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Dresdner Journal : 04.06.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-06-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187106045
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18710604
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18710604
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1871
-
Monat
1871-06
- Tag 1871-06-04
-
Monat
1871-06
-
Jahr
1871
- Titel
- Dresdner Journal : 04.06.1871
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Straßburg, 1. Juni. (N. Pr. Z.) Die Dotation der projectirten elsässischen Universität wird auf jährlich 220,000 Thaler berechnet. Dazu kommen an einmaliger Ausgabe die Kosten der ersten Anlage an Gebäuden, Laboratorien und sonstigen tcchischen Vor richtungen mit annähernd einer Million Thaler. Da der Relchskanzler in dem Frankfurter Frieden Schul denfreiheit für das Land bedungen hat, verursacht die Bereitstellung der Mittel für die Universität keine Schwierigkeiten mehr. — Die Festungsfrage schwebt noch in den Stadien der Vorberathung. Nach Rück gabe Belforts an Frankreich findet die Meinung kom petente Pertreter, daß der fortificatorische Schutz des deutschen Südens mehr rheinaufwärts zu verlegen sei. Bekanntlich genügen bei dem gegenwärtigen Stand der Artilleristik die Festungswerke Straßburgs den Anfor derungen der Pertheidigung nicht mehr wegen der nörd- Eommission für die Hauptstadtverlrgung den ein zelnen Ministerien einen Bericht über den Stand der Arbeiten in Rom vorgelegt und ihnen bekannt gegeben, wievielr Beamte bis Ende Juni in den neuen Aemtern installirt werden können. Wie aus diesem Berichte her- vorgeht, können je 100 Beamte von jedem Ministerium Evncurrenz ergab 33 Arbeiten, von denen „als best erfundene Zeichnung" Gustav Kaupert zu Frankfurt a. M. den ersten, den zweiten Preis jedoch „als best er fundene technische Arbeit" Anton Heß in München er hielt. Ersterer ist Lehrer am Städel'schen Institut; A. Heß ist ein Schüler von Zumbusch in München. — Der Comitö zur Errichtung eines Arndt-Denk mal- auf den Rugard bei Bergen auf Rügen beabsich tigt dem alten Rügianer Ernst Moritz Arndt, den Vorkämpfer für Deutschlands Einheit, ein Monument in der Gestalt eines Wartthurms zu errichten. Es er sucht die Architekten Deutschlands das Unternehmen durch Anfertigung und Einsendung (bis 15. August d.J.)vonProjecten fördern zu wollen. Einfach und gedie gen, gleich dem schlichten edlen Sinn des „Vater Arndt", soll, nach dem Concurrenzprogramm, das Bauwerk werden, für dessen Ausführung außer einer Patie Baumaterialien noch etwa 3000 Thlr. zur Disposition stehen, die angesammelt sine durch Beiträge aus dem ganzen deutschen Vaterlande. Bei der isolirten und ziemlich hohen Lage des Rugard darf die theilweise aus Granitbruchsteinen zu errichtende Hauptmasse des Thur mes nicht hoher als ca. 50—60 Fuß über die Berg kuppe sich erheben. Zu ebener Erde wird eine ver- scblirßbare Halle und im mittleren Geschosse ein beson derer Raum zur Aufstellung Rügen'scher Alrerthümer gewünscht. Das oberste Stockwerk soll aus einem be deckten, mit Fenstern zu versehenden Belvedere bestehen. Durch eine bequeme Wendeltreppe sind die sämmt- lichen Geschosse des Wartthurms zugänglich zu machen. * Herr v. Witt, welcher seine Thätigkeit an unsrer Hvfbühne bereits wieder aufnahm, hat sein Gastspiel in Graz, wie eine Reihe uns vorliegender Berichte dortiger Blätter bekundet, mit glänzendem Erfolge fort gesetzt und beendet. Seine Wiedergabe de- Raoul in Ministerium, daneben die Tuilerien, gegenüber auf dem anderen Ufer der Seine der Eour-des-Comptes, weiterhin das ganze Quartier St. Germain. Das war die flammende Barriöre, welche die auf das Centrum zurückgehenden Föderirtrn den Truppen auf dieser Seite entgegensetzten. „Wenn die Royalisten von Ver sailles uns einen König hereinbrinarn wollen, so soll er wenigstens keine Wohnung in Paris finden" . . . sagten die Menschen, welche die Flamme an die Tui lerien legten. Zu gleicher Zeit warfen sie Brand fackeln in den Louvre, „weil derselbe nur Lurusgrgen- ständc für Reiche und für Schwelger enthalte". Aus diesem Meer von Gluth und Rauch flohen, rasend vor Angst und Verzweiflung, die Bewohner, die nicht ein mal mehr an das Retten ihrer Habe denken konnten. Aber das war noch nicht das Höchste des Entsetzlichsten. Das ganze Quartier Saint-Germain brannte fort und fort. Dian batte dieses „Rattennest des Adels" unter Petroleum gesetzt, wie die Unmenschen sich ausdrückten. Nach diesen Heldenthaten zogen sich die Brandstifter auf ihre Heimstätten Belleville und la Billette zurück. * Paris. 31. Mai. Ein Anschlag der Militär behörde verfügt, daß alle Cafös, Restaurants und öffentlichen Locale um Mitternacht geschlos sen werden. Die Eigenthümer und Gäste, welche die ser Anordnung sich nicht fügen, werden verhaftet und den Militärgerichten überliefert. Der Verkehr der Omnibus und öffentlichen Wagen wurde heute wieder ausgenommen. — Die Zeitungen „Paris-Jour nal" und „Journal des Döbats" sind heute Morgen wieder erschienen. Die bedeutendsten Blätter sind von Versailles nach Paris zurückgekehrt. — Ein neues Jour nal „Die Tricolore" unterstützt die Candidatur des Her zogs v. Aumale zur Präsidentschaft der Assembler. Es meint, die Republik werde die nothwendige Regierung Frankreichs bleiben, allein, das Land könne den Chef der Republik nur unter denOrleani stischcn Prinzen wählen. Dieser Chef würde eine beharrliche Drohung für Preußen und eine Anwartschaft auf die Wieder- eroberung der geraubten Provinzen sein. «Die Prinzen von Orleans, frei von jedem persönlichen Ehrgeiz, wer den — dessen sind wir gewiß — um keinen Preis die vom Kaiserthum und von der Negierung Gambctta's und Consorten geschaffene Liquidation übernehmen. Wer einen Degen führt, wie sie, wird seinen Thron nicht auf ein amputirtes Frankreich stellen." — Der neuesten „Times" entnehmen wir folgende telegraphische Nachrichten aus Paris vom 31. Mai: Das Durchsuchen der Häuser nach Insurgenten wird eifrig fortgesetzt. Unter anderen hat man den Exfinanzminister der Commune, Gourde, gefunden. Noch immer ist cs schwer, von Paris fortzukommcn. General Cluseret hofft man in Vincennes, dem letzten Zufluchtsort der Jnsurgentenchefs, zu finden. Der communistische Befehlshaber des Forts übersandte dem bayerschen General eine Liste seiner Offiziere und Leute und erbat für die ersteren Pässe nach der Schweiz, für die letzteren Pässe nach Frankreich. Nach verschie denen Unterhandlungen wurde die Sache der Bestim mung des Generals Vinoy überlassen, und dieser ent schied, daß die Garnison, da sie nie einen Schuß ge- than, nur kurze Zeit gefangen gehalten werden solle, wogegen aber alle dahin Geflüchteten ausgeliesert wer den müssen. Damit war die Garnison vollkommen zu frieden und ste beeilte sich, alle ihre Chefs einzusperrcn. Versailles, 1. Juni. (Tel.) Die Ersatzwahlen für die Nationalversammlung sind definitiv auf den 18. oder 25. Juni angesetzt. Es sind noch 120 Deputirte zu wählen. Die „Libertö" erklärt, die Ne gierung habe betreffs der Prinzen von Orleans die Entscheidung getroffen, sie zur Einnahme ihres Sitzes in der Versammlung cinzuladen. Auf Antrag Ville- seur's beschloß heute die Nationalversammlung, am nächsten Montag die Prüfung der Wahlen des Prin zen von Joinville und des Herzogs von Aumale »or- zunehmen. — (K. Z.) Die Cabinetskrisis wurde durch eine gemachte Scene in der Nationalversammlung her- beigeführt, nachdem sie längst vorbereitet und vorher gesägt war. General Ducret interpellirte wegen der letzten Wahlen im Departement der Nievrc den Mi nister des Innern in einer insolenten Weise; er machte den Minister, den Präfectcn und die republikanische Linke für die Unglücksfälle Frankreichs in einer Weise verantwortlich, daß Picard heftig wurde und den Prä fectcn Saligny als einen ausgezeichneten Beamten vcr- theidigte, der Beförderung verdient habe und den er, der Minister, befördern werde. Lebhafter Beifall der Linken, Sturm und Wuth auf der Rechten und nach der Sitzung eine Auseinandersetzung mit dem Chef der Executive, durch welche die Cabinetskrisis thatsächlich gemacht wurde. Die Generäle spielen in der National versammlung mit jedem Tage mehr die Herren und Meister. — Die Zahl der Gefangenen beträgt zum Mindesten 40,000. Täglich werden 1200 Mann nach den westlichen Hafenplätzen geschafft, und gestern wur den in Satory 140 Mann aus einmal erschossen. 1500 Mann reguläre Truppen, welche sich der Commune angeschlossen hatten, wurden gefangen hier eingebracht und mit umgewendetem Waffenrock durch die Straßen escortirt. — Der „Jndöpendance beige" wird aus Versailles gemeldet, daß der Verlust der Armee bei der Ein nahme von Paris angeblich nur 300 Tobte und 600 Verwundete betrage. Toisy, 2. Juni. (Tel.) Seit Mitternacht ist der Verkehr mit Paris wieder freigegeben. Beide Bahnen nach Versailles sind wieder hcrgestellt und haben ihre Fahrten wieder ausgenommen. Der Tele graph, welcher der Privatbenutzung von und nach Paris bis jetzt vorenthalten war, soll im Laufe des heutigen Tages dazu wieder zur Verfügung gestellt werden. — In Anbetracht des Vorhergegangenen ist die Lage von Paris befriedigend, und das Vertrauen kehrt all mählich wieder. — Es bestätigt sich, daßDupanloup zum Erzbischof von Paris ernannt ist. — Die Rente schloß heute 53.85. Florenz, 1. Juni. (Tel.) In der Deputirten- kammer wurde heute der Antrag Laporta's, die par lamentarische Session sofort zu vertagen, verworfen, dagegen der Antrag der Regierung angenommen, noch vor der Verlegung der Hauptstadt die vom Ministerium als dringlich erklärten Gesetze über die Reorganisirung der Armee und die öffentliche Sicherheit zu votiren. Farini verlangte in der Kammer KO Millionen für die Armeebedürfnisse und für Befestigungen. Betloni griff das Offiziercvrps heftig an; er verlangte Purification desselben und die Einsührung von Promotionsprü fungen. — Laut einem Telegramm der „N. fr. Pr." hat die NeichstagMug oom 2. Mi. 0. 8. Berlin, 2. Juni. Am Tische des Bundes- rathes befanden sich der Reichskanzler Fürst Bismarck, die Staatsministcr Delbrück, v. Pfretzschner, v. Schlör und andere BundcSbevollmächtigte, sowie mehrere Bun- descommissare. Auf der Tagesordnung stand die erste Berathung der drei Gesetzentwürfe, betreffend die Entschädi gung der deutschen Rhederei, die Gewährung von Beihilfen an die aus Frankreich ausge wiesenen Deutschen, und denErsatz vonKriegs- schäöen und Kriegsleistungen. Staatsminister Delbrück erklärt daß diese Vorlagen Theile der großen bis zur nächsten Session zu vertagenden Vorlage sind, durch welche über die Kriegsentschädigung im Ganzen verfügt werden soll, und zwar betreffen sie dir dring lichsten Gegenstände, die einen Aufschub bis zum Späthherbst nicht vertragen. Dit vollständige Vorlage hätte die Session über Gebühr verlängert, sie sei auch nicht nothwrndia, da die zu verwendende Summe noch nicht eingegangen ist. Bis zum Herbste würden etwa K2ü Mill, ringegangen sein; darum sind dir Vorlagen auf dringliche gesetzliche Regelungen beschränkt; drei liegen vor, die viert« weaen der Eisenoahneu schließt den Kreis. WaS die finanzielle Seite der Vorlage betrifft, so ist es schwer, eine bestimmte Summe für die Vorlagen zu »er langen. In Betreff der Rhrdereien sind die ausgestellten Ve- rechuuugen nur approximativ und diese betragen etwa » Will. Thaler für die verkauften Schiffe, Berechnungen, Entschädi gungen für Schiffe, die in fremden Häsen einlaufen mußten, konnten nicht anaestellt werden, weil glaubwürdige Unter lauen fehlen Jedenfalls wird diese Entschädigung » Mill, Thal«! lich dominircnden Hihenzüge. Von hier auS wurdr bei der Belagerung die Stadt erfolgreich angegriffen. Fällt dem ungeachtet mit Rücksicht auf dir Lage der Stadt an den großen Verkehrsstraßen dir Entscheidung für Beibehaltung der Festung, so steht eine bedeutende Erweiterung und Hinausschiebung der Werke bevor. Die Kosten für diesen Fall sind dem Vernehmen nach auf mehr als 20 Millionen Thaler veranschlagt. — Heute hat die französische Negierung auf die Kriegsmilliarden 40 Millionen Francs in Banknoten hierselbst ausgezahlt. Hoffentlich wird es gelingen, einer Entwerthung der Noten, deren noch 85 Millionen nachfolgen werden, vorzubeugen. München, 2. Juni. (Tel.) Für September ist biersclbst eine große Versammlung der Altkathv- liken in Aussicht genommen, wozu Deputationen aus allen Ländern erwartet werden. — Nachrichten aus Rom zufolge soll der Pater Hyacinthe daselbst die Opposition gegen das Unfrhlbarkeitsdogma organisiren und beabsichtigen, zu diesem Zwecke ein besonderes Organ zu gründen. Wien, I. Juni. (Pr.) Das Ministerium des Aus wärtigen wurde von der Versailler Regierung ersucht, die Auslieferuug der nach Oesterreich-Ungarn entkom menen Flüchtlinge der Pariser Commune ver anlassen zu wollen. Das Ersuchen ist an die beiden Landesregierungen geleitet und diese haben beschlossen, daß die betreffenden Neclamationen in jedem einzelnen Fall zu prüfen seien und nach dem Ergebniß dieser Prüfung die Auslieferung zu bewirken oder abzulehnen sein werde. Der Reichskanzler soll Thiers zur Besie gung des Pariser Aufstandes beglückwünscht haben. Triest, 1. Juni. Der „Cittadinv" theilt mit, die für Pfingstmontag im Mauronertheater angekündigte Theatervorstellung: „Napoleon's Capitulation in Sedan", sei auf Protest des französischen General konsuls untersagt worden. Paris, 27. Mai. Man schreibt der „AUg. Ztg.": Mittwochs, als die Feuersbrünste begonnen hatten, kamen mehrere Mitglieder des Centralcomitös zur republikanischen Liga, sie anflehend, durch ihre Einflüsse weiteres Unglück zu verhindern. Tie Mit glieder der Liga setzten ihre Köpfe aufs Spiel, und es gelang ihnen die Feucrlcgung von der Notre-Dame Kirche, von den Archiven, der Nationaldruckerei, dem Conservatorium der Künste und Handwerke, von der Mairie des dritten Arrondissements und vom Temple abzuhalten; sie kanten um wenige Minuten zu spät, um das Stadthaus zu retten. Die Liga mußte jede Hoffnung aufgeben, der Orgie der Verwüstung Ein halt zu thun. Doch blieb sie in Permanenz, um von Stunde zu Stunde Informationen und Thatsachen zu protokolliren. Die Veröffentlichung dieser Protokolle wird ein ernstes Licht über die Urheber und über die Jedem zukommende Verantwortlichkeit verbreiten. — Orginalberichten der „N. fr. Pr." entnehmen wir Folgendes: Die Mordbrennereien waren nicht, wie nian etwa glauben könnte, ein Act der Vertheidi- gung, eine militärische Maßregel, bestimmt, den Rück zug der Insurgenten zu decken. Nein, sie waren ein wilder Act, wohl überlegt und vorbereitet wie eine dramatische Cchlußeutwicklung. Die Leute von der Commune wollten den Ruhm haben, in der granen- vollen Apotheose einer historischen Tragödie zu ver schwinden. Die vorbedachte Mordbrennern liegt klar zu dieser Zeit bequem in Rom untrrgebracht werden. Rom, 2. Juni. (Tel.) Dir päpstliche Cor- vette „Immaculata Concezione" geht im Auftrage de- Papstes unverzüglich nach Toulon, um 60,000 Frcs. für die bedürftigen Bewohner von Paris und mehrere Kisten mit geweihten Gegenständen für die daselbst zer- störten Kirchen zu überbringen. — Wie der „Pr." telegraphirt wird, überreichten 200 Studenten dem Papste eine Anerkennungsadresse für die Unfehlbarkeit, was ihre Relegation zur Folge hat. Der Papst läßt die Relrgirten auf seine Kosten in Bayern und Oesterreich weiter studirrn. Lissabon, I.Juni. (Tel.) Dir Deputirtrnkam- mer hat das Straßenbudget in Opposition gegen die Regierung mit erheblichen Aenderungen votirt. London, 1. Juni. (Tel.) Die Bergwerksarbei ter in Südwales beschlossen, dir Arbeit einzustellen, weil ihnen eine 5procentige Lohnerhöhung verweigert wurde. Warschau, 1. Juni. Seit einigen Tagen herrscht hier keine geringe Aufregung wegen entdeckten Unter- schleifs in der Magistratskasse hiesiger Stadt. Es hat sich nämlich herausgestellt, daß die Prämien zahlungen für die Häuserassecuranz, welche bis jetzt obligatorisch war und wobei sämmtliche Versicherer einen Verein bildeten, der eine Landesinstitution ausmachte, allerdings rechtzeitig, gegen Empfangsquittungrn von der zustehcnden Magistratskasse, ringezahlt, aber nicht voll an die Vereinskasse abgeliefcrt worden sind. Mit den Einzahlungen des neuen Jahres sind jedesmal dir ver untreuten Summen des vorhergrgangenen Jahres ge deckt worden, und so ging es einige Jahre, dis es jetzt, bei Auflösung der Landesassecuranz, zur definitiven Abrechnung gekommen ist und das sehr erhebliche Manco nicht mehr zu vertuschen war. Als Schuldiger an die sem Diebstahl wird officiellrrseits der Kassrncontroleur Jzdebski genannt, der verhaftet wurde, aber, da er an einer Lähmung daniederliegt, im Hospital als Verhaf teter bewacht wird. Die Frage, wer das Manco zn decken hat, wird noch einer Erörterung unterliegen. Der Magistrat hat allerdings die Hauswirthe aufge- fordert, das Fehlende nachzutragen, was diese aber zn thun sich weigern, indem sie auf die in ihren Händen befindlichen Quittungen Hinweisen. Wohl wagen sie es bei dem noch immer bestehenden Kriegszustände nicht, wegen der Aufforderung zum Zahlen gegen den Stadt- Präsidenten, einen General, direct zu klagen; sie glau ben jedoch, durch passives Verhalten, nämlich durch Nichtzahlung, auch diese Frage in die Untersuchung hin- einzubringen, und halten sich überzeugt, daß, sobald der Statthalter erst auf diese Angelegenheit aufmerksam gemacht sein wird, er es nimmermehr zugeben wird, daß die Unschuldigen für die Schuldigen zahlen sollen. — Vor Kurzem kamen hier 80 Franzosen an, die auS der Gefangenschaft in Preußen hierher geflüchtet waren. Man hielt sie hier unter Aufsicht, bis die Nachricht vom Abschluß des Frankfurter Friedens einlangte, worauf sie freigelassen wurden. Der französische Ge- neralconsul versah dann die Leute mit Geld, und vor gestern reisten sie über Wien nach ihrem Heimathlande ab. — Ein früher als Zollkammer, und seit Aufhe bung der Wasserzollkammer als Ladungsplatz für die auf der Weichsel ankommenden Ladungen verwendetes städtisches Grundstück, auf dem sich die für Aus ladungen erforderlichen Einrichtungen, sowie bequeme Remisen befinden, hat man jetzt der Militärinten dantur übergeben. Dem Handelsverkehr auf der Weich sel ist dadurch ein empfindlicher Schaden zugefügt. Die Kaufmannschaft hat sich deshalb nach St. Petersburg gewendet, und ist man auf den Bescheid gespannt. — Einem Vereine zur Unterstützung hilfsbedürf igcr Stu denten, obschon vom Statthalter, der sich selbst als Mitglied eingeschrieben, protegirt, hat der Minister in St. Petersburg die Concession verweigert. Konstantinopel, 1. Juni. (Tel.) Eine Anleihe von 6 Millionen nominell wurde mit der allgemeinen ottomanischen Creditgeseüschaft zum Course von 68 ge- gegen 6 Proc. Verzinsung und 1 Proc. Amortisation abgeschlossen. Als Garantie dienen 450,000 Pfd. St. des ägyptischen Jahrestributs. — Man telegraphirt der „Pr.": Diesen Sommer werden die ägyptischen Ministerien nicht von Kairo nach Alexandrien übersiedeln, wie das sonst ge wöhnlich zu geschehen pfiegte. Der Khedive hätte am 28. Mai nach Konstantinopel reisen sollen; die -sacht war bereits in Stand gesetzt, plötzlich wurde aber die Reise wieder verschoben. Die Pforte soll in Kairo sehr energisch auftreten, der Khedive rief die Intervention Englands an. Washington, 1. Juni. (Kabeltelegramm.) Präsi dent Grant hat den bisherigen Gesandten der Vereinig ten Staaten bei dem Norddeutschen Bunde, Georges Bancroft, als Gesandten für das deutsche Kaiser reich beglaubigt. — Im Laufe des Monates Mai hat die Staatsschuld um 4,439,000 Dollars abge nommen. zu Tage: die Vertheilung des Petroleums in den ver schiedenen Räumlichkeiten, die bei einigen Brandstiftern gefundenen genauen Instructionen, die Einreihung der Weiber und Kinder, die im Voraus getroffenen An stalten, wie das Anstreichen der Wände und das Anspritzey der Häuser und Gewölbe mit Petroleum u. s. w, dies Alles beweist, daß dieses Sengen und Brennen nicht das Resultat ciuer plötzlichen wahn sinnigen Inspiration, sondern einer mit der klein lichsten Sorgfalt im Voraus angestellten Berechnung war. Es war eine ungeheure Brandverschwörung. Am Dienstag schon hatten die Bewohner der Tuilerien den Befehl erhalten, die Wohnräume zu verlassen. Weiber aus dem Volke drangen hinein und strichen die Wände im Innern mit Petro.enm an; sie spritzten Petroleum durch die Räume und durch die Gänge. Man behauptet, daß alle die großen öffentlichen Ge bäude, die sich hier am Ufer der Seine gruppiren, durch Zündfäden mit dem Hotel-de-Ville, in welchem die letzten Mitglieder der Commune residirten, verbun den gewesen seren. Dasselbe sei der Fall gewesen mit den reicheren Quartieren, namentlich Quartier Hauß mann u. s. w. Aber im letzten Moment seien die Fäden von den Nationalgarden des neunten Arron dissements, welches sofort zu den Truppen übertrat, als dieselben im Bereiche erschienen, entfernt worden. Zu gleicher Zeit brannte in der Rue-Nivoli das Finan- um sag« Deu Str, Uelx statt, Eise, «ost dere den > Grui anrie 1». ? aber lagen den; schrn geben kunge Verb, werd, der 4 nicht, Vertl ü Prim cip n tritt! Geltu Still den. daß d em dl führt triebe, Dami scheu Liquii stanzt die T der v im Zi tage setzen^ same i Gott wegen loshal Deuts der ve nähme erwäh sich ve tich be der Bi nie be Risico sonder gerecht das R Staat, währei daß d Localb ins Ai geschlo Franc" zuzahl saliei anerka A zosen Pans Diese i urtheil Berthe allein mation ausreu zweite S welche einzein der Le Beihits thcituii Organ Organ überha M ten bei die Sc zur Ti Ai begrüß bewill, zu kein sreiGc zu hab Uuterh Seewe geleiste unserm auf di Aussick Stell» Anden geübt i Ai v. Ma geschlo! diesem anders Ai Frage von de machte AI trag v Barba D Rhrt stattfii E betreff Frar A genstai bemerk dessen auf A den. 4 Ausbr im Ei gesühr jenen allein Frank I Tbäti, Ausw, wurde äußert Sehr find » kicher Land« anspn gung gründ Billig so ha, leicht« dm „Hugenotten" veranlaßt das „Fremdenblatt" zu sehenden Bemerkungen: „Herr v. Witt ist einer jener Saiger, die in der großen Oper, statt Alles gleich auszffpielen und dann fertig zu sein, von Act zu Act schöner und kräftiger singen. Er sang Alles mit wahr haft hnreißender Durchaeistigung in Gesang und Spiel und steigerte seinen Gesang zur wahren Meisterleistung in den Duetten des vierten Actes, wo er das b und st jedesmal jtillno mit Bruststimme, mit aller Tonschin- hrit und Empfindung und ebenso die kraftvollen Stellen im höchster Affect mit voller Schönheit sang." * Das Musikfe st in Köln hat in geschäftlicher Beziehung ön günstiges Resultat geliefert. Die Ein nahme beläut sich, wie die „Elbf. Ztg." berichtet, auf reichlich 7000 Thlr., gegen 1868 freilich über 1000 Thlr. weniger dagegen sind in diesem Jahre auch die Ausgaben geringer. Unter den mitwirkcnden Kräften befand sich nebh Frau Joachim (Alt) als Vertreterin deS Soprans Frcu Bellingrath-Wagner. Der Mu- sikre^erent der „KZ." schreibt über dieselbe: „Von den Solosängerinnen Ist Frau Bellingrath - Wagner dem rheinischen PublicHn längst als sangeslustige, mit fri scher und voller Slmme begabte und auf künstlerische Vollendung des VoEags bedachte Künstlerin bekannt. Seit ihrem ersten Afftreten in Köln haben sich ihre Mittel erweitert, hat die Frische und Fülle ihrer Stimme zuger ommrn, ihr Vorrag an Ruhe und Tiefe gewon nen. Was Wunder, Aß Frau Bellingrath ° Wagner, die nebenbei eine unverwüstliche Kraft des Organs be sitzt, ihre Nolle (in Hächrl'S „Josua") zu großer Be friedigung der Hörerschcn durchführte und an Ruhe und Würde des VortragSwogar manche Erwartungen übertraf." * In Wien starb rm lNuni der pensionirte Ober« landesgerichtsrath vr. Augvt Neil re ich, einer dcr populärsten Vertreter der Mnzenkunde in Oesterreich. in der Fassung des Ausschusses und zuletzt in nament licher Abstimmung gegen dir eine Stimme des S.-M. Leonhardt angenommen. Endlich brrirth dir Synode einen Erlaß, die Verlegung des -Festes Mariä-Verkün- digung betr. Nach einiger Debatte erklärt sich die Synode damit einverstanden, daß das Fest Mariä Verkündigung, wenn es auf einen Wochentag fällt, auf den vorhergehenden oder (nach Antrag deö Vicepräsi- drntrn Dr. Hoffmann) auf den nachfolgenden Sonntag verlegt werde, daß es sich dagegen nicht empfehle, dem Antrag auf Abschaffung des Festes Erscheinung Christi und eines Bußtags stattzugrben. Nachdem Präsi dent vr. v. Gerber sodann von der Synode einen zweitägigen Urlaub erbeten und erhalten hat, wird die Sitzung geschlossen. " Berlin, 2. Juni. Im Reichstage hat heute die erste Lesung dreier vom Bundesrathe vorgelrgter Ge setze über aus den französischen Kriegskvsten zu deckende Entschädigungen stattgefunden, von denen das erste die Entschädigung der deutschen Rhederei, das zweite die Gewährung von Beihilfen an die aus Frankreich aus gewiesenen Deutschen und das dritte Entschädigungen für Kriegsschäden und Kriegsleistungen betrifft. In dem wir bezüglich der heutigen Verhandlungen auf den Sitzungsbericht (vgl. umstehend) verweisen, sei hier nur bemerkt, daß nach dem vorgelegten Gesetzentwürfe zur Gewähruug von Beihilfen an die während des letzten Krieges aus Frankreich ausgewiesenen Deutschen außer den für diesen Zweck in Frankreich erhobenen besonder» Eontributionen eine Summe von 2 Millionen Thaler aus den bereitesten Mitteln der von Frankreich zu zahlen den Kriegsentschädigung verwendet werden sollen. Diese Mittel werden den einzelnen deutschen Regierungen über wiesen und unter dieselben nach dem Verhältnisse dcr jedem einzelnen Staate angehörigen Ausgewiesenen zur Gesammtzahl aller Ausgewiesenen vertheilt; die Re gierungen bestimmen die den einzelnen Ausgewiesenen zu gewährenden Beihilfen und sind berechtigt, die von ihnen etwa geleisteten Vorschüsse in Abzug zu bringen. — Die zweite Berathung dieser Entschädigungsvorlagen wird im Plenum des Hauses erfolgen. Ängekündigt wurde heute durch den Reichskanzleramtspräsidenten gleichzeitig noch ein vierter Gesetzentwurf, welcher den Reichskanzler ermächtigt, vorläufig den Bedarf für die Ausrüstungen der an Deutschland abgetretenen Eisen bahnen in Elsaß und Lothringen mit Betriebsmitteln bis auf Höhe von 5 Millionen Thalern aus den berei testen Mitteln der von Frankreich zu zahlenden Kriegs entschädigung vorschußweise zu bestreiten. Die ganze für diesen Zweck in Aussicht genommene Summe soll 10 Millionen Thaler betragen. — Der „St.-A." ver öffentlicht heute folgenden, an den Cultusminister er gangenen und von diesem gegengezeichneten allerhöch sten Erlaß vom 31. Mai, durch welchen für die preußische Monarchie die Abhaltung eines allgemeinen feier lichen Dankgottesdienstes am 18. Juni d. I. angeordnet wird: „Durch Gottes Gnade ist dem schweren, vor einem Jahre über unS verhängten Kampfe jetzt ein ehrenvoller Friede ge- jolat. Was wir bei dem Beginn des Krieges im gemeinsamen Gebete erflehten, ist uns über Bitten und Verstehen gegeben worden. Die Opfer der Treue, dcr todesmuthigen Hingebung Uoscrö Volkes aus den Schlachtfeldern und daheim sind nicht vergeblich gewesen. Unser Land ist von den Verwüstungen des Kriegt» verschont geblieben und die deutschen Fürsten und Völ- ker sind in gemeinsamer Arbeit zu Emcm Reiche geeint. Für solch« Bannherzigkeit dem Herrn zu danken und das neu- aeschenkte Gut des Friedens in aufrichtigem und dcmüthigem Geiste zu Seine» NamcnS Ehre zu pflegen, ist jetzt unsre gc- mcinsame Aufgabe. Ich bestimme, daß am 18. Juni d. I., dem zweiten Sonntage nach Trinitati», in den Kirchen und Gotteshäusern Meines Landes ein feierlicher Dankgottesdienst unter Einläutung mit allen Glocken am Vorabende und mit Absingung des Tedeums gehalten werde. Zugleich genehmige Ich gern die Veranstaltung einer all gemeinen Collecte an den Kirchthürcn bei den Vor- und Nach- mittagsgottesdicnsten desselben Tages zum Besten der Invaliden und der Hinterbliebenen dcr gefallenen Krieger. Sie haben hiernach das Weitere zu veranlassen. Berlin, den »t. Mai 1871. Wilhelm."
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