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Dresdner Journal : 15.12.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-12-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186812155
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18681215
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18681215
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1868
-
Monat
1868-12
- Tag 1868-12-15
-
Monat
1868-12
-
Jahr
1868
- Titel
- Dresdner Journal : 15.12.1868
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W 290. Dienstag den 15. December. 1868. I»nnu«r«tivrrtsr: I» RoräL Mu»ä«: FLKrlio»»: Srklr—»xr ^jLkrliok: l „ IS „ tlooTtltcl»:— tü „ Ki»nuo«ra: 1 „ tritt jlbctt ob v rllr. 8t»i»l>«lU«büdr, »«»«rk»ld a«» Koräck. La«ä«> ko»t »«ä 3t»wp«lLll»ctiI»Uiul»». >»stritr»»rctsr: kLr ä«a N»«m »io«r »,,p»lt«a«i> L«il«: 1 Kgr. V«t«r ,,Lutxe»»oat" äi« 2,U«: S Kgr. Lrschrt»«: V«U«««, »»lt rtm«»kM« ä«r Sono - vaä AolorUtg«, ^vooä» kür »«« soIx«oä«Q 1*»?. DresdnerMmMl. Kerautwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. «»srratraaoatzme auiwSrl«: !-«lx,iA! t » L»L»o»r«rr«>, LowauiiiooRr ä«» Or«säu»r äo«r«»Ii; «i>«oä»,.: H. Lxoi.«», Nvnii, t'o«r; S»Mdur»-««^w»- Vin-L«ix,l,-S»»«l-rr»ottLrt ». ».: « Vo^r.»R, «»rU«. ORorrviscye Uuckb., UnLN»rUU'A Nur«»«, liviioi-rli Lr,m»o: k 8c«l.orr»z Lr«^»»: x,. 8rLi,ox^', Xi>u»nc«udur«»ii, äxx»», Lu» St t'xxcxo; rr»ok5urt ».H : Luelit».; LSt»! ^v. Lioniuii, k»rii: ULr^x, l^irrir,, 8vl.l.ixx L6»., (3, kl»c« ä« I» üour»«); kr»^: i-:««l.ic-»', L«»kv.; Vi»»: Xr.. Oi>rxr.i». Hrrausgtdcr: LLoigt. Hxpoäitioo ä«s vreiäoxr ^oara»t»^ vr«»ä«a, Iä»ri«uitr»»„ tio. 7. Amtlicher Theil. Drelde», 13. December. Seine Hoheit der Prinz Herrmann von Sachsen-Weimar ist heute früh 45 Ubr nach Berlin abgereist. Seine Hoheit der Herzog von Sachsen-Alten burg ist gestern Nachmittag 4 Uhr von Altenburg hier rinaetrosien, im »Hotel Bellevue" abgetreten und heute früh '45 Uhr nach Altenburg zurückgereist. Dresden, 4. December. Seine Königliche Majestät haben den zum Kaiserlich Brasilianischen Generalcon- sul für das Königreich Sachsen ernannten Herrn An tonio Marques Soares in dieser Eigenschaft an zuerkennen geruht. Dresden, 7. December. Seine Majestät der König haben auf Ansuchen allergnädigst zu genehmigen geruht, daß vr. Carl Künzel, Director der Nickel-Fabrik in Val Benoit bei Lüttich, den ihm verliehenen Kaiserlich Russischen Sct. Stanislas-Orden dritter Classe an- nrhme und trage. Dresden, 14. December. Se. Königliche Majestät haben allergnädigst geruht, den PorteprefLhnrich Grafen von Luckner des 1. Ulanen-Regiments Nr. 17 zum Secondelieutenant der Kavallerie zu ernennen und dem Srcondelieutenant Frisch der Reserve, die erbetene Ent lassung aus allerhöchsten Kriegsdiensten zu bewilligen. Bekanntmachung, die Bezahlung der älteren Dividendenscheine von den Albertseisenbahn-Actien der 2. Serie Nr. l —6. Unter Bezugnahme auf Punkt 5 der Bekanntmachung vom 10. d. MtS., die den 14. d. Mts. beginnende Ab stempelung der Albertsbahnactien betr., wird hier mit noch nachträglich zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auch die rückständigen Dividenden scheine von den Albertseisenbahn-Actien der 2. Serie Nr. 1 bis mit 6 innerhalb der nächsten zwei Wochen durch einen Beamten der Finanz-Hauptkasse im Lokale der StaatSschulden- kassc, Landhaus im Parterre, werden tingelöst werden. Dresden, den 12. December 1868. Der Landtagsausschuß zu Verwaltung der Staats schulden. Pfotenhauer. Nichtamtlicher Theil. Ueberstcht rele^aphifch« Rachrichte,. Tagtsgrschichtt. Dresdner Nachrichten. Elugrsandte». v e i 1, , r. Pravinzialnachrichten. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Wien, vta«t»>, 14. Drre»Her, Nachmittag». (Tel. des Dresd. Journ.) Griechenland hat die Eommatian der Psarte beantwortet, die Bande« aufgelöst, de« Offiziere« und Beamten die Dheilnahme am kandio- tische« Aufstande untersagt »nd den Emigranten die Rückkehr nach Landi» gestattet. Die andern Punkte der Sommatia« find in der Antwort de» griechischen Tabinet» übergangen. (Vgl. die „Tage-geschichte" un ter Kopenhagen, St. Petersburg, Konstanti nopel und Athen.) Pari», Montag, 14. Deeemder. (W. T. B.) Der heutige „Moniteur" enthalt ei» Delegram« au» Sav Sebastian, demzufolge die Jnsurarntru in Ladix fich gestern Morgen de« General TabaVera de Roda» auf Gnade und Ungnade ergeben habe». (Vrgl. die »Tagesgeschichte* unter Madrid.) Madrid, Sonntag, 13. December, Marge«». (W. T. B.) Die amtliche „Varela" schreibt: General La- ballero de Roda» rechnet darauf, hrnte in Ladix ein« ziehen z» können. Der General hat der provisorischen Regierung «meldet, daß der Herzog v. Montpenfier ihm seine Dienste habe »nbietrn laffen. Die Regierung hat dieselben abgrlehnt und de« Herzog ersucht, sofort «ach Portugal zurückzukehren. Lauda«, Montag, 14. December. (W. T. B.) Eine Zuschrift de» neue« Premierminister» Gladstone an seine Wähler verspricht ein entschiedene» Vorgehen gegen die irische Kirche. Gegen 34 liberale und 37 konservative Parla« «ealivahlea find Proteste eingrlaufen. Tagesgeschichte. Dre»dri', 14. December. Bei Ihren königlichen Majestäten fand gestern Nachmittag aus Anlaß der Anwesenheit Sr. Excellenz des Bundeskanzlers und k. preußischen Ministerpräsidenten Herrn Grafen v. Bis marck-Schönhausen ein größeres Diner statt, zu wel chem außer dem Herrn Bundeskanzler unter Anderm auch Sc. Exccllenz der königl. preußische Gesandte am hiesigen königlichen Hofe Herr v. Eichmann Excellenz, der k. preußische wirkl. Legationsrath Herr v. Keudell, der Vorsitzende im königl. Gcsammtministcrium Herr Staatsmimstcr vr. Freiherr v. Falkenstein Excellenz, der Minister der auswärtigen Angelegenheiten Herr Staatsministcr Freiherr v. Friesen Excellenz und der Kriegsminister Herr Staatsminister Generatlicutenant v. Fabrice Excellenz geladen waren. — Zu den bereits genannten fürstlichen Personen, welche vorgestern Sr. Majestät ihre Glückwünsche dar- gebracht haben (vgl. vorige Nummer) ist noch Sc. Ho heit der regierende Herzog Ernst von Sachsen-Alten burg zu nennen, Höchstwelcher Nachmittags hier rin- getroffen, Abends 6 Uhr bei Ihren Majestäten erschien und später mit Allerhöchstdrnsclbcn den Thee einnahm. — Bei dem Gal ad in er, welches zu Ehren des Geburtsfestes Sr. Majestät des Königs unter Theil- nahme des Herrn Bundeskanzlers, des diplomatischen Corps, der Herren Staatsminister, mehrer hoben Hof-, Militär- und Civilbramtcn und des Herrn Oberbür germeisters der Residenz vorgestern bei dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten Herrn Staatsminister Freiherrn v. Friesen stattfand, brachte den Toast auf Se. Majestät den König der kaiserlich französische Ge sandte Herr Baron v. Forth-Rouen Excellenz als der Doyen des hiesigen diplomatischen Corps mit folgen den Worten aus: nom äu Corps Diplomatie;»«, eomms son vo^en, je viens IVlessieurs, vous proposer In santö cle I'-Auguste Louverain llont nous cölekrons au- jourck'kui l'anniversaire 6« tu naissanoe. 1« suis keureux et 6er cle pouvoir, eette anne enoore, ex- primer au nom cle mes Konores CoIIexues, <ies voenx qui sont ceux cte nos Couvernements. — ve möme que, sur la terre, il est lles oontrees privilegiees sur lesquelles le äivin Createur semble s'etre plu ä pro- ckiFuer ses splendeurs et ses maznilieences; lies eontrees qui attirent les regarcts, les captivent, en laissant llans les Lmes cle prokoncles et salutaires impressions. 6e möme il est ciss komme« que Die» parait avoir ckoisi pour servir cl'exemple. plus kaut ils sont places, et plus leurs vertus sont öclatantes; nous attirant eepenclant, nous invitant ä leur pra tique, nous renctant meilleurs. le n'ajouterai rien cle plus, !Aessieurs. I^ous nous comprenons, il est un sentiment qui nous est commun, celui 6'une sin- eere venöration pour 8a Uajeste le koi lean. ^u koi, Messieurs, tzue Die» le oonserve a l'amour cle ses peuples, au respeet 6» moncle. Dieser Toast wurde von Sr. Excellenz dem Herrn Staatsminister Frhrn. v. Friesen mit einem Toast auf das Wohl der hohen Souveräne erwidert, deren Re präsentanten an seiner Tafel vereint waren. — Nach diesem Diner besuchte der Herr Bundeskanzler noch die von dem Herrn Staatsminister Generallieutrnant v. Fa brice Excellenz veranstaltete große Soirse, welche auch Ihre königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Frau Kronprinzessin, Se. königl. Hoheit der Prinz Georg, sowie die in voriger Nummer genannten fürstlichen Persönlichkeiten mit ihrer Gegenwart beehrten. Auch das gesammte diplomatische Corps, die Herren Staats- minister, die Generalität rc. waren anwesend. Der Herr Bundeskanzler trug Generalsuniform mit dem Bande des k sächsischen Hausordens der Rautenkrone. (Anmerkung der Redaction. Der obige Toast dcs kaiserlich französischen Gesandten, Herrn Barons v. Forth- Ron en Erc., lautet in Uebersetzung: „Im Namen des diplomatischen Cords, als dessen ältestes Mitglied, bringe ich, meine Herren, d e Gesundheit des erhabe nen Souveräns aus. dessen Gebnrtsfest wir heute feiern. Ich bin glücklich und stolz, auch in diesem Jahre im Namen mei ner geehrten College« Wünsche aussprechen zu können, welche zugleich die unsrer Regierunaen sind. Wie es aus der Erde bevorzugte Gegenden mebt. über welche der göttliche Schöpfer eine Üeberfüllc seines Glanzes und ReichtbumS ausgegossen zu haben scheint. Gegenden, die unsre Blicke segeln und bezaubern, indem sie tiefe und heilsame Eindrücke in unserer Seele zu rücklassen: ebenso giebt es Menschen, die Gott auserwählt zu haben scheint, um als Beispiel zu dienen. Je höher sie gestellt sind, um so weiter leuchte« ihre Tugenden, die un- anzicben, zur Nachahmung ausfordern und uns bessern. Ich füge nichts hinzu, meine Herren. Wir »erstehen uns. Es rst ein gemein ¬ sames Gesühl das uns beseelt, daS der aufrichtigen Verehrung für Se. Majestät den König 'Johann. Aus das Wohl des Königs! Golt erhalte ihn dtr Liebe seines Volkes, der Achtung der Welt".) DrcSdrn, 14. Deccmber. Ihre königlichen Hoheiten der Kronprinz und dcr Prinz Georg haben sich beute nach Berlin bcgcben, um infolge einer Einladung Sr. Majestät des Königs von Preußen morgen an den Hofjagdcn bei Wusterhausen Theil zu nehmen. DieSvrn, 14. December. Se. Excellenz der Bun deskanzler und königlich preußische Ministerpräsident Herr Graf v. Bismarck-Schönhausen ist in Be gleitung deS k. Preuß, wirkl. Lcgativnsraths Herrn v. Keudell gestern Abend 7 Uhr mittelst Ertrazugs von hier nach Berlin zurückgcreist. vcrli«, 12. December. (St.-A.) Se. Majestät der König gedenkt sich, nach den bisher getroffenen Dis positionen, am Dienstag, den 15. d. M., zu den Hof jagden bei Königs-Wusterbausen zu begeben. Die Rück kehr nach Berlin erfolgt Abends. — Die unter den Zollvereins st aaten bestehenden Zoll- und Münz- cartclle, welche für gewisse Ttzaten strafbarer Handlun gen die gegenseitige Pflicht zur Auslieferung dcr Ver brecher begründen, statuiren Ausnahmen von solcher Verpflichtung sür die Fälle, wo der Verfolgte cin Un- tcrthan des um die Auslieferung angegangenen Staa tes ist, oder wo die Gerichte dieses Staates nach dessen Gesetzen zur Aburthcilung der verübten That zustän dig sind. Auch in Preußen gilt der Grundsatz, daß ein Preuße dem Gerichte eines andern norddeutschen Staates nicht ausgelicfert werden dürfe. Da indessen schon seit dem Jahre 1815 zwischen Bremen und dem vormaligen Königreiche Hannover die Uebereinkunft bestanden, daß auch Angehörige des um die Ausliefe rung angegangenen Staates von dieser Maßregel nicht allgemein ausgenommen sein sollen, so haben sich aus dcr Einverleibung des ehemaligen Königreichs Hanno ver in den preußischen Staat dadurch Jnconvenicnzcn ergeben, daß die auf Grund dcr mit dcr vormals han növerschen Regierung bestandenen Compactaten gestell ten Ausltcferungsanträge des Bremischen Senats ab- gclchnt werden mußten. Der Bevollmächtigte für Bre men hat daher bei dem Bundesrathc des Nord deutschen Bundes den Antrag gestellt: Der Bundes- rath wolle baldthunlichst ein Bundesgesetz in Erwägung zichen, welches die wechselseitige Verpflichtung der Bun desstaaten feststcllc und regele, alle Personen, auch ihre eigenen Angehörigen, demjenigen Bundesstaate auf Er fordern behuss Untersuchung und Bestrafung auszulie- fcrn, in welchem sie wegen einer der begangenen, auch nach ihren Heimathsgesetzen als gemeines Verbrechen oder Vergehen strafbaren Handlung verurthcilt sind oder gerichtlich verfolgt werden. — Der Ausschuß des Bundesrathcs für Eisenbahnen, Post und Telegraphen hielt gestern eine Sitzung ab. Die vereinigten Aus schüsse sür Handel und Verkehr, sowie sür Iustizwesen versammelten sich heute zu einer Sitzung. Ebenso tra ten heute die vereinigten Ausschüsse des Bundesrathcs sür das Landheer und die Festungen, sowie für Rech nungswesen zu einer Sitzung zusammen. — In dem Befinden dcs Finanzministcrs, Frhrn. v. d. Heydt, der an einem Fußleiden erkrankt war, ist — nach der „N. A. Z." — eine entschiedene Besserung eingctrctcn, so daß derselbe gestern das Bett wrcdcr hat verlassen kön nen. Allerdings hatte sich zu seinem Fußleiden ein fieberhafter Zustand hinzugescllt, dieser ist jedoch wie der gehoben, und ernste Besorgnisse batte die Er krankung des Ministers überhaupt nicht erregt. * Berlin, 12. December. In der heutigen Sitzung dcs Abgeordnetenhauses zeigte der Präsident an, daß die Abgg. Duncker und vr. Ebcrty folgenden Ge setzentwurf, betreffend die Aushebung der Beschränkungen dcr Preßfreiheit, eingebracht habcn: 8 1. Zum Gewerbebetriebe eines Buch- oder Stcindruckers, Buch oder Kunsthändlers, Antiquars, Leihbibliothekars, In Habers von Lcsecabinelen, Verkäufers von Zeitungen, Flug schriften und Bildern ist eine besondere Genehmigung (Con- cession) nicht mehr erforderlich. — §2. Tie bicherige Verpflich tung. von jeder Zeitung, Zeitschrift und jeder andern Druck schrift unter zwancig Bogen bei oder vor dcr Ausgabe ein Erewplar bei der Ortspolizeibehörde zu hinterlegen, wird aus gehoben. — 8 3. Die bisherige Verpflichtung des Herausgebers einer Zeitung oder Zeitschrift, eine Caution zu bestellen, wird aufgehoben. Zeitungen oder Zeitschriften dürfen jedoch nur unter dem Namen und der Verantwortlichkeit eines bestimmten Redacteurs erscheinen. Verantworiliche Redakteure dürfen nur solche einzelne Personen sein, die dispositionssähig sind, sich im Vollbesitze der bürgerlichen Rechte besinden und im Bereiche der preußischen Gerichtsbarkeit ihren persönlichen Gerichtsstand haben- — 8s. Die bisherige Besugniß der Staatsanwaltschaft und ihrer Organe, Druckschriften sowie die zur Vervielfältigung derselben bestimmten Platten und Formen vorläufig mit Be ¬ schlag zu belegen, wird aufgehoben. — 8 5. Alle den Anord- nungeo dieses Gesetzes zuwiderlaufenden Bestimmungen find ausgehoben. Auf Antrag des Abg. v. Hover deck beschließt das Haus, diesen Antrag einer aus 14 Mitgliedern be stehenden Commission zu überweisen. — Erster Gegen stand der Tagesordnung ist die Schlußberathung über den Antrag dcs Abg. Windthorst (Lüdinghausen) wegen Einstellung des gegen den Abg. Parisius schwebenden Strafverfahrens. (Ter Abg. Parisius ist wegen Preß- vcrgehens zu einer Geldbuße von 10 Thlr. verurtheilt,; er hat dagegen appcllirt und cs steht am 15. d. beim Kammergcrichte Termin an.) Der Referent Abg. Lesse beantragt die Genehmigung dcs Antrages und die An zeige davon an den Justizminister. Stach einer kurzen, aber ziemlich pikanten Debatte, wobei der Abg. Windt horst vom Präsidenten zur Ordnung gerufen wurde, weil er äußerte, die Rechte des Hauses habe durch ihre Haltung gegen seinen Antrag „daS politische Anstands- gesühl verletzt", fand der Antrag dcs Referenten ein stimmig Annahme. — Es wird darauf die Vorberathung des Etats des Kultusministeriums fortgesetzt. Abg. Wantrup: Es ist gestern von der Unruhe im Laude gesprochen. Ja, meine Herren, diese Unruhe ist vorhanden, wenn in der Mitte des gesetzgebenden Körpers der Ausdruck: „Schönster Herr Jesu," der sich an den König der Könige richtet und sich in einem schönen alten Liede befindet, der Miß billigung und dem Gelachter preisgegcben wird. Das ist aller dings ein Zeichen dcr Zeit, eine naive Eschausfirung. (Heiter keit.) Nicht die Katholiken oder die gläubigen Evangelischen sind es, die Unruhe stiften oder unzufrieden sind, sondern eS sind die. welche einen Glauben;schiffbruch gelitten haben, die ihre Blöße mit dem Lappen zu decken suchen, welchen sie dem großen Schleiermacher abaerisjen haben (Gelächter); Männer, die statt deS biblischen Glaubens von dem Ebenbtldc Gottes ihre Abkunft vom Affen ableiten und die sich wie Affen beneh men. (Große Heiterkeit.) Es sind die Männer, welche die Bibel — das Buch der Bücher — sür Ammenmärchen halten. Da giebt es keine Religion, keine Confession, diese Leute suchen thre Erbauung nicht in der Kirche und in der Bibel, sie suchen sie im Kladderadatsch. (SchallcndeS Gelächter.) Welche Wand- jungen Haden wir hier nicht schon erlebt! Wie hoch gingen die Wogen im Jahre welche Brandreden wurden da gehalten! Einige Brandreduer sitzen noch hier im Hause. (Unruhe.) Präsident: Ich rufe den Redner zur Ordnung! Abg. Wantrup (fortfahrend): Also die Zeiten haben sich geändert. Man hat den Grafen Bismarck angegriffen, heute wechselt man Licbesblickc mit ihm. (Heiterkeit.) Nur ein Mann hat starr festgehaltcn mit eiserner Conseoucnz in seiner Ansicht. Ich theilc seine Ansicht nicht; ich Haffe sie sogar, aber ich muß ihn seines Charakters wegen hoch schätzen. Die übrigen Männer sind ganz lenksam und fromm geworden. (Heiterkeit.) Ich er innere den Abg. Richler an das >3. Capitel dcr Offenbarung Johannis, das möge er lesen, wenn er cs schon vergessen haben sollte. Der grobe König Friedrich hat wohl gesagt: An meinem Lande kann Jeder nach seiner Faron selig werden," — er hat aber nicht gesagt: „In mcinem Lande kann Jeder «-in« selig werden." — Der Redner wendet sich darauf zur Wider legung dcr gestrigen Redner, er bespricht den Breslauer Fall und geht dann über auf die Frage von der Selbstverwaltung. Der Minister habe, so lange er im Amte stehe, dadin gestrebt, Vieles aus der Miuisterialinstanz heraus an die Regierungen zu bringen. Ihm (dem Redner) und seinen Collegen läge es an der Büreaukratie in Schulsachen gar nicht; sie würden eS sehr gern sehen, daß Selbstverwaltung in der Gemeinde jlatt- fände. Er bäte Jeden, doch einmal seine eigenen Erfahrungen zu Rathc zu ziehen. Er wünsche von Jedem, daß er auf ein Vierteljahr Schulrath würde. (Heiterkeit.) Er wünschte, er brauchte nicht viel zu schreiben; aber wenn man wüßte, wie viel thörichte Anfragen und Eingaben bei Regierungen eiulie- sen, die viel besser in lo-o abgemacht würden (große andauernde Heiterkeit) - — die Leute wollten einmal mit Gewalt regiert werden, was sollte man denn machen? Solle man Lehrer und Schule vollständig ohne Aufsicht lassen? Auch der „Knabe Veit" sei ans die Scene geführt worden. Er sei von sogenannte« Normalbüchern kein Freund, weil dadurch eine gewisse Ein seitigkeit, cin gewisser Mechanismus bei den Lehrern erzeugt würden; denn manche Lehrer trieben ihr Geschäft ziemlich hand werksmäßig, das könne er aus eigener Erfahrung bestätigen. Bei Einsührung neuer Lesebücher müsse der Minister aber ver fahren nach dem Gutachten der Provinzialschulräthc, er selbst könne nicht jedes einzusührcnde Buch lesen. Als ein Beispiel der Vielregicrcrei habe man auch angeführt, daß die Behörden sich sogar um die Schnurrbärte der Lehrer kümmerten. Man möge sich aber den Prediger, Lehrer oder Schulrath eines TageS mit dem Schnurrbart erscheinend denken; er würde denen n cht schlechter stehen wie Andern, aber es würden entschieden Alle daran Anstoß nehmen. Auf dem Lande ginge das enischieden unter keinen Umständen an. Es komme mehr darauf an, daß die Lehrer Haare aus den Zähnen haben, als aus den Lippen. Viele, die über die Regulative schrien, halten sie gar nicht ge lesen (Sehr richtig), und so lange solche Unwissenheit in den hetreffenden Kreisen Kerrsche, könne „Selbstverwaltung" nicht eiugeführt werden. Ich bitte, genehmigen Sie den Etat, der schon spärlich genug ausgefallen. (Lebhafter Beifall rechts.) Abg. l>r. Wehrenpfennig: Die Auffassung deS Vor redners, dem er auf das von ihm betretene Gebiet nicht folge» wolle, lei ihm ein psychologisches Räthsel. Er kann es sich nur erklären durch die Allsicht dcs Vorredners, daß es nur zwei Arten von Menschen gähe, eine, die säst unbeschränkt an der Auffassung de» tv. Jahrhunderts sesthalte, und eine andere, die dem starrsten Materialismus huldige. Dcr Rcdncr gcht aus die Zustände dcr Provinz Hessen cin. Dort sri «ine neue Schulordnung cingesührt, wo unter 28 Leh stunden 20 dem Religionsunterrichte eingeräumt wären. (Hörtl) Die Bewohner FeuMetsn. s Weih«acht»Mer«1ur au» C. F. Amtlanfl'SVrrlaa- Dcm hexannahenden Weihnacht-feste gegenüber sei m Nachstehendem auf verschiedene Bücher aus Amelang'- Verlag (Fr. Volckmar) in Leipzig hingewiesen, welche durch ihren Inhalt sowohl wie durch ihr glänzende», ebenso geschmackvolles wie opulentes Arußere sich vor zugsweise zu Geschenken für die junge Damenwelt eignen. Zunächst sri ein Buch von Karoline S.J. Milde genannt, da», unter dem Titel: »Der deutschen Jungfrau Wesen und Wirken. Winke für das aeistige und praktische Leben", ohne eine Erziehungs- schrtft im streng pädagogischen Sinne zu sein, doch sehr schätzbare Beitrage zur weiblichen Erziehung und Bil dung bietet. In einer Reihe warm geschriebener Be trachtungen, die thetls dem Schatze eigner Erfahrungen und Lebensbeobachtungrn, theils einer umfassenden Lec- türe entsprangen, lehrt die Verfasserin, auf geistigem und grmüthlichem, praktischem und conventionellem Ge biete, sittlich fest, anmuthtg, gewandt und taktvoll sich zu bewegen. Jungfrauen, welchen der Trieb zur Selbst- vrredlung eigen ist, wird da» Buch al» Führer durch de» Leben» verschlungene Pfade willkommen fein. Sie werden daraus erkennen, welche Richtung ihr Geist und Gemülh nehmen soll und wo idealer Sinn dcm praktische» weichen oder jener diesen überflügeln mag. Auch Elise Polko'S hübsches Buch „Unsre Pil- gerfahrt" erscheint wiederum, und zwar bereits in dritter, von P. Thumann tllustrirter Ausgabe auf dem Weihnachtstische. In anmuthigrm Geplauder schildert die Verfasserin daS Frauenleben, die Pilgerfahrt von der Kinderstube bi- — wieder zur Kinderstube, von dem kleinen Mädchen bis — zu der Mutter. Aller hand Lesefrüchte, daneben Träumereien und Wünsche, wie sie Frauen im Kreise vertrauter Freundinnen wohl laut werden lassen, sind in diese Schilderungen verwebt. Junge Damen pflegen ja selten an einem Spiegel vor- überzustreifen, ohne einen kleinen Blick hineinzuwerfcn, ob Alle- fein in Ordnung, — mögen sie auch einmal ihr geistiges Spiegelbild, wir es ihnen in diesen Blät tern rntgrgentritt, fest ins Auge fasten und prüfen, ob da drinnen auch Alle-, wie es sein muß, und ob er wohl immer Recht hat, jener Dichter, der von ihnen singt: „In ihrer Welt ist keine Fehle, Ist Alic» ruhig, voll »nd weich; Der Blick in eme Franenseele Ist wir ein Blick i»'» Himwelreichl" E Gedankenharm oute au» Goethe und Schil ler. Lebens- und Weishcitssprüche aus deren Werken. Ein Führer durch das Leben und die sittliche Welt. Herausgegcbcn von Rud. Gottschall." Unter diesem Titel liegt ein ebenfalls von P Thumann mit Farben- druckbiidern geschmückter Prachtband vor, welcher, vor wiegend auf die Frauenwelt berechnet, jenen Reichthum allgemein giftiger Wahrheiten, der in den Werken unsrer beiden größten Dichter enthalten ist, in übersichtlicher Zusammenstellung verführt. Die Sinnsprüche sind nach den verschiedenen Kreisen dcr geistigen und sittlichen Welt, des Lebens und Handelns, dcs Wissens und der Kunst geordnet, und ihre Lcctüre, die Bewunderung für unsre großen DichterdioSkuren nährend, wird sich ebenso genußreich als fruchtbringend erweisen. Endlich sri noch auf cin sehr zierliches Büchlein mit dem Titel: „Souvenir. O frage nicht!" auf merksam gemacht. Dasselbe, ein Buch sür junge Her zen, die für einander schlagen, enthält eine Sammlung kleiner sinniger Dichtungen mit hübschen Miniatur holzschnitten nach Zeichnungen von Gcorgy, Thumann und Füllhaas. Widmung und Tendenz des reizenden Cadeaus findct sich in dcm Motto, welche- dem Buche vorgrdruckt ist: „Dir sei die Welt ein ew'ger Morse«, Voll Maie»-laoz «od Duft »nd Licht! So betet, vor der Wclt verborgen, Ei« treues Herz — o frage nicht!" * Au» München wird telegraphirt, daß am 13. ds. Nachmittag- der bekannte Naturforscher Geh. Rath Professor ve. Karl Friedrich Philipp v. Martius (geb. 1794) an einer Lungenentzündung gestorben ist. j- In Leipzig starb in diesen Tagen vr. meck. K. F. Kern, welcher namentlich mit viel Erfolg für Schwach» und Blödstnnigenbildung thätig war. -j- Am 10. December starb in Potsdam der Hof prediger jvr. F. W. Krummacher. Er stand im 72. Jahre. f In den nächsten Tagen kommt in Wien, durch dieKLser'scheKunsthandlung, eine werthvolleGemälde- sammlung zur Versteigerung. Außer Wiener Künst lern, wie Führig, Waldmüller, Marko, und Düsseldorfer wie Achcnbach rc., kommen namentlich auch Franzosen und Belgier vor, welchen man in Deutschland nicht zu oft begegnet, und aroßentheils mit berühmten Stücken, wie Jsabey, Diaz, Madou, Leys, Troyon und Willem». * Zu den zahlreichen Jugcndzritungen wird sich mit Beginn des nächsten Jahres noch eine neue gesellen. Dieselbe betitelt sich „Der Jugendbote", erscheint im Verläse von H. Ehlers zu Neustadt in Holstein und wird von vr. E. Alberti und Lehrer J.F. Dücker redtgtrt.
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