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Dresdner Journal : 30.07.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-07-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187107303
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18710730
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18710730
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1871
-
Monat
1871-07
- Tag 1871-07-30
-
Monat
1871-07
-
Jahr
1871
- Titel
- Dresdner Journal : 30.07.1871
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9^0 älteste Staatsminister den Vorsitz geführt; dir Wieder, besctzung des Ministeriums des Aeußern soll einen we sentlichen Theil der Beratungen dieses Ministrrraths gebildet haben. Gestern sind die Minister zu einer nochmaligen Beratung zusammrngetrrten. Es wird versichert, daß die Wiederbesetzuna des Ministeriums des Aeußern in kurzer Zeit erfolgen soll. (Wir die „Alla. Ztg." erfährt, wäre al-künftiger Staatsminister des könial. Hauses und des Aeußern zunächst der Fi nanzminister v. Pfretzschner in Aussicht genommen.) — Die Gesandtschaftsposten Bayern- in Karlsruhe, Stuttgan, Darmstadt, St. Petersburg und Florenz werden in den nächsten Finanzetat nicht mehr aus genommen werden. Es treten hiernach Ersparungen von ungefähr 70,000 Fl. jährlich ein. — (A.Z.) Die Großfürstin Konstantin von Rußland ist gestern Nachmittag mit großem Gefolgt hier eingetroffen, im russischen Gesandtschaftshotel ab gestiegen und Abends nach Friedrichshafen weiter ge reist. — Prinzessin Helene von England und deren Gemahl Prinz Ehristian von Dänemark verweilen ge genwärtig mit großem Gefolge in München und haben im „Bayerschen Hofe" Wohnung genommen. — Das heute erschienene „Pastoralblatt der Erz- diöcese München-Freising " veröffentlicht eine Erklärung des heiligen Vaters über die Ausdehnung der päpstlichen Unfehlbarkeit, der wir Folgendes ent nehmen: Am 20. Juli d I. empfing Papst Pius IX. eine Depu tation der Akademie der katholischen Religion; er ermahnte sie, mit allem Fleihc die Behauptungen zu widerlegen, mit welchen mau den Begriff der päpstlichen Unfehlbarkeit zu fälschen trachte, und erklärte es als eine boshafte Irrlehre, wenn man be haupte, in der päpstlichen Unfehlbarkeit sei das Recht cin- aeschlossen, Fürsten abzusetzen und die Völker vom Eide der Treue zu entbinden. Dieses Recht sei einige Mal in äußerster Roth von dcu Päpsten ausgeübt worden, habe aber mit der päpstlichen Unfehlbarkeit durchaus nichts zu thuu. Es sei eine Folge des damals geltenden öffentlichen Rechts und des Ucber- rmkommens der christlichen Nationen. welche im Papste den obersten Ricktcr der Christenheit erkannten, gewesen, daß die Päpste auch in weltlichen Dingen über Fürsten und einzelne Völker richteten. Die gegenwärtigen Verhältnisse seien aber ganz und gar verschiedene von den früher», und nur Bosheit könne so verschiedene Dinge und Zeitverhältnisse miteinander vermengen, als hätte ein unfehlbares Urtheil über eine Offen- bahrungswahrhcit irgend welche Beziehung zu einem Rechte, welches die Päpste nach dem Willen der Völker ausüben muß ten. wenn es das gemeinsame Beste verlangte. Diese frivole Behauptung sei dlos ein Vorwand, um die Fürsten gegen die Kirche auszuhehen. „Einige wünschten", fuhr der heil. Vater fort, „daß ich die conciliarlsche Definition noch weiter und be stimmter erklärte. Ich will es nicht thun. Sic ist deutlich ge nug und bedarf keiner Weilern Commentare und Erklärungen. Wer das Decret mit aufrichtiger Gesinnung liest, dem liegt fein wahrer Sinn leicht zu Tage. Eure Aufgabe nun ist cs, mit Eurer Gelehrsamkeit und Eurem Scharfsinn diese Jrrthümer zu bekämpfen, welche täuschen und berücken und Unwissende verführen können." — Am 29. findet die Wahl des Rectors der Münchner Universität statt, welche nach dem üblichen Turnus dieses Mal auf ein Mitglied der theologischen Facultät zu fallen hat. Stiftspropst v. Döllinger, welcher für diese Wahl in Aussicht genommen worden ist, hat nach einer Meldung der „A. Z." erklärt, die selbe, wenn sie auf ihn fallen sollte, annehmen zu wollen. — Die „Allg. Ztg." theilt den Wortlaut des unterm 2l. d. M. an den königl. Professor und Hof- bcneficiaten Dr. Friedrich ergangenen erzbischöflichen Ordinariatsschreibens mit. vr. Friedrich hat sich hier nach „der frevelhaften Verachtung der kirchlichen Auctorität, der größten Unehrerbietigkeit gegen die heiligen Sacramente, der lieblosesten Gefährdung frem den Seelenheiles, des gröbsten Aergernisses des gläu bigen Volkes, des vermessenen Versuches der Anbahnung eines Schismas öffentlich schuldig gemacht und zu gleich das Verharren auf diesem Wege in Aussicht gestellt". Dieses aggressive Vorgehen des Herrn Pro fessors Dr. Friedrich zwinge das Oberhirtenamt, die früher beobachtete Schonung fallen zu lassen. Derselbe wird vielmehr nun seiner Pfründe, nämlich des Bene- ficiums kä 8. I^unrentium el 8. ^lurAaritum in der Allerheiligenhofkirche in München, auf welches er am 27. Febr. 1869 kanonisch investirt worden ist, für ver lustig erklärt und entsetzt. Heidelberg, 27. Juli. (Fr. I.) Gestern hat eine Commission von großh. hessischen und badischen Dele- girten in unsrer Stadt getagt, um die nähern Bedin gungen für den Bau einer direkten Eisenbahn zwi schen Worms und Mannheim (auf dem rechten Rheinufer und mit einer festen Brücke über den Rhein bei Worms) festzustcUen. Der nunmehr definitiv ver einbarte Staatsvertrag dürfte demnächst ratificirt wer den. Den Bau der neuen Bahn unternimmt bekannt lich die hessische Ludwigsbahngesellschaft. Wien, 28. Juli. (Tel.) Den feiten der Regierung des deutschen Reiches bestallten Konsuln Mailmans in Wien, Lutteroth in Triest, Frhrn. v. Lichtenberg in Ragusa und Scarpa in Fiume sowie Putzer in Botzen ist das kaiserl. österreichische Exequatur verliehen. nister des Innern neue Formulare für Naturali- sations-, Entlassung-- und Aufnahmeurkunden anferti gen lassen. Letztere Urkunden sind neu rinaeführt, weil jedem Angehörigen eines andern Bundesstaates, wel cher darum nachsucht und den vorgrschriebenen Nach weis führt eine Aufnahmeurkunde ertheilt werden soll. — Der Staatsvertrag wegen des Anschlusses der von der ostpreußischen Südbadn ausgehenden Fort setzung über Grajewo nach Brest-Litews an das rus sische Bahnsystem ist, der „B.- u. H.-Ztg." zufolge, nunmehr zum Abschluß gekommen, sodaß also jetzt alle Formalien für die Ausführung erfüllt sind. — Das Marineministerium hat, nach dem „Kieler C.-Bl.", un term 25. Juli die Versetzung des bisher bei Holtenau stationirten Torpedo detachements (50 Mann unter dem Befehl des Eapt.-Lieuts. Hohnholz) nach Wilhelms haven angeordnet; dasselbe wird dort der unter dem Befehle des Cvrvettcncapitäns Grafen v. Monts ste henden und in der Bildung begriffenen Torprdoabthei- lung einverleibt werden. — Das Centralnachweise- büreau hat heute, laut Verfügung des Vorstandes des Centralcomitös der deutschen Pfiegevrreine, nach vorher erfolgter Genehmigung des k. Commissars und Militär- inspecteurs der freiwilligen Krankenpflege, Fürsten v. Pleß, sein gesammtes Material an das k. statistische Büreau übergeben, an welches etwa noch nothwendige Anfragen zu richten sein würden, und schließt somit seine Wirksamkkeit nach fast 13monatlichem Bestehen. — Der Comitä der Maurergesellen hatte gestern wieder die Poliere und Putzer zu einer Versammlung einge- laden; doch hatten nur wenige dieser Einladung Folge geleistet. Ein Redner legte den Polieren ans Herz, für die Forderung der strikenden Gesellen cinzutrcten. Keiner der anwesenden Poliere nahm jedoch das Wort, alle verhielten sich schweifend. Nach längerer Debatte, bei der sich jedoch nur die Gesellen und einige Putzer bctheiligten, wurde eine Resolution vorgelegt, nach wel cher die Poliere die Resolution der vorigen Versamm lung bestätigen und die Putzer sich zur sofortigen Ar beitseinstellung verpflichten sollten. Die Resolution wurde von der Versammlung angenommen; die Poliere enthielten sich jedoch der Abstimmung. Eine zweite Re solution fordert die nicht strikenden Maurer des Orts- vcreins auf, ihre Grundsätze in einer öffentlichen Ver sammlung darzulegen. Auch diese Resolution wurde mit StimmcnenthaUung der Poliere angenommen. Alle Redner der Versammlung erklärten, den Dieistern ge genüber nicht nachgeben zu wollen. AuS der Rheinprovinz, 26. Juli, schreibt man der „Wes.-Z.": Sämmtlichen zur Besetzung der neuen Grenze zwischen Elsaß-Lothringen und Frankreich dcsignirtcn Zollbeamten der hiesigen Provinz ist gestern und heute die Weisung zugegangcn, daß sie sick- bereit zu halten haben, auf an sie ergehende Auffor derung sofort nach Elsaß-Lothringen abzureisen. Straßburg, 25. Juli. (Karlsr. Ztg.) Eine den Menschenfreund sehr betrübende Erscheinung ist die verruchte Arglist, mck der die unerfahrene Jugend im Elsaß und Lothringen umstrickt und unter der Maske des Patriotismus zur Auswanderung nach Frank reich verleitet wird. Von Seiten Derer, die dies thun, besteht das Motiv in nichts als Habsucht der schlimm sten Art. Dian spricht von einem Büreau in Nancy, welches durch Agenten diese Auswanderung von Kna ben im Alter von 12—14 Jahren veranstaltet und sie französischen Regimentern gegen Zahlung der von Mi litärpflichtigen zu entrichtenden Stellvertretungsgebühr überantwortet. Zu diesem Zwecke wird von diesen Agenten kein noch so verwerfliches Mittel gescheut, die Kl abcn zu Lügen aller Art verleitet und dieselben so heimlich chren Aeltern und thcilweise selbst dem höheren Unterrichte entzogen. Dian kann ziemlich sicher anneh- mcn, daß der eigentliche Lebenszweck der meisten auf solche Weise verführten jungen Leute dadurch vernich tet ist. Kolmar, 26. Juli. Das Journal „L'Alsacien" enthalt folgende Bekanntmachung des Präfecten v. d. Hehdt: Auf vielfache Anfragen bringe ich zur Kenntniß der Wäh ler, daß die Annahme der Wahi in den Municipalralh der später« Entscheidung für die französische Nationalität nach Maßgabe des FriedenSvertrageS nicht präjudicirt. Auch wird vor dem l. Oclober 1872 von den Gemeindebehörden ein poli tischer Eid nicht gefordert werden. Vielmehr sind dieselben wie folgt zu verpflichten: „Ich gelobe, daß ich alle mir vermöge meines Amtes obliegenden Pflichten nach meinem besten Wissen und Gewissen genau erfüllen will." München, 27. Juli. (N. C.) Die Mittheiluug der Blätter, daß Fürst ».Hohenlohe zu Sr. Majestät dem König nach Schloß Berg berufen worden sei, wird uns als unbegründet bezeichnet; auch befindet sich Se. Majestät seit mehrern Tagen nicht in Berg, sondern auf einem Ausflug im Gebirge, und Fürst Hohenlohe weilt zur Zeit in Aussee. — In dem gestrigen Mi niste rrathe hat Herr v. Pfretzschner als der dienst- Periodische Literatur. Von der im Verlag von F. Ä. Brockhaus in Leipzig erscheinenden Zeitschrift „Unsere Zeit. Deutsche Revue der Gegenwart," herausgegeben von Rud. Gottschall, liegt die erste Hälfte des Jahrgangs 1871 in 12 Heften vollständig vor. Der Inhalt derselben zeigt die Zeitschrift ihrem Programme treu, ein politisch-sociales Culturgemälde der Gegen wart uach allen Seiten hin zu entrollen. Die Reichs tage und Zollparlamente von 1869 und 1870 werden in ihren Verhandlungen und Resultaten nach den Quellen geschildert; in gleicher Weise wird die Geschichte Oester reichs seit Auflösung des ungarischen Landtags im Jahre 1868, die Geschichte und Culturgeschichte von Elsaß und Lothringen und die der spanischen Antillen vorgeführt. Der deutschen Reichsmarine und dem Post wesen der Gegenwart und Zukunft sind von Sachkennt- niß zeugende Artikel gewidmet, dem Fürsten Bismarck zwei Artikel, die eine eingehende, lebensvolle Charakteristik des gefeierten Staatsmannes enthalten. Alexander Dumas ist mit seinen Werken von Bartling sorgfältig fkizzirt; Moritz v. Schwind hat in Alfred Woltmann einen Biographen gefunden. Die literarischen Porträts von Adolf Böttger und Bogumil Goltz bewähren die elegante und kundige Feder des Herausgebers der Zeit schrift, der auch in einem größern Aufsatz: „Die Kriegs lyrik von 1813 und 1870" zuerst das Hervorragende aus dem überreichen Material der Zeitgedichte auszu sondern bestrebt war. Die zweite Hälfte des Jahrgangs 1871, von der soeben das erste Heft erschien, wird mit einem Essay über Gervinus von Professor Heinrich Rückert in Breslau und einem instructiven Aufsatz über die Akustik der Neuzeit von Professor Pisko in Wien eröffnet. f In München ist am 23, Juli der k, Münzmei- per Gg. Mil lau er gestorben. Die Abhandlung des selben über Einführung der Goldwährung in Deutsch land wurde vor nicht langer Zeit vom deutschen Han delstage mit dem Preise gekrönt, wie denn auch die Schriften des Verlebten über Technologie und Volks- wirthschaft ihm einen geachteten Namen in derGelehr- tcnwelt verschafft haben. -j- Die Bibliothek der Universität Tübingen hat kürzlich einen sehr erfreulichen Zuwachs erhalten durch die Schenkung der Wittwe des Dichters Ludwig Ihland, welche die reiche Büchersammlung ihres ver- torbenen Gatten in der Art der Universität zum Ge- chenk gemacht hat, daß sie ihr gestattet hat, alle Werke auszuwählen, welche für die Einverleibung in die Uni versitätsbibliothek geeignet erscheinen. * „Der französische Feldzug von 1870/71" nennt sich eine militärische Beschreibung von A. Nie mann. Die erste Abtheilung des Werkes giebt eine mit Fleiß und Geschick durchgeführte Zusammenstellung der sämmtlichen Hauptereigniffr des deutsch-französischen Krieges bis zur Gefangennahme der französischen Armee bei Sedan. Das Buch ist von einem Militär geschrie ben und vermeidet jede Abschweifung, ohne doch das bedeutsamere Nebensächliche dadurch aus dem Auge zu verlieren. Die zehn Karten sind sehr gut ausgesührt. In der Einleitung giebt der Verfasser eine allgemeine Brurtheilung des letzten Kriegs und führt dessen glück liche Ergebnisse vornehmlich auf die Zusammenwirkung der strategischen Leistungen des großen Generalstabrs und der vollkommenen Organisation der sämmtlichen übrigen Herrrstheile zurück, die einen wie die andern natürlich erst ermöglicht durch die Tüchtigkeit des deut schen Volles. Pestk 26. Juli <Pr.) Eine rigenthümliche Agi tation ist gegenwärtig hier im Gange, welche vom „Volksclub" eingelritet und von den ungarischen Jour nalen eifrig ausgenommen wurde. Im vergangenen Monat Haven hier bekanntlich Arbeiterunruhen statt gefunden, welche damit endeten, daß die Behörde die Hauptkrakehlrr festnahm. Bezüglich der Arbeiter- Verhaftungen wurde auch eine Interpellation in der gestrigen Sitzung der Stadtrepräjentanz dem Ober stadthauptmann übergeben. Oberstadthauptmann ThaiSz erwiderte: Die Arbeiter werden nicht schlecht behandelt, sie dürfen freilich mit Niemandem- verkehren, aber dies geschieht, um die Vereitelung der Untersuchung zu ver hindern. Es sind deren 31 in 11 trockenen, geräumi gen Zimmern untergebracht; daß dir Untersuchung noch nicht beendigt wurde, ist in der Schwierigkeit des Falles begründet, da die Arbeiter über das ganze Land ein Netz geworfen hatten. Darauf erklärte ein Mitglied der Stadtrepräsentanz, es begreife nicht, wie eine Polizei untersuchung, die doch nur eine Voruntersuchung ist, so lange währen kann, und beantragte, der Oberstadt- Hauptmann möge angewiesen werden, die Untersuchung allsogleich zu beendigen und der Repräsentanz Bericht zu erstatten. Die Versammlung beschloß, die Ange legenheit als erledigt zu betrachten, jedoch diesen An trag anzunehmen. Paris, 26. Juli. (K. Z.) Man glaubt, daß, wenn sich die Nationalversammlung gegen Mitte August bis zum October vertagen werde, dies nur geschehen dürfte, nachdem sie beim Staatsoberyaupte eine per manente Commission von 50—60 Mitgliedern zu rückgelassen, welche damit beauftragt wäre, namens der Kammer von allen wichtigen Vorkommnissen Einsicht zu nehmen, Interpellationen an die Regierung zu über mitteln und so Herrn Thiers in jeder Weise zur Seite zu stehen. — Die Polizeipräfcctur macht bekannt, daß infolge der unzähligen anonymen Denunciationen, welche oft zu bedauerlichen Jrrthümern Veranlassung gegeben haben, künftighin alle Personen, die eine Anzeige über Communisten zu machen hätten, sich persön lich auf der Polizeipräfectur einfinden sollen, um dort ihre Mittheilung unter Namensunterschrift zu Pro tokoll zu geben. — General v. Manteuffel, Com- mandant der Occupaüousarmcc iu Frankreich, ist auf Urlaub nach Deutschland abgereist; er will dort die Bäder gebrauchen. An seiner Stelle führt General v. Stosch den Oberbefehl. — Ueber den Stand des französisch-ägyp tischen Conflicts giebt folgendes, durch den „Mo niteur-universel" veröffentlichtes Schreiben Aufschluß, welches der Minister des Aeußern an die Handelskam mer von Marseille gerichtet hat: „Versailles, 18. Juli <871. Meine Herren! Ich erhalte soeben das Schreiben, mit welchem Sie mich, >i >t. Marseille, 14. d. M, bcehrlcn, sowie die Copie eines Artikels des „Ave- nir de l'EgyPtc". Ich habe nicht Ihre Mittheilung abgcwar- tet, um mich mit dem Streitfall zu beschäftigen, weicher zu der selben Anlaß gab. Ich fühle, wie Sic, die Nothwendiglcit, -eben Angriff gegen unsre Rechte und gegen die Würde Frank reichs zurückzuweisen Der Erlaß, der sie in Beunruhigung versetzt hatte, ist zurückgezogen worden. Auf der andern Seile hat der Rhedive sich mit uns dahin verständigt, den Streitfall einem Schiedsgerichte zu unterbreiten. Die öffentliche Sicher heit ist also nicht mehr in Gefahr. Nur bleibt zu wissen, ob sie nicht durch einen Mißbrauch der Amtsgewalt seilen der ägyptischen Polizei gestört worden ist. Das werden die cin- aeleitetcn Erhebungen ergeben. Wir erwarten den AuSaang derselben, indem wir der Regierung der Republik das Recht Vorbehalten, die Ueberlicferungen. die Verträge und rechtmäßigen Interessen unsrer Mitbürger ihrer Pflichl gemäß zu verthei- digcn. Genehmigen Sic u. s. w. Jules Favre." — Die vielfachen in Frankreich stattfindenden Brände, die kürzlich in Rheims, Nancy, Bourges und an noch anderen Orten so erhebliche Zerstörungen angcrichtet haben, erregen den Verdacht, daß die Brand stifter der Commune ihr Werk in den Departements fortzusetzen gedächten. Der „Constitutionnel" nimmt Veranlassung, darauf hinzuweiscn, auf wie schwachen Füßen die Autorität der Negierung in den großen Städten ruhe, und verlangt, daß nicht nur Paris, son dern auch Lyon, Marseille und andere Städte von den Wirkungen des DepartemcutsgesetzeS ansgeschlossen würden. — Das in Nancy erscheinende Journal „Bon Sens" veröffentlicht an der Spitze seiner Spalten fol gende Note, die ihm von der deutschen Civilbe- hörde zugegangcn ist: „Dic durch verschiedene Artikel des „Bon Sens" — na mentlich durch den in die Nummer 143 (20. Juli) eingerückten — beleidigte deutsche Behörde benachrichtigt den Geranten des Journals, daß, sobald ein beleidigender Artikel dieser Art er scheinen wird, er vor das Kriegsgericht gestellt und ihm außer dem jedes Urtheil über die deutsche Besatzung untersagt wer den wird." Pari-,28.Juli. (Tel.) Der Comito zur Reorga nisation der Armee hat gestern fast einstimmig die Klauseln der neuen Grundlagen des Militärgesetzes angenommen, wodurch die Dienstpflicht vom 20. dis 40. Jahre festgesetzt wird. Unter den Fahnen stehende Militärs haben kein Wahlrecht. — Gambetta und Louis Blanc beriefen für heute die Mitglieder des Abgeordnetenclubs „Rameau" behufs Erzielung einer Fusion der Republikaner und Radikalen. Genf, 28. Juli. (Tel.) Die Herzogin von Madrid ist gestern Morgen von einer Prinzessin entbunden worden. Florenz, 27. Juli. (N.fr. Pr.) Es heißt, der Se nator Briorchi werde demnächst im Auftrage der Ne gierung nach der Schweiz gehen, um daselbst über einige, die Gotthardbahn betreffenden Angelegenheiten zu verhandeln. — Wie versichert wird, ist eine italienisch deutsche Gesellschaft in der Bildung begriffen, welche um die Concession für den Bau der Splügenbahn ein- zuschrciten beabsichtigt. Die Gesellschaft würde angeb lich keinerlei Subvention von Seite der Regierung ver langen und die ganze Linie innerhalb von 4 Jahren ausbauen. Madrid, 23. Juli. Oberst Solis, Adjutant des Herzogs v. Montpensier, hat in einem Schreiben an „La Epoca" erklärt, warum er sich nicht dem Ge richt stelle, das ihn als Mitschuldigen an der Er mordung Prim's verfolge. Zuerst habe man die Republikaner, dann die Carlisten, dann die Modera- tos in Gemeinschaft mit den Republikanern, und end lich die Montpensieristen der That beschuldigt. Schon zwei Monate vor der That habe sich ein gewisser Lo pez, einer der in den Aufstand vom 22. Juni in der San-Gil-Caserne verwickelten Artilleriesergenten selbst als Theilnrhmer an einer Verschwörung gegen Prim's Leben angegeben. Ebenderselbe sei jetzt sein Denun- ciant. Ehe Gerechtigkeit in Spanien eine Wahrheit sei und Magistrate nichts zu befürchten haben, welche un bekümmert um den Wunsch der Regierung urtheilen, werde er sich nicht stellen. An« dem botnischeu Lilajet, 20. Juli, schreibt man der „Allg. Ztg.": Der Raausaner Vertrag gewährte den Herzegowiner Grenzstämmrn völlige innere Autonomie, so daß dir Pforte selbst auf das Garnison recht verzichtete. Nun scheint die Pforte von diesen Stipu lationen absehen zu wollen, weil in Duga ein Munitions transport von Herzogewinern überfallen wurde, wobei sich ein Kampf entspann, der vier Opfer forderte. Die Pforte beschloß darauf, dir Orte der Grenzstämme mi litärisch zu besetzen, um die Schuldigen ausfindig machen und bestrafen zu können. Ein Bataillon rückte bereits in Banjane ein, und es liegt die Vermuthung nahe, daß die ganze Grenze dasselbe Schicksal erfahren werde. Die Stämme beklagen sich über Verletzung des Ragusaner Vertrags und drohen mit der Ergreifung der Waffen gegen die Truppen. Was daraus entstehen kann, ist vorläufig noch nicht abiusehen, da die Auf regung eine große ist. Gleichzeitig entstehen im ganzen bosnischen Vilajet geheime Gesellschaften, um das Volk für einen eventuellen Kampf vorzubereitrn. Merk würdig ist, daß alle drei Religionsgenossen der Pro vinz, Muhamedaner, Katholiken und Orthodoxe, sich zu diesem Zwecke verbunden haben. Es tagt ein Haupt- comitä, welcher aus 30 Mitgliedern besteht, und zwar in gleicher Anzahl aus jedem Bekenntnisse, welcher die Gegensätze unter den drei Gruppen Luszugleichen sich bemüht und ihre Kräfte auf das eine Ziel zu richten sucht. „Wir reden alle serbisch und sind Kinder einer Nationalität, darum müssen wir vereint im Kampf und Sieg sein, trotz der Verschiedenheit des Glaubens", heißt es im Manifeste des Centralcomitäs. Drrs-ner Nachrichten vom 29. Juli. — Oeffentliche juristische Staatsprüfung fin det statt: Mittwoch, den 2. August d. I., Vormittags 10 Uhr. — Im Kunstausstellungssaale auf derBrühl'- schen Terrasse sind anderweit neu ausgestellt: 1. Oel- gemälde: van den Berg im Haag, Brandenburg, Gen- schow, Irmer, Klein, Ludwig, Order, Post und Frau Jansen in Düsseldorf, Käppis, Meermann u. Petereit in München, Dreßler in Breslau, Fiedler in Triest, Preß in Berlin, Prof. Kummer, B. Mühlig u. Schietzold hier, Landschaften; Köckert in München, Hünten, Lein weber, Simmler, Fräul. Ludwig und Fräul. v. Modl in Düsseldorf, Fräul. Laar in Berlin, Pohle u. Souchon in Weimar, Most in Stettin, Franz, Prof. Hofmann u. M. Mühlig hier, Genrebilder; Friedrich n. Hammer hier, Thierbilder; Prof. Helfft u. Hermann in Berlin und Post in Düsseldorf, Architckturbilder; Junker, M. Müller u. Renger hier, Bildnisse; Baade u. Petereit in München und Prof. Kummer hier, Seestücke; Frau Puyroche-Wagner in Lyon, Blumenstück. 11. Zeich nungen rc.: Fiebiger hier, Landschaften, Federzeich nungen; Prof. Geyer in Augsburg, 4 Genrebilder, Aquarelle u. 2 Architekturbilder, K ohlcnzeichnungen; Frau Prof. Plate in Weimar, 3 Aquarelle; Frau Richter, Eberhard in Leipzig, Blumenstück, Aquarell; Baron Rosenberg in Gruna bei Dresden, 6 Landschaften, Aquarelle. 111. Plastik: Uhlmann -s in Dresden, Marmvrgruppe. L. In der heutigen Schlußsitzung des 1. deutschen Brauertages wurde beschlossen, die vier ersten Ge genstände der Berathung (Vorträge über Hopfencultur und Hopfenprüfung von W. C. Adamez in Saaz, über Hopfenconservirung von C. Schmidt in Nürnberg, über Saazer Hopfenvereins- und Hopfenmarktsverhältnisse von W. N. Stallich in Saaz und über Circularpumpen von C. Löffler in Mannheim) von der Tagesordnung abzusetzen, dieselben vielmehr durch Druck den Mitglie dern zugänglich zu machen. Ein Antrag, durch Grün dung von Schutzgemeinschaften unter sämmtlichen in- uud ausländischen Brauereien ein Mittel zu finden, um die Brauereien vor Verlusten durch säumige Zahler zu schützen, wurde adgelehnt, und auf die Anträge: Unfall versicherungen und die Gründung von Feuerversiche rungsverbänden betreffend, ging der Brauertag gar nicht ein. Hierauf wurde zur Besichtigung des paten- tirten Brauapparates Ungeladen, welcher in der Ma schinenfabrik von Hampel in Dresden auf der Falken- straße ausgestellt worden ist und der dazu dienen soll, ohne Anwendung von Braupfanne und Kühlschiff Bier zu brauen und dadurch A des Betriebscapitals zu er sparen. Dieser Apparat soll demnächst in einer der renommirtesten Brauereien Dresdens in Function treten. Zum Schluffe des 1. Brauertages wurde unter allge meiner Zustimmung der Brauneibesitzer Herr Stein aus Frankfurt a. M. zum Präsidenten des deutschen Brauer bundes gewählt; von einer Wahl des nächsten Versamm lungsortes des Brauerbundcs wurde vorläufig abgesehen. In den ständigen Ausschuß des Braunbundes wurden außer dem Präsidenten die Herren Henrich (Frankfurt), Ulrich (Pfungstadt), Henninger (Nürnberg), Altorfjun. (Schönebeck), Brand (Bremen) und Moritz (Mainz), in den Steuerausschuß Moritz (Mainz), Pitz (Köln), Hauffe (Dresden), Bauer (Potsdam), Pohle (Stettin), Overbeck (Dortmund) und Friebe (Breslau) gewählt. Nachdem der Präsident Sedlmayer noch in der Schluß rede der Bedeutung der Gründung des Brauerbundes gedacht hatte, ging der Brauerbund unter lebhafter An erkennung der Verdienste des Dresdner Comitäs und des Präsidenten Sedlmayer um die Leitung der Debat ten und unter stürmischen Hochrufen auf dir Gastfreund schaft Dresdens auseinander. — Die Gcneraldirrction der k. sächsischen Staats eisenbahnen wird aus Anlaß des morgen hier be ginnenden Aogelschießfestes mehrere Extrazüge ab- sertigen lassen. (Vgl. die Inserate.) -f- In der Arnold'schen Buchhandlung (am Altmarkt) hat Hr. Winckelmeier eine kleine Collection von Aetzarbeiten zur Ansicht aufgestellt, welche für kunst- industrielle Kreise von Interesse sein wird. Das Ver fahren, das uns darin begegnet, die Frucht langjähri ger Bemühungen des oben genannten Herrn, dürste namentlich in der Zierplastik sich mit vortheilhaftem Erfolg verwenden lassen. Die ausgestellten Arbeiten find Almanachhalter, Schmuckschalcn und dergl. aus Solnhofener Marmor mit geschmackvollen Arabesken verziert. Letztere treten in überaus reiner Zeichnung plastisch hervor und wirken recht gefällig in dem schö nen Material. * Gestern Abend gegen 6 Uhr ist von zwei Da men auf der Chemnitzerstraße unmittelbar vor dem Thorwege eines daselbst gelegenen Hausgrundstücks ein an die Feldschlößchenbrauerei adresstrter Geldbrief mit dem declarirtrn Inhalte von 40 Thlr. aufgrfunden und solcher einer dort wohnenden Hausmannsfrau, welche den Damen mitgethrilt hatte, daß ein Briefttä-
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