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Dresdner Journal : 23.07.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-07-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187107230
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18710723
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18710723
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1871
-
Monat
1871-07
- Tag 1871-07-23
-
Monat
1871-07
-
Jahr
1871
- Titel
- Dresdner Journal : 23.07.1871
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welche sich in dieser Frage zum Dolmetsch der Gesinn ungen des Landes gemacht habe. — Der „Daily Telegraph- äußert sich in hohem Grade erfreut. Gladstone werde durch diesen Schritt noch populärer werden, da er die Würde des Unterhauses durch eine Maßregel gerettet habe, welche bestimmt ist, das Heeres system im wahren Interesse der Armee umzugestalten. Cagesgelchtchtc. * Berlin, 21. Juli. Durch allerhöchsten Erlaß vom 8. d. M. hat Se. Majestät der Kaiser und König die Aufhebung der im Ministerium der geist lichen, Unterrichts- und Medicinalangelegenheiten bis dahin bestandenen, gesonderten Abthrilungen für die evangelischen und für die katholischen KirHensachen und die Uebertragung ihrer Geschäfte an eine Abtheilung für die geistlichen Angelegenheiten zu genehmigen geruht. Diese Anordnung, beruht, wie der diesen Erlaß veröffent lichende „D. R -A." entwickelt, auf einem Princip, welches bereits in der Versassungsurkunde vom 3». Januar >8üi) seine innere Begründung bat Durch die Verfassung ist die Siel- lung der Staatsgewalt den verschiedenen Kirchen- und Reli- gionsparleien gegenüber eine wesentlich veränderte geworden, «ie überweist den Kirchen- und Religionsgesellschasten die volle Selbstverwaltung ihrer Angelegenheiten; lie fordert, in der Con» sequenz des leitenden Grundgedankens, für die Wahrnehmung der dem Staate verbleibenden Gerechtsame eine von individu ellen. confessioncücn Anschauungen gelöste, gleichmäßige Hand habung , und sie nimmt für den, die Verwaltung leitenden Mi- nister eine durch keine ministeriellen Einrichtungen und Ab- theilungen gebundene prrsönltche Freiheit und Verantwortlich keit in Anspruch. Daß diese Eonsequenz in der Organisation des Ministeriums der geistlichen Angelegenheiten nicht schon eher zum Ausdruck gekommen ist, hat wesentlich darin seinen Grund, daß die Ausgaben, welche die bisher gesonderten Ab »Heilungen zu lösen hatten, noch nicht vollständig erfüllt waren. Nun siud aber, wie das amtliche Blatt berichtet, die Aufgaben, die der Abtheilung für katholische Kirchensachcn oblagen, seit deren Gründung im Jahre »84» erledigt worden. Unter diesen Ausgaben besand sich auch die Durchführung der Auseinander- setzuug zwischen den der katholischen Kirche verfassungsmäßig zugewlcseneu und den der Staatsgewalt vorbebaltencn Rechten im Einzelnen. Somit besteht kein Bedürfniß mehr, sür die Bearbeitung der katholischen Kirchensachen eine gesonderte Ab theilung seiner deizubehaltcn. Ebensowenig ist die Beibehal tung einer gesonderten Abtheilung für die evangelischen Kirchen- lachen im Interesse der cvaugetischen Kirche geboten. Diese Abtheilung hat schon jetzt neben den evangelischen Kirchcnsachen auch die Angelegenheiten aller übrigen Eulte zu bearbeiten ge habt. Es ist daher nur ein weiterer von der Verfassung ge forderter Schritt, wenn auch die Bearbeitung der katholischen Kirchensachcn in diesen Kreis mit hineingezogen wird. Vor Allem aber kommt in Betracht, daß auch für die evangelische Kirche die verfassungsmäßige Forderung einer klarcu Sonde rung der staatlichen und kirchlichen Gerechtsame besteht, deren Befriedigung die Aufgabe des Regiments in Staat und Kirche bleibt. Ter Erreichung dieses Ziels tritt die neue Einrichtung nicht hindernd in den Weg, vielmehr soll sic eincn verstärkten Antrieb geben, auch auf dem Gebiete der evangelischen Kirche einen entsprechenden Abschluß hcrbeizusühren und damit eine der größten und folgenreichsten Aufgaben zu lösen. Der „D. R.-A." veröffentlicht ferner eine Bekannt machung des k. Bankdirectoriums, wonach die Com- manditen der k. preußischen Bank in Straßburg und Mühlhausen ihre Wirksamkeit am 26. Juli be ginnen sollen. In dem ihnen zugewiesenen Geschäfts kreis befindet sich u. A. auch der Ankauf von Wechseln auf Dresden, Leipzig, Chemnitz und Zittau. — Durch rin Gesetz, <1. ll. Cms, 17. Juli, gegengezeichuet von dem Reichskanzler, führt Se. Majestät der Kaiser im Namen des deutschen Reichs und nach erfolgter Zu stimmung des Bundesraths für Elsaß-Lothringen die Zoll- und Steuergesetze (Vereinszollgesetz, Ge setze, betreffend die Besteuerung des Zuckers und die Erhebung einer Abgabe vom Salz, den Zolltarif und das Zollcartel) ein. Dieselben sollen an einem durch den Reichskanzler zu bestimmenden, im Gesetzblatte für Elsaß-Lothringen bekannt zu machenden Tage in Kraft treten. Ein weiteres, gleichfalls aus Ems vom 14. Juli datirtes Gesetz enthalt Abänderungen der Ge richtsverfassung für Elsaß-Lothringen. Hervor gehoben sei Folgendes: Für die Verhandlungen und den sonstigen amtlichen Verkehr der Gerichte ist die deutsche Sprache die Geschäftssprache. In französischer Sprache kann die mündliche Verhandlung vor den Handels- und Friedensgerichten, sowie in Polizei- und Zuchtpolizeisachen ohne Zuziehung eines Dolmetschers erfolgen, wenn sämmtliche mitwirkende und betheiligte Personen dieser Sprache mächtig und Parteien, Zeugen oder Sachverständige der deutschen Sprache nicht mäch tig sind. Unter der gleichen Voraussetzung kann eine gerichtliche Vernehmung neben einer mündlichen Ver handlung oder außerhalb einer solchen in französischer Sprache erfolgen und in dieser niedergeschrieben, dabei auch auf Zuziehung eines Dolmetschers verzichtet wer den. Bei den Frtedensgerichten in Metz und einer Anzahl französisch sprechender Orte Lothringens sowie bei dem Handelsgericht Metz ist bis auf Weiteres die französische Sprache die Gerichtssprache. In Aemtern des Justizdienstes können alle Deutschen augestellt wer den, welche in einem Bundesstaate die Befähigung zu innerhalb des Rahmens der allgemeinen Disposition eine freiere Bewegung gestattet war, so hat die Hin gebung und Tapferkeit der in beiden Schlachten be- theiligten Krieger Siege errungen, welche gleich beim ersten Sichtbarwerden des Feindes errungen, einen moralischen Eindruck machten, der für den ganzen Feld zug von der größten Bedeutung war. Schwerlich würde dies der Fall gewesen sein, wenn die strategische Kunst ohne die Aufopferung so vieler deutscher Krieger die Corps von Frossard und Mac Mahon unschädlich ge macht hätte. — Möge diesem ersten Bändchen möglichst bald die Fortsetzung folgen. 11^. 1 Literatur. „Das Friedensfest im Gottes- Hause. Vier Predigten gehalten in Dresden am Tage der Dank- und Frirdensfeier (2. Sonntage nach Tri- nitatis) 18. Juni 1871. Preis 5 Sgr. Der Reiner trag ist für die Jnvalidenstlftung bestimmt. Dresden, Schulbuchhandlung." Diese vier trefflichen Predigten sind von dem Herrn Consistorialrath Superintendent Dr. Kohlschütter (Psalm 126, 3: Unsers deutschen Volkes Dank- und Siegesruf), Superintendent Ur. Meier (Philipper 4, 4—7: der Friedensaltar des siegreichen Volkes), Pfarrer Dr. Clauß (1. Sam. 7, 12: Bis hierher hat der Herr geholfen) und Pfarrer Steck (Micha 4, 3—4: Die Waffe des Krieges wird zum Werkzeug des Friedens) gehalten worden und wer den sicherUch allen Hörern eine sehr willkommene Gabe fein. Nicht minder können diese erbaulichen Vorträge, welche die Verlagshandlung am 11. Juli, am Tage des festlichen Einzugs der siegreich heimkehrenden Truppen, veröffentlicht hat, weitern Kreisen als werthvolle Er- innerungsblättrr an die jüngst verlebte große Zeit dienen pnd feien hiermit der Beachtung bestens empfohlen. einem gleichen Amte oder zum höheren Richteramie überhaupt erworben haben. Der Reichskanzler ist er mächtigt, die verkäuflichen Stellen im Justizlienst deren Inhabern gegen Entschädigung auS der Landeskassc zu entziehen. — Diesen: Gesetze »steine Ausführungs verordnung beigeiügt, wonach das Appellations gericht, das an Stelle der AppellationsgerichtShöfe tritt, seinen Sitz in Colmar, die 6 Landgerichte in Metz, Saargemünd, Zabern, Straßburg, Colmar und Mühlhausen ihren Sitz haben sollen. — Der Minister des Innern, Graf zu Eulenburg, ist von Ems wie der hier eingetroffen. — Dem feiten des socialde- mokratischcn Comitös für den nächsten Sonntag pro- jectirten und im „Socialdemvkrat" bereits angekundig- ten Festzuge nach Moabit ist, wie die „N. A. Z." ' hört, feiten des Polizeipräsidiums die nach § 10 des Vcr- cinsgesctzes vom 11. März 1850 einzuholende Geneh migung versagt worden. In der Versammlung, welche auf Einladung des Strikecomitös der Maurer feiten eines Theils der Poliere stattfand, erklärten die Poliere in geheimer Abstimmung mit 82 gegen 25 Stimmen, daß sie die Forderung der Gesellen billigten und dieselben unterstützen wollten. Es hatten nur wenige Poliere das Wort genommen; diese Sprecher erklärten alle zwar ihr Einverständniß mit der verkürz ten Arbeitszeit im Princip, jedoch mißbilligten sie den Strike als einen unzeitgemäßen. — Der Vorstand der Meisterversammlung erläßt einen Aufruf an die „Baumeister, Maurer- und Zimmermeister Berlins", in welchem es u. A. heißt: „Nun kommt es daraus an, zu erproben, wer heute der maßgebcndc Theil der Baugewerbe ist? — Der teschnisch und kaufmännisch alle Sorgen des Geschäfts sowohl in der An knüpfung wie in der Führung und Abwickelung verantwortliche Dirigent, also der Bau , Maurer- oder Zimmermeister, oder die durchaus keine Verpflichtung, als die Kraft zur Ausführung und in tausend Füllen sehr mangelhafte und ungeübte Kraft bietenden Gesellen. Liberale Grundsätze und Handlungen dür fen dem heutigen Unternehmer eines Geschäfts und namentlich eines Baugeschästs nicht fehlen, er muß der Zeit in allen ge rechten Forderungen Rechnung tragen; aber er muß seiner Stellung auch Achtung zu verschaffen wissen; er darf sich nicht von den Gesellen ganz überwältigen und unter die Füße tre ten lassen und so zum Spielball seiner Leute werden, die seinen Untergang herbeisühren und den Arbeitern sicherlich auch nicht zum Segen gereichen, denn die Schwäche des G-schäs-svorstan- des verleitet sie immer wieder zu neuen, zuletzt ganz ungerecht fertigten Forderungen, welche von vielleicht einem Dutzend ver führender Stimmführer aufgestellt unv gepredigt die Leute in die traurigsten Verhältnisse, sowohl in materielle, nie geistige bringt; sie werden bar des innern Friedens durch die ewigen Hetzereien gegen ihre Arbeitgeber, und diese Hetzereien können nur ein Ende nehmen, wenn sie durch kräftige, entschlossene Gegenwehr gebrochen werden, dann verleihen sic keinen neuen Rei; mehr. Darum, geehrte Herren, halten Sie fest an unsern Beschlüssen, schaffen wir dadurch wieder Ordnung in die Mei ster- und Gesellenverhällniffe zum Besten beider. Aengstizen wir uns nicht über cingegangene Conlractc und Verpflichtungen, jede Behörde, jeder Privalbauherr wird und muß den Unter nehmer in Schutz nehmen, um diesem immer weiter greifenden Unwesen der Steiles Einhalt zu thun " Viele Baumeister schließen übrigens die Contracte über die Bauten bereits nur mit der Clausel ab: „I n Fall kein Strite der Gesellen eiutritt", um sich so in Betreff der Zeit und Kosten zu sichern. — Vorgestern baben hier sämmtliche Hufnagelschmiedegesellen die Arbeit eingestellt. Dieselben beanspruchen circa 25 Procent Lohnerhöhung, da der frühere Lohnsatz sür einen guten Arbeiter ungefähr 4 Thlr. betrug. — Die Tischlergesellen werden heute Abend berathen, ob und wann ein Strike in Scene gesetzt werden soll. BrrSlau, 20. Juli. (Schl. Z.) Die Agitation in Oberschlesien scheint, trotz der militärischen Aus nahmemaßregeln, in Königshütte ihren Fortgang zu nehmen. Uns wenigstens will es im jetzigen Moment nur agitatorisch erscheinen, wenn die neueste Nummer des in Königshütte erscheinenden polnischen Wochen blattes „Katolik" einen längeren Artikel über „Unsre Lage" bringt, in welchem die katholische Kirche als an gegriffen und gefährdet und ein entscheidender Kampf um den Glauben als wohlbegründet hingestellt wird, da nur bis zum Kriege mit Frankreich den Katholiken in Preußen die Freiheit ihres religiösen Lebens gewahrt schien, seit dem Enve des Krieges mit dem äußeren Feinde aber der Kampf mit den Katholiken lcgvnnen worden sei. — Laut einer Depeühc aus Liebau mo- dificirt eine im „Landeshuter Kreisblatt" enthaltene Bekanntmachung die Grenzf perre erheblich; der grenH- nachbarliche Fuhrwerksverkehr, ja selbst der Handel mit Pferden ist wieder gestattet. — Wie man der „N. fr. Pr." aus Breslau mit- theilt, ist die der „Beuthener Zeitung" entnommene Mittheilung, die Arbeiter in der Laurahütte hätten Strike gemacht, völlig unbegründet; es ist weder die Arbeit eingestellt worden, noch irgend eine Ruhe störung vvrgekommen. Forbach, 19. Juli. Der „Köln. Ztg." schreibt man zu dem wiederholt erwähnten Eisenbahnun glück: Die ersten vier Wagen des Militärzuges sind Literatur. „Der Stumme von Sevilla. Ko misches Epos von Ernst Eckstein. Stuttgart, Verlag von A. Kröner. 1871." Während das Epos ernsten Inhalts in neuerer Zeit durch die betreffcudcn Werke vor» Kinkel, Ad. Stern, Roquette, V. v. Strauß, H. Neumann, Heyse, Hebbel, Ad. Böttger, Gruppe, Schc- renbcrg u. A. mehr oder minder glücklich gepflegt wurde, herrscht dagegen auf dein Gebiete der Komik ein fühl barer Mangel. E. Eckstein, der bereits im vorigen Jahre mit einem humoristischen Epos „Schach der Kö nigin!" debütirte, hat nun mit dem vorliegenden Merk chen das beregte Feld von Neuem angebaut. Zur Em pfehlung dieses Opus mag zunächst dienen, daß das selbe nach einem einfachen Plane und in knapper Form geschrieben ist, so daß sich die Dichtung leicht und be quem liest, während das erste Werk Eckstrin's höchst weitschichtig und umfangreich angelegt war. Um das lesende Publicum mit dem Inhalte einigermaßen ver traut zu machen, wird es nöthig sein, die komifche Ver- und Entwickelung des Gedichts uiit einigen Worten dar- rul egen. Der Inhalt der 15 Gesänge ist in Kürze folgender: Don Remilgo, Sprößling eines edlen Hauses und in allen Künsten wohl geübt, huldigt Petronella, einer stolzen Grafentvchter aus Castilien. Ein Freund vermittelt endlich mit Hilfe der Zofe Cafilda rin Zwi schengespräch zwischen Remilgo und Petronella. Die Dame gicbt dem Verehrer Hoffnung auf ihren Besitz, nachdem er eidlich gelobt, eine gewlsse Frist keine Sylbe mehr zu sprechen; ebenso wenig soll irgend eine Seele erfahren, was ihn zur Stummheit verdammt hat. Einem häßlichen, dicken Goldschmied Jonathan, der ebenfalls Petronella minnt, wird von ihr aufgeben, ein Jahr hindurch strengstens zu fasten, damit er gehörig ad- magere. Zur selben Zeit liegt König Karl mct Bri tannien ün Kampfe. Remilgo, der die Fopperei der verschent geblieben, die zehn folgenden dagegen vollstän dig zertrümmert worden. Leider sind 7 Todte zu be klagen, die heute mittelst militärischer Ehren auf dem diesigen Kirchhofe beerdigt worden sind. Außerdem sind 6 Soldaten schwer und 59 leicht verwundet. Dieselben werden in einem noch vom Kriege her vorhandenen Lazarethe unter der oberen Leitung eines Stabsarztes verpflegt. Es verdient anerkannt zu werden, daß die Stadt Forbach sich sofort bereit erklärt hat, alle außer ordentlichen Bedürfnisse der Verwundeten zu befriedi gen, und daß auch manche Bewohner sofort Erquick ungen für dieselben bereit gestellt haben. Weimar, 21. Juli. Seiten der großherzogl. Staatsregierung ist nunmehr in Bezug auf die Au- sammenberufung des Landtags der Beschluß gefaßt worden, daß derselbe seine Thatigkeit unmittelbar nach dem Schluß der Herbstsession des deutschen Reichstags beginnen soll. Wie bereits früher hervorgehoben, geht die dreijährige Finanzpcriode, für welche der Etat ver einbart worden ist, mit dem 1. Januar k. I. zu Ende und ist daher die Feststellung des neuen Budgets vor diesem Termin notbwendig. München, 20. Juli. (A. Z.) Der Deutsche Kaiser verlieh dem Oberstceremcnienmeistcr Grafen v. Moy, den Generaladjutanteu Grafen Nechberg und Frei- Herrn v. Jeetze den rothen Adlerorden erster Klasse, dem Polizcidircctor v. Burchtorff, dem ersten Bürger meister von München und dem Generaldirectionsrath Nobeling den Kronorden zweiter Klasse; ferner wurden mit preußischen Orden decorirt der Kammerherr v. Barth, der Flügeladjutant v. Stauffenberg, der Di rector der baycrschen Verkehrsanstaltcn, Fischer, und der zweite Bürgermeister von München. — Während eines längern Urlaubes des hiesigen preußischen Ge sandten, Freiherr»» v. Werthern, hat der Legations- rath Freiherr v. d. Brincken die Leitung der gesandt- schaftlichen Geschäfte übernommen. — Prof. Meßmer hat sich in seiner Eigenschaft als Officiator der Uni versität an den Senat mit dem Verlangen gewendet, das seitherige Verhältnis; der Universität zur Lud wigs kirche zu lösen; dem entsprechend hat der esenat an das Cultusministerium die Bitte um Anweisung einer andern Kirche gerichtet, und zugleich für dieses Se mester den katholischen Universitätsgottesdienst in der Ludwigskirche eingestellt. — Der zum Gesandten Frank reichs in Rußland ernannte vormalige Kriegsminister General Leflö, der gestern in unsrer Stadt verweilte, ist heute über Wien nach St. Petersburg abgercist. Der General ist von seiner Familie und mehrern höhern Offizieren begleitet. * Darmstadt, 20. Juli. Der Kaiser und die Kaiserin von Rußland nebst Fainilie sind gestern auf Schloß Jugenheim angekommcn. Zur Begrüßung waren daselbst cingetroffen der Großherzog, Prinz und Prinzessin Karl, Prinz und Prinzessin Ludwig, Prinz Alexander sowie der Prinz v. Wales. Wien, 21. Juli. Wie der „Pesther Lloyd" aus guter Quelle erfahrt, steht die Errichtung eines rus sischen Generaleonsulats in der ungarischen Hauptstadt in Aussicht. Aus St. Petersburg sei bereits der Auftrag zur Ermittelung geeigneter Ämts- localitäten gegeben worden. Ueber die von der russi schen Regierung getroffene Wahl ihres Vertreters sei noch nichts bekannt; nur so viel soll feststehen, daß eine hervorragende politische Persönlichkeit für den unter Umstänoen sehr wichtigen Posten ausersehen ist. — Der General Leflö ist auf seiner Durchreise nach St. Petersburg heute hier cingetroffen. Paris, 16. Juli. Einer Correspondenz der „N. fr. Pr." entnehmen wir Folgendes: Von alle»» politi schen Fehlern, die man an den Franzosen wahrnimmt, ist sicherlich ihre vollständige Unwissenheit im Gemeinde wesen der größte. Der Abgang der municipalen Frei heit ist ihr Fehler, weil sie nämlich nie deren Wichtig keit erkannt haben. Mit ihrer Wuth, überall die Po litik in das Spiel zu bringen, haben sie stets den Cha rakter der Municipalwahlcn geschädigt. Heute fällt dieser Fehler mehr als je in Paris in die Augen. Wenn mar» die Namen der Candidaten hört, die von den verschiedenen republikanischen Comitös vorgeschoben werden, möchte man sagen, daß es sich um rein poli tische Wahlen handle, denn sie sind mit wenigen Aus nahmen fast sämmtlich aus den drei Listen des radicalen Comitös, der Liguc der Rechten von Paris und des republikanischen Seineausschusses hervorgegangen, ob gleich die Bedingungen für einen Gemeinderath anders liegen als jene, die für die Wahl eines Deputirten ver langt werden. Der wesentlich politische Charakter der Municipalwahl von Paris wird nicht durch die massen hafte Präsenz aller Mitglieder der verschiedenen Muni« cipalitäten von Paris, die von der Regierung der na tionalen Verthcidigung unmittelbar unter dem Eindruck der Revolution vom 4. September erwählt waren, al- stolzen Dame erkannt und Sevilla verlassen hat, nimmt bei den Franken Kriegsdienste, verrichtet Wunder der Tapferkeit und gelangt zu hohen Ehren. Da der Fürst der Gall er Demjenigen, welcher den Stummen heilen würde, eine große Summe versprochen, so eilen Aerzte die Menge herbei; doch ihr Mühen bleibt vergeblich. Ji» den Schlußgesängen erfahren wir, daß Petronella nach Paris kommt, uin den so berühmt gewordenen Feld- Herrn von seiner Stummheck zu befreien; aber in Re- milgo's Brust ist die Liebesluit längst erloschen. Pe tronella wird damit gestraft, daß sie den Goldschmied heirathen muß, während aus einem jungen Ritter, wel cher Don Remilgo in den Kämpfen wacker beigestanden, sich Helene, die Nichte jenes Goldschmicd's, entpuppt. Letztere hat Remilgo schon längst im Stille»» geliebt und wird nun seine glückliche Gattin. Das Epos ist zwar nicht besonders reich an schlagendem Witze, doch enthält es viele komisch erheiternde Sccnen und manche satirische Anspielung und ist, wie schon erwähnt, kurz weilig und unterhaltend geschrieben. p -f Der „Rheinische Courier" schreibt: Von Inter esse dürfte eine Reihe von Funden sein, die man jüngst im württembergischen Oberschwaben gemacht hat. Dieselben sind für die Wissenschaft kaum weniger werth- voll, als die seiner Zeit Aufsehen erregenden Entdeck ungen bei der Schusscnquclle. Sämmtliche diesmaligen Funde weisen auf eine alte Niederlassung von Menschen hin, welche, ohne irgend einen Gebrauch von Metallen zu kennen, lediglich nur auf Werkzeuge von Bein, Renngeweih und Feuersteinmcsser angewiesen waren, aber trotz Alledem so reiche Jagdbeute an Bären und Rennthieren machten, daß Knochenabfälle von Hunder ten von Individuen in dem Modcrboden begraben lie gen. Außer den schon genannten Thirren ist in Hohen- terirt werden. Da die Reactionärr ihrerseits gleichfalls politischen Vorurthrilen huldigen, ist dir nvtbwendigr Folge, daß der Gemeinderath, den man am 23. IM wählen wird, in Wahrheit eine politische Körperschau ist, die, von den Meinungen und Ansichten abgesehen, immerhin einige Aehnlichkrit mit der Commune unseli gen Andenkens haben wird. Paris, 19. Juli. (K. Z.) Unter die Personen, welche von der Commission vernommen wurden, die mit der Untersuchung der Ereignisse nach dem 4. Sep tember betraut worden ist, gehören auch Gambetta und Brame, am 4. December Mitglieder des gesetzgebenden Körpers und Minister. Jules Favre ist ebenfalls vor der Commission gewesen. Von derselben befragt, wes halb er noch kein Gelbbuch mit den diplomatischen Acten - stücken des letzten Jahres veröffentlicht habe, antwortete derselbe, „er sei genöthigt, diese Veröffentlichung aus Staatsgründen zu unterlassen". Gambetta bewies vor der Commission, daß er in der Provinz nicht 700,000, sondern 1,100,000 Soldaten ausgehobcn habe. — In Mazas wird eine gewisse Anzahl der bedeutenderen C'om- munisten, wie Courbet, die beiden Ferrö, Mouton, Moiret, Fontaine, gefangen gehalten. Jin Gefängniß Cherche-Midi giebt es noch eine bedeutende Anzahl von Gefangenen, obgleich jeden Tag mehrere nach Versailles abgeholt werden. Gestern wurden wenigstens 20o Ge fangene in der Orangerie von Versailles in Freiheit aesetzt und werden ihnen heute 200 andere folgen. — Außer dem Mitgliede der Commune, Razona, wurden in Genf noch Graf Massauet de Marancourt, Schrift steller und Oberst beim Generalstabe der Commune, sowie die Gebrüder May verhaftet, die Geschäfte, für die Stadthausmänner gemacht. Es heißt, d e Regie rung habe ihre Auslieferung ebenfalls verlangt. — Der „Temps" meldet: Gestern hat eine neue Unterredung zwischen Thiers und Gambetta (über die Reorganisation des Heeres) stattgefundcn, welcher General Faidherbe beiwohnte. — Dem „Siecle" wird aus Nancy berichtet: Lothringen und mit ihin die schönen Künste, die Geschichte und die Alterthumswissenschaft haben einen empfind lichen Verlust erlitten. Ji» der Nacht vom 16. zum 17. Juli hat eine heftige Feuersbrunst das altehr würdige Schloß der Herzöge von Lothringen zerstört, deren Nachkommen heute die Souveräne des Hauses Oesterreich sind. Stur mit Ungeheuern Anstrengungen gelang es, die runde Kapelle zu retten, in welcher die irdischen Ueberreste der alten lothringer Herzöge ruhen. DaS Haus der Gendarmerie ist abgebrannt, die Samm lungen und die Bibliothek der archäologischen Gesell schaft von Lothringen sinv vernichtet, man konnte nur die alten Tapeten Karl's des Kühnen den Flammen entreißen; im Uebrigen blieben nur die Mauern von allen diesen Gebäuden aufrecht. Der Verlust wird auf über 500,000 Frcs. geschätzt. — In Rheims und Avignon zogen am 14. und 15. Juli Banden durch die Straßen, die weiße Fahne voran, riefen: „Es lebe Heinrich V.! Nieder mit der Republik!" und ließen Schwärmer knallen, während die Behörden ruhig de,» clcricalcn und legitimistischen Kund gebungen zuschautcn. — Man schreibt der „Corr. Havas" aus Algier: Ji» der Provinz Constantine haben die Insurgenten eine gute Lehre erhalten; einer ihrer Chefs, Bou Mez- zag, ein Enkel des Bey von Titeri, welcher sich der Unterwerfung widersetzte, wurde vollkommen bei Dra- el-Arba durch die Colonne des Generals Saussier ge schlagen. Paris, 21. Juli. (Tel.) Das „Journal officiel" theilt mit, die Räumung der Departements Eure, Seine - införieure und Somme durch die deutschen Truppen sei soeben durch formelle Ordre des Deut schen Kaisers anbefohlen worden. Da trotz der Ge neigtheit des Generals v. Manteuffel die der materiel le»» Vcrification der abgelieferten Beträge entgegen stehende»» Schwierigkeiten sich nicht ohne Weiteres be heben ließen, so hatte der Conseilspräsident an General v. Manteuffel das Ersuchen gerichtet, sich in dieser An gelegenheit dircet an den Kaiser zu wenden, welcher hierauf im telegraphischen Wege die sofortige Räumung der genannten drei Departements anordnete, ohne dag abgewartet werden sollte, bis die Zahlung vollständig effectuirt sei. Das „Journal officiel" fügt hinzu, eS befänden sich seit dem 15. Juli 500,957,000 Frcs. theils in Baarem, theils in Werthpapieren in den Hän de»» der deutschen Behörden. Die Räumungsordre sei bereits nach Rouen, Amiens und Peronne übermittelt worden. — Der Minister des Aeußern hat beim Ge- neralprocurator der Republik eine Verleumdungs- klage gegen das Journal „Avenir Liberal" ange strengt, da das genannte Blatt in seiner Nummer vom 20. d. ihn beschuldigt hatte, eine^ willkürliche Verhaf tung veranlaßt zu haben. fels das Pferd geschlachtet worden, der Auerochs und ein kleiner Zwergochs, kaum einen Meter hoch, der sich in dem Bergvieh von Finnland, Norwegen und auch des Atlasses erhalten hat, ferner der Eisfuch neben dem gemeinen Fuchs, der Wolf und die Wildkatze, Fischotter und Biber, Singschwan und Waldcnte, Gans und Rei her, der Löwe, das Nashorn, der Elephant und wohl auch Antilopen. Somit habe»» hier einst Thiere mit einander zusammen gelebt, die heute durch eincn vollen Erdquadranten von einander getrennt sind, wie das Rennthier und Nashorn, oder wie Löwe und Eisfuchs. Die verschiedene,» Werkzeuge unv Waffen dieser alten Bewohner des Achthals stimmen so vollständig mit den Ansiedlern an der Schussenquelle, daß einerl Stamm, Brauch und Gewohnheiten zu Tage liegen. Knochen reste vom Menschen selbst sind aber weder hier noch dort gesunde»» worden. -f Der „Nat.-Ztg." wird geschrieben: Die Expedition zur Untersuchung der Ostsee in wissenschaftlicher und volkswirthschaftlicher Beziehung, welche von dem deutschen Fischereiverein angeregt worden und deren Auslaufen kürzlich gemeldet wurde, ist gegenwärtig in Stockholm angelangt. Nach den hier eingetroffenen Meldungen hat die Expedition, welche gegenwärtig etwa die Hälfte ihrer Aufgabe gelöst, bisher ein sehr reiches wissenschaftliches Material gesammelt. In Stockholm tritt der bisherige Führer der Expedition, Professor 0r. Meyer aus Kiel, von der Leitung derselben zurück und an seiner Stelle übernimmt, wie schon von vorn herein bestimmt war, für die Ausführung der zweiten Hälfte der Arbeiten der Professor tt>». Möbius aus Kiel die Dirrction der Arbeiten. * Unter dem Titel „Zweierlei Tuch" hat Max Dittrich ein Bändchen Soioateugrschichlen (Dresden, 1871, Berlag von Br. Radelli) veröffentlicht, weicht
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