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Dresdner Journal : 22.08.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-08-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187308222
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18730822
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18730822
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1873
-
Monat
1873-08
- Tag 1873-08-22
-
Monat
1873-08
-
Jahr
1873
- Titel
- Dresdner Journal : 22.08.1873
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schein zu nehmen und über weitere Maßnahmen zum Schutze der bedrohten Landstriche Verfügung zu treffen. Gffeo, 18. August. Die türkische Regierung hat bei Krupp in Essen 500 Kanonen bestellt. Türkische Blätter behaupten, daß die Ordre durch Vermittelung der preußischen Regierung erfolgt sei, welche sich außer dem verpflichtet habe, die Kanonen abzunehmen und dafür zu sorgen, daß dieselben nach dem in der deutschen Armee approbirten Systeme construirt würden. Wie die „Magdeb. Ztg." erfährt, ist diese Behauptung durch aus unbegründet. Die Bestellung der hohen Pforte ist direct bei Krupp erfolgt und die preußische Regierung hat keinerlei Vermittelung, noch irgend welche Garantie dabei übernommen. Dagegen ist es richtig, daß die Kanonen nach dem Kruppschen Modell gegossen wer den, welches bei der deutschen Artillerie eingeführt ist. Straßburg, 20. August. (Tel.) In den folgenden Kreisen sind die Kreistage, wie sich jetzt übersehen läßt, in regelmäßig« Thätigkcit getreten: Landkreis Straßburg, Molsheim, Hagenau, Weißenburg, Zabern, Rappoltsweiler, Gebweiler, Mühlhausen, Altkirch, Lol chen, Saarburg, CHLteau-Salins. Die Mehrheit der Mitglieder der Kreistage venveigerte die Eidesleistung in den Kreisen: Lchlettstadt, Eolmar, Thann, Land kreis Metz, Saargemünd, Diedenhofen und Forbach. In Colmar haben von den 9 Mitgliedern des Kreis tages 6 den vorgeschrtebenen Eid nachträglich geleistet und ist der Kreistag dadurch vollständig beschlußfähig geworden. München, 19. August. (R. C.) Se. Maj. der König hat unterm 14. d. M. genehmigt, daß bei dem Cultus- ministerium eine Commission von Sachverständigen ge bildet werde, welche dem genannten Ministerium bei der Frage der Verwendung der budgetmäßigen Summe (15,000Fl.) fürPflegeund Förderung der Kunst als berathendcs Organ mit gutachtlicher Stimme zur Seite zu stehen hat. Diese Commission besteht aus 5 ordentlichen Mitgliedern, nämlich aus 2 Malern, 2 Bildhauern, 1 Architekten, dann für den Fall der Ver hinderung einzelner Mitglieder aus 2 Ersatzmännern. Die Mitglieder der Commission, sowie deren Ersatz männer werden durch die kgl. Akademie der bildenden Künste, der Münchner Künstlergenossenfchaft und durch den Architekten- und Jngenieurverein in München ge wählt, und zwar in der Art, daß die k. Akademie der bildenden Künste und die Münchner Künstlergenossen schaft je einen Maler, einen Bildhauer und einen Er satzmann, dann der Architekten- und Ingen curvcrein dahier einen Architekten für die Sachverständigenkom mission wählt. Dem Kultusministerium bleibt Vor behalten, bei den Beratungen, wo dieses in einzelnen Fällen für die Festsetzung örtlicher Fragen und sonsti ger außerhalb dem Bereiche der Kuusttcchnik liegenden Verhältnisse nothwendig erscheint, noch andere geeignete Persönlichkeiten und insbesondere auch Vertreter der betreffenden Gemeinden beizuziehen. In jenen Fällen, in welchen ein Mitglied der Commission bei den zur Prüfung gelangenden Vorschlägen persönlich bctheiligt erscheint, tritt anstatt desselben der Ersatzmann ein. Der Minister des Cultus ordnet die Beratungen der Sachverständigenkommission an, leitet dieselben und un terbreitet das Ergebniß der allerhöchsten Würdigung und Entscheidung des Königs. Das Ergcbniß der ein geleiteten Wahlen der Sachverständigen wird s. Z be kannt gegeben werden. Das genannte Staatsmmiste- rium nimmt nunmehr Veranlassung, sowohl an die politischen Gemeinden, wie an die Kirchenverwaltungen des Königreichs die Aufforderung zu richten, ihre allen- fallstgen Wünsche und Anträge um Berücksichtigung bei Verwendung der fraglichen Summen mit der entsprechen den nähern Begründung darzulegen. Für die Vorlage von Gesuchen an die Krrisregierungcn, K. d. I wird dermalen ein Termin bis zum 12. Oktober d. I. be stimmt. — Wir vernehmen, daß die Staats f inan;- rechnnng pro 1872 soeben ihren definitiven Abschluß gesunden hat und demnächst von Leite des ober sh n Rechnungshofes an das Staatsministertum der Finan zen gelangen wird. Als Thatsache glauben wir bei fügen zu können, daß die Rechnung mit cineui reinen Ucberschusse von 7 M>ll. Fl. abscklicßt. Wien, 19. August. Die Wahlen der Wahl männer in den Landgemeindebczirken werden für den künftigen Reichsrat h schon gegen Ende des Septembers stattfinden. Die Landgemeinden bilden nämlich bei uns die einzige Curie, die durch Wahlmänner wählt. Dar auf sollen die Abgeordnetenwahlen in den Bezirken der Landgemeinden, dann vermuthlich die aus der Gruppe des Großgrundbesitzes, nach ihnen aus den Städtebezrr- ken und schließlich aus den Handelskammern erfolgen. Für den gesammten Wahlakt ist ein Zeitraum von fünf Wochen bemessen. Dabei soll dem Vernehmen nach die Einleitung getroffen werden, daß die Wahlen sämmtlicher Curien in keinem Kronlande zu gleicher Zeit vor sich gehen. Es hat sich in einigen Provinzen Mangel an Candidaten, wenigstens an solchen gezeigt, die der Bevölkerung hinreichend bekannt sind und das Vertrauen derselben genießen. Das neue Wahlgesetz über die direkten Wahlen enthält zugleich die Bestim mung, daß Derjenige, der überhaupt das passive Wahl recht hat, nicht nur im Wahlbezirke seiner Provinz, sondern in allen im Reichsrathe vertretenen Königreichen und Ländern gewählt werden kann. DirS ist ein Aus kunftsmittel für jene Krontänder, die nicht über eine genügende Zahl von tüchtigen Bewerbern um Neichs- rathsmandate verfügen; sie können von diesem Mittel um so leichter Gebrauch machen, wenn in den einzel nen Ländern die Wahlen der bezüglichen Gruppen nicht zu gleicher Zeit stattfinden. In dieser Erwägung liegt wohl einer der Gründe, aus welchen die Regierung sich bestimmt fand, in den Wahlen einer und derselben Curie der verschiedenen Kronländer eine gewisse Reihenfolge eintreten zu lassen. Zudem wird der Umstand, daß auch Abgeordnete gewählt werden können, die einer an dern Provinz angehören, allem Anscheine nach zu einer weitern Verstärkung der verfassungstreuen Partei im Reichsrathe dienen. Die erwähnte Bestimmung des neuen Wahlgesetzes hat theoretisch einen vorwiegend centralistischen Charakter und wird, wenn sie von den Wählern richtig benutzt wird, praktisch dem Abgeord netenbause einen Zuwachs von Intelligenz zuführen. "Paris, 19.August. Der deutsche Geschäfts träger hat dem Minister des Auswärtigen, Herzog v. Broglie, eine Note zustellen lassen, in welcher na mens der deutschen Regierung wegen der vor Kurzem in Pont-ä-Mousson gegen deutsche Landesangehörige verübten Thätlichkeitcn Reklamation erhoben wird. — In mehrer« Generalräthen ging es gleich in der ersten Sitzung ziemlich stürmisch zu. Die „K. Z." er fährt u. A. nachstehende Details. Im Generalrath von Plivas brachte der Präsident, Gras Rampont (Depu- tirter vom linken Centrum), Thiers seine Danksagungen für die Befreiung des Gebietes dar, wobei ihn Boisfy d'Auglas unterbrach und verlangte, daß man auch der Nationalversammlung Erkenntlichkeit bezeige. Den Re publikanern des Gcneralraths gefiel diese Unterbrechung nicht und sie stimmten den Ruf an: „Es lebe die Re publik!" worauf der Präsident den Zwischenfall mit dcr Erklärung abschloß, daß, wenn man ihn nicht unter brochen hätte, er auch von der nützlichen Unterstützung gesprochen haben würde, welche Versammlung und Land Hrn. Thiers geliehen. Aehnlich wurde Thiers noch in mehrern andern Generalrathssitzungen gerühmt, was thcilweisc zu lebhaften Widersprüchen seilender Royalisten Anlaß gab. Bern, 20. August. (Tel.) Ter am 7. d. M. in Basel abgeschlossene Vertrag über Errichtung einer deutschen Zollstätte auf dem Bastler kertralbahn- hofe ist feiten des Bundesrathcs genehmigt worden. — Die Regierung von St. Gallen hat nach längerer Debatte beschlossen, den Besuch der geistlichen Exercitien in Mehrcrau zu untersagen. Basel, 20. August. (Tel.) Auf dcr hiesigen Han delsbank sind, wie die „Baseler Nachrichten" anläßlich der Meldung von dem Tode des Herzogs Karl von Braunschweig mittheilen, 30 Millionen Francs, welche zum Nachlasse desselben gehören, vorfindlich. Das liquidirte Vermögen des Herzogs wird, demselben Blatte zufolge, ohne die deutschen Besitzungen aus 50 Mill. Francs geschätzt. Außerdem gehören noch 3 Hotels in Paris und Liegenschaften in Amerika zum Nachlasse. Rom, l5. August. (A. Z.) Die vcn der Regierung in Gemäßheit des Art. 9 des Gesetzes Nr. 1402 vom 19. Juni d. I. ernannte Liquidationsjunta für die Kirchcngüter („Oiuntn li^uickatrivv ckell' ass« eovlebiastic-v eil Uoma") entdeckt unaufhörlich neue Unregelmäßigkeiten und arge Gesetzwidrigkeiten in den seilen der religiösen Korporationen in der Stadt und Provinz Nom seit dem 20. September, entgegen den diesbezüglichen Verordnungen der Negierung, theils simulirten, theils wirklich vollzogenen Verkäufen. Es wird zufolge dessen mehrfach nicht blos zu Civilpro- cesscn, sondern auch zu criminalgerichtlichen Unter suchungen kommen, und der Justizminister Vigliani ist entschlossen, mit größ:er Energie vorzugchcn. Als ein Beweis, wie auch die Unllrbehördcn neuerdings größere Energie entwickeln, verdient ein am 8. d. M. von dem bürgerlichen Correctionstribunale zu Chiavari über den Geistliche« Don Candido Della Cella, Pfarrer an dcr Kirche von Ascona, in dcr Commune von Borzonarca, verhängtes Urtheil Erwähnung, welches denselben des im Art. 45 des Strafgesetzbuchs vorgesehenen Verbre chens schuldig sprach. Der genannte Geistliche wurde, weil er die Freiheit einer öffentlichen Licitation von Kirchcngütcrn dadurch zu beeinträchtigen gesucht hatte, daß er die Mitbietendcn durch Bedrohung mit der Ex- communication und dcr Beraubung dcr Sacramente zu entfernen trachtete^ um so allein bieten und die Güter zu einem niedrigen Preis erstehen zu können, zu eincr Geldstrafe von 300 Lire, eventuell 100 Tagen Gefäng- niß und in die Proceßkosten verurthetlt. Madrid, 13. August. Einer Korrespondenz der „N. fr. Pr." entnehmen wir Folgendes: Ein gestern Mittag von Granada angelangtrs vfficielles Tele- aramm meldet den Einzug des ObergeneralS Pavia mit seinem Corps. Er war von den Spitzen der Behörden, von den dortigen Drputirten Almagro und Puente und von zwei Delegirten des flühern CantonS begleitet, welch Letztere vier dir Unterwerfung der Provinz ver mittelt hatten. Alle Bureaux wurden wieder geöffnet; alle Behörden fungiren. Auf die von der rcvolutio- nären Junta verausgabten öffentlichen Gelder wurden etwa 35,000 Francs bereits erstattet. Es herrscht die vollkommenste Ruhe. Die Loluntarios haben die Waffen ausgeliefert. — Nach einem andern Telegramm, wel ches der Minister des Innern in der gestrigen Cortes sitzung verlas, ist der Obergeneral Martinez Campos ohne Widerstand in Murcia — welche Stadt beiläufig 100,000 Einwohner zählt — eingerückt, nachdem die cantonale Junta sich früher aus dem Staube gemacht hatte. Der Obergeueral rückt unaufgehalten nach Car tagena vor, um die feste Stadt von der Landseite an- zugreifcn, während die veifügbaren spanischen Kriegs schiffe, die sich unter dem Contreadmiral Lobo in Ali cante concentrircn, ein Gleiches von der Seeseite thun werden. — Dagegen steht der zweite Bürgerkrieg im Norden nicht so günstig für die Regierung, obschon lange nicht in dem Maße, als viele auswärtige Jour nale glauben machen wollen. Es findet ein fortwäh rendes Herumziehen der Cartistischen Corps statt, wie das bei nomadischen Stämmen der Fall ist, die einen Flecken Landes verlassen, sobald sie denselben ab- gegrast haben. Man kann hierin nur die Absicht er kennen, mit der Bewaffnung und Organisirung der Streitkräfte fortzufahren. Das Einzige, was aus die sem Chaos von Kreuz- und Querzügen mit Bestimmt heit hervorgeht, ist, daß zwar die Regierungstruppen noch nicht im Stande waren, die Carlistische Jnsurrcc- tion zu besiegen — was immer als eine langwierige Arbeit gilt — doch auch andererseits die Carlisten we der mit dem Hauptcorps der Regierungstruppen anzu binden wagten, noch sich der Täuschung Hingaben, die durch ihre ebenso zahlreichen als Wackern Vvluntarios vertretene liberale Bevölkerung, selbst auf dem soge nannten Carltstischen Terrain, je gänzlich zu überwinden. Madrid, 17. August. Die französische Re gierung ist hier der Gegenstand lauter Anklagen. Man wirft ihr Begünstigung der Car listen vor. Der „Jmparcial" beruft sich auf Berichte der spani schen Konsuln, nach welchen die französischen Grenz- behördcn eine ungemeine Duldsamkeit gegen das Trei ben der Carlisten auf französischem Gebiete an den Tag legen. — Laut einem Telegramm aus Pergignan vom 19. d. haben die Carlisten in einer Stärke von 2400 Mann unter der Führung von Don Alphons v. Bourbon, Sa- balls und Tiistany, 3 Kolonnen Regierungstruppen zwischen Kaser ras und Berga angegriffen und nach hef tigem Kampfe völlig in die Flucht geschlagen. Die Truppen verloren 200 Mann und eine Kanone. Der Carlistische Bandenführer Cucala hält mit seiner Ab iheilung Castellon blokirt. — Barcelona ist, wie «ach Perpignan gemeldet wird, ohne Verbindung nach außen, da die Eisenbahnen zerstört sind. * London, 19. August. Der Londoner Central- criminalgerichtShof eröffnete gestern seine Augustsitzun- gen und begann den Reigen mit dem Warren'schen Fälscherproceß. Die vier Angeklagten, nämlich die beiden Bidwell, Macdonncll und Noyes, erschienen persönlich, Jeder mit seinen eigenen Rechtsbeiständen. Diese baten um Vertagung des Verhörs, da sie 90 neue Zeugen vorzubringen gedenken. Der Richter ging jedoch auf das Gesuch nicht ein, sondern beauf tragte den Ankläger, Giffard, seine Klage zum Vor trag zu bringen. Der Vortrag enthielt nichts Neues, vielmehr ein einfaches Resrme bekannter Thatsachen. La die Klage auf Felonie lautet, mußten sich die Ge- schwornen dazu verstehen, sich über Nacht einsperren zu lassen. Helgoland, 18. August. (N. Pr. Z.) In der vor letzten Nacht war hier durch die Polizei des englischen Gouverneurs eine Spielbank aufgehoben und der Bestand derselben, der dem Vernehmen nach 3000 bis 4000 Pf. St. betragen haben soll, confiscirt worden. Schon am folgenden Tage war das Erkenntniß des Gerichts hofes des Gouverneurs an den Straßenecken angeschla gen, welches dahin lautete, daß jeder der bei der Auf hebung der Spielbank betroffenen Herren in eine Strafe von 50 Pf. St, der Gastwirth aber, welcher das Spiel geduldet, in eine Strafe von 100 Pf. St. genommen sei; außerdem wären die betroffenen Fremden sofort von der Insel verwiesen worden. Heute Nachmittag sind die gleichfalls confiscirten Spielgeräthschaften von den zu haben. Die Hofopcrnsängcrin Marie Wilt aus Wien und Frau Amalie Joachim aus Berlin hatten die Sopran- und die Altpartien in Händen. Hofopern sänger Franz Diener, Julius Stockhausen und Prof. Ad. Schulze aus Berlin waren die Vertreter von Tenor, Bariton und Baß. Das Orchester riß unter der ge nialen Leitung Joachim's in der Symphonie die dicht gedrängten Zuhörerschaaren zu lautestem Enthusiasmus hin. Auch die Wiedergabe von „Paradies und Peri" unter der Direction des städtischen Musikdirectors I. v. Wasielcwski, des Biographen Schumann's, scheint theilweise eine untadelhafte gewesen zu sein, doch wäre, wie der Berichterstatter der „Nordd. Allg. Z." schreibt, im Allgemeinen ein congenialeres Eingehen auf den Geist des Werkes zu wünschen gewesen. Das zweite Concert eröffnete die Manfredouverture. Las Auf treten von Clara Schumann, der treuen Gattin des Gefeierten, welche das Concert spielte, gestal tete sich zu einer Huldigung, welche ebenso wohl der Ueberlebenden, als dem Dahingeschiedenen galt. Die gemmmte Zuhörerschaft erhob sich, um die Künstlerin mit lautem Zuruf und Tücherschwenken zu begrüßen. Die Damen der Sängertribüne überschütteten die sicht lich bewegte Frau mit Blumen, und manch feuchter Blick wandte sich nach dem über dem Orchester ange brachten Relicfportrait Schumann's. Es folgte Hebbel's „Nachtlied" für Chor und Orchester. Die zweite Ab- theilung wurde ausgrfüllt durch den dritten Theil der Scenen aus Goethr's „Faust". Künstlerische Ehren pflicht wäre es wohl gewesen, anstatt dieses Bruchstückes die ganze» Faustmustk zur Aufführung zu bringen. Chor, Orchester und Solisten, sowie Joachim, ter dies mal das Concert allein dirigirte, ernteten wiederum reichen Beifall. Mit einer Matinäe für Kammermusik ging dir dreitägige Schumanns«« am 19. d. zu Ende. Der Jubel und der Applaus war wieder groß, nament lich beim Erscheinen von Clara Schumann, die zuerst mit Rudorfs das Andante und Variationen für zwei Pianoiorte und später mit Joachim, v. Königslöw, Strauß und Müller das Clavicrquartett vortrug. Das Concert eröffnete das Streichquartett in ckun. Die Solovorträge der Sänger und Sängerinnen fanden abermals die enthusiastischste Aufnahme; besonders ex- ccllirtc Stockhausen mit der Ballade „Die Löwenbraut". Daß Beethoven's Kolossalbild ganz gut und ohne die Andächtigen zu ermüden drei Tage lang und länger zur Verehrung ausgestellt werden könnte, wurde noch vor gemachtem Versuche von Niemandem bezweifelt. Jetzt hat auch Schumann's Genius diese Feuerprobe glänzend bestanden. Möge mit ihr dcr letzte Nachhall des Streites der Parteien verklingen und die selbst suchtlose, werlthätige Theilnahme am verborgenen edlen Streben, die Ruhmesbegründung unv Verständ- nißerwetterung dcr großen Kunstgenosscn unter Künst lern und Kritikern mehr und mehr zur Geltung ge langen! — Auch die Stadt Leipzig, wo Schumann so lange gelebt und gewirkt, scheint den Manen des Meisters die verdiente Huldigung nicht versagen zu wollen. Wenigstens erfährt die „Allg. Ztg." aus München, daß der dort lebende Bildhauer Heinrich Natter den Auftrag zur Ausführung eines Schumann- monumentes in Leipzig erhalten hat. WeltausstelluugSführer. Einer unsrer Wiener Correspondenten schreibt uns soeben: Trotz der gewaltigen Muth von Führern durch Wien und die Weltausstellung habe ich noch keinen der im Jnlande oder Auslande gekauften und herausgegrbenen in den Händen meiner Freund« rntdeckt, der auch (besonder- für die Weltausstellung) nur den bescheidensten Anfor derungen entsprochen hätte. Nunmehr ist Bädeckcr auf die Idee gekommen, einen Grattsanhang seinem „Süddeutjchland und Oesterreich" beizufügen über die Wiener Weltausstellung von 1873 (nebst gutem Plan), welcher nicht allein jeden andern Führer ersetzt, son dern, soweit meine Kenntniß reicht, auch übertrifft. Es wäie wünschcnswerth, das Publicum hierauf aufmerk sam zu machen, da kaum Einer nach Wien kommt, der sich nicht schon zu Hause mit mancherlei Unbrauchbarem beladen. Alterthumökuude. Der Herzog Strozzi hat in dem Berge Signoso bei der Ardenza Nachgrabungen anstellen lasten, welche die besten Resultate geliefert haben. ES wurden dabei zahlreiche Kieselsteinwaffen und Terracotten und Menschenskelette von riesenhaften Dimensionen gefunden, welche darauf hindeuten, daß vorhistorische Menschen dort gelebt haben. Der Herzog gedenkt, mit diesen interessanten Funden sein Museum in dem Palazzo Strozzi in Florenz zu bereichern. Es ist seltsam, daß in neuerer Zeit sich die Nachrichten über „riesenhafte" Dimensionen von Menschcnskeletten gehäuft haben. Sculptur. Das dem berühmten Landwirth Thaer in Celle bestimmte Denkmal ist vom Bildhauer Hartzer in Berlin soweit vollendet, daß die Marmorstatue zu Anfang October in Celle anlangen kaun. Die Auf stellung des Denkmals in den Schloßanlagen zu Celle, in welcher Stadt bekanntlich Thaer feinen Ruhm grün dete, ist vom Hofmarschallamte in Berlin genehmigt worden. Hartzer, dem eben genannten von hier ge bürtigen Künstler, ist auch die Ausführung d«S Marsch- nerdenkmals übertragen. den englischen Beamten öffentlich am Strande unter großem Zudrange der Fremden wie der Einheimischen verbrannt worden. Konstantinopel, 19. August. Man telegraphirt der „Pr.": Den Bemühungen des Ministers des Aus wärtigen, Raschid Pascha, ist «S gelungen, die Ver söhnung zwischen dem ökumenischen Patriarchen und dem bulgarischen Exarchen herbrizuführen; der Patriarch wird das Schisma aufheben und den Ferman des Sul tans für die bulgarische Kirche anerkenn««. — Gestern wurden zu Ehren des Schahs das persische Gesandt- schaftspalais und das persische Viertel in Stambul brillant beleuchtet. Heute empfing der Schah das diplo matische Corps. Abends findet Diner in Dolma- Bagtsche statt. Lrnrnnungen, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Departement der Finanzen. Verwaltung der indtrecter.Abgaben: Gott lob Friedrich Schönherr, Obercontroleur, zeither Assistent bei dem Hauptzollamte Annaberg, als Cvn- troleur bei dem Hauptsteueramte Plaurn; Erich Leon hardi, zeither Assistent bei dem Nebenzollamte 1. Bo denbach, als Obergrenzcontroleur im Hauptamtsbezirke Schandau; Johann Fran; R ö ß l e r, zetther Oberg cnz- aufseher im Hauptamtsbezirke Eibenstock, als Ober- steueraufsther im Hauptamtsbezirke Plauen; Johann Baptist Clemens Mai, zeither Steueraufjeher, als Obersteucraufseher im Hauptamtsbezirke Pirna; Ernst Oswald Richter, zeither Grenzaufjeher, als Ober- grenzaufsehrr im Hauptamtsbezirke Eibenstock; Moritz Arthur Gvuland, zeither Grenzaufseher, als Ober grenzaufseher im Hauptamtsbezirke Marienberg; Gott lob Georg Hermann Schnitzlein, zeither Stcuerauf- seher bei dem Hauptzollamte Leipzig, als Assistent da selbst; Michael Georg Tauber, zeither Obersteuerauf seher im Hauptamtsbezirke Plauen, als Untersteuer- und Stempelimposteinnehmcr zu Schwarzenberg; ^arl Wilhelm Haupt, zeither Untersteuereinnehmer in Hai nichen, als Unter steuer- und Stempclimposteinnchmer in Oschatz; Andreas Roßmi, zcither Einnehmer bei dem Nebenzollamte II. Hellendorf - Peterswalde, als Untersteuer- und Slempelimposteinnehmer zu Pegau; Johann Gottlieb Uhlemann, zeither Steueraufseher, als Untersteuereinnehmer in Hainichen; Karl Friedrich Schmidt, zeither Obersteueraufseher im Hauptamts bezirke Pirna, als Einnehmer bei dem Nebenzollamte II Hcllcudorf-Pcterswalde; Julms Mann, zeither Grenz- aufjeher, als Nebenzoü- und Chaussäegeldereinnehmer zu Steinigtwolmsdorf; Karl Friedrich Wilhelm Lind ner, zeither Grenzaufseher, als Hitfsbcamter bei dem Nebenzollamte II Sebnitz, auch Chaussoegeldereinnehmer daselbst; Karl Gottlieb Ernst Scheufler, zeither Grcnz- aufseher, Friedrich Wilhelm Neidert, desgleichen, Fricdrich Anton Stephani, desgleichen und Christoph Michael Thomä, desgleichen, als Steueraufjeher; Karl Fiiedrich Börnert, zeither Hautboist beim 8. In fanterieregimente Nr. 107, Heinrich Otto Göthel, zcither Lohncopist bei dem Hauptzollamte Zittau, Karl Gotthilf Scheffler, zeither Feldwebel b«m 2. Gre- nadierregimente Nr. 101, Karl Ernst Otto, zeither Stadtgcndarm in Dresden, Ernst Julius Krumb holz, zeither Feldwebel beim 3. Infanterieregimente, Friedrich Franz Schmidt, zeither Unterwachmeister im 3. Reiterregiment«, und Heinrich August Herwig, ver abschiedeter Hautboist, sämmtlich als Grenzausseher. Hierüber: Friedrich Julius Hauschild, zeither Assistent bei dem Hauptsteueramte Dresden, in gleicher Dienstcigenschaft zur Besorgung der Vorstandsgeschäfte bei dcr Zollexpeottton am Bahnhofe zu Annabcrg unter Verleihung des Dienstprädicats „Obercontroleur", zum Hauptzollamte Annaberg; Karl Friedrich Henker, zeit her Assistent bei dem Hauptsteueramte Chemnitz, als solcher zum Hauptsteueramte Dresden; Ferdinand Oskar Hartmann, zeither Assistent b« dem Neben zollamte I Bodenbach, als solcher zum Nebenzollamte I Voitersreuth und Heinrich Wilhelm Härtig, Steuer aufseher, zcither Amtsdiener bei dem Hauptsteueramte Chemnitz, in gleicher Dienstcigenschaft zum Hauptzoll amte Annaberg versetzt. Forstverwaltung. Dem Verwalter des bisheri gen Langenauer Forstreviers im Forstbezirke Grillen- burg, prädicirten Oberförster Friedrich Emil Heber, ist, unter Ernennung zum wirklichen Oberförster, die Verwaltung des aus den früheren Revieren Pausa und Rciboldsruhe gebildeten „Pausaer Forstreviers" im Forstbezirke Auerbach übertragen worden. Dresdner NachrichLen vom 21. August. — Die Cholera scheint in Dresden so gut wie erloschen zu sein: von gestern zu heute ist ein Er krankungsfall (der einzige innerhalb 4 Tagen), sowie ein Todesfall (der einzige seit 6 Tagen) angemeldet worden, und von dem gestern verbliebenen Kranken- bcstande (8 Personen) ist wiederum 1 Person genesen, so daß überhaupt nur noch 7 in Behandlung verblei ben. — In den Ortschaften des hiesigen Gerichtsamtes sind in voriger Woche im Ganzen nur 15 neue Cho leraerkrankungen, davon 6 mit tödtlichem Ausgange (gegen 36 und 14 in der vorhergegangenen Woche) vorgekommen. (Vgl. die Bekanntmachung im Jnfe- ratentheile.) — In Bezug auf die Prämiirung sächsischer Aus steller der Wiener Weltausstellung werden uns fortwährend einzelne Notizen zur Veröffentlichung zu gesandt. Um Unvollständigkeilen und Unrichtigkeiten zu vermeiden, müssen wir jedoch von dcr Nennung einzelner Namen und Firmen so lange absehcn, bis uns von der königl. Ausstellungscommisston eine offi- cielle Zusammenstellung der auf Sachsen entfallenen Auszeichnungen vorliegen wird. — Nächsten Montag, den 25. d. M., wird anläß lich der Weltausstellung wiederum ein Extrazug von Dresden über Jungbunzlau nach Wien unttr den be kannten Bedingungen abgelassen werden. — Laut Bekanntmachung der Direction werden von heute an die Fahrten der Dampfschiffe früh 6 Uhr anstatt nur bis Meißen, wieder bis Riesa ausgeführt. * Gestern Mittag ist ein 8 Jahre alter Knabe tobt aus dem Weißeritzmühlgraben gezogen worden. Der Knabe hat aus dem Wasserbett deS Mühlgrabens an- gefchwommene Gegenstände herauSlangen wollen, dabei das Urbergewicht verloren und ist ln den Mühl- arqben gefallen. Der Leichnam wurde in die alterliche Wohnung gebracht.
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