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wodurch die Streitmacht der Buren wieder über YOON Mann beträgt. — Trotzes Aussehen erregt ein Brief der „Times" aus Kroonstad, welcher die Lage der englischen Armee in Südafrika in den düstersten Farben schildert. Der Ver such, die Kapkolonie von den Buren zu säubern, sei nicht erfolgreich gewesen. Es seien 75 000 Mann zur Be wachung .der Eisenbahnen erforderlich, außerdem starke Besatzungen für die Hauptstädte, und nur ein Dritttheil der Armee sei sür Operationen gegen den Feind verfüg bar; dieses Dritttheil sei aber kriegsmüde und apathisch. Die Armee bedürfe der Ruhe oder der Ergänzung durch frisches Blut. China. Die Hoffnung, datz die verbündeten Truppen Ehina verlassen können, mutz immer wieder aufs Neue herabgeschraubt werden, da sich Zwischenfälle unliebsamer Art noch Tag für Tag ereignen, die eine Zurückziehung der Truppen als unmöglich erscheinen lassen. Trotzdem ist der Tag wohl nicht mehr fern, an dem doch mit dem Abschluß des Friedens und der Abberufung der fremden Truppen gerechnet werden darf. Während es nämlich bisher schien, als wenn Rußland sich von den Friedens verhandlungen ganz zurückgezogen hätte und seine Auf merksamkeit ausschließlich der Mandschureisrage zugewendet hielte, hat Rußland bereits eine der von den fremden Gesandten empfohlenen Möglichkeiten einer Entschädigung seitens Chinas angenommen und sich für die Aufnahme einer Anleihe durch China unter gemeinsamer Garantie leistung der Mächte entschieden. Ist aber einmal die Entschädigungsfrage geregelt, deren Erledigung gerade durch Rußlands Haltung so unendlich hingezogen wurde, dann haben die Verbündeten kein weiteres Interesse an China und seinen Langzöpsen, das Gros der Truppen wird dann aus den« schnellsten Wege heinlbefördert werden. Am Weihnachtsabend begannen die Friedensverhandlungen mit China, hoffentlich bringt uns das Pfingstfest die Er ledigung der unheilvollen Wirren und die Kunde, daß unsere braven Truppen die Heimfahrt angetreten haben. — Der Sieg der Deutschen an der Großen Mauer war ein vollständiger und wirkungsvoller, wie aus den noch täglich cintreffenden Nachrichten immer deutlicher zu Tage tritt. Aus dein Pekinger Hauptquartier wird jetzt gemeldet, daß 4 Offiziere desselben mit den erforderlichen Truppen über Kalgan hinaus vorgedrnngen und bis zu dem 100 Kilometer westlich davon gelegenen Tatnngfu gelangt sind. Bei diesem Rekognoszirungsritt wurde seitens der 4 Offiziere festgestellt, daß chinesische Truppen sich in der Provinz Schansi nicht mehr aufhalten. Da neuerdings auch in Tschili keine Unruhen mehr vorgekommen sind, so darf man wohl annehmen, daß der Sieg an der Großen Mauer einen durchschlagenden Erfolg gehabt hat. Ans Wald and Nur. Seit Anfang des Monats Mai durfte sich der Waid mann aus Grund des Gesetzes über die Schonzeiten des Wildes der reizvollen Jagdlich hingeben, welche die Pirsche und der Anstand auf den Rehbock gewährt. Gar mancher saftige Rehbraten bot schon in den ersten Tagen des iir jagdlich kulinarischer Beziehung karg bedachten Wonnemonats den Gaumen der großstädtischen Gourmands einen hochwillkommenen Genuß, der echte und rechte Jäger aber pflegt dennoch aus freien Stücken die nur zweimonatliche Schonzeit des Rehbockes bis gegen Ende Mai hin großmüthig zu prolongiren. Der starke, brave Bock hat zu Anfang Mai sein Gehörn allerdings bereits fertig „gefegt". Vom „Baste" befreit, den der Bock durch eifriges „Schlagen" und „Fegen" an jungen Baumstämmchen vollständig beseitigt hat, schimmern die Enden und Perlen der begehrten Jagdtrophäe gar eigen verlockend auf den, schmucken Haupte des zierlichen Wildes, und sehnsuchtsvoll prickelt es dem Jäger im Zeigefinger der rechten Hand, aber seufzend läßt er, wenn cs nicht etwa einem unsicheren Grenzbocke gilt, der dem jagdneidischen, bratenlüstcrnen Reviernachbarn gar leicht zur Beute werden könnte, die bereits angeschlagene Büchse wieder sinken. Das wald- frevlcrische Treiben des eitlen Thunichtgut, der schändlich leichtsinniger Weise sich gerade junge, hoffnungsvoll ge deihende Stämmchen der seltensten Holzarten in« Reviere dazu auszusuchcn pflegt, um an denselben seinen Kopf schmuck blank zu putzen, hat den derben Grünrock schon zu manchem wuchtigen Kernsluche verleitet, wenn er so auf seinen Neviergängen z. B. die harztrifenden Nindcn- fetzen an den durch das „Fegen" arg beschädigten jungen Lärchen gar häufig schon von Weitem leuchten sah, aber — was soll er dazu thun? So ein alter, grauköpsiger Kapitalbock, der vielleicht schon einige Kugeln pfeifen gehört, wohl gar auch mal von den Bauerjägern an der Grenze ein paar Schrot körner Nummer „Vergißmeinnicht" auf die Keulen er halten hat, ist meistens ein recht geriebener Bursche und kann die zähe Unverdrossenheit selbst des eifrigsten Jägers auf eine mitunter sehr harte Probe stellen. Ja, Pirsche und Anstand lieferten seit Beendigung der Färbezeit schon manchen „guten" Bock in die Küche, nur Urian» der alte Schleicher mit dem seltenen Prachtgchörn, der eigentlich schon in« vorigen Sommer zum Abschuß bestimmt war, fehlt immer noch in der Beschußnachweisung, trotzdem wir «ms die erdenklichste Mühe nicht haben verdrießen lassen, den Schlaumeier vor's Rohr zu bekommen. Einmal hatten wir ihn glücklich so weit an einen« prächtigen Juniabende. Das vorausgegangene heftige Gewitter an, späten Nachmittag hatte die drückende Schwüle, wie die lästigen Mücken, vertrieben, und eine gute halbe Stunde früher als sonst, wenn er bei der Dunkelheit überhaupt noch bestimmt zu erkennen war, zog der alte Herr heraus auf den Schlag zur Aesung. Und doch konnten wir gerade nur so zur größten Noth „das Zeug zusammenbringen" (visiren), als wir endlich nach mühevoller Pirsch, bis zum halben Leibe durchnäßt von den, Schleichen und Kriechen durch triefendes Ge büsch, durch dichtes, von Millionen von Wassertropfen beschwertes Farrenkraut am Saume des Schlages, dem Bocke bis auf 80 Schritte angekommen waren. Er war langsam, unendlich langsam gegangen, denn fortwährend „sicherte" der Mißtrauische lange und argwöhnisch, ehe er, für den Augenblick beruhigt, sich der Aesung wieder hingab, aber endlich standen wir doch, erregt athmend, in guter Schußweite hinter der alten Buche an, Schlag rande. Wie die elfenbeinblanken Enden des kapitalen Ge hörns verführerisch blitzen, wenn der Bock das gekrönte Haupt aufwirft und sichert! „Bravo, Alter!" jubelt es in unserem Herzen, denn der Bock, spitz von hinten vor uns stehend, wendet weitertretend uns endlich, endlich nach langem und bangen, Harren, das Blatt zu. Ein tiefer, tiefer Athemzug noch aus bewegter Brust, und schon senken wir die gegen den helleren Himmel gerichtete Büchse dem Ziele behutsam entgegen, das kaum noch in der Visirkümme leise schimmernde Korn krampfhaft fest- haltend, — Donner ! — da fliegt der Bock in eleganten hohe«, Fluchten über de«, Schlag davon und jeder Ton seines erregten Schmählens trifft uns wie ein Hammerschlag. „Oeh, öh, öh!" ereifert er sich noch ein Weilchen, ehe er jenseits in der Deckung verschwindet, und „Oeh, öh, öh!" hallt es laut schallend durch die dämmerige Waldesstille. „Schön' guten Abend auch, Herr Owerserschter!" weckt uns da plötzlich eine bekannte Stimme aus regungs loser Erstarrung. „Waldliese", die alte Kräutersammlerin, hochgeschürzt, den schweren Tragkorb auf dem Rücken, keucht eilig auf dem schmalen Fußpfade vorüber, denn der „Herr Owerserschter", der sonst wohl auch gelegentlich ein launiges Wort sür sie übrig hat, scheint nicht in bester Laune zu sein. „Oeh, öh, öh!" schmählt der Bock unterdessen fernhin in der Dickung weiter, denn die plötzliche Ueberrumpelung durch die Alte hat ihn doch zu sehr alterirt, als daß er sich ohne Weiteres darüber zugute geben könnte, und leicht könnte wohl in der zaghaften Seele eines Unkundigen auf einsamer Wanderung durch den nächtlich düsteren Wald die Befürchtung Platz greifen, die hart und grell aus dem finsteren Dickicht schallenden Laute rührten von einem zornig bellenden Hunde her. Alter schützt vor Thorheit nicht und die Liebe soll auch unseren, Bocke verderblich werden, trotz aller seiner Vorsicht und Schlauheit. Es ist in der „Blattzeit", d. h. der Brunst des Rehwildes, welche nngesähr von Mitte Juli bis Mitte August dauert. Don Juan ist da schon ost mit dem Kopfe am Boden hin der Fährte der Nieke gefolgt, denn er kennt auch nur zu gut das sinne- bethörende Fiepen derselben, mit dem die Einsame ihrem zärtlichen Schmachten Ausdruck giebt, und wenn dieser seine, leise Ton auch aus der Entfernung einiger hundert Schritte sehnsuchtsvoll lockend erklingt, trifft er ihn dennoch mit der Wirkung eines elektrischen Schlages. Der älteste Graukopf von Vock fühlt dann seine Muskel«, und Sehnen vo«, überschäumender Jugendkraft geschwellt, aber er ist dennoch entschiedener Pessimist und denkt mißtrauisch: „Die Botschaft hör' ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.", Wer ihn bewundern will, muß das Blatten wirklich aus dem ff verstehen, denn die Vertrauensseligkeit des noch jugendlich unerfahrenen Bockes, der sich mitunter durch einen noch so wenig naturgetreu „achgeahmten Ruf bethören läßt, bisweilen auch wie toll und närrisch „aufs Blatt springt", nachdem er den Jäger schon ein mal fast umgerannt hat, ja vielleicht sogar eben erst von einem ungeschickten Schützen mit Glanz gefehlt worden ist, hat der alte Herr sich längst schon abgewöhnt. Während der Brunft des Rehwildes kann man zu jeder Tageszeit mit Erfolg blatten, denn der Rehbock ist dann stets geneigt, dem Lockrufe der Rieke zu folgen, der erfahrene Jäger aber wird es oft bestätigt gefunden haben, daß keineswegs gerade die Vormittagsstunden von 9—I I und die Nachmittagsstunden von 3—5 Uhr be sonders günstige Chancen bieten, wie vielfach geglaubt wird. Obgleich das Rehwild in den späten Vormittags- nnd in den frühen Nachmittagsstunden der Ruhe pflegt, springt der geringere Bock zu dieser Zeit allerdings auch aufs Blatt, aber nicht eifriger als sonst, der alte starke Bock dagegen läßt sich dann entweder gar nicht bethören, oder er folgt dem Rehrufe, mit größter Vorsicht heran schleichend, so sehr zögernd, daß der Jäger, in, guten Glauben, seine Mühe sei vergeblich gewesen, seinen Stand oft schon längst verlassen hat, wenn der Mißtrauische end lich dort erscheint. In den frühen Morgenstunden und gegen Abend hin, hat man aber entschieden günstigere Aussichten, so einem Burschen ein X sür ein U zn machen. (Schluß folgt.) * Ein Kinderinassenmord in Lhristiania ist in seiner Art so grauenhaft, daß man nicht glauben sollte, solches könnte mitten im Centrum einer Hauptstadt im Anfang des 20. Jahrhunderts vorkommen. Die ganze Stadt be findet sich in furchtbarer Aufregung über diesen un erhörten Fall von Engelmacherei, der 30 kleine Kinder zum Opfer gefallen sind. Die drei weiblichen Haupt schuldigen sind Mädchen. Die aufgefundenen Leichen der Kinder zeigen kein Merkmal äußerlicher Gewalt; die Kinder hat man entweder verhungern lassen oder ver giftet. Die Behandlung der Kinder ist, soviel darüber ans Tageslicht gekommen, eine so grausame gewesen, daß es kann, wiederzugeben ist. Ein Peinliches hat die Sache „och dadurch, daß noch junge Töchter aus den besseren Familien der Stadt in die Sache hineingczogen werden und arg kompromittirt sind. Schon jetzt herrscht Angst und Schrecken in mancher hochangesehenen Familie, wo man bereits eine polizeiliche Aufforderung zur Zeugen aussage erhalten hat. " Ueber das Leichenfeld in Kalifornien hat der ameri kanische Geograph Mac Gee in dem zu Washington er scheinenden Nationale«, Geographischen Magazin eine Ab handlung veröffentlicht. Das fragliche Gebiet liegt in der Umgebung des unteren Koloradoflnsses auf der Grenze zwischen den Staaten Arizona und Kalifornien unddermeri- kanischcn Provinz Nieder-Kalifornien. Das Land ist be rüchtigt durch ein fürcherlichcs Klima, dem zur Zeit des kalifornischen Goldfiebers ungezählte Menschen zum Opfer gefallen sind. Mac Gee frischt die Erinnerungen an das entsetzliche Elend auf, das sich damals auf diesem Schau platze zugetragen hat: „Viele der Goldsucher kamen aus Ländern mit guten, Klima und hatten nicht die geringste Ahnung von den Gefahren der Wüste und ihrer verrätherischen Fata Morgana und ihrem verderblichen Wassermangel. So zogen sie in die Sandöde hinaus, ohne auch nur das Unverläßlichste vorbereitet zn haben. Was für Leiden sich in der Puma-Wüste zu jener Zeit abgespielt haben, wird niemals in vollem Umfange bekannt werden, da von den „leisten Unglücklichen nichts hinterblieben ist, als ihre bleichenden Gebeine, aber Reisende haben geschätzt, daß zwischen den Orten Altar und Puma wenigstens 400 Menschen im Laufe von acht Jahren in der Wüste ihr Grab gesunden haben und selbst ein in seinen Angaben so vorsichtiger Forscher wie Captain Gaillard hat die Schätzung nur bestätigen können, nachdem er auf einem einzigen Tagesritt von etwa 50 km 65 Gräber gezählt hat." Ob man wohl jemals erfahren wird, wie viele Opfer das Goldsiebcr in Klond,)ke gefordert har, droben in, hohen Norden, wo Frost, Schnee und Ent behrungen jeder Art und entsetzliche Krankheiten zusammen gearbeitet haben, um die nach dem verfluchten gelben Metall hungrigen Abentenrer schaarcnweise zu Grunde zn richten? IMssionskssl- Ain nächste«, Sonntag, den 12. Mai, wird der Dippoldiswalder Zweigverein für äußere Mission sein Jahresfest in Possendorf feiern. Der Festgottesdienst, für welchen Herr Pfarrer Flade aus Dresden die Predigt übernommen hat, wird um 2 Uhr be- beginnen. Un,4Uhr aber soll im Gasthof eine Nachversammlung gehalten werden, in welchcr Herr Missionar Faßmann aus Deutsch-Ostafrika von seiner Missionsarbeit erzählen wird. Alle Missionsfreunde aus dein Gebiete unseres Zweigvereins werden hiermit zu reger Theilnahme an unseren, Feste herzlich eingeladen. Höckendorf, den 7. Mai 1Y01. Mävmsnn, Pfarrer, z. Zt. Vorsitzender. Tresse heute Donnerstag früh mit einem Transport kr mMWn MWk (hochtragend und frischmelkend) hier ein und stelle dieselben unter - weitgehendster Garantie preiswerth bei mir zum Verkauf. «ainsbsng, W KIM ktrislnvi» Telephon Amt Deuben Nr. 96. «fuox. äunkolgr. 8pitr entführt worden. Sofort wieder abzugebcn bei MarHamann, Schlossermstr., wenn nichtAnzeige erfolge,, soll. Kim WhmchMWt, guten Arbeiter, sucht Oswald Radestock, Dippoldiswalde. LUw Virlksedutt mit 8 Scheffel Feld »„,d Wiese, anszugs- und herbergsfrei, Gc bäude mit Schieferdach, (auch können einige Schefkel Pachtseld, 1/2 Stunde vo«, Dippol diswalde, mit übernommen werden), ist veränderungshalber sofort zu vorkLukou. NurSelbstkäufer werden gebeten, ihre werthe Adressen unter „Wirthschastskaus" in der Erpcdition dieses Blattes niederzulegcn. Omcb clie ^lüeklicbe Oekuit eines muatereu Mckodsa« vvurclen bocberlreut vippoläisivsläe, 8. Kim lyoi. Hä. 8tLllü1u88 Mill krsa. isttenkLrtsu jeilek iiuM«W lutigl «sie Luvlläruvkervl Varl Feime. Acht- md Mi-Artni fertigt und hält stets vorräthig Buchdruckerei Carl Jehne.