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Dresdner Journal : 23.11.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-11-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186911236
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18691123
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18691123
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-11
- Tag 1869-11-23
-
Monat
1869-11
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 23.11.1869
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Lu»a»: /Ndrliod: 6tdle —8xr '^Mrlied: l „ lb „ Üouatlicd:— „ lb „ 8i»»«to« diuuuueru l ., l» kreuze» tritt 1>tkrU«L 2 Iklr. 8ten>pelx«biidr, »ueierdeld aee dlvr^ä. Vuoä«» kost uuä 8te mp« luuecdlex kioun. »nserairnpretsr: kUr <i«o tt»uw «iusr ^«epeltelieu Lell«: 1 Hgr. Unter „Linxeennät" äi« 2eil«: L digr. Lrschttnni: rnultad mit Xueoedin« ä«r 8onn nnck kelertnU«, akenä, kür cksn kvlgenäen 'leg. Dres-nerIoumal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. >»srralrnannaqme au,wün». l.«Ip,tg: 1» 8«-no»r»rr«>t, lUluillioo*» üe» Oree-iner .tuurnelv; «denüe».: 8 Leoi.«», t^liuevi t'oer, klemdarg «»rite Vi«n-l,eip»ix-U»»eI-kr»»kcnrt » >t t Voal.»:«, «erlin. O«»i ir»'->e!>» ituedlr , tt» > ee>>» «»'. kureeu, ttovoriu >tu,i»c; «rswoo t! 8e'<i >rre; Lrseleo: 1, 8re.<iUb:i»> ^nuoneer ^ureuu, ttiet L Iserveo; krenttturl» dl :^er«'«vds ttiiedl, Nöte ^o. Levtieee. keri» Ikt ve». I.er» >ri, L Oo., («, klee« ä, I» lls»ree> kreg: 1'» Lnul-K.» , ttuedt. Vies ^1. Or>-»l.l« Oerauageder: LSoi^l LrpeUltion äs» lireeüuvr ^»urneie, Orsi<t«n, dlerivoslreee, dkv. 7. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. lelegraphtsche Nachrichten. Zeitungsschau. (Preußischer Staatsauzeiger. — Daily - Telegraph. — Daily - NcwS- — Times. — Morntna Post. — Liberia. — Journal officiel.) tagesgeschichte. Dresden: Kammerverhandlungen. Bundesgesetzblatt. — Berlin: Vom Hofe. Ein An trag Badens im Bundesrathe. Kammerverhandlun- gcn. — Sternberg: Vom Landtage. — Stutt gart: Trrritorialcommissare.— Karlsruhe: Kam merverhandlungen. — Wien: Die Wahlreform- srage. Erkrankung des Finanzminister-. Diploma tische Ernennungen. Nachrichten aus Dalmatien. — Pesth: Aus dem Unterhaus«. Theaterangelegenheit. — Paris: Nationalgarde. Zur Concilfrage. Con- sul Munzinger in Abessinien räuberisch überfallen. — Florenz: Zum Proccß Lobbia. Wahl des Kam merpräsidiums. — Turin: Excesse. — Madrid: Von den Cortes. — Kopenhagen: Dementi. — St. Petersburg: Hofnachricht. Recrutirung. — Rro-de-Janeiro: Differenz mit Peru ausge glichen. Der Krieg mit Paraguay. Beilage. Dresdner Rackrichten. Statistik und Lolttwirthschaft. Betriebsausweis der StaatSeisenbahnen pro August. Vermischtes. Eingesandtes. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Wien, Sonntag, 21. November. (Tel. d. Boh.) DaS Leitungsgerückt vom Eintritt Unger's inS Cadinet ist unbegründet, indem ihm von keiner Seite ein derartiger Antrag gemacht wurde. Aus Risano, 20. November, wird gemeldet: Die Eolonnrn Fischer und Kaiffel find gestern nach läugeru Märschen in der Ebene von Dragalj angelangt und haben die Verbindung vollkommen hergestellt. Sämuttliche Truppen, die auf der Hauplinie eckcllonirt find, bleiben vorläufig in ihrer Aufstellung. Die Insurgenten zogen sich in die Kelsgrbirge westlich von Dragalj zurück. Pesth, Sonntag, 21. November, Abends. (W. T. B.) Der Kürst und die Fürstin von Rumänien haben heute Morgen den Besuch der Minister und anderer ungarischer Würdenträger empfangen. Am Nachmittage machte das fürstliche Paar der Kai serin von Oesterreich in Buda einen Besuch und besichtigte dann mehrere öffentliche Institute, u. a. auch die Akademie, wo der Minister Baron Eöt- vöö dasselbe hrrumführte. Heute Abend reist daS fürstliche Paar über Basiasch nach Giurgewo. Paris, Sonntag, 21. November, Morgens. (W. T- B.) DaS „Journal officiel ' veröffentlicht einen Bericht deS Handclsministers Leroux an den Kaiser vom 18. d., welcher die Resultate der Volks- wirthschaftlichen Reform constatirt. Der Bericht lheilt die in dcn Handelsverträgen fest gesetzten Tarife in zwei Gruppen. Die erste Gruppe umfaßt diejenigen Tarife, welche zu keiner ernsten Kri tik Anlaß gegeben haben. Dieselben sind in Gesetzent würfe gebracht, welche dem gesetzgebenden Körper gleich nach Eröffnung vorgelegt werden sollen. Die zweite Gruppe umfaßt diejenigen Tarife, welche der Gegen stand ernster Kritiken gewesen sind. Diese Gruppe wird den Inhalt eines zweiten Zollgcsctzentwurfs bil den, jedoch erst nach einer EnquSle, welche auf Befehl des Kaisers in Betreff der klagesührenden Industrien angestellt werden soll. Die EuquLte werde die in dustriellen und kommerziellen Resultate des Vertrages von 1860 feststellen, sich hauptsächlich auf die Lage der metallurgischen und der mit diesen verwandten Ge werbe, auf die Industrie der Baumwollen-, L inen-, Wollen- und sonstigen Gewebe, auf die chemischen Pro- ducte und andere Nebcnzweige und schließlich aus das Feuilleton. Dresden. Im wissenschaftlichen Cyklus hielt am 20. November in Anwesenheit Sr. Majestät des Königs Herr Hofrath Prof. vr. Marbach aus Leipzig einen Vortrag über zeitgemäße Wiederherstellung der dramatischen Kunst unter Anknüpfung an die Oresteia des Aeschylus. Einstimmend in die Klagen über die gegenwärtigen Theaterzustände, meinte der Vortragende, man habe zur Verbesserung derselben bisher falsche Wege eingeschlagen, indem man von dem Borurtheil« ausgegangen sei, die Schauspielkunst sei eine selbstständige Kunst und sie habe die Menschen darstellung zu ihrem alleingiltigen Zwecke. Früher wetteiferten die Künstler, wer die vom Dichter geschaf fenen Rollen am vollkommensten darstellen könne. Als man ihnen aber die schwer verständlichen Rollen des großen Briten übertrug, welche verschiedene Auffassungen zulieben, da fand jene Behauptung von der Kunst der Menschendarstellung Gehör: nun wollte man nicht mehr den Dichter verstehen, sondern man wollte seine Auf fassung desselben zur Geltung bringen, man wollte eine Rolle schaffen. Somit wurde es auch Aufgabe des dramatischen Dichter-, Rollen für Schauspieler zu schreiben, aus denen sich etwa- machen ließ. Früher waren die Schauspieler in MaSken erschienen, sodann in Costümen, in den der betreffenden Zeit entsprechen den Trachten; auf diesem Wege fortschreitend, gelangte man nunmehr zur Nachahmung der GestchtSzüge, ja sogar der körperlichen Gebrechen; die möglichst treue photographische Nachbildung bestimmter Zeiten und Personen wurde da- Ziel der Schauspielkunst. Aristo teles würde sagen, man hab« die Opfis, den unter- grrrdnetstm de^ sechs Theile der dramatischen Kunst, zur Hauptfach« grmacht. D«r Dramatiker ab«r soll System der zeitweiligen steuerfreien Zulassungen er strecken, letztere- namentlich in Bezug ans Baummollen- gcwebc, welche in Frankreich gefärbt oder bedruckt und dann exportirt werden. Der Bericht schlägt vor, einen OberhandelSrath einzusetzen, bestehend aus drei Sena toren, drei Deputirt n, drei Staatsräthcn und neun hervorragenden Persönlichkeiten aus den Gebieten des Ackerbaues, des Handels und der Industrie. Auf den Bericht folgen zwei kaiserliche Dekrete, welche die Zusammensetzung des OberhandelSrathS den Vorschlägen deS Ministers gemäß regeln. Eia anderes Decket, datirt vom 10. d., ernennt Lesseps zum Großkreuz der Ehrenlegion, in An betracht seiner Verdienste um die Durchstechung der Landenge von Suez. Eine Depesche auS Suez von gestern Morgen meldet die Ankunft der Kaiserin daselbst. (Ebenso wird aus Suez die Ankunft des Kaisers von Oester reich und des Kronprinzen von Preußen gemeldet, wel cher Letztere am 20. Abends aus dem Nil nach Ober ägypten sich begeben wollte.) Die Kaiserin hat den ganzen Canal von einem Ende zum andern ohne Hinderniß befahren und der „Aigle" im Rothen Meere Anker geworfen. Paris, Sonntag, 21. November, Abends. (W. T.B.) Der Kaiser und der kaiserliche Prinz, welche heute Morgen Compistgne verlassen haben, sind im besten Wohlbefinden hier angekommen. Die Wahlen haben in den betreffenden Bezir ken in vollständiger Ordnung und Ruhe begonnen. Der „Univcrs" veröffentlicht einen Brief deS Bischofs Laval, in welchem derselbe sein Bedauern über den Hirtenbrief des Bischofs Dupanloup, be treffend die Unfehlbarkeit des Papstes, ausspricht. (Vgl. unter „Tag sgcschichtc.") Florenz, Sonntag, 21. November, Nachmit tags. (W. T. B.) Das Ministerium wird morgen nach Feststellung deS BürcauS den Kammern seine Entlassung anzeigen. Lanza ist zum Könige ge rufen und wird vermuthlich ein Ministerium, auS Mitgliedern des linken Centrums bestehend, bilden. Der König wird hier erwartet, und man glaubt, daß die Kammern bis zur Bildung des neuen Ministeriums ihre Sitzungen einstellen werden. Madrid, Sonntag, 21. November, Morgens. (W. T. B.) Ein amtlicher Bescheid in Betreff des Herzogs von Genua ist auS Floren; noch nicht hier eingrgangen. Gegenüber anderslautenden Nach richten wird in ReaierungSkreisen betont, daß für die Annahme oder Ablehnung der spanischen Krone seitens des Herzogs von Genua in erster Linie die Entschließung des Königs Victor Emanuel als Vormund des Herzogs in Betracht kommt, welche zur Leit noch nicht vorliegt. St. Petersburg, Sonntag, 21. November. (W. TB) Der Regierung liegen gegenwärtig fie- bcn neue Bankprojecte vor, worunter eins sür St. Petersburg, eins für Moskau, dann für Süd rußland, für das Kama Wolgagebiet und endlich für Warschau. Dresden, 22. November. Die am 17. November erfolgte Eröffnung des Suezcanal' beschäftigt in hohem Grade die euro päische Presse. Aus der Reihe der Leitartikel, welche die deutschen Zeitungen über dieses Ereigniß brin gen, sei hier ein Artikel des „ Preußischen Staats- anzctgers" hervorgchobcn, der bei dcm officiellcn Charakter dieses Blattes eine besondere Bedeutung er hält. Der „Lt.-A." begrüßt den Cuezcanal als ein Unternehmen, „das einst zu den denkwürdigsten unsers durch kunst- und folgenreiche Werke der Technik so her vorstechenden Jahrhunderts zählen wird", geht näher auf die Ursachen und Geschichte dieses Unternehmens ein, hebt die Anfechtungen hervor, die dasselbe nament- nicht porträtiren — das thut der Historiker - , sondern seiner Zeit einen Spiegel vorhalten. Infolge der ein- geschlagcnen falschen Richtung machte man nun Jagd auf neue Sujets; die Schauspieler, statt sich hinzugeben, wollten den Dichter auf Grund antiquarischer Studien bevormunden; die klassischen Stücke wurden in einer Weise gegeben, die kein artistisches Interesse mehr hatte, sondern nur ein historisches. Im Gegensätze zu diesen Jrrthümern, daß die Schau spielkunst die Kunst der Menschendarstellung sei und daß sie die Aufgabe habe, frühere Culturzustände zu versinnlichen, betonte der Redner die Nothwcndigkcit, daß der dramatischen Dichtung ihre Selbstständigkeit wiedcrgegebcn werden müsse. Das jetzt gebräuchliche Verfahren des Wcgstreichens, Zusammenziehcns, Ver setzens genüge nicht, ein Kunstwerk herzustellcn, sondern nur ein Bruchtheil des echten Stückes; vielmehr müsse man eine organische Wiedergeburt der ältern Meister werke anstreben, indem aus dem gegebenen artistischen Stoffe ein neues Kunstwerk selbstständig hergestellt werde. Der Dichter einer jcdenZeit habe nur seine Welt vor Augen; mit der Sprache werden auch die allgemein verständlichen Bilder, die gesellschaftlichen Formen und noch Vieles anders bis auf die Coulissen und Maschinen, und so, wie sie geschrieben seien, gehören die altclassischen Stücke nur in die Studirstube. Aber der unverfängliche Inhalt jedes echten Kunstwerkes aus allen Kulturvölkern dürfe da mit nicht verloren gehen, nur müsse man die Mittel der Darstellung aus den gegenwärtigen Verhältnissen nehmen. Dieser Weg der organischen Wiedergeburt sei der Weg Shakespeare's und auch der Weg Lrsstng's, Goethe's, Schiller's, wenn ihn auch diese minder sicher beschritten. Um ihn zu betreten, dazu brauche man nicht gerade ein Shakespeare zu sein, der Weg bleibe derselbe; nur wie weit man auf demselben komme, das lich von England aus erfahren, und fährt dann fort: „Der Gedanke, daß eine Kriegsflotte durck den Canal von Suez hindurch das indo britische Reich bedrohen könne, ist heute verschwunden. Nur um die friedliche Concurrenz handelt cs sich, welche die Häfen des Mit telmeereS und die ihnen zunächst wohnenden Nationen infolge der Erschließung des Canals den atlantischen Häfen in Bezug auf den europäisch astatischen Handel zu machen befähigt werden. Schon rüsten sich Mar seille und Triest, die Arme nach den neuen Früchten friedlichen UntcrnehmungSgeistes anszustrccken, schon erinnern sich Venedig und Genua, einst die Vermitt ler des central-europäisch-asiatischcn Handels, der alten Verbindungen, der alten Mittel ihres Glanzes. Durch die italienischen Häfen, von dewn namentlich Genua dcm deutschen Verkehre durch die beabsichtigte Gottbard- bahn nahe gerückt werden wird, kann Deutschland, kann der Zollvercin in die unmittelbarste Beziehung zu den Küsten und Handelsplätzen des w.stlichen und südlichen Asien treten. Ungern versagt sich das geistige Auge, auf deu kulturhistorischen Folgen des erleichterten Aus tausches zwischen Europa und den alten Culturländern Astens und Afrikas zu verweilen. Ist es koch schon ein eindrucksvolles Schauspiel, aus Anlaß der Einweihung der neuen Weltvcrkehrstraß: europäische Fürsten fried lich den Boden betreten zu sehen, dem sie seit dcm Zeit alter der Kreuzzüge sich nicht genaht haben. Von un geahnter Bedeutung, auch tu rein intellektueller Be ziehung, muß die vermehrte Berührung zwischen den Ucbcrblribselu kcr für das Mcuschcnaeschlccht so fol genreichen alt-asiatischen Cultur und dem europäischen Geiste sein. Das Werk dcs Friedens und der Be ruhigung aber, welches aus dem durch Raceu- und Glaubcnsgegensätzc zerriss ncn Beden Indiens die bri tische Herrschaft unternommen hat und täglich weiter führt, wird, weit entfernt, durch die neue Wasserstraße eine Gefährdung zu erfahren, mehr noch als bisher im Lichte, eines gemeinsamen Gutes des gebildeten Europas erscheinen. Das deutsche Vaterland seinerseits wird im Wetteifer der europäischen Nationen, die mue Vcrkctnsstraße der eigenen wie der gemeinsamen Wohlfahrt dienstbar zu machen, nicht zurückbleiben, sondern kräftig und seiner Befähigung gemäß an dem selben Theil nehmen." Der rnglischenPrcsse giebt die Eröffnung des Suezca nals Veranlassung, ihre Ansichten über die Bedeutung des Unternehmens aufs Neue darzulegcn. Am begeistert sten spricht sich „ Daily - Telcgraph " über den Canal aus und nennt das Unternehmtn ein größeres Werk als vr« Arbeiten der Pharaonen. WaS die neue Ent wickelung dcs Handels anb>trifft, so glaubt der „Te legraph" nicht, daß England dabei etwas vertieren werde, ruft aber dabei aus: „Wenn das selbst der Fall sein sollte, so müßte man doch sagen: Schmach über den Engländer, der die Welt in ihrem Fortschritte auf halten möchte, um die eigene Tasche zu füllen." — Auch „Daily-Ncws" läßt Herrn v. Lcsseps das volle Maß des Ruhmes zu Theil werden und erklärt, wenn Eng land bei dcm Unternehmen als Aktionär nur sehr schwach betheiligt sei, so sei cs fcstzuhaltcn, daß bei großen Anlagen sehr häufig die größten Aktieninhaber nicht den größten Vortheil ernten. Uebrigens sei es im Augen blicke nicht an der Zeit, sich mit Actien und ihren Er trägen abzugeben. Der Suezcaual sei faktisch ein in ternationales Werk und müsse als solches auch für die Folge etwas mehr als ein Spcculationsunternehmen darstcllen. — Die „Times", die dem Unternehmen bekanntlich von vornherein sehr abgeneigt war, läßt jetzt — mit allem Vorbehalt hinsichtlich der Rentabili tät des Unternehmens — der Großartigkeit dcs bereits Geleisteten Anerkennung widerfahren. „Es ist, sagt sie, in der That unmöglich, zu lagen, was nicht durch unerschütterliches Vertrau n und unermüdliche Ausdauer zu erreichen ist, und gerade diesem Muthe und dieser Entschlosscnheit, diesem Genius der Hartnäckigkeit, wie man ihn genannt hat, zollen wir det Herrn v. Lcsseps und seinen Anhängern unsern Tribut der Sympathie und des Beifalls, noch ehe wir über den Ausschlag dcs hänge vom Gcnie ab. Er, der Redner selbst, wolle nur Wegweiser sein, indcm er an der Oresteia des Aeschylus zeige, wie er sich die Sache dcnkc, nicht weil diese etwa gan' besond.rs zur Wiedereinführung auf der Bühne geeignet sei, soudcrn weil sie unS so fern liege, daß sie ganz besondere Schwierigkeiten darbicte. Aber das große Ziel der dramatischen Poesie: Furcht und Mitleid zu erregen und die Seele zu reinigen, könne wohl damit erreicht werden, denn sittliche Ideen lebten auch im Heidenthum, wie selbst Paulus lehrte, und eine echte Jncinsbildung von Poesie und Musik werde zu großer Wirkung führen, da es ein ganz fal scher Wahn s.i, ein hochpoetstcher Text entziehe sich der musikalischen Bearbeitung. Nachdem nun der Rcdner als Grundgedanken des Werkes folgenden bezeichnet hatte: Recht bleibt ewig Recht; aber nicht auf dem Wege der Rache soll es zur Geltung kommen, sondern aus dem des Gesetzes, der Geschichte, des Gottesur theils , denn die Rache ist Gottes — trug er aus den drei Theilen der Tragödie mehrere Scencn vor, welche bei den Hörern im hohen Grade Theilnahme und Bei fall fanden. —k — Dresden. Am 20. November eröffnete Ernst Schulz im Saale des „Hotel de Pologne" seine mi- misch-physiognomischen Soir-en. Dieselben sind aus frühern Jahren her als höchst unterhaltend hier noch wohlbekannt, wie auch das zahlreiche Publicum bewies, welches sich zu dieser ersten Soirsc eingefun- den hatte. Seiner Gesichtsmuskeln vollkommen Mei ster, entwickelt Herr Ernst Schulz, im virtuosesten Mienenspiel, die Kunst, die innern Vorgänge im Men- schcn, mögen sie nun vorübergehender oder bleibendrr Art sein, durch die Veränderungen seiner GesichtSzüge auSzudrückrn. Die Exercitten des excellrnten Mimiker- großen Experiments unterrichtet sind. Wir wissen, daß in Pcnis, Florenz und St. Petersburg Jubel darüber herrscht, daß du-cb die Eröffnung des Canals der Han del nach andern Richtungen abgrlcnkt werden könnte und vielleicht die Nation, der die alten Verkehrswege vorzugsweise zu Gute kamen, einen empfindlichen Schlag erleiden könnte. Allein wir wollen uns nicht durch diese unlibcralen Prophezeiungen aus der Fassung brin gen lassen. Wir waren nicht die Ersten, w.lche das Cap ums> gelten, noch batten wir die ersten Ansied lungen in Indien. Wir verlangen auch in Port-said nur die freie Concurrenz, die uns auch am Cap so förderlich gewesen ist." — Eine Ausnahme von diesen freundlichen Betrachtungen bildet die „Morning- Post", welche ein Heer von Zahlen vorführt, um zu zeigen, daß für die Aktionäre bis jetzt nur höchst trau rige Aussichten vorhanden seien. In politischer Be ziehung, glaubt die „Post", habe man die Bedeutung des Suczcanals stark überschätzt. Vom internationalen Standpunkte müsse man übrigens auf alle Fälle dem Ingenieur, der den Canal gebaut, Anerkennung zol len. Die Bewunderung der Welt sci ihm sicher. Selbst wenn das Unternehmen sich in pekuniärer Beziehung als Fehlgriff erweise, werde man sagen: „O'sst m,xai- tique, mais ee n'ett pas l «lksice." Ungleich enthusiastischer zeigen sich die französi schen Blätter über die Eröffnung des Suczcanals. So sagt die „Libertö": „Das Werk, welches die großen Geister aller Jahrhunderte träumten, das Werk, welchc- 630 Jahre vor Jesu Christo der ägyptische König Nekao zum ersten Male in Angriff mahm, ist vollendet. Zwei Meere, d. h. zwei Welten sind jetzt vereinigt durch die Trennung zweier Contin nte. Der 17. No vember 1860 wird ter Gipfelpunkt der Kühnheiten des 19. Jahrhunderts bezeichnen. Die Entfernungen durch Erfindung neuer Beförderungsmittel verkürzen ist gut, aber sic ganz und gar zunichte machen ist besser. Europa muß wahrlich verzehrenden politischen Auf- rcgui'gcn zur Beute geworden sein, daß ein solches Ereigniß nicht alle andern in den Hintergrund drängt. Wir sind stolz darauf, daß diese grandiose Unterneh mung von einem Franzosen und mit Hilfe französischer Cap.talien zum Ziele geführt worden ist. Die Zeit liegt weit hinter uns, da der Spott der von Lord Palmerston geleitcten englischen Presse und die theo retischen Discussioncn des Ingenieurs Stephenson Herrn v. Lcsseps und Frankreich nur Enttäuschung und Ruin voraussagten. Was als eine lächerliche Utopie und als ein unsinniges Project bezeichnet wurde, ist eine greifbare und lebendige Wirklichkeit geworden." — Das „Jour'nal offtciel" knüpft an die Mel dung von der Ankunft der Kaiserin in Suez, wie der Telegraph heute meldet, folgende Bemerkungen: „So finden sich die Hoffnungen verwirklicht, welche das große Unternehmen einer Verbindung der beiden Meere, rege gemacht hatte. Die Regierung des Kaisers kann nur mit Befriedigung auf den Erfolg eines Unterneh mens blicken, welches sie beständig ennuthigt hat. Das trotz so vieler Hindernisse zu gutem Ende geführte Werk gereicht der energischen Initiative des französischen Geistes und den Fortschritten der modernen Wissenschaft zur Ehre." Tagesgtschichte. Dresden, 22. November. Die Erste Kammer trat heute 'Mittag zu einer kurzen Sitzung zusammen. Erster Gegenstand der Tagesordnung war der Be richt der dritten Deputation über die das Verfah ren in Wechsclsachen betreffenden Anträge der Abgeordneten Ludwig und Ackermann. (Referent: Geh. Rath v. König.) Der Bericht skizzirt den Sach stand seit der bundcsgcsetzlichcn Aufhebung der Wech- sclhaft und den Gang der Angelegenheit in der Zwei ten Kammer und beantragt zunächst den Beitritt zu den jenseits gefaßten Beschlüssen unter 1 1 und 2 welche lauten: l. Im Vereine mit der Ersten Kammer bei der königlichen Staatsregierung zu beantragen, daß solche noch den gegenwärtig und Physiognomikcrs sind gewissermaßen lebendige Il lustrationen zu Lavater's „Physiognomischen Fragmen ten zur Beförderung der Mcnschenkenntniß und Men schenliebe" und zu Engcl's „Ideen zu einer Mimik"; nur daß diese Btlderschau um ein gut Theil kurzweili ger ist als das Studium des langathmigen Textes jener einst vielgcrühmtcn Werke. Herr Schulz be leuchtet zunächst die Kunst der Physiognomik von der theoretischen und praktischen Seite und beginnt ohne irgendwelche Hilfsmittel mit der Darstellung der vier Temperamente, als der vier Elemente der Physiogno mik. Daran reiht er eine Menge Studien- und Cha- rakterköpse aus der Gesellschaft und dem Leben, denen er einen sachgemäß erklärenden, nicht geistlosen Text hinzufügt. Soweit der gewissermaßen wissenschaft liche Theil. Das Publicum wtll jedoch nicht nur be lehrt, cs will auch unterhalten sein; der Mimiker sieht sich zur Satire auf seinem Gebiete, einem der dank barsten von der Welt, genöthigt. Er giebt uns eine Naturgeschichte der Bärte. Man fürchte nicht, durch bekannte theatralische Gesichtszuthaten oder Malereien gelangweilt zu werden. 'Nur durch ein etgenthümlichel Schattenspiel zaubert er alle möglichen Bartformen in sein Gesicht, den Bart Numero 11, den Bräutigam--, Flitterwochen und Weltschmerzbart, den Demokraten- bart re Durch Veränderung der GestchtSzüge verleiht der Komiker jeder Bartform den nöthigen Nachdruck. Die nächste Pisce betitelt sich „Eine kleine Rarrenwelt, oder: Gesammelte Skizzen auf einer Reise durch Li- liputanien." Der Satiriker holt nach einander ein« Anzahl gemalter Figuren aus einer Mappe h«rvor, denen nichts fehlt als die Physiognomie. Diese Lücke füllt, der Figur Leben verleihend, daS Gesicht de- Künftler» aus, und dir Schnelligkeit und Sicherheit mit welcher er so die extremsten Charaktere darstellt, ist
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