Volltext Seite (XML)
.V 285. Mittwoch, ven 9. December. 1868. ^d»llllr«rM«xrrIsk: la» ««rckS. «»»t«: ^Mlrlicd: Srülr.-Kxr '^Mrlick: 1 ., Id „ dloi>»tliek„ Id „ Li»reIil«Kt»wMt!ril: I ,, I»kr«L»»«» tritt jdkrllel» 2 l'klr. 8teioi>«Ix«bül>r, »u»»«rl>»lb a«» Korüü. Nunöe» ?o»t- »oü 8t«mp«I»u»cdI»xdiil»L. »nser-lenprets»: klir ckeo K»um eioer e«»p»It«nen /cil«: 1 K^r. Dlltvr „Lioxr»»l>ut" <1i« /eile: d li^r. Lrschetne«: Vd^Iieli, mit Lii»o»km, äer 8ooo- vock k>l«rr»E», Xd«»<1» kür äev kolxeoäe» Hx. Dresdner Älmrnal. Vcraniwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. r»stratt««»ahmr »u,wiirl«: I.«lpilU: k^» öiLnoiriirr»», Ounriuiielovllr 3«» vreeüoer 3o«ro»I«; edeoii»«.: H. L»nr e». Kvo«^ KtOr; S»mdar^ «,rU»- V»«»-I-«ip»>x-«»»«> kr»nkevrt ». N Il.i«»>,.r»i» t Vosi.ex, I«rU». t»«uriv»'»rü« Nuckli., liirixere»', lior«»», Kvoui-i-u dl»,,«: Lrsmeo: K. 8e«i.orr«, I«. 8it»ioe^'» x»n»nce»dnr«»u, 3«»»», NiLl, t kr»o>lk^rt » « : 3xrucn'»ek« Uucük. i icbU»; Uv. »»vmiu. k»ri«: IlLV^», I.^i-i-ir«, llvr.i.1»« Kilo., (8, kl»e« <I« I» Lour»«j; kr»^: I-L. Lnuvicu e UucUk.z Vie»: Xi.. Orr«i,i«. qrrausgrber: Lvolql. Lipeäitiov 6«» Oresäner ^oarv»!«, Orvsäso, LI»risoitr»,«v Ko. 7. Amtlicher Theil. Verordnung, die Gewerbesteuer der Fleischer und Bäcker in den großen und mittleren Städten betreffend; vom 3. December 1868. Bei der Berechnung und Feststellung der von den Fleischern und Bäckern in den großen und mittleren Städten des Landes nach 8 8k. des Gewerbe- und Personalsteuer-Ergänzungsgesetzcs vom 10. März 1868 aufzubringendcn Gewerbestruergesammtguanta sind von und mit dem Jahre 1869 an bis auf Weiteres die in dem unter ä. beigefügtcn Verzeichnisse angegebenen Bevölkernngszahlcn dieser Städte, welche bei der Volks- zählnng vom Jahre 1867 sich ergeben haben, zu Grunde zu legen. Hiernach haben sich Alle, die cs angeht, zu achten. Dresden, am 3. December 1868. Finanz-Ministerium. Für den Minister: Frhr. von Weiffrnbach. Goldfriedrich. X. verzeichnist der großen und mittleren Städte im Königreiche Sach sen unter Angabe der Einwohnerzahlen nach der Volkszählung vom 3. December 1867. Große Städte. Dresden 156,024, Leipzig 90,824, Chemnitz 58,573 Einwohner. Mittlere Städte. Annabcrg 11,272, Bautzen 12,591, Crimmitschau 13,670, Döbeln 9666, Eibenstock 6205, Frankenberg 9395, Frei berg 20,566, Glauchau 19,868, Grimma 6476, Gro ßenhain 9949, Hainichen 7713, Hohenstein 5605, Ka menz 5916, Kirchberg 5668, Leisnig 6948, Löbau5721, Lößnitz 5477, Marienberg 5518, Meerane 16,904, Meißen 11,262, Mittweida 9118, Oederan 5997, Ocls- nitz 5728, Oschatz 6160, Penig 5128, Pirna 8410, Plauen 20,508, Reichenbach 11,713, Roßwein 7287, Schneeberg 7899, Stollberg 5788, Waldheim 5936, Werdau 10,326, Wurzen 7252, Zittau 15,628, Zscho pau 7821, Zwickau 24,509 Einwohner. Nichtamtlicher Theil, llebersicht. Telegraphische Nachrichten. La-eSgeschichte. (Dresden. Berlin. Kassel. Bremen. München. Wien. Pesth. Paris. Madrid. Belgrad. New-L)ork.) Er«cunü>gcu, versetzungru re. i« öffrutl. Dienste. Dresdner Nachrichten Pravinzialnachrichten. (Leipzig.) Eiugesandtr«. Beilage. Probinzialnachrichteu. (Nachrichten über die Verhee ¬ rungen des Sturmes vom 7. December.) Statistik und LolkSwirthschast. (Rumänische Eisen- bahnanleihe.) Lotteriegewinnliste vom 7. December. Inserate. Telegraphische Nachrichten Fritzlar (Kurhessen), Montag, 7. Derewber, Mor gen». (W. T. B.) Heute Morgen «ach 7 Uhr ist der südliche Thurm de« hiefigen Dome« während der Messe ringestürzt und hat an mehrereu Stellen do« Dach de» Schiffes durchschlagen. Die dichtgrsüllte Kirche wurde mit Trümmern bedeckt. Sechzehn Personen sind auf der Stelle getödtrt, viele verwundet. Stuttgart, Montag, 7. Deeember, Nachmittag«. (W. T. B.) Die Abgeordnetenkammer wählte heute die drei Kandidaten zum Präsidium des Hause», unter welchen der König die Wahl zu treffen hat. Nach sechs resultatlosen Wahlgängen erhielte« Kanzler v. Ketzler, Becher und Oesterle» die meiste« Stimmen. Die Kammer wird in Beantwortung der Thra»rrde ei«e Adresse an de« König richten. 1 Agra«, Sonntag, 6. Dernnbrr. (Tel. d. Pr.) Der bestehende Militärgrr«zeordon gegen die Türkei wird eingrzogen und die Bewachung vrr Fiaauzbe- hörde überlassen. — Die Festung Zara wurde ausgelassen. Pari«, Montag, 7. December, Abcnd«. (W. T. B.) Wie der „Konstitution«»!" rrsährt, verlangten die vermittelnden Mächte von der Psorte, daß, fall« Griechenland seine Nachgiebigkeit verweigere, energische Maßregeln bi« zum 12. December suSpendirt bleiten. Dcr „Moniteur" sagt in seinem Bülletin: Graf Bismarck soll gegenüber den Botschaftern England», Frankreich» und Rußlands sein Vertrauen auf Aufrecht erhaltung guter Beziehungen unter den Großmächten ausgesprochen habe». Die „Agenee Havas" hält die Nachrichten der „Turquie" für sehr übertriebe«. Florenz, Montag, 7. December, Morgen». (W. T. B.) Der Großherzog und die Großherzogin von Baden sind nach Karlsruhe zurückgerrist. Der baden- schr Minifierrrfident Frhr. v. Schweitzer begleitete die selben ti» zur Kreuze. Madrid, Montag, 7. Dccewber, Morgen». (W. T. B.) Dir Wahlen zu den Korte« sind amtlich auf den 15. Januar festgesetzt. Der Zusammentritt der Corte« erfolgt am 11. Februar. Die freiwillige Bür- grrwehr von Valludolid hat gegen die gewaltsame AaS- riuaadrrsprenuung der monarchistischen Kundgebung in dieser Stadt Protest erhoben. Madrid, Montag, 7. December, Abend». (W.T. B.) Die von der; städtische« Verwaltung beschäftigte« Arbeiter habe« ihre Arbriten wegen einer Herabsetzung de» Lohnes eingestellt. Die Nationalgarde trat In regierungsfreundlichem Sinar aus. Ernstliche Ruhe störungen werden nicht befürchtet. Au» Tarragona (Catalonien) bringt die amt liche „Kaeeta" ei» Telegramm, wonach daselbst eine monarchische Kundgebung durch die Republikaner «e- flört worden ist. Dos Militär schritt eia und stellte die Ruhe wieder her. London, Montag, 7. Decrmbcr, Nachmittag». (W. T. B.) Der Sturm hat zahlreiche Unglücksfälle an der irländischen Küste zur Folge gehabt. Der Dampfer „Hibernian" ist gesunken, 33 Personen sind verun glückt, 92 gerettet. S» gilt nunmehr für sicher, daß Ruffell nicht in da» neue Cabinet eiatretru wird. Konstantinopel, Montag, 7. Drcember, Nach mittag». (W. T. B.) Die „Turquie dementirt die Nachricht, daß die Pforte ihre Entschließungen bezüg lich Griechenland« geändert und rin Ultimatum nach Athen gesandt habe, dessen Beantwortung sie (die Psorte) abwartr« wolle. Dir Psorte, erklärt die „Turquie", sei rntschlosseu, dir Beziehungen mit Grie chenland abzubrechrn u«d alle Transportschiffe mit Truppen nach Kaudia zu vernichten. Gestirn hat unter dem Vorsitze de» Sultan» ein Ministerconscil stattgrfunden, welchem höhere Offiziere beiwohnten. Alle Maßregeln für den Ausbruch de» Krieg» sind getroffen. Hobbart Pascha ist gestern z« dem nach Kandia be stimmten Geschwader abgegangen. Gerüchtweise verlautet, der Sultan werde dem nächst ein Manifest an die türkischen Völker veröffent lichen, betreffend die Motive de« Bruch» mit Grir chrnlaud. Tagesgtschichte. Dresden, 8. December. Infolge des gestrigen Sturmes hat auch hier dcr Telegraphenverkchr vielfache Störungen und zum Theil gänzliche Un terbrechung erlitten. Nach den bis jetzt vorliegenden Nachrichten sind an den verschiedensten Stellen Bäume, Dächer und andere verheerende Objecte auf die Tele graphenleitungen gestürzt worden, so daß Dräthc und Stangen vielfach zertrümmert sind. Obschon dcr Tc- legraphenverkehr schon jetzt nothdürftig wieder her- gestellt ist, so wird es doch jedenfalls noch einige Zeit dauern, bis auch für ihn die Folgen des gestrigen ver heerenden Sturmes beseitigt sein werden. * Berlin, 7. December. Die Telcgraphendirection macht bekannt, daß infolge der durch den Sturm in voriger Nacht verursachten Beschädigungen der west lichen Telegraphenlcitungcn diesseits Hannover und der südwestlichen jenseits Halle die telegraphischeVcr- bin düng mit den Nhcinprovinzen, Westfalen, Süd deutschland, Niederlanden, Belgien und Frankreich bis auf Weiteres gänzlich, mit Großbritannien uud Ir land theilweise unterbrochen ist und daß die Beför derung dcr Depeschen, soweit nöthig, per Post erfolgt. Durch den heftigen Sturm des heutigen Tagcs wird diese Störung im telegraphischen Verkehr voraussicht lich noch umfangreicher geworden sein. (In Herzberg ist während des Sturmes eine Feuersbrunst ausgc- brochcn, welche bei Abgang dieser Nachricht am heuti gen Nachmittage bereits 10 bis 12 Wohnhäuser in Asche gelegt und auch die dortige, mit dem Postamtc combinirte Telegraphenstation bedroht hatte, so daß eine Räumung des Locals für nothwendig befunden wurde.)— Der Bundesrath des Norddeutschen Bundes hielt heute eine Plenarsitzung ab. Graf Bismarck präsidirtc. Eine neu eingebrachte Präsidialvorlage betraf die Consular- convention mit Italien. Ein Antrag Bremens, be treffend die Auslieferung von Verbrechern unter den Nordbundstaatcn wurde gemäß mündlichem Ausschuß berichte durch Annahme erledigt.—Der Ausschuß des Bun- desrathcs fürHandel undVerkehr trat heute zu einer Sitzung zusammen. — Die heutige Plenarsitzung des Hauses der Abgeordneten wurde bald nach 12 Uhr durch den Präsidenten v. Forckcnbcck eröffnet. Am Mini stertische befanden sich der Ministerpräsident Graf Bismarck, der Handelsminister Graf Jtzenplitz, der Minister des Innern Graf zu Eulenburg und mehrere Regierungscommissare. Der vom Abg. Kosch cin- gcbrachte Antrag, betreffend die Abänderung des Ju deneides rc., wurde nach den, Vorschläge des Präsiden ten zur Schlußberathung gestellt und dcr Abg. ve. Gneist zum Referenten bestellt. Die Tagesordnung betraf: Vorberathung des Staatshaushaltsetats für das Jahr 1869, Ministerium des Inner», fortlaufende Ausgaben, Titel 13, 14, 15, Polizciverwaltung, Lo- calbehörden. Bei Tit. 13 Localpolizeibehörden beschwert sich Abg. Berger (Witten) darüber, daß dcr Localpolizei auSderUeber- wachung von bei Eisenbahnbauten beschäftigten Arbeitern Mehr kosten erwachsen. — Abg. Reichensperger erblickt in der Ausdehnung der Staatspolizei auf die Communen, namentlich auf die größern Städte, eine Schmälerung der den letztern zu stehenden Autonomie. Verständigung mit der Staatsregierung thue noth und es wäre gut, die Position an die Budaetcom mission zu verweisen. — Abg. vr. Ellissen wünscht Um wandlung der k. Polizeiverwaltung in Hannover in städtische. — Regierunyscommissar Geh. Rath v. Kehler: Hierzu seien die Verhältnisse der Provinz noch nicht angcthan. — Abg. Dnncker wünscht, daß die Slaatsregierung die Polizei an- weise, bei der polizeilichen Ueberwachung von Versammlungen von den ihr zustehenden Befugnissen milden Gebrauch zu machen, und sich lieber mit dem Sicherheilszustand Berlins mehr zu schaffen zu machen. Schließlich bestreitet er nochmals die Gesetz mäßigkeit der Vorgänge in Essen. — Minister des In nern: Die Gesetzmäßigkeit der Vorgänge in Esten habe er auch nicht behauptet, -sondern aus den ihm zugegangenen Berichten reserirt. Abg. Reichensperger beantragt nun definitiv die Tit. 13, 14 und 15 zur Vorberathung und Berichterstattung an die Budaercommission zu verweisen. Abg. Parisius kommt aus die ungesetzliche Auslösung von Bürgerversammlungen in Duisburg (wegen des Prügelns im Polizeigefängniß) zu sprechen; er bespricht daraus die Ein richtung des „Preßbüreaus" im hiesigen Polizeipräsidium. Nicht einer von diesen fünf „Lectoren" siehe im Etat; er müsse also dort in einem andern Verbältniß aufgeführt werden. Redner verliest die von diesem Preßbürea» bandelnde Stelle im „Polizeilexikon von Dennstedt und v. Wolfsburg". Dieses Institut der Lectoren sei leider auch auf die neuen Provinzen übertragen worden; er bespricht die zeitweise Anstellung des Ur. Zirndörscr als Lector in Frankfurt a. M., auch in Hannover sei, wie aus einer amtlichen Berichtigung hervorgehe, ein „Lec tor" angestellt. Redner verlangt, daß diese „Lectoren" aus den Etat gebracht werden, damit das Hans darüber einen Beschluß fasten könne, und behält sich die Einbringung eines Antrags vor. Abg. vr. Eberth tadelt gleichfalls die Ueberwachung der Presse durch die Polizei und hebt besonders die großen dadurch erwachsenden Kosten hervor. Welch ungeheurer Apparat z. B. sei nothwendig. um die Presse dcr Stadt Berlin zu überwachen. Redner spricht sich ferner für den Antrag des Abg. Reichen sperger aus. Aba. Simon v. Zastrow: Vor dem I. Januar müßte man mct der Berathung des Etats zu Ende sein und deshalb müsse man den Antrag des Abg. Reichensperger ablehnen, ob wohl dieser sonst viel für sich habe. — Abg. Frhr. v. Haver beck rügt die Ausfassung des Vorredners von parlamentarischer Berathung. — Abg. v. Zastrow versucht sich gegen diesen Tadel zn wehren. Abg. Parisius stellt direkt an den Minister die Frage, unter welchem Titel die Herren Lectoren im Etat unlerge bracht seien. , Der Minister des Innern Graf zu Eulenburg: Die Herren Lectoren steckten Seite 76: Diäten für Hilfsarbeiter 17,350 Thlr. (Heiterkeit). Dcr Minister bittet den Abg- Rei chensperger von seinem Anträge zurückzustehen Derselbe habe allenfalls Sinn, wenn die Slaatsregierung ausgesprochen hätte, daß sie die k. Polizeibehörden vermehren wolle. Das sei aber nicht der Fall; im Gcgentheil ziehe die Regierung wo nur immer möglich die Frage in Erwägung, ob nicht eine königl. Behörde aufzuheben und dcr Gemeinde zu übergeben sei. Der beste Bundesgenosse des Abg. Reichensperger in dieser Sache fei übrigens der Finanzminlster. Abg. v. Haverbeck schließt sich im Interesse der Kürze der Berathungen dem Anträge Reichensperger an. — Abg. Scharnweber stimmt dem Minister bei hinsichtlich der Vor fälle in Esten. — Abg. Duncker unterzieht diese Vorfälle noch einmal einer scharfen Kritik und kennzeichnet das Verfahren der betreffenden Poli zeibebörden als ungesetzlich.—Abg. Groschke spricht gegen den Abg. Reichensperger. Abg. Parisius stellt den Antrag: „in der Position >7,350 Thlr. Diätenfonds für Hilssarbei- ler, 3000 Thlr. als ungefähren Satz für 5 Lectoren in Ber lin zu streichen." Der Minister des Innern Gras zu Eulenburg: Die Behörde müßte doch die Möglichkeit haben, Notiz von Dem zu nehmen, was gedruckt wirb. Hierzu sei das Institut der Lectoren nöthig. Der Antrag des Abg. Parisius sei wohl ebenso wenig ernstlich gemeint, wie der erst aus- gesprochene Wunsch, daß die Polizei nicht die Ver sammlungen überwachen möge. (Bravo rechts.) Abg Freiherr v Patow wendet sich gegen den Antrag des Abg. Reichensperger. Ein Antrag aus Schluß der Debatte wird angenommen. Abg. Parisius (persönlich^: ES sei nicht parlamentarisch, daß man ihm vorwerse, er habe seinen Antrag nicht ernstlich ge meint. Der Minister habe nicht das Recht zu solchen In sinuationen. Das Haus kommt zur Abstimmung. Der Antrag des Abg. Reichensperger wird abgelehnt. (Da gegen stimmen fast alle Nationalliberale, ausgenommen Twesten.) Der Antrag des Abg. Parisius wird gleichfalls verworfen. Titel 13 (988,723 Thlr.), Tit. 14 (77,241 Thlr.), Tit. 15 (77,510 Thlr.) wer den sodann genehmigt. Auch Titel 16 wird vom Hause genehmigt und Titel 17 bis zum Etat der Gendarmerie zurückgestellt. Zu Titel 19, geheime Ausgaben im Interesse der Polizei 40,000 Thlr., nimmt Äbg. Rohland das Wort und empfiehlt die Ablehnung desselben in längerer Rede. Abg. Duncker erklärt in Bezug auf die geheimen Fonds, mit seinen politischen Freunden noch auf dem Standpunkte zu stehen, den der letzte Bericht aus der Zeit, wo noch eine Bud getcommission dagewesen, einnahm, daß sie die Bewilligung sol cher Fonds für ein Vertrauensvotum im eminentesten Sinne ansehe«. Sie würden deshalb gegen diese Fonds stimmen. Abg. v. Kardorsf: Die Debatten und Meinungen, welche wir hier seit Jahren in dieser Frage erlebt baden, haben sest- gestellt, daß ohne einen solchen Fond das Ministerium füglich nicht mirthfchaften kann, und ich glaube daher, wir können ihn mit gutem Gewissen bewilligen. Abg. Frhr. v. Hoverbeckc Weun nicht solche Fonds, dann wisse er überhaupt nicht, was ein Vertrauensvotum sei. Er sei priucipiell gegen diese Fonds, weil er nicht wolle, daß die ses Ministerium fortregiere. (Unruhe rechts.) Abg. v. Kardorsf verbleibt dabei, daß die Ablehnung dieses Postens nichts weiter sein würde, als eine tendenziöse Parteimaßnahme. Abg. Laskcr: Diese Gelder würden nicht zu politischen Zwecken oder Preßmaß-egeln, sondern zu criminalrcchtlichen Zwecken benutzt; er wisse daher wirklich nicht, warum diesen Posten ablehncn (Sehr richtig!), da die Eriminalpolizei Gelder zu gewissen Zwecken der Sicherheitspolizei verfügbar haben müsse. Das sei keine politische Frage; selbst nach den corrcc- testen constitutionellen Grundsätzen dürfe man keine Kritik an einen solchen Posten legen. Er glaube wie im vorigen Jahre, auch jetzt für den Posten sprechen zu müssen. Feuilleton. K. Hofthcaler. Montag, den 7. December, wurde Mosenthal's Drama „Die deutschen Komödian ten" gegeben. Der erste Act behauptet sich als eine vorzügliche Arbeit, eine mit drastischem Leben, farben- voll und charakteristisch entwickelte Exposition. Auch der zweite ist noch dramatisch lebendig und geschickt be handelt, wenn auch schon des talentvollen Verfassers Neigung zu übermäßiger Ausbeutung dcs Rührenden sich bemerklich macht. In den andern Acten bereitet fich der theatralische Apparat sehr unmotivirt, ohne Mittelpunkt, ohne organische Gestaltung und ideellen Zusammenhalt der Handlung aus und die literar-histo- rische Tendenz tritt modern und unpassend für Zeit und Menschen hervor. Der Held Ludovici hat statt Naivetät und Wahrheit nur erhitzte krankhafte Phan tasie und überschwängliche Phrase; er flößt uns weder Vertrauen auf sein Thun, noch wirkliche Thrilnahmc für seine Persönlichkeit ein und stirbt für eine Idee, dir ihm selber noch unmöglich war. Sein Reform- plan, „die Comödie aus dem deutschen Volke heraus zu regeneriren", paßt mit Shakespeare als „Erlöser der deutschen Bühne" übel zusammen. Aber die bunte Scrnerie, die Mosenthal zu diesem Drama verwendet hat, bietet trefflich ausgeführte Details, frisch, wenn auch etwas grell gefärbte Genrebilder und für die Schau spieler dankbare, obwohl nicht tiefe Charaktergestaltungen; dazu forcirte GemüthSrührung und Theatereffecte. Die Gesammtdarstellung war eine sehr gelungene, belebt durch warme Sympathie aller Mitwirkenden für den Stoff. Nur einige Partien seien besonders er wähnt. Die anstrengende Rolle des exaltirtrn Schwär mers Ludovici wurde von Herrn Dettmer vorzüglich gegeben. Gegenüber dem Wunsche nach etwas maß- vollerm Farbcnauftrag, der sich nach so viel überschwäng lichen Ausbrüchen heißblütiger Phrasen und irrer Phan tasien natürlich geltend macht, erscheint doch seine Be handlung gerechtfertigt. Denn nur die stete fieberhafte Erregung, begeisterte und theatralisch leidenschaftliche Extaje erklärt genügend die später hervorbrechenden irrsinnigen Momente und scincn Tod. Feurig und degagirt und tabei mit dem Reiz edler und sich wahr haft hingcbendcr poetisch gestimmter Weiblichkeit spielte Fräul. Langcnhaun die Conradine. Mit sehr charakteri stischer Haltung, meisterhaft in einzelnen Zügen, zeich nete Frau Bayer die nüchtern verständige, praktische Karoline Neubcrin, würdig und wahr Herr Porth den Pastor Ludovici, dcr in treuem Glauben ein be schränktes Christcnthnm vertritt. Gcmüthvoll und mit warmem Tonc gab Herr Jauner den HanLWurst Pre hauser; aber gerade diese — dem Michonnet etwas verwandte — Figur mit dem verhaltenen Gefühle für Conradine und d>m bittern Hnmor innnn Wehs läßt noch eine tiefere Auffassung und Gestaltung zu. Herr Max Schulz vom Wallnerthcater in Berlin spielte al- Gast den umschweifcndcn Hühnchen, der mit seinem Kunstcuthusiasmus endlich Tyrannen agirt und Lampen putzt. Er machte sich in einfacher und routinirtcr Be handlung die komische Wirkung, welche in dieser dank baren Rolle liegt, wohl zu eigen, ohne sie indeß mit productiver Durchführung durch individuelle komische Züge zu heben. Außerdem war der Spracht»» viel zu laut genommen. Mit Rückblick auf die srühern Gastleistungen de- Herrn Schulz scheint sein Talent für die niedrige und chargirte Komik in kleinen und episodischen Partien am ausgiebigsten, wenigstens in dieser Thätigkeit bisher am geübtesten zu sein. Von den übrigen mit löblichem Erfolgt Mitwirkenden seien noch die Herren Meister und Gerstorfcr besonders hervorgehoben. C. Banck. -j- Dresden. Auch die am 7. December stattgcfun- dcne Vorlesung Rudolph Genve's, in welcher „Macbeth" zu Gehör gebracht wurde, hatte sich wie derum eines zahlreichen Auditoriums zu erfreuen. Der Vortrag dcr gewaltigen Tragödie war nicht minder fesselnd, als die srühern Vorträge; die Höhepunkte der Rccitation fielen so ziemlich mit denen der Dichtung zusammen. Es sei noch darauf aufmerksam gemacht, daß die nächste und zugleich letzte Vorlesung schon nächsten Donnerstag, den 10. December stattfindet. Ge genstand dieser Vorlesung wird das Shakespeare'sche Luspiel „Was ihr wollt" sein. Herr Genee hat dieses Lustspiel bereits einmal mit großem Erfolge hier vor- getragen und das Publikum darf somit eine genußreiche Unterhaltung erwarten. Dresden. In dcr am 26. November abgehaltenen Hauptversammlung der „Isis" berichtete Referent über ein, gegen einen von Herrn vr. Georg Seidlitz in der „Isis" gehaltenen Vortrag über die Färbung der KukukSeier gerichtetes Schreiben des Herrn Justiz ratHS Windorf in Saalfeld. Dieser bestreitet die Be hauptung des Henn vr. Seydlitz, daß der Kukuk seine Eier willkürlich färben könne, wie etwa ein geschickter Färber einen Stoff nach einem vorgelegten Muster. Der Kukuk lege seine Eier auch in die Nester von Vö geln, welche einfarbige Eier legen, und noch nie habe man einfarbige KukukSeier gefunden. Die Eier paffe also der Kukuk nicht den Eiern der Pflegeältrrn seiner künftigen Jungen an, wie Herr Vr. Seidlitz behauptet habe. Herr Professor vr. Geinitz legt hierauf ein schönes Exemplar eines Schädels von einem Saurier dcs bunten Sandsteins von Bernburg vor. Hr. Berg- geschworner Otto theilt in einem Briefe seine Studien über das Vorkommen des Bernsteins in Schlesien mit, woraus derselbe den Schluß zieht, daß der Bernstein in Schlesien wahrscheinlich aus Wäldern stamme, welche in das Becken der heutigen Ostsee hinzuversetzen seien. Derselbe könne nur durch gewaltige Revolutionen in diese secundäre Lage gebracht sein. Hieran knüpste schließlich Herr v. Normann noch einige Mittheilungcn über das Vorkommen dcs Bernsteins an der samlän- dischen Küste, zeigte schöne Exemplare von geschliffenem, z. B. von sogenanntem kunstfarbencn (dem Weißkraut ähnlich gefärbten) Bernstein vor und besprach die tech nische Bearbeitung desselben. C. B l. * Ler Gothaische genealogische Hofkalender auf das Jahr 1869 (106. Jahrgang) erscheint dies Mal unter einer neuen Redaction, indem der seit März 1860 thätig gewesene Hauptredacteur am 8. Mai 1868 verstorben ist. In dcr Haupteinrichtung des Hofkalenders sind einige Aenderungen vorgenommen. Dahin gehört haupt sächlich die Einführung des Norddeutschen Bundes in die alphabetische Reihenfolge dcr übrigen Staaten, wäh rend sämmtliche zu diesem Bunde gehörigen Staaten innerhalb dieses Artikels in alphabetischer Ordnung aus einander folgen. Ebenso ist unter „diplomatisches CorpS und Consuln" bereits der Bund als Staat auf- grführt, wo er als solcher vertreten ist. Den größern Staaten ist ein verhältnißmäßtg noch größerer Raum eingeräumt als bisher, auch die Möglichkeit einer Ver gleichung unter den Angaben der verschiedenen Staaten angebahnt und darauf Bedacht genommen, durch zweck mäßige Vertheilung dcS Stoffes auf verschiedene Jahr gänge Raum für neue statistische Notizen zu gewinnen. Besondere Sorgfalt ist den Areal- und Bevölkerung--