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Dresdner Journal : 04.12.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-12-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186812049
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18681204
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18681204
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1868
-
Monat
1868-12
- Tag 1868-12-04
-
Monat
1868-12
-
Jahr
1868
- Titel
- Dresdner Journal : 04.12.1868
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M 281 Freitag, den 4. December. 1868. Im «tirltck! «18ir. — kixr I „ 1b „ Slov»ttick:— „ 1b „ Üorelo« Siuauo«-ii: 1 ,, L 1 Ulr. 8t»i»p«Iik«dUor, »u»»erk»Ib a«» Xorä<t. Lull<j«> ?oit »Q<t 8tewp«I»it»e8I»kkio»«. Idmnce»ntt«vretse: tritt MkrUeU Snseratrnpretst: I>lir ä«o 8«nm eiller ^«»p»Itenen 2eil«: 1 K^r. Vvtsr „Ltoxe»»o3t" liie Teil«: L Kxr. Lrschrtu«»: Hssliod, Wit Xuillllkill« cker Soll»- vvä kelert»^«, ^dsoä» kür ä«a kolxelläeo r»x Dres-nerAMmal. Lerantworllichcc Redacteur: I. G Hardnann. rasrratenaimahmt aurwän«: t ». L»^i«o»r»rr«», Loiuioiiilooilr äei Or«»<ill«r ^ourn»!»; «Irenü»«.: H. S:«oi.«», Swur« t'o»r; Remdurx-Lerllll- Vi,ll-I.,ip»ix-r»»»I-krellkkurl » t Vvoi.««, L«rU». lincük., lt«r«N«r««'i ltllrvuii, ltvvvi,rn Sl«»»«; Lremeo: I). 8c»l.orr«, Lri»I««: l, 8rtxoi„', XiinunLenburvLii, ^««««, Nixt L t'ilxvull; kreollkllrt »H.: ^xnurs'sek« Nueiik.; LSI«: ktvüRr«, k»ri,i I,xrrirn, Lvti.ii!« L t!o., (8, Llee« äv I» Uaur,«); kr»x: t«. Lusticll » ÜucUK.; Vi»u: Xv. Orriitl». Hrrausgrbrr: LLoixl. krpoäitioll äs« vreiäner ^onra»!», Oreiilell, bl»rieo«tr»i,»« Ko. 7. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Nach einer durch das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten an das Justizministerium gelangten Anzeige des Königlich Preußischen Consulats zu Jassy haben die Gläubiger von Margulies L Bercowitz, zu deren Vermögen Concurs eröffnet worden ist, ihre Forderungen binnen einer Frist von 120 Tagen bei dem Fürstlich Rumänischen Gericht zn Jassy als Con- cursgericht anzumelden und läuft diese Frist mit dem 7. Februar künftigen Jahres ab. Solches wird im Interesse der hicrländischen Kon- cursgläubiger hierdurch bekannt gemacht. Dresden, am 27. November 1868. Ministerium der Justiz. Dr. Schneider. Rosenberg. Bekanntmachung, die Lehr- und Erziehungs-Anstalt von Klein struppen betreffend, vom 23. November 1868. Das Kriegsministerinm findet sich veranlaßt, in Ansehung der Lehr- und Erziehungs-Anstalt zu Klein struppen und insbesondere wegen der Anmeldung und Aufnahme neuer Zöglinge in dieselbe Folgendes wie derholt zur öffentlichen Kenntniß zn bringen: X. Die höhere Abtheilung (Selecta) betr. l. Die Aufnahme in die höhere Abtheilung (Se lecta) der genannten Anstalt findet jedesmal nach Ostern statt. II. Wer in diese Abtheilung ausgenommen sein will, muß 1) mindestens 14 Jahre alt und confirmirt sein, und darf das 17. Jahr noch nicht überschritten haben, 2) muß eine Körperconstitution haben, die ihn als künftig befähigt zum Eintritte in die Armee er scheinen läßt, 3) muß sich tadellos geführt haben, 4) muß zum mindesten leserlich und richtig schreiben, ohne Anstoß lesen und die 4 Species rechnen können, endlich 5) mit Zustimmung und unter Beitritt seiner Eltern, beziebendlich seines Vormundes und der noch leben den Mutter, sowie des Vormundschaftsgerichts, sich gerichtlich verbindlich machen, in der activen Ar mee sechs Jahre, einschließlich der nach dem Ge setze darin abzuleistenden Dienstzeit, zw dienen. Ul. Die Anmeldungen für die Selecta müssen unter Beifügung ») des Tauf- und Confirmations-Scheines (des letz teren, insoweit die Eonfirmalion zur Zeit der An meldung bereits erfolgt ist, außerdem kann der Schein bis zum Aufnahme-Termine (s. oben unter I.f nachgebracht werden), d) eines obrigkeitlichen Führungs-Zeugnisses, c) eines ärztlichen Zeugnisses über Gesundheit und Körpcrconstitution, ä) eines Schulzeugnisses und e) einer Bescheinigung über die unter 5 gedachte elter liche, beziehendlich vormundschaftliche Zustimmung, spätestens bis zu dem 16. December, welcher dem Ausnahmeterminc vorangeht, bewirkt werden und zwar bei dem Commando der Anstalt, oder, wenn der Betreffende nicht in der Nähe von Struppen wohnt, bei dem betreffenden Landwehr - Bezirks - Com mando. B i denjenigen, welche sich aus der unteren Ab theilung zum Uebertritte in die höhere Abtheilung der Anstalt anmelden, bedarf es der Beibringung der unter a, b, c, 6 bemerkten Zeugnisse nicht. IV. Alle Angcmeldeten werden, je nachdem die An meldung bei dem Anstalts-Commando zu Struppen oder bei dem Landwehr-Bezirks-Commando erfolgt ist, von ersterem oder letzterem sowohl in körperlicher als auch in geistiacr Beziehung, unter Zuziehung eines Arztes, einer Prüfung unterworfen, über deren Erfolg Rapport an das Kriegsministerinm zu erstatten ist, welches hier auf darüber, ob die Aufnahme zu.erfolgen hat, oder nicht, Entschließung faßt. V. Die Selecta hat die Bestimmung, Unteroffiziere für die Armee vorzubilden, und fällt ihr daher neben der Fortbildung in allgemeinen Kenntnissen als beson dere Aufgabe der Unterricht in speciell militärischen Fächern, und zwar sowohl in theoretischer als prac- tischer BezKhung zu. Der Cursus in derselben ist ein dreijähriger. Nach Beendigung des letzteren werden die betreffenden jungen Leute in die Armee vrrtheilt, und zwar als Gemeine; es können aber die Vorzüg lichsten zur Aufmunterung gleich zu Gefreiten und selbst zu Unteroffizieren ernannt werden. Die Wahl eines bestimmten Trnppentheils steht den in die Armee Uebertretenden nicht frei; vielmehr er folgt ihre Vertheilung in die Armee, wenn anch Wünsche der betreffenden Zöglinge hierunter zulässig bleiben, lediglich nach dem vorhandenen Bedürfnisse. Dem Ermessen des Anstalts - Commandanten bleibt es überlassen, einzelne Selectaner, bei früher erlangter Reife, schon nach zweijährigem Eursus zum Eintritte in die Armee vorzuschlagen. Einen Anspruch auf Beförderung zum Unter offizier girbt der Aufenthalt in der Selecta an und für sich nicht, vielmehr hängt diese Beförderung von der Führung, der erlangten Diensikenntniß und dem Eifer jedes Einzelnen ab. VI. Zöglinge, welche nicht die bestimmte Aussicht gewähren, nach dreijährigem Aufenthalte die Qualifi- cation zum Unteroffizier zu erlangen, werden ebenso, wie die aus sonst einem Grunde als unfähig zum Militärdienste sich zeigenden, aus der Anstalt entfernt, mit Vorbehalt ihrer späteren gesetzlichen Militärdienst- Pflicht. k. Die untere Abtheilung betreffend. I. Die Aufnahme neuer Zöglinge in die nute re Abtheilung der Anstalt erfolgt ebenfalls alljährlich zu Ostern. Die betreffenden Gesuche sind während des Monats Januar bei dem Kriegsministerium einznreichen. II . Zur Aufnahme in diese Abtheilung geeignet sind nur solche Knaben, welche 1) das 10. Lebensjahr erfüllt und das 14. noch nicht überschritten haben, körperlich und geistig gesund, geimpft und der evangelisch-lutherischen Konfession zuAethan sind, 2) wahrend der activen Militärdienstzeit des Vaters in rechtmäßiger Ehe gezeugt, oder während dieser Dienstzeit durch nachgefolgte Ehe legitimirt sind — oder aber zwar erst nach beendigter activcr Dienstzeit des Vaters in rechtmäßiger Ehe gezeugt oder durch nachgefolgte Ehe legitimirt, aber ganze oder halbe mittellose Waisen sind. IN. Jedem Aufnahmegesuche ist beizufügen: 1) das Taufzeugniß und der Heimathschcin des auf- zunehmenden Knaben, 2) ein ärztliches Zeugniß über den Gesundheitszu stand des Knaben, 3) ein Impfschein, 4) ein Schulzeugniß, 5) der Militärabschied des Vaters, bei Söhnen ent lassener Soldaten, 6) der Trauschein der Eltern des Knaben, 7) der Todtenschein der Eltern bei Waisen und 8) ein obrigkeitliches Zeugniß über deren Mittellosig keit. iV. Das Lehrziel der unteren Abtheilung ist das einer Elementarschule, und sind die Zöglinge dieser Abtheilung in der Wahl ihres künftigen Berufes nicht gebunden. Diese Bekanntmachung ist nach 8 21 des Gesetzes über die Angelegenheiten der Presse vom 14. März 1851 in sämmtlichen Amtsblättern des Landes aufzu- nehmen. Dresden, am 23. November 1868. Kriegs-Ministerium. v. Fabrice. I», 1 — —- — —— Nichtamtlicher Theil. Uefiersitstl TageSgeschichte. Berlin: Hofnachricht. Rückkehr dcS Grafen Bismarck. Kammerangclcgenbeitcn. Win- terübungen dcS Bcurlaubtcnstandes. Ergebniß der Telegraphcnvcrwaltung. Der rumänische Minister- Wechsel. — Köln: Confiscation und Haussuchung. — Frankfurt a. M.: Broschüre mit Beschlag be legt. — Passau: Strafminderungen. — Darm stadt: Zur Mitzenius'schen Affaire. Kammcrver- handlungcn. — Pesth: Von der Reichsrathsdelc- gation und dem ungarischen Landtage. — Paris: Die rumänische Thronrede. Ans Algerien. — Florenz: Kammeroerhandluugen. Rossini. — Rom: Vermischtes. — Madrid: Ministerielles Circular. Republikanische Candidaten. — Lon don: Ter Kronprinz von Preußen. Disraeli. Resultate der Parlamentswahlcn. — Kopenha gen: Kabel. — Stockholm: Zu den Tumulten. — Beilage. Erneunu.g«», Versetzung«? rr. im öffratl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichtcn. (Leipzig. Freiberg. Oberwie senthal.) Statistik. Feuilleton. Eingrsundtc». Inserate. Telegraphische Nachrichten Berlin, Donnerstag, 3. Drrcmber, Mittags. (W. T. B.) Se. Majestät der König hat den Mini sterpräsidenten Grasen Bismarck heute vormittag zu einer länger» Unterredung empfangen. Tte Commission de» Abgeordnetenhauses für Bor- berathung der Gesetzentwürfe über die Beschlagnahme des Vermögens de« König» Georg und de» ehemaligen Kurfürsten von Hessen hat die amendirtr Regierungs vorlage adgelehnt und beschlossen, die Verfassungs mäßigkeit der königlichen Verordnung betreff» der Be schlagnahme dcS vermögen» de» König« Georg aus Grund des Artikel» 63 der Bersaffung anzuerkennen sowie einen Gsktzcntwurf anzunehmen, welcher die Vermögen-beschlagi-ahme drillen Erwerber r gegenüber durch eine königliche Anordnung, in allen übrigen Fällen durch das Gesetz aushrbt und durch 8 2 die Au»sührung fcstsrtzt. Eine Resolution auf Annulli- rung des Vertrags mit König Georg wurde abgelehnt. Wien, Donnerstag, 3. Deeember. (W. T. B.) Au» Salzburg wird gemeldet, daß die Großherzogin Aliee von Toskana gestern Morgen» von einem Prinzen entbunden worden ist. Der „Neuen freien Presse" zufolge beabsichtige die Crrditanftalt, da» Arlieneapilal statt auf 50, auf 40 Millionen durch LOprocentige Rückzahlungen an die Aktionäre zu reducirrn. Für da» Jahr 1868 solle eine 12prorentige Dividende bezahlt werden. Pesth, Mittwoch, 2. Deeember, Abends. (W.T.B.) Die ReichSrathSdelegation hat da» Budget de« Kriegs- Ministerium» größtentheilv nach den Anträgen VrS BudgetauSschuffe» angenommen. Fürst Czartoryski sprach namens seiner polnischen Landsleute sür die Bewilligung der Regierungsvorlage, indem er die Noth, Wendigkeit der Schlagsertigkeit de» Heere« bei den eu ropäischen Verwickelungen betonte. Die Deputirtentasel hat die Aenderungen de» Wehr- arsctzr» in Ueberrinstimmung mit dem österreichischen ReichSrathe angenommen. Pari«, Donnerstag, 3. Deeember. (W. T. B) Der AppellationSgirichtShos zu Rio« (in der Auvergne) hat da» freisprechende Urtheil de» Tribunal» in Cler mont-Ferrand in Sachen der Subseriptian sür da» Baudiadenkmal »«gestoßen und den „Jnd^pendaa du Centre " unter Annahme mildernder Umstände zu einer Geldstrase von SOO Fre». verurtheilt. Loudon, Donuerktag, 3. Deeember.*) (W.T.B.) Die Abdankung de» Cabiuet» Disraeli ist vollzogt»« Thatsachr. Disraeli hat sich heute nach Windsor zur Königin begeben. Die Prcmierschaft Gladstone's ist unzweifel haft. Der Zusammentritt des neuen Parlaments erfolgt muthmaßlich am 10. d. M., findet aber bws statt behufs der Sprecherwahl und der Vereidigung der Mitglieder. Die Tbronredc wird wahrscheinlich einen rein geschäftlichen Charakter baden. Der eigentliche Beginn der Session steht sür Anfang Februar zu er warten. Der Lord-Schatzkanzler Disraeli hat 'm einem Rundschreiben an seine Parteigenoffen erklärt, die Minorität des Cabinels in dem neuen Parlamente sei zweifellos. Dies erheische den Rücktritt im allgemei nen Landcsinteresse und im Interesse der Partei. Der sofortige Rücktritt sei würdevoll. Er (Disraeli) werde auch als Parlamentsmitglied den entschiedensten Wi derstand leisten gegen Gladstone's Absicht, die irische Staatskirche abzuschaffcn. *) In Berlin ausgcgeben Nachmittags l? Uhr AL Min in Dresden eingetroffen 4 Uhr lv Min Konstantinopel, Mittwoch, 2. December. (Tel. der Dcb.) Der türkische Gesandte in Athen, Pholia- de» Bey, wird vorläufig auf unbestimmte Zeit bcurlaubt und oou einem utluioe« (wohl zu unter ¬ scheiden von Charge ä'alkaireo) vertrrtrn werden. Bukarest, Mittwoch, 2. Decemb«'-, Abends. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Deputirtrnkam- «er entwickelte der neue Ministerpräsident Dimeter Ghika fein Programm. Der Munsttrprosidcnt sagte: Wir wollen die Jahrhunderte alte Verbindung mit der Pforte mit vollster Loyalität aufrecht erhalten und die strengste Neutralität beobachten sowohl bezüglich unsrer allgemeinen Beziehungen zu den Garanticmäch- ten, als auch bezüglich unsrer Beziehungen als gute Nachbarn zu den Grcnzstaaten. Unser Staatsrecht wur zelt in den Verträgen, welche, indem sie uns eine Ncu- tralitätsstcllung zuwicsen, gleichzeitig unsre autonomen Rechte gewährleisten. Tagesgtschichte. * Berliu, 2. December. »ve. Majestät der König ist gestern Abend von Wernigerode, wo er einem Trcib- jagen beigewohnt, hierher zurückgekehrt.— Graf Bis marck, welcher heute Mittag ^1 Uhr von Stettin abreiste, ist mit seiner Familie um A4 Uhr hier ein- getroffen und begab sich sofort in sein Hotel. Auf dem Bahnhofe waren, wie die „N.-Z." meldet, nur einige Mitglieder der Familie des Bundeskanzlers anwesend. — Die „Zeidl. Korrespondenz" schreibt: In parlamentarischen Kreisen nimmt man an, daß die Berathung des Budgets im Abgeordneten haus e mit dem 19. d. M. beendigt sein wird. Nach der Absicht des Präsidiums soll dann, wie wir hören, eine längere Vertagung eintreten, um den Commissio nen zur Berathung der zahlreichen Regierungsvorlagen Zeit zu gewähren. — Zu der Erklärung des Justiz ministers Or. Leonhardt in der gestrigen Sitzung des Abgeordnetenhauses bemerkt die ministerielle „Provin- zial-korrespondcnz" Folgendes: „Je mehr dcr Justiz minister durch seine gesammte bisherige Thätigkcit und durch seine jüngst vorhergegangenen grundsätzlichen Aeußrrungen die volle Zustimmung des Abgeordneten hauses gewonnen zu haben schien, um so lebhafter und peinlicher wird auf allen Seiten dcr Eindruck dieser neuesten Vorgänge empfunden. Es hat sicherlich nicht in der Absicht des Ministers gelegen, einen neuen Zwiespalt mit dem Abgeordnetenhaus«: hervorzurufcn; aber je ernster er cs in jeder Beziehung mit dcr Er füllung seiner Pflicht sür die Aufrechterhaltung des Rechts und einer geordneten Rechtspflege nimmt, desto mehr durfte er sich auch berufen finden, das Abgeord- Feuilleton. K. Hoftheater. Mittwoch, den 2. December, wurde cin Lustspiel in 4 Acten von Adolph Wilbrandt „Die Neuvermählten" zum ersten Male gegeben. Das Cüjct ist auf jene englische Originalität basirt, die wir Starrsinn, launcnhastc Verkehrtheit, unhöfliche Tollheit nennen, und spielt daher im Nordrngland. Des Ba ronets Westcote Sohn William, der sich bisher auf dem europäischen Fcstlande alS None amüsirte, wird durch deu Willen seines Vaters, der nur um diesen Preis seine Schulden bezahlen will, gezwungen, Arabella, die Mündel desselben, zu heirathcn, die ihm widerwärtig ist — aus gepflegtem Vvrurthcil, wie sich bald crgicbt. Auch Arabella stellt sich, als ob sie ihn hasse und nur ein ihrem verstorbenen Vater gegebenes Versprechen erfülle, liebt William aber heimlich. So wird das sich anscheinend hassende Paar vermählt und beginnt in vornehmen Formen ein getrenntes eheliches Leben. Dieser erste Act könnte zum größern Theile auf der Bühne dcr Erzählung anheimfallen, aber cs hat der Verfasser den Vortheil, einige äußere Manieren englischen Lebens vorzusühren und einige Spannung aus den weitern Fortgai.g zu erregen. Die Schwester William'-, Emma, sucht die Neuvermählten in Liebe zu vereinigen und setzt dafür ihre weibliche Jntrigue mit Briefen, unvermuthetem Zusammentreffen in einer Wald hütte und mit Hilfe eincs Maskenball- in Bewegung, wodurch nach einiger Qual des Ehepaares, Mißver ständnissen und schwieriger Verwirrung ihr Ziel end lich erreicht wird. Nicht zur gebildeten Unterhaltung der Zuschauer. Denn ohne Zeichnung und Durchfüh rung von Charakteren, ohne die Handlung aus diesen zu entwickeln, ohne genügende Mvtivirungen mit einer durchaus dilettantischen Behandlung der Technik und mit einem flüssigen, aber gewöhnlichen und in geistiger Ausstattung sehr sparsam bedachten Dialog sinkt diese Arbeit, dies Lustspiel rasch zum traurigen Marionct- tenspicl herab, dos nach einem schlechten Romane ge macht scheint. Die Hauptrcquisiten des Verfassers waren Talentlosigkcit und Mißgeschick sür dramatische Gestal tung, und Wicderbenutzung einiger bereits für das Theater vcrwcrthetcn Sccncn. Das Stück gehört zu denen, die schon beim Lesen keine Täuschung übcr ihre etwaige Lebensfähigkeit auf der Bühne zulassen, und der allgemeinen Annahme nach ist cs nicht rathfam, übcr derartige dramatische Ver suche noch dgs Urtheil des Publicums einzuholcn. Tas wäre auch factisch unmöglich, da wohl nahe an 100 neue Stücke von ähnlichem Gehalt jährlich eingereicht werden. Nur die Rollen der „Neuvermählten" bieten einige Möglichkiit zn wirksamer Tarstellnng. Frl. Ulrich spielte die Arabella mit ihrem Uebcrfluß an unterdrück ten Gefühlen in sehr künstlerischer und charakteristisch gehaltener Ausführung, Herr Dettmer gab ihren Ge mahl liebenswürdig leichtsinnig, gcmüthlich und humo ristisch, ohne dcn Verfasser in Zeichnung des Englän ders zu ergänzen, wozn dieser auch zu wenig Anhalt gegeben hat. Vorher ging neu cinstudirt die ländliche Scene von H. Huth „Das war ich". Sie unterhält in an genehmster Weise durch ihre Natürlichkeit, Lrbenswirk- lichkcit, geschmackvolle und launige Ausführung, zumal bet so gelungener Darstellung, wie ihr zu Theil wurde. Fräulein Berg spielte die alte Nachbarin Marthe mei sterhaft, mit unmittelbarer Wahrheit des Lebens; Frl. Langenhaun bekundete in vorzüglicher und liebens würdiger Darstellung dcr Frau Pächterin die Vielsei tigkeit ihres Talents; Herr Kramer gab den schlauen verliebten Pachter vortrefflich, und nicht minder tru gen Frl. Guinand und Herr Jauner zur Abrun dung dieses heitern Genrebildes bei. Nur könnte ein rascherer Fortgang des Stückes an einigen Stellen ein- treten, und die nothwcndig dreimal wiederkehrcnde Si tuation noch durch feine Verschiedenheiten der Zeich nung ausgestattct werden. C. Banck. Dresden, 3. December. Gestern hatte Herr Hof opernsänger Jos. Schild im Saale des „Hotel de Saxe" ein Concert veranstaltet und zwar zum Besten seiner hartbedrängtcn Landsleute, dcr Wasserbcschädigten in der Schweiz. Den Herrn Concengebcr unterstützten zunächst Herr Conccrtmeistcr I. Lauterbach und die k. Kammervirtuosin Fräulein M. Krebs. Ersterer spielte mit allem Zauber seines schönen Tones und Vortrages „Chaconne" für Violine von I. S. Bach mit hinzn- aesügter Pianofortcbcgleitung von Schumann (?), — Letztere trug mit dcm vollen Glanze ihrer Virtuosität Liszt's Don Juan-Phantasie vor. Herr Schild sang drei Lieder von Hartmann, Lassen und Gounod in vor züglicher Weise; scine entschiedene Begabung als Licdcr- sänger ist oft schon in diesem Blatte anerkannt worden. Den Schluß des Concerts bildete eine höchst inter essante, hier öffentlich noch nicht gehörte Nummer: Spanische- Liederspiel. Ein Cyklus von Gesängen für eine und mehrere Stngstimmen mit Pianofortebcglei- tung von R. Schumann, vorgetragen von den Fräul. Wigand, Martini, Schilling, Herrn Richter und dem Concertgeber. DaS schöne Musikstück, welches, so viel wir brurtheilrn können, in weitern Kreisen seltsamer weise noch wenig bekannt zu sein scheint, entstand in Dresden zu Anfang drs JahrcS 1849. Die Texte sind den von E. Geibel übersetzten Volksliedern und Ro manzen der Spanier entnommen. Ursprünglich enthielt dcr Licdercyklus 12 Nummern; zum Druck (»g. 74) kamen nur 9 Gesäuge und ein Anhang (der Kontcrban- diste). Gestern blieb das letztere Lied, und zwar mit vollem Rechte, weg. „Die Komposition gehört zu den reizvollsten, originellsten und dabei am leichtesten ciu- gänglichen und verständlichen Tongcbildcn, die wir dcm unsterblichen Meister verdanken." Können wir darin auch nicht den hohen Schwung und den einheitlich ge- scstigten bedeutenden Inhalt der frühern Liedercyklen Schumann'- (Ltederkreis, Frauenliebe rc.) erkennen, so müssen wir doch bewundern, wie es dem genialen Tondichter gelungen ist, dcm Liederspiel die ganze schim mernde Farbenpracht des Südens zu verleihen. „Rian kann sich nichts Reizenderes und Anmuthigeres denken, als dieses Spiel um Rosen, Liebe und Liedern." — Der Vortrag dcs Liederspiels kann als eine vorzügliche bezeichnet werden. Da die Vocalisten sämmtltch Schüler des trefflichen Gesangslehrers Herrn Professors Götze in Leipzig sind, welcher die Ausführung leitete, stellte sich dadurch eine Einheit der Auffassung und der tech nischen Ausführung heraus, wie sic schöner kaum ge hört werden kann. Vielleicht wäre in den Enscmble- sätzen eine noch klangvollere Baßstimme, als sie Herr Richter besitzt, wünschenswcrth. Die Pianofortcbcglei- tung zum Liederspiel ward in durchaus angemessener Weise von Fräulein Schilling aus Leipzig gespielt. Noch ist zu bemerken, daß die Damen Wigand und Martini drei reizende Duetten von Rubinstein und Schumann vortrugen. Das Concert, welches geschmack- vvllerweise nicht länger als 1^ Stunde dauerte, war sehr besucht. Der Beifall erwics sich sehr animirt und steigerte sich beim Liederspiel bis zum Dacaporufe von Nr. 5.
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