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20. Mittwoch, den 25. Januar, 1871. Iw NoräL vu»S«: Dres-nerAonrnal Luoa«« k<»t- voll Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Nichtamtlicher Theil vertheidigt und besitzt eine Nachdruck Vertrat die bayersche Regierung dies große Werk; rasch entschlossen stellte sich die Kammer der Reichträthe an die Seite des Königs, und nun hat end lich der gemäßigte Theil der patriotischen Partei den Nun aber, da die Scheidewand gefallen, welche Deutsch land noch trennte, begrüßen wir mit freudiger Genug- thuung unsre bayerschen Brüder bei ihrem Eintritte m krsebotoenr mit Xv,o»brv» ll«r 8000- vnll kwortax», Tbeoll» tür ll«o sol^eolleo Io kr,»«»» tritt slbriiet» r Idtr. 8t«mp«l»ebadr, »m»«rv»ld <te» Xorllll. Io,er»1pnpr«l,«r kür sen Roum einer seipettenen 2«lle: 11t vnter „Liv^e«u>at" «tie 2eil«: 3 H^r. Dresden, 24. Januar. Die Berliner ministerielle „Norddeutsche All- gemeine Zeitung * spricht sich in einem an die Spitze ihrer heutigen Nummer gestellten Artikel über die am 21. Januar erfolgte Annahme der VerfassungS- vertrage in der bayerschen Abgeordnetenkam mer folgendermaßen aus: „Für uns hat die starke Ma jorität, welche für die Verträge gestimmt hat (102 gegen 48), die Bedeutung, daß wir auS derselben die Gewißheit schöpfen können, es entspreche der Eintritt Bayerns in das deutsche Reich wirklich dem Willen der übenviegendrn Mehrheit der Bevölkerung, und wir können dies um so mehr, wenn wir in unser Gedächt- niß zurückrufen, unter welchen Umständen dir gegen wärtige bayersche Kammer gewählt wurde, und daß der Ausfall der damaligen Wahlen als ein Sieg des Par- ticularismus über den nationalen Gedanken betrachtet wurde. Deutlicher hätte der gewaltige Umschwung, den die große Gegenwart bervorgerufen, sich nicht bethätigen können, als durch diese Abstimmung in dieser Kammer. Kriegs-Nachrichten. * BtrUu, 23. Januar. Nach Inhalt des jetzt vorliegenden Schriftwechsels zwischen dem Grafen v. Bismarck und Jules Favre, des Letztem be absichtigte Betheiligung anderLondonerConferenz betreffend, hat Graf Bismarck sich genöthigt gesehen, in seiner amtlichen Eigenschaft als Bundeskanzler Herrn Jules Favre die Aushändigung eines Passir- scheines abzuschlagen, weil der französische Minister in seinem Circular vom 12. d. M. offen erklärt hatte, daß er in der Einladung Frankreichs zur Eonferenz in London die Anerkennung der gegenwärtigen re publikanischen Regierung durch die europäischen Mächte erblicke, daß er ferner das Programm der Londoner Eonferenz weiter fasse und die französische Frage auf derselben zur Sprache bringen werde. Graf Bis marck lehnt die Zumuthung ab, seinerseits durch eine amtlich« Unterstützung dieser Präteusioneu des Hrn. JuleS Favre der Vermuthung Raum zu geben, als ob er die Voraussetzungen, unter denen der französische Minister auf der Eonferenz erscheinen wolle, anerkenne. Herr Favre hat sich dann an die Militärbehörde um einen Passirschein gewendet, von der er ihn natürlich ohne alle politischen Consequenzen erhalten. — Die „N. Pr. Z." macht ausmerksam, daß die Belagerung von Belsort, nach dem fehlgeschlagenen Versuche Bourbaki's, die Festung zu entsetzen, nunmehr in ein neues Stadium getreten ist. Sie ist ein besonders schwieriges Unternehmen. Der Platz ist gut verpro- viantirt, wird von einem energischen Kommandanten und ist bei Dijon in Action getreten. Don unsrer Sette liegt noch keine Meldung vor; aber rin franzö sisches Telegramm berichtet, daß dir Stellungen der Garibaldianer in der Umgegend von Dijon angegriffen wurden, und daß der Kampf den ganzen Tag hindurch lübrlieb: . ... k Ldlr. ^Lbrliob: 1 ^blr. Id dtoaotUcb: . . . I» Hvwwero: 1 k> ur. I luvrv. Bekanntmachung. Nach dem Abgänge de- Ingenieurs Schubert au- seiner Stellung als Assistent de- technischen Beamten für die Beaufsichtigung der Dampfkessel in den KrriS- dncctwnrbezirken Dre-den und Bautzen wird diese Assistenz bis auf Weitere- von den Technikern Türke und von Gutbier, beiderseits in Dresden wohnhaft, besorgt werden. Dre-den, den 10. Januar 1871. Ministerium dr- Innern. v. Nostitz Wallwitz. lleberslcht. Telegrapbische Nachrichten. Zeitungsschau. (Norddeutsche Allgemeine Zeitung.) Ariegsuachrichteu. (Berlin. Versailles. Gonesse. Stuttgart. Paris. Lille. Havre. Brüssel. Dijon.) Tagesgrschichte. (Dre-den. Berlin. München. Karls ruhe. Wien. Brüssel. Florenz. Warschau.) Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Meißen. Riesa.) vermischtes. Statistik und Lolkswirtbschaft. Kenilletsu Inserate. Lageskalender. Börsen- »achrichten. Historisch« Literatar. „Heinrich IV. und Philipp HI. Die Begründung de- französischen UrbergewichtS in Europa 1598—1610. Bon Ur. M. P h i 1 i p p s o n. I. Theil. Berlin, Franz Duncker. 1870. gr. 8. XII. und 398 E." Der Verfasser dieses Werkes, ein junger bereits wohlbekannter Historiker, steht gegenwärtig al- freiwilliger Gardefüstlier vor Paris. Er Hilst jetzt mit Amtlicher Theil. Dresden. 16. Januar. Se. Königliche Majestät haben den Ortsrichter Gutsbesitzer Ernst Julius Her mann Eckelmann in Althöfchrn zum Friedensrichter im Amtsbezirk Stossen zu ernenne» allergnädigst geruht. das Uebergewicht der Nation brechen, dessen Entwickelung er vor seinem Ausmarsch zu schildern begonnen hatte. Die Zeit, welche vr. Philippson ins Auge gefaßt hat, ist die Periode einer großen Wandlung in der Geschichte Europas zu Anfang des 17. Jahrhunderts. Die stolze, alle politischen Verhältnisse bestimmende Macht Spaniens fängt an zu sinken und Frankreich hebt sich durch Heinrich IV. Dieser legt den Grund zu dem Uebergewicht, welches Frankreich seit Richelieu gewann. Wie sehr wir Deutsche auch unter dem Drucke dieser Macht, die wir hoffentlich jetzt für alle Zeit in ihre Schranken zurückweisen werden, gelitten haben, so war doch die damalige Wandlung ein großer Segen für die Civilisation. Die den deutschen Habsburgern sympathische spanische Tyrannei hätte die Reformation und alles freie geistige Leben auch in Deutschland ver nichtet. Heinrich machte es dadurch, daß er überall energisch, aber mit kluger Mäßigung für die bewegen den Ideen der Neuzeit eintrat, möglich, daß wir im 30jährigen Kriege wenigstens im größern Theile unsers Vaterlandes die geistige Freiheit retteten, ohne welche die von den spanisch-ultramontanen Habsburgern ver tretene politische Macht ohne Werth und Dauer ge wesen wäre. Wir Haden unsrer freien geistigen Ent wickelung rin paar Jahrhunderte lang das politische Nationalbewußtsein opfern müssen, welches erst in unserm glorreichen Jahrhunderte aus der innrrn geistigen Ent wickelung des deutschen Volkes so wunderbar kräftig hervorgewachsen ist. Jetzt stehen wir wieder an einem solchen Wendepunkte. ES sinkt die politisch« Macht de in Eitelkeit verkommenen Frankreich und das nach lan ger stiller Arbeit zu politischer Reift gekommene deutsche Volk ist an der Reihe. Gott gehe, daß wir unsre Stel lung energisch aber mit Maß und tm Interesse der Civnisation benutzen. Bordeaux, Montag, 23. Januar. (W.T.BJ Die Negierung bat gestern von Spanien dir ofsi- rielle Notifikation der Thronbesteigung des König» Amadeus erhalten. Berichten aus Marseille vom 21. d. zufolge find auf Befehl dr» Prafrctra 12V« Deutsche aus- gewieft» worden. Lille, Montag, 23. Januar, Abend». (W. T. B.) Vie Beschießung von E am brat hat seit gestern Nachmittag 1 Uhr vegovvrn. Allgemeinen an allen deutschen Stämmen, so auch an Bayern im Besonder» sich bethätigen; dann wird unter treuer Beobachtung der Verfassung im Laufe der Zeit die Zahl Derer immer mehr sich verringern, welche heute noch einen Grund zu Haden glauben, mit der historischen Entwickelung Deutschlands zu grollen; auch sie werden mit der Gegenwart sich versöhnen, sobald die Zukunft sie belehrt haben wird, daß ihre Befürch tungen ohne Grund waren." Brüssel, Dienstag, 24. Januar. (W. T. «.) Da» hier ringetroffene „Journal de» absent»" mel- det aus Paris vom LV. Januar: Während der Ab wesenheit Trochu» ist General Lest« zum interi mistischen Gonverneur von Pari» ernannt worden und übernimmt gleichieitig den Oberbefehl über di« aesamwtea Streitkräfte, einschließlich der in den Forts und den vorgeschobenen Werken. — Ja Paris ist «in Rraierungldrcret veröffentlicht wor- den, wonach alle Personen, welche noch Getreide in den Häusern aufbewahren, dies ungesäumt der Re gierung zu melden dab«n, widrigenfalls die Ge- treidevorräthe coufiscirt und die bezüglichen Per- sonea mit Geldstrafen oder Gefängniß belegt »er- den sollen. Bern, Montag, 23. Januar, Abends. (W. T. B.) Berichten au» dem schweizerischen Hauptquar tier »»folge marschirt ein franzöfischr» Detachement mit Geschützen längs der Grenze ans Abbevillrrs. Florenz, Montag, 23. Januar, Abends. (W. T. B.) Dem vernehmen nach ist eine Depesche Sari- baldt s hier rinaetroffen, in welcher derselbe mit- theilt, daß er eine Niederlage erlitten habe. Man erwartet die demnächstige Rückkehr Se- narb'» als Gesandten Frankreich». schweren. Im Südosten der Festung zwischen den Dör fern Pörouse (östlich von Belfort, an der Straße nach Nltkirch) und Danjoutin (südlich der Festung, an der Savoureuse) liegen die Höhen von les Perches, deren Besitz dem Angreifer ein Commandement über die Festung gestattet. In Erkenntnis dieses schwachen Punkte- hat die Vertheidigung diese Höhen mit provi sorischen Werken (mehrrrn durch eine Eourtine mit einander verbundenen Bastionen) gekrönt, und gegen sie richtet sich jetzt der Angriff der Unsrigen. — Von der unter dem Oberbefehl des Generals v. Manteuffel stehenden deutschen Südarmee hat nunmehr das 11. (pommersche) Armeecorps seinen zwischen 30 und 40 Meilen langen Marsch von Paris her vollendet scheint und alle verborgenen Nüancen des Wahnsinns bis zur Illusion hervortreten. Die ruhigsten Scenen geben den erregten an intensiver Kraft nichts nach, und betont sei noch die vollkommene, treffende Charakteristik de- Engländers Harleigh. Dieses gleichzeitige frappante Jndividualisiren in der Charakteristik, mit meisterhafter MaSke und sicher ausgeprägter Haltung verbunden, er gab auch sein Chevalier v. Rocheferner. Die Zeich nung des hocharistokratischen alten Marquis in Ton und Redeweise, Mimik, in allen Specialitäten seines Wesen- und seiner Manieren ist nicht bloS vollendet, sondern eigenthümlich pikant; und ohne irgend ein Uebertreiben auf Kosten der Leben-Wahrheit zu Hilfe zu nehmen, gelingt es dem Künstler, durch geistreich pointirte Nüancen des Ausdrucks und Spiels sein Cha rakterbild zu einer köstlichen Komik zu steigern. Herrn Winger'- Darstellung des hitzköpfigen Mercier stellte im letzter» Stück rin treffliches Ensemble her, und im erstrrn erwarb sich Fräul. Langenhaun als Lady Anna all' die künstlerische Auszeichnung, die sich in einer so kleinen, wenn auch schwierigen und mit den Empfindungen krampfhaft nach innen gepreßten Rolle erringen läßt. Der allgemeine Herrn Director Haase gespendete Beifall de» Publicums steht der Kritik bei der Empfeh lung seine- weitern Gastspiels zur Seite. C. Banck. In der Geschichte Hrinrich's 1V. und seiner Be ziehungen zu Philipp III. von Spanien (Minister Lermo) sowie zu Karl Emanuel von Savoyen war noch sehr viel zu thun. Die gedruckten Documentensammlungen, Memoiren, Gesandtschaftsberichte waren im Einzelnen noch nicht gehörig verarbeitet, ältere Geschichtswerke, wie das des trefflichen de Thou und andere minder un befangene Darstellungen bedurften einer mehr oder min der einschneidenden Kritik. Viele Acten aus de» Ar chiven von Paris, Brüssel, Berlin wurden zuerst vom Verfasser aufgefunden oder ausgiebig benutzt. Das Brste in archivalischer Forschung und lichtvoller Be handlung hatte hier bereits Leopold v. Ranke geleistet, doch bei seiner großen Aufgabe der Darstellung des 16. und 17. Jahrhunderts nur in geistvoller Ueberschau, wobei der Detailforschung viel Raum blieb. Diese bat sich Phi lippson in diesem ersten Bande zunächst für die Zeit von 1598—1605 mit schönem Erfolge zur Aufgabe ge macht und das gewonnene Material, wenn auch nicht mit dem wunderbaren Zauber der Darstellungsweise de- Meisters Ranke, doch in klarer und ansprechender Er zählung ausgenutzt. Referent macht besonders auf die interessante Einleitung über die sittlichen und politischen Verhältnisse Europas zu Ende des 16. Jahrhunderts, auf die Darstellung der für unsre Zeit sehr bedeutsamen Politik des Hauses Savoyen, die Biron'sche Verschwö rung, die von Heinrich unterstützte Erhebung der Mo- riscos in Spanien und S. 232 ff. auf die anziehende Oharaktcristik Heinrich'- aufmerksam. Dir Beziehungen de- Königs zu den MoriScos, welche allerdings damal» d«r spanischen Regierung sehr gefährlich werden konn ten, waren zwar nicht ganz,unbekannt (IVsi»», I 1-» kvrcv Korrespondenz, Onplsi»), aber von Ranke nicht brrührt worden. Hmtrr drr populären Auffassung des „guten, galanten König-" tritt sein Bild mit dem Leipilz. H lle» Orexiver lovrosl»; «devä« : u. L »,»- <« L»rll»-Vi«o-L,mdoiU-vr»i>v- 1vri ». »..Hü»«»«- Kvll /I , Nr«»»: L Le»»««', L0re»u v. K. /enl«, I«.: L ,eb« a. <7 Luctllu, Da«Le <k <7o., F>. » kvcbd.j ' Haru,, AaAt«, ü vo.; VI«: MottUort: F e«. KerauvUedort KSoi»I. krpexl'tion ä«, Orexlner 7ovnull», Vr«Kl«u, Uo. I. zum Theil (Talant, Daix, St. Seine) nordwestlich von Dijon an den Straß«! von Montbard und Cha- tillon-sur-Geine. Aber auch von Norden her auf der Straße von Langres nach Dijon (hier liegt Norges) scheinen die Unsrigen angegriffen zu haben, und die ganze Stoßrichtung macht den Eindruck, als sei eS auf ein Beiseitrschie-en der Garibaldianer und auf ein Ad- drängen derselben von der Armee Bourbaki's abgesehen. Nach einem anderen französischen Berichte ist nämlich bereit- Döle am Doubs (6 Meilen südöstlich von Dijon und ebenso weit südwestlich von Besanqon) von deutschen Truppen besetzt. Ist dies richtig, dann wäre jener Zweck bereits erreicht. (Vgl. die Telegramme.) Lersaille» 19. Januar. Den ersten ausführlichen Bericht über den heute stattgehabten große» Ausfall der Pariser Besatzung finden wir in der „Nat.- Ztg." Der Specialcorrespondent des Berliner Blattes constatirt zunächst, daß der Ausfall in einer Ausdeh nung erfolgt ist, wie er seit der vicrmonatlichen Cer- niruna von Paris noch nicht stattgefunden haben mag, und fahrt dann fort: Schon während der Stacht waren auf der ganzen Süd- und Südwestseite starke Bewe gungen und Concentrationen feindlicher Streitkräfte wahrgenommen worden, so daß man mit Sicherheit annehmen konnte, daß gegen das V. Corps ein größerer Coup unternommen werden sollte. Um 8 Uhr Mor gens gelangte die Meldung hierher, daß der Feind sich auf der ganzen Linie gegen das V. und IV. Corps entwickele. Der Feind kam'auf der ganzen Süd- und Südwestlinie mit einer kolossalen Streitkraft von gegen 100,000 Mann heraus. Der Kampf begann bei Sevres, zog sich nach Meudon, Garches, St. Cloud, Vaucresson, Malmaison, Bougival rc., so daß die 9. und 10. Di vision, die Regimenter 7, 47, 58, 59, 6, 46, 37, 50, fast sämmtlich in das Gefecht mit eingreifen mußten. Der Feind entwickelte aus seinen Batterien und Mi- trailleusen, denen sich der Chassepot zugesellte, ein so heftiges und starkes Feuer, wie man es nicht in den Schlachte» von Wirth und Sedan gehört hat. Unsre BelagerungSbatterien erwiderten auf das Lebhafteste, während unsre Frldbatterien des coupirten und waldi gen Terrain-, Halder nur mit Schwierigkeit aufsahrcn konnten. Anfangs griffen die Franzosen mit fast drei fachen Streitkräften das V. Corps an, welches die Stürme des Feindes mit der größten Bravour zurückwies. Sehr hart hatte» die beiden Compagnie» des 5. Jägerbatail- lon- zu leiden, namentlich die 2. Compagnie, die einen fünfmaligen Sturm des fast zehnmal überlegenen Fein de» bei der Montretoutschanze, link- von St. Cloud, abwie-. Unter großen Verlusten mußten zuletzt die Jäger, welche wie die Löwen gefochten hatten, die Montretoutschanze, eine nicht sehr wichtige strategische Position, dem Feinde überlassen. Da- Schlachtfeld dehnte sich infolge der großen Entwickelung des Fein de- immer mehr aus, so daß es fast zwei deutsche Mei len umfaßte. Von Stunde zu Stunde wurde da- Ka nonen- und Gewehrfcuer stärker. Unsre Batterien feuer ten von Louviciennes und St. Germain au- auf die vorgeschobenen Batterien des Mont-Valerien mit gro ßer Präcision; die zwischen Lacelle und Bougival aus gestellten Batterien feuerten auf die von Rueil dedou- chirenden feindlichen Regimenter. Ein interessanter Ar- tilleriekampf entwickelte sich beim IV. Corp», welches gegen Mittag thätig eingreifen mußte; die Artillerie des IV. Corp- konnte ein günstiges Terrain für ihre Operationen ausfindig machen, so daß es ihr ermög licht wurde, von den Höhen zwischen Chaton und Car- riere-St.-DeniS ein lebhaftes und präcises Feuer ge gen die feindlichen Batterien unterhalten zu können. Unsre Belagerungsbatterien griffen thätig in die Schlacht mit ein, als welche die heutige Affaire zu bezeichnen ist. da- deutsche Reich, an dessen Wiederaufrichtung sie einen so ehrenvtstlen Antheil genommen haben. Im Beginne wurden, und daß der Kampf d«n g de» Krieges legte Bayern ein ruhmvolles Zeugnis »b dauerte. Die Orte, welch« die Del für die treue Haltung geschlossener Verträge, und ftine Armee errang auf den Schlachncldcni neben den andern deutschen Truppen den höchsten Preis der Tapferkeit. Hcchherzigen Sinne- ging Bayenls König den Fürsten und freien Städte» Deutschland- v»ran, als e- sich um Telegraphische Nachrichten. Berlin, Dienstag, 24.Januar, Mittag». (W. T. B.) vom Genera1quartirr»«ister ». Podbielöki find folgende officielle Meldungen hier eiugeaangeu: Versailles, 23. Januar. Am 21. Januar besetzten Abtheilongen der deutschen Südarmee nach einem leichten Gefechte Dole und nahmen 230 mit Lebentmittelv, Fourage und Bekleidung beladene Eisenbahnwagen. Am 22. Januar wurde die Eisenbahnbrücke über die Mosel zwischen Nancy und Loul dnrch eine Franrtirrurbaude gesprengt. Im Norden hat die I. Armee daS Terrain biS zu den Festungen vom Feinde grsänbert. Wien, Montag, 23. Janvar, AbevdS. (W. T. B.) Die „Correspondevz WarrevS" beschäftigt sich mit der Fricdeu-frage. Die vfficiöse Korrespondenz führt aus, der Einfluß des Krieges selbst auf die nicht betheiligten Mächte müsse die Neutralen auffordern, jede zulässige Anstren gung zur Herstellung des Frieden- zu machen. Der chroffe Gegensatz in den Anschauungen der beiden krieg- ührenden Mächte mache eine Vermittelung gegenwär- ig unmöglich; es sei jedoch zu erwarten, spätere Er eignisse werden verursachen, daß die eine »der die an dere der kriegführenden Mächte weniger abwehrend ge gen die Vermittelung der Mächte sich zeigen werde. Es sei daher gerathen, eine beobachtende Stellung zu neh men, um einen günstigen Zeitpunkt zur Friedensver- mittelung abzuwarten. Brüssel, Montag, 23. Januar, AbeudS. (W. Neugestaltung Deutschland-handelte; mit Eifer und T. B.) Die „Etoile Helge" meldet aus Lille " - - vom heutigen Tage, daß unter dem Vorsitze Gam betta- rin Krirgdrath drr Geurrälr Faidherbe, Karre und Paulze d'Jooy stattgrfunden habe. Gr- _ _. ueral Robin sei der Stelle eine» DivifionSgrneralS Beweis geliefert, daß auch innerhalb dieser Partei Her- rnthobeu und an seine Stelle Oberst JSnard er-" zen für Deutschlands Wohlfahrt schlagen. Möge denn nanvt worden. der Segen, den das deutsche Reich verheißt, wie im Au» Arlou wird vom heutigen Tage gemeldet: DaS Bombardement von Longwy wird Tag und Nacht fortgesetzt. Die Festung antwortet nur schwach. Ballonuachrichteu auS Paris vom 20. d. gebe« dir vrrlustr durch da» Bombardemrut auf 86 Todte uud 215 Lerwuudrte an. Da» „Journal officiel" vom 1S. d. »rröffratlicht einr nrur Pro klamation der Regierung, in welcher die Auffor derung zum äußersten Widerstand wiederholt wird. vertheidigt und besitzt eine Reihe vorgeschobener Werke, welche die Annäherung an die innere Festung und eine den Widerstand brechende Beschießung der Stadt er Feuttleton. L. Hosthrater. Montag, den 23. Januar, be gann Herr Friedrich Haase, Director des Stadtthea- ters in Leipzig, sein sehr willkommenes Gastspiel als Harleigh im Drama ,Sie ist wahnsinnig" und als Rocheferrier im Lustspiel „Eine Partie Piquet." Die Wahl des ersten trübseligen, quälerischen Stücke- haben wir der besondern Liebhaberei des Künstlers zu Gute zu halten, der bereits vor 18 Jahren hier im Beginn seiner Laufbahn als Harleigh auftrat. Eine Liebhaberei, die manch' Anderm bedenklich werden könnte, denn Herr Haase arebt uns den Wahnsinnigen nicht blos mit psychologischer, sondern auch mit realer, pa thologischer Wahrheit der Erscheinungen, sodaß von der elften Scene an der Wahnsinn Harleigh'- kaum zwei felhaft bleibt. Eine Auffassung, die zwar da- Gebot geläuterter und idealisirender Kunstschönheit gegen sich hat, wohl aber vertheidigt werden kann durch die Mo tive dieses Wahnsinns: der da- Gewissen belastende Wahn des Morde- und die peinvolle Ueberzrugung von der Untreue seiner Gemahlin bedingen bei Harleigh — abgesehen von den wirklichen Wahnsinnsausbrüchen — «inen stetigen Ausdruck tiefsten Seelenleidens, da- seine innerste Verwandtschaft mit dem Wahnsinn selbst nie verläugnen kann. In solcher Auffassung nun bekundet sich de- Gaste- große Begabung, voll scharfer Lrben-- beobachtung, mtt fein brgeistigter Rede und brsretter Mimik zu gestatten, und diese Gestattung i» allen De tail- geistvoll durchzubildrn und zu einem Ganzen zu vollenden, dessen realistische Wahrbeit im höchsten Grade ergreifend wirkt. Alle Einzelnheiten, die drr Künstler in dieser Partie giebt, Huden eine Kette krankhafter psychologischer Entwickelungen, in wrlchrr jede- Glied au» den gewisse»haftestens Naturstudien hervorgegange«