haut oder auch in Hüllen von Baumrinde gargekocht. Ueber das Kochen der Urzeit fehlen uns, wie I. Batzer in der „Köln. Volksztg." ausführt, alle Anhaltspunkte. Daß die Psahlbauer ebenso früher ihre Nahrung aus dem Pflanzenreich wie aus dem Thierreich gewählt, glauben wir ebenfalls aus verschiedenen Funden hcrleiten zn dürfen. So legen z. V. verbrannte Getreidekörner dafür Rechnung ab. Im alttestamentarischen Israel war schon das Braten und Rösten am offenen Feuer gebräuchlich, ebenso das Backen in Erdlöchern und auch das Kochen in Gefäßen mit erhitztem Wasser. Mehrere Stellen des alten Testamentes deuten auf die damalige Art des Kochens hin. So heißt es in dem zweiten Buch Moses, Kap. 12, Vers 8 und 9, wo der Herr wegen des Lammes zu Moses redet: „Sie sollen eben diese Nacht das bei dem Feuer gebratene Fleisch und ungesäuerte Brod mit wildem Lattich essen. Ihr sollt davon nichts rohes, noch was im Wasser ge kocht, sondern nnr, was am Feuer gebraten ist, essen." Im 4. Buch Moses, 11. Kap., 8. Vers, heißt es: „Und das Volk ging herum und sammelte das Man und mahlte es auf den Mühlen oder zerstieß es in einem Mörsel und kochte es in Häfen und machte Kuchen davon, die einen Geschmack hatten wie das Brod, das mit Oel gemengt ist." — Das Kochen und Backen war Sache der Frauen, das Schlachten des Viehes und das Zubereiten desselben besorgten die Männer. Die ersten sicheren Nachrichten über die Kochkunst des Alterthums finden wir bei Homer. Die Griechen lebten im Allgemeinen im Anfänge sehr einfach. Berühmt ist die „schwarze Suppe der Spartaner". Diese erste historische berühmte Brühe wurde aus Schweinefleisch bereitet, welches in seinem Blute gekocht und mit Essig und Salz gewürzt wurde. Zu Homers Zeiten waren Fische gänzlich verachtet und wurden nur in der äußersten Noth gegessen. Später machten dieselben den Hauptlurus auf den Tafeln der reichen Griechen aus, und Feinschmecker erstanden auf dem Markt ihre Fische in eigener Person. Es eristiren noch Vorschriften für farcirte Fische mit Füllsel, für ge kochte, gepökelte nnd in heißer Asche zubereitete, für das Backen von Fischen in Feigenblättern, die mit Oel ge tränkt waren n. s. w. Auch Austern waren schon bekannt und beliebt, und daneben bereitete man eine Menge Speisen, die wir unserem heutigen Geschmack kaum noch anpassen könnten, so z. B. den Siebenschläfer, den Pfau u. s. w. Gefüllte Siebenschläfer galten für ein sehr leckeres Gericht. Die Art und Weise des Speisens wich im Alterthum sehr von unseren Gewohnheiten ab. Man trug^Fleisch und Gemüse in großen Schüsseln ans, und ersteres wurde vorher zerlegt. Jeder Gast langte mit den Fingern zu und holte sich ein Stück heraus, welches er auf einen Brodknchen legte, der den Teller vorstellte. Das Fleisch wurde mit sammt dem Teller verzehrt, ohne daß man Messer oder Gabel nöthig gehabt hätte. Zuweilen fand man Löffel vor, zuweilen nicht. Im letzteren Falle wurde die Brühe mit einem ausgehölten Stück Brod verzehrt. In den Gesängen Honiers begegnen wir auch einem Gericht, von welchem man glaubt annnehmen zu dürfen, daß es der Vorläufer unserer heutigen Wurst ist, nämlich „Geißmagen" mit Fett und Blut gefüllt und auf glühen den Kohlen gebraten. Schon frühe, schon in den ersten Anfängen der Koch kunst begann auch das Würzen der Speisen und ebens» die Bereitung der geisigen Getränke. Käse kommt frühe vor in den Berichten der Alten, namentlich Ziegenkäse. Von Pflanzenstosfen wurden zunächst Brod und Mehl bekannt und dann Zwiebeln, die zum Trünke einluden. Man kannte nicht weniger als 72 Arten Brod. Es be stand meistens aus einer Mischung von Mehl, Oel und Gewürzen und war eine beliebte, unentbehrliche Beigabe aller täglichen Mahlzeiten. Bei festlichen Gelegenheiten mietheten die Griechen Kochkünstler, die Großartiges leisten konnten und mußten, und honorirten sie fürstlich. Fast noch größer als bei den Griechen war aber der Luxus, den die Römer in Essen und Trinken trieben. Durch ihre bekannten Er oberungszüge reich geworden, gaben sie sich einem üppigen Leben hin und die Kochkunst erreichte eine Höhe bei ihnen die einzig und unerreicht dasteht. Trotzdem aber behielt der Lurus der römischen Tafeln selbst in seinem höchsten Glanze den Charakter abschreckender Rohheit. Nicht der Wohlgeschmack der Speisen oder ihre Mannigfaltigkeit gaben ihnen Werth, sondern ihre Kostbarkeit. Ist es doch vorgekommen, daß man Speisen auftrug, die mit seltenen Steinen und Perlen bestreut waren. Es wurden schließlich Gesetze gegen den einreißenden Küchenlurus erlassen, doch um sonst. Charakteristisch ist der Ausspruch des Cato, daß die Stadt nicht bestehen könne, in der ein Fisch theuerer bezahlt wird als ein Ochse. Namen wie Lucullus, Hortensius sind durch ihre kulinarischen Ausschweifungen sprichwörtlich geworden. Ein römischer Schauspieler ließ die theuersten Sprech- und Singvögel auftischen und sein Sohn sorgte für den Gaumenkitzel seiner Gäste, indem er ihnen in Essig aufgeweichte Perlen vorsetzen ließ. Die Leckerei erstreckte sich hauptsächlich auf Muscheln, Fische und Vögel. Man machte Ragouts von den Zungen der Nachtigallen, vom Gehirn der Papageien, der Flamingos 'und der Strauße. Der Pfau galt den Römern seit des Römers Horten sius Zeiten als eßbarer Vogel, besonders lobten sie den feinen Geschmack seiner Zunge. Brod lernten die Römer von den Griechen backen und zu Livius Zeiten kannten sie schon sechs Arten und ihre Tafel bestand aus drei Gängen. Der erste war aus Eiern, Austern und anderen pikanten Dingen zusammengcstellt. Diesem folgte das so genannte Haupttreffen, dann das Dessert, aus Obst uud Backwerk bestehend. Man bezahlte hohe Summen für britische Austern, Steinbutt von Ravenna und andere Leckerbissen. Man kannte Birnen, Aepfel, Feigen und Trauben, die armenische Aprikose, die persische Pfirsiche, die Himbeere aus den Thälern des Berges Ida und die Kirsche, die Lucullus aus dem Pontus mitgebracht hatte. Unter Augustus und Tiberius gab es Schulen, und Lehrer der Kochkunst. Vitellius verschwendete durch Essen in sieben Monaten 126 Millionen Mark. Ein einziges Abendessen kostete den Kaiser Varus 750 000 Mk. und von Heliogabalus, dem schlimmsten aller Kaiser, heißt es, daß eines seiner Gastmähler mehr als die Ausrüstung einer ganzen Armee gekostet habe. Man errichtete die großartigsten Etablisse ments, um Fische aller Meere, Vögel aller Nationen, um Murmelthiere, Pfauen, Austern und Schnecken zu mästen. Kaiser Geta hatte so viel Gänge bei Tisch, als das Alphabet Buchstaben. Sechzig Jahre nach Christus, zur Zeit des römischen Dichters Martial, waren schon die Servietten eingesührt. Man fand sie indeß nicht bei der Tafel vor, sondern jeder Gast brachte die seinige mit. Es gab auch Löffel; die Gabeln dagegen gehörten einer viel späteren Zeit an. Bei den Ausgrabungen in Pompeji fand man silberne Lössel; dieselben waren etwas breiter als die unsrigen und hatten einen runden Stiel am Ende mit einem Knopf. Mit dem Fall des römischen Reiches und dem Ein bruch der nordischen Völker veränderte sich indeß Alles und Brillat Savarin beklagt den dahingegangenen Ruhm der Kochkunst mit den Worten: „Beim Erscheinen dieser Fremdlinge verschwand die Kochkunst mit all den übrigen Wissenschaften, deren Begleiterin nnd tröstender Engel sie ist. Die meisten Köche wurden in den Palästen ihrer Gebieter umgebracht, die übrigen flohen, uni nicht die Unterdrücker ihres Vaterlandes beköstigen zu müssen, und die geringe Anzahl derer, die den Eroberern ihre Dienste anboten, mußten die Schmach erleben, ihr Anerbieten zurückgewiesen zu sehen, denn die rauhen Mäuler und ausgepichten Kehlen waren unempfindlich gegen die Genüsse einer seinen Küche." Nachrichten vom Standesamte Dippoldiswalde. Monat August. Geburten: Ein Sohn dein Gutsbesitzer R. A. Böhme in Ulberndorf. Gelbgietzermeistcr C. A. Dittrich in Dippoldis- walde. Stadt. Walkwärter A. O. Schieritz In Dippoldiswalde. Geschirrführcr .9. A. Wittig in Reinholdshain. — Gcschirr- führcr K. H. Bassenge in Berreuth. Aufgebote: Handarbeiter H. A. Richter in Dippoldis walde uud L. M. Clausnitzer in Ulberndorf. Landmirthschaftl. Arbeiter C. L. H. Lieske in Dippoldiswalde und E. A. Zschar- schuch daselbst. - Schuhmnchermeister W. Wcsely in Dippoldis walde und A. M. verw. Martin geb. Herrmann daselbst. Eheschließungen: Bäcker O. E. Hegewald in Dippol diswalde und L. M. Kirchner daselbst.