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Dresdner Journal : 18.12.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-12-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186912183
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18691218
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18691218
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-12
- Tag 1869-12-18
-
Monat
1869-12
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 18.12.1869
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V SSL. I» >«61. >»»-»: > tritt FUKrUoü: S^KIr.—Kxr 7 l'dlr. 8t»n>v«I^«dükr, z^UfirlieU: 1 „ rk „ s »n»-«rk»Id a«» Koniü. Noo»tlicd:— „ lb „ Nuoü«-?o»t-ooä Llii-tQ-tiQuuaer»: 1 „ 1 8t»wpvlLU-efil»a kirnt» Jasrralrnpretse: kUr ü«n K»am «io«r e«»p»It«ne»l 2«il«: 1 ü-c. vot«r „Li«x«»»oat" 6i« Lell«: 3 Hxr erscheint»: PU^llok, mit Xllillllkill« ä«r 8o»o- t»oä k«i»r1»U», Lksoüi Nir ä«» tolx«oä«o 1°»x. Sonnabend, den 18. December: DreMerImmml. ^^Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. 186S. rnsvrawimnmhnlr «mnikwr L«lx«1x. X» L^»o«r»rri», Lomml^in»>r 6«, vre»ün«r Loun>»I,, «devü»».: S. Li«oi.»», Lvo»« Lo»r; L»»dorU->«U»- Vi«o - I-,ip«ix - >»»»! - rr«»KN»rt ». U.: Ln,»»,r»i» K Voal.»«, L«rll». O«orill»'»<:k« vucdk. 8ur«»ii, Uvt-oti-» Liv»»«; Nr«i»«»: L. 8v»».ovr»z Lr„I»!>: L. 8rL«o«ii'» Xnllvllver-^ur«»!», Li»»», NiLL L Lr»llt^urt ».N.: kuckk.; Nöl»; Lv viivL»L», k«ri»: Nvl.i.1»» t6o., (8, kl«o» ä« l» Lour,«); kr»x: L» L»»l.lt!il', Lnvtlk.» Vis» ^i.. O»e»t.i«. qrrausgrdrr: ULuixl. Lipsäitioo ä»» Or«»äll«r Lonr»»1», vr«»ä«o, Lt»ri«o»tr»„« Ao. 7. Monnemenk - Linlavunq. Auf da< mit dem I. Januar k.J. beginnende neue vieiteljäkrige Abonnement der „DreSd- «er Journals" werden Bestellungen für aut- wärtr bei allen Postanstalteu, kür Dresden bei der unterzeichneten Expedition angenom men. Der Preis beträgt im ganzen Gebiete des Norddeutschen Bunde« jährlich 6 Thlr., wozu in Preußen noch S Thlr. Ttempelge- bükr tritt. Ankündigungen aller Art finden tm„Dresd- ner Journal' eine sehraeeignete Verbreitung. Die Jufertionsgebühreu werden im In- seratentheile mit I Ngr. für die gespaltene Aeile oder deren Raum berechnet; für In serate unter der Rubrik „Eingesandtes" find die Insertiousgebühreu auf » Ngr. pro Aelle festgestellt. Kömgl Lrptditio» -es Dresdner Jounals (Marienstraße Nr. 7.) Amtlicher Theil. Gesetz, die Verfügung über' die bei dem Landtagsausschusse zu Verwaltung der ^Staatsschulden niedcrgelegten bprocentigen Staatsschuldenkassenscheine betreffend, vom 17. December 1869. Wir, Johann, von Gottes Gnaden König von Sach ten rc. rc. rc. haben mit Zustimmung Unserer getreuen Stände beschlossen und verordnen hierdurch, wie folgt: 8 1- Die in Gemäßheit von 8 1 des Gesetzes vom 8. Februar 1868 (Gesetz-und Verordnungsblatt von 1868, 1. Bd. S. 60) bei dem Landtagsausschusse zu Verwal tung der Staatsschulden nicdergelegte Sumuic voll Sechs Millionen Thaler in 5proceutigen Slaatsschuldenkasscn- scheinen ist an Unser Finanzministerium zur geeigneten Verwendung zurückzugeben. § 2. Dagegen ist von Unserem Finanzministerium die Lumme von Sechs Millionen Thaler in 4procentigen, auf Grund des Gesetzes vom 26. Juni 1868 (Gesctz- und Verordnungsblatt von 1868, I. Bd. s. 431) aus- aefcnigten Staaisschuld.nkasscnscheincn lit. S. an den Landtagsaue schuß zu Verwaltung der Staatsschulden abzugeben und bei letzterem so lange in Verwahrung zu halten, bis im Wege des Gesetzes anderweit darüber verfügt wird. Urkundlich haben Wir dieses Gesetz eigenhändig voll zogen und Unser Königliches Siegel beidrucken lassen. Gegeben zu Dresden, am 17. December 1869. (I». 8.) Johan u. Richard Freiherr von Friesen. Dresden, 11. December. Se. Majestät der König haben dem hiesigen Couditor Johann David Bauer allergnädu st zu gestatten geruht, daß er das ihm ver liehene Prädicat als Hoflieferant Ihrer Kaiser!. Königl. Hoheit der Frau Erzherzogin Sophie von Oesterreich in hiesigen Landen führe. Dresden, 17. December. Seine Königliche Maje stät haben dem Ortsrichtcr Johann Gottlüb Schmidt in Reudn tz die zum Verdienstorden gehörige Medaille in Silber zu verleihen huldreichst geruht. heutigen Tage ist die friedliche Unterwerfung deS größten ThettS der Insurgenten angeblich gesichert. Die Jnsuryenten von Braic werden ihre Waffen am 1V. d. im Fort CoSmac ablirfern. Die „Presse" bringt in ihrer Abendnummer ein Privattelegramm, welchem zufolge die Insurgen- ten von Braic ihre Unterwerfung angetragen haben, und diejenigen von CrivoSce um die Er öffnung von Unterhandlungen zu bitten beabsich tigen. Florenz, Donnerstag, 16. December, Nach- mittags. (W. T. B.) Die Budgetcommission der Deputirtenkammer hat daS provisorische dreimonat liche Budget, sowie die Bilanz der Ausgaben und Einnahmen für 187V genehmigt. Madrid, Donnerstag, 16. December, Mittags. (W. T. W) In der heutigen Sitzung der CorteS wurde der Antrag, über die Kronjuwelenangelegen- heit eine parlamentarische UntersuchungScommission zu ernennen, mit 13V gegen 5 Stimmen angenom men. (V.rgl. unter „Tagesgeschichte.") Dresden, 17. December. Ueber die Thronrede des Kaisers vckn Oesterreich liegen jetzt auch einige Urtheile preu ßischer Blätter vor. Die „Norddeutsche Allge meine Zeitung" sagt unter Anderem: „Die Thron rede räumt geradezu ein, daß sich aus den seitherigen Erfahrungen Änderungen in der Verfassung als wünschenswcrth erwiesen hätten. Welcher Art dieselben sein sollen, giebt näher der Passus der Thronrede zu erkennen, wo das Verlangen der einzelnen Länder, ihre Verhältnisse in selbstständiger Weise zu ordnen, ein berechtigtes genannt wird, dem man nicht aus cnghcrzigen Ansichten entgegentreten dürfe. Damit ist also einfach zugestand-n, daß die Regierung Alles daran setzen will, den Ausgleich mit den Tschechen in Böhmen und den Polen in Galizien herbeizuführen. Als der geeignete Weg für die Lösung dieser Aufgabe wird in nicht minder deutlicher Weise die Aenderung des Wahlgesetzes bezeichnet. Man uierkt es der Aus- druckswctse der Thronrede an, wie schwer der Negie rung die obigen Zugeständnisse geworden sind, die ihr andererseits durch die allgemeine Lage deS Reichs ab- genöthigt wurden. Die Berührung des dalmatinischen Aufstandes trägt dazu bei, diesen Ton des Actenstückes zu vermehren. Die Negierung kann sich nicht ver hehlen, welche Opposition ihre Politik gerade bei der bisherigen sogenannten verfassungstreuen Partei finden wird." — In einem zweiten Artikel sagt sodann das Berliner ministerielle Blatt: „Weitere Entwickelung der Verfassung auf dem mit dem 1867er Ausgleich betretenen Wege, aber diesmal nicht ohne, sondern mit der Mitwirkung der verfassungsmäßig hierzu be rufenen Factoren: das scheint uns das der eröffneten Session des österreichischen Reichsraths vorgeschlagcne Programm zu jein, und cs wäre nur zu wünschen, daß dessen Realisirung mindestens mit demselben Er folge, wie das Ausglcichswerk vor drei Jahren fort- schrciten möge. An eine ernste Opposition von Seiten des Abgeordnetenhauses ist kaum zu glauben. Trotz ihrer Zähigkeit im Festhalten vermeintlicher Errungen schaften hat diese Versammlung vor zwei Jahren ge zeigt, daß sie einer kühnen, ihr aufgenöthigten Initiative mit Anstand zu folgen versteht, und sie wird diese Eigenschaft jetzt schwerlich verläug- nen." — Die „Neue Preußische Zeitung" be zeichnet die Thronrede des Kaisers Franz Joseph als „ein merkwürdiges Actcnstück, welches nur in der sehr eigenthümlichcn Lage Oesterreichs seine Erklärung findet" und schließt ihre Besprechung derselben in fol gender charakteristischer Weise: „Parlamentarischer Ab- und nationaler Individualismus — das Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Wien, Donnerstag, 16. December, AbendS. ssW. T. B.) Nach Berichten auS Cattaro vom soluti-mu- sind die beiden Gegensätze, zwischen welchen Oesterreich sich unter dem gegenwärtigen Ministerium abquält. Und es will uns nicht scheinen, daß eine Versöhnung zwischen beiden herbeigeführt werden könne durch eine Kräftigung des parlamentarischen Absolutismus, der jedenfalls am allerwenigsten dazu beigetragen hat, nach der Theilung Oesterreichs in zw.i Reichshälften, min destens in Cisleithanien die österreichischen Staats ideen neue und starke Wurzeln treiben zu lassen. Wir wundern uns daher nicht, daß, wie der Reichsraths- eröffnung die Gerüchte von einem Ministerwechsel vorhergiugeu, dieselben Gerüchte auch nach der Eröff nung desselben — dementirt werden mußten. Wenn die Verfassung dazu dienen soll, die Nationalitäten zu versöhnen, so ist am wenigsten das — mit Stolz so genannte — Bürgcrministerium dazu geschaffen, diese Verständigung herbeizuführen, welches vor den Reichs- rath zugleich mit dem Vorschläge eines neuen Wahl gesetzes tritt und mit der Verantwortlichkeit für den Bocchcscn-Aufstand." Die englischen Blätter beurtheilen die öster reichische Thronrede, wie telegraphisch gemeldet wird, wohlwollend. Die „Times" hebt hervor und heißt eS auch zumeist gut, was der Kaiser über die Gefah ren der extremen Föderativtcndenz sagt. „Morning Post" und „Daily News" thun desgleichen. Letz teres Journal vergleicht die Tschechen mit den Feniern. „Herald" (Tory-Organ) urtheilt mehr anti-deutsch und föderalistisch; alle Blätter aber rühmen und würdigen den konstitutionellen Ton der kaiserlichen Rede. Tagtsgeschichte. Dresden, 17. December. Die Erste Kammer hat heute den Bericht ihrer Finanzdeputation über das königl. Decrct, eine von Chemnitz über Aue nach Schöneck rc. zu erbauende Eisenbahn betreffend, be- rathen und folgende Anträge der Deputation ange nommen: „Die Kammer wolle im Verein mit der Zweiten Kammer: I. die hohe Staatsregicrung ermächtigen: unter der Voraussetzung, daß bas znm Bau nöthige Capital zur Hälfte in Stammacticn nachgewiesen worden, und die an- vere Hälfte erst dann in Prioritälsschcmen mit Verzinsung von höchbens ü Procent ausgegeben werde, wenn 50 Proccnt ans die Stammactien eingezahlt und zum Bau verwendet worden sind, l-r. Stroußberg und Genossen, rcsp. der von demselben zu bildenden Aclien^esellschast oder nach Befinden einer andern genügend legitimirten Gesellschaft Concession zu erthellen zum Bau und zum Betriebe einer zweigleisigen Eisenbahn von Chemnitz über Zwönitz, Aue, Jägersgrün, Schöneck nach Adorf, sowie folgender eingleisigen Zweigbahnen: ») von einem Zwönitz möglichst nahe gelegenen Punkte . der Hauptbahn nach Stollberg und Lugau, b) von Lugau über Oelsnitz he, Lichtenstein nach St. Egidien an der Chemnitz-Zwickauer Staatsbahn, -) von Friedrichsarün nach Falkenstein an der voigtlän- dischen Staatsbahn, ä) von Schöneck bis Klingenthal zur weitern Fortsetzung nach Graßlitz und Falkenau in Böhmen; ll. für diese Concession die Ausnahme folgender Beding ungen beantragen: 1) daß die »ob « genannte Zwönitz-StoUberg-Lugauer Zweig- bahn in jedem Falle mit der Hauptbahn zugleich her- gestellt, r) den Jn'eressen Markneukirchens Rechnung getragen werde, sei es durch möglichste Hcranbringung der Hauptlinie selbst in die Nähe von Markneukirchen, oder durch eine Seiten- bahn von Adorf nach Markneukirchen, so angelegt, daß deren Weitersührung nach Klingenthal entweder letzt so gleich mit zugesagt werden könne, oder daß derselben we nigstens später keine Hindernisse im Wege stehen, 3) daß der Bau der Hauptlinie, sowie der »al, «genannten Zweigbahn nach Sloüberg und Lugau ohne Verzug in Angrist genommen und innerhalb der nächsten drei Jahre beendet werde, 4) daß die Bahohöfc, resp. Haltestellen möglichst nahe und vortheilhaft für die Orte angelegt werden, deren Interessen vorzugsweise zu dienen sie bestimmt sind, ohne daß deo- srlben deshalb besondere Geldopser aogesonnen werden dürfen; III. die Staatsregicrung ersuchen, streng darauf zu sehen, daß die Ausfühi ung des Baues in solidester Weise betrieben und die Bahn mit Betriebsmitteln in ausreichendster Weise versorgt werde; IV. die Regierung ermächtigen, nachdem die vorerwähnten Verhältnisse geordnet sind, die Anwendung deS Exprovriallon-- ge'etzes sowohl sür die Hauptbahnen als auch für die Zweig bahnen etnireten zu lassen; V. die SwatSregiruna eventuell entbinden von der Aus führung des ständischen Beschlusses vom 2<Mai gerichtet auf den Bau einer eingleisigen Eisenbahn aus Staatskosten von Aue nach Jäaersgrün; Vl. durch die gefakten Beschlüsse die sämmtlichen in der Beilage k. ersichtlichen Petitionen für erledigt erklären." — Die Zweite Kammer beschloß in ihrer heu tigen Sitzung auf Vorschlag ihrer dritten Deputation, einen Antrag des Abg. Ploß, die von den Grund- und Hypothckenbüchern an Hypothekarirr zu rrtheilende Be nachrichtigung von vorgckommenen Besitzwechseln betref fend, dem k. Justizministerium zur Berücksichtigung bei der bevorstehenden Revision der Hypothekengesetzgebung zu überweisen. Sodann hat die Kammer noch einige mündliche Berichte über Petitionen erledigt. * Berlin, 16. December. In der heutigen Sitzung des Herrenhauses bildete den Hauptgegcnstand der Bericht der Justizcommission über zwei Petitionen des Grafen zur Lippe, betreffend: 1) den Entwurf einer Proceßordnung in bürgerlichen Rechtsstreitigkeitcn, 2) den Entwurf eines Strafgesetzbuchs für den Norddeut schen Bund. — Die Commission beantragt: Das Herrenhaus wolle beschließen, die königl. StaatSregie- rung zu ersuchen, dahin zu wirken, l) daß die oberen Gerichte des Landes, sowie das Obertribunal und das Oberappellations gericht zu Berlin, ausgesordert werden, sich über den Entwurf einer Proceßordnung in bürgerlichen RechlSstreiligkeiten sür den Norddeutschen Bund, noch bevor dieser Entwurf dem Bundcs- ralhe oder dem Reichsrathc vorgelegt wird, gutachtlich zu äußern; 2) daß die ober« Gerichte des Landes, sowie das Ober tribunal und das Oberappellationsgericht zu Berlin, ausgesordert werden, sich über den Entwurf eine- Strafgesetzbuches für den Norddeutschen Bund, noch bevor dieser Entwurf dem Bundes- rathe oder dem Reichstag vorgelegt wird, gutachtlich zu äußern. Bei der Debatte hierüber ergreif' zuerst das Wort Justizminister Nr Leonhardt. Derselbe erkennt an, daß der Bericht sehr gründlich sei, nichts Verletzendes enthalte, und dankt dafür, daß im zweiten Berichte ein in der Commission erhobener Vorwurs als unbegründet sosort zurückgewiesen worden. Durch die Petitionen ziehe sich als rother Faden der Gedanke, daß der Bundeskanzler und der Justizminister durch die Bundes gesetzgebung die preußische Gesetzgebung verletzen wollen- Er bedauere, daß er in seiner Vertheidigung den Petenten vielleicht unangenehm berühren wird durch cmigc sachliche Bemerkungen. Der Minister gebt aus den preußischen Entwurf i. I. 1^54 zurück, der wisjenschastlich sehr hoch stehe, aber weder praktisch noch sür Juristen verständlich gewesen sei. Dieser Entwurf wurd« dem obersten Gerichtshof mitaetheilt, der Minister erklärt, er sei kein liberaler sondern ein conservativer Mann, aber unter konservativer Gesinnung verstehe er nicht Rückschritt, nicht Still stehen, sondern gemäßigten Fortschritt. Die Gegner seiner Vor lage seien nur in ertrcmen Parteien zu finden. Die Ewil- proceßordnungkcvmmisfion habe den hannöverschen Entwurs als Leitfaden sür die Bcralhung eines andern Entwurss genommen. Man sei gründlich zu Werke gegangen; er habe sein Möglichstes gethan und bitte um Ablehnung des 2. Petitums; Nr. 1 sei gegenstandslos. Die weitere Debatte erstreckte sich nun zunächst über dir Petition und den Commissionsantrag unter 1, und nachdem die Herren Uhben, Graf Ritlberg, Graf zur Lippe, v. Bernuth, v. Kleist-Retzow und der Referent sich an derselben betheiltgt hatten, wurde schließlich folgender Antrag des Grasen Rittberg auf motivirte Tagesordnung: „In Erwägung, daß der Hr. Justizminister heute zuge sagt hat, den Entwurs einer Civtlproccßordnung noch vor der voraussichtlich stattfindenden zweiten Lesung den ober sten und obcru Gerichten des Landes mitzutheilen und ihnen Veranlassung zur Aeußerung zu geben, zur Tages ordnung überzugchen," vom Haufe angenommen. (Ein Antrag des Herrn v. Bernuth auf einfache Tagesordnung war vorher ab gelehnt worden.) — In Bezug auf die zweite Peti tion, das Strafgesetzbuch betreffend, vertheidigte der Referent den obigen Commissiousantrag (unter 2). Auch hierüber entjpinnt sich eine mehr persönliche De batte zwischen dem Justizuunistcr und dem Grafen zur Lippe und auch hier beantragt wieder Graf Nittberg motivirte Tagesordnung. Als zur Abstimmung ge schritten werden soll, ergicbt die Auszählung, daß nicht 60 Mitglieder anwesend sind, mithin das Haus nicht beschlußfähig ist. Es erfolgt Schluß der Sitzung. Nächste Sitzung Sonnabend. Feuilleton. K. Hoftheater. Donnerstag, 16. December, wurde zum Bestcn des UntcrstütznngsfondS für die Witwen und Waisen der Mitglieder des kgl. Hoflheatcrs zum ersten Male gegebcn: König Erich XIV., Trauer spiel in 5 Acten von Karl Koberstein. Zu einer wahr haft poetischen, gedankenvollen und an geistigem Ge halt bedeutenden dramatischen Dichtung erhebt es sich nicht. Aber der Verfasser hat ein ereignißreiches histo- rischrs Süjet, in der Handlung theils geschichtStreu, thrils frei verändert, mit sehr gebildeter Jamben prache, ohne in hohle Phrase und breiten Worterguß zu sallen, mit Intelligenz, warmem Gesühl und bildlicher Phan tasie in der Conccption und mit geschickter Bühnen technik dramatisirt. Dir Exposition ist vortrefflich, die Handlung entwickelt sich — diese Anlage einmal ange nommen — genügend motivirt, rasch und zu Scenen von durchgreifender dramatischer Wirkung — besonder- im dritten Acte — gestaltet; nur in den letzten Acten greift sie mit materieller Neigung zu sehr zu theatralischen Effecten und Requisiten; einige drama tische Remini-cenzcn erscheinen wenigsten- in gut ge wählter Verwendung, und dir Titelrolle namentlich ist sehr dankbar sür den Darsteller Unüberwundene Schwierigkeiten machte dir Mischung drr Grschichte mit drr freirn Komposition. Dir Ge- schichtr nennt König Erich, den Sobn Gustav Wasa's, grausam, aber von wohlthätigem Einfluß auf Cultur und Gesetzgebung Schwedens, und weiß nicht- vom Brudermord. Dieser nun soll die tragische Schuld sür den König ergeben; ihr Eindruck wird gemildert durch die höchste Reizung de- Zorn- und drr Leidenschaft, durch dir rmpörrnde Behandlung, dir drr Bedrängtr erfährt. Und so liegt denn die tragische Schuld uur in der eigenen Vollziehung des Mordes. Denn der gemordetr Stiefbruder Magnus ist rin verrätherischer Schurke, und die beiden andern Stiefbrüder und die schwedischen Adclshäuptcr sind nichts Anderes als Ver- räther gegen König und Vaterland, sie haben den Tod vollauf verdient, zumal in einer Zeit drr Rohheit und blutigen Gewaltthätigkeit in Schweden, die sich in die ser Hinsicht keine Humanitätsrücksichten auflegte. Der Aufstand dieser verrätherischen Bande gegen den König wird uns widerwärtig, weil er keine entschuldigenden Motive zeigt, nur aus gemeiner Gesinnung entspringt. Der König Erich ist edel in seinem Wollen und Thun geschil dert, männlich entschlossen, wenn auch unbesonnen, ver trauend, seine Leidenschaft nach Möglichkeit beherrschend. Aber eine große Idee, für die er lebt und unterliegt, ist nicht herausgestellt. Er thut nur seine Pflicht sür Ret tung seines Landes, seines Thrones, und auch ohne festen Plan. Er wird in höchster Bedrängniß, zum Guten geneigt und verwirrt von zweifacher Wahrsagung, welche in die Composition eingreift, zum Aeußersten getrieben; mit der Blutschuld bricht seine letzte Kraft zusammen; er wird gehetzt wie ein krankes Wilv, aber unsre moralische Theilnahme bleibt ganz sür ihn. Wir sehen einen Kampf um den Thron. Könitz Erich hat eben Unglück, und die Verräther, an Zahl uberwicgcnd genug, siegen. Und wenn Erick in den letzten Acten al- „Wüthrrich", „Bluthund" historisch angeiedet wird, so erscheint er uns allerdings nur verlästert, denn seine blutige Handlungtweise ist tm Recht, und seine Gegner würden in gleicher Lage keine andere zeigen. Diese kritischen Andeutungen speciever zu erörtern, würde zu weit führen. Aber abgesehen von Dem, wo- daS Trauerspiel al» dramatische Dichtung nach höher« Maßstabe bemessen unerreicht läßt, so ist eSdochunzweisel- hast ein Theaterstück mit geschickter Bühnenpraxi-, ge bildetem Geschmack und mit voller Hingabe seines Ta lents und seiner Kraft vom Verfasser gedichtet; und cs crrricht jenes Gelingen in der Ausführung, das ihm noch auf vielen Bühnen Anerkennung und Beifall zu führen wird, wie bei der gestrigen Ausführung, in welcher Herr Koberstein durch mehrmaligen Hervorruf ausgezeichnet wurde. Die Dauer des Stückes ist noch zu lang. Ist sein Dialog auch viel mehr knapp als breit gehalten, so wird doch sehr viel geredet, und einige Personen, die wir doch leider nicht näher kennen lernen, könnten noch darin verkürzt werden. Die Tragödie verlangt nun einmal eine dichterische Potenz erstcn Ranges und die moderne Bühnentechnik, mit welcher klug gerechnet werden muß, ist wenigstens zum Wecken derselben übel geeignet. Herr Koberstein sollte nicht unrrwogen lassen, ob er sein mit fleißiger Ausdauer gefördertes Talent nicht im bürgerlichen Schauspiel noch nachhaltiger für die Bühne verwerthen könnte. Die Ausführung war eine im Ganzen lobenswerthe. Herr Dettmer glänzte in der Titelrolle durch eine innerlich durchgearbeitete, wirkungsvoll gestaltende und dcn Dichter ergänzende Seelenmalerei und Darstellung. Nur in den lctzten Acten kennte er dem Stücke gemäß seinem Gange nicht den theatralischen Effecttri but versagen. Fräulein Langenhaun spielte Erich's srvmme, sanftsinnige, durch dessen That auS allem Gleichgewicht ihres SeinS gerissene Gemahlin Katha rine mit inniger Wahrheit d»S Gefühls, mit hohem weiblichen Reiz und edler Einfachheit der Erscheinung und de» Ausdrucks. Leider ist diese einzige weibliche Figur doch nicht bedeutend und eingreifend genug für daS Stück vom Verfasser gestaltet. Katharinen'- Ver lassen des GemahlL erscheint allerdtngt völlig erklär ¬ lich, aber sie hebt sie unstreitig nicht in unsrer Theil- nahmc und läßt sie aus der Handlung zurücktreten. Zu erwähnen bleiben nur noch: Herzog Magnus, den der Verfasser selbst durchaus nicht vortheilhaft für sein Werk gab, was bet seiner sehr begreiflichen Befangen heit und Erregung so erklärlich als verzeihlich ist. Herrn Kram er's lebensvolle, mit derbem Colorit ausgestattete Wiedergabe des Leibschützen Gade; und die angemessene und verständige Mitwirkung der Her ren Jaffe und Winger, als Persson, getreuer Se- cretär des Königs, und als Ewantc Sture, höchst un getreuer, rachsüchtiger Reichskanzler und, wie eS scheint, das Haupt der heuchlerischen Empörerbande, deren Treiben und Thun uns beiläufig bemerkt, im Zusam menhang verborgen bleibt und nur in den einzelnen äußern Handlungen vor Augen tritt. Die übrigen Rollen treten zu großer Unbedeutendheit zurück. C. Banck. Dresden, 17. December. Gestern Abend hatte Herr Wladislaw Gürski, ViollnvirtuoS auS Warschau, eine Soiree mu-iiola im Saale de- „Hotel de Saxe" veranstaltet. Der Concerigeber spielte zunächst den ersten Satz au- Rode'- siebentem Concert und die be kannte Chiaconne von Bach. Der junge Künstler hat eine vorzügliche Schule durchlaufen und besitzt in reichem Grade alle die Hilfsmittcl namentlich in tonlicher und technischer Beziehung, welche ihm eine glänzende künst lerische Laufbahn sichern können. Ohne daß der Ton deS tüchtigen Geigers klein zu nennen ist, erscheint er dcch bisweilen so, doch ist daran nur eine noch rtwa- befangene, einer strengen Schule noch nicht entwachsene geistige Auffassung der Musikstücke schuld. Mit den Jahren wird Herr Göi-ki auch in dieser Beziehung selbstständiger werden und dann sicher zu den besten
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