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Dresdner Journal : 17.11.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-11-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186911172
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18691117
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18691117
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-11
- Tag 1869-11-17
-
Monat
1869-11
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 17.11.1869
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i?«r und mit Mehrern Anträgen der Abgg. Vtcepräfident Streit, vr. Rentzsch, Uhlemann, vr. Wigard und Uhle von der Kammer angenommen wurde. Der gestern mitgetheilte, bei Pos. 3 angenommene Antrag der Deputation resp. des Abg. Braun lautet folgendermaßen: .Die Staatsregierung wolle den Berkaus der fiskalischen Mühlen und jiammergüter, mil Ausnahme der Kammergü ter Ostra, Döhlen und Pillnitz, noch vor Ablauf der jehi- gen Pachtet bei jedem dieser Grundstücke einleiten, und Haden wir insoweit unsre gestrige Mittheilung zu berichtigen. * Berlin, 15. November. Das Herrenhaus hat heute in einer vierstündigen Sitzung eine sehr reichhal tige Tagesordnung erledigt. Der erste Gegenstand der selben war ein mündlicher Gericht der Justizcommission übe: die Petition des Appellationsgcrichtsraths a. D. Jüngling, in welcher beantragt wird: „Den baldigen Erlaß einer Novelle zu dem 8 22 der Subhastations« ordnung vom 15. März 1869, wodurch bei der Sub- hastativn solcher Parcclleu, die an schon genehmigten Straßen einer Stadt liegen, oder sonst nach dem Er messen dcö Subhastationsrichters für Baustellen zu ach ten sind, bei Zwangsverkäufen angcfangener oder sol cher schon vollendeter Gebäude, die noch nicht zur Ge- bäudestcuer eingeschätzt sind, die Caution des Bieters anderweitig geregelt und in dem Maße erhöht werde, daß dem Schwindel nicht Thür und Thor geöffnet werde, herbcizusühren." Der Berichterstatter, Graf zur Lippe, befürwortete den Antrag der Commission: „die Peti tion der königlichen Staatsregierung zur geeigneten Berücksichtigung zu überweisen." Das Haus trat die sem Anträge ohne Discussion bei. — Der folgende Ge genstand der Tagesordnung betraf: Schlußbcrathung über den Gesetzentwurf, betreffend das Alter der Groß jährigkeit. Der Referent l)r, Dernburg befürwor tete seinen Antrag, den Entwurf unverändert anzuneh- mcn- An der Debatte bctheiligten sich noch die Herren Vr. v. Goßler, Gras zur Lippe, Graf v. Nittberg, Graf Brühl, Hasselbach, v. Thadcn und der Justizminister l)r. Leonhardt. Der Antrag des Grasen zur Lippe, den Gesetzentwurf an die Justizcommission zu verwei sen, wurde abgclehut und darauf 8 1 Les Entwurfes angenommen; ebenso § 2 mit dem Amendement des vr. v. Goßler: „Dieses Gesetz tritt mit dem 1. Juli 1870 in »traft." — Darauf brachte der Justizmmister vi. Leonhardt einen Gesetzentwurf ein, betreffend das Euteignungsverfahren im Bezirk des Appellations gerichts in Frankfurt a. M. Das Haus stellte den Entwurf zur Schlußbcrathung. Es folgte: Schluß- berathung Uber den Gesetzentwurf, betreffend die Auf hebung der besonder», bei Jntercessionen der Frauen geltenden Vorschriften. Der Referent, Herr v. Bernuth empfahl die Annahme dieses Entwurfes, worauf das Haus demselben ohne Discussion beitrat. — Die fünfte Nummer der Tagesordnung betraf: Be richt der achten Commission über den Gesetzentwurf we gen der Schonzeiten des Wildes. 'Nachdem der Referent v. Rochow und der Minister für landwirth- schaftliche Angelegenheiten, v. Selchow, das Wort ge nommen, wurde die Debatte geschlossen. Das Haus trat ohne erhebliche Discussion dem Entwürfe in der Fas sung der Commission bei, 8 7 nach Verwerfung ver schiedener Verbesserungsanträge. — Endlich folgt noch die Schlußbcrathung über den Antrag Gras zu Mün ster und Genossen: „der königl. Slaatsregierung ge genüber auszusprcchen, daß das Herrenhaus die von derselben beabsichtigte Concession einer Prämienan leihe zu dem Benage von 100 Millionen als mit dem Staatswohle nicht vereinbart hält." Referent Hr. Hasselbach empfiehlt dem Hause die Zu stimmung zu dreiem Anträge. Bei der Stimmung, die in die sem Hause über die Prämienanleihe herrsche, betrachte er dies nur sür eine Ersüllung der Form. Für ihn gelte nur der Grundsatz: Prämienanleihen sind unzulässig Nun, der Staat allein habe das Recht, in Nothsällen, aber auch nur in solchen, Prämienanleihen auSzugcben, und er habe die Hoffnung zu unsrer Staateregierung, daß sie auch nur in Liesen Fällen zn dergleichen Anleihen gieisen werde. HandelsminisierGras Jtzenplitz: Er glaube, Laß mehrere Punkte in Bezug auf die Prämienanleihe klar gelegt worden, über welche man früher im Unklaren gewesen. Es hätten Biele geglaubt, cs wäre dies eine exclusive Maßregel für die vier EffenbahngeseUschaften. Diese Ansicht werde sich wohl inzwi schen geändert haben. Hr. Hasselbach wünsche, daß hier gleich auf ewig über Prämienanleihen abgeurtelt werden soll. Das stehe aber gar nicht im Anträge; aber wenn es auch darin stände, so scheine ihm dies Verlangen doch zu weit zu gehen, denn die Prämienanleihen ständen in engem Zusammenhänge Mit den Lotterien. Was sei denn eigentlich eine Prämieuau leihe? Eine solche, welche Proc. Zinsen aarantire, könne sich durch die Noth wohl rechtfertigen lassen. Aber auch solche Anleihen, welche nur geringe Zinsen brächten, seien noch immer nicht so schlimm wie Lotterien, denn bei diesen lehtern gingen nicht blos die Zinsen, sondern auch der Einfatz verloren, was bsi jenen nicht der Fall sei. Er glaube daher, ehe man in sittlicher Euirüstung über die Prämienanleihen ausbreche und sie für alle Zeiten aus der Welt schaffen wolle, schaffe man erst die Lotterien ab Hr. v. Below bittet um Annahme des Antrags. Prä mienanleihen seien nicht zu rechtfertigen, am allerwenigsten da mit, daß in andern LSudm» solche Mr Auögabr gelangte». Illit demselben Rechte könnte man dann sage», wen ein Anderer lüderlich sei, müße ich ebenfalls lttderlich sein. Hr. vr. Tellkamvs hält die Prämienanleihen im hohen Erade sür gefährlich und bemerkt, daß dieselben allein die große Lhvotbekeunolb. welche gegenwärtig überall Kerrsche, hrrbeige führt haben. Er wünsche deshalb gesetzliche Regelung und Auf stellung von Normalivbestimmungeu. Finanzminister Camphausen: ES «ar nicht meine Ab sicht, mich »u diese Debatte zu mischen. Ju der Discussion sind aber verschiedene Aeußerungcn gefallen, die sich auf Prämien anleihen beziehen, die feiten des StaateS auSgcq. beo werden möchten und auch ausgegebcu sind. Es legt mir dies die Ver pflichtung aus, meinerseits darauf hiuzuweisen, daß zwischen einer wohlorganisirten Prämienanleihe und einem Lotteriespiel ein Unterschied wie Tag und Nacht ist. Wenn ein Redner so weit gegangen ist, zu sagen, Prämienanleihen sind noch schlim mer, als Lotterien, so fehlt mir vollkommen das Berständniß dafür. Ich spreche dabei nur von angemessenen Prämienanlei hen, wie die vom Fabre >8b5, bei welcher es sich darum Han dell, das Capital in Bezug auf seine Verzinsung und Zurück zahlung völlig sicher zu stellen und Vorkehrungen zu treffen, daß auch bei den unsichersten Chancen, die überhaupt eintreten können, Dem, der in der letzten Ziehung mit deu Nieten her- auskommt, immer noch ein nicht unerheblicher Theil der Zin sen gesichert bleibt. Es ist nuo zwar von dem Herrn Resereo- teu anerkannt worden, daß dem Staate nicht das Recht ge nommen werden könnte, in Fällen der Noth Prämienauleihen zu machen- Ich möchte insofern von dieser Ansicht abweichcu. daß ich sagen möchte, nicht in Fällen der Noth, sondern in Fällen der Zweckmäßigkeit. (Der Minister seht nun in läugerer Rede ausführlich auseinander, wie io verschiedenen Fällen Prä mienanleihen den Vorzug vor andern Prämien verdienen, und deren Zweckmäßigkeit keineswegs in Frage stehe.) Abg. v. Waldaw-Steinhösel spricht sich ebensalls für den Antrag des Gras-n Münster aus, da die hier in Rede stehende Prämienanleihe nur den Zweck haben soll, einem Eisen- bahnconsortium 4—5 Millionen auf eine leichte Weise zuzu wenden. Es wird hierauf die Debatte geschloffen und der Antrag mit allen gegen 3 Stimmen angenommen. Noch folgt der Bericht der Justizcommifsion über deu Gesetz entwurf, betreffend die Verpflichtung der Gemeinden zum Ersatz des bei öffentlichen Aufläufen verursachten Schadens in den Provinzen Hannover und Hessen- Nassau, Schleswig-Holstein und den hohenzollernschen Landen. Der Gesetzentwurf wird nach kurzer Debatte, an welcher sich die Herren Vr. Zachariä, Hasselbach und Tcllkampf gegen denselben ausgesprochen, mit geringer Majorität vom Hause angenommen Die Sitzung wird hierauf vertagt und die nächste auf Mittwoch Vormit. tag anberauml. — Die „N. Pr. Ztg." schreibt: Dir von einem hiesigen Börsenblatte in Umlauf gesetzten Gerüchte in Betreff einer bevorstehenden Ernennung des Ministers des Innern, Grafen zu Eulenburg, zum Vorsitzen den im Staatsministerium an Stelle des Grasen Bis marck sind lediglich erfunden. Kassel, 13. Novembcr. (H. V.-Z.) Consistorialrath Hoffmann hat seine Stelle als Consistorialrath nie dergelegt und dem Consistorium als Motiv angegeben, daß er die Verantwortlichkeit für die erfolgten Sus pensionen nicht mit übernehmen könne. Das Con sistorium für den Consistorialbezirk Kassel, welches die Provinz Niederhessen, die Kreise Hersfcld, Schmalkal den und Rinteln umfaßt, hat jetzt nur noch etn geist liches Mitglied der reformirt-hessischen Kirche, den Ge neralsuperintendenten Martin; die andern beiden geist lichen Mitglieder sind unirt und lutherisch. — Aus Melsungen schreibt man: Metropolitan Vilmar wollte, von der Gemeinde dazu aufgesordert, Bibelstuu- den halten und morgen auf dem Nathhause damit beginnen. Er hielt sich durch das Versammlungsrccht dazu berechtigt; es wurde ihm jedoch die Abhaltung von Bibclstunden bei einer Strafe von je 20 Thlr. sür jede Stunde untersagt. Die Bibelstunde wird trotz dem stattfinden. Flenöburg, 12. November. (H. N.) Mit dem gestrigen achten Wahltage sind die Stadtverordne- tcnwahlen, welche für Flensburg bedeutungsvoller als anderwärts erscheinen dürften, beendigt und liegt das Ergcbniß vor, daß deutscherseits 13 definitiv ge wählt find, dänischerfeits dagegen nur 10. Ueber den 24. Stadtverordneten hat das Loos noch zu entscheiden, ob der dänische oder der deutsche Candtdat, welche neu lich eine gleiche Stimmcuzahl erhielten, diese Stelle ein nehmen soll. — Berichten aus Hadersleben zufolge wurden dort heute drei deutschgrsinntc Bürger als Stadt verordnete gewählt. Oldenburg, 13. Novbr. (Wes.-Z.) Gestern haben die Neuwahlen zum Landtage des Großherzog- thums im hiesigen Herzogthum stattgefundcn, die Wah len in den Fürstcnthümeru werden in einigcn Tagen nachfolgen. Während die Abgeordneten des Herzog- thums bisher in der überwicgenden Mehrzahl aus Land- wirthen, dann zu einem nicht geringen Theile aus Staatsdiencrn und nur aus wenigen dem Handcls- und Gewerbestande oder sonstigen Klassen angehörigen Personen gebildet wurden, hat das gestrige Wahlergeb niß die Klasse der Landwirthr erheblich verstärkt und die der Staatsdiener fast ganz zurückgrdrängt. Ver anlassung hierzu hat eine zu erwartende sogenannte Krvngutvs^latzd gegeben, durch welche dir im StaatS- grundgesetze nur provisorisch geregelte Domänenfragr eine definitive Feststellung erhalten soll, indem in Be ziehung hierauf die Ansicht eine Verbreitung fand, daß zu solcher Feststellung die unabhängigen Landwirthe und nicht die Staatsdiener sich eigneten. München, 14. November. In öffentlichen Blättern fanden sich in jüngster Zett Mittheilungrn über etn aus Anlaß der Versammlung der deutschen Bischöfe in Fulda an den Erzbischof von München-Frrysing ergangenes Handschreiben Sr. Maj. deS Königs, welche zu verschiedenen Besprechungen und Auffassungen Veranlassung gaben. Die „Allg. Ztg." ist nun in der Lage, den Wortlaut diese- königlichen Handschreibens mittheilen zu können; es lautet: „Mein lieber Erzbischof v. Scherr! Mil Vergnügen habe Ich das Hirtenschreiben der in Fulda versammelt gewesenen Bischöfe entgegengenommen, welches Sie die Aufmerksamkeit hatten, Mir zu übersenden. Ich habe es mit jenem Interesse gelesen, dessen ein so wichtiges Aktenstück würdig ist, und freue Mich, m demselben die Ueberzeugung der versammelten deutschen Bischöfe ausgesprochen zu finden: daß das bevorstehende allge meine Concil keine Lehren verkündigen werde, welche mit den Grundsätzen der Gerechtigkeit, mit dem Rechte deS Staats und feiner Obrigkeiten und mit deu wahren Interessen der Wissen schaft oder mit der rechtmäßigen Freiheit und dem Wohle der Völker im Widerspruche stehen. Ich gebe Mich der Hoffnung hin, daß der Geist der Mäßigung, von welchem die Fuldaer Versammlung beseelt war, auch bei dem allgemeinen Concil Geltung finden und dasselbe die heilsamen Folgen für die ka- tholische Kirche haben werde, welche jeder gute Katholik von einer allgemeinen Kirchenversammlung erwartet. Ich verbleibe mit geneigter Gesinnung — Linderhof, 21. October l«W — Ihr gnädiger König Ludwig." Se. Maj. der König soll, wie bereits telegraphisch erwähnt, dieser Tage auch an den Bischof Heinrich von Passau ein Handschreiben gerichtet haben, in welchem er ihm seine vollste Anerkennung und seinen herzlichsten Dank sür dessen Bemühungen, den Frieden zwischen Staat und Kirche zu erhalten, ausjprach, und zugleich, laut der „Allg. Z.", ausdrücklich erklärte: daß er die Anschauung des Bischofs von der Gemeinschädlichkeit einer solchen Organisation der Geistlichkeit theile, wie sie auf der Bamberger Katholikenversammlung beschlossen wurde. — Die „Corr. Hoffm." meldet: Die bekannten Führer der patriotischen Bauernvereine, Frhr. v. Hafenbrädl und vr. Pfähler, ließen bei einer jüngst abgehaltenen Versammlung in Auerbach auSsprengen, daß sie im Auftrage Sr. Majestät des Königs reisen. Ler König, hiervon in Kenntniß gesetzt, hat dem Be zirksamtmann von Eschenbach sofort telegraphisch eröff nen lassen, daß das Vorgeben der genannten Herren durchaus unwahr sei, und hat zugleich befohlen, daß diese jeden Grundes entbehrende Erfindung sofort und allerseits widerrufen werde. D Wien, 15. November. Die Nachrichten aus Dal matien beweisen am deutlichsten, was an all' den Diskussionen über die Respectirung türkischen Ge bietes von Seiten unsrer Truppen war. Denn that- sächlich ist bis jetzt die österreichische Grenze nicht über schritten worden, und haben die Türken eben nur dafür gesorgt, daß den Insurgenten der Uebertritt auf tür kisches Gebiet unmöglich gemacht werde. Von einem montenegrinischen Proteste gegen die Betretung mon tenegrinischen Gebietes ist hier nichts bekannt, und kann man überhaupt in Betreff der Aufnahme sogenann ter „diplomatischer Nachrichten" nur zur größten Vor sicht mahnen, die schon deshalb geboten ist, weil der Reichskanzler abwesend und der Verkehr mit ihm wäh rend der Hin und Rückreise nach und von Jerusalem sehr schwierig ist; fließen doch selbst die Nachrichten über die Reise des Kaiser- höchst spärlich. Was den dalmatinischen Aufstand anbelangt, so ist zwar an dessen endlicher Unterdrückung nicht zu zweifeln, dennoch sind aber die Schwierigkeiten nicht gering, und wird man wohl darauf gefaßt sein müssen, daß die vollständige Pacificirung längere Zeit in Anspruch nehmen wird. Natürlich darf man sich auch keinen Illusionen darüber hingeben, daß die Kosten nicht unbedeutende sein wer den. Dennoch entbehrt es aber jeder Begründung, wenn verlautet, daß Minister Brest! eine Anleihe zu contra- hiren beabsichtige, vr. Brestl bestreitet die Auslagen, die auf Rechnung des Reichskriegsministeriums kom men, vorläufig vorschußweise aus den vorhandenen Kaffe- beständen; die aus der dalmaünischen Affaire erwach sende Finanzfragc resp. die Bewilligung des erforder lichen Nachtragscrcdits gehört aber vor die Dele gationen, und aller Wahrscheinlichkeit nach wird die Geldbeschaffung im Wege der Vermehrung der schwe benden Schuld bewerkstelligt werden. * Paris, 14. November. Die Periode der öffent lichen Wahlversammlungen naht ihrem Ende; aber die Chancen der Eidverweigerer werden mit jedem Tage geringer, obgleich ein hiesiges Blatt sehr richtig bemerkt, es gebe in diesem Augenblicke eine Art von Strike der „verständigen" Bürger, bei denm die Auf forderung der Regierungsorgane zur Theilnahme an der Wahlbeweguug ungehört verhallt. In einer am beschlossen, auch ein neues Mitglied Herr Pastor vr. Schütz zu Leutzsch ausgenommen war, hielt Herr Mimstcrialralh vr. v. Weber seinen «»gekündigten Vor trag über den „unechten Heinrich". Dieser, um das Jahr 1500 als unehelicher Sohn des Burggrafen Hein- reich's IV. von Meißen aus dem Geschlechte der Reuß von Plauen geboren, wurde ursprünglich vom Vater zum Erben der Grafschaft bestimmt, später aber durch den nachgeborncn Stiefbruder, den in der Geschichte wohlbekannten Burggrafen Heinrich V., nm seine ver meintlichen Rechte gebracht. In einer gegen den Bru der erhobenen Fehde gefangen, leistete er gegen Empfang von 2000 Fl. auf alle angemaßten Rechte Verzicht, zog als fahrender Ritter und Söldner in- und außerhalb der Neichsgrcnzen umher, erhob von Neuem Ansprüche und Fehde gegen den Stiefbruder, lebte Jahre lang als Wegelagerer vom Stegreif, und beschloß endlich sein abenteuerndes Leben in einem Gesängniß in Wien, auf Kosten seines Stiesbruders wohl verpflegt. — Zum Schluß der Sitzung erstattete noch Herr vr. Schmidt Bericht über die im Monat September zu Regensburg stattgefundcne Generalversammlung des Gesammtvercins der deutschen Geschichts- und Alterthumsvereinc. si-. Literatur. Karl Friedrich Bccker's Weltge schichte. Achte, neu bearbeitete, bis auf die Gegen wart fortgcführtc Ausgabe. Herausgegebcn von Adolph Schmidt, ordentl. Professor der Geschichte an der Uni. versität Jena. (Leipzig, Verlag von Duncker u. Hum- blot.) Eingedenk des Versprechens, das wir bei der allgemeinen Besprechung dieses Werkes gaben, lassen wir eine kurze Besprechung der einzelnen Abschnitte folgen, und beginnen zu diesem Zwecke mit der alten Geschichte, deren specielle Umarbeitung Hr. Prof. vr. G. Hertzberg besorgt hat. Sie ist je nach der verschiedenen Lage der Schwer- und Gipfelpunkte der Geschichte im Orient, Griechenland und Rom in drei große Zeit räume getheilt, von denen der erste bis zu den Pcr- serkriegen, der zweite bis zum Kriege des Pyrrhus und der dritte bis zum Untergänge des weströmischen Reiches geht; ebenso sind die Zeiträume selbst nach ge wissen charakteristischen Gesichtspunkten in kleinere Ab schnitte getheilt worden. Getreu der Aufgabe, welche sich das Werk gestellt hat, die Geschichte zu populari- sircn, haben d'.e Herausgeber, anstatt sich mit für die Mhrzahl der Leser unverständlichen kritischen Erörte rungen über die älteste Zeit und die aus derselben er haltenen Denkmäler zu beschäftigen, mit Recht dorge- zogcn, den Stoff in möglichster Vollständigkeit nach den vorhandenen Uebcrliesermig.n zu geben, ohne je doch dabei die Resultate der historischen Kritik, soweit sie sich als Gewißheit herausgestellt Haden, zu ignoriren. Aus denselben Gründen sind die fesselnden Lccncn aus den homerischen Gesängen, so wenig sie streng genom men dem Gebiete der Geschichte angehören, auch in dieser Auflage beibehalten worden, und cs wird da durch, sowie auch durch möglichst ausführliche Repro- duction der übrigen die alten Völker betreffenden My then eine angenehme Abwechselung in der Erzählung hcrvorgebracht. Vor Einführung in die eigentliche Ge schichte eines jeden Volke- ist eine Beschreibung dc- Landes, Volkcs und der noch vorhandenen Kunstdenk, mälrr und Bauten gegeben; nicht minder werden die Sitten und Gebräuche, die politischen und religiösen Institutionen, die wissenschaftlichen und künstlerischen Bestrebungen eines jeden Volkes, beziehentlich der Stämme desselben, wie sie sich in den verschiedenen Zeiten zeigen, an geeigneten Punkten dargelrgt. * Literatur. Der Archivar Prof. Kriegt in Frankfurt hat uns so eben mit einer für die Sitten geschichte des vergangenen Jahrhunderts, besonders Frankfurts, und auch für Goethe's Frankfurter Zeit wichtigen Schrift beschenkt: „ Dir Brüder Sencken berg. Eine biographische Darstellung. Nebst einem Anhänge über Goethe's Jugendzeit in Frankfurt a. M. (Frankfurt, Sauerländer.)" Das Buch gründet sich auf sorgfältige Benutzung der Archive des Sencken- berg'schen Stifts und der Stadt Frankfurt. Die drei Brüder Senckenberg sind schon aus Goethe's Leben be kannt. Der eine, der früh als Rcichshofrath nach Wien kam, hat sich als Rechtsgelehrter einen ehren vollen Namen erworben; der zweite, ein bedeutender Arzt und Naturforscher, lebt noch seiner großartigen Stiftung wegcn in gesegnetem Andenken; der jüngste, der ein volles Drittel seines langen Lebens im Ge fängnisse zubrachtc (seine Criminalactrn füllen 50 Fo liobände), ist in sittlicher Hinsicht eine der merkwürdig sten Erscheinungen. Der Anhang bietet über Goethes Familie und einige seiner Jugendbekannten manches Neue und Anziehende; einzelne gangbare Angaben finden ihre urkundliche Berichtigung. f Jllustrirte Literatur. Die von Friedr. Schddler besorgte wohlfeile Volks- und Schulausgabe von „Brehms Jllustr. Thier leben" (Hildburghausen, Verlag des btbliogr. Institut») liegt gegenwärtig bi» zum 43. Hefte vor. Wie die Bearbeitung de- Werkes bis hierher eine zweckentsprechende genannt werden kann, verdienen auch die zahlreichen und gut au-geführten Abbildungen, mit denen di« Ausgabe geschmückt ist, eine lobende Erwähnung. -j- AIS Pendant» zu den im Berlage von I. Brauns heutigen Abende abgehaltenen öffeuBchew Versammlung im Saale der „Folie- Belleville" trat wkcdrrum Roche fort al- Redner auf und erklärte, feine gestrigen Worte über Ledru-Rollin habe man falsch gedeutet. Er habe nur sagen wollen, daß Ledru Rollin sich von der ge genwärtigen Stimmung in Frankreich kein richtige- Bild mache und sich über die wahre Lage täusche. Jedenfalls ist Rochefort's Reise nach London vollstän- big mißglückt, wie es ihm denn auch nicht gelang, Louis Blanc zur Begleitung über den Canal zu be wegen. — Aus Marseille wird gemeldet, daß vor gestern dort eine zahlreiche Volksversammlung gehal ten wurde, in der die Absetzung Gambetta'ö beschlossen ward, weil er „kränklich, ungeschickt und verkauft" sei. Ein Theil der dortigen Wähler scheint also nicht hin ter den Parisern zurückbleiben zu wollen. Brüssel, 15. November Das „T. B. f. N." mel det: Der König ist in Begleitung der Prinzessin Louise früh nach England gereist. Die Königin be findet sich unwohl und konnte deshalb die Reise nicht antreten. Haag, 15. November. (Tel.) Die chinesische Ge sandtschaft wird sich von hier nach Berlin und dann nach St. Petersburg begeben. * St. Petersburg, 13. Novembcr. Die Kaiserin ist mit den jüngsten Kindern und in Begleitung ihres Bruders, des Prinzen Alexander von Hessen, wohl behalten über Odessa in Kiew eingetroffen. — Der Curator des Dorpatschcu Lehrbezirks, Graf Kayser- lingk, ist nun wirklich auf sein Gesuch verabschiedet wor den. Sein vor Kurzem ihm zur Regelung des rus sischen Unterrichts in den Ostseeprovinzen beigcordneter Gehilfe Niko litsch verwaltet interimistisch die bal- tischen Schulangelegenhciten. Gleichzeitig ist auch der ins Ministerium berufene Curator des Wilnaschcn Lehr bezirks in diesem Amte durch den Kanzleidirector des Oberprocureurs des Synods, Sergiewski, ersetzt worden. Dresdner Nachrichten vom 16. Novembcr. — Der Rath hat heute den Haushaltplan der Stadt Dresden auf das Jahr 1870 veröffentlicht und denselben mit folgender „Vorbemerkung" cinge- leitet: Für den nächstjährigen Haushalt der Stadt- commun haben sich verschiedene zum Theil sehr erhebliche Mehrerfordernisse herausgestellt, so daß der Gesammt- bedarfauf693,076Thlr. (mitHinweglassung dcrGroschen und Pfennige) zu veranfchlagen gewesen ist, während im diesjährigen Haushallplane das Gcsammterforderniß mit 621,402 Thlr. sich bezifferte. Es ergiebt sich daher ein Mehrbedarf von 71,674 Thlr. Zu dieser beträcht lichen Steigerung der Ausgaben tragt wesentlich der Umstand bei, daß für die Stadtcommun die Verpflich tung zur Quartiergcwährung für ein Regiment Gar nisontruppen eingetreten ist, wodurch eine mit 25,000 Thlr. veranschlagte neue Ausgabe veranlaßt wird. Nächstdcm erfordert das Schulwesen im Ganzen 135,166 Thlr. anstatt im Vorjahr 110,919 Thlr., mithin ein Mehr von 24,247 Thlr., wovon auf die Annenreal schule zum größten Theile für die innere Einrichtung des neuen Schulgebäudes 14,066 Thlr. und auf die Elementarschulen 8652 Thlr. hauptsächlich wegen Ver mehrung der Kinder- und Klassenzahl entfallen. Für die Armen-, Kranken- und Arbeitsanstalten wird ferner etn Mehrbetrag von zusammen 13,182 Thlr. in An spruch genommen (96,312 Thlr. gegen 83,129 Thlr. im Jahre 1869). Ueberdies hat man den nvlhwcndigen Ansatz für unvorhergesehene Ausgaben mit Rücksicht auf den bedeutend vergrößerten Umfang der städtischen Verwaltung und des städtischen Budgets beträchtlich erhöhen müssen. — In Berücksichtigung dieser gcstcl- gerten Anforderungen an die Stadtraffe ist davon abgesehen worden, im Gebiete des Straßenwesens einige obwohl wünslycnswcrthe, jedoch nicht dringend nöthige Herstellungen im künftigen Jahre zur Ausführung bringen zu lassen, zumal die Einnahmen einen er heblicher Ausfall vermöge des neuen norddeutschen Gewerbegesetzes zu erleiden haben, indem dadurch die Verpflichtung zur Bürgerrechtsgcwinnung wesentlich eingeschränkt worden ist, so daß die Gebühren für BürgerrechtSertheilungen einen Mindrrertrag von 17,540 Thlr. in Aussicht stellen. Andererseits hat der von den Ueberschüssen der Gasanstalt an die Stadtkasse zu zah lende Beitrag um 20,000 Thlr., von 40,000 Thlr. auf 60,000 Thlr. erhöht werden können. Der demunge- achtet verbleibende Mehrbedarf hat es aber als noth- wendig erscheinen lassen müssen, die communliche Ab gabe von den Methzinsen und vom Grundwerthe um 6 Pfennige und beziehentlich 18 Pfennige zu erhöhen und mit 32 Pfennigen vom Thaler des Miethzinses und mit 96 Pfennigen von 100 Thaler» des Grund werths im künftigen Jahre zur Erhebung zu bringen. dorf in Dresden vor einiger Zeit erschienenen litho- graphtrten Bildnissen Ihrer königliche» Hoheiten des Kronprinzen und des Prinzen Georg sind gegenwärtig in demselben Verlage (in Commission der k. Hofbuch handlung von H. Burdach in Dresden) die Bildnisse Ihrer königlichen Hoheiten der Frau Kronprinzessin und der Frau Prinzessin Georg erschienen. Die Bildnisse sind mit Benutzung einer Hanfstängcl'schen Photographie von O. Rafeld iu naturwahrer, lebens voller Anmuih recht gelungen auf Stein gezeichnet. Mit dem Hinweise auf das bevorstehende Weihnachts fest sei auf diese Kunstblätter aufmerksam gemacht. * In Berlin wurde am 15. November Mittags auf dem Platze an der Bauakademie das neu errichtete Schinkeldenkmal enthüllt. Die Festrede hielt der geh. Oberbaurath Mac Lean, dec die Bedeutung Schinkel'S für seine Zett und für die Gegenwart in schwungvoller Welse charakteristrte. Beim Schluffe der Rede fiel die Hülle des Denkmals, das von dem lauten Zurufe der Versammelten begrüßt wurde. Das Denk mal, aus einer überlebensgroßen Bronzefizur bestehend, ist au» Drake'S Meisterhand hervorgegangen. Von die sem find auch die 4 bronzenen Karyatiden, welche die Ecken des Granitsockels schmücken. Das Denkmal steht in der Mitte zwischen denen Beuth's und Thaer's, etwas nach der Bauakademie zu eingerückt. f Mau schreibt der „N. fr. Pr." aus München: Die 33 goldenen Medaillen, welche die Regierung aus Anlaß der internationalen Kunstausstellung auf Antrag der Jury zucrkannt hat, find geprägt und harren ihrer Verkeilung an die Prämiirten. Außerdem sollen apch die Architekten, welche bei der Prämiirung ganz, leer au-gin-en, nachträglich noch mü 4 oder 5 Mcvckillen bedacht «erden, doch liegt noch kein Beschluß darüber vor, wer prämitrt werdeu soll. Der ComUS hat nun-
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