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Frieden zu erhalten, ohne den Ungarn sich nicht ent wickeln, nicht prosperiren könne. Pari», 21 December. Der für längere Zeit be urlaubte türkische Minister de» Auswärtigen, Fuad Pascha, ist, wie der „Moniteur" meldet, gestern Mor- gen nach einer glücklichen Ueberfahrt in Nizza ange kommen. — Der bisherige Minister des Innern, Pi- narb, hat sich, der „KZ." zufolge, heute in die Liste der Pariser Advocate» einschreiben lassen. Florenz, 21. December. In der Deputtrten- kammer wurde heute die Debatte über die Gesetzvor lage, betreffs der Genehmigung eines provisorischen Budget- für die Monate Januar und Februar, eröff net. Der Comite des Hauses schlug vor, einen Pa ragraphen hinzuzufügen, in welchem ausgesprochen wird, daß die Zahlung des italienischen Antheils an der päpstlichen Schuld einstweilen suSpendirt werden solle. Ueber den Verlaus der Verhandlungen, deren Resultat wir bereits kurz gemeldet haben, bringt das „T. B. f. N." nachstehende ausführlichere Nachrichten: Der Fiuanzmiuifter Graf Cambray - Digny erklärte, daß die Regierung den Vorschlag deS Comitäs ablebnen müsse. — Nach mehrer» Reden für und gegen den Vorschlag sagte der Ministerpräsident Graf Menabrea, die päpstliche Schuld dürfe nicht mit der rvmichen Frage vermengt werden. Die Regierung hab«, nachdem infolge der römischen Bewegung im vorigen Jahre der Antrag Balerio'S über die SaSpendi- ruog der Zahlung für die römische Schuld angenommeo war, de« Staatsrathe die Frage vorgelegt, welcher am tt. Februar d. I. sich dahin entschied, dah die italienische Regierung von der Verpflichtung zur Zahlung der Schuld nicht entbunden «erden könne. Die SuSpendirung der betreffenden Zahlun- gen würde nicht die päpstliche Regierung, sondern uur die Gläu biger schädigen, welche aus d>e Erfüllung der von der italieni schen Regierung früher eiugegaugcnen Verpflichtung vertrauen. Eine solche Zahlungssuspension würde dem Gesetze und dem Rechte entgegen sein und nor neue Verwickelungen und Ver legenheiten dem Jnlande und Auslande Hervorrufen. — Auch der Kinauzmiuifter sprach sich nochmals lebhaft gegen den Vorschlag des Comitäs aus und erklärte, die Zahlung der Schuld sei eine Ehrensache. Er bestritt zugleich die Behaup tuug, daß die Regierung die bisherigen Zahlungen durch Ver mittelungen von Frankreich geleistet habe: dieselben seien deu Gläubigern direkt durch die Bankhäuser Rothschild und Parodi gemacht worden. Der Antrag des Comites wurde schließlich mit 211 gegen 111 Stimmen verworfen und die Kammer ver tagte sich darauf bis zum 12. Januar. Rom, 18. December. (K. Bl.) Am 16. d. wurde ein Agent der Revolution hier verhaftet. Cr heißt Filippo Minetti und befand sich schon vor zwei Jahren im Gefängniß, weil er vom Fürsten Torlonia durch Drohbriefe ohne Namcnsunterschrift lOOOTHlr. erpressen wollte. Dieser Agent wurde damals auf Für sprache des Einen und des Andern begnadigt und frei- gelassen. — In den nächsten Lagen soll, wie cs heißt, eine besondere Bürgergarde aus ungefähr 400, den besten Familien Roms angehörigen jungen Leuten ge bildet werden. Es ist das ein dem Papste von den Bürgern gemachtes freiwilliges Anerbieten; die Garde will hauptsächlich zum persönlichen Schutze Pius' IX. gegen die Meuchelmörder beitragen. Viele dieser jungen Leute haben schon im vorigen Jahre den Beweis ihrer Ergebenheit, Uneigennützigkeit und Brauchbarkeit ge liefert. Der Herzog v. Salviati, Bruder des Fürsten Borghese, wird das kleine Corps, welches ohne Sold dient, sich selbst uniformirt und nur in Rom selbst ver wendet wird, commandirrn. — Der Gouverneur und Präsident Roms hat, wie dies vor hohen Festen ge wöhnlich geschieht, gestern seinen Gnadenbesuch in den Gefängnissen der Hauptstadt gemacht. Im Namen des Papstes erthrilte er allen Äesangenen, welche nnr noch 4 bis 5 Monate Strafzeit hatten, die Freiheit. Ausgenommen von dieser Begnadigung sind die Meineidigen, Diebe und Fälscher. — Man sagt, der Adjutant des Königs von Italien, General della Rocca, der sich seit einigen Tagen hier befindet und beim Cardinal Antonelli Audienz hatte, sei hierher ge kommen, um sich für die Begnadigung Ajani's und Luzzi'S zu verwenden. Zugleich hat der römische Jnsurrectionscomits eine Proklamation erlassen, in welcher dem Papste gedroht wird, an ihn, den Tod Montt's und Toguetti's zu rächen; Pius >X. wird darin als „Henkerpriester" bezeichnet. Das Tribunal der Sacra-Consulta wird über die Appellation der zum Tode Vrrurtheilten Ajani und Luzzi nach dem Wcih- nachtsfeste entscheiden. — Am 15. d. starb in Rom Msgr. C. Munguia, Erzbischof von Mechoacan in Mexico. Er war in Wort und Schrift rin gefährlicher Gegner der wohl gemeinten Reformen des Kaisers Maximilian, weshalb er auch einst das Concordat hintertrieb. In der letzten Zeit seines LrbenS verlor er sein Augenlicht. Lissabon, 17. December. Das „T. B. f. N." mel det: Benta da Silva hat sein Portefeuille als Mi nister der Finanzen und als interimistischer Minister der äußern Angelegenheiten uiedergrlegt. Ersteres über nimmt vorläufig der Handelsmtnister Lopes Calheiros, das andere der Ministerpräsident Marquis Sä. lein dem Sortimentsbuchhandel nicht übergeben wird, um den vollen Betrag dem milden Zwecke zu wahren, so wollen Käufer dasselbe, wie das Vorwort angiebt, unter der Chiffre X — 0 poste restante lieiokvnbocb i. V. von einem Rathsmitgliede oder von der oben ge- ' nannten Verlagsbuchhandlung beziehen. s Periodische Literatur. „Westermann's il- lustrirtc deutsche Monatshefte" bringen in ihrem Dtcembcrhefte wieder eine Fülle interessanten Stoffes. Dir Novellistik ist dieses Mal durch Wilhelm Fischer, bekannt durch seine meist dem holländischen Leben ent nommenen Erzählungen, vertrete». Riegel schildert die altberühmte Stadt „Ravenna", deren bedeutende Bau- denkmale durch fünf vortreffliche Illustrationen vyrge- führt werden. Außer den lescnSwcrthen Artikeln von Höffner, Hankel, Schleiden, Spielberg, theilweisc gleich falls mit Beigabe von Illustrationen, machen wir noch besonders auf einen interessanten literar-historischcn Aufsatz von Düntzer, „Goethc's erste Beziehungen zu Johanna Schopenhauer" nach bisher ungedrnckten Brie fen und Schilderungen der liebenswürdigen Frau, auf merksam, in welchem wir mitten in das Weimarer Le ben zu Anfang dieses Jahrhunderts ringeführt werden. Klaus Groth endlich bespricht die soeben erschienene GesammtauSaabe der Werke seines Landsmanns, des schle-wig-holsteinschen Dichters Theodor Storm. 1° Der Poetenwinkel in der Westminsterabtei hat in einem zum Andenken Chaucer'- errichteten gemal ten GlaSfenster einen neuen Schmuck erhalten. DaS- selbe ist unmittelbar über dem Grabe des Dichter- an gebracht und stellt in seinen beiden Hauptfeldern die Pilger nach Canterbury dar, wir sie von London auS- -tehrn und in Lanterbury eiuireffeu. 144S Statistik und Volkswirt!)schuft. sächs. «rfinL»»gIp,te»ir. Auf ö Jahre «r thejlt: am 3.December dem Herrn G. Adolph Hardt, Ingenieur in Köln, auf eiue Vorrichtung zum Ablasten vou körnigem Haufwerke, anwendbar hauptsächlich der Maschine» und Apparaten de» Aufbereitungswesens; den Herren Edmuud Thode u. Knoop in Dresden, für Herrn P. H. F. de R«. sener in Paris, auf Verbesserungen an Maschinen zum Schran bcnschnriden; am 8. December dem Herrn August Büsche in Schwelm auf eme nach einem neuen System construirte Ftechl- maichine zur Herstellung von ein, zwei-, drei- und mehrflcch tigen Litzen, Kordeln rc. jeglichen Materials. Deutsch-amerikanische Dampfer. Das Postdampsschiff deS norddeutschen Lloyd, „ Deutschland", am w. December von New Kork abgegangen, ist am 20. d. 3 Uhr Nachmittags wohl behalten unwert Cowes eiugetroste». Dasselbe bringt au her der Post 80 Paffagiere uud volle Ladung. — Das Postdamps- fchiss des norddeutschen Lloyd, „Hermann", hat am l9. d. abeimals mit 8ü0 Tonnen Ladung und l<w Paffagieren Lie Reise nach New Kork via Southampton augetreten Rinderpest. Dir „Wiener Ztg." schreibt: Nach deu vom l. bis l7. December d. I. eingclaugtea Bericht«! ist der Stand der Rinderpest in Oesterreich - Ungarn folgender: Jo Gali zien herrscht die Seuche in v Orten deS Jaroslaucr, in 4 Orten deS Kossower, in je 3 Orten des Kannonkaer uud MoS c,Skarr, in jr 2 Ortrn deS Brodqer und Lemberger uud in je einem Orte de« Zloczower und Jaworower Bezirkes. — In drr Bukowina sind die Ortscyafleu Kirlibada d«S Limpo- lunger uud Krasna deS Slorozyoetzer Bezirkes vrrseucht- — Ju NjederVsterreich ist die Rinderpest in Baumgarten, in Laxenburg und in Gablitz ausgedrochen. — Ja Ungarn herrscht die Rinderpest in b Orlen und auf einer Pußla deS Biharer, in 3 Orten uud aus einer Pußta deS Graner, in 3 Ortru de« Pcsther, in je 2 Orten des Neutraer uud Sza- boleser, in je einem Orte deS Temescher, Arader, Komoruer, Marmaroschrr, Honter nnd Barscher uud deS Jazyaier- und KamaaierdiftricteS, endlich in den Städten Pesth, Tcmc- var nnd Großwardeia. — Ja Siebenbürgen werde» S Seuch orle im Köhalvmer Cvmliate, ö im Udvarhelyer Stuhle, 4 i« Naszoder Stuhle, je 3 im Huuyader und Unter-Albenser Co» mitate nnd im Gyergiler Siudi-. je einer >m Kroastädter Be zirke. im Klausenbui ger cionntate und im Braser Stuhl« ge- zählt. Auch i« der Stadt klauseudura sind Falle vo» Rmder- pcu orgelommeu. — Di« übrige» Läuder find frei der Umfange und ist sofort, der Lslegraph und die Land« aendarmerie in Thätigkeit gesetzt, um denselben den Weg zu verlegen. * Aus Part- berichtet der „Moniteur" folgende I seltsame Geschichte: In einer der letzten Nächte ereig nete sich auf dem Place-de-la-Concordr ein rigenthüm- liches Schauspiel. Ein großes blaues Tuch, mit gol denen Papicrsternen besetzt, war auf der Erde »usge- breitet und eine ganze Familie von 7 Mitgliedern gab sich auf demselben beim Scheine vou zwei Kerzen den excentrischstcn Geberden und Mummereien hm, die einen religiösen Charakter vrrriethen. Einer unter ihnen schien der Prophet, Seher,, zu sein, der über den Andern stand und die Religicnsubungen leitete. Allf sein Zeichen knieten sie hin, hoben die Hände gen Himmel und murmelten Gebete und Auscufungen. Der geistige Vorsteher ließ die übrigen ihre Finger in eine Art Senstopf tauche» und besprengte sie unter ver schiedenen Ceremonien mit dem Talge einer Kerze. Die Stadtsergenten forderten die sonderbaren Leute auf, ihnen nach dem Polizeiposten zu folgen. Der Commissar Börilhon verhörte dieselben. Die Familie, aus Preußen stammend, besteht aus dem Vater Niko laus S., 72 Jahr alt, der Mutter Barbara von 66 Jahren, drei Söhnen, Nikolaus von 33 Jahren, Ia kob von 29 Jahren, Peter von 23 Jahren, und zwei Töchtern, Margarethe 26 Jahre und Pauline 22 Jahre alt. Der Sohn Nikolans ist allein der französischen Sprache mächtig. Er bekleidete auch das Amt deS Propheten und hat sich einen merkwürdigen überlegenen Einfluß auf die ganze Familie zu verschaffen gewußt, die sich in drr Ueberzeugung, daß er eine göttliche Mission erfülle, allen seinen Anordnungen bercitwilligst unterwirft. Nikolaus erklärte dem Commissar ferner, daß er und die Seinigrn augenblicklich ohne Unter kommen wären, da ihr Haus, welches sie in Charen- ton bewohnt hätten, durch eine Feuersbrunst zerstört worden sei. Hinsichtlich der religiösen, unter freiem Himmel ausgeüblen Gebräuche behauptete er, daß er dieses auf spccielle Anordnung des Himmels thue, seine Familie dazu anhalte, und daß jene Gebete und Be schwörungen den Zweck hätten, Unglück von Frank reich, womit dasselbe vom Schicksale bedroht würde, abzuwtndcn, welches aber ohne dieselben sicher etntref- fen würde. Alle Mitglieder der Familie gaben durch Zeichen ihre Zustimmung zu den Aussagen des Pro pheten zu erkennen. Hierauf wurde die Familie zu weiterm Verhör auf die Präfectur abgeführt. * In St. Petersburg wurde neuerdings ein Unterschlagungsproceß gegen die hohen Beamten, die wirkl. Staatsräthe Arning und Kabat und Colle- gienrath Jssak vier Tage lang verhandelt. Der wirkl. Staatsrath Arning war angeklagt, während seiner 26jährigen Verwaltung der Fabrik zur Anfertigung chirurgischer Instrumente Fälschungen verübt, falsche Forderungen über Verabfolgung von Staatsgeldern zur Auszahlung des Arbeitslohnes, von denen ein großer Theil mcht auSgezahlt worden war, ausgestellt, falsche Documente über die Verausgabung der Gelder zum Ankauf eines Pferdes und für Holzsägen angefertigt (ein und dasselbe Pserd wurde anfangs wegen Alters schwäche als 17jährig für 28 Rubel verkauft und dann als 8jährig für 400 Rubel wieder angrkauft), den Ar beitern falsche Quittungen über erhaltenen Lohn ab- genommen, die Regeln der Rechnungsführung nicht . beobachtet zu haben u. s. w. Wirkl. SlaatSrath Kabat war angeschuldigt, die ausführlichen Terminrevisionen der Fabrik nicht ausgesührt und doch die Ausführung derselben der Behörde fälschlich gemeldet zu haben. Collegienrath Jssak endlich stand unter der Anklage, mit den genannten Personen zusammen mit der Wahr heit nicht übereinstimmende Acte, Rechnungen, Papiere über angefertigte Instrumente und ausgezahlten Ar beitslohn unterschrieben, die Ausführung der Termin- rcvistoncn fälschlich bestätigt und über die Fälschungen seines Chefs, des Herrn Arning, keine Anzeige gemacht zu haben. Die Summe der unterschlagenen Gelder belief sich nach der Berechnung der Untersuchungscom mission auf 45,000 Rubel. Am 13. December wurde das Urtheil des Gerichts verkündet? Durch dasselbe wurde drr wirkl. staatsrath Arning zum Verlust der Bürgerrechte und zur Verbannung nach Sibirien, der wirkt. Staatsrath Kabat unter Verlust einiger Vor rechte, aber unter Belassung des Ranges, zur Aus schließung aus dem Dienst und Collegienrath Jssak zur Verabschiedung aus dem Dienste verurtheilt. Bet Letzte, m erkannte das Gericht so mildernde Umstände an, daß es beschloß, denselben der Gnade des Kaisers zu empfehlen und um Umwandlung dieser Strafe in einen 2monatlichen Arrest auf der Hauptwache zu bit ten. Die Verluste, welche der Staat erlitten, find von Arning und Kabat rinzutreiben. London, 21. December. (E. C.) Msar. Eyre ist zum Erzbischof i» portiko, und zum päpstlichen Dele gaten für Schottland mit Anweisung seine- Wohnsitzes in Glasgow ernannt worden. Diese Ernennung dürste darauf Hinweisen, daß eine andere Organisation der kirchlichen Verwaltung in Schottland beabsichtigt wird; für jetzt hat aber Schottland noch keine eigentlichen Bischöfe, sondern apostolische Bicarr. Msgr Eyre, ungefähr 50 Jahre alt, ist ein geborner Engländer, der dritte Sohn des Grafen Eyre. — Nach dem neuen „Directory" bat Großbritannien (ohne Irland) jetzt 1690 katholische Priester, 1329 Kirchen und Ka pellen, 67 Münchs- und 232 Frauenklöster; vor 10 Jabren waren die resp. Ziffern 1222 , 926 , 34 und l 10. — Der Richtec O'Hagan ist wirklich zum Lord- kanzler für Irland ernannt worden; er ist seit der Reformation der erste Katholik, der diese- Amt be kleidet, von welchem durch rin erst im vorigen Jahre aufgehobenes Gesetz die Katholiken ausgeschlossen waren. — In Wigan wurden durch eine Explosion meinem Kodlenwerke 7 Menschen getödtet. — In Erzerum soll auf das Leben des englischen Evnsuls Taylor ein Attentat verübt worden sem. Stockholm, 22. December. (Fr. I.) Der Prinz von Wales ist vi» Helsingborg nach Dänemark ab- gereist. — Seit gestern ist Kälte und Schneefall eingrtreten, wodurch die Stockholmer Schifffahrt ge lähmt wird. Warschau, 20. December. Gestern ist ein Theil drr hiesigrn Kaufmannschaft durch rinen, aus St. Pe« terSburg hier angelangtrn Befehl in Aufregung ge bracht worben, der, wie Sachkundige versichern, ge eignet ist, den hiesigen Jmporthandel, namentlich von Rohprodukten, empfindlich zu schädigen. Der Befehl geht nämlich dahin, vom russischen Neujahr an die Abladung und Verladung »on Waaren auf der Zollkammer nicht mrbr durch Vermittelung der Spe diteure und durch gewöhnliche Arbeiter zu gestatten. Diese Geschäfte sind, wie das Finanzministerium mit- theilt, einer St. Petersburger Gesellschaft als aus schließliches Privilegium zuerkannt worden, und ist der selben für die verschiedenen Waaren eine Taxe be stimmt worden. Da nun die Erthcilung des Privile giums, sowie die Festsetzung der Taxe in St. Peters burg vollzogen wurde, ohne vorher ein Gutachten der hiesigen Behörden einzuziehen, so hat man dort Tax- sätze gestellt, die Das, was die entsprechenden Arbeiten hier bis jetzt kosten, zehnfach und noch mehr überstei gen. Die knappen Profit«, mit denen in der jetzigen schweren Zeit die Importeure die Provucte im Einzel- verkaufe hier weggeben, erreichen, wie glaubwürdig versichert wird, nicht die Höhe der zu Gunsten der St. Petersburger Gesellschaft festgesetzten Taren für die bloscn Arbeiten auf der Zollkammer. In der Mit- thcilung des Finanzministcriums heißt es, daß die Ge sellschaft ihre eigenen russischen Arbeiter mitbringt, wodurch die große Zahl der bisherigen polnischen Ar beiter ihr Brod verliert. Die Kaufmannschaft will in St. Petersburg um die Abwendung dieser Neuerung sich bemühen uud darf auf die Unterstützung Sr. Ex- cellcnz des Statthalters rechnen, ohne dessen Betheili gung und Wissen die Sache in St. Petersburg be schlossen wurde. — Den Aerzten ist der Beseht zu gegangen, über die von ihnen behandelten Kranken, deren Krankheiten nnd die Visitenzahl ein Tagebuch »n führen, aus dem sie von Zeit zu Zeit der Behörde Auszüge einzureichen verpflichtet sind. — Um von dem Werthe derjenigen polnischen Staatsgüter, die seit 3 Jahren an Russen verschenkt werden, eine Idee zu bekommen, möge beispielsweise die Waldung angeführt werden, welche dem Obersten Sicmiontkoffski geschenkt wurde. Aus dieser Waldung, deren Werth amtlich auf 48,000 R. angegeben war, ist dieser Tage an einen Holzhändler aus Magdeburg blvses Großholz für 120,000 R. verkauft worden. Oberst Sicmiont koffski, ein Pole von Geburt, ist vor mchrern Jahren zur orthodoxen Kirche übergegaugen, und sein Vater hat als General in der damaligen polnischen Armee, im Jahre 1830, dem Ausstande sich widersetzt. Aus Konstantinopel, 22. December, wird der „K. Ztg." telegraphirt: Die Pforte hat die Regierungen in Bukarest und Belgrad von den Maßregeln, welche sie Griechenland gegenüber getroffen, in Kenntniß gesetzt, anderweitige Eröffnungen ihnen aber nicht gemacht. Lrlirlmnngcn, ^crschllligou rc. uü öffentlichen Dienste. repartnaeut bei Finanzen. Forst Verwaltung. Der zeitherige Nevierförster auf Obersraundorfer Revier im Forstbczirke Grilleu- burg, Bernhard Gustav Weruer, ist zum Oberförster für das Krauzahlcr Revier im Forstbezirke Annaberg ernannt worden. Bei der Verwaltung der indirecteu Abga ben: Karl Heinrich Suppe, zeither zweiter Secretär bei der Zoll- und Steucrrechnungsexpeditivn, als Ren dant bei dem Hauptstcueramte Riesa; Karl Emil Schen kel, zeither Obersteuercontroleur im Hauptamtsbezirke Dresden, als Rendant bei dem Hauptfteueramte Frei berg; August Hcrmauu Robert Schubert, Lieutenant a. D., zeither Obersteuercontroleur in Oschatz, als sol cher in Leipzig; Hans Wolf v. Klüx, zeither Ober- grcnzcontroleur im Hauptamtsbczirke Eibenstock, als Obersteuercontroleur im Hauptamtsbezirke Dresden; Karl Friedrich Posern, zeither Nebcnzollamt-asststent in Großschönau, als Assistent bei dem Hauptzvllamte Zittau; Karl Gottfried Ehregott Seidel, zeither Ein nehmer bei dem Untersteueramte Pegau, al- solcher bei dem mit der Stempelimpostrinnahmc verbundene» Un- tersteucramtc Rochlitz; Emil Julius Pahlisch, zeither Copist und Registrator bei dem Hauptstcueramte Pirna, als Assistent bei dem Hauptzollamte Zittau; Hermann Heinrich Kvnstantln Knorr, zeither Einnehmer bei dem Nebenzoll- und Untcrsteueramte Johanngeorgenstadt, als solcher bei dem mit der Stempelimposteinnahmc verbun denen Untersteueramte Pegau; Christian Fricdrich Hil big, zeither Grenzaufsehcr, alSSteueraufsehcr imHaupt- amtsbezirke Eibenstock; Karl Gottlob Müller, zeither Feldwebel im 3. Infanterieregimente, Friedrich August Mohr, zeither Kammerunteroffizier beim Gardrreiter« regimente, und Fricdrich Wilhelm Meinel, zeither Hautboist beim 6. Infanterieregimente, al- Grenzauf- fther. Dresdner Nachrichten vom 23. December. — Gestern fand im Seminar zuFriedrichstadt« Dresden eine von Lehrern, Schülern und Freunden der Anstatt dm armen Kindern der UebungSschule veran staltete WeihnachtSbeschrerung statt, bei welcher Vr. Wild die Ansprache an die Kinder hielt. — Gestern ward in dem rühmlichst bekanntcn, jetzt unter der Leitung der beiden Fräulein Edltnger stehen den Hebrustrrit'schen Institute nachträglich in Ge genwart deS Herrn SchulmspcctorS, Dtak. vr. Peter zur Erinnerung an daS 25jährige Bestehen der Anstalt rin feierlicher ActuS abgehatten. Fräul. Elise Hebenstreit hatte diese- Institut am 15. October 1843 eröffnet und Ostern 1866 an die jetzigen Vorsteherin nen abgetreten. - j- Die Chinesen, welche kürzlich im Saale de- „Hotrl de Saxe" sich producirten, haben gegenwärtig im Salon Victoria (früher Circus Renz) ein Gast spiel eröffnet, wodurch die in dem genannten Etablisse ment allabendlich gebotene Unterhaltung einen neuen Reiz erhalten hat. Mr. Arr-Hee, da- Hauvt der chinc« fischen Gesellschaft, ist mit seinem Söhnlein Hee-Tseu Originalchinrse, und zwar in deS Wortes verwegenster Bedeutung. Nicht nur die Züge des breiteckigrn Zopf- kopfeS documcntiren Beide als Kinder des goldenen Reiche- drr Mitte, auch ihre nationale Kunst ist echt. Alles, was man über chinesische Gaukler gelesen hat, wird durch Arr-Hee bestätigt, wenn er unter pagoden- hasten Bewegungen, mit maschincnartiger Sicherheit und schwindelerregender Behendigkeit mit seinen Bällen oder Messern spielt; oder wenn er, der Wilhelm Tell Chinas, mittelst kräftiger Messerwürfe die Kopf- oder Handsilhouette seines vor einer Scheibe stehenden Söhn chens an letztere zeichnet. Die überaus geübte Hand, wie zugleich das ebenw sichere Auge machen Arr-Hee zu einem vorzüglichen Jongleur. Nicht ohne Glück eifert ihm sein hoffnungsvoller Sproß Hee-Tseu nach; als chinesischer Engel, am Trapez über den Köpfen der Zuschauer schwebend, trägt er ein Posauncnsolo vor, bas zwar nicht, wie weiland in Jericho, die Mauern des Circus zum Wanken bringt, das Publicum aber doch zu einem rauschenden Applaus hinreißt. Neben den beiden Mon golen finden auch ihre kaukasischen Vettern und Muh men, welche the.ls der Gesellschaft des Mr. Arr-Hee zugehören, theils ständige Künstler des Salons sind, durch ihre gymnastisch-akrobatischen Productionen, wie nicht minder durch ihre Gcsangsvorträge reichen Bei fall. Das reiche, bunte Quodlibet des Dargebotenen verspricht der Schaulust des Publicums für die Weih nachtstage die ausgiebigste Unterhaltung. * Gestern Nachmittag zwischen 4 und 5 Uhr ist eine auf der Hauptstraße haltende, ohne Aufsicht ge lassene Droschke mit Bespannung entwendet worden. Die Droschke ist mit 132 bezeichnet, und soll der Dieb mit dem Fuhrwerk die Königsbrückerstraße passirt sein. * Vorgestern Nachmittag wurde in der Waldung in der Nähe der Hellerberge der Leichnam einer seit ungefähr 10 Tagen vermißten hiesigen Bürgcrsfrau, welche sich erhängt hatte, aufgefunden. In der Beilage unsers heutigen Blattes ist die Liste der am 16., 17. u. 18. December ausge« loosten 4H» Staatsschuldenkassenscheine ent halten. ProvinMnachrichten. i Leipzig, 21. December. In voriger Woche wur den die Prüfungen der k. Prüfungscommission für die Juristen abgchaltcn. Denselben wohnte als Rc- aierungScommissarHr. Generalstaatsanwall vr. Schwarze bei. Es wurden 12 Studenten examinirt, von denen 3 die zwcite,, 3 die dritte und 6 die vierte Censur erhielten. Leipzig, 22. Decembcr. (L. Tgbl.) Bei einem gestern Abend 10 Uhr hier eingrtroffcnen, von Dresden abge- lassenen Gütcrextrazagc hat sich auf der Bahnstrecke zwischen hier und Borsdorf rin höchst beklagenswerthrr Unglücks fall zugetragen. Als der Zug auf er wähnter Strecke an Station Nr. 14 angelangt war, löste sich plötzlich durch Zersprengen einer Kette ein Wagen los und bewirkte dadurch eine so heftige Er schütterung, daß der den Zug begleitende, unmittelbar auf dem Wagen zuvor sitzende Bremser Köhler herab- stürzte und auf das Fahrglcis zu liegen kam. Bevor cr noch irgend etwas zu seiner Rettung zu thun ver» mochte, hatte ihn dcr zwar »om Zuge abgelöste, aber auf der Bahn nachrollcnde Wagen erreicht. Der Un glückliche wurde überfahren und auf der Stelle getödtet, denn die Räder hatten ihm den Kopf zerquetscht. Der Verunglückte, welcher bereits 14 Jahre im Eisenbahn dienste sich befindet und Frau und Kinder hinterläßt, war in Dresden stationirt. Sein Leichnam wurde noch in der Nacht hierhergeschafft, ist aber heute nach Drcs- den zurückgebracht und der trauernden Familie zur Beerdigung überliefert worden. " " Zschopau, 22. December. Gesternfeierie berStadt- rath Hr. Strumpfwaarenfabrikant C. W. Gottschald hier sein 50jähriges Bürgcrjubiläum. In seinem langjährigen öffentlichen Wirten (als Bezirksvorstehcr von 1832 bis Schluß 1835, als Stadtverordneter von 18.W bis Ende 1848, alS Stabtrath seit 1849 bi- jetzt, außerdem als Director des Vorschußvercins, als Vor sitzender des Verwaltungsraths des diesigen Bezirks- armenvereinS nnd früher als Vorsitzender des Gewerbe- Vereins u. s. w.) hat sich derselbe außergewöhnliche Verdienste um hiesige Stadt erworben. In Anerken nung derselben wurde ihm im allerhöchsten Auftrage Sr. Majestät des Königs durch Hcrrn Kammcrherrn AmtShauptmann v. Könneritz das Ehrenkrcuz des Albrechtordcns überreicht. Seiten der Stabt, deren Ehrcubürgerrecht dem Jubilar bereits früher verliehen worden war, empfing derselbe unter Beglückwünschung durch das RathScollegium und eine Deputation der Stadtverordneten eine goldene Taschenuhr. — Am 18. December gerieth in Johnodors bei Zit tau der Knecht des Fuhrmanns Schubert »uS Gröm bach in Böhmen beim Hemmen deS Wagens unter die Räder und wurde überfahren, so daß bald darauf sein Tod erfolgte. Vermischtes. " Aus Stade, vom 21. December, meldet die „Wcs.- Ztg": Gestern Abend verbreitete sich in unsrer Stadt daS beunruhigende Gerücht, daß auf der hiesigen Straf anstalt ein bedenklicher Tumult au-gebrochen und daß e- mebrrrn Sträflingen unter Begünstigung der augen blicklichen Verwirrung gelungen sei, au- der Anstalt zu entweichen. Glücklicherweise stellte sich bald heraus, daß da- geschäftige Gerücht auch hier seine Natur nicht verläuanet uud einmal wieder stark übertrieben habe. Das Entncichk» von Züchtlingen, und zwar von vier sehr schweren Verbrechern, bestätigt sich dagegen in vollem