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Dresdner Journal : 28.11.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-11-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187111288
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18711128
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18711128
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Paginierfehler: Seite 1484 als Seite 1472 gezählt und Seite 1491-1494 als Seite 1489-1492 gezählt.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1871
-
Monat
1871-11
- Tag 1871-11-28
-
Monat
1871-11
-
Jahr
1871
- Titel
- Dresdner Journal : 28.11.1871
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1472 dings auch die in allen Zweige« de- Staatsdienstes herbei- aesührteu Bereiofachuv^n belgelrageu lüuch di« Tilgung der Staatsschuld ist wahrend der letzt adgelauseoen Fi»aaivtriod« nicht nur in regelmäßiger, sondern auch in außeroldentlicher Weise betrieben worden. Die einzelnen Vorlagen, welche die PropositionSsch'ist sonst auszählt, sind ohne allge»ei««eS Inter ne und beziehen sich ibeiiS aus EmstthrungSaesktz« zu den RtlchStjk'ctz«», rdnlS aujvciaild^ung,» ,« den Landetgesetzen, die durch ie»e bedingt werd,«. Doch stehe« noch eiuigr nicht ua«tse»1lich« Vorlagen i« Aussicht. Stach Verlesung derProposttion-schrift sprach Staats- ministrr Thon, die Wirksamkeit Watzdorf's feiernd, dem Landtag die Zusicherung aus, daß die Regierung die Berfassung, welche seit so langer Zeit sich in segensreicher Weise bewährt, aufrecht erhalten werde, und bat, der Regierung volles Vertrauen entgegen zu bringen. 6 Altenburg, 24. November. Am gestrigen Tage beging einer der ältesten Staatsdiener des Herzogthums, der ÄppellationsaerichtSpräsident 1>. K. W. Schenk, das Iubelfest fünfzigjähriger amtlicher Wirksam keit. Se. Hoheit der Herzog zeichnete den Jubilar zu seinem Ehrentage durch Verleihung des Comthur- kreuzes des Ernestinischcn Hausordens erster Klasse aus. Die Mitglieder und Kanzleibeamten des Apprl- lationsgerichts überreichten ihm ein sinnig aus gestat tetes Album mit den Photographien der drei Herzöge, unter denen der Jubilar hier seine Amtsthätigkeit er füllt hat, mit Photographien sämmtlicher verstorbener und noch lebender Mitglieder und Beamten des vor maligen Justizcollegiums und jetzigen Appellations- aerichts, welche gleichzeitig mit dem Jubilar bei diesen Behörden angestellt gewesen waren resp. noch sind, so wie mit photographischen Abbildungen des Sitzungs zimmers, Kanzleigedäudes und der Privatwohnungen des Jubilars. Die Mitglieder der Gerichtsämter und Criminalgrrichte des Lances übergaben durch eine De putation eine von sämmtlichen Beamten unterschriebene Adresse, ebenso gab der Advocatenverein durch eine Zu schrift seine Theilnahme zu erkennen. * Wien, 25. November. Die heutige „W.Z." be stätigt amtlich die Berufung des Grafen Beust zum Botschafterposten in London, indem sie meldet, daß Se. Majestät der Kaiser mit allerhöchster Entschließung vom 8. d. Mts. den wirklichen Geh. Rath und Kämmerer Friedrich Grafen v. Beust zum außerordentlichen Bot schafter am k. großbritannischen Hofe ernannt hat. Eben so findet die Authenticität des durch die „Times" ver öffentlichten Rundschreibens des Grasen Beust Be stätigung, welches an die österreichischen Botschafter und Gesandten gerichtet ist und in welchem der ehemalige Reichskanzler von denselben Abschied nimmt. Die ge strige „W. Abdp." bringt nämlich ein kurzes Resumö des von dem Londoner Cityblatte publicirten Rund schreibens, welches vom 10. d. datirt und dessen Wort laut folgender ist: „Der Kaiser, unser erlauchter Herr, haben auf die huld vollste Weise geruht, mich von den Functionen zu entbinden, welche ich bisher ausgeübt habe, indem ,ch zu AUerhöchftchrem Botschafter bei Ihrer britannischen Majestät ernannt worden bin. Die Gründe, welche mich zur Emreichuug meiner De mission bewogen, sind durchaus Persönlicher Natur und haben mit der äußern oder innern Politik des Kaiseneichs Nichts zu thun. Unmittelbar nach einer Katastrophe ins Amt geiustn, welche die Existenz des Kaiserreichs gefährdet hatte, habe ich nicht gezögert, Ihnen in meinem Rundschreiben vom 1. No vember 1886 daS Programm auScinanderzusetzen, welches uns zum Triumphe über die äußern und innern Schwierigkeiten Helsen könnte — Schwierigkeiten, wie sie der Pessimismus, wel cher damals alle Klasse« der Bevölkerung beherrschte, als unberwindlich darstcute. Wir sind diesem Programme treu geblieben. Jene Friedeossahnc, welche ich ohne Vor- urtheil und ohne Groll seit dem Tage der traurigen Schlacht von Sadowa entfaltet hatte, wir haben sie hoch und fest gehalten, ohne Furcht und Tadel, und sie hat uns sicher gestellt während der Wechselfälle jenes Riesenkampfes, welcher, nachdem er den Contment erschüttert, die Grundlagen verrückt (<ts,>>»»-«) hat, aus denen das europäische Gleichgewicht ruhte; die Ehre der Monarchie, welche meiner Obhut anverlraut mar, hat —meine Gegner lassen mir hierin Gerechtigkeit wiederfah- ren — in meinen Händen keine Gesahr gelaufen. Mit unsern nächsten Nachbarn, Abends noch unsere Feiude, seit dem näch sten Morgen aber unsere Freunde, wieder auSgesöhnt, sind wir mit der ganzen Welt aust.esöhnt und unsere Stimme wiid mit Achtung in den Räthen Europas angehört. Wir haben uns mit vollem Vertrauen der Entwickelung jener Ressourcen hm- aeben können, mit denen eine Vorsehung dieses Kaiserreich be schenkt hat, und eine beispiellose Wohlfahrt hat unsere Bemü hungen geklönt. Zu gleicher Zeit sind wir auf Grundlage des unter meinen Auspicieu abgeschlossenen UebereinkommenS mit Ungarn im Stande gewesen, unsere Fundamentalgeseye umzu- modeln und zu vervollkommnen; die unauslvslichen Bande, welche die verschiedenen Natioualüälen unter unserer alten Dy nastie verbinden, mit den Erfordernissen unserer Zeitepochc aus zuführen und die Nationalitäten heute mehr als je zu dem Be wußtsein zu bringen, daß in ihrer Einigkeit ihre Stärke liegt. So schwach nun auch, gleich jedem menschlichen Werke, die Constitution, welche uns vereinigt, sein mag, sie hat soeben in der Krise, aus welcher wir glückich hervorgezangen sind, ihre erhallende Lebenssähizkeit bewiesen. Mit guiem Gewissen so nach kann ich meinem Nachfolger die Früchte der versöhnlichen und zugleich würdigen Politik überwachen, zu deren Vcrmilte- lung der Kaiser, unser hoher Herr, mich eruannt halte und wie sie die Delegirten seiner Völker in ihrer letzten Session mit Einstimmigkeit gebilligt haben. Die Aufgabe meine- Nachfolger- wird leichter sei« als die meinige geweien ist. Er findet den Weg nicht allein vnrgezrich- net, sondern bereits an-geräumt (äs-Iais«), und er braucht demselben nur zu folgen, um eines Tages da- Ruder mit der nämlichen Befriedigung au- der Hand geben zu können, welche ich in diesem Augenblicke empsinde, wo die Huld Er. MaieDt mir gestattet, mich von meinen Ardeiien auszuruheu und mich de» Sorgen zu «idmcu, wie sie in Mine» bereits vvrgcschin tene» Alter, meineHesuudheit sorvert, ivie sie durch di- Panei kämpfe unddiewährend d- r letzleufkuiHahre uuaushörlich auf mir lastende Verantwortlichkeit sehr geplüst worden ist. Indem ich Ihnen sür dir Uaterslützun« danke, welche Sir stelS so freuvd- Uch gewesen sind, mir zu gewähre», l^st- ich, daß Sie Ihrem zukünftigen Collegen die nämlichen Gesuhlt bewahren werden, wie sie Ihr alter Chef mit Stolz und Freude stets bei allen Denen gesunde« hat, die berufen waren, ihn bei seiner schwie rigen und mühsamen Aufgabe zu unterstützen '' — Gestern Vormittag ist der Geh. Rath vr. Franz Frhr. v. Raule, gewesener Srctionschef des Justizmi nisteriums, im Alter von 76 Jahren gestorben. * Wien, 26. November. Die heutige „W. Ztg." bringt an der Spitze ihres Blattes eine Reihe kaiser licher Handschreiben, welche vom gestrigen Tage datirt sind und die Neubildung des cisleithanischen Cabinets betreffen. Das erste dieser allerhöchsten .Handschreiben, welche sämmtlich vom Fürsten Adolph Auersperg gegengezeichnet sind, ist an diesen selbst ge richtet und lautet: „Lieber Fürst Auersperg! Ich ernenne Sie zu Meinem Ministerpräsidenten sür die un Reichsrathe vrrtretrueu König- reicht und Länder. Ihre Anträge zur Neubildung des Ministeriums erhalten Meine Genehmigung. Gleichzeitig enthebe Ich die Sectionschefs Frhrn v. Wehli, Karl Fidler, Frhrn. v Muis, Ritter v. Wiedenseld u. Frhrn. v. Pössinger von der interimistischen Leitung der einschlägigen Ministerien. Sie haben die Genannten hiervon in Keuutniß zu setzen und das weiter Erforderliche zu veranlassen. In Betreff der Ernennung eines Ministers an die Stelle des »». Ritter v. Grocholski sehe Ich Ihren Anträgen ent gegen." Ein kaiserliches Handschreiben enthebt den Frhrn. v. Holzgethan von der ihm übertragenen Leitung des Ministerrathspräsidiums, indem derselbe beaustragt wird, die Functionen als Finanzminister interimistisch fort- zuführrn; zwei fernere entheben den Landesverthcidi- gungsminister Generalmajor Frhrn. v. Scholl und den Minister ohne Portefeuille Ritter v. Grocholski „in Gnaden" von ihren betreffenden Posten. Weitere kai serliche Handschreiben ernennen den Frhrn. v. Lasser zum Minister des Innern, 1>r. Banhans zum Han- dclsministcr, 1W. v. Stremayr zum Minister des Cul- tus und Unterrichts, Or. Glaser zum Justizminisler, Dr. Unger zum Minister ohne Portefeuille und Ritter v. Chlumccky zum Ackerbauminisler. Das letzte aller höchste Handschreiben, wieder an den Fürsten Auers perg gerichtet, beauftragt den Obersten der Landwehr, Julius Horst, mit der Leitung des Ministeriums für Landesvrrtheidigung. — Ein kaiserliches Patent, eben falls vom gestrigen Tage, verfügt die Auflösung der Landtage von Oesterreich ob der Enns, Krain, Bu kowina, Mähren und Vorarlberg und beruft die neu- gewählten Landtage auf den 18. December in ihre ge setzlichen Versammlungsorte ein. — Die „W. ^." er öffnet ihren nichtamtlichen Theil mit nachstehender Be sprechung dcs neuen Cabinets: „Die Regierung, welche Se. Majestät in diesem schwierigen Augenblicke mit der Leitung der Staatsgcschäfte zu betrauen allergnädigst geruht hat, ist aus Männern gebildet, welche im par lamentarischen Leben wiederholt ihre politischen Ucber- zeugungeu durch Wort und That bekundet haben. Als Männer von Ehre und Gesinnungstreut werden sie ihre Ueberzeugungen auch in der Stellung zu bewähren und zu bethätigen wissen, zu welcher sie das Vertrauen Sr. Majestät berufen hat. Die Schritte der Negierung werden keinen Zweifel lassen an ihrem ernsten Willen und eifrigen Bestreben, den Staatsgrundgesctzen auf allen Gebieten die ihnen gebührende Ächtung zu sichern, die staatlichen Institutionen Lem wahren Geiste der Verfassung gemag fortzubilden, allen Bolksstämmen den gleichen unparteiischen Schutz und die gleiche liebevolle Pflege zuzuwenden, die Verwaltung mit fester Hand zu führen und sür die Hebung der materiellen Lage deS Reiches und der volkswirthschastlichen Interessen wirk same Sorge zu tragen." Prsth, 25. November. (N. sr. Pr.) In den Ver handlungen mit der kroatischen Nationalpartei, die nun auch officiös zugegeben werden, ist das wich tige Zugeständniß erreicht worden, daß die National- parter unter gewlsjen erfüllbaren Bedingungen sich auf den Boden des bestehenden Gesetzes stellen und eine Ausgleichsrevision mit Berücksichtigung aller Gesetzcs- sactoren fordern wird, während sie bisher die Legalität des Ausgleiches bestritt und von Ungarn überhaupt nichts wissen wollte. Man hofft hier in Regierungs- krrisrn auf eine sehr baldige vollkommene Verständi gung. * Paris, 25. November. Die Begnadigungs- tagsaebäude Feuer aus. Ein überheizter Ofen hatte die Portieren und Gardinen der benachbarten Thür entzündet. Die Dienerschaft des Hauses fischte das Feuer, welches noch nicht viel Schaden angerichtet hatte, und der in großer Anzahl aufgrbotenen und schnell herbeigeeilten Feuerwehr blieb nur übrig, das Wciter- glimmen der Balken zu ersticken. Das Feuer hätte gar leicht bei der Menge der vorhandenen brennbaren Stoffe und der leichten Bauart des Hauses gefährlicheDimensionrn annrhmrn können.— Die parlamentarische Soiröe beim Reichskanzler ist für heute Abend abgesagt; Fürst Bis marck ist noch etwas leidend.— Die Eröffnung des preu - ßischen Landtags wird Montag Mittag 1 Uhr durch Se. Majestät in üblicher Weise im weißen Saale des k. Schlosses erfolgen. Zur Landtagseröffnung wird auch der Kronprinz aus Wiesbaden hierher kommen. — Die Nachricht, daß die 30 Millionen des preußischen Staats schatzes bei der Aufhebung desselben zu Eisenbahn- zwecken verwendet werden sollen, wird der „N. Pr. Z." als unrichtig bezeichnet; es bleibe vielmehr dabei, daß dieser Betrag zur Tilgung von Staatsschulden ver wandt werden wird. — Admiral Jachmann ist, wie hiesige Blätter melden, von der Verwaltung der Ma rine entbunden und zum Chef der Station für die Nordsee ernannt worden. Kiel, 25. November. Der „Hamb. Corr." erfährt als zuverlässig, daß gestern die Reichsregierung das hiesige Marinecommando beauftragte, sofort drei Kriegsschiffe auszurüsten. Dieselben seien nach Brasilien bestimmt, auf Anlaß der Differenzen, ent standen durch dir blutige Schlägerei in Rio-de-Janeiro, wobei ein deutscher Marineoffizier und zwei Cadetten mißhandelt und gefangen gesetzt wurden. (Vgl. weiter unten unter Rio-de-Janeirv). Eine Privatdepesche der „Hamb. Nachr." meldet Folgendes: Von dem Marine- minister soll bei dem hiesigen Depot angesragt worden sein, ob die sofortige Indienststellung des Panzerschiffes „Friedrich Karl" und der Corvetten „Elisabeth" und „Augusta" ausführbar sei. Die Antwort war be jahend. * Sternberg, 25. November. Die Stände haben einstimmig die Summe von 25,000 Thlr. neben den vom Großherzog von Schwerin bewilligten 50,000 Thlr. für dir einmalige Unterstützung von Ganzinvaliden des mecklenburgischen Contingentes, sowie für solche mecklen burgische Landesangehörige, welche in andern deutschen Contingenten gedient haben und dienstunfähig gewor den sind, ausgesetzt. Lp. Weimar, 26. November. Der heute hirr zu- sammengetretsne Landtag ist in herkömmlicher Weise durch das vonSe. königl. Hoheit dem Großherzog dazu beauftragte Staatsministerium eröffnet worden. Die Proposilionsschrift erinnert zunächst an „die be deutsame auch in die Geschicke de- Großherzo^thumS lies ein- areisende Wendung in dem Entwickelungcgang der deutschen Nation", wie „nach glorreich durchsocht.nem Kampfe Mit dem endlichen Siege als werthvollster Gewinn die ersehnte Einigung der deutschen Stämme von Nord und Süd in dem festen Ge- fuge des deutschen Reichs uns eine entsprechende äußere Macht stellung errungen sei." ES heißt daun weiter: „So dürfen wir uns nunmehr der Zuversicht hingebeu, daß die auf dem engeren Gebiete des Norddeutschen Bundes erfreulich begonnene innere Entwickelung in dem umfassenderen Rahmen des deut schen Reichs um so erfolgreicher sorischrciicn werde. Wenn an den Früchten dieser segensreichen Entwicklung unserm Lande sein voller Antheil gesichert erscheint, so wird es wiederum die Aufgabe unserer Regierung sein, innerhalb ihrer durch die Reichsversaffung begründeten Zuständigkeit die gemeinsamen Bestrebungen nach Kräften zu unterstützen und durch eifrige und umsichtige Pflege dec innerhalb der engeren Grenzen des Landes ihrer Fürsorge überlassenen Interessen zur Förderung der allgemeinen Wohlfahrt an ihrem Theile beizulragen. Um jene großen, nationalen Erfolge zu erringen, hat im Wetteifer mit den übrigen deutschen Bevdlierungen auch unser Land alle seine Kräfte eingesetzt. Mit dankbarer Aucrkcnnung erinnern wir an die unerschütterliche Tapferkeit und Ausdauer, mit w lcher das Kontingent des Großherzogthums unter fortgesetzten Mühsalen und gefahrvollen Kämpfen — leider auch mit zahl reichen von Uns und dem ganzen Lande tief beklagten Ver lusten — sich im K.iege rühmlich bewährt, ebenso wie an die opferfreudige Hingebung mit welcher d e Lasten und Beschwer nisse des Krieges ton der heimischen Bevölkerung getragen wurden." Mit Worten der höchste» Anerkennung feiert die Propo- siliansschrist das Andrüken des um Weimars Regierung und Volk so hoch rerdienten Staateminister v. Watzdorf, um aus die der besonderen Thätigkeit des Landtags unterdreiieten Auf gaben, zumal ans den Finanzetat überzugehen, an dessen Be- rathung der Landtag sifort gehen wird, da derselbe bis zum Schluß des Jahres durchberaihen sein muß. Die finanzielle Lage des wcim.rischen Staates ist nach den Angaben der Pro- bosttionsschrisi eine sehr günstige und eifreuliche. Obwohl die anventionSmäßigen Nachlässe m den Beiträgen des Großher- ,a thums zu den Militärauswändcn teS demschen Reich- in bcr beginnenden Finanzperiode ihre Endschaft erreichen, die Leistungen tes Landes zur Reichskassc somit ihre größte Höhe erreichen, ist doch der Zuwachs der Staatseinnahmen beiart, daß diese» Anforderungen genügt, daß die zur Förderung deS Eisenbahnbaues im Laude übernommenen Verpflichtungen er füllt, und sogar neue Bedürfnisse, namentlich für Bildungs- und anderweile gemeinnützige Anstalten befriedigt werden kön nen, ohne daß die dem Lande auferlegte Last erhöht werden müßte. Zu diesem ungemein erfreulichen Ergebniß haben aller- „Gut, ich bitte darum, da eS aber, wie Sie sagen, Wiener Arbeit ist, so mag sich mein Freund dorthin wenden, wo er Bekannte genug hat, und wollen Sie nun für mich ganz in der gleichen Art wie diese Chiffren ein Monogramm anfertigen lasten, hirr ist meine Karte, ich wohne in Strrit's Hotel, Zimmer Nr. 40." „Hermann v. Salten," laS der Verkäufer mit einer höflichen Verbeugung und setzte dann hinzu: „In drei Tagen werden Sw das Monogramm erhalten auf Couvert und Briefpapier, letzteres wohl oben in der Mitte gestempelt?" „Allerdings, und sollte ich indessen, was möglich wäre, eine kleine Tour nach Helgoland gemacht haben, so bitte ich Sie, mir das Bestellte unter Nachnahme dorthin zu senden, oder wünschen Sie Vorausbezahlung?" „Ist in unserm Hause nicht der Brauch, Herr v. Salten, nur wollen Sie mir die Größe der Auslage angeben." „Ich denke, hundert Bogen Briefpapier und eben soviel Couverts". Dann grüßte er und verließ den Laden. Da Herr v. Salten in Hamburg weder Besuche ab zustatten, noch Geschäfte zu machen hatte, so blieb ihm begreiflicherweise viel freie Zeit, welche er zur Besich tigung der jetzt so großen und schönen Stadt anwandte, zum Besuche des Hafen» mit seinem interessanten Leben, sowie de» zoologischen Gartens, der durch den großen Verkehr der reichen Handelsstadt mit allen überseeischen Ländern wohl einzig in seiner Art ist. Auch brachte er einen guten Theil des Tage- auf den prächtigen Alsterbasfin- »u, theils in kleinem Ruder boote, gewöhnlich aber auf den hübschen Dampfern, und nicht ohne die Nebenabsicht, vielleicht durch Zufall seiner schönen Unbekannten oder dem dicken, weiß ge- llcwuen >)errn begegnen. Zu gleichem Zwecke versäumte er auch nicht, auf dem Bahnhofe bei allen von Berlin oder Schwerin kommenden Zügen gegenwärtig zu sein, doch war dies stets rin vergebliches Bemühen, was ihn nach ein Paar Tagen so verstimmte, daß er sich selbst einrcdete, es sei ja förmlich lächerlich, eine so große Gunst des Zufalls zu erwarten — „kenne ich doch darin mein Mißgeschick", rief er verdrießlich aus, „und was ich hier vergeblich erwarte und erstrebe, rennt mir vielleicbt, wie schon oft geschehen, freiwillig nach, sobald ich ihm entschieden den Rücken kehre. Was soll ich also länger hier? Gehen wir ein wenig nach Helgoland, das ich noch nicht kenne, um, von da zurückkehrend, die Ostseebäder bis nach Rügen hinauf abzustreisen". Er besuchte noch am gleichen Tage die Papierhand lung, und da seine Monogramme unterdessen und sehr gelungen und elegant fertig geworden waren, so zahlte er sie, nahm sie mit sich und äußerte gesprächsweise, vaß er sich entschlossen habe, morgen für einige Tage nach Helgoland zu gehen. Vom Welter war unser Reisender aufs Ange nehmste begünstigt und als er am andern Morgen in der Frühe nach dem Landungsplatz der Dampfboote fuhr, entließ ihn das sonnbeglänzte Alsterbasfin wie mit einem freundlichen Nachruf, und die dunkeln Gasten der alten Stadt, die ihn alsdann aufnahmen, zeigten ihm aufs Heiterste im Lichte eines glänzenden Sommer- morgens ihr malerisches Lebe« und Treiben, Seeluft und See-Erinnerungen umgaben ihn hier, die kleinen dunkeln Läden mit Allem, was sowohl zur Schiffsaus rüstung als zur Kleidung der Matrosen gehört; dazu Magazine mit den seltsamen Producten und Erzeug nissen überseeischer Länder, dort Haufen von Cvcus- nüsten, Straußeneier und Ananas, hier der gewaltige Slcßzabn eine? (^rphanlen und die riesenhafte Schutz ¬ waffe des Sägefisches; dazwischen unbeschreibliches Ge wühl von Wagen, niederer, dumpf polternder Lastkarren, Fußgänger und Reiter. Man begreift kaum, wie Alles das ungefährdet an einander vorüberkommt, besonders in den rngern Straßen und dem dort fast immer feuch ten und schlüpfrigen Pflaster. Bald weichen die Häuser reihen scheinbar zurück, Anhöhen, majestätisch überragt durch das elegante Seemannsheim, unter dem Schatten majestätischer Bäume, werde» zur Rechten sichtbar, wäh rend sich auf der Linken die anfänglich nur dünne Linie ankernder Schiffe zu einem weiten majestätlschen Masten walde ausdehnt — ein freundlicher herrlicher Anblick das bunte Leben und Treiben auf den Schiffen, die Tausende von Mastspitzen mit Flaggen und Wimpeln in den Farben aller Nationen, weiße blendende Segel in der Nähe und Ferne, schwerfällige Lstindienfahrer, schlanke Klipper, und dazwischen die ersten dunkeln Dampfer, wahre Kolosse, Seile an Seite liegend, da und dort in Gruppen bei einander, ausruhend von langer Fahrt oder sich rüstend zu neuem Ausflug und alsdann mit langsam sich verziehenden Rauchstreifen und weißem, zischendem Dampfe. Man könnte sagen, all' diese ruhig daliegenden Schifft erscheinen un» wie eine zweite großartige Waffer- stadt, deren Zwischenräume, Straßenplätze ebenso belebt sind, wie die de» festen Landes, welche» wir soeben durchfahren. Welche Masse von Jollen, Booten, kleinen Nachen, Miniaturdampfern vermitteln hier, angefüllt mit lär- mencen Menschen, den Verkehr zwischen den Schiffen und mit dem Lande; es ist zum Schwindltgwerden, wenn man lange da hinunter blickt, besonder» für ein furchtsames Gemüth, da» eben im Begriff ist, sich in diesen Strudel zu stürzen. (Hortsetzuv e folgt.) co mm iss ton hat, dem Vernehmen nach, die Ver werfung der Gnadengesuche von Rostet un» Ferrs de- schloffen. Die nächste Sitzung der Eommijstou wird am 4. December stattfindrn. — Schon mehrfach wurden Versuche von den verschiedensten Seiten gemacht, um die Begnadigung des Capiiän» Rossel zu erwirken. ES muß wohl schon ein halbes Hundert Bittschriften — un» nebenbei bemerkt auch wohl ein Dutzend Droh, briefe — der Gnadencommission in dieser «Lache vvr- liegen. Der letzte bezügliche Versuch ging von einer Anzahl Studenten der Medicin aus, die am Don nerstag den Beschluß faßten, die Initiative zu einer friedlichen Demonstration gegen die präsumtiven Hin richtungen zu ergreifen. Sie richteten demgemäß fol genden Aufruf „an die Pariser Jugend": „Ein schauerliches Gerücht verbreitet sich Do» Gnade», aesuch von Rossel soll verworfen sein, und die Hinrichtung kau» stattfinden. Eine letzte Chance bleibt ihm: Roßet ist jung wie wir, und deshalb müsse» wir um Gaab« für ihn bitten. Do« Rendez vous ist für deute Vormittag (Freitag) um halb elf Uhc, am Bahnhöfe Momparnasse bestimmt, um auf friedlich« und gesetzlich« Welse Herrn ThierS und der Gnadencommission den Schmerz auSzudrückeu, d.u der Jugeod die Hiucichluvg Rossel's bereiten würde." Die betreffende Publication trägt die Unterschriften von zwei Mevicinern, zwei Publicisten, einem Civil- ingenieur und einem Studenten der Rechte. Infolge dieser Aufforderung nun bildete sich — wie der „Corr. Hav." aus Versailles gemeldet wird — gestern Mittag vor der dortigen Präfectur eine Zusammenrottung von ungefähr 80 bis 1oO Personen, welche aus Paris gekommen waren. Ein Polizeioifiztcr präsentirte sich und forderte die versammelten Personen auf, sich zu zerstreuen, da solche Manifestationen, besonders in einer Republik, nicht erlaubt seien. Wenn die Anwesenden, fügte er hinzu, irgend welche Rcclamationen beim Präsidenten der Republik zu machen hätten, so könnten sie ihm einen oder zwei Delegirten zuschicken oder ihm einfach schreiben. Dir Manifestanten ernannten darauf fünf Delegirte. Die Deputation kam gegen 3 Uhr auf der Präfectur an, und zwar gerade als Thiers im Be griffe stand, nach der Gnadencommission zu fahren. Einer der Stuventen richtete das Wort an ihn und überreichte ihm die Adresse. Thiers erklärte ihnen, daß er sie nicht anhören unv auch ihre Adresse nicht in Empfang nehmen könne, da die Frage, um die es sich handle, der Gnadencommission unterbreitet sei. Nach dem Thiers sich entfernt, richtete Banhölömy St. Hilaire einige Worte an die jungen Leute. Er machte sie darauf aufmerksam, daß thr Schritt in der Art und Weise, wie er gemacht sei, nur der Sache schaden könne, der sie nützen wollten. Besonders unter der Republik müsse man das Gesetz achten, gegen das sie dadurch gehandelt, daß sie sich auf der Straße versammelt und versucht hätten, Bewegungen hervorzurufen. Sie hätten freilich das Recht, ihre Meinung kund zu geben; dafür gäbe cs aber ein gesetzliches Mittel, nämlich die Petition. Nach dieser Ansprache nahm Barthölömy St. Hilaire die Ädrcsse aber doch in Empfang und sandte sie sofort an die Gnadencommission. Um 4 Uhr kamen die Studenten im Park zusammen. Sie durften aber dort nicht bleiben. Die Polizei forderte sie wiederum auf, auseinander zu gehen, was sie auch thaten, ohne den geringsten Wider stand zu leisten. Weitere Folgen hatte die Sache nicht. — Herr Thiers hat sich heute mit dem Kriegsminister General de Cisscy nach Rouen begeben, wo der Prä sident der Republik Vormittags 11 Uhr eintraf. Auf die Ansprache, mit welcher der Maire der Stadt ihn begrüßte, erwiderte der Präsident, indem er dem De partement, welches ihn innerhalb 27 Jahren drei Mal zum Deputirten gewählt hätte, um Ordnung und Frei heit zu verthcidigen, seinen Dank für das in ihn ge setzte Vertrauen aussprach. Thiers kehrt bereits heute Abend nach Versailles zurück.— Der Fabrikant Le maitre stellte, laut einem Telegramm der „N. fr. Pr.", beim hiesigen Civilgerichte an den Kaiser'von Oester reich und die Brüder des Kaisers eine Forderung von 1000 Francs sür an Kaiser Maximilian seinerzeit ge lieferte Ordensbänder. Bei der gestrigen Verhandlung der ersten Kammer des Seincgcrichtshofes er klärte der die Geklagten vertretende Bevollmächtigte des österreichischen Botschafters, weder der Kaiser noch die Brüder Sr. Majestät seien Erben Maximilian's. Auch sei die angebliche vorliegende Schuld des Letzteren, wen» überhaupt extstircnd, die eines Souveräns un» unter liege folglich nicht der französischen Gerichtscompetcnz. Der Vertreter des Klägers, Anwalt Carabbh, bestritt diese Darstellung. Der Slaateprocuratorsubstitut er klärte, die Ansicht des österreichischen Botschafters zu theilen. Das Civiltribunal verwarf den Einwand der Nichtcompetenz und verurtheilte die Bertheidiger der eingeklagten Erben des Kaisers Maximilian in die Kosten. Nach diesem Intermezzo wurden die weiteren Verhandlungen in dirjcm Procefse auf vierzehn Tage verschoben. — Das Journal „Rappel" ist durch Decret der Regierung suspendirt worden. Die Suspension erfolgte wegen zweier Axtikel, welche In sulten gegen die Verthrwiger der Ordnung und Lega lität während der Znjurrection enthielten. — Aufsehen erregt die scharfe Verurteilung Louis Ulbach'», des Redacteurs der „Cloche," der angrklagt war, einen gefälschten Bericht über eine der Sitzungen des ersten Kriegsgerichts gegeben unv dessen Präsioent be leidigt zu haben. Das Gericht gab ihm das Maximum der Strafe, nämlich 6^.00 Fr. Gelostrafe unv drei Jahre Gefängniß. — Der außerordentliche Commijsar in Corsica hat durch eine Verordnung vom 11. No vember den Gemeinderath von Ajaccio für zwei Monate suspendirt und eine provisorische Gemeinde commission und einen neuen Maire ernannt. Die Ver anlassung hierzu war, daß der, um über die Organi sation der Polizei zu bcrathen, versammelte Gemeinde- rath in seiner Sitzung vom 0. November einen Beschluß gefaßt hat, der im Widerspruche mit der Wirklichkeit der Thatsachen behauptet, daß die Stadt, die ruhig vor der Ankunft der Flotte gewesen, erst seit dieser Zeit in Unruhe versetzt wurde, der den Land- und Marinetrupprn eine herausfordernde Haltung zuschreibt und der im Widerspruche der von der Untersuchung erzielten Thatsachen sagt, baß die Soldaten des 7. Jäger- bataillons zu Fuß die Angreifer gewesen seien. — Ein Rundschreiben des Justizministers Dufaure an die Friedensrichter von Parts unv dem Seinedepar- tement constatirt, daß das Gesetz vom 21. April d. A, betreffend die au» dem Kriege r ü ck st ä n d i g e n M i e t h e st, ohne Schwierigkeit und zur allgemeinen Zufriedenheit ausgefübrt worden ist. Der erste Zins, dem die Wodl- that diese» Gesetzt- nicht mehr zu Statten kam, sei „ziemlich regelmäßig" und der OctvbrrzinS „mit einer Pünktlichkeit gezahlt worden, wie sie selbst in den besten Zeiten eine Seltenheit gewesen ist/ Der Minister zeigt
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