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Die „Meiheritz - Zeitung" erscheint wüchenttich drev ,„al: Dienstug, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pj>r, zweimonatlich 84 Pslj., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern !OPfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Meißeritz-ZeituW. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate, welche bei da bedeutenden Auslage deS Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werde» mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redactionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Wntshauptmannschaft, das Königliche Amtsgericht und den SLadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Nedarieur: Paul Jehne. - Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten Nnterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirthschastlicher Monats-Beilage. Nr. 87. Sonnabend, den 27. Juli 1901. 67. Jahrgang Versteigerung. Dienstag, den 3V. Juli 1901, von Mittags 12 Uhr an, und event. nächsten Tag sollen in 1 graste Parthie Material- und Stemgutwaaren, Garne, Glassachen, Weine, Mineralwasser, Spazierstöcke, sowie 20000 Stck. Ansichtspostkarten (Kipsdorf u. Umgeg ), Spirituskocher, 1 Ladeneinrichtung n. v. A. m. öffentlich gegen sofortige Baarzahlung meistbietend versteigert werden. Versammlungsort: Hotel Tellkoppe. Wegen des Näheren wird auf den in dem Hotel zur Tellkoppe befindlichen Aus hang verwiesen. Dippoldiswalde, am 26. Juli 1901. 0 596 oi. Der Gerichtsvollzieher des König!. Amtsgerichts. Auf dem die Firma: Strohhutfabrik Kreischa Moritz Schulze betreffenden Blatte 145 des Handelsregisters für den Bezirk des unterzeichneten Amtsgerichts ist heute das Ausscheiden des seitherigen Inhabers, des Strohhutfabrikanten Richard Moritz Schulze in Kreischa und weiter eingetragen worden, das; die Herren Kaufmann Richard Mar Schulze und Kaufmann Franz Emil Schulze in Kreischa Inhaber der Firma sind, daß dieselben künftig: Strohhutfabrik Kreischa Moritz Schulze Söhne firmiren werden, sowie das; die offene Handelsgesellschaft am 1. Juli 1901 errichtet worden ist. Dippoldiswalde, am 25. Juli 1901. Kex. u H2/01. Königliches Amtsgericht. Der nächste Gerichtstag für die Orte Possendors, Hänichen, Wilmsdorf, Kleincarsdorf, Wendischrarsdorf, Quohren, Börnchen, Theisewitz, Kieba und Brösgen wird Mittwoch, den 7. August 1901, von Vormittags 9 Uhr bis 3 Uhr Nachmittags, in Naumaun's (früher Pietzsch's) Gasthof zu Possendorf abgehalten werden. Die zu erledigenden Angelegenheiten sind rechtzeitig bei Gericht anzumelden, da mit die betreffenden Akten mitgebracht und die Vetheiligten benachrichtigt werden können. Dippoldiswalde, am 26. Juli 1901. V. k. 110/01. Königliches Amtsgericht. Von der BMimhllMnsel. Großfürst Alexander Michajlowitsch von Rußland hat seinem kürzlichen Aufenthalt zuerst auf bulgarischem und dann auf rumänischem Boden nun auch einen Besuch beim Sultan in Konstantinopel nachfolgen lassen. Die An wesenheit des Oheims des Ezaren in der türkischen Haupt stadt ist wohl kaum als der Ausdruck eines bloßen Höf lichkeitsaktes des offiziellen Rußlands gegenüber dem Paelischah zu betrachten, sondern besitzt vermuthlich auch einen politischen Hintergrund. Wenigstens liegt die An nahme nahe genug, daß man in Petersburg durch den Besuch des Großsürsten Alexander Michajlowitsch am Goldenen Horn auf den Sultan und auf die hohe Pforte im Sinne einer Beilegung der jüngsten Grenzkonflikte der Türkei mit Montenegro und namentlich mit Serbien cinzuwirken wünschte. In den seit Wochen fortgesetzten Einfällen nicht nur albanesischer Banden, sondern auch regulärer türkischer Grenztruppen auf das Gebiet des Königreichs Serbien, wie in den Ausschreitungen dieser unbotmäßigen Schaaren gegen die serbische Bevölkerung in dem türkischen Gebietstheil Altserbien liegt ein förm liches System, und es möchte darum fast Wunder nehmen, daß voni diplomatischen Korps in Stambul noch kein entschiedener Widerspruch gegen diese fortwährenden Pro vokationen Serbiens von türkischer Seite erhoben worden ist. Es scheint nunmehr aber, als ob die russische Re gierung durch das Erscheinen des Großfürsten Alexander Michajlowitsch in Konstantinopel den Zweck verfolge, freundschaftliche Vorstellungen beim Sultan direkt wegen der neuerlichen türkisch-serbischen Grenzvorfälle erheben zu lassen, und wenn das wirklich der Fall sein sollte, so dürfte man es im Mdiz-Kiosk schwerlich riskiren, noch fernerhin die Drangsalirung der serbischen Bevölkerung in Altserbien durch die Albanesen und deren freche Ein brüche in königlich serbisches Gebiet stillschweigend zu ge statten. Kaum kann jedoch ein Zweifel darüber sein, das; die muthmaßliche politische Mission des genannten hervorragenden Mitgliedes des russischen Kaiserhauses in Konstantinopel in dem Wunsche Rußlands wurzelt, alle ernsteren Verwickelungen im Südosten Europas bis auf Weiteres vermieden zu sehen. Dieselben passen eben nicht in das Aktionsprogramm der russischen Politik in Asien, speziell in Ostasien, wo sie ihre bisherigen Erfolge offen bar möglichst sichern und ausbauen möchte, und deshalb bestrebt sich Rußland, Wirren und Störungen an anderen Punkten nicht aufkommen zu lassen, soweit dies in seiner Macht steht. Schon die von den Kretern geplante Ver einigung ihrer Insel mit Griechenland ist sicherlich haupt sächlich auf Betreiben der russischen Diplomatie vereitelt worden, eben weil man an der Newa sich seine ost asiatischen Cirkel nicht durch eine erneute Ausrollung des kretischen Problems stören lassen wollte. Aus dem näm lichen Grunde stand und steht noch immer die russische Negierung den revolutinären Bestrebungen der Mazedonier kühl abweisend gegenüber, wohl wissend, welch weit tragende Folgen und Erschütterungen vielleicht nicht nur für die Valkanhalbinsel eine offene Erhebung der Maze donier gegen die Herrschaft des Sultans zeitigen würde. In einer derartigen bedenklichen Weise könnten sich leicht auch Grenzkonflikte der Türkei mit ihren europäischen Nachbarn znipitzen, und so dürfte die russische Politik nach letzterer Richtung hin ebenfalls beschwichtigend thätig sein, Uebrigens bezeichnet eine Meldung der Wiener „Polit. Corr." die Nachrichten über die bedrohliche Lage im Mitrowitzaer Kreise als übertrieben. Unter den an gedeuteten Gesichtspunkten müssen endlich auch die kürz lichen Besuche des Großfürsten Alexander Michajlowitsch in Bulgarien und Rumänien als Ausflüsse der sichtlichen Veruhigungspolitik Rußlands im europäischen Orient be trachtet werden. Man weiß ja, daß vor einigen Monaten die Beziehungen zwischen Bulgarien und Rumänien in folge der von Mitgliedern der mazedonischen Liga in Bukarest begangenen politischen Mordthaten und der An schläge von mazedonischer Seite gegen König Carol eine solche Spannung erhalten hatten, daß ein Krieg zwischen diesen beiden christlichen Balkanstaaten beinahe unvermeid lich zu sein schien, schließlich gelang es aber den Be mühungen der europäischen Diplomatie, den bulgarisch rumänischen Konflikt einigermaßen wieder beizulegen. Vermuthlich sind jedoch in Sofia wie in Bukarest Ver stimmungen gegen den Nachbar noch zurückgeblieben, und es liegt die Annahme nahe, daß die Besuche des russi schen Großsürsten in Burgas und Constanza und seine hierbei stattgehabten Unterredungen mit dem Fürsten Ferdinand von Bulgarien, sowie mit dem rumänischen Thronfolger Prinzen Ferdinand die Wiederherstellung eines normalen Verhältnisses zwischen Sofia und Bukarest be zweckten, was auch erreicht worden zu sein scheint. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Das hier gestohlene Eisenbahn- billet ist nebst den anderen Papieren, die für den Dieb einen Werth nicht hatten, in der Haide (Wendischcarsdorfer Revier) gefunden worden. — Seit mehreren Tagen kann man in unserer Gegend hie und da Getreidepuppen sehen. — In Klingenberg-Colmnitz erlitt Gutsbesitzer Kästner aus Höckendorf beim Durchgehen seines Pferdes 2 Armbrüche. — Erkältungen zieht man sich im Sommer leichter zu als im Winter. Und zwar geschieht das meist da durch, daß dem Wärmeunterschied zwischen Sonne und Schatten nicht genug Rechnung getragen wird. Wer durch schnelles Gehen oder durch irgend welche Anstrengung sich stark erhitzt, sucht gewöhnlich den Schatten auf, um sich abzu kühlen, ohne zu bedenken, daß gerade diese erfrischende Abkühlung die Erkältung verursachen kann. Mit gleichem Ergebniß kann man im Winter ohne genügend schützende Kleidung von geheizten Jnnenräumen ins Freie gehen. Wer stark erhitzt ist, suche zum ersten Ausrnhen womöglich einen Platz aus, der wärmer ist als der Ort, wo die Anstrengung stattfand, und dann erst den kühlen. Schatten. Durch schnelles Ablegen von Kleidungsstücken nach einem körpererwärmenden Gange erkältet man sich im Hause öfter als im Freien. Wer erschöpft ist, meide überhaupt rasche Abkühlung, da sie nur schwächt und Nachtheile im Gefolge hat. Lauenstein. Kürzlich konnte ein Motorfahrer aus Dresden hier recht leicht verunglücken. Er kam in Be gleitung einer Dame und eines zweiten Herrn die Straße von Geising herabgesaust und wollte gegenüber dem Bahnhofs-Hotel rechts nach dem Bahnsteig abbiegen, als plötzlich mit lautem Knall ein Reifen platzte und der Wagen sich im selben Augenblicke so überschlug, daß der Fahrer vollständig unter ihn zu liegen kam, während die Mitfahrer herausgeschleudert wurden. Hilfreiche Hände befreiten den übelbeschundenen Fahrer bald aus seiner ge fährlichen Lage, aber der Wagen war völlig zerschlagen und verbogen. Geising. Trotz wiederholt ergangener Bitten, Warnungen und Strafandrohungen, die von den Ver einen oder Behörden geschaffenen Anlagen, Bänke rc. nicht zu beschädigen oder zu zerstören, mußte man am Montag früh doch wieder die bedauerliche Wahrnehmung machen, daß rohe Gesellen in der Nacht wieder im hiesigen Orte und auf der Straße nach Lauenstein zu wie die Vandalen gehaust haben. Spuren der Zerstörung und Vernichtung kennzeichneten den Weg, welchen die Buben genommen; in Geising z. B. wurden vor den Gebäuden stehende Gegenstände, sowie eine Promenadenbank, letztere nach vorherigem Auswuchten, einfach ins Wasser ge worfen, eine andere dergleichen herausgerissen, zwischen Geising und Lauenstein Heu und Bretter auf die Strafe geworfen und eine am Bahndamm aufgestellte Warnungs tafel abgebrochen und quer über den Straßendamm ge legt rc. Den sofort angestellten eifrigen Nachforschungen ist es denn auch gelungen, die Frevler zu ermitteln; es sind dies 6 zur Musikkapelle eines Nachbarortes gehörige junge Herrchen, welche im benachbarten Böhmerland eine Nacht durchgeschwärmt und hierauf der sie überkommenen Zerstörungswuth freien Lauf gelassen haben. Möge die Bestrafung, welcher dieselben entgegen gehen, eine den begangenen Rohheiten angemessene sein. Tüchtige Prügel wäre hier angebracht. Fürstenau. Während des am 23. dss. Ms. über hiesigen Ort und Umgegend ziehenden Gewitters traf ein Blitzstrahl das Wohnhaus des Gutsbesitzers Bret schneider im Ortstheile Müglitz, zündete und brannte das selbe mit Scheune und Stall bis auf Umfassungsmauern nieder. Von dem Blitze wurden 2 Kühe, eine Ziege und 1 Kalbe erschlagen, eine weitere Kuh und Ziege sowie I Schwein blieben unversehrt und konnten gerettet werden. Der Kalamitose hat nicht versichert und sind die Mobilien sowie 7 Fuhren Heu und die Hecksclmaschine rc. fast voll ständig verbrannt. Nur die Betten und mehrere Kleidungs stücke konnten geborgen werden. Zur Hilfeleistung er schien nur die hiesige Vcrbandsspritze. Frauenstein, 23. Juli. Heute standen wir von Mittag an im Zeichen des Gewitters. Während die Ge witter in voriger Woche unserer Gegend fern blieben, traten sie heute ungemein heftig auf. >/2l2 Uhr schlug ein Blitz in die Scheune des Wirthschaftsbesitzers H. Kretzschmar in Neubau-Reichenau und fast gleichzeitig ein anderer in das Seitengebäude des Gutsbesitzers E. Zeller in Reichenau. Beide Gebäude wurden ein Raub der Flammen. Gerettet konnte bei beiden Bränden wenig werden. Beide Kalamitosen haben dem Vernehmen nach nicht versichert. Zur Hilfeleistung bei den erwähnten Bränden rückte die hiesige Feuerwehr in 2 Abtheilungen mit 2 Spritzen aus und erlangte als einzige von aus wärts erschienene Feuerwehr in beiden Fällen die erste Prämie. Kaum war das Sturmgcläut verklungen und das Feuersignal verhallt, so wurde die Feuerwehr zum dritten Male >/24 Uhr alarmirt. Diesmal war es zum