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Dresdner Journal : 04.06.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-06-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187106045
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18710604
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18710604
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1871
-
Monat
1871-06
- Tag 1871-06-04
-
Monat
1871-06
-
Jahr
1871
- Titel
- Dresdner Journal : 04.06.1871
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12«. Sonntag, Len 4. Juni. 1871. Sdovuewvntkprol»»» Im HortS. Loock«: ^Lkrlivd: . . . . K Hilr. '^jLdrlicd: 1 l'KIr. IS «onMIiod: . . . 1S>^r. Lmrvlookluwmrro: 1 N^r. Io Lr«a»»«» tritt jLdrlicd S Hilr. Si^mpeleebütlr, »o»»«rd«Id «I«» !<orää. vuncke« kost- vnä 8tempelru»oll«b dioru. looerotvoprelser ^ür cl^n Roum einer eeopoltenen 2sile: 1)t U^r. Unter „Linxeuuiat" <ti» 2«ils: 3 Lrsekelnonr lAxlied, mit >o8n»t>ms Ser 8ovn- nnä k«iert«P», ^beväs Mr äen kvlb«väsn 1'»^. Zres-nerIomMl. VerantwoMcher Redacteur: I. G. Hartmann 1n»erole«»nuodm« «u»«Lrt«: Lsixii,. ^r. Lrno^tetter, Oowwi««»oSr Sei Vrssänsr ^ournol»; odsn^a».: HA/er, Fc^t n. ^re^er/ «-»- durx-LerUo-Vi«o-l,«ip»l^-L«»»I-Lr«,l»ii-Lr»vkkor1 «. N.; IlaaLroste,» 6 I»A/er, L«rUo-Vi«a-L»wborU-Lr»oL- kurl ». H.-Hüneke» Lerlio- ^1. Zielrme^er, 7/ Flivec/U, Lr,w«v: ^7. KalotteLr«»I»u: F. Äaoo»»»'» öäreou u. 7k. ^enle, kreottürt ». N.: L ^aeyer^ene u. F 17. //errmannHie 8ncdk., 7)a«/»e t^o., Lrox: H. A7irI»cS » Luohd.; vk«m»il,: />> ^c»At, ?«rj«: Aav«4 Fa/ttte, ^u/Iirr F t7o., Vi«o: FI. L-xpeI»L, üt»N»«rt: Da«i>« <S Oo. Uerou^xederr LSniksl. klrpeäition 6ee Vresäner 7orun»Is, Oreoäen, IcksrbiU'stkvll^luui« Ho. I. Amtlicher Theil. Brkanntmachung. Die vom mobilen ArmeecorpS ins Vaterland beur laubten Unteroffiziere und Mannschaften betreffend. Die von dem mobilen Armeecorps in das Vater land beurlaubten Unteroffiziere und Mann schaften, ausgenommen diejenigen der 24. Division und des Schutzen-Regiments, werden hierdurch angewiesen, sich vorläufig nicht zu ihren Truppenthei len, da dieselben jetzt auf dem Marsche find, zurück- zubegeben, sondern ihren dermaligen Aufenthalt ihrem betreffenden Ersatz-Truppentheile anzuzeigen und weitere Befehle abzuwarten. Die diesseitige Bekanntmachung vom 1. dieses Mo nats, wonach das 2. Jägerbataillon bei der 24. Division zu verbleiben habe, ist in Folge soeben einge gangener neuester Nachrichten demgemäß außer Kraft zu fetzen. Dresden, am 3. Juni 1871. Der stellvertretende commandirende General. Freiherr von Hausen, Generallieutenant. Bekanntmachung. Mit Genehmigung des Königlichen Ministeriums des Innern und unter Bezugnahme auf tz 11 des Ge- schäftsrcgulativs vom 12. April 1865 hat das Landrs- Medicinal Collegium beschlossen, die diesjährige Plenar versammlung den 3V. November d. IS. abzuhalten. Es werden daher die von den ärztlichen und phar- maceutischen Kreisvereinen gewählten außerordentlichen Mitglieder des Collegiums hierdurch eingeladen, ge dachten Tages Vormittags 10 Uhr im Sitzungs zimmer des Collegiums (Zeughausplatz Nr. 3) sich einzusinden. Dresden, am 2. Juni 1871. DaS Königliche Landes-Medicinal-Collegium. In Stellvertretung: vr. Reinhard. Pestel. Nichtamtlicher Theil. aeb.rslcht. Telegraphische Nachrichten. ZeitungSschau. (Presse. — Neue freie Presse.) LageSgeschichte. (Dresden. Berlin. Straßburg. Mün chen. Wien. Triest. Paris. Versailles. Soisy. Florenz. Rom. Lissabon. London. Warschau. Konstantinopel. Washington.) ReichStagSfitzung vom 2. Juni. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Lommatzsch. Rehefeld.) Statistik und LolkSwirthschaft. Beilage. Sitzung der LandeSsynode vom 2. Juni. Statistik und LolkSwirthschaft. GtngesaudteS. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Wien, Freitag 2. Juni, AbendS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung d<S Abgeordnetenhauses thrilte der Präsident die Antwort deS Kaiser- auf die Adresse deS Abgeordnetenhauses mit. Dieselbe lautet: „Mit Befriedigung nehme Ich die Versicherung pa triotischen Gefühles und altösterreichischcr Treue ent gegen, welche Mir das Abgeordnetenhaus erneuert aus spricht. Ich theile vollkommen die Uederzeugung von der Nothwendigkeit, den Kampf um die Versaffungs- formen zu beendigen. Ich hege die Zuversicht, daß es Meiner Negierung gelingen wird, gestützt durch Mein volles Vertrauen und durch die Sehnsucht nach gesicher ten, befestigten Zuständen, die sich bereits aller Kreise der Bevölkerung bemächtigt hat, die stets wiederkehren- deu Krisen im verfassungsmäßigen Wege endlich zum Abschlusse zu bringen und Oesterreich vor neuen Con flicten zu bewahren. In der Erwartung, daß das Ab geordnetenhaus auch seinerseits hierzu mitwirken wird, entbiete Ich demselben Meinen kaiserlichen Gruß." Nach der Verlesung der kaiserlichen Antwort, welche daS HauS stehend anbört, bringt der Prä sident, alS Ausdruck der Gefühle der unwandel baren Treue und Ergebenheit, ein Hoch auf den Kaiser, in welches daS Haus dreimal begeistert »iustimmt. Abt HelferSdorfer beantragt, in Anbe- tracht der dem Kaiser schuldigen Achtung und Loyalität heute die Sitzung zu schließen und die nächste Sitzuna Dienstag abzuhalten. Rach einer kurzen Bemerkung deS Abgeordneten Zybftkiewicz gegen diesen Antrag wird der Schluß der Sitzung mit großer Majorität angenommen. Paris, Freitag, 2. Juni. (W. T. B.) Die heutigen Blätter veröffentlichen ein Schreibe« deS SouSaouverneurS der Bank von Frankreich, worin derselbe erklärt, dir Bank sei während der Herr- schäft der Commune iutact geblieben; sie habe der Commune nur 9'4 Millionen überliefert, welche sie der Stadt Paris geschuldet, ferner 7,290,000 Francs mit Zustimmung der Regierung in Ver sailles. Dem „GauloiS" zufolge soll Lefranc daS Porte feuille der öffentlichen Arbeiten angenommen haben. Vermorel und Ar^d^ric Morin sind als Gefangene eingebracht worden. Versailles, Freitag, 2. Juni, AbendS. (W. T. B.) AuS der heutigen Nationalversammlung ist Folgendes zu berichten: Brunet beantragt, die Proscriptionsgrsetze aufzu heben, da dieselben unvereinbar seien mit dem republi kanischen Principe. Die Dringlichkeit dieses Antrages wird genehmigt. Zahlreiche Mitglieder der Rechten bringen einen Antrag ein, die Gesetze von 1832 und 1848 gegen die Prinzen des Hauses Bourbon aufzuheben. Ein Depu- tirter der Rechten erklärt, die Fusion zwischen den bei den Linien des Hauses Bourbon sei vollzogen. Die Dringlichkeit dieses Antrags wird mit großer Majori tät angenommen. Es folgt sodann die Berathung des Antrags Lefövre, die Tecrete der Regierung der nationalen Vertheidigung einer Revison zu unterziehen. General Trochu erklärt, die Regierung der nationalen Ver theidigung habe vor Beginn der Belagerung die Noth wendigkeit des Friedens begriffen, die Anstrengungen Favre's seien aber an unannehmbaren Bedingungen Bismarck's für den Zusammentritt der Nationalver sammlung gescheitert. — Die Versammlung beschließt zweite Berathung des Lefövre'schen Antrags. Wie verlautet, bereitet die Nationalversamm lung einen Antrag vor, wonach Herrn ThierS die Ausübung der Exekutivgewalt für zwei Jahre zu- steht. In Paris dauern die Haussuchungen, Berhaf- tungen sowie Entwaffnungen fort. Die Circulation ist völlig ungehindert. Die Kriegsgerichte werden am künftigen Dienstag in Function treten. Heute hat der Eiseubahndienst zwischen Versailles «vd Paris wieder begonnen. Der Andrang der Reisenden ist sehr bedeutend. Brüssel, Sonnabend, 3. Juni. (W. T. B.) DaS „Journ. de BruxrllrS" erklärt die Zeitungs nachricht, die belgische Regierung habe den schwei zer BunkeSralh in Kenntviß gesetzt, daß sie sämmt- Uche Pariser Flüchtlinge als gemeine Verbrecher auSliefern werbe, als unwahr. Zürich, Donnerstag, 1. Juni. (W.T.B.) Die hiesige neue Casrrne ist in verflossener Nacht nie- dergebravvt. Der Schaden an Mobiliar betrügt allein gegen eine halbe Million Francs. Dresden, 3. Juni. Die Herrschaft des Socialismus in Paris veranlaßt die zwei einflußreichsten Organe der Wiener Publicistik zu eingehenden Betrachtungen über die Rück wirkung, welche die Ereignisse in der französischen Hauptstadt auf die socialistische Bewegung in Europa ausüben werden. Beide Journale sind der Ueberzeu- gung, daß der jüngste Pariser Aufstand, so viel Blut und Thränen er gekostet, doch auch eine nützliche Seite hatte, denn er habe vollbracht, was bis jetzt nicht ge lingen wollte, er habe der Welt gezeigt, was es be deutet, wenn der Socialismus zur Herrschaft gelangt. Die Lehre, welche die Commune gegeben, sei schwer bezahlt, doch nicht zu theuer erkauft. Die (alte) „Presse" sagt: Die socialistischen Lehren hatten bis her, das ist nun einmal nicht zu läugnen, einen ideali stischen, das Gefühl bestechenden Hintergrund. Nicht die Schlagworte, welche dir Partei ausgab, aber die Lage der arbeitenden Klassen erregte bei weichen und mitleidigen Naturen Theilnahme. Desto nüchterner und praktischer ging der Socialismus seinerseits vor. Er litt niemals unter poetischen Anwandlungen, sondern behielt fest und kaltblütig sein Ziel im Auge. Unter verschiedenen Namen rief er es den begierig horchen den Massen zu; bald hieß es: „Recht auf Arbeit", bald: „Staatshilfe", bald: „Nationalwerkstätte". Die For derung der politischen Gleichberechtigung für die Un bemittelten, des allgemeinen directen Wahlrechts war Nebensache, mitunter auch Aushängeschild, der Kern der socialistischen Bewegung war immer die „Ausgleichung", d. h. die gleiche Vertheilung des Eigenthüms. Der Socialismus hat in Paris folgerichtig damit begonnen, den Staat zu zerstören. Weil es keinen Staat, auch keinen republikanischen Staat giebt, der die Forderungen der Socialisten gewähren kann, so schaffen sie ihn ein fach ab. Haben sie erst dieses Hinderniß und mit ihm den Schutz des Eigenthüms beseitigt, dann beginnen sie letzteres anzutasten. Die Commune hat kein Eigen thum geachtet, sondern ihre Anhänger verfügten sich ungescheut in die Wechselstuben und erhoben „Änlehen" gegen unanbringliche Bons. Der Socialismus ist je doch nicht nur dem Staate und dem Eigenthum feind lich, er bedroht auch die Cultur. Weil er die unbe dingte Gleichheit verlangt, so haßt er Alle, die über die gemeine Menge emporragen; er befehdet jedes Ta lent, jede Kunst, jede geistige Bedeutung des Einzel nen als ein den Uebrigen zugefügtes Unrecht, er duldet nur die Gleichförmigkeit. Darum ist der Socialismus nicht nur unfähig, die Freiheit zu fördern, sondern er verachtet sie, weil er so wenig als irgend eine asiatische Despotie das Recht des Individuums anerkennt. — An einer andern Stelle beschäftigt sich die „Presse" mit einem Artikel der als Organ der Bonapartisten geltenden Londoner „Situation", in welchem, wie das Wiener Blatt sagt, „der Imperialismus der Verbrecher horde der Commune die Bruderhand reicht." Die „Pr." betrachtet es als ein Glück, „daß die Masken fallen". Nur so könne „der Imperialismus, der den Socialis- lismus als Hebel seiner Politik ausgenutzt, mit ihm zugleich in einem wohlverdienten, gemeinsamen Sturze begraben werden." Der „catilinarische Hintergrund" der Tecembertage von 1851 und der Maitage von 1871 sei genau derselbe; nur in der Ausführung liege der Unterschied und nur so weit reiche er, „daß die Carbo nari des Elysee über die reguläre Staatsgewalt v-r- fügten, die Verschwörer der Commune aber sich mit im- provisirtcn Mitteln, namentlich mit einer völlig undis- ciplinirten Armee begnügen mußten". Es heißt dann weiter: „Das hat in Betreff der Erfolge eine gewaltige Differenz ergeben. Wir verkennen das nicht, aber ebenso wenig, daß in jener Decemberkatastrophe derUmwand- lungsproceß begann, der die bewaffnete Macht Frank reichs allmählich dem Prätorianerthum assimilirte. Selbst die Hebel waren bei dem Staatsstreiche in sittlicher Be ziehung dieselben wie heute. Die giftige Frucht all dieser Niedertracht, all dieser zwanzigjährigen Speculc- tion auf die gemeinsten Leidenschaften der Menschm, Merkel gehörende, als Musterstück der Goldschmiede.'unst bekannte Tafelaufsatz von Wenzel Jamnitzer. Ein Manuscript von Dürer über die Proportional des menschlichen Körpers und ein höchst werthvolles Missale mit Miniaturen von Glockenton aus der früheren Hertel'schen Sammlung, dessen Beschläge von besonders wundervoller Arbeit sind, hatte die Stadvibliothek, dasselbe Manuscript in Reinschrift die k. Bvliothek in Dresden, und die Familie v. Tücher ih, berühmtes Familienbuch, dessen Einband ebenfalls nit den herr lichsten Verzierungen von Meisterhand ^schmückt ist, gesendet. Stoch bringt der „N. Kur." .us Nürnberg einen Bericht über die aufgefundene ehmalige Poly- chromie der St. Sebaltuskirche. Demnach war das romanische Langhaus genannter tirche ursprüng lich mit einer reichen Polychromie rdcrkleidet, welche gleichsam einem Farben- und Goldietz glich, unter brochen mit figürlichem Schmuck. Alles dieses hat die Monotonie des vorigen Jahyunderts mit dem „Leichentuche der Tünche" möglch kostspielig über- zogen. Es konnte den Forsckngen der Neuzeit nicht unbekannt bleiben, daß au.) hier die Merkmale einer früheren Kunstperiodc aufeprägt seien und den Untersuchungen des Professor Eerleins ist es gelungen, nähere Details des Originalzktandes glücklich aufzu- finden. Sämmtliche Säulen rr Pfeiler und Gewölb- dienste prangten ursprünglich mit roth in roth damast- übersponncnen Schäften, an*re in blauen und lichten Tönen, reich in Gold contsrirten Linien, sowie Kry- stallschnitten der Ornament-sämmtlicher Capitäle. Alle Gliederungcn sind durch Frbcn gehoben, die Eckwulste roth und blau gewunden verbunden mit gelben Bän dern, die Kämpferplatte, tragen typisches Ornament. Diese Bemalung steht ass feinem dünnen Kreidegrund, der unmittelbar auf de« Steinkorn liegt, darüber sind sie ist jetzt aufgegangen in der blutigen Flammengluth, in der die Commune Paris begraben wollte." — Die „Neue freie Presse" knüpft an eine jüngst in Wie ner-Neustadt abgehaltene Arbeiterversammlung an, welche zwar ihre Sympathie für die Commune von Paris in eine „gedämpfte Formel" („Wir begreifen die Gräuel") gehüllt, sich aber im Ganzen in einer Weise über die Pariser Ereignisse ausgesprochen habe, „daß man mit tiefem Bedauern die fortwirkcnde Kraft von Wahn und Verblendung erkennen muß." Nachdem das citirtr Blatt die „Versuche der Feudalpartei, die sociale Frage durch Wiederkehr zu den gefesteten Ständen des Mittelalters, zu den Zünften, zu den patriarchalischen Verhältnissen des bürgerlichen Gewerbestandrs deutscher Städte zu lösen", als„lächerlich"bezeichnet hat, fährt es fort: „Ern ster, ja furchtbar ist aber das Streben der Arbeiter, ihre Ziele außerhalb der modernen Gesellschaft zu er reichen. Die Arbeiter, welche sich auf den Standpunkt der Pariser Commune stellen, proclamiren sich als Feinde der Gesellschaft. Wir werden deshalb nicht aufhören, die Frage des Looses der Arbeiter als eine humanistische aufzufassen und zu ihrer Lösung mitzuwirken. Aber was der Einzelne in seiner Selbstbeherrschung, in seiner historischen Weltauffassung auch dann zu fördern nicht aufgiebt, wenn es durch den Jrrthum und die Leiden schaft der Menschen entstellt und verzerrt wird, das wird bei der Menge ein Gegenstand der Furcht, des Hasses, des Abscheues. Heute sind die Arbeiter noch eine politische Partei, welche Anspruch erheben darf, gehört zu werden; die Gemeinschaft mit den Pariser Communalisten vernichtet diese Stellung. Sie sind dann in den Augen der übrigen Staatsbürger nur noch die Genossen von Verbrechern wider die Gesellschaft, und auch der gesunde, humanistisch beachtenswerthe Kern in der socialistischen Bewegung geht in diesem gemeinsamen Widerwillen aller Wohldenkenden zu Grunde." Tagesgeschichte. Dresden, 3. Juni. In Bezug auf die demnächst in das Vaterland zurückkehrendrn Truppen theile des k. sächsischen (X1I.) Armeecprps wird uns heute mitgetheilt, daß die in unserm vorgestrigen Blatte (Nr. 124) gemachten Angaben sich dahin geändert haben, daß inzwischen das Schützenrcgiment der 24. Division, die bereits bestimmt war, vorläufig noch in Frankreich zu verbleiben, zugetheilt wurde. Genanntes Regiment hat infolge dessen Befehl erhalten, zur genannten Di vision zu stoßen Dagegen ist das 2. Jägerbataillon Nr. 13 der 23. Division zugewiesen worden und kehrt nunmehr auch mit dieser in die Heimath zurück. (Vgl. oben den amtlichen Theil.) Dresden, 3. Juni. Die Landessynode, aus deren Negistrande die Anzeige des Petitionsausschusses sich befand, daß der Bericht über die Anträge und Pe titionen wegen Abänderung des Religionseides fertig sei, vollendete heute zunächst die zweite Lesung des Kirchengesetzes über Errichtung eines evangelisch-luthe rischen Landesconsistorinms. Der Rest desselben von 8 5 ab wurde nach einiger Debatte über mehrfache De tails unverändert nach den Beschlüssen der ersten Le sung und zuletzt das Kirchengesey selbst mit 46 gegen dieselben 24 Stimmen angenommen, welche in der gestrigen Sitzung für die ursprüngliche Vorlage des Kirchenregiments und gegen die Erweiterung, welche diese Vorlage in der ersten Lesung gefunden, gestimmt hatten. (Vergl. den ausführlichen Sitzungsbericht in der Beilage.) — Ter zweite Gegenstand der Tages ordnung ist die Berathung des Kirchengesetzes, den von jeder ordentlichen Landessynode zu bestellenden stän digen Ausschuß betr., worüber S.-M. v. Zehmen Be richt erstattet. 8 1 wird mit einem Antrag des S.-M. Niethammer angenommen, daß der Synodalaurschuß nur aus den gewählten (nicht auch aus den vom Kir chenregiment ernannten) Mitgliedern der Synode ge wählt werden soll. Im Uebrigen wird der Entwurf die rauhen Tüncherkrusten der letzten Zeiten gezogen. — Wiener Blättern nach übertrifft die Ende Mai ge schlossene internationale Ausstellung im Künst lerhause, in Rücksicht auf die finanziellen Resultate alle bisher in Wien stattgefundenen derartigen Aus stellungen; 150 Gemälde wurden um den Betrag von 142,000 Fl. verkauft. 84 der verkauften Bilder sind von inländischen, 66 von ausländischen, größtentheils deutschen Meistern. An Eintrittsgeldern gingen 9700 Fl. ein; die Ausstellung wurde von 40,< 00 Personen be- sucht. — Die kgl. Akademie der Künste zu Berlin hat den Ueberschuß der Erträgnisse ihrer vorjährigen Kunstausstellung in 4893 Thlr. der Wilhelmsstiftung durch den Centralcomitö der deutschen Vereine zur Pflege der im Felde verwundeten und erkrankten Krie ger zufließen lassen. — Die in Hannover erschei nende „Z. f. N." schreibt: Der Bildhauer Engelhard hatte noch vom Könige Georg den Auftrag zu einem Standbilde der Kurfürstin Sophie erhalten, das im Herrenhäuser Park an der Stelle errichtet werden sollte, an welcher die Fürstin, die bekanntlich zur Thronerbin für England designirt war, eines plötzlichen Todes starb. Der zur Aufnahme des Standbildes bestimmte Tempel wurde noch unter König Georg vollendet, der auch noch bis vor Kurzem an die Ausführung des Standbildes dachte, dann aber der Umstände halber vorerst darauf verzichtete. Jetzt ist Engelhard prru- ßischerseits mit der Ausführung des Modells in Mar mor beauftragt. Die Kosten werden demnach aus den Revenuen des srquestrirten Vermögens bestritten werden. Bekanntlich hatte sich zu Anfang dieses Jahres in Ham burg ein Comitö gebildet zur Beschaffung eines Ehren geschenkes für General v. Werder; man einte sich zur Form eines Schildes, welcher in Silber ansgeführt werden sollte. Eine deshalb ausgeschriebene allgemeine Feuilleton. -j- Dresden, 3. Juni. Am morgenden Tage wird im Ausstellungsgebäudc auf der Brühl'schen Terrasse (Thüre 1V) eine Schwind-Ausstellung eröffnet, welche das Interesse aller Künstler und Kunstfreunde Dresdens in ungewöhnlichem Maße in Anspruch neh men wird. Bald nach dem Hinscheiden Moritz ».Schwind's wurde in Wien, dem Geburtsorte des gefeierten Meisters, der Wunsch nach einer Schwind-Ausstellung laut. Der österreichische Kunstvrrein nahm dir Angelegenheit in die Hand, und, unterstützt durch die Besitzer Schwind'- scher Werke, wie namentlich durch die Witwe des Mei sters, welche dessen gesammten künstlerischen Nachlaß zu Verfügung stellte, gelang es dem genannten Verein, eine großartige Ausstellung ins Leben zu rufen, welche, wie aus den Zeitungen bekannt, die lebhafteste Theil nahme in der Kunstwelt fand. Diese Ausstellung wird sich in Dresden wiederholen. Durch die dankenswrrthe Vermittelung der hiesigen Kunsthandlung voy Ernst Arnold ist fast das ganze reiche Material jener Wiener Ausstellung hierher gelangt, wo es, zum Besten eines zu errichtenden Schwind-Denkmals, zur öffentlichen An schauung kommt. Die früher hier rxponirten Werke Schwind's haben immer eine beifällige Aufnahme ge funden; noch vor Kurzem nahm „die schöne Melusine" die Augen und Herzen der kunstsinnigen Dresdner ge fangen, und so dürste auch die angrkündigte Ausstel lung einer warmen Theilnahme sicher sein. Die Aus stellung wird ein Bild der seltenen Productivität des gefeierten Meisters bieten, über den die Muse eine Fülle vielseitiger und bezaubernder Gaben der Phan tasie, des Geistes und des Humors ausgegossen hat. Von den Münchner Bilderbogen, welche bekanntlich einige reizende Illustrationen Schwind's enthalten, und den Entwürfen für kunstindustrielle Gegenstände an bis zu den Cartons zu jenen monumentalen Schöpfungen, welche seinen Namen verewigen, wird so ziemlich der ganze Entwickelungsgang des Schwind'schrn Künstler- geistrs vertreten sein. -s Btldende Kunst. Tie Ausstellung zum Dürer- Jubiläum im germanischen Museum zu Nürnberg ist nach den vorliegenden Berichten eine reiche, jedenfalls sehr interessante gewesen. Sie bot Werke Dürer's und bedeutende Muster seiner Zeit. Unter den Gemälden befand sich das berühmte Bildniß Holzschuher's, wel ches, wie gleichzeitig mitgetheilt wird, von der Holz- schuher'schcn Familie nebst dem Familicnarchiv und ver schiedenen Kunstschätzeu, mit Vorbehalt des Eigenthums rechts, dem germanischen Museum übergeben worden ist. Ferner scsselten zwei Bilder Jakob Muffel's (das eine im Besitz der Merkel'schen Familie und das andere Freiberrn v. Haller gehörig), sowie ein herrlicher Apostelkopf, im Besitze von Herrn Suermond in Aachen. Aus den städtischen Sammlungen wurden die bekannten Kaiserbilder (Karl der Große und Sigismund), dann ein Gemälde: „Herkules im Kampfe mit dem Harpyen", zur Ausstellung geliefert; die Universitätsbibliothek in Erlangen beschickte die Ausstellung mit einem Lcc« domo in ganzer Figur, ein Gegenstand, der auch von Herrn Geh. Rath Quast zu Berlin eingesendet worden. Die k. Sammlung in der Moritzkapelle hatte das herr liche Bild: der Leichnam Christi von den Seinigen be trauert, ausgestellt; ebenso der Fürst v. Hohenzollern- Sigmaringen eine kostbare Federzeichnung Dürer's, die h. Dreifaltigkeit darstellend. Groß war ferner die Zahl . der ausgestellten Holzschnitte und Kupferstiche, der Me- ^daillrn und Münzen, der Abgüsse von Reliefs. Unter --den Goldschmiedearbeiten befand sich der, der Familie
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