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Dresdner Journal : 01.08.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-08-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187308014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18730801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18730801
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1873
-
Monat
1873-08
- Tag 1873-08-01
-
Monat
1873-08
-
Jahr
1873
- Titel
- Dresdner Journal : 01.08.1873
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1873 .V17« Freitag. den I. ÄuM Dres-nerÄomnal Itoicke» kost- uvä Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann —— Lilliolos ^uwmsro: 1 Storupvlrusotiliue bio»u. - loser «uprel»«r « kür ä«n koum ewvr ^««piUtsvsv 1^ roter „Lw^eMüt" äiv 2«Uv! 3 U^r. » krsekeloeo: . wit Xum-sdw« 6er 8ooo- 006 keierts^e, ^i»eo<i» für üeo t'ol^eoüeo 1'»^. Io»vr»teu»oui»kine »us«Lrts: F'r Lviollussiouür «le« * Orssäner ^ourvols; et>evü!»».: HA«m F'ort u. Freier,- klLwdar^-Nsrtto- Vi«o-I^ip,i^-»«,«I-3r««I»a-kr»oIltllrt»M : f/a«»«en^ei» «l kvA/er, Lark» -Visu - «»mbarx - kr»8 - I-sipri^ - rrLnk- turr »H-Höorkeo: /k«c/. AfoE, Lorlüi: tt. sk^eme^er, /»«alicirniianL. ff ^/-rrc/<t, Lrsmso: L. SMotle, Lr«»- I»o: /,.>8k«nA^'sljüre»ii; vdswilitr: f r. kmgk kr»Lll- turt».« : >7. ^nrAer'scli« u.ef. r'.f/rrmlin»t'»clie liurkk., />and« <f ; varlitr; <v ^7^t//er, Ssooovvr: O.Sc/iü^/er' r»ri». f/aran, L-t/kirr^t/o.; Statt^r^ /)»«?>« <p r^., üücktt. Annoncen-Lüreau, Vivo: o^xelltr. Ueraus^edvrr Löoisl. krpeüitino «les Orssäosr Fourools, Oresüeu, öl<tr8arstli6ngg.E Ifo. 1. Im S«ot»«d4o L»i«L«! FUu-ll«R ...» rdlr. ^Mrrlioü: 1 Idir. 13 X ssr. ^^«»ooemeoteprelz« r lukr«^,» tritt^Ldrlioll L Hir. Ltempel^sdükr, »«u»«rk»td «le» «leut«!lien Amtlicher Theil. Dretden, 31. Juli. Seine Königliche Hoheit Prinz Georg sind, auf der Reise nach Metz be griffen gewesen, heute Bormittag A9 Uhr von Ingel heim wieder hier eingetroffen. Nichtamtlicher LtM. Telegraphische Nachrichten. Wien, Mittwoch, 30 Juli, Abends. (Tel. d. Boh.) Die Ankunft des TchahS von Persien in Penzing erfolgte präciS 7 Uhr. Auf dem dortigen Bahnhöfe erwartete der Kaiser nebst einer Ehrencompagnie den Schah. Die Begrü ßung des Schahs durch den Kaiser war einfach und herzlich. Der Ka ser war in Marschallsuniform, der Schah in schwarzer Tracht, Brtllantagrasfe auf der Mütze, Brillantepaulettes, Säbelgehänge aus Brillanten. Die Prinzen seines Gefolges befanden sich in einfacher Tracht. In Laxenburg wie in Penzing große Men schenmassen, die beide Majestäten mit lebhaften Zu rufen begrüßten. In Laxenburg warteten der Kron prinz sowie die Erzherzoge Ludwig Victor, Albrecht und Rainer. Der Schah zog sich nach der Vorstellung bald zurück. Bern. Mittwoch, 3V. Juli, Abend». (W. T. B.) Der Ständeratb hat in seiner heutigen Sitzung gleich dem Nationalrath die Zurückweisung der drei Recurse gegen die Ausweisung Mcrmillod'S mit 26 gegen 14 Stimmen unter Namensaufruf be- schloffen. (Vgl. unter „Tagesgeschichte".) Madrid, Mittwoch, 30. Juli, Abends. (W. T. B.) Die Jnsurrection in Sevilla ist total un terdrückt, uud die eiuzelnrn Punkte der Stadt sind von den Rrgierungötruppen besetzt. Gegen die Insurgenten, welche an den von ihnen aufge- »ebenen Stellungen Feuer anlrgtrn, herrscht große Erbitterung. Almeria hat die ersten Angriffe der Jnsurgentenschiffe zurückgewiesrn. Die CorteS vo- tirtrn dafür ihre Danksagung. Die Majorität der Cortes steht zur Regierung und bewilligt die zur Wiederherstellung der Ordnung erforderlichen Mittel. New Dork, Mittwoch, 30. Juli, Vormittags. (W. T. B., Kabeltelegramm.) Hier eingetroffrnr Nach richten melden, daß von ven Mexikanern 6000 Mann Verstärkung zum Sckutz der Grenze nach dem Rio-grande gesandt worden sind. Der König von Hawai und seine Regierung haben mit den Bereinigten Staaten einen Recipro- citätSvertrag abgeschlossen und an dieselben den Hafen de» Pearl-River abgetreten Dresden, 3l. Juli. Den vielerlei in Umlauf befindlichen Gerüchten, vielleicht auch den Versuchen einer gewissen Partei, die Negierung des Präsidenten Mac Mahon zu einer An erkennung der Carlistcn zu drängen, tritt die „Cor- respondance universelle" in einem anscheinend osficiösen Artikel: „Die französische Regierung und Spanien" entgegen. Der Artikel wendet sich zunächst gegen zwei Wiener Blätter, von denen das eine behauptet hatte, das Gouvernement von Versailles begünstige die Carlisten; das andere, es arbeite im Ge heimen für den Marschall Serrano, um durch diesen dann für den Herzog v. Montpenster wirksam zu sein. Demgegenüber versichert die „Correspondance", daß die Regierung sich die strikteste Unparteilichkeit zur Pflicht gemacht habe. Frankreich habe bis jetzt eine Regierung nicht anzuerkennen vermocht, welche bis zur Eröffnung der Cortes keine legale Basis hatte und seitdem durch eine heftige Jnsurrection bekämpft werde. Es könne nicht Frankreichs Interesse sein, zwischen den Parteien, welche sich dort mit gcwaffneter Hand bekämpfen, zu interveniren. Uni jedoch eine stricte Unparteilichkeit zu ermöglichen, sowie um den Frieden an seiner eigenen Grenze zu sichern, müsse Frankreich zahlreiche Truppen auf einer langen und schwer zu bewachenden Grenzlinie unterhalten. Würde die französische Regierung hin sichtlich Spaniens ehrgeizigen Plänen huldigen oder die Unterstützung einer der verschiedenen Dynastien planen, so wären allerdings die Umstände augenblicklich sehr günstig, derartige Pläne zur Ausführung zu bringen. Aber dies geschehe nicht allein nicht, und Frankreich beweise dadurch, wie es die ihm durch die Situation auferlcgteu Pflichten verstehe, sondern Frankreich habe auch nicht verfehlt, bis jetzt der angefochtenen und schwachen, allein bestehenden Regierung Spaniens (xouvoruliuwut «.-oureftte «t tnilll«, mais vtallli, eG I'knpLxuo) den festen Willen zu bezeige«, ihr gegen über den Pflichten einer guten Nachbarschaft nachzu kommen. Ohne in die innern Kämpfe zu interveniren, habe cs ihr, auf ihren Wunsch, jegliche Erleichterung gewährt, welche ihr zur Erhaltung der Ordnung dien lich sein konnte. Deshalb habe man den Transport von Waffen durch das französische Gebiet gestattet, die nicht anders an ihre Bestimmung gelangen konnten; deshalb habe man Alle entwaffnen lassen, welche als Versprengte des Bürgerkrieges bewaffnet den französi schen Boden betreten. Dies heiße gewiß weder die Carlisten begünstigen, noch eine dritte Erhebung planen. Eine gerade, unparteiische und jeden Egoismus ent behrende Politik werde selten nach Gebühr gewürdigt. Während die liberalen Organe des Auslandes der Re gierung eine Begünstigung der Carlisten vorwerfen, werde sie von den legitimistischen Blättern um des Ge gentheils willen angegriffen. Dresden, 31. Juli. Uebcr das Befinden Sr. Ma jestät des Königs ist uns beute Vormittag das nach stehende Bulletin zugegangen: „Pillnitz, am 31. Juli 1873. Se. Majestät ' der König haben eine gute Nacht gehabt. Infolge dessen ist der Kräftezustand den Verhältnissen ent sprechend befriedigend. Wagner. Or. Carus. Or. Ullrich." * Berlin, 30. Juli. Se. Majestät der Kaiser machte gestern Vormittag in Wiesbaden mehrere Be suche und wohnte Abends der Theatervorstellung bei. Heute Vormittag 10 Uhr ist Ihre königl. Hoheit die Großherzogin von Baden, von Sr. Majestät am Bahn hofe auf das Herzlichste begrüßt, in Wiesbaden cinge- troffen. — Es liegt noch immer in der Absicht des Kaisers, schreibt die „Prrv.-Eorr.", zum Besuche Sr. Majestät des Kaisers von Oesterreich und zur Besichtigung der Weltausstellung einen kurzen Aus flug nach Wien zu machen; doch dürfte die Ans führung dieses Vorhabens bis auf spätere Zeit, vor aussichtlich bis znm Monat October, vertagt sein. — Die „Prov.-Corr." bespricht nn Hinblick auf die bevor stehende Wahlcampagne heute nochmals die Opposition gegen die nationale Politik und sagt: Mögen die Gegner der neuesten Gestaltung Preußens upd Deutschlands polnische oder dänische, welfische oder particularistische Ansprüche vertreten, die Regierung müsse mit aller Entschiedenheit solche Bestrebungen Niederhalten, welche gegen den Bestand des preußischen Staats und des deutschen Reichs, wie gegen die Lcbens- entwickclung der Nation gerichtet sind. Von ernsterer Betentnng für die Gegenwart sei die Opposition der Ultramonlanen, weil sie in geschlossener Reche und mit überaus gefährlichen Waffen Krieg führen. Auf dem äußersten Flügel der Opposition ständen die Socialisten. Das halbamtliche Organ widmet denselben die nach stehenden Betrachtungen: „Immer bereit, sich jeder beliebigen Partei im Sturmlaus gegen die Regierung anzuschlicßen, sind sie vollkommen gleichgiltig gegen die Grundsätze und Forderungen ihrer jeweiligen Bun desgenossen, weil sie durch jede Umwälzung ihrem eigenen Ziele: dem Umsturz aller Ordnungen des Staates, des Eigenthums und der Familie, näher zu kommen hoffen. Hier schaaren verblendete Massen, die sich durch verlockende, aber unerfüllbare VerheMngen bethören lassen, sich um selbstsüchtige Volksverflihrer, die auf den Schultern ihrer Anhänger zu Macht und Besitz cmporsteigen wollen. Freilich kann die Regierung nicht auf die Befriedigung der socialistischen Fordern« gen binarbeiten, sondern lediglich darauf bedacht sein, die Einrichtungen des Staates und der Gesellschaft mit fester Hand zu schützen." Es ist daher, heißt cs zum Schlüsse, ein durch die Verhältnisse genügend begrün detes Verlangen, „daß alle patriotischen Kreise bei den bevorstehenden Wahlen sich znsammcnschlicßen mögen, um mit vereinter Kraft die gemeinsamen Gegner zu bekämpfen, damit die Regierung ihrerseits bei ihrem nachdrücklichen Eintreten für die Rechte der Nation auf feste und nachhaltige Unterstützung rechnen könne." — Die vielfach laut gewordene Klage über den Mangel an ländlichen Arbeitern nimmt bekannt lich schon seit längerer Zeit die Aufmerksamkeit der Staatsregierung in Anspruch. Wie die „Prov.-Corr." mittheilt, wird nun in diesen Tagen eine aus Com- misfaren der verschiedenen Ministerien zusammengesetzte Conferenz unter dem Vorsitz des Ministers für die landwirthschaftlichcn Angelegenheiten, Grafen Königs- marck, zusammentrcten, um diese Frage einer eingehen den Bcrathung zu unterziehen und so eine Grundlage für die weiteren Erwägungen des Staatsministeriums zu gewinnen. In erster Linie wird ans die AuswauderungSver- hüll nisse Rücksicht zu nehmen und zu untersuchen sein, durch welche Maßregeln die Auswanderung in ersprießlicher Weise beschränkt werben könnte. Aus diesem Gebiete sind außer an deren Maßnahmen eine Revision der Gesetzgebung Der dre Concessiouev der Auewanderungsuuteruebm-r, wie die Be stimmungen üb«r die Beaussichi'gung des AuowavdernngS- wesens in den Hasevplätzea und Erleichterungen süc die Rück wanderung in Vorschlag gebrawt. ferner handelt cs sich um Prüfung der Maßregeln, welche erforderlich sind, um das Rechtsoerhalturß zwischen den ländlichen Arbeit gebern und den Arbeiter« zu regeln und den Arb-itsver- nag gegen widerrechtliche Verletzung zu schützen Hiermit steht die Frage im Zusammenhang, ob die zur Giltigkeit dcs Är- 1<iteVertrages noch erforderliche schriftliche Form, unter ent sprechender Aenverung der landre.tünchen Vorschriften, aufge- ueben Weeden kann. Von hervorragender Wichtigkeit ist die Erörterung der Mittel, welche in Anwendung gebracht werd n können, um eine Besserung in der Lage und Lebens stellung der ländlichen Arbeiter herberzufuhren. Hier kommt in Frage, ob dem Mangel an ländlichen Arbeitern da durch entgtgeu zu wirken ist, daß ihnen mebr, wie biShtr, die Möglichkeit eines eigenen Grundbesitzerwerbes gewährt werde und aus welchem Wege die Staaisrcgirrung dazu die Hand bieten könne. Es siuv mancherlei Aenderungen der aus die ländlichen Verhältnisie bezüglichen G.s-tzgebuog beantragt wor den, namentlich in Betreff ter Zerstückelung vou Grundstücken und der Gründung neuer Ansied, lungeu u. s. w. Auch au die He'.aubildung eine: freien grundbesitzevden Ardeilerftandes Drch Vermittelung staatlicher Geldinstitute ist gerächt worden. End- tich werden auch noch dieürugcn Vorschläge zu erwägen zn sein, welche gegenüber dem Mangel an ländlichen Arbeitern in diesem Jahre außerordentliche, vorübergehende Maß regeln von Sencu der Regierung, u A. Beschränkung der öffentlichen Bauten und frühzeitige Beurlaubungen ans dem Militärdienst empfehlen. — Die Aufbringung des spanischen Dampfers „Pigilantc" durch den Capitän Werner bildet in Er mangelung anderer interessanter Thcmata einen Haupt gegenständ der Gespräcle in den hiesigen politischen Kreisen. Bis wettere Aufklärungen über das Inter mezzo cintrcffen werden, Haden alle Urtheilc, cic in politischen, wie in Marinckreisen darüber gefällt wer den, einen rein theoretischen Charakter. In Marinc- kreiscn legt man der Sache übrigens, wie der „Schics. Ztg." versichert wird, nicht die Wichtigkeit bei, welche Feuilleton (Redigirt von Otto Banck.) Baker » Geographie. Vor kurzer Zeit ging, aus England kommend, durch einen großen Theil der europäischen Presse und so auch durch unser Blatt das wörtliche und allerdings sehr merk würdige Telegramm Bakcr's über seine afrikanischen Erfolge. Wir haben wiederholt über Baker's blutigen Kriegszug unsere Mißbilligung klar ausgesprochen und bedauern, den kühnen Reisenden und großen Nilpferd- jäger auch in wissenschaftlicher Beziehung anzweifcln zu müssen und zwar durch die nachfolgenden Bemerkungen, welche uns vom Vorsitzenden des Dresdner Vereins für Erdkunde zugrhen. Sie lauten: Es ist Pflicht jedes wissen schaftlichen Forschers, Baker's schwindelhaften Behauptun gen entgegen zu treten. Wie Baker, der Pascha von Su dan, als Flibustier begonnen, so hat er als Münchhausen geendet. Die Mißerfolge seines Raubzuges sucht er durch telegraphische Posaunenstöße zu decken, die alles über treffen, was die Erdkunde von geschäftsmäßigen Hum bug zu erleiden gehabt hat. Nach seinen Telcgrammcn soll also nunmehr festgestellt fein, daß dir Secn Tan ganjika und Albert Nyanza (bester Wwutan Nzige) rin Gewässer sind." Wir stehen hicr vor der Alter native; entweder Alles, was uns bisher von Burton, Speke, Grant, Livingstone und Stanley berichtet ist, für Jrrthum und Lüge zu erklären, oder Pascha Baker allein für einen Schwindler zu erklären. Wohin die Wage neigt, wird nicht schwer zu entscheiden sein. In europäische, dem VorstellungSkreise unserer Leser nähere Verhältnisie gefaßt, dürfte man Baker's Telegramme etwa so übersetzen: „Nachdem wir daS Weftende des Bodensee- und das Ostende des Genfersee- kennen, ist rS unzweifelhaft, daß beide Seen rin Gewäster bil- den, und daß man von den „Quellen" de- Bodensees bis nach Paris segeln kann." Und wenn vollends Baker behauptet, von Uzdjiji (Udfchidschi) am Tauga- nyikasee könne man noch 10 Breitcgrade südwärts segeln, so baut cr bei frechen Behauptungen nur auf eine Unwissenheit der Leser, welche höchstens seiner eigene» Kenutniß von jenen südlich vom Acquator gelegenen Ländern glcichkommt, die cr nie gesehen. S. Ruge. * Gern geben wir hicr der Klagt eines Naturkun digen über dic immer mehr vernachlässigte Schonung unserer Naturschätze Ausdruck, um so lieber, da die Abhilfe des Uebels in diesem Fall weniger durch Handhabung der Gesetze, als vielmehr durch Selbstcr- ziehung und aufmerksame Protection des Publicums er folgen kann. „Gewinnsucht, die moderne Vorliebe für Betreibung dcr Naturwissenschaften und unberufener Dilettantismus zerstören alljährlich des Schönen in der Natur viel, und jeder Gebildete sollte sich hicr wehren. Tic Anlage cines Stcinbruchcs an jedweder Stelle, das Hincintretcn in jede Forstcultur, dic Was- scrmenge unv Wasferrcinheil eines Wasserlaufes und hundert andere Dmgc sollten einer gewissen Controle von Seiten dcr Grundbesitzer überhaupt mehr uuter- licgen. Jedcr Gebildete hat hier mitzuwirken. Auch unsere Presse hat hicr cinc Aufgabe zu crsüllcn, ebenso wie die Lehrer an jenen höheren Schulcn, wo Exkur sionen bräuchlich sind. Es ist erstaunlich, sagte uns neulich ein Fachmann, wenn man in Brcker's, 4>r. Reichelt's und Andrer Schriften liest, wie viel früher unsere Gegend reicher war, wie z. B. der Plaurn- sche Grund verloren hat, wie viele Thierc und Pflanzen aus unserer Gegend ganz oder fast verschwunden sind, so z. B. von dcr europäischen Schildkröte (Lu^v) an bi- zu den Schönheiten ter Blumcr.wclt: zum Frauen schuh sO^pripeetiuw Catteulu»), mancher Epipactis und Orchis, Pyrola nmbcllata rc. hinab. Hcucr Kat ein Mensch, vielleicht ein rücksichtclosci Händler, im Plauenichcn Grunde rast alle Aarenstäbc und sehr viele Leberblümchen förmlich hcrausgckackl. Ebenso hat bei Lichtenau ein Kräutcrsammlcr die seltene Alpenancmone fast vernichtet. Kommen neben den unvermeidlichen Culturbartten noch solche Motive zu Tage, fo möchte man «cklnschen, daß man auch ciren Schutz, eine Er- propriation zu Gunsten unserer landschaftlichen und blumiststchen Reize finden könnte. Vor allen Dingen und zunächst mag man ein scharfes Auge auf Die haben, welche einen Erwerb daraus machen, mit Na turprodukten der angederttctcn Art, mit wildwachsenden Pflanzen, Farren, Lumpfthicrcn :c. zu bandeln; die Händler sollen ja selbst schon neben den Pfahlwurzeln ter herrlichen Teichrosen Büchsen voll junger Fische davon geführt haben." St. * Etwa seit fünfzehn Jahren beschäftigt man sich bekanntlich damit, künstliches Eis im Grcßcn zu erzeugen. Der sehr heiße Sommer des JahrcS 18s>9, wo es überall an EcS mangelte, hat hierzu vielfache Anregung geboren. Die rrstcn besinn Apparate sind von dem Franzosen Carrs geschaffen worden und sind fo consttmrt, daß mit Hilfe einer Dampfmaschine oder einer andern bewegenden Kraft in einem Reservoir, wel ches Aether oder Schwcfelkohlcnstcff enthält, ciu luft- lcercr Raum hcrgrstcllt wird. Beite Flüssigkeiten, welche überaus flüchtig find, bewirken sehr hohe Kältegrade, wodurch bas Wasser, welches sich in den mit dem GaS- reservoir verbundenen Cylinkcrn bcfintrt, schnell zu Eis gefriert. Durch eine zweckmäßige Vorrichtung kom men dic Gase, nachdem sie sich wieder ccndensiit haben, in das Reservoir zurück, so daß dcrirlbe Aether zur weitern Erzeugung neuen Eises tunt. We>rn d r sehr bedeutenden Feuergefährlichkeit sowohl tes Acthers, wie des Schwefelkohlenstoffs, dient jetzt an Stelle dieser ihr vielfach in politischen Kreisen beigelcgt wird. Was dic Freilassung der auf der „Vigilantc" befindlichen Personen betrifft, so ist dieselbe gleich nach dcr Auf bringung des Schiffes erfolgt, kann also nicht durch die Drohungen Contrera's veranlaßt worden sein. — Dcr Madrider Correspondent der „Allg. Ztg." schreibt dem Augsburger Blatte über diese Angelegenheit: Schon von Valencia aus bat, wie mir gesagt' wird, der Com- mandant des „Friedrich Karl" bei dem deutschen Ge sandtschaftsverweser in Madrid Weisungen nachgesucht. Diese Weisungen, welche kaum ohne Anfrage in Ber lin gegeben sein und ohne Zweifel mit einem Majori tätsbeschluß der ausländischen Vertreter in Malaga dahin übcreinsiimmcn werden, daß nur Repressalien für etwaige Schädigung von deutschen Unterthanen er griffen werden dürfen, konnten den Commandanten des „Friedrich Karl" noch nicht erreicht haben, als er, ge wiß im Interesse der Ordnungspartei, den Dampfer wegschnapptc. Ob ich gleich nicht alles Detail ver bürgen kann, muß ich diese Darstellung auf Grund zureichender Quelle für zutreffend halten. Königsberg i. Pr., 30. Juli. Die „Ostpr.Ztg." constatirt den Ausbruch dcr Cholera hierselbst. Vom 0. bis 26. Juli sind 29 Personen erkrankt und 19 ver storben. Das königl. Polizeipräsidium hat, demselben Blatte zufolge, um dcr Weitervcrbreitung dcr Krank heit zu steuern, angeordnet, daß die zahlreichen mittel losen polnischen Israeliten, welche sich hier auf halten, in ihre Heimath gewiesen werden. 33 pol nische Israeliten find bereits zwangsweise ausgewiesen worden, während 50 bis jetzt freiwillig, unterstützt durch den Jsraelitcncomite, die Stadt verlassen haben. Wiesbaden, 30. Juli. (Fr. I.) Ein beim hie sigen evangelischen Kirchenvorstand cingegangenes Schreiben des Cultusministers Or. Falk bestimmt vor läufige Sistirung der Erhebung der Kirchen steuer. Mctz, 29. Juli. (M. Ztg.) Bei der heute Nach mittag 6 Uhr 37 Minuten erfolgten Ankunft Ihrer königl. Hoheiten des Kronprinzen und der Frau Kronprinzessin von Sachsen befanden sich der Regierungspräsident Graf v. Arnim, der Gouverneur Generallicutenant v. Glümer, der Divisionscommandeur Geucrallicutenant v. Sandrart und andere Vertreter hoher Behörden zum Empfange am Bahnhof anwesend. Beim Einzug in die Stadt wurden 21 Salutschüsse ge löst ; das Bahnhofsthor war mit Fahnen in den sächsi schen Farben geschmückt. Um 1,7 waren die Generäle und Stabsoffiziere der Garnison vor dem „Hotel de l'Europe" versammelt, um dem Kronprinzen vorgestellt zu werden. Die Ehrenwache stellte bas Dragonerregi ment Nr. 10, von welchem der Kronprinz bekanntlich Chef ist. Um 8 Uhr fand großer Zapfenstreich statt, ausgeführt von den sämmtlichcn Musikchören der Gar nison. München, 30. Juli. (Tel.) Das bayrische Kriegs- miristerium hat aus Anlaß eines Vorkommnisses, das sich bei der diesjährigen Fronleichnamsprocession in einer auswärtigen Garnisonstadt zugetragen, die längst bestehende Verordnung zur Nackachtung wieder in Er innerung gebracht, daß zur Spalierbildung bei Processionen nur Militärmannschaften katholischen Glaubensbekenntnisses verwendet werden sollen. Darmstadt, 30. Juli. (Fr. I.) Die Zweite Kammer genehmigte heute das Schulgesetz, wie es aus dcr Bcrathung hervorgcgangen, mit allen gegen 2 Stimmen (Allmann und Wolz). * Pari», 29. Juli. Dic Nationalversammlung hat sich soeben «ach Anhörung der Botschaft des Präsiden ten Mac Mahon verabschiedet und ist in die Ferien ge - »Lngen, dic bis znm 5. Dcccmber dauern sollen. Die P e r- manenzcommissicn versammelte sich bereits heute unter Vorsitz des Präsidenten Buffet. Dieselbe beschloß, alle 14 Tage am Donnerstag Sitzung zu halten. Aus- nabmiweise jedoch soll auch am 13. August eine Sitzung stattfinden. — L ie äußerste Linke hat beschlossen, daß der Salmiakgeist zur lEisbercitung. Dieser wird be kanntlich in den Gasanstalten aus den Ammoniakwäs- fcrn in bedeutenden Quantitäten als Ncbcnproduct ge wonnen. Durch Erwärmen wird Ammomakgas ent bunden und letzteres durch einen Druck von über sieben Atmosphären zn einer farblosen, ungemein flüchtig n Flüssigkeit verdichtet. Achnlich, wie oben bemerkt, er- rcagt das wieder in Gasform übergehende Ammoniak fchr hohe Kältegrade. Einer Lösung von Chlorcalcium, welche mit Wasser gefüllte Metallkästen umgiebt, er- thcilt dasselbe eine Tempcraturcrniedrigung von — 19", so daß also das in den Metallkästen befindliche Wasser in verhältnißmäßig sehr kurzer Zeit zu Eis erstarrt. Eine «ach lryterm System von O. Kropff in Nord hausen gebaute, aber sehr thcure Maschine arbeitet gegen wärtig in BreSlau. Etwa 170 Eisplattcn von je 50 Pfund Gewicht bilden sich in einigen Stunden, täg lich bis zu 130 Centncr liefernd. Bildende Kunst. In dcr Miller'schen Erzgießcrei in München wurde vor Kurzem das Standbild König Max' II. gegossen, im Erzgcwicht 144 Centncr. Der Guß vom Haupt bis zur Brust fand unlängst statt. Es sind nunmehr noch die letzte große Umaebungsfigur die „bayerische Wehrkraft und Stärke" uno die 4 Ät lauten zu behandeln, worauf das „eiawmte kolossale Denkmal von Zumbusch rn plastych«! Beziehung voll endet sein nird. Dies dürfte gegen Herbst der Fall sein. Der architektonische Theil, nämlich bas Posta ment aus rothem Porphyr und die Stu'en aus schwar zem Syenit, wird gleichzeitig in ter Ackermann'schen Anstalt zu Weißenstatt im Fichtelgebirge gearbeitet. Der hcrrre geschehene Guß fand unter Leitung Ferdi nand Millcr'ö jun. statt, welchem schon einige derlei Aufgaben von Meister Fcrd. Miller svn. übertragen wurden. Dic bedeutendste derselben war dic heutige, welche cr wieder glücklich gelöst hat.
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