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Dir "Wkihttltz. Zeitung" ^rscheinl wöchentlich drei- ,nal: Dicn4tn<i, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1M. LS Pig., zweimonatlich 84 Psg, einmonatlich 42 Psg. Einzelne 9!unii»crn 10 Pfg. — Alle Postan- slalten, Postboten, soivie die Agenten nehmen Be stellungen an. Mcheritz-Mung. Anzeiger für Dippoldiswalde nud Umgegmd. Inserate, welche Lei d« bedeutenden "Auslage de» Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit tO Pfg. die Spaltenzeile oder deren Ramu berechnet. — Ta bellarische und complickte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redactionellrn Theile, die Spaltenzeil« 20 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Amlshauptmannschaft, das Königliche Amtsgericht nnd den Stadtratls zu Dippoldiswalde. Donnerstag, den 18. April 1901 Nr. 48. Mrml>»°rllich°r Md»-I-m: P-Ml - Druck lmd »-Ma »m «arl Irh»° m Dyva diÄuawr^ _ RI, -chg-U,-« „M-strI-N« R« l-n». -M> h«.-IMch-ft<Ich« 67. Jahrgang. Nach § 4 Absatz 5 des Volksschulgesetzes vom 26. April 1873 sind verwahrloste, nicht vollsinnige, schwach- und blödsinnige Kinder in hierzu bestimmten öffentlichen oder Privatanstalten unterzubringen, sofern nicht durch die dazu Verpflichteten anderweit für ihre Erziehung hinreichend gesorgt ist. . Wie jedoch wahrzunehmen gewesen, wird insbesondere hinsichtlich der bimsen Kinder dieser gesetzlichen Vorschrift nicht immer gehörig entsprochen, es erfolgt vielmehr die Unterbringung solcher Kinder in der Regel nicht schon bei Eintritt des schul pflichtigen Alters, sondern erst wesentlich später, woraus sowohl für die Thätigkeit der Anstalt erhebliche Erschwerungen, als auch für die betreffenden Kinder selbst wesentliche Nachtheile entstehen. Dem gegenüber kann die Nichtbeachtung der cingangsbezeichneten Vorschrift sciten der Erziehungspflichtigen der blinden Kinder nicht nachgesehen werden. Um dem weit verbreiteten Säumnitz wirksam zu begegnen, werden daher die Schulvorstände des hiesigen Schulaussichtsbezirks, welche nach 8 9, Absatz 2 der Ausführungsverordnung vom Volksschulgesetz vom 25. August 1874 zunächst über die Zulänglichkeit der Er ziehung nicht vollsinniger, insbesondere blinder Kinder im Hause ihrer Angehörigen sich zu vergewissern haben, einerseits darüber verständigt, datz zu dieser Erziehung der durch einen gehörig vorgebildeten Lehrer nach den für die einfache Volksschule geltenden Bestimmungen zu ertheilende Unterricht wesentlich mit gehört und andererseits unter Hinweis auf die an die Schulvorstände ergangene inspcktionelle Verfügung vom I. Juni 1882 anderweit veranlatzt, innerhalb der nächsten drei Wochen nach Ostern über die in das schulpflichtige Alter tretenden nicht vollsinnigen insbesondere blinden Kinder die vorgeschriebenen Anzeigen zu erstatten, in denen bezüglich der blinden Kinder mit anzngeben ist, ob die Anmeldung derselben behufs Aufnahme in die Blindenanstalt erfolgt, beziehentlich ob und in welcher Weise für dieselben gesorgt ist. Eventuell ist Bakatfchein einzureichen. Dippoldiswalde, am 3. April 1901. Königliche Bezirtsschulinspeküon. 5,9 0. Lossow. Bang.« Bekanntmachung. Bei dem fiskalischen Kalkwerke zu Hermsdorf i. Erzgeb. ist wieder frischgebt annter Bau- und Düngekalk vorräthig. , Kgl. Forstrentamt Frauenstein, am 16. April 1901. Krause. In dem Konkursverfahren über das Vermögen der Schnittwaarenhändlerin Augufte Marie verehel. Schauer, geb. Hofmann, in Kreischa ist in Folge eines von der Gr- meinschuldnerin gemachten Vorschlags zu einem Zwangsvergleiche Nergleichstermin auf Montag, den 6. Mai 1901, Vormittags '/211 Uhr, vor dem hiesigen Königlichen Amtsgerichte anberaumt worden. Der Zwangsvergleichsvorschlag und die Erklärung des Gläubigerausschusses sind auf der Gerichtsschreiberei des Konkursgerichts zur Einsicht der Betheiligten niedergelegt. Dippoldiswalde, den 13. April 1901. K. 2/01. Nr. 24 Königliches Amtsgericht. Kronprinz Wilhelm in Wien. Der Kronprinz des Deutschen Reiches und von Preutzen ist am Sonntag in Wien zu dein angekündigten Aufenthalte am kaiserlichen Hofe eingctroffen. Es ist dies der erste offizielle Besuch an einem auswärtigen Fürsten hofe, welchen der jugendliche deutsche Thronfolger seit seiner im vorigen Jahre erlangten Erotzjährigkeit jetzt ab stattet, und für die Intimität der Beziehungen zwischen dem deutschen und dem österreichischen Kaiserhause legt der Umstand gewitz beredtes Zeugnitz ab, datz gerade der Wiener Hof diesen ersten Besuch des Kronprinzen Wil helm empfängt. Und nicht zu einem nur flüchtigen Ver weilen ist der Kronprinz in der schönen heiteren Kaiser- jtadt erschienen, sondern zu einem fünf Tage umfassenden Aufenthalte, welche ganz ungewöhnlich lange Dauer des österlichen Besuches des deutschen Thronerben in der Residenz seines erlauchten Pathen, des Kaisers Franz Josef, dies Ereignitz nach nutzen besonders hervortreten lätzt. Daher begreift es sich auch, wenn die nunmehr ausgeführte Wiener Reise des Kronprinzen Wilhem als bald nach ihrer Ankündigung allerhand Muthmatzungen hervorrief und zu mancherlei Gerüchten Anlatz gab. Aber wie sich inzwischen die Haltlosigkeit der allerdings ge wagten Behauptungen herausgestcllt hat, daß der älteste Sohn des deutschen Kaisers in Wien auf die Brautschau gehen wolle, so ist's auch nichts mit jenen Kombinationen, denen zufolge der österliche Besuch des künftigen Trägers der deutschen Kaiserkrone in der österreichischen Metro pole durchaus einen politischen Hintergrund aufweisen sollte. Schon die Jugend des erlauchten Herrn und die Thatsache, datz ihm natürlicher Weise noch keinerlei poli tische Erfahrung zur Seite steht, würden die Versuche, seine Wiener Reise als mit politischen Zwecken verwoben hinzustellen, als völlig haltlos erscheinen lassen, autzerdem befindet sich in seinem Neisegefolge keine politische Persön lichkeit, und hieraus erhellt allein schon zur Genüge, das gelinde gesagt, Seltsame der Bemühungen, dem Frcund- schaftsbesuch des Kronprinzen Wilhelm am österreichischen Hofe besondere, in der hohen Politik wurzelnde, Beweg gründe unterschieben zu wollen. Nein, dies erfreuliche Ereiguitz bringt eben vor Allem einfach die unveränderte Fortdauer der innigen und herzlichen persönlichen Be ziehungen erneut zum Ausdruck, welche die Kaiser Wil helm II. und Franz Josef und ihre Häuser schon längst mit einander verbinden. Aber allerdings entsprechen diesem warmen Verhältnisse zwischen den beiderseitigen Fürstenhäusern auch die kräftigen politischen Bande, die ihre Reiche seit länger als zwei Jahrzehnten gleichmätzig und unerschütterlich umschlingen. Gewitz hat es nicht an wiederholten Anläufen gefehlt, das deutsch-österreichische Bündnitz zu lockern oder gar aufznlösen, und namentlich die bis fast in die jüngste Zeit herab mit seltsamer Kon sequenz fortgeführte slavenfreundlichc innere Politik Oester reichs erschien geeignet, solchen Bestrebungen Vorschub zu leisten. Indessen, trotz alledem besteht die durch den Hinzutritt Italiens verstärkte Allianz der zwei mittel europäischen Kaisermächte noch bis zur Stunde mit alter Festigkeit sott, zur innigen Genngthunng ihrer Völker nnd zum Heile der Völkerharmonie in ganz Europa, und als äntzerliche Bekundung dieses ungestörten Bundesverhält nisses zwischem dem deutschen Reiche und der Habsburgi schen Doppelmonarchie lätzt sich denn auch die jetzige An wesenheit des deutschen Thronfolgers in der österreichischen Hauptstadt sehr wohl auffassen. Sicherlich soll aber dieser Vorgang nicht im Geringsten den Charakter irgend einer Demonstration nach autzen in sich tragen, etwa im Hinblick auf den italienischen Flottenbesuch in Toulon und die unmittelbar vorangegangenen französisch-russischen Ver brüderungsszenen in Nizza. Man weitz an den leitenden Stellen in Berlin und Wien selber am besten, datz der Dreibund von den internationalen Festlichkeiten in Toulon und Nizza keinerlei Beeinträchtigung zu befürchten braucht, autzerdem stand ja der Wiener Besuch des Kronprinzen Wilhelm schon längst vor der Fahrt des italienischen Mittelmeergeschwaders nach dem Hauptkriegshafen Frank reichs fest. DarunM)at die leidige Politik mit dem Er scheinen des Erben des deutschen Kaiserthrones in der Kaiserstadt an der Donau nichts zn schaffen, höchstens, datz das Ereignitz das Seinige ganz ungesucht mit zur Stärkung der deutsch-österreichischen Beziehungen beitragen wird — und eine solche Wirkung der Wiener Reise des deutschen Kronprinzen kann man diesseits und jenseits der schwarz-gelben und schwarz-weitz-rothen Grenzpfühle nur freudig begrützen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Unsere Kinderbewahranstalt berichtet in ihrer SO. Jahresrechnung, datz sie während des Jahres >900 9421 Kinder an 275 Tagen in ihren schützenden Räumen ausgenommen und verpflegt hat; dies ergab für die Kasse eine Einnahme von 942 Mk. 10 Pf. an Kostgeldern, während von 86 Mitgliedern an Beiträgen 252 Mk. 55 Pf. der Kasse zugeflossen sind. Als autzergewöhnliche Zuwendungen sind unserer Kinder bewahranstalt im vergangenen Jahre zu Theil geworden: 28 Mk. Sühnegelder durch Herrn Friedensrichter W. Wendler, 40 Mk. von Ihrer Maj. der Königin Carola von Sachsen, 15 Mk. aus der Sammelbüchse des Er holungsheims Dippoldishöhe, 337 Mk. 10 Pf. an Liebes gaben anlätzlich der 50jährigen Jubelfeier, 293 Mk. 75 Pf. Antheil der Butztagskollekte durch den Landesverein für innere Mission und 600 Nik. Legat aus dem Nachlatz des verstorbenen Herrn Apotheker Rottmann in Radebeul. Die Sammlung zur Christbescheerung ergab 194 Mk. 20 Pf. Zur Bestreitung der Ausgaben waren uöthig: 820 Mk. 36 Pf. für Beköstigung der Kinder und des Hauspersonals, 370 Mk. 5 Pf. für Gehalte »nd Löhne, darunter 270 Mk. Remuneration einschlictzlich Beitrag zur Schwesternkasse an das Diakonisscnhans zu Dressen für Leistungen einer Schwester als Leiterin hiesiger Kindcr- bewahranstalt, 27 Mk. 85 Pf. waren zu entrichte» an Steuern und Abgaben, 52 Nik. 78 Pf. kostete das bau liche Wesen, 93 Mk. 45 Pf. sind gebraucht worden zur Beschaffung des Heizungs- und Velcuchtungsmaterials nnd 59 Mk. 5 Pf. zur Instandhaltung des Inventars, ferner hatte die Kusse zu zahlen übernommen: 54 Mk. 10 Pf. für Freistellen, 100 Mk. als erste Ratenzahlung zur Til gung des bei der hiesigen Stadt aufgenommenen Dar- lehns, 206 Mk. 21 Pf. betrug die Ausgabe zur Christ bescheerung für 64 Kinder und 61 Mk. 60 Pf. der Auf wand zur Feier des 50jährigen Jubiläums am 10. April 1900. Zu diesem Feste hat unsere Kinderbewahranstalt viel Liebe, viel herzliche Theilnahme und manch er- muthigende Anerkennung erfahren. Sie möchte allen lieben Freunden und Gönnern auch hierdurch nochmals herzlichst dafür danken. — 16. April. Am heutigen Tage trat Schwester Agnes Heidrich ihr Amt als Gemeindepflegerin unserer Parochie an, da Schwester Helene Jungk einem Rufe zur Leitung des Siechenhauses in Reibersdorf gefolgt war. Die Wohnung der Gemeindeschwester befindet sich Ober- thorplatz Nr. 146. Die Gemeindediakonie ist heute vor 8 Jahren in unserer Parochie eingeführt und hat sich als eine segensreiche Einrichtung bewährt. Möge ihr nie die erforderliche Unterstützung seitens der Gemeinde mangeln. — In der letzten Generalversammlung der Wittwen- und Waisenkasse für Lehrer des hiesigen Bezirks ergab die Nechnnngsablegung ein Vermögen von rund 4000 Mark. Die Jahressteuer der Mitglieder beträgt 3 bis 5 Mark. Gegenwärtig werden an 6 Wittwen Renten von je 25 M. ausgczahlt. Diese dürfen jedoch 662/z Proz. der Jahreseinnahme nicht übersteigen. Den Vorsitz der Genossenschaft führt Herr Vezirksschulinspektor Bang; als Kassirer ist Herr Kirchschullehrer Brückner-Reichstädt und als Schriftführer Herr Lehrer Hering-Dippoldiswalde ge wählt worden. — An Statt des Herrn Lehrer Lehmann, welcher eine Stelle an der Volksschule zn Löbtau erhalten hat, ist vom Ministerium des Kultus und öffentlichen Unter richts Herr Hilfslehrer Grellmann aus Dresden nach hier beordert und am Montag nach der gemeinschaftlichen Schulandacht durch Herrn Schuldirektor Schulze im Auftrag des Herrn Vezirksschulinspektor Bang verpflichtet und in sein Amt eingewiesen worden. — „Durch Nacht zum Licht." Dieses Auferstehungs wort wird bei hiesigen Begräbnissen recht feierlich ver sinnbildlicht, wenn der Nikolaikirche ehrwürdige Nacht durch die Wandleuchter am Altarplatz und Chor düster erhellt wird. Zur Erhöhung dieses Lichteffektes hat die „Herren-Begräbnitzgcsellschast" sechs drcitheilige Armleuchter mit den Symbolen „Glaube, Liebe, Hoffnung", sowie einen schwarzen Teppich für den Altarplatz beschafft, die für 6 bez. 1 Mark verliehen werden. Bei einem Ve gräbnitz in voriger Woche sind dieselben zum ersten Male in Gebrauch genommen worden. Das Projekt einer schienenlosen elektrischen Molorbahn zwischen Sayda — Neuhausen scheint ernstlich in Angriff genommen zu werden, da bereits mehrfach Prüfungen und Vermessungen des Geländes seitens der Unternehmer stattgefunden haben. Als Kraft stationen sollen die Elektrizitätswerke Sayda und Neu- Hansen benutzt werden. Die Stcigungsschwierigkeften werden von den Unternehmern als durchaus nicht hindernd angesehen.