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MW 1871 ^209 Sonntag, den 1V September Xy*»smvot«prvts« r DresdnerIomml Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Estler. Beilage. Inserate. ani- bz; ches andurch bekannt gemacht. Dresden, am 5. September 1871. Ministerium der Justiz. Für den Minister: Or. Siebdrat. ptbr. Mai ten- sgr Meo ><stkr t. pr. «luß- >7.42, hiswc lom- itätcn >8.6«. rvitt rLatz- imer,- ardea ,l.dv b, l-ier- -abrik k 8 G. ; ilsurt t. 8. >on B B; G; Tblr. Stück« ratea Neue ital. I7.5V; nar. bi.i mü bank ctieu clicn tätS« ko. Mc- ganze Kampf ist dennoch nicht blos als ein Versuch, etwa der Staatskasse eine freilich nicht unbedeutende Summe zu ersparen, aufzufassen, sondern vielmehr als rin immer bewußter werdender Feldzug gegen das ultra- demokratische Volksthing, das, weil eS den Vorrang bei der Budgetverhandlung hat, noch einen so großen Ein fluß besitzt, daß es Ministerkriscn hervorbringen kann, und, mindestens nicht ohne alle Aussicht auf Erfolg, das Ziel im Auge hat, einmal ein Ministerium nach seinen Wünschen zu bekommen. Fände die Gegen» Pattei ein Mittel, die Diäten zu beschränken, so wikden wahrscheinlich manche Bauern einen Sitz sim Reichstage minder lockend finden. Jedenfalls aber würde die Gefahr vermindert sein, daß die Bauern partei bei den nächsten Wahlen so sehr anwächst, daß sie als compacte Majorität das Volksthing und damit vielleicht noch mehr beherrscht. Das aber ist gerade die Gefahr, welche der Adel und das Bürgerthum von ihrem Standpunkte mit Siecht fürchten." Dre-dtN, 9. September. Die officielle „Wiener Zeitung" begleitet ihre Meldung, daß der Kaiser Franz Joseph sich nach Salz burg begeben, „um den Besuch zu erwiedern, welchen Se. Majestät der Deutsche Kaiser und König von Preu ßen der in Ischl weilenden kaiserlichen Familie in der Mitte des vorigen Monats abstattete", mit folgenden Bemerkungen: „Diese neuerliche Zusammenkunft der durch Bande der Verwandtschaft und die Gesinnungen aufrichtiger Zuneigung eng verbundenen Souveräne darf mit Recht nicht nur als ein äußeres Zeichen der persönlichen Freundschaft der beiden erlauchten Sou veräne, sondern auch als ein für die wechselseitigen gu ten Beziehungen Oesterreich-Ungarns und Deutschlands und für die Interessen des europäischen Friedens gün stiges und bedeutungsvolles Ereigniß bezeichnet werden. Die wiederholte Begegnung der Monarchen und ihrer leitenden Minister wird in der That von der gesumm ten Presse nicht blos unsers Landes und des deutschen Reiches, sondern auch der übrigen europäischen Groß- staaten als ein eminent friedliches Symptom, als der Ausdruck einer glücklichen Uebereinstimmung der Politik der beiden Nachbarrciche aufgefaßt. In diesem Sinne werden — wir sind davon überzeugt — die Völker Oesterreich-Ungarns die neuerliche Begegnung ihres erhabenen Monarchen mit Sr. Majestät dem Kaiser Wilhelm mit aufrichtiger Genugthuung freudig will kommen heißen." In Dänemark wird neuerdings die Diäten frage wieder lebhaft discutirt, die einer der empfind lichsten Punkte Lei der bauernfreundlichen Partei ist, gegen welche die vereinigte Partei der Gutsbesitzer und des Bürgerthums mit einigem Erfolg ihre Waffen zu rich ten Aussicht hat. Die Kopenhagener „Morgen post" enthielt jüngst einen länger» Artikel, in welchem der Vorkämpfer für die Verminderung der Diäten, Herr v. Sehestedt Juul, einer der einflußreichsten, begütert sten und zugleich thätigsten Edelleute auf Fühnen, oder doch sein Vorschlag zur Verminderung derDiäten„dumm" und „hochmüthig" genannt wird. In einem andern Artikel der „Morgenpost" wird den Gutsbesitzern der spöttische Vorschlag gemacht, sich von ihren allerdings sehr großen Einnahmen nur 3 Ndl. täglich vorzubchal- ten, den Nest aber der Staatskasse zu schenken. Auch die Beamten sollten nur 3 Rdl. an Gage oder Pension täglich haben, dann wolle der Reichstag auf die Diäten verzichten. Von der Gegenpartei wird nun der Vor schlag gemacht, daß sich unter den Reichstagsmännern ein Verein bilden möge, welcher auf die Diäten zu Gunsten irgend eines nationalen Zweckes verzichte, um durch einen moralischen Druck wenigstens solche Reichs tagsmänner zur Aufgebung ihres Mandats oder ihrer Diäten zu zwingen, welche sowohl tm eigenen Bewußt sein oder bei der öffentlichen Meinung das Urtheil haben, daß sie als Gesetzgeber doch untauglich seien. Der Kopenhagener Korrespondent der „Hamburger Nachrichten" bemerkt hierzu: „Es ist zwar nicht zu erwarten, daß ein solcher Verein wirklich gebildet wird, noch weniger, daß eine Verfassungsänderung, betreffend die Abschaffung der Diäten, ins Leben tritt; aber dieser (Au- dicker gend. che Nm lall,» ) Ex« Or« meri- mber. den, «—sr kau ft«. 880 G. der- Zürich, Höhr. — H. v. Schmettau: Thorismund oder durch Krieg zum Sieg. Ein Lebensbild aus dem 19. Jahrhundert. Stettin, Brandner. — C. Men dös: Tie 73 Tage der Commune. Wien, Hartleben. — F. Ranke: Augnst Meincke. Ein Lebensbild. Leipzig, Teubner. — F. Hiller: L. van Beethoven. Gelegentliche Auf sätze. Leipzig, Leuckart. — L. Kist: Das Familien leben in Leid und Freud'. Mainz, Kirchheim. — E. Schatzmayr: Deutschlands Norden und Lüden. Skizzen ihrer nationalen Eigenthümlichkeitcn. Braunschweig, Bruhn. — W. Heinemann: Religion und Natur wissenschaft. Ein Wort gegen den Materialismus. Darmstadt, Jonghans. — Adolph Beer: Holland und der österreichische Erbfolgekrieg. Wien, Gerold. — A. Stegemann: Die Rechtsprechung des deutschen Oberhandelsgcrichtes zu Leipzig. l. Band. Berlin, Guttentag. — E. Herzog: Untersuchungen über die Bildungsgeschichte der griechischen u. lateinischen Spracht. Leipzig, Teubner. — Ed. Sachau: Neue Beiträge zur Kenntniß der Zoroastrischen Literatur. Wien, Gerold. — W. Ulrich: Der englische Examinator. Leipzig, Luckhardt. — H. Deinhardt: lieber Lehrerbildung und Lehrerbildungsanstalten. Wien, Pichler. — W. Hamm, Landwirthschaft in Bildern. 1. Heft. Wien, Gerold. — M. Bach: Studien und Lehrfrüchte aus dem Buche der Natur. 3. Band. Soest, Nasse. — A. Eggers: Volkswirthschastliche Abhandlungen. Bre men, Gesenius. — M. Landwehr: Die Flachsspinnerei in Dülken. Halle, Knapp. — I. G. Meyer: Der Obstdaumschnitt und die französische Odstbaumzucht. Berlin, Springer. — F. Simonr: Die Gletscher des Dachsteingrbirges. Wien, Gerold. — M. Fürsten berg und O. Rohde: Die Rindviehzucht nach ihrem jetzigen rationellen Standpunkte. .1. Band. Berlin, Wiegandt u. Hempel. W vro- Lblr 3000 Ptbr. Ict. >lr. 1b. >»- nd LV »ec. 40. idt- G.; ckl- >tr !dv. > — cd.« tr - Io kroo»»«» tritt jäkrück 2 7'dir. 8t«wp«Igrdc7rr, »o««rü»Id ü«» Xorckü. Luocie» Loit- nnii Lt«lup«tru»ebt»A kioru. Feuilltton. Literatur. „Die Stiftnngsurkunde der Parochie Mylau vom 2. Juli 1271 nebst Mittheilungen über die kirchlichen Zustände derselben in den 6 Jahrhun derten ihres Bestehens und einem Berichte über den Kirchenbaufond, heeausgegeben von Julius Leonhard Heubner, Pfarrer und Ehrenbürger der Stadt My lau. 8. Netzschkau 1871." Der vollständig mitaethrilte Titel dieser kleinen, für die am 2. Juli d. I. statt- gefundene Jubelfeier der 600jährigen Begründung der Parochie Mylau geschriebenen Schrift giebt an, was der Leser darin findet. Sie ist in mehr al- einer Hin sicht beachtenSwerth. Einmal um deswillen, weil darin die Kirchengeschichte jenes voigtländischen Städtchens behandelt wird, welches einer der wenigen Orte ist, der die Zeit der Gründung seiner Kirche und Parochie urkundlich Nachweisen kann, sodann aber auch, weil diese Schrift einen schätzenswrrthen Beitrag zur Orts- geschichte des Voigtlandes liefert, die bis jetzt äußerst arm an solchen Arbeiten ist; haben doch bis jetzt die schon im Mittelalter so wichtigen Städte Plauen und Reichenbach nicht einmal eine Chronik aufzuweisen, der andern kleinen Städte gar nicht zu gedenken. Endlich ist dieses Schriftchen auch um deswillen noch zu empfehlen, weil der Herr Verfasser nicht blos abgeschrieben und Da- benutzt hat, was ihm sein Pfarrarchiv darbot, sondern, meist aus weiter Ferne, mit Fleiß und Mühe Da- zusammengetragrn hat, was in Archiven an Ur kunden und Acten über die kirchlichen Verhältnisse My lau- zu finden war. Seine Arbeit ruht auf archivali schen Quellen, die auch zum Theil abgedruckt worden sind. Der Herr Verfasser zeigt in der Benutzung wir Verarbeitung solch' historischen Material- eine derartige Begabung, daß man nur wünschen kann, er möge sein Io» »oraa. Nooä«: iLkrliek: . . . . S DKIr. XjLkrUokr 1 Hür. IS X^r. XloaotUek: . . . 1b Xxsr. LmrslaoXurMwsro: iXzr. Telegraphische Nachrichten. Versailles, Freitag, 8. September, Abends. (W. T. B.) Die Nationalversammlung setzte in ihrer bentigev Sitzung die Berathung des Ravinel'« scheu Antrages auf Verlegung der Ministerien nach Versailles fort und faßte mit 432 gegen 1SV Stim men nach dem Vorschläge der Negierung den Be- schloß, daß der Status quo anfrecht erhalten bleibe. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. ZeituvaSschau. (Wiener Zeitung. — Morgenpost. — Hamburger Nachrichten.) TageSgrschichte. (Berlin. Kiel. Fulda. München. Nürn berg. Wien. Innsbruck. Salzburg. Paris. Versailles. Brüssel. Florenz. Madrid. London. Kopenhagen. St. Petersburg. Belgrad. New-f)ork.) Dresdner Nachrichten. Aroviuzialnachrichten. (Elster.) Vermischtes. StatiSik und LolkSwirthschaft. (Rinderpest.) Sächsische Bäder. EingesandteS. Krume ton. Inserate. Tage-kalender. Börsennack - richten. Vorhaben, eine vollständige Chronik der Parochie My lau und Netzschkau, wozu er schon seit 30 Jahren ge sammelt hat, zu schreiben und herauszugebrn, recht bald in Ausführung bringen, damit die so arme Geschickts- litrratur des Voigtlandes mit einer so dankenswerthen Gabe bereichert werde. Nach unsrer Meinung darf diese kleine und billige Gelegenheitsschrift (Preis 5 Ngr.) in keiner Privatdibliothek eines sächsischen Historikers, am wenigsten in Vereins- und öffentlichen Bibliotheken fehlen. Durch die Anschaffung wird übrigens noch ein gute- Werk gestiftet, weil der Reinertrag für den Kir chenbaufond bestimmt ist. O. -f Man kannte bisher aus dem römischen Alter- thume den durch eine Denkmalinschrift aufbewahrten Namen eines Dichters, der bereits als 13jähriger Knabe im Jahre 110 bei den von Domitian gestifteten capi- tolinischen Wettkämpfen in griechischer und lateinischer Poesie den Preis, einen Eichen- und Olivenkranz, davon- getragen hatte. Der Name dieses Dichters war L. Va leriu- Pudrns und er wurde später ein höherer Be amter. Nun ist aber jüngst in Rom das Grabmal eines noch jüngern Dichterknaben aufgrfunden wor den, der jedoch seinen Ruhm nicht lange überlebt hat und früh gestorben ist. Das Grabmal gehörte zu jenen Monumenten, die bei dem raschen Aufbau« der aurr- lianischen Mauer zur Vrrtheidigung Roms gegen die Barbaren nicht erst abgetragen, sondern ringemauert worden sind und nun beim allmählichen Abträgen der Mauerreste unversehrt zu Tage kommen. Diesem Grab mal zulolge hatte Quintus Sulpicius MaximuS aus Rom nur 11 Jahre 5 Monate und 12 Tage gelebt, war aber ungeachtet solcher Jugend schon im Jahre 94 nach Christi bei den kapitolinischen Wettkämpfen neben 52 andern griechischen Dichtern ausgetreten und hatte DaS Kriegsgericht hat den Obersten Rossel zum Tode und zur militärischeu Degradation verurthritt. Savalier, genannt „Pipe en BoiS", wurde zur De portation nach einem festen Platze verurtheilt- Die Behauptungen verschiedener Journale über die bevorstehende Räumung der Pariser FortS durch die deutschen Truppen werden der „Agence HavaS * als unrichtig bezeichnet da der Termin zur Räu mung bis jetzt noch nicht festgesetzt sei. Bern, Freitag, 8. September, Abends. (W. T. B.) Der BundeSratb hat anläßlich der officleven Mittheilung von der Ernennung ThirrS' zum Prä sidenten der Republik eine Note an die französische Regierung gerichtet, in welcher die Hoffnung auf den Fortbestand der beiderseitigen freundschaftlichen Beziehungen ausgesprochen wird. Amtlicher Theil. Bekanntmachung, die Direktion der Bergakademie zu Freiberg betr., vom 5. September 1871. Die laut der Bekanntmachung vom 4. Januar 1869 (Seite 1 des Ges.- u. Verordn.-Blaltes vom Jahre 1869) errichtete, aus einem geschäftleitenden Vorsitzenden und zwei bergacademischen Lehrern bestehende Direktion der Bergakademie zu Freiberg ist mit dem 31. August 1871 aufgehoben und beschlossen worden, für die Direktion dieser Anstalt vom 1. September 1871 an einen be- sondrrn „Director" zu ernennen. Dresden, am 5. September 1871. Finanz - Ministerium. Frhr. von Friesen. Gerlach. Dretdeu, 6. September. Se. Majestät der König haben den zeitherigen Professor an dem eidgenössischen Polytechnikum zu Zürich, Or. Gustav Anton Zeuner zum Direktor der Bergakademie zu Freiberg und zum Professor der Mechanik und Bergmaschinenlehre an die ser Anstalt zu ernennen und ihm dabei das Dienst prädicat „Geheimer Bergrath" zu ertheilen geruht. Bekanntmachung, den Mangel eines zweiten Advokaten in der Stadt Zwenkau betreffend. In der Stadt Zwenkau ist dermalen nur ein Ad vokat wohnhaft und demselben, da er die Stelle des Bürgermeisters bekleidet, die Ausübung der advokato- rischen Praxis für und gegen die Bürger der Stadt Zwenkau nicht gestattet. Wenn unter diesen Umstän den die Niederlassung eines zweiten Advokaten in Zwenkau im Interesse des Rechtspflege und der Ge richtsbefohlenen wünschcnswerth erscheint, so wird Sol dner ich!-' b, i lepp« mp« ich«. )i«s. KSt- do. sächs. b,; ,5 bz. d v. B.; t3^> L L rau,« vbm. 187i ' b^, emK.« bcrq- obcu- npr.« onpr b»; risch« sterium vr. Schmitt, dem königl. sächsischen geh. Justiz- rath Abeken, dem königl. württembergischen Odertribu- nalrath v. Kohlhaas, dem großherzoglich badischen Ministerialrath Or. Gebhard und dem großherzoglich mecklenburgischen geh. Ministerialrath v. Amsberg. Der Vorsitzende begrüßte die Commission und machte ihr zuvörderst Mittheilung von folgendem an ihn gerich teten Schreiben des Reichskanzlers, cl. st. Gastein, den 4. September 187 l: „Als ich am ». Januar 1888 die vom Bundesrathc des Norddeutschen Bundes derusenc Commission zur Ausarbeitung des Entwurfs ein« Procehordnung in bürgerlichen Rechts- ftreitigkeiten für die Staaten des Norddeutschen Bundes bei ihrem ersten Zusammentreten willkommen hieß, deutete ich auf die Möglichkeit hin, daß auch die süddeutschen Staaten Ver anlassung nehmen könnten, sich das Werk der Commission an zueignen, und daß auf diese Weise eine Proceßordnung sür ganz Deutschland zu Stande komme. Indem ich heute Eure Excellen; ganz ergebens» ersuche, die vom Bundesrath des deutschen Reiches berusene Commission sür eine deutsche Civilproceßordnung an meiner Stelle zu be- grüßen, kann ich Das, was mir damals als eine mögliche Folge der bevorstehenden Berathungen vorschwebte, mit lebhaft« Äc- nugthuung als die bestimmte Aufgabe der jetzt beginnenden Arbeiten bezeichnen. Der Größe dies« Ausgabe entspricht das Interesse des deutschen Volkes an der Einheitlichkeit einer in alle Verhältnisse des bürgerlichen Verkehrs eingreifenden Ge setzgebung und der Lösung dieser Ausgabe wird der Dank der Nation gesichert sein. Ich bin gewiß, daß in den durch Ein sicht und Sachkenntniß hervorragenden Mannern, welche unter Eurer Excellenz bewahrter Leitung zusammentretcn, das Be wußtsein der nationalen Bedeutung des Werkes lebt, zu dessen Aufbau sie berufen sind, und ich schöpfe aus dieser Gewißheit die Zuversicht auf das Gelingen ihrer großen Aufgabe. v. Bismarck." Zum Referenten schlug der Vorsitzende den geh. Oberjustizrath Or. Falk vor, womit sich die Commision einmüthig einverstanden erklärte. Es ist darauf über den geschäftlichen Gang der Berathungen beschlossen und angenommen, daß eine eigentliche Geschäftsordnung nicht erforderlich sei, daß sich vielmehr die geschäftliche Behandlung der Sache aus der Natur der der Com mission gestellten Aufgabe ergebe und eine besondere Geschäftsordnung sich um so mehr erübrige, wenn die Regel befolgt werde, daß kein Antrag ohne eine be stimmt formulirte und an den Ausdruck des Entwurfs anknüpfende Fassung eingebracht werden dürfe. Es wurde hierauf sofort in die Berathung des im königl. preußischen Justizministerium bearbeiteten Entwurfs einer deutschen Civilproceßordnung cingctretcn. Die Stell vertretung des Vorsitzenden hat auf Wunsch des Reichs kanzlers der Appellatlvnsgerichtsrath Or. Schmitt über nommen. Als Schriftführer sind der Stadt- und Krcis- gerichtSrath Hagens aus Danzig und der Krcisrichter Polen; au- Sprottau ernannt. — Die Zusammenstellung der deutschen Armee stellt sich, der „Voss. Ztg." zufolge, mit Ausschluß der bayerschcn Armee nach der endlich thatsächlich erfolgten Formation des XIII. württembergschen Armeecorps auf 97 preußische Jnfrnterieregimcnter, davon 9 Garde- regimenter, und auf 9 sächsische, 8 würltembergsche, 8 norddeutsche, 6 badische und 4 hessische, zusammen also 35 nichtpreußische Jnfantcricregimentcr, wozu spä ter noch die Regimenter der neuen deutschen Reichs lande hinzutreten werden. Jägerbataillone finden sich der deutschen Infanterie 14 preußische, 2 sächsische, 1 mccklenburgsches, zusammen also 17, beigegeben. Die Cavalerie besteht zur Zeit aus 72 preußischen und 19 nichtpreußischen, zusammen also aus 91 Regimentern. Kiel, 7. September. (H.N.) Der „ Entwurf der Kirchen vorstands- u. Synodalordnung", den die außerordent liche Provinzial synode demnächst zu berathen ha ben wird, gliedert die kirchliche Selbstverwaltung da hin, daß die Angelegenheiten der Gemeinde, wie es bereits durchgeführt ist, durch den Kirchenvorstand, die Angelegenheiten der Propsteien durch eine Propstei- synodc, die Angelegenheiten der ganzen evangelisch- lutherischen Kirche Schleswig-Holsteins durch die Pro vinzialsynode verwaltet werden sollen. Eine Frage von großer Bedeutung, die Besetzung von Prcdigerstellen, ist in der Vorlage nicht berührt. Von manchen Sei ten wird allgemeines Wahlrecht angestrebt. Tagtsgeschichie. Berlin, 8. September. Nachdem der Bundesrath vor etwa 4 Monaten sich mit dem Anträge Ita liens auf Abschluß einesAuslieferungsvertragcs zwischen Deutschland und Italien einverstanden erklärt und den Reichskanzler zur Einleitung der erforderlichen Schritte ermächtigt hatte, hat Letzterer, wie die „C. S." hört, unter Berücksichtigung der von den einzelnen deutschen Bundesstaaten kundgegebenen Wünsche jetzt einen Vertragsentwurf aufgestellt, welcher auch die Zu stimmung des italienischen Unterhändlers bereits ge funden hat. Der Vertrag soll nach dem Entwürfe auf 5 Jahre, vom 1. Januar 1872 ab, abgeschlossen wer den und so lange immer auf weitere 5 Jahre verlän gert gelten, als er nicht 6 Monate vor Ablauf der stipulirten Frist gekündigt wird. Die gegenseitige Ver bindlichkeit zur Auslieferung erstreckt sich auf gemeine Verbrecher zu Wasser wie zu Lande, und wird genau desinirt. Schon der Versuch des Verbrechens kann die Auslieferung nach sich ziehen, wenn derselbe in den Vertragsgebieten strafbar ist. Auf politische Vergehen und Verbrechen hat der Vertrag sclbrcdend keine An wendung ; der Antrag auf Auslieferung wird von einer Regierung an die andere aus diplomatischem Wege ge richtet und muß von einem Urtheilsspruch oder An- klageact oder einem Haftbefehl in Original oder in authentischer Abschrift begleitet sein. D«.^D. R.-A." veröffentlicht heute eine aller höchste Cabinetsordre vom 17. August, welche bestimmt, daß für die Dauer des mobilen Zustandes eines Theiles der Armee die Entlassung von Mannschaften, die ihrer activcn Dienstpflicht als einjährig Freiwillige genügt haben, beim Mangel der durch die maßgebenden Bestimmungen vorgesehenen Rcclamationsgründe auch dann eintreten darf, wenn die Betreffenden durch län geres Verbleiben bei der Fahne in Fortsetzung ihrer Studien, resp. nach Vollendung derselben, in der Aus bildung zu ihrem künftigen Lebensberuf gehindert wer den. Das Kriegsministcrium bringt diese Cabinetsordre mit dem Bemerken zur allgemeinen Kenntniß, daß die Entscheidung auf Entlassungsanträge der in Rede stehen den Art, soweit es sich um Mannschaften mobilcr Truppentheile handelt, dem Obercommando der Occu- pationsarmee, in Betreff der Mannschaften immobiler Truppentheile den Generalkommandos obliegt. — Gestern wurden die Sitzungen der vom Bundesrathe zur defini tiven Feststellung des Entwurfs einer deutschen Civil proceßordnung einberufenen Commission deutscher Juristen im Reichskanzleramte durch den kgl. preußischen Justizminister Or. Leonhardt, als Vorsitzenden, eröffnet. Die Commission besteht für Preußen, außer dem Vor sitzenden, aus dem geh. Oberjustizrath Or. Falk, Obcr- tribunalrath Freiherrn v. Dicpenbroick-Grüter, Appel- lationsgcrichtsraih Planck, Juslizrath Dorn und Justiz- rath v. Wilmowski, sodann aus dem königl. bayerschcn Appellationsgerichtsrath und Referenten im Justizmini- li»8vr«1ellprel»«r Lür ckon Loum einer o?»polt«avv 2ell«: 1K d>j>'r Luter <L« Lvile: 8 X^r. Lrsvl» einen r l'üßlieb, mit XuenuLm« «ler 8oun- nocl ksiortLßv, Xbeuä» tür «len lolgeuüen l'ng. zwar nicht den Kranz davongetragen, war aber mit Ehren aus dcm Wettkampfe hrrvorgegangen. Beweis dessen die auf den Seitenflächen des Grabmals ein gegrabenen 43 griechischen Hexameter, die er bei dcm Wettkampfe über das gegebene Thema „improvisirt" hatte: Ansprache des Zeus an den Helios, als er diesen schalt, weil derselbe dem Phaeton den Sonnenwagen gegeben. Aber bald nach dem Wettkampfe war der Knabe zum Schmerze seiner untröstlichen Aeltern, die ihm das Grabmal gesetzt, gestorben, Krankheit und Er schöpfung hatten ihn hinweggerafft, weil er bei Tag und Nacht sich unablässig mit Studien und poetischen Arbeiten angcstrengt hatte. Der wichtigste Aufschluß für die Alterthumskunde, den dies Grabmal gewährt, besteht in dem Zeugniß, daß bereits im Alterthume die Kunst der Improvisation ausgebreitet geübt wurde. -s Die deutsche geologische Gesellschaft wird ihre 19. allgemeine Versammlung in Breslau abhalten. Die erste Sitzung findet am 13. September d. I. im Auditorium des mineralogischen Museums statt. Literarische Neuigkeiten. Karl Gerok: Deutsche Ostern. Zeitgedichte. Leipzig, Amelang. — Emil Rit tershaus: Neue Gedichte. Leipzig, Keil. — E. Frei herr v. Bibra: Die ersten Glieder einer langen Kette. Roman. Nürnberg, Richter u. Kappler. — Friedr. Gerstäcker: Im Eckfenster. Roman. Jena, Costenoble. — Ferd. Becker: Der Franzosenkrieg im I. 187H71 oder Deutschlands Feuerprobe. Historische Erzählung. 4 Bände. Berlin, Seehagen. — K. F. A. Nobbe: Genealogische- Hausbuch der Nachkommen deS Or. Marlin Luther. Leipzig, Fritzsche. — A. Berliner: AuS dem innrrn Leben der deutschen Juden im Mit telalter. Berlin, Benzian. — I. I. Binder: Das PasfionSspiel in Oberammergau. Culturhistorische Skizze. tn«vrnt^nunnuün»e »««nürlsr L»1x»b- Dranckstett«, ckei Orvockosr Imirnol«; : LÄA/«, Luc?«» n. s dorU-N«rUo-Vl«o-I,»1v»ie-L»»°I-Lr«»I»o-^r»otckort ». It : Naaeenrtein <- Lsrlia-Vivo-Sooibllrx-rnuiL- surt H.-Uünck«a Nuck LorUo' I/. Nr«m«a: 7?. Xe/ckotte,' L. Äarigc-,,'« Lüi-«-iui n. N rr»rlrku« ». » . u. LV Luckd., L'o.kr»x: L>. « Luckk ; vkemott,: Nu/L«cd Lu.,- Visu: >0. Stotts»«: Daud« cd t?o. IlorounKedsrr Löoüfl. Xrpeüition äes Orsscioer .Ioninick», Hrssckvo, dlor^»r«tksiixsE Xo. 1.