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173. Sonntag, den 30. Juli. > Vv»> emcliiprelv« r Im «»rLL Laoä«: NIirliik: . . . . k 11>Ir. '^LtirlmN: 1 INlr. IL dljsr. »umttNvN: . . . 10 bl^r. kiaLvInsHummen»; Ii> kr»»—» tritt jLlirliek S Nilr. krtk>w>>«la«dübr, «u—rd»tt> Ue» Kor66. I U»cl^-ü l'o»t voU ktempelruoeNIitb Umru. > luseratevprelsvr I2r den Nmim einer eeenttlteneo 2eile: 1*4 ü^r. Unter „bünzvüsiiat" Nie /.eile: 8 Agr, LrevNelnenr I^UcN, mit Xuenitkme 6er Ponn - nn6 keierts^«, >b«v6« für äeo feixenden lex. DrrMerIomnal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartuiann. 1871. 1» »era>enanni»Iii»e n»i8nSrt»r Leixri^. Lna^ti^rtter, t.'owwi^ioi»Lr 6e» DreeNner ^ourunl»; ebor?:::.: Luye»» II. f? f»>^/er, 8»m- d«r^->«rUo-V>«»-l.,Ip,j^-8,»eI-Ir»»I»u-kr«okiart ». H.: V/«tiKe»>«tei»i 1'uA/,r,' Lerlio-Viev 8»mdur^-rr»uk- surt ». N.-Hiwek«» / L«rU»' ^4 ^rte»ir^er, 7/. ^KirecHt, Lr«w«n: L Lre»I»a: F lillrean n. N. ^en1e, kr»»Ilk«n ». ».: L FacA^rsvo« u. 9 <'. /f, nina»i»>'»eke NueNti., Da«,»s <0 6^0./ kr»x: H. Niiekli.; vd»w»it>: f-r ^»rt«: V/ava,, Fa/ttte, Luller F 6o., Vi-v: ^41. »tu«r»rt: t/o. Ilerauzxedvrr H>nik»N k!»pe6ition 6e» vreeünsr lournnl», LreeUen, Ilnr^arvttienFi»»»« Ho. 1. Amtlicher Theil. Dresden, 29. Juli. Ihre Majestät die Königin Elisabeth von Preußen sind heute Nachmittag A4 Uhr nach Sanssouci abgereist. Bekanntmachung, die Anleihe der Stadt Dresden betreffend. Das Ministerium des Innern hat zu der von dem Stadtrathe zu Dresden, unter Zustimmung der gesetz lichen Vertreter der Stadtgemeinde, beschlossenen An leihe von Drei Millionen und Sieben Hundert Taasend Thaler gegen Ausgabe von auf den Inhaber lautenden, übri gens planmäßig auszuloosenden oder zu kündigenden, bis dahin aber mit Fünf vom Hundert jährlich zu ver zinsenden Schuldscheinen, nach Maaßgabe des vorge- legten Anleiheplans, sowie der Schuldscheine, Talons und Coupons die Genehmigung ertheilt. Es wird solches für die Behörden und alle Dieje nigen, welche es sonst angeht, hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, am 26.Juli 187t. Ministerium de- Innern. s. Nostitz »Wallwitz. Forwerg. Brkanntmachung. Im Interesse der Pferdezucht ist angeordnet worden, von den in Folge der Demobilmachung überzählig ge wordenen Militair-Dienstpferden eine Anzahl zu Lucht zwecken geeignete Stuten nur an Pferdezüchter zu veräußern. Es sollen deshalb 12 Stück zu gedachtem Zwecke ausgewählte Stuten, von welchen mehrere bereits tragend sind, in DreSdeu am Hospitalplahe, den 3l. Juli d. I., Nachmittag- 2 Uhr zur Versteigerung gegen sofortige Baarzahlung gebracht werden. Erstehungslustige, welche über ihre Eigenschaft als Wrdczüchter sich auszuweisrn vermögen, wollen sich zu dieser Versteigerung rechtzeitig einfinden. Dresden, am 26. Juli 1871. Kriegs-Ministerium. von Fabrice. Zumpe. Nichtamtlicher Theil, kelegrapdische Nachrichten. Zeitung-schau. (Italienische Blätter. — Russischer Re- gierungsanzrigrr.) rage-geschichte. (Berlin. Aus der Rheinprovinz. Straßburg. Colmar. München. Heidelberg. Wien. Pcsth. Paris. Genf. Florenz. Madrid. Aus dem bos nischen Vilajet.) Dresdner Nachrichten. Beilage. Die Dresluer Giweibe- u. Industrieausstellung. 11. Inserate. Ttltqrayljische Nachrichten. Pestb, Freitag, 28. Juli, Abend-. (W.T.B.) Dem „Pesti Raplo" zufolge werden die Grafen Beust, Andrassy und Hohenwart gleichzeitig mit dem Kaiser Frau» Josevh in Gastein ein treffen. (Vgl. die „Tagesgeschichte" unter Berlin.) Paris, Freitag, 28. Juli, Abrud«. (W.T.B.) Es verlautet, das linke Centrum beabsichtige, dem nächst einen Antrag eivzudringen, welcher dahin geht, die Vollmachten Thier«' zu verlängern. Die nächste Sitzung der Nationalversammlung wird künftige« Montag stattfinden. Rom, Freitag, 28. Juli. (Corr.-Dür.) IS un garische Bischöfe entsandten ihre ZustiwmvugSer- klärung zum Unfehlbarkeit«dogma. London, Sonnabend, 2S. Juli. (W.T.B.) Die Gesandtschasttposten in Stuttgart, Karlsruhe uud Darmstadt find aufgehoben worden. Morier wurde zu« Geschaftsträgn für Württemberg, Baillie zu« Geschäftsträger für Badeu uud Hessen er nannt. Der Gesandte in China, Alcock, hat seine Entlassung riugereicht und wurde durch Wabe s i8>rr Prinz v. Wales wird demnächst eine Reise nach Irland autreteu. Dresden, 29. Juli. Die Debatten und das Votum der französischen Nationalversammlung über die römische Frage haben in der italienischen Presse eine lebhafte Dis- cusston hrrvorgerufen, und es kommt bei dieser Gelegen heit wiederum zum Vorschein, wie wenige Freunde Frankreich auf der apenninischen Halbinsel heute noch hat. In der günstigsten Weise äußert sich die „Jtalie"; dieselbe schreibt: „Alles, was man sagen konnte und was wir zu vernehmen wünschten, hat Herr Thiers ge sagt, und das genügt uns. Er hat sogar etwas mehr gesagt, als wir jemals zu verlangen uns zugetraut hätten, nämlich daß Italien in der römischen Frage die Unterstützung ganz Europas, daß Frankreich ein Interesse hat, sich einen mächtigen Nachbar, wie Italien, nicht abwendig zu machen. Unser Nationalstolz kann sich ge schmeichelt fühlen, und wir sind Herrn Thiers zu Dank verpflichtet." — Die „Opinione" sieht die Sache schon etwas ernster an, obschon sie als selbstverständlich erklärt, keinen anderen Verlauf erwartet zu haben. „Was verlangten denn die Petenten?" fragt das Blatt. „Daß Herr Thiers seine in andern Zeiten auseinander gesetzten Ideen über die äußere Politik in's Leben führte? Aber Herr Thiers ist von dem Vertrauen seines Landes berufen worden, die Politik Frankreichs im Sinne der heutigen Bedürfnisse, nicht nach den unter andern Umständen und dem Einflüsse anderer Kriterien ausgrdrückten Gedanken zu leiten." Thiers habe die Thatsache eines Königreichs Italien mit der Hauptstadt Nom anerkannt; die von ihm betreffs der Unabhängig keit des Papstes geäußerten Wünsche seien im Voraus erfüllt. Doch fragt sich die „Opinione", ob vielleicht die Abstimmung ein Mißtrauensvotum für Thiers ge wesen sei? „Es wäre unbegreiflich, daß die Versamm lung zu Versailles das Haupt der Exekutivgewalt in einer Frage der äußeren Politik und kurz vor dem Ein tritt der parlamentarischen Vakanzen in der Minderheit ließe, nachdem sie vorher Alles gethan hat, um seine Macht zu verstärken. Auch könnte der Beschluß, die Bittschriften dem auswärtigen Amt zu übergeben, ja wohl ein einfacher Act der "Höflichkeit gegen die Bischöfe, ihre Urheber, sein, da man nicht ersieht, daß Thiers sich dem widersetzt habe." Schließlich kommt der Trost, daß Favre ja noch die auswärtigen Angelegenheiten als Minister leite. — Ganz entschieden Front gegen die Vorgänge in Versailles macht die „Perseverenza". Ihr ist die Interpellation der Bischöfe mit sammt der Schlußabstimmung ein grober Fehler, der eben nur neue Spannungen, ohne schließlich seinen Zweck zu erreichen, Hervorrufen kann. — Die„Gazzettad'Jta- lia" mahnt zur Wachsamkeit. „Der von der Ver sailler Versammlung gefaßte Beschluß," schreibt sie, „ist sehr ernsthaft für uns, und mehr als je muß er uns auf die aus demselben folgenden Gefahren aufmerksam machen. Aber nicht durch das Mißkennen der Ge fahren entflieht man ihnen, sondern durch das Erwägen ihres Ernstes und durch zeitige Vorsorge der Mittel, sie abzuwenden." — In ähnlicher Weise hebt die „Ri- forma" den Ernst der Situation hervor. — Auch der „Diritto" giebt Frankreich zu verstehen, daß Italien sich von ihm nicht mehr am Gängelbande führen läßt, daß es sich mündig fühlt und nicht die geringste Einmischung in seine Angelegenheiten mehr dulden wird. — Für Italien, sagt der „Tempo", sei jetzt dringender Anlaß vorhanden, daß es einen klugen Mi nister für die äußeren Angelegenheiten habe, der sich in Respekt zu setzen wisse: Visconti-Venosta sei zu furchtsam und zu collegialisch in der Politik, um die Interessen Italiens gehörig geltend zu machen und gegen die Angriffe gewisser auswärtiger Mächte zu vertheidi- gen. „Ach," ruft der „Tempo" aus, „wenn Italien doch das Glück hätte, eine Duodezausgabe von Bis marck zu besitzen!" — Interessant ist die Sprache der clericalen Journale. Sie loben die Nationalver sammlung nicht uneingeschränkt, denn sie ist ihnen ja nicht weit genug gegangen, hat ja nicht, wie die vom Jahre 1849, eine römische Expedition zur Wiederein- setzung^de-Papstes votirt; aber sie geben ihr doch ihre Svmpathie zu erkennen, weil sie über die Petitionen der Bischöfe nicht zur Tagesordnung überging. Diese Freundlichkeit erstreckt sich indeß nicht aus Thiers. Namentlich greift ihn die „Unitü Cattolica" an, die noch immer den Trauerrand trägt, welchen sie am 20. September vor. Js., dem Tage der Einnahme Noms durch die Truppen Italiens, sich umlegte. „Thiers fürchtet," so bemerkt dieses Blatt höhnisch, „Nizza zu verlieren, das doch durch feierliches Plebiscit an Frank reich kam; er fürchtet eine Allianz Lanza's mit Bis marck, fürchtet endlich, daß unsere Helden es versuchen könnten, nach Paris zu kommen, er fürchtet vielleicht sogar einen Marsch Cialdini's über die Champs-Elysees." Der Rücktritt des ökumenischen Patriarchen Gre gor VI. giebt dem amtlichen Organe der russischen Re gierung, „al- ein Ereigniß, welches lange erwartet und oftmals angekündigt, für den griechisch-orthodoxen Osten von tiefem Interesse sein muß", den Anlaß, in einem Leitartikel die Lösung der bulgarischen Kirchen frage einer eingehenden Betrachtung zu unterziehen. Nach einer sehr anerkennenden Würdigung der zweimaligen Amtstätigkeit des abgetretenen Patriarchen, welcher „der nordischen Macht oft seine beständigen und unwandel baren Sympathien bewiesen habe und um dieser Willen auch im Jahre 1850 dem feindlichen Einflüsse des eng lischen Gesandten Stratford de Nedcliffe zum Opfer ge- faUensei",belcuchtetderrussische„Regieruugs-An- zriger " dieKirchenfrage, wrlcheGrrg vr'sRücktritt unzwei felhaft beschleunigte. „DasStrebenderBulgaren", heißt es, „eine nationale Kirche zu organisiren, welche rin Hauptförderungsmittel für die Wiedergeburt ihrer Na tionalität sein soll, begann schon vor den 40er Jahren. Anfangs sowohl von Seiten der griechischen Geistlich keit, auch von der türkischen Negierung mißfällig aus genommen, lebten diese Bestrebungen nach dem Pariser Frieden mit ungewöhnlicher Kraft auf, als infolge der politischen Verhältnisse die Nationalitätenfrage überhaupt eine brennende wurde und im Besonder» die Slawen verm^e des Schutzes des großen stammverwandten nor dischen Reiches eine besondere Macht zu erlangen be gannen. Die anfänglich mäßigen und gerechten For derungen der Bulgaren — in Betreff der Abhaltung des Gottesdienstes in der Nationalsprache und einiger anderer nationaler Privilegien — gingen bald zur voll ständigen Nichtanerkennung des alten kanonischen Rechts, zur offenen Feindschaft gegen die Griechen und zur Ver folgung der griechischen Geistlichkeit über, worauf das Patriarchat von Konstantinopel (noch vor Gregor VI.) mit der Excommunication der ungehorsamen bulgari schen Geistlichen antwortete. Beinahe das ganze Land, das alte Bulgarien, blieb einige Jahre lang ohne Prie ster; diesen Umstand benutzten eifrige katholische Mis sionäre, um ganze Ortschaften zur Union hinüberzuziehcn. Daß dieser Religionswechsel nicht größere Dimensionen angenommen hat, hat man nur dein Einschreiten Ruß lands zu verdanken, das immer die Interessen der Or thodoxie im Orient gewahrt hat. Indem Rußland dem stammverwandten Volke, dem Schößlinge des großen slawischen Stammes seinen Schutz nicht versagte, soweit derselbe die Civilisation fördern und die Nationalität entwickeln konnte, bemühte es sich zugleich, den kirch lichen Frieden zwischen den beiden an Volkszahl bedeu tendsten Nationen der Balkanhalbinsel zu wahren, deren Feindschaft nur zur Schmach und den Feinden der Or thodoxie zur Freude gereichen konnte.... Ein von Gre gor im Jahre 1867 vorgelegtes liberales Projekt ge nügte den Führern des bulgarischen Volkes nicht und wurde von ihnen verworfen. Einige von ihnen, welche der Pforte eifrig ergeben waren, suchten sichtlich die Einmischung der türkischen Regierung herbrizuführen, welche auch schließlich durch einen Ferman die autono mische bulgarische Nationalkirche anerkannte. Dies Er eigniß, das bis dahin noch ohne Beispiel war, hat mehr als alles Andere zum Rücktritt des Patriarchen, dessen Ge sundheit schon durch die beständigen Sorgen gelitten hatte, beigetragen.".... „Kann man", so schließt die eingehende Betrachtung des russischen Amtsblatts, „einerseits nicht umhin, über die endliche Lösung der bulgarischen Lir- chenfrage sich zu freuen, so muß man doch andererseits bedauern, daß diese Lösung nicht auf dem Wege fried licher Einigung erreicht ist. In jedem Falle jedoch kann man nicht umhin, die Wiedergeburt der bulgari schen Nationalität mit aufrichtiger Freude zu begrüßen und ihre weitere Entwickelung unter günstigern Ver hältnissen zu wünschen; zugleich aber muß man auch die Wiederherstellung des Friedens und der christlichen Liebe zwischen den beiden großen, die Balkanhalbinsel bewohnenden christlichen Volksstämmen herbeisehnen. Nur der Friede kann dort die Civilisation befestigen, die der Menschheit so theuer ist; der verderbliche An tagonismus, den Viele zwischen dem slawischen und hellenischen Elemente erregen wollen, kann nur Roh heiten hervorbringen, welche an und für sich zugleich Ur sache und Folge jeder Disharmonie und Feindschaft sind." Tagrsgeschichte. * Berlin, 28. Juli. Ueber die geplante Zusam menkunft des Kaisers Wilhelm und des Kaisers Franz Joseph schreibt man der „N. Pr. Z." aus Wien, daß zwar die Detailbcstimmungen von beiden Theilen noch nicht vollständig fcstgestellt seien, daß aber bisher nicht Salzburg, sondern Gastein als der Ort und der 8. August als der Tag des Zusammentreffens der Monarchen in Aussicht genommen war. Die wei tere Mittheilung, daß die beiden Kaiser sich ohne Be gleitung ihrer Minister der auswärtigen Angelegenhei ten begegnen werden, sei unrichtig. — Aus Ems mel det man: Se. Majestät der Kaiser arbeitete heute Vormittag mit dem Kriegsminister Grafen v. Noon und empfing darauf den Vortrag des Militärcabinets. Graf v. Noon soll, wie die „N. A. Z." schreibt, Vortrag gehalten haben betreffs einiger Personalverhältnisse in den höhern Stellen des Kriegsministeriums selbst und ferner bezüglich verschiedener Angelegenheiten, welche die festen Plätze der neuen deutschen Landestbeile betreffen. Ihre Majestät die Kaiserin kam heute Nachmittag von Koblenz nach Ems, ertbeilte mehrere Audienzen und kehrte darauf dorthin zurück. Der Kaiser wird sich morgen Vormittag nach Koblenz begeben. Zur kaiser lichen Tafel war heute auch Halim Pascha gezogen worden. — Der „D. R.-A." veröffentlicht die Namen Derjenigen, welche der Kaiser im "Namen des deutschen Reichs und auf Vorschlag des Bundesraths zu Mit gliedern des durch das Gesetz über den Unterstützungs wohnsitz vom 6. Juni 1870 begründeten Bundes amts für das Heimathswcsen in Berlin ernannt hat, nämlich zum Vorsitzenden: den k. preußischen geh. Legationsrath und Vortragenden Rath im auswärtigen Amte, König, zu Berlin, und zu Mitgliedern: 1) den k. preußischen Obertribunalratb Thümmel zu Berlin, 2) den k. preußischen geh. Regierungsrath und vor tragenden Rath im Ministerium des Innern, Wohlers, zu Berlin, 3) den k. preußischen Kammergerichtsrath Drenkmann zu Berlin, 4) den großh. sächsischen Staats anwalt Göpel in Eisenach. — Infolge der Räumung der Departements Somme, Seine-inferieure und Eure durch die deutschen Truppen werden nach der „N. Pr. Z." das Generalkommando des I. Armeekorps und die erste Division demnächst in die Heimath zurück befördert werden, jedoch ausschließlich des 2. ostpreußi- schcn Grenadierrcgiments Nr. 3, welches der 2. Division überwiesen worden ist. — Infolge des jetzt in Kraft getretenen Gesetzes über die „Erwerbung und den Ver lust der Reichs- und Staatsangehörigkeit" hat der Mi- Feuilleton. Ein Besuch bei den neuen Ausgrabungen von Lorurto. Die Gräberstadt des alten Tarquinii, die sich bei der Stadt Corneto, 20 Kilometer nördlich von Civita vecchia, befindet, ist seit einigen Jahrirhnden eine reiche Fundgrube geworden für die Erforschung des etrus kischen Alterthums, und besonders in neuester Zeit ist man dort eifrig mit Ausgrabungen beschäftigt. So wurde auch zu Weihnachten des vergangenen Jahres die Entdeckung eines größeren Grabes nach Rom ge meldet behufs einer wissenschaftlichen Besichtigung des selben, und dieser Expedition beschloß ich trotz des schlechten Wetters mich anzuschließen. Leider erlitt die Sache einen Aufschub, da der anhaltende Regen die Wege unpasstrbar machte und die folgende Uebrrschwem- mung selbst die Eisenbahnverbindung auf einige Tage unterbrach. Endlich am 4. Januar konnten wir es unternehmen; nach mehrstündiger Fahrt erreichten wir die Station Corneto und erblickten zur Rechten die Stadt, die etwa eine Stunde vom Meere entfernt auf einem Hügel liegt. Mit hoher Ringmauer umgeben, über die zahlreiche viereckige Thürme rmporragen — einst sollen es hundert gewesen sein — bietet sie einen eigenthümlich fremdartigen Anblick, fast wie eine Stadt deS Orients. Die Gräberstadt, zu der uns jetzt das uns erwartende „Legno" hinbringen sollte, dehnt sich im Südostrn de- Orte- auf demselben Hügel hin, an der Straße, die später nördlich sich wendend nach Viterbo führt. Kurz vor dem ersten Meilenstein hielt der Wagen bei den Bogen eines mittelalterlichen Aquädukts, wir sprangen über ein« niedrige Mauer und eilten über den steinigen Boden, aus dem zahlreiche versteinerte Muscheln um herlagen, erwartungsvoll dem neuentdeckten Grabe zu. Man hatte es nach der Auffindung zur Sicherheit wieder zugeschüttet, und eben waren noch die Arbeiter beschäftigt, den Sand wegzuschaffen, der den Eingang deckte. Wir kletterten hinunter, und uns bückend traten wir durch eine niedrige Thüröffnung in eine Felsenkammer von ungefähr quadratischer Form. Eine drückend warme Luft empfing uns in dem niedrigen Raume, über den die qualmenden Kerzen der Arbeiter nur ein schwaches Licht verbreiteten. Unsere ersten Blickt begegneten nur kahlen Wänden, durch brochen von Thür- und Fensteröffnungen, die noch andere Räume dahinter vermuthen ließen. Aber ein paar Schritte näher mit dem Licht, da treten aus dem Dunkel Malereien hervor, zum Theil noch in frischen und kräftigen Farben, wir sehen ein Gastmahl von Männern und Frauen, wir lesen die Namen der hier Begrabenen, die nun im Genüsse der elysischen Freuden dargestellt sind, wir erkennen die Todesgenien, die uns den Schauplatz dieser Scrnen im Todtrnreichr suchen heißen. An allen vier Wänden herum zeigten sich Gemälde, aber nicht überall wohl erhalten. Sie sind auf die Tünche gemalt, mit der direkt die Tuffwand, ohne Be wurf, bekleidet wurde, und vielfach war diese dünne Schicht abgeblättert oder drohte in nächster Zeit noch herabzufallen. Zahllose Wurzeln hatten durch Ritzen de- lockeren Gesteines sich Herrin gedrängt und bedeckten als dünnes Netz die Decke und die Wände, an denen sie vielfach die Tünche abgesprengt, während sie an anderen Stellen sie zu halten schienen. Nach der ersten flüchtigen Orirntirung betrachteten wir uns die Darstellungen etwa- näher. An der linken Wand vom Eingang au-, nach der Hinteren Ecke zu, ist anscheinend ein Ehepaar im Ge spräch begriffen dargrstellt; der Mann sitzt in ruhiger Haltung da, mit der Rechten einen langen Stab gefaßt, den er auf den Boden stützt; die ihm zur Linken sitzende Frau, mit erhobenem Arm und ausgestrccktem Zeige finger, scheint lebhaft zu ihm zu sprechen. Dieser Gruppe folgt an der Hinterwand eine andere von zwei Männern, einem älteren bärtigen und einem jüngeren, die sich gleichfalls zu unterhalten scheinen; der ältere links hat den rechten Arm in die Seite gestemmt, wäh rend der andere in der Rechten den langen Stab hält. Neber den zwei Fensteröffnungen, die hier wie in den anliegenden Wänden zu beiden Seiten der Thür die Wandfläche unterbrechen, finden sich zwei geflügelte Todrsgenien dargrstellt. Der eine, in sitzender oder kauernder Stellung, hält mit der rechten Hand einen Hammer, das gewöhnliche Attribut dieser Dämonen, der andere sitzt da mit einer großen doppelten Schreib- tafel, einem Diptychon auf den Knieen, und ist be schäftigt, die zweite Hälfte desselben voll zu schreiben, während die andere, über seine Kniee herabhängende, bereit- mit Schrift bedeckt ist. — Verzeichnet er wohl die guten oder bösen Thaten eines der hier bestatteten Männer? Ist es ein Urthril von den Richtern der Unterwelt, was er schreibt? Wir wissen eS nicht, denn keine Forschung hat uns bisher diese Sprache verstehen gelehrt; aber vielleicht können auch dir Worte dieser Tafel einmal zur Lösung des großen Räthsels mit beitragen. Mit der Darstellung der Todrsgenien, auf die bei Oeffnuu- der Thür des Grabes das erste Licht und der erste Blick des Eintretenden fallen mußte, glaubte der alte rtruskische Künstler oder sein Auftraggrbrr genug gethan für den Ausdruck Dessen, wozu der Naum bestimmt war; nichts weiter in den Gemälden erinnert uns daran, daß wir uns in einem Grabe befinden. Das Lrben im Jenseits dachten sich die Etrusker als in einer Fortsetzung der irdischen Lebensfreuden be stehend, diese darzustellen ist daher die Aufgabe ihrer Malerei in den Kammern der Todten. So bildet hier ein fröhlicher Schmauß, bei dem auch die musischen Genüsse nicht fehlen, den Gegenstand der Darstellun gen an der ganzen rechten Wand und darüber hinaus auf beiden Seiten, und im Zusammenhänge damit sind wohl auch die ruhigern Conversationsscenen zu denken, die wir schon betrachtet haben. Wir sehen zuerst an der Hinterwand rin Paar, Mann und Frau, auf einem Lectus, vor dem ein reich besetzter niedriger Tisch steht. Ter Mann hat sich be quem hingrstreckt, mit dem Oberkörper halb aufgerichtet und auf den linken Arm gestützt, mit der rechten Hand reicht er der Frau ein Ei hin. Diese sitzt ihm zur Seite, den heitern Blick auf ihn gerichtet, und legt ihm vertraulich die Hand auf die Schulter. Hinter der Frau steht ein Mädchen, da- mit einem großen Facher in den Händen ihr Kühlung zuzusächeln scheint. Es folgt an der rechten Wand ein Mann mit einer Leier und ein Flötenspieler, Beide hingewendrt zu einer ganz ähnlichen Gruppe wie die eben beschriebene. Hier scheint der Mann die Frau zum Trinken aufzufordern, indem er in der Rechten eine Schale erhebt und die Linke auf ihre Schulter legt; dieselbe Geberde von Seiten der Frau läßt vermuthen, daß sie es ablrhnt. Auf den Tischen erkennen wir runde Brode und kleinere Brödchen, die mit unsern sogenannten Franz semmeln eine starke Aehnlichkeit verrathen, und ein paar Schüsseln oder Schalen. Das sophaähnliche Mö bel, auf dem beide Paare ruhen, ist unten reich dra- pirt, auf dem zweiten dürren dem Mann al- Rücken lehne zwei rothe Kiffen, die mit einer schwarz und gel ben Kant« ir 1» xromjue geschmückt sind, (Forts, folgt.)