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Dresdner Journal : 06.12.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-12-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186812062
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18681206
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18681206
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1868
-
Monat
1868-12
- Tag 1868-12-06
-
Monat
1868-12
-
Jahr
1868
- Titel
- Dresdner Journal : 06.12.1868
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V283. Soimtaq dru 6. December. 1868. Id»anrme«1«»r»ts»: I» »»r-L tritt )IlkrN<:d ^likrlick: Ü ?t>Ir. - klxr r 1'Slr. 8temi>elr«büdr, ^)»krliok: l „ lb „ , »u»»erd»Ib a«> Korüü. Sloo»tNek:— „ zz „ I Luoüo» ko»t »oü Liln«Io«Kuiiuueroi 1 „ ' 8t«wp«I»u»l:dt»kdi»»». ,as»raMlprtist: kür üeo k»oio einer -eepeltenen Leil«: 1 K^r. vnter „Lii>xee»nat" äi« Leil«: 3 K^r. «rschetimi: Hxlied, mit Xueoeiim« äer 800» - anä keierteU», Xdenä» kür äeo kolxeockeo l'ex DreMerÄurMl. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. »«seratenannahme auswLn»: Lliprlz: ki» UillKverirr«»», 6«wn>iK«I<^iLr üe» vreeüner ^ouruel«; : kt keoi ee, ki'ne» ku»r; 8»mk«rx v,rU>- -krevllknrt » > : Vvai.»», LerUi». O»»>-ir»'8cüe limü^ , Kur«»», itvool.ru Uo»»», Lremsa: k 8c«l.vrr»; »r««I»o^ l, 8rLMve«'e ^nnonceobureeu, Nii«, -t keivev i kreeükilrt »H : ^.«ciüe'ecüe I4ud>i>. i «iU>. ^o. LLvuinl«, ?eri,: I^»rrir>i, kvl.i.i>t>> Li'»., (d, kl»«« ü« I» Louree); kr»x: k» kuui-l».«'» Nuevü.; Vien: Xl.. Orr«l.i». Herausgeber: LLol^l. Lapeäition äs» Oreeäner ^onrual», Oreeüea, tlarieuetrees« K». 7. Amtlicher Theil. Dresden, 3. Decrmber. Seine Majestät der Ki- nig haben »cm Oberstabs- und Regimentsarzt im 7. Lhüringschcn Infanterie-Regimentc Nr. 96, 0r. Lö wer, das Ritterkreuz des Albrechtordens zu verleihen geruhet. Nichtamtlicher Theil. Ueberftcht. Telegraphische Nachrichte». Tagc-grschichte. Dresden: Neuestes Gesetzblatt. — Berlin: Verhandlungen des Abgeordnetenhauses. — Bremen: Bürgerschaftssitzunq. Seefischereiver- träge. — München: Internationale Kunstausstel lung. — Stuttgart: Landtagserössnung. — Karls ruhe: Militärisches. Bischofswahlfrage. Zur Of fenburger Versammlung. — Wien: Von den Dele gationen. Norddeutsche Presse gegen den Reichs kanzler. Kein Pairsschub. Dcmolirung der Schot tenbastei. — Prag: Preßproceß. — Krakau: Nachrichten aus WielicUa. — Triest: Ehrenbclei- digungsproceß. — Paris: Verhaftungen. — Florenz: Budget. Kammervcrhandlungen. De monstrationen. — Rom: Verurtheilungen. — Bu karest: Aus der Thronrede. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichtrn. (Leipzig. Reichenbach.) Statistik und Bolk»«irthschast. Feuilleton. Inserate. Tageskalender. varsennach- richtrn. v e i l » > r. Eiugesaudte». Jnsernte. Telegraphische Nachrichten Karlsruhe, Freitag, 4. Deeember, Abend». (W. T. B.) Die neueste „Karlsruher Zeitung" mel det, daß das StaatSmiaisterium über die Kundgebun gen der in Offenburg versammelt gewesenen Adgrsrd- neten (vgl. unter „Tagrsgeschichte") dem Gcoßhrrzog Bericht erstattet habe. Der Großherzog soll die Anschauungen des Staats ministeriums gebilligt und sich dahin ausgesprochen ha ben, daß die Regierung in den Fragen sowohl der in- nern wie der nationalen Politik durchaus nach den bisherigen Grundsätzen fortgeführt werde. Der Mi nisterialrat!) Kiefer, welcher als Mittelsmann Derjenigen unter den Versammelten ausgetreten war, welche die Politik des Ministeriums bekämpfen wollen, wurde als geheimer Negierungsrath zur Verkehrsdirection versetzt. Wien, Sonnabend, 5. Deeember. (Tel. des Drcsd. Journ.) Da» Zrrwürsniß zwischen der Türkei und Griechenland ist ersolgt, da die griechische Regierung ihr Verfahren Kandia gegenüber zu ändern außer Stande sich erklärt hat. Die Schutzwächte sind in Verhandlung getreten brhuss einer Vermittlung. (Vergl. unten das Telegramm aus Konstantinopel.) Krakau, Freitag, 4. Deeember. (Tel. d. Pr(' Ter hiesige Gemrinderath ernannte den Hofrath Pös singer mit Einstimmigkeit zum Ehrenbürger von Krakau. Aus Wielirzka treffen keine erfreulichen Nachrich ten ein. (Vergl. unter „Tagesgeschichte".) Pesth, Freitag, 4. Decrmber, Abend». (W.T.B.) Die ReichsrathSdrlrgatian hat sämwtlichr Budget- »rtikrl gemäß vru von der ungarischen Delegation be reit» genehmigten Beschlüssen der Commission beider Delegationen genehmigt. Zn der morgenden Schluß sitzung wird die kaiserliche Sauction der Dclegatio««- beschlüsse verkündet werden. Florenz, Sonnabend, 5. Drrrmber. (W.T.B.) Eine in der „Uoitü Jtaliaua" veröffentlichte Pro klamation Mazzini » mahnt eutschieden v» Befreiung»« versuche« Rom- ab, welche da» Werk eiuzrlorr Par teien find. Mazzini erklärt, die Befreiung Rom« müsse da« Ziel eine« allgemeinen nationale» Unter nehmen» sein. Die Finanzcommisfion der Drputirtenkammer Hot beschlossen, zu beantragen, die Regierung möge zum ersten Quartal de» Jahre» 1869 ein Gesetz, betreffend die Abschaffung de» ZwangSrourse» einbriage«: Madrid, Freitag, 4. Deeember. (W.T.B.) Der Minister de« Innern hat rin neue» Circular erlassen, in welchem er die Gouverneure der Pcooinren aus- sordert, der gebührende» Handhabung de« Verein», gesetzrS die ersorvcrltche Aufmerksamkeit zu schenken, jedrm Mißbrauch obcr, der fich unter dem Deckmantel diese» Gesetzes vollziehe, entgegen zu tret»« und nicht außer Acht zu lassen, doß für jede Verletzung de» GesctzeS die entsprechende Strafe festgesetzt sei. Lissabon, Freitag, 4, Deeember. (W.T.B.) Der gestrige Jahrestag der Wiederherstellung Portugal» (Losreißung von Spanien im Jahre 1640) wurde hier mit großen Festlichkeiten begangen. London, Freitag, 4. Deeember, Rachmitlog». (W. T. B.) Gutem vernehmen nach wird Clarendon al» Minister der auswärtigen Angelegenheiten und Lohard al» Unterstaatssecretär derselben in das neue Cabiuet, besten Bildung befriedigend fortschreitet, riatrrten. London, Sonnabend, 5. Deeember. (W.T.B.) Die „Times" bringt folgende Ministerliste: Glad stone, Premier; Earl Russell, Cabinetsmitglied ohne Porteseuille; Earl Clarendou, Auswärtige»; Card well, Krieg; Bright, Indien; Lowe, Fiaanze«; Earl Granville oder Herzog v. Argyll, Präsident de» gehei men Raths; Wood, Lordkanzler: Fortr»eue, Irland. Ferner meldet die „Timer", der Gt»t»srrretLr Seward wolle die Entscheidung in der Alabomafrage »Icht dem Könige von Preußen, sondern den zu er nennenden Commiffaren anheimstellrn. Die „Times" protestirt dagegen. Konstantinopel, Freitag, 4. Deeember, Nach mittag«. (W. T. B.) Die „Turquie" bestätigt, daß die Pforte beschlossen habe, die diplomatisch'» Be ziehungen mit Griechenland wegen der Begünstigung de» kandiotischen AusstandcS abzubrechrn, den tür kischen Gesandten au« Athen abzuberusen und dem griechischen Gesandten in Konstantinopel seine Pässe zuzustellrn. E» verlautet, ein türkische» Geschwader solle nach Kandia gehen und der Befehlshaber desselben umfas sende Vollmachten besitzen. Belgrad, Freitag, 4. Derember. (Corr.-Bür.) Die Verhandlungen der serbischen Regierung mit Ruß land wegen Aufhebung der CapKulationen find zu einem befriedigenden Abschlusse gediehe». Tagesgeschichte. Dresden, 5. Deeember. Vom Gesetz-und Ver ordnungsblatte für das Königreich Sachsen ist mit Ausgabe des 30. Stücks vom Jahre 1868 be gonnen worden. Dasselbe enthält: Nr. 168) Bekannt machung vom 14. November 1868, die zweite Auflage der thierärztlichen Arzneientaxe betreffend (abgedruckt in Nr. 271 des „Dresdn. Journ."); Nr. 169) Ver ordnung vom 18. November 1868, polizeiliche Maß regeln in Bezug ans die Pockenkrankheit der Schafe betreffend; Nr. 170) Bekanntmachung vom 24. Novem ber 1868, den Anschluß mehrer Hamburgscher und preußischer Gebietstheilc an den Zollverein betreffend (abgedruckt in Nr. 276 des „Dresdner Journals"); Nr. 17l) Bekanntmachung vom 28. November 1868, die Verwaltung der Albertsbahn betreffend (abgedruckt in Nr. 277 des „Dresdn. Journ."); Nr. 172) Nevidirte Verordnung über die Arbeitsbücher des gewerblichen Hilfspersonals, vom 23. November 1868. * Berlin, 4. Deeember. Im Abgeordneten- hause wurde heute (wie im gestrigen Blatte bereits telegraphisch gemeldet) durch den Minister des Innern ein Gesetzentwurf, betreffend die Uebereignung der Do tationsfonds der Hilfskassen an die provinzial- und cvmmunalständischen Verbände der acht älter» Provin zen der Monarchie, vorgelegt und begründet. Im Jahre 1847 wurden 2 Millionen Thaler in Staais- schuldscheinen und 500,000 Thlr. baar den provinzial- und cvmmunalständischen Verbänden der acht ältern Provinzen zur Errichtung von Hilfskassen überwiesen. An diese Ueberweisung, die von den Provinzen mit Dank angenommen wurde, war die Bedingung ge knüpft, daß die Hälfte der Zinsen zur Unterstützung des Sparkassenwesens verwendet werden sollte; ein Viertel sollte dem Stammvermögen zu dessen allmäh licher Vermehrung zugcschlagen werden und ein Viertel zur Verfügung der Stände bleiben Durch den heute vorgelegten Gesetzentwurf wird die Beschränkung in der Verfügung über die Zinsen dieser Capitalien auf gehoben, ferner wird auf das Rückforderungsrecht des Staates verzichtet nnd den Ständen der einzelnen Pro vinzen und cvmmunalständischen Verbände die ganz freie Verfügung über diejenigen Capitalien anheim- gegebcn, welche inzwischen eben durch Ansammlung eines Viertels der Revenuen angcsammelt sind. Die Motive zu diesem Gesetzentwürfe liegen, wie der Herr Minister des Innern bemerkte, in der Absicht der Ne gierung, keine Gelegenheit vorübergehen zu lassen, um auch die ältern Provinzen mit eigentümlichen Fonds auszustatten. — Auf Antrag des Abg. Frhrn. v. Ho- verbeck setzt das Haus den Beschluß über die geschäft liche Behandlung der Frage bis nach dem Druck der selben aus und tritt sodann in die Fortsetzung der Be ratung des Etats des Ministeriums des Innern. Abg. Frhr. v Patow halt es für nothwendig, de» Ge meinden und Kreisverbünden größere Rechte beizulegen und KreiSausschüfse zu bilden. Man müsse klar werden, ob und wie weit die Regierung geneigt sei, auf diesem Gebiete vorzu- gehen. Kenne man dies nicht, so wisse er nicht, wie man die zu erwartende Kreisordnung prüfen wolle. Der Minister möge Vertrauensmänner aus allen Parteien des Hauses zur Be- rathung aller dieser Dinge heraoziehen. Der Solaer'sche An trag fordere nichts Unmögliches und werde er sür ihn stimmen. Minister des Innern Gras zu Eulenburg: Weun er in Bezug auf diesen Antrag von Unmöglichkeit gesprochen, so habe er dabei wesentlich an die Vorlegung der Gesetze über die Organisation der gesammten inner« Verwaltung gedacht, und deshalb habe er es sür unmöglich erachtet, einen solchen Plan schon bis zum nächsten Jahre auszuarbeiten. Abg. Windthorst (Meppen): Die Aufgabe, welche man dem Minister des Innern aufellegen wolle, halte er für urige- Heuer schwer. Den Begriff der Decentralisation und Selbst verwaltung genau sestzustellen sei nicht so leicht. Die beson- dern Verhältnisse des preußischen Staates sind für diese Dinge ein Hinderniß, und man werde sehen, wie bedeutend es ein wirkt, daß das preußische Volk ein Volk in Waffen ist. Das Abgeordnetenbaus selbst sei der größte Gegner der Selbstver waltung. weil eS Alles selbst verwalten wolle. Es sei noth wendig, daß der Kamps des Adels gegen das Staatsbürgerthum zum Äuslrag komme. Auf die Verhältnisse des Adels müsse Rücksicht genommen werden, denn wenn sie auch nicht gefallen, so seien sie einmal da und müßten respectirt werden. Das Kleid müsse nach dem Körper gemacht werden. Dem Anträge Solger könne er nicht zustimmen, weil er sich über alle Pro vinzen erstrecken wolle, da? hannöversche Volk aber sich bei sei nen jetzigen Institutionen sehr wohl befinde und zufrieden sei. Durch die neuen Berwaltungseinrichtungen in Hannover sei kein Gesetz verletzt worden. Abg. Dr. Achenbach: Der Krone müsse das Recht ver bleiben. die Behörden zu reorganisiren, und er wünsche, daß die Regierung, wo es sich um die Rechte der Kroye H indle, uner schütterlich fest auf dem Boden der Verfassung stehe. Die An sicht des Ministers dcS Innern, daß tue hier gemachten Vor schläge „wüst" seien, sei wohl die richtige. Der Antrag Solger sei unmöglich, man müsse an daS Bestehende, womit Großes erreicht wvrdeu sei, auknüpfen. Selbstverwaltung und Freiheit lassen sich nicht decretiren, sie muffen erobert werden. Abg. vr. Virchow: In der Verfassung steht nichts von dem Rechte der Krone, die Behörden zu reorganisiren, Art. NU nehme organische Gesetze in Aussicht, welche die St llung der Behörden regeln sollen Da die Ve,hältniffe Hannovers auch aus die andern Provinzen übergeführt werden sollen, so gewin nen dieselben sür uns größere Bedeutung. Die k. Verordnung, welche jene Verhältnisse in Hannover einsührt, halte ich sür eine solche, zu welcher die Regierung nicht besugt war. Die Herren aus Hannover nehmen zu uns eine Stellung als Vor- ehung ein. die für die übrigen Provinzen von den verderblich ten konsequenten werden kann. Wie wir nach den Hannöver- chen Vorgängen zur Selbstverwaliung kommen sollen, verstehe er nicht. Eine organische Entwickelung gebe es in unsrer Ge- schichte nicht, lauter Unterbrechungen, lauter künstliche Schöpf ungen ohne Zusammenhang, keine aus dem wirklichen Volks leben h/rvorgegangene Gestaltung. WaS Herr Windthorst De- centralisatiou nenne, sei Föderalismus, und was er (Redner) und seine Partei fordere, das sei Decentralisation Man wolle Selbstverwaltung und Decentralisatisu auf Grund der Ge meindefreiheit ausbauen. Mögen die Parteiinterefseo auch jetzt noch auseinander gehen, so dürfe man sich doch nicht scheuen, die Lösung dieser Frage zu finden; von unten auf muffe man aber bauen. Die Regierung möge nicht verkennen, daß auf Grund dieser bestehenden Discordanz der Widerstand gegen Preußen in Süddeutschland beruhe. Minister des Innern Gras zu Eulenburg: Der Ansicht des Herrn Vorredners, daß hier und in dieser Frage zwei Strö mungen, die demokratische und die ständische, bestehen, kann ich nicht zustimmen. Das Streben nach Sclbstrerwaltung ist über haupt ein konservatives, und es kommt nur daraus an wie man sich die Selbstverwaltung denkt und wie man die Orga nisation constrnirt. Ich halte es nicht für das Vorrecht des Staate», überall Bevormundung eintreten zu lassen, aber die Gemeinde darf sich auch von dem Staate nicht ganz eman.ipi- ren, und darin liegt der Unterschied zwischen unsrer und Ihrer Auffassung. Bis Weihnachten haben wir mit dem Etat zu thun und können erst dann zu den übrigen Arbeiten übergeben. Wollen wir nun dann noch Gemeinde-, Kreis und Provmzial- ordnnng berathen, so würden wir damit gar nicht mehr zu Ende kommen. Ich glaube, wir begnügen uns sür diesmal mit der Kreisordnung, und ich will lieber wenig versprechen und viel halten, als viel versprechen und wenig halten. Abg. Gras Bethusy Hue erklärt sich in längerer Aus führung. wobei er sich ausführlich über die Stellung des Adels zur Selbstverwaltung ausspricht, für den Antrag Solger. Erst müsse man die Zeichnung des Grundstücks haben, ehe man den Grundstein lege. Abg. Scharnweber wendet sich gegen die Ausführungen de- Abg. v. Diest, spricht den Wunsch aus, daß das Haus die selben nicht auf Rechnung der cons rvaliven Partei setze, und erklärt sich gegen den Solger'schen Antraa, weil derselbe etwas Unmögliches verlange und unbestimmter Natur sei. Die Generaldiscussion wird jetzt geschlossen und «er Antrag Solgrr's: „Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen: Die kö nigliche Staatsregierung auszufordern, eine vollständige Reorganisation der gesammten inner« Verwal tung, insoweit sie gegenwärtig zum Geschäftskreis der Re- gieruiwen gehört, in Uebereinstimmung mit den für eine neue Ordnung der Gemeinde-, Kreis und Provinzialverfas sungen zu erlassenden und bereits theilweise in Aussicht gc stellten Gesetzen baldmöglichst hcrbeizusührcn und in der nüch sten Sitzungsperiode des Landtags die deßsallsigcn Gesetze vorzulegen", mit großer Majorität vom Hause angenommen (dagegen die konservativen). Während der Verlesung des Antrags erscheint der Ministerpräsident Graf Bismarck am Mi nistertische. Die gesammte konservative und freiconser- vative Fraction, wie auch viele Mitglieder dcS ken- trums und der Nationalliberalen erheben sich, um den Minister zu begrüßen. Dann folgt die Spccialdiscuj- sion über den Etat des Ministeriums des Innern. Zu Tit. t Nr. 2 der Einnahmen (Provinzialverwaltung) wurde ein Antrag des Abg. Lorentzen: lU,U34 Tblr. als Zinsen von den Capitalien des schleswig-holsteinschen Straf- anstaltsneubausonds abzusetzen, nach längerer Debatte, an der sich die Abag. Lasker, Lorenyen, Hederich, v. Vincke, Luttcroth, Gras Wintzingerode, Goßler, v. Eichhorn und die Regierungscommiffare Wulsshcin und Steinmann bethciligten, abgelehnt und die betreffende Position bewilligt. Der Antrag dcS Abg. v. Unruh, zu erklären: daß durch Ausnahme der Zinsen dieses Fonds der Rechtsfrage über das Eigcnthuni derselben ein Präjudiz nicht erwachsen solle, wurde säst einstimmig angenom men. — Zu Tit. 3 (Verwaltung der Straf , Besscrungs undGefangencn an statt en) begründe! Abg. v. Hennig seinen Antrag, die Regierung im nächsten Etat um einen Nachweis zu ersuchen, wie die Gefangenen in den Strafanstalten beschäs tigt werden, durch den Hinweis aus den Schaden, welcher der Privatindustrie aus der Concurrenz der Gefängnißanstalten erwachse. Abg. Strasser sucht nachzuweisen, daß diese Con curreuz wenig ins Gewicht falle. Der Antrag v. Hennig wird angenommen. — Zu Tit. 4 (Verwaltung der Regie Feuilleton. Drr«dr». Freitag, den 4. Deeember, gab Herr Hermann Franke, Mitglied der königl. musikalischen Kapelle, unter Mitwirkung derselben und unter Leitung des Hrn. Hofkapellmeisters vr. Rietz ein Concert. Des jungen Violinspielers Leistungen erwiesen eine recht lobenswerth vorgeschrittene gewandte Technik und ein talentvolles und fleißiges Streben nach virtuoser nnd künstlerischer Ausbildung, aufmunternden Beifalls wrrth. Für das schwierige Violinconcert von MendelSsohn- Bartholdy mangelte allerdings noch zu sehr die tech nische Beherrschung. Die raschen Passagen verleiteten zu überhasteter Ausführung, wodurch die Reinheit der Intonation bedeutend litt; dem Ton fehlte Kern, Fe stigkeit und rasche deutliche Ansprache, der Phrasirung Bestimmtheit. Indessen traten Einzelnheiten des Vor trags recht gelungen hervor. Viel günstiger entwickelte sich in der Phantasiecaprice von Vieuxtemps des Con- certgebers Spiel: Reinheit, Abrundung und Aplomb der Behandlung, Temperament und geschmackvoller Aus druck des Vortrags ergaben einen sehr vortheilhaften Eindruck. Fräulein Nanitz erfreute durch Ausführung der Schlußakte ans Gluck's „Orpheus" und einiger Lieder von Mendelssohn und Dessauer. DaS letztere Lied, „Die Lockung", wurde von ihr ganz besonders ge lungen vorgetragrn. Sehr willkommen erschien die Mitwirkung de- Herrn Kapellmeisters Reinecke aus Leipzig, dessen Slavier- sviel mit Recht hochgeschätzt wird. Er spielte ein Pianoforteconcert (kii-mnil) eigener Eomposition. Die Gediegenheit, künstlerische Durchbildung und die musika lisch feinsinnige Behandlung und Gestaltung, welche sein Spiel auszeichnen, zeigen sich ebenso individuell charakteristisch in seinen Kompositionen. Und es ver einigt sich damit noch eine formell sehr routinirtc Tech nik und ciue vorzügliche, mit geistvoller Sorgsamkeit ausgearbcitctc Instrumentation. In dem Concert tritt vor Allem der zweite Satz (Adagio) als ein schönes Musikstück hervor, stimmungsvoll, eigenthümlich in Er findung und Colorit, und einheitlich durchgesührt. Nach diesem möchte man dem Schlußsätze wegen seiner ge- schlosscncrn sormellen Haltung den Vorzug vor dem ersten Satze geben. Außerdem spielte Herr Rei necke noch zwei kleine Clavierstücke von R. Schumann, in denen die zart empsundcncn, fein gestalteten Details seines Vortrags zu liebenswürdigster Wirkung kamen. Auf allgemeines Verlangen fügte er noch die Aus führung einer hübschen Piece von F. Hiller hinzu. Das Concert wurde mit der Ouvertüre zu „Titus" eröffnet. C. Banck. Gesang»musil. In Nr. 277 d. Bl. war die Rede von den jetzt sehr dominirenden MusikvrrlagSunterneh- mungen in neuen Ausgaben klassischer und älterer Ton werke, gesördrrt durch eingetretene Verjährungsfrist mancher Perlagseigcnthumsrechte. Ich erwähnte, daß diejeniffen Verleger auf besondere Empfehlung und Be achtung solcher Ausgaben Anspruch haben, welche es für nöthig erachten, der gebotenen Benutzung allgemei nen Eigenthumsrechts durch vorzügliche und gewissen hafte Ausstattung ihrer Editionen auch ein eigenes Ver dienst um die Kunst in schicklicher Weise hinzuzusügen. Zu diesen gehört z. B. Bart. Senff (in Leipzig) in einer Gesammtausgabe von Fr. Schuberts Ge- ängen sür eine Stimme, auf welche das musika- ische Publicum schon früher beim Erscheinen der ersten Bände aufmerksam gemacht wurde. Diese Empfehlung sei mit voller Uebrrzrugung jetzt nach Vollendung der Ausgabe wiederholt. Sie ist von Julius Rietz sorg fältig revidirt; musterhafte Ausführung des Stiches und Druckes, Correctheit, Ucbersichtlichkcit und geschmack volle Eleganz der Ausstattung entsprechen den gestei gertsten Anforderungen. Der Reiz größerer Billigkeit, den einige andere Ausgaben von Schubert's Gesängen allerdings bieten, wird durch den entschiedenen Werth dieser Vorzüge vollkommen ausgewogen, welche diese Scnff'schc Edition namentlich zu einem Weihnachtsge schenk für Gesangsfrcunde sehr geeignet machen. Sie enthält in 1 l Bändchen ä 1 Thlr. 225 Lieder und Ge sänge; der Preis ist aber für sämmtliche 11 Bände auf nur 6 Thlr. festgesetzt, und für die Prachtausgabe (auf feinerem Papier und gebunden) auf 16 Thlr. ermä ßigt. C. B. Unterhaltunft»litera1ur. „Eines Andern Frau. Eine Erzählung von Gustav Höcker. Druck u. Verlag von Sam. Lucas in Elberfeld." Wie schon früher an dieser Stelle constatirt wurde, gehört G. Höcker zu den talentvollsten Novellisten der Jüngstzeit, obwohl seine erzählenden Werke an Werth einander nicht immer gleich sind. Das vorgenannte Buch zählt zu dem Besten, was dieser Schriftsteller bis jetzt geschaffen. Wer höhere geistige Ansprüche macht, der wünscht zunächst nicht, daß er in einer derartigen Lectüre hundert Mal vor- grsührten -Situationen und der landläufigen Sorte von Rymanhelden begegne, sondern daß der Dichter neue Bahnen betrete und überraschende Conflicte behandle, kurz: daß er Neue- aus sich schaffe und da- Geschaffene künstlerisch auSführe. Gutzkow sagt in seinen jüngst erschienenen Gnomen höchst treffend: „Im Roman sieht die Masse aus die Verwickelung des Zufälligen, der Gebildete auf die Entwickelung des Nothwendigen. Durch eine und dieselbe Thatsachr beiden Forderungen genügen, macht den kunstvollen Dichter." Von G. Höcker darf man behaupten, daß er solchen Anforderungen nach strebt. Die Hauptperson in der vorliegenden Erzählung ist ein junger Geistlicher, eine ideal gehaltene Gestalt, die in manchem Zuge Bonaventura im „Zauberer von Rom" ähnelt, und eine scharfe Beleuchtung findet die Ehescheidungsfrage. Der Verfasser zeigt eine höchst feine Lebensbeobachtung, und seine Schilderungen ver gegenwärtigen Charaktere, Ereignisse und Stimmungen in so eindringlicher Art, daß mau sie wohl für immer im Gedächtniß behält. Dazu übt die Geschichte einen seltenen Spannungsreiz, während die Darstellung jenes geistige Parfüm besitzt, das man bereits an diesem fein- stiligen Autor kennt. — „Die Wahnsinnige auf Aland. Novelle von Julius Wander. Dresden, H. Jänicke's Ver lag." Tendenz, Anlage und Durchführung des Planes sind im Ganzen nicht übel, und das Erzählte reicht ebenfalls hin, daS gewöhnliche Untcrhaltungsbedürfniß zu befriedigen. Die Novelle ist flott, unternehmend, mit einem gewissen Jugendmuth geschrieben, und offen bar verbirgt sich hinter dem pseudonymen Namen ein angehender Schriftsteller von lebhafter Phantasie. Der gereiftere Leser wird freilich manchen Verstoß gegen die Lebenswahrschrinlichkeit entdecken, sowie denn auch im Stil, der zwar fließend ist, häufig sehr verbrauchte Metaphern benutzt sind. An guten Mustern möchte zuvörderst »u studiren sein, wie Personen und Ereig nisse novellistisch in Scene zu setzen sind, damit sie sicht- und greifbar vor da- Auge des Leser- treten; wie Un wesentliche- vom Wesentlichen zu scheiden ist, wie die tnnern Geelenprocesse der Helden dichterisch zu vertiefe« sind, und wie die auftretrnden Figuren individuelle Züge tragen müssen, statt nach der Schablone grfertig zu sein. Nicht minder ist zu bedenken, daß die echte
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