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Dresdner Journal : 31.12.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-12-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186912311
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18691231
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18691231
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-12
- Tag 1869-12-31
-
Monat
1869-12
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 31.12.1869
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V 304. ülPMllkMNlKUrktsk : »brii-k- «rklr. — ^MrUekr l ., IS ,. «ooAtlicb:— „ lb „ Ui»»«lQ«Uiiwai«ro: 1 „ l»»r»i>MW» »rttk M8l«p 3 1i>lr Üt-mp-lx-kiltii, »u«,rb»lb a>» k<or46 Suo i«» ?o»t uo6 3tea>p« Sioia »nseralenprttse: k>tr -«o »»um «io«r »«ip»It«»«a 2«il«: 4 8vt»r „Lio^«»»oat" äi« LeU«: 8 Lrschrt»«. VUGllob, Illit Lo»v»kiil» <t«r 8ooo- »v<i ^booä» Mr <i«o MIx«llä,o Freitag, den 31. December. Dres-mrIourml. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. 18«». >>Ner»tr»mnutz«r «u»ßr«r 6«» vr«,U»«r ^ouro»I»; »d«v,i»,.: 8 L»oi.»», Loo»» Lo»r; Vi»»-I-,ix»ris->»««!-Lr»i>KMrr » N.: 8»»»»»»^»i» VooL»». SvrUo. kivoi-lvsscke kirobb., k»r»>««»»»'» Uur«»n, Uvvoi.i-o Klo»»»; »r«w«o: L 8c»l.ori»; vr«»I»i»: L ^imooe«i>'^ur«»u, U»»»», 8r»» L Ln» o»o; LriiukMrt » It.: Lucbd.; LSMr ^i>. N»oii»r». k^ri,: 8»v»„, övl.r.1»» L6o., (8, Ll»c» 6« I» Üourso ; kr»x L» L«»i.lc»'« Loekd.? Vi»». Xl.. Orril.1» qerausgtdrr: IlLvi^I. L»p»ititioo 6«» I>r«»av»r ^oarooll, vr»»ä«ll, S4»ri«ll,tr»»»« Uv. 7. «>' iS Amtlicher Theil. Dresden, 24. Dezember. Se. königliche Majestät haben allergnädigst genehmigt, baß der Oberbergrath Ihle zu Freiberg und der Bergrath Professor vr. von Eotta an der Bergakademie daselbst den von Er. Majestät dem Kaiser von Rußland ihnen ver liehenen St. Stanislaus Orden II. Klasse, der Berg rath von Cotta mit dem Stern, annehmen und tragen. Nichtamtlicher Theil, lleberficht. Telegraphische Nachrichten. ZeitungSschau. (Provinzial Korrespondenz. Schlesische Zeitung. Neue Preußische Zeitung.) Tagesgeschichtr. (Berlin. Köln. Altenburg. Wien. Paris. Madrid. St. Petersburg. Bukarest.) Dresdner Nachrichten. Vrovinzialaachrichten. Gerichtsverhandlungen. Vermischtes. Telegraphische Nachrichten. Wien, Mittwoch, LS. December, Abends. (Korr.- Bür ) Ein amtliches Telegramm aus Eattaro be stätigt, daß der Kaiser die Gemeinde Braic und alle übrigen bis jetzt unterworfenen Insurgenten begnadigt hat. Dieser allerhöchste Gnadenaet hat dort die freudigste Stimmung hrrvorgerufrn. Feld- marschalllieurenant Baron Rodich und der für Eat taro neuernannte Bezirkshauptmavn Nendich «er den stündlich in Cattaro erwartet. Der „Presse' wird unter« heutigen Tage telr- graphirt: Podori, der letzte aufständische Ort, ist schon erschüttert und steht dessen Unterwerfung nahe bevor. Paris, Mittwoch, LS. December, Abends. (W r B.) Die Abendblätter versichern, daß Ollivier, durch Vermittelung Daru'S, Buffet und Brame Portefeuilles angrtragen habe. Beide hätten aber bis jetzt abgrlehnt, die Unterhandlungen dauerten indcß fort. — Gerüchtweise verlautet, daß der Seine- präfect Baron Haußmann seine Entlassung gege- den habe und daß Ehrvrrau (Präfect des Otscdepar- temcnto) ihn ersetzen werde. Turin, Mittwoch, LS. December. (Tel. d. Pr.) Die Commission für die internationale Ausstellung beschloß unter Sella'S Präsidium, die Ausstellung auf 1815 zu verschieben, da der Staat keine Mit- tel zur Unterstützung; bieten könne. London, Mittwoch, LV. December. (W T. B.) AuS Washington wird vom gestrigen Tage pr. atlant. Kabel gemeldet: Der Staatssecretär Fish bat durch eine Circularnott die bei deu Seemächten beglaubigten Bevollmächtigten der Union beauf- tragt, die Theilnahme der betreffenden Mächte an einer VertragSconventivn, dir atlantischen Kabel betrcffend, zu veranlassen. Dir Basis dirsrr Con vention würde Schutz der Kabel iu Krirgszriten, sowie Gegenseitigkeit bei ConcrsfionSerthettungrn sein. Dresden, 30. December. Unter dcrAufschrift: „Zum Jahresschlüße bringt die Berliner ministerMe „Provinzial- Cor- respondenz* einen längcrn Artikel, welcher constatirt, daß das Jahr, welche- zu Ende geht, nach außen und nach innen einen günstigen Abschluß gefunden Hal: nach außen erscheine der Frieden fester als seit Jahrcn gesichert, im Innern habe eine wohlthätige politische Entwickelung, welche eine Versöhnung und Ausgleichung der Partcistandpunkte behufs gemeinsamen Schaffens für das Wohl des Landes erstrebt, weitere Fortschritte ge wacht und günstige Erfolge erzielen lassen- Nachdem das halbosficielle Organ diese letzter» an der Hand der LHarlachen, wie sie in den Resultaten der Landtagssession vcrlikgen, anSlührlichcr erörtert bat, beschäftigt es sich mit dem Norddeutschen Bunde, der „in einem stetigen Ansbau seiner Einrichtungen begriffen* ist, und fährt dann fort: „Indem die Gesetzgebung des Norddeutschen Bundes immerhin den Segen der Gcm.insamkcit erken nen läßt, indem ferner auch das jüngste Zollparlamcnt durch seine Ergebnisse dazu beitrug, .„das Band zu befestigen, welches gemeinsame Einrichtungen um alle deutschen Länder knüpfen,** — haben sich die Bezie hungen zu den süddeutschen Staaten auch über jene ge meinsamen Einrichtungen hinaus iu vertrauensvoller Weise entwickelt, und die beiderseitigen Interessen haben auch auf andern Gebieten eine gemeinschaftliche Regelung durch besondere Vereinbarungen erfahren. Das nativ nale Bewußtsein kräftigt sich augenscheinlich immer mehr, und wenn eine schroffe Parteiauffassung sich hier und da noch sträubt, den Fortschritt in der innern Entwicklung Deutschlands nach Gebühr zu würdigen, so bleibt doch kein wahrhaft deutsches Herz unbewegt bet Wahrneh mung der Achtung, we'che dem deutschen Namen jetzt wieder in allen Weltthcilen gezollt wird. Die unpa- triottschen und ohnmächtigen Bestrebungen dagegen, welche ihre Sonderhoffnungen auf die Hilfe des Aus landes gegen Deutschland gerichtet hatten, sind wie an der Verachtung des deutschen Volkes, so auch an der Entwickelung der europäischen Verhältnisse vollkommen gescheitert. Die Lage Europas ist auf allen Seiten eine entschieden friedliche: die Politik aller Negierungen wird von der aufrichtigen Sorge für Erhaltung des Friedens geleitet. Der Norddeutsche Bund hat vom ersten Augenblicke an das Werk seiner Ncugestaltuug rückhaltlos als eine Bürgschaft für den Weltfrieden bezeichnet, — die europäischen Mächte aber haben sich mehr und mehr in den Gedank<n eingelcbt, der Ent Wickelung der deutschen Verhältnisse auf den iu» Jahre 1866 geschaffenen Grundlagen kein fremdes Hinderns entgegcnzustellen.* Gerade die neueste Entwickelung der politischen Beziehungen habe diese Auffassung vollauf bestätigt. „So.dürfen wir* — schließt die „Prov. Corr.* — „die Schwelle des neuen Jahres mit allsei tiger Friedenszuwrsicht und nicht minder mit der Hoff nung einer weitern gedeihlichen Entwickelung für Preußen und Deutschland betreten. Das kommende Jahr wird unser Volk zur Theilnahme an wichtigen politischen Acten berufen: wir werden für den preußi schen Landtag, sowie für den norddeutschen Reickstag Abgeordnete zu wählen haben. Möge der oben ange- deutetr Fortschritt unsers Vrrfassungslcbens sich auch bei diesen Wahlen bewähren und an die Stelle schroffen Parteiwesens mehr und mehr der Ernst eines praktischen Patriotismus treten, welcher das Beste des Polks in Gemeinschaft mit der Regierung des Königs in Treue und Gewissenhaftigkeit zu fördern bereit ist.* Auch mehrere andere preußische Blätter werfen am JahreSschlvß einen Rückblick auf die Thätigkett des preu ßischen Landtags. Die „Schlesische Zeitung* ist der Ansicht, daß die liberale Partei mit den im Abgeordnetenhaus? erzielten Erfolgen zufrieden sein kann. Sie schreibt: „Die dritthalbmouatlichc Kam- merscssion ist in einem Grade fruchtbar verlaufen, wre van bei Beginn derselben kaum erwaiten konnte, und Alles spricht dafür, daß auf Grundlage der schon er reichten Resultate auch in dcr letzten kürzer» Hälfte nach dem Beginn des neuen Jahres noch mehr erreicht werden wird. Diese Resultate sind gewonnen durch das Entgegenkommen der Regierung und durch die taktvolle und patriotische Haltung der gemäßigt libe ralen Partei. Von einem Versuche wirklich reactionä- rer Gesetzgebung ist außerhalb des Gebietes des Cul- tusministers durchaus keine Rede, und diesen Versuch zurückzuweisen, ist dem Abgeordnetenhause ja ungemein leicht. Was sonst an gesetzgeberischer Thätigkeit ge leistet wird, ist durchaus in liberalem Geiste gehalten, und wenn das Herrenhaus sich von demselben noch frei gehalten hat, so liegt das Remedium dafür in der Weiterentwickelung des Bunde-, durch welche das Her renhaus seines politischen Einflusses überhaupt entklei det wird, da cs mit dem Organismus des Bundes gar nicht zusammcnhängt. Solche Siege, wie sic das Her renhaus davon trägt, wenn cs die Unverantwortlich- keit der parlamentarischen Rede oder die Schwurge richte für politische und Preßvcrgehen verweigert, sind Pynhussicge. Man muß jedes Verständniß für die mächtige Strömung der Zeit verloren haben, um das nicht einzusehen.* Die „Schl. Ztg." beleuchtet nun die Haltung der „N. Pr. Z." in den wichtigsten parlamen tarischen Fragen und speciell in der Finanzangelegen- h>it, sowie den Rücktritt des Ftnanzmmisters, mit dem auf einmal „ein Sonnenwechsel* eingetretcn fei, und bemerkt dazu: „Die finanzielle Seite der Sache ist ge nügend erörtert worden, dir politische noch nicht hin länglich. Nach dieser Seite hin war es die unmittel bare Folge des Wechsels im Finanzministerium, daß jener unfruchtbare Kampf für und gegen den angeb liche» Parlamentarismus. welchen die „Kreuzzeitung* vier Monate vorher in Aussicht gestellt hatte und auf deu ihre Freunde und besonders die Vcrtheidiger dcr Ver fassung im Herrcnhause gerechnet hatten, von dcr Ta- gesordnung verschwand, daß die ganze Thätigkeit des Abgeordnetenhauses sich praktischen Zielen zuwenden konnte, und daß die Session schon in ihrem bisherigen Verlaufe eine der fruchtbarsten wurde, die unsre par lamentarische Geschichte zu verzeichnen hat. Von allen jenen Voraussagungen der „Kreuzzeitung" hat sich nichts erfüllt. Preußen ist an kemem „Wendepunkte" ange langt, sondern Abgeordnetenhaus und Regierung sind ganz einverstanden, mit dem Reichstage den „Weg ins Ungewisse" weiter zu verfolgen; jeder vom Herren- Hause ausgegangene Versuch, diesen Weg zu verlegen, ist gescheitert. In Bezug auf die innere Politik herrscht unzweifelhaft ein freisinnigerer Geist, als jemals seit dem Erlösche» der neuern Aera. Herr Camphausen hat sich innerhalb des Ministeriums Bismarck offen und unzweideutig zu konstitutionellen Grundsätze» bekannt." — Die „Neue Preußische Zeitung* dagegen ver- thcidigt das Herrenhaus gegen die Angriffe der „liberalen Presse". Das Herrenhaus, sagt sie, möge thun was es wolle, der Refrain bleibe „für die Catos der öffentlichen Meinung immer derselbe: das Herren haus muß abgcschafft werden." Namentlich die gegen wärtige parlamentarische Session habe der liberalen Presse wiederholt Gelegenheit gegeben, „sich in per fider Weise gegen das Herrenhaus zu versündigen." Auch die rasche Erledigung des Budgets habe ihm nicht Lob uno Anerkennung erngetragen, sondern nur Spott und Hohn zugezogen. Und auffällig sei dcr Contrast zwischen der Behandlung des Gegenstandes im Ab- geordnetcnhause und im Herrenhause allcrdiugs: dort Monate lang heftige Debatten, „die zu weiter nichts führen, als daß man den alten Kohl Jahr für Jahr wieder aufwärmt", — hier die Erledigung in einer einzigen Sitzung! Die „N. Pr. Ztg." schreibt dann hierüber weiter: „Durch die langathmigen Verhand lungen des Abgeordnetenhauses war das Herrenhaus in der That vor die Alternative gestellt: entweder das Budget ohue viel Detaildebatte anzunehmen, oder, in dem cs sich in eine sachgemäße Erörterung einließ, die rechtzeitige Publikation zu hindern. Und wir möchten wohl wissen, nein, wir können uns sehr gut denken, mit welchem Pathos sittlicher und politischer Entrüstung die liberale Presse in diesem Falle die Gcschäfts- behandlung des Herrenhauses kritisirt haben würde. Gleichwohl ist der moralische Zwang, welcher dem Herrcnhause angethan wird, indem man cs vor eine so peinliche Alternative stellt, höchlichst zu beklagen, und es ist kaum anzunchmen, daß cs sich ihm immcr fügen wird, — zumal in dem Hause die Ucberzeugung, daß die Feststellung des Budgets unbedingt vor Be ginn des Etatsjahrcs erfolgt sein müsse, wohl nicht allgemein getheilt wird. Jedenfalls dürfte man sich nicht wundern, wcun das Haus von einer gewissen Mißstimmung ergriffen würde, welche auf das Ver hältnis; dcr beiden Häuser zu einander einen störenden Einfluß üben könnte. Wir sagen: eine solche Miß stimmung würde sehr erklärlich sein; gleichwohl liegt cs aber im Interesse des Herrenhauses und in den Ge- - boten seiner Würde, sich vor einer solchen zu bewahren. Ucberhaupt ist es unsre Ueberzeugung, daß die Un popularität, welche man dem Herrenhause bereiten will, von demselben durchaus nicht als eine Last, sondern als eine Befreiung angesehen werden sollte. Das Herrenhaus ist darauf angelegt, den wechselnden An schauungen und Aspirationen der sogenannten öffent lichen Meinung nicht zu folgen; es ist berufen, den au- der Entwickelung der politischen und socialen Ver hältnisse entspringenden wirklichen Bedürfnissen des Volkes zu entsprechen, ohne von den Lebensbedingungen der preußischen Monarchie abzugehen und ohne deren gute Traditionen prciszugeben, d. h. den Fortschritt auf konservativer Basis ins Auge zu fassen. Zur Ver folgung dieses Zieles bedarf es der vollen Selbststän digkeit, welche seinen Mitgliedern nicht blos durch ibre sociale Stellung allein gesichert wird. Es darf sich auch über eine Unpopularität nicht beklagen, weil es durch dieselbe vor der — meistens unvermeidlichen, weil nicht erkannten — Gefahr bewahrt bleibt, von den Huldigungen der stuctuircnden öffentliche» Mei nung und deren Dienstbarkeit verlockt zu werden." Tagesgtschichte. * Berlin, 29. December. Dcr heutige „St.-Anz." publicirt das Gesetz vom 24. d, betreffend die Fest stellung des Staatshaushaltsctats für 1870. — In Betreff der Verhandlungen mit dcr hier anwesenden chinesischen Gesandtschaft wird dcr „Köln.Ztg." von hier geschrieben: Das Arrangcment mit China wird in den nächsten Tag<n voraussichtlich zu Stande kom men, sei cs in einem Protokoll, sei cs durch den Aus tausch amtlicher Erklärungen. Wie schon mehrfach be merkt wurde, wird man die amerikanische Uebcreinkunft vom 28. Juli 1868, die am 23. November d. I. in Peking ratificirt wurde, zur Grundlage nehmen. In St. Petersburg, wohin sich die Gesandtschaft von hier anfangs Januar begeben wird, ist ihr ein günstiger Empfang im Voraus gesichelt. Als dcr Minister Bur lingame in New ^)ork ankam, begab sich derthin von Washington der Gesandte Rußlands in i en Vereinigten Staaten, um ihm mitzuthcilcn, daß sich auch Rußland für das Zustandekommen des chinesischen Vertrags mit den Vcreinigten Staaten lebhaft interejsire und seinen Ein fluß zu Gunsten des Abschlusses geltend machen werde. — Die Arbeiten zur Herstellung der Normale des neuen Maß und Gewlchtssystems sind so weit gefördert worden, daß der für das Aichungsgcschäfl zunächst er forderliche Theil derselben sämmtlichcn Aichungsämtern nächstens wird zugehen können. Durch eine Verfügung des HandclsmimstcrS sind, wie die „N. A. Z." erfährt, die Provlnzialbchörden benachrichtigt worden, daß die Hebers'ndung dieser Normale und die Einziehung der dafür zu zahlenden Beträge nicht durch Vermittelung der Bezirksregicrungen, sondern durch die Normal- aichungscommissivn des Norddeutschen Bundes direkt an die den einzelnen Aichungsstellen vorgesetzten Be hörden erfolgen soll. — Die „N.-Z " meldet, daß Se. Majestät der König 8 Personen aus Hannover, welche wegen vorbereitender Handlungen zu hochver- rätherischcn Unternehmen am 2ö. Juli zu einer Ein schließung von je einem Jahr verurtheilt waren, den Rest ihrer Strafe erlassen hat. Köln, 28. December. Dcr „K. Volksztg." schreibt man aus Bensberg unterm heutigen Tage: Der hiesige Bcrgwerksbctrieb hat nun auch einen Strike in Aussicht; es werden wenigstens die größ ten Anstrengungen gemacht, einen solchen in Scene zu setzen. Auswärtige Agenten focialistischer Richtung durchstreichcn die Gegend, um die Arbeiter aufzuregen; ganze Ballen dcr Waldenburger Aufrufe und Flugblätter sind in Umlauf gesetzt. Durch große Rührigkeit und aufgemuntert von gewisser Seite, haben diese Leute schon einen ziemlichen Anhang zusammengebracht und auf den 2. Januar eine Arbeitcrvcrsammlung nach Immekeppel ausgeschrieben, um auch die dortigen Berg leute für ihre Ideen zu gewinnen. In dem Aufrufe zu der Versammlung werden die Grubenarbeiter ein- geladen, zeitig zu erscheinen, und es wird als Zweck angegeben: „Anschluß an den allgemeinen deutschen Feuilleton. Dresden. Mittwoch, den 29. December, fand Hrn. Joseph Joachim's Concert unter Mitwirkung der k. Kapelle und Direktion des Herrn Hofkapellmcisters »r. Rietz statt. Der Saal des „Hotel de Saxe" war über füllt, dcr Beifall enthusiastisch. Nach Dem, waS erst kürzlich und schon früher bei andern Gelegenheiten über diesen Meister der Geige hier ausgesprochen wurde, bleibt eigentlich nur zu sagen übrig, daß der Eoncert- geber durch seine vollendeten Vorträge der Evncrrte von L. Spohr (Grsangscene), von L. v. Beethoven und einer Suite für Violine allein von I. S. Bach uns einen außerordentlichen hohen Kunstgenuß bot. Joachim producirt nicht sein Violinsptel, er läßt die Seele der Geige im Geiste dcr Compositton tönen und sprechen. Eine klassische Leistung, einzig in mustrrhastcr Voll kommenheit, ist seine poesiereiche geistvoll erfaßte Wie dergabe deS Beethoven'schen Concert-, sein Vortrag vereinigt Energie und edel männlichen Ausdruck, mit Tiefe und elegischer Weichheit der Empfindung ohne Senti mentalität; nach dcr schwungvollen, plastischen Gestal tung deS ersten Satzes entzückte das Andante durch süße Schwäimcrei und Tonschmelz, daS Finale durch spirituellen Humor. Der Vortrag der Suite von Bach würde für jeden Violinvirtuosen rin undankbare- Wag- niß bleiben, der nicht, wie der Eoncertgeber, die Weise deS alten Meisters in subjektiver künstlerischer Eha- raktrristrung theilweise mit reizvoller Anmuth erfüllen und der modernen Empfindung-weise näher führen kann. Leider wurde dir Erwartung, Frau Amalie Joachim zu hören, getäuscht; Unwohlsein verhinderte ihre Mit wirkung. Statt ihrer trat Frau Otto-Alv-leben mit sehr schätzen-werthen L»tfttmgen ein. Str sang Rrct- tativ und Arie aus der Schöpfung von Haydn („Auf star kem Fittich") und die erste Arie der Constanze aus Mozart's „Entführung", und zwar mit musikalisch fei ner Vollendung; nicht blos hinsichtlich höchst korrekter Technik und Reinheit, svndcrn ebensosehr hinsichtlich vcr leicht und graziös behandelten Ausführung der Koloratur und Verzierung, der geschmackvollen Aus bildung auch der Details des Vortrags. Die vorzüglichen Ausführungen drr Kapelle bedür fen kaum einer Erwähnung; sie begannen mit Chcru- bini's FaniSka-Ouvertüre zur Eröffnung des Concerts. C. Banck. LeiSvig, 28. December. Am ersten Wcihnachts- sriertage hatten wir einen hohen musikalischen Genuß durch ein Concert in den schönen Räumen deS hiesigen „Hotel Bklvedsrc". Ein hier zusammengetretener Co- mtt« hatte Herrn Seminarobcrlehrer Rudolph vermocht, auch hier wie in Roßwein einige Abonncmentsoiröen zu veranstalten. Zu der ersten derselben hatte er Frau Otto-Alvslcben, Herrn Franke, Mitglied dcr k. Kapelle, und Herrn C. Hüllwcck, Eelloist, sämmtlich aus Dresden, gewonnen. Zur Ausführung kamen da- k «tue-Trio von Franz Schubert, eine Phantastecaprtcc für Violine, rin Adagio für Cello und ein Duo für Violine und Eello, alle Nummern ernteten den wohlverdienten Bei fall. Frau Otto - Alvsleben sang rtnc Arie aus der „Schöpfung*, sowie einige Lieder und errang den glänzendsten Erfolg. Vie englische und die deutsche Freiheit. Eine praktische Illustrativ«. (Schluß au« Nr. 28S.) Im Keller de- nächsten Hause- fanden wir eine Anzahl „professioneller Bettler* und„Gtltgenhritsdiebc*. Hicr fanden wir unter Andern ein junges Fraucn- zimmer mit melancholischem Ausdruck, ein schönes etwa zehn Monate altes Kind, das fest eingeschlafe» war, in deren Armen. Wir richteten verschiedene Fragen an sie, und sie erzählte uns eine traurige Geschichte, wie sie sich und ihr Kind vom Verkauf von Streichhölzchen sehr kümmerlich ernährte, wie sie nicht wisse, wo genug Geld aufzutreiben, um ihr Nachtlager und ihr Nacht essen zu bezahlen. Wir kannten zwar diese Geschichte als eine alte immer wicdcrkehrende, ließen uns aber doch so weit rühren, daß wir ihr jeder einige Kupfer- stücke gaben; als jedoch unser Führer, der sich auf kurze Zeit entfernt hatte, zurückkam und hörte, was vorge- gangcn, lachte er uns herzlich aus, daß wir uns so leicht hätten betrügen lassen. Das Weib sei eine drr ärgsten und bekanntesten Straßenbettlertnnen von Pro fession, die es gäbe. Wir waren etwas ungläubig, wurden aber am nächsten Tag bekehrt, als wir dasselbe Weib ohne Kind in einer der ärgsten Diebshöhlen sanden, die London aufzuweiscn hat. Als wir sie an sprachen und um ihr Kind fragten, behauptete sie mit größter Ruhe und Sicherheit, daß sie uns nie zuvor gesehen, und daß sie nie in ihrem Leben ein Kind in den Armen getragen. — Ein Poltzcibeamter dieses Districts erklärte uns jedoch da- Räthsrl und erzählte uns, daß er das Weib seit mehrern Jahren kenne. Sie borgt Kinder für b—7 Pence per Tag, um mit ihnen zu betteln, und macht ein ganz hübsches Einkom men dabei; beim Tage bettelte sie auf diese Weise in den Straßen, und bei Nacht war sie Gesellschafterin der gemeinsten Diebe Londons. — Einen alten Mann, der un- in den Straßen um Almosen angesprochen hatte, fanden wir in einer andern dieser Herbergen bet seinem Thee mit Butterbrod und Fletsch, und der Wirth erzählte uns, derselbe Mann habe um 5 Uhr ein ganz gemüthlichcs und reichliches Diner gegessen. Wir kommen jetzt zu den Leihhäusern der Diebe, wie bereits erwähnt die reichlichste Quelle des Ver brechen-, und nur hier möglich, wo das Princip der persönlichen Freiheit, wie man nun erst einzusehen an fängt, etwas zu weit getrieben ist. Diese Leihhäuser sind kleine Krämcrläden, die nebst dem ostensiblen Ge schäfte das viel einträglichere verbinden, auf gestohlene Sachen zu leihen. Meistens werden die Sachen da gekauft, natürlich für ein Zehntel ihres Wcrthes, und dann wird noch ein Theil des Preises in Eiern, Speck und andern Eßwaaren bezahlt. Anlehen werden ge währt von einem Penny bis zu einem Pfund, auf vier Wochen, die Interessen belaufen sich auf einen halben Penny für jede 6 Pence, ob für einen Tag oder einen Monat. Die Sachen werden sogleich fort- geschafft, wo natürlich die Brüderschaften einander un terstützen. Es ist sehr schwer, oaö Innere eines solchen Leihhauses zu sehen, wir versuchten cs bei mrhrern, wurden jedoch immer mit dcr Antwort abgcfertigt, die Frau — denn diese Anstalten werden meistens von Frauen gehalten — sei nicht zu Hause. Endlich war teten wir in der Nähe eines solchen Ladens, um eine Gelegenheit abzuwartcn, bis ein Kunde kam, was auch bald geschah. Ein Weib ging hinein und die „Frau" erschien und nahm zwei Pence in Empfang, wofür sie ein kleines Zettetchci erhielt, womit sie sich entfernte. Zu gleicher Zeit traten wir ein, und die alte Here schien von unserm Besuche sehr unangenehm überrascht, besonders al- sie unter uns das wohl bekannte Gesicht des Inspektors bemerkte. Wir erfuh ren jedoch sehr wenig von ihr. Sie schwor hoch und theuer, daß sie nicht wisse, wofür da- Weib zwei Pence bezahlt habe. Sie könne weder lesen, noch schrei ben und habe nichts mit dem Geschäfte zu thun; ver-
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