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Dresdner Journal : 22.02.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-02-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187102220
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18710222
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18710222
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1871
-
Monat
1871-02
- Tag 1871-02-22
-
Monat
1871-02
-
Jahr
1871
- Titel
- Dresdner Journal : 22.02.1871
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1871 44 Mittwoch, den 22. Februar ^dvoie»«»t»yr«t»e» Dres-nerÄMmal Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Iv » tritt sLdrlied r Ullr. Ltempelsebadr, »«»rluSd Uv» diordd. Luväei kort und 8tewpel»u»ekl»ik Nwra. krscdclvc-n: l'ltzlleh, wit ^usv^bius 6er 8oun- und kviertago- Xdeud» für den folgenden !n,er»1«»pi-«llivr kür dsv L»uw siusr s«ri)»Iteueu 2elle: 1^ 1^. Vvter ,,kio8b«u»at'' di« 2«ile r 3 U^r. Iw »«räd. >R0d«: dLhrlied: . . . . ü 1^>Ir. ttjLdrlicll: 1 l^lr. Ib dloo»tUeh: . . . I b di^r. Liurelo« ^uwiu«ru -1 Ii>»Oii«isi>»i»n»hm« »uüvNrt«: l.«Ip,i8. Fr. Lrandrtettrr, Ovmmi»iüovür de, Orerdner dourntd»; ebsnda».: /'or< u. F Fre^«r, U«m- d»rx-S,rU»-Vt,»-l.«ip«l8-L»»»I-Lr«»I»il-rr»i>irivr1 a. »I : //«arexrtrin ct k»A/er, L»rUa-VI«o-LLwdurx-rr»i>Il- kürt ». H.-Nüncd«»- F«ck L/vE, LerUa- F. Lete»ie^er, L F/öree^t, Lrrmiv L. Se^kotte,- Lr»»I»o: /, Äano<-»'« Lüresu u. F. rrrvkturt ». H: F. /aeAer'rene u. C. ^err»»a»n'«:l>« 8uckh., DavLe ct 6o., kre^: Fr. F^rttc^'» öuebb.; 0l»»ou>1t>: Fr ko,A<, //ara«, ^u/tier F <7o., Vieo: Fk Oxpriit, Stott?*N: Daud« <t Do. »er»u»8«d«rr kömel. Lrpedition de« Dresdner dourn»Is, Drordeo, Llorxorettien^ll»»« Xo. I. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Dit diesjährigen Aufnahmeprüfungen der an« gemeldeten oder noch anzumeldenden Aspiranten für daS Königl. Sächs. Cadetten-Corps sollen den 13. April ». o. beginnen. Für die Anmeldung der Aspiranten, für^deren An sprüche auf Cadetten- oder Prnsionärstellen^und für die bei erfolgter Aufnahme in das Cadetten-Corps zu lei stenden Eniehungsbriträge rc., ist das Regulativ für das König!. Sachs. Cadetten-Corps vom 22. Januar 1869 maßgebend. Der gedruckte Auszug aus dem nur erwähnten Regulativ, sowie gedruckte Formulare zur Anfertigung der nothwendigen Nationale sind durch die hiesige Buch handlung von C. Höckner käuflich zu beziehen. Dresden, am 18. Januar 1871. Kriegs-Ministerium. ' In Vertretung: von Brandenstein. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. KriegSnachrichteu. (Berlin. Versailles. Straßburg. Bern. Paris. Bordeaux. Lille.) TugeSgrschicklk. (Berlin. Meiningen. Rudolstadt. Wien. St. Petersburg. Bukarest.) Dresdner Nachrichten. Sächsische Lazarethlisteu. Provinzialnackrichten. (Waldheim. Dippoldiswalde.) Statistik und LolkSwirthschaft. (Sitzung der Dresdner Handels- und Gewerbekammer.) SingesaudteS. Feuilleton Inserate. TageSkalender. Börsen nachrichte«. Telegraphische Nachrichten. Wien, Montag, 2V. Februar, Nachmittags. W.T.B.) In der hentigen EröffnungSfitzuna deS Abgeordnetenhauses ergriff der Ministerpräsident Graf Hohenwart daS Wort. Indem er daS neue Ministerium dem Hause vorstellte, sagte er: „In gedrängter Darlegung haben wir bereits das hohe Ziel bezeichnet, welches uns der Kaiser gestellt hat, welches zu erreichen uns keine Mühe, kein Opfer zu groß sein wird, und welches in der Wiederherstellung des allgemein ersehnten innern Friedens und der allge meinen Wohlfahrt besteht. Nicht auf Umwegen, son dern auf dem geraden Wege der Verfassung werden wir dieses Ziel anstreben. Wir können und werden den Boden nicht verlassen, den uns der Kaiser neuerdings angewiesen hat; wir werden dagegen gern bereit sein mitzu wirken zur verfassungsmäßigen Aenderung jener Einrichtungen, welche die Autonomie der Cinzrlländer in höherm Grade beschränken, als dies die Interessen der G esammtheit erfordern. Wir werden in legislativer und administrativer Beziehung die Initiative ergreifen. Wir glauben) daß anstatt einer weitern Beschränkung der Competenz deS Reichsraths es angemessen sei, den Landtagen auch in den dem Reichsratke vorbehaltenrn Angelegenheiten eine Gesetzrsinitiative einzüräumen, welche den Landtagen die Möglichkeit, die Eigenthüm- lichkeiten der Länder zur vollsten Geltung zu bringen, dagegen dem Reichsrathe das Recht wahrt, die Verein barkeit solcher Gesetze mit den Interessen der Gesammt heit zu prüfen und darüber zu entscheiden. In admi nistrativer Beziehung beabsichtigen wir, die autonomere Gestaltung des Verwaltungsorganismus bezweckende Vorlagen ^u machen. Wir glauben, daß hierdurch ein neues Bollwerk zur vollkommenen Sicherstellung gegen jede Vergewaltigung gegeben sein werde. Wir werden die volle Autorität der Gesetze wahren und bestrebt sein, die freiheitlichen Institutionen im wahren Geiste des Fortschritts auszubilden und zu beleben. Die Re gierung wird den auf kirchlichem Gebiete noch schweben den Fragen die gebührende vollste Aufmerksamkeit zu wenden und bestrebt sein, sie einer allseitig gerechten Lösung zuzuführen. Wir kennen vollkommen die Schwie rigkeiten unsrer Aufgabe, sie werden uns ein Sporn sem, unsre ganze, durch gleiche Principien geeinigte Kraft dafür einzusetzen. Wir hoffen mit aller Zuver sicht auf die Mitwirkung des Reichsraths und schöpfen diese Zuversicht nicht aus persönlichen Motiven, sondern aus dem eigenen redlichen Bewußtsein, aus dem Patrio tismus des Reichsraths und aus der Ueberzeugung, daß die ganze Bevölkerung eine Regierung stützen werde, die fern von jedem einseitigen Parteistandpunkte eine wahrhaft österreichische Politik zu ihrem Programm macht. Wir werden nicht ermangeln, mit den einem solchen Programm entsprechenden Vorlagen vor den Reichsrath zu treten, bitten jedoch, uns hierzu die nö- thiae Frist zur vorgängigen aufmerksamsten Prüfung derselben zu gönnen." Pesth, Montag, 2V. Februar, Abends. (W. T. B.) In der beungkn Sitzung der Deputirten- täfel erklärte auf eine Interpellation deS Abg. StratomirovicS: ob die Regierung im Osten ebenso streng wie im Westen Neutralität bewahren »erde? der Ministerpräsident Graf Andraffy Folgendes: Er könne nur betonen, daß die Regierung eine den Interessen der Monarchie am besten entsprechende Hal tung einnehmen werde, verweise übrigens auf die am 14. Juni 1869 abgegebene Erklärung, worin er die Erhaltung des Friedens und die Nichtintervention, in- solange letztere auch von andern Mächten beobachtet wird, als die Orientpolitik der Regierung gekennzeich net habe, welche Politik die Regierung auch heute noch befolge. Auf eine Interpellation Jravyi'S erklärt Graf Andraffy, da- eine Intervention in der französisch- deutschen Angelegenheit nicht gut thunlich sei. Er halte übrigens angesichts der gegenwärtigen» mit größerer Aussicht auf Erfolg als bisher gepflogenen FriedenSverhandlungen jede Antwort für inoppor tun; man möge der Regierung überlassen, wie und wann sie in dieser Frage nützliche Dienste leisten kann. Bordeaux, Montag, 20. Februar, Morgens. (W.T.BZ Die Nationalversammlvng hat gestern in die zur Mitwirkung bei den FriedenSverhaadlungev bestimmte, auS 15 Mitgliedern bestehende Com mission (vgl. unter „Kriegsnachrichten") folgende De- putirte gewählt: Benoist d'Azy, Delimairal, Descilligny, Victor Lefranc, Laurencrau, de Lespärut, St. Marc-Girardin, Barth^lömy-St.-Hilaire, Aurelles de Paladine, Rocourt- Lemury, Obasboit, Vitet, Saisset (2 Namen fehlen). Am Schluffe der Sitzung fragte Gambetta an, ob die Commission wirksam an den Verhandlungen sich betheiligen und ob die weitere Entscheidung über die Verhandlungen sie binden werde. Jules Simon er klärt, die Regierung beabsichtige nicht, daß die Com mission sich an die Verhandlungen binden solle; dieselbe solle nur die Vermittlerin zwischen den Unterhändlern und der Nationalversammlung sein. Gambetta er klärt sich hiermit znfriedengestellt. Die Mitglieder der KriedeuScommission führen den Titel „diplomatische Comwiffäre" und werden in Paris verbleiben, um zur Disposition der Frie- denSunterhaudler zu sein. Picard und Favre find gestern Abend nach Paris gereist. Die Ernennung von mehrern Gesandten steht nahe bevor; man bezeichnet den Herzog v. Broglie oder Guizot für London, R^musat für Wien, den Herzog v NoailleS für St. Petersburg und Mel- chior de Logue für Konstantinopel. Kriegs-Nachrichten. * Berlin, 20. Februar. In Bezug auf die vielfach veutilirte Frage des Einzugs der deutschen Trup pen in Paris ist ein Artikel der heutigen „N. A. H-" bemerkenswerth, welcher unter Hinweisung auf eine Stelle in Thiers' „Geschichte des Consulats und des Kaiserreichs" (über den Einzug der Franzosen in Ber lin 1806) ausführt, daß „iu jenen Kreisen, denen Frankreich soeben erst die Leitung seiner Angelegen heiten übertragen, der Einmarsch deutscher Truppen in Paris nur als eine selbstverständliche Consequenz des Krieges, ja als ein Recht der deutschen Armee betrachtet werden kann." — Ohne jegliche Bedeutung für die Ent schlüsse der neuen französischen Regierung erscheint der „ R. A. Z." die Ernennung des jüngern Garibaldi zum Nachfolger seines Vaters im Kommando der Vogesen armee. Man scheine einfach der Courtoisie Rechnung getragen zu haben, indem man Menotti Garibaldi vor läufig seinem Vater succediren ließ, und man konnte sich um so unbedenklicher zu diesem Acte der Galanterie entschließen, als die Existenz der Vogesenarmee selbst doch nur noch von kürzester Dauer sein kann, da bei eventuellem Friedensschlüsse oder auch bei Fortsetzung des Krieges eine neue Ordre-de-Bataille erlassen wer den müßte, in welcher die Vogesenarmee wahrschein lich nicht mehr aufgeführt sein dürfte. — Nach einem Telegramm der „Magdeb. Ztg." ist in Versailles eine Petition aus Savoyen eingelaufen, in welcher der Bun deskanzler ersucht wird, sich bei der Friedensschließung dahin zu verwenden, daß Savoyen Unabhängigkeit und Neutralität zuerkannt werde. Der „Schl. Z." wird von hier „von guter Seite" berichtet, dieses Te legramm beruhe auf einer wahren Thatsache, und werde Graf BiSmarck diesem Wunsche wahrscheinlich Rechnung tragen. Schon der Wiener Congrey von 1815 habe sich mit einem ähnlichen Gedanken getragen, wie die Bestimmung zeige, daß die Gebiete von Chablay und Faucigny nebst dem nördlich von dem Flüßchen Ugino liegenden savoyer Territorium in die Neutralität der Schweiz eingeschlossen sein sollen. Diese partielle Neu tralität Savoyens sei später von Frankreich nicht respec- tirt worden, weil man meinte, daß sie eine Anomalie sei, da sie sich nur auf eine so kleine Strecke Savoyens bezog. Es liege darum im Interesse der Schweiz, daß ihre Neutralität auf ganz Savoyen ausgedehnt werde. Versailles, 15. Februar. Der Bundeskanzler Graf v. Bismarck hat ein Schreiben an den Mar schall Mac Mahon, Herzog v. Magenta, in Wiesba den, gerichtet, das nach dem Versailler „Moniteur offi- ciel" in der Uebersetzung lautet: „Versailles, tt. Februar 1871. Herr Marschall! Die Zeitungen von Bordeaux veröffent lichen mit Bezug auf mein Circular vom 8. Januar einen au den Minister der auSwürtigen Angelegenheiten gerichteten Brief, der Ihre Unterschrift trägt. In der Voraussetzung, daß dieser Brief authentisch ist, halte ich cS für meine Pflicht, denselben nicht unbeantwortet zu lassen. Erlauben Sie mir zuvörderst, dem Wortlaute nach die Stelle deS obenerwähnten Circulars, um die es sich handelt, zu wiederholen: „„In der Schlacht von Wörth beobachtete man, wie Ge wehrkugeln in den Boden einschlugcn und dann mit einem sehr bemerkbaren Explosionsgerüusch die Erde ringsherum emporwarfcn. Unmittelbar nach dieser Beobachtung wurde Oberst v. Beckedorfs schwer durch eine explodircnoe Rin gel verwundet Ein ähnliches Geschoß hat im Gefecht bei Tours am so. December v. I. den Lieutenant v. Versen vom 2. pommerschcn Ulanenregiment getroffen "" In der Anlage finden Sie eine Uebersetzung des Berichts des Obersten v. Deckedorff. Diesem Zeugen, der in positiver und exacter Weise Thatsachen constalirt, die er selbst gesehen und an sich erfahren hat, stellen Sie Ihre Ueberzeugung gegen über, dap die in der Schlacht von Wörth enaaqrrten Truppen theile nicht mit explodirenden Kugeln versehen gewesen seien Ihre Versicherung, deren Loyalität ich natürlich anerkenne, schließt aber die Möglichkeit nicht aus, daß einige Ihrer Sol daten sich solcher explodirenden Kugeln ohne Ihr Wissen bedient haben könnten. Ein analoges Ereigniß, das ich den amtlichen Veröffent lichungen der französischen Regierung entnehme, setzt mich in den Stand, Ihnen zu beweisen, wie sehr absolute Abläugnungcn in ähnlichem Falle gewagt sind. In seinem Circular vom 25 Januar, als Antwort aus mein Circular vom s. desselben Monats, sagt Graf Chaudordy nack der englischen Uebersetzung, die ich vor Augen habe: „„Nie mals hat ein französischer Soldat sich explodirender Kugeln bedienen können; wenn solche aus dem Schlachtfeld«: aufgelesen worden sind, müssen sic auS den Reihen des Feindes herstam- men."" Und doch hatte drei Tage vor dem Circular des Herrn v. Chaudordy der Maire von Paris an die Maires der 2o Arrondissements eine Mittheilung gerichtet, dahin lautend, daß bei einem Handgemenge zwischen einer Compagnie des W1 Marschreaiments und der Mobilgarde in der Umgebung des Hotel-de Ville man constalirt habe, daß unter den Geschossen „„viele cxplodirende Kugeln"" sich befunden haben. Gench migen Sie, Herr Marschall, die Versicherung meiner Hoch achtung. v. Bismarck." — Der Minister des Innern in Paris hatte zwei Unterpräfecten für die Kreise Corbeil und Etampes ernannt. Beide Kreise aber sind gegenwärtig von deut schen Behörden verwaltet und gehören in den Bereich der hiesigen Präfectur. Der hiesige Präsect, Herr v. Brauchitsch, hat sich daher, wie der Versailler „Mo niteur officiel" meldet, veranlaßt gesehen, jene beiden Wahlen als unzulässig und nichtig zu erklären und den beiden Ernannten die Besitzergreifung jener Plätze bei Androhung der Verhaftung zu untersagen. Versailles, 17. Februar. (N. Pr. Z.) Bis jetzt kann man nicht anders sagen, als daß die Männer, welche die Pariser Capitulation abgeschlossen haben, allen eingegangenen Verpflichtungen gewissenhaft nachgekom men sind. Es hat sich nirgends ein Ausweichen oder böser Wille gezeigt, oder wo sich Bedenken ausdrängten, ist im richtigen Verhältniß des Besiegten zum Sieger nachgegeben worden. Leider mußte der Mißbrauch der d>»ut Öonäuiis von deutscher Seite Repressivmaßregeln Hervorrufen, namentlich als sich Tausende und aber Tau sende aus Paris plötzlich auf Versailles warfen, und dadurch nicht allein sofort eine Theuerung der Lebens mittel eintrat, sondern auch ernste Unzuträglichkeiten einzutreten drohten. Gewiß ist es verzeihlich, daß Tausende, ja Hunderttavsende nach ja langer Einsper rung und Entbehrung wünschten, die frei gewordene Bewegung zu benutzen; aber ebenso begreiflich ist es auch, daß man sich von deutscher Seite gegen den Miß brauch verwahrte. Noch immer sind mehr Bewaffnete in Paris als vor Paris; denn die Nationalgarde, welche ja im Besitze ihrer Waffen geblieben ist, zählt wirklich 300,000 Mann und vor Paris stehen nur noch 7 deutsche Armeecorps. Zwei königlich bayrische, das I. (v. d. Tann) und das 11. (v. Hartmann), ein königlich sächsisches (das XII. Bundescorps), eine kö niglich württembergsche Division, das preußische Garde corps, die Gardelandwehrdivision, das VI. (schlesische) und XI. (hessen-nassauische) Armeeeorps oder 14 Di visionen mit ihrer Divisionscavalerie und den ganzen Corpsartillerien. Dagegen stehen im Lüben, von der schweizer Grenze bis zur Loire, das II., vll. uno XIV. Armeecorps, in und bei Orleans das V. Armee corps; von Orleans bis Alen^on gegen Chanzy das 111., I V., 1X. und X. Armeecorps, mit 3 Eavaleric divisionen; im Norden das I. und VUI. Armeecorps gegen Faidherbe. Mit einer solchen Aufstellung unsrer Streitkräfte läßt sich dem Ausgange des Waffenstill standes schon mit einiger Ruhe entgegensehen. Wäh rend des Waffenstillstandes werden alle Lazarethe so viel als möglich evacuirt; die Bekleidung wird wiederherge stellt und unablässig geübt, zu ganz besonderer Verwunderung der Franzosen, die gar nicht Feuilleton. U«terhalt«vgSliteratur. „Aus dem Tagebuche eines Berliner Arztes. Von Mar Ring. Zwei Bände. Leipzig, Verlag der Dürr'schen Buchhandlung. 1870." Ein Arzt ist ganz besonders in der Lage, tiefe Blicke in den innersten Haushalt ru thun und das Physische und moralische Elend in allen Formen und Stufen vom Grunde aus kennen zu lernen, aber er wird auch allent halben wie ein rettender Engel erwartet. Soviel uns bekannt, ist Dr. Ring ursprünglich Mrdiciner, und daher machen seine eindringlichen Schilderungen mehr den Eindruck des Erlebten, als des Erdachten. Es sind 19 kleine Erzählungen, welche hier geboten werden, und die theils erschütternd, theils erheiternd wirken, immer aber durch die schlichte und klare Darstellung die Theil- nahme des Lesers fesseln. Noch sei bemerkt, daß die vorliegenden Aufzeichnungen den zweiten Band der „Ausgewählten Romane und Novellen" des genannten Autors bilden. — „Fern der Heimath. Novelle von F. Bru no ld. Leipzig, 1870. Verlag der F. W. Pardubitz'- schen Buchhandlung (F. Lorber)." Der Verfasser, dessen Erzählungserstlinge bereits Ende der 30er Jahre er schienen, ist bekannt genug, als daß er noch der Em- pfehlung bedürfte. Seine „Lieder und Romanzen", die sehr zart, stimmungsvoll und in knapper Form gehal ten sind, kennt man weniger, wie sich daraus ersehen läßt, daß nur äußerst wenige lyrische Anthologien Pro ben aus jenem Heftchen mitzutheilen Pflegen. Am lieb sten begegnen wir F. Brunold in der Novellette, in welcher Form er eine Reihe graziöser Dichtungen ge schahen hat, welche mehr Poesie enthalten, als mancher miketbige Erzählung-band. Die vorliegend« Arbeit hat »lS Zeithintergrund das Jahr 1848. Victor Lenz, Factor in einer bedeutenden Fabrik, liebt die adelige Eveline, welche als Waise im Hause ihres Onkels, des Grafen Warnsdorf, lebt. Der Graf ist dem Fabrik besitzer, dem Bankier Reinwald, tief verschuldet. Der Geldmann, ein moralisch stark angefaultes Subject, ist geneigt, den finanziellen Ruin abzuwenden, wenn Warns dorf ihm seine Richte zur Gattin giebt. Inzwischen brennt die Fabrik ab, die Revolution beginnt, und die beiden Liebenden haben bis zu ihrer Wiedervereinigung schwere Prüfungen zu bestehen: Lenz, indem er gegen seinen Willen in politische Umtriebe verwickelt wird, Eveline, die ehemalige Braut des Bankiers, indem sie nach dem bald erfolgten Tode ihres Onkels in die Ferne zieht. Später findet sie Gelegenheit, dem stück - tigcn Geliebten das Leben zn retten. „Feim der Hei- math", in der Schweiz, erlangt Lenz eine ehrenvolle Lebensstellung und gründet sich hier mit Eveline ein glückliches Heim. — F. Brunold führt eine gewandte Feder, und manche Partien seiner spannenden Novelle sind mit künstlerischer Meisterschaft geschrieben. — „Der Oberhof. Aus Jmmermann's „Münchhausen". Claspkerausgabe. Jllustrirt von B. Vautier in Düsseldorf. Berlin, Verlag von A. Hof mann u. Co." Bekanntlich hat Karl Jmmermann in seinem „Münchhausen, einer Geschichte in Arabesken" der haltlosen Unnatur die Gediegenheit des westfäli schen Bauernlebens, der verlogenen Aufgeblasenheit die Gesundheit edler Persönlichkeiten, dem widerwärtig Fratzenhaften die Reinheit und Kraft jugendlicher Liebe gegenüber gestellt. Da es aber viele Freundt des Dich ters giebt, welche ihre Gunst ausschließlich einem Theile des Romans, der sogenannten Dorfgeschichte, »»wenden und dieselbe getrennt von dem humoristisch - satirischen Theile besitzen möchten, .so ist nun in der vorliegenden Ausgabe der Versuch gemacht, diesem Wunsche ent gegen zu kommen. Ueber den Werth der Dichtung selbst, über den markigen Charakter des Hofschulzen und die reizvolle Herzensgeschichte von Oswald und Lisbeth, braucht ein Wort der Anerkennung nicht mehr gesagt zu werden. — „Kleindeutschc Hofgeschichtcn von L. K. v. Kohlen egg. Drei Bände. Leipzig, Verlag der Dürr'schen Buchhandlung." Diese drei Hofgesckichten sind „Pygmäen", „Moderne Germanen" und „Der junge Herr v. Schnepf" betitelt und haben viel Aehnlichkeit mit einem Album von Genrebildern und Situations gemälden. Der Verfasser — als Lustspieldichter unter dem Autornamen Poly Henrion bekannt — hat das Gebiet, auf welchem seine Erzählungen spielen, mit scharfem Auge betrachtet, und die gebotenen Schilde rungen sind lebendig, erheiternd und pikant gehalten. Sehr ergötzlich wirkt z. B. die Geschichte eines jungen Privatgelehrten, der durchaus am Hofe Carrisre machen will, aber sein Ziel nicht durch das Fürwort der Kö nigin und anderer hochgestellter Personen, sondern durch die Empfehlung eines Kammerdieners erreicht; nicht minder fesselt das Jntriauengewebe, das eine Staats- räthin in einer kleinen Residenz zu spinnen weiß, um über den jungen Fürsten Gewalt zu bekommen. So trefflich nun auch einzelne Gesellschaftstypen in der Zeichnung gelungen sind, so kann man dem Autor doch den Vorwurf nicht ersparen, daß er in dem Streben, seinen Stoff möglichst satirisch auszubeuten, zu weit gegangen und in das Gebiet der Caricatur gestreift ist, so daß seine kleindeutschen Hofgemälde gar häufig die Lebenswahrhrit vermissen lassen. Desgleichen hatten wir verschiedene Frivolitäten aus dem Buche entfernt gewünscht. — „Ein Polenherz. Roman aus der Gegen wart von Alfred Steffens. Hannover, Karl Rümpler. 1870." Der etwas weitschichtig angelegte Roman, in Polen, Rußland, Sibirien, Paris, Hamburg und einem Städtchen Süddeutschlands spielend, ist von stofflichen! Interesse und hat in der Darstellung ein lebhaftes Colorit. Wir können hier den viel verschlungenen Fa den der Handlung nur mit einigen Worten andeuten. Ein polnischer Graf steht im Begriff, seine Geliebte zu entführen, da wird er von einem Landsmanne, der als Oberst in russischen Diensten siebt und zugleich sein Nebenbuhler ist, niedergeschossen; langsam erholt er sich wieder und kommt schließlich nach Sibirien, da er sich gegen Rußland vergangen haben soll. Schon hat die Vermählung zwischen der Prinzessin und jenem Oberste» stattgefunden, da gelangt an demselben Tage die In trigue ans Licht. Der Russenfreund fällt nachher von der Hand seines Todfeindes, und die Verwirrung der Verhältnisse löst sich zum Guten. Der Graf, welcher jo Schweres zu ertragen hatte, fand einen treuen Freund in einem Forstmann, der eine recht sympathische Figur des Romans bildet. - p Kürzlich ist in diesem Blatte ein von Ernst Ar nold in Dresden herausgegebenes „Album der im Kriege von 187A71 gefallenen Offiziere des XII. (sächsischen) Armeecorps" besprochen worden. Im An schluß an jene Besprechung theilen wir mit, daß Se. königliche Hoheit der Kronprinz die Widmung des ge nannten Werkes angenommen und davon den Heraus geber, in einer das Unternehmen sehr ehrenden Weise, hat in Senntniß setzen lassen. Ebenso hören wir, daß Se. k. Hoheit der Prinz Georg sich sehr anerkennend über da- Werk geäußert hat. Von der Theilnahme überhaupt, 'welche letzteres bei den im Felde stehenden Kameraden der in dem Album Gefeierten gefunden hat, zeugt eine Corrrspondenz der „Times" aus le Verl»
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