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V 277. Sonntag u 29. Novkmdri 1868. Adsuarmentsprekse kuoä«» Kost »uä StLMpelruscdlsxbioea Io» Noräck luoä«: Hlbrliob: k?blr.—Kxr ^1»krlick- 1 ,. 15 „ dlovatliob:— „ 15 „ Liurelav Ltuaunera: 1 „ I»rr«o—» tritt jitbrllcb i 1 dir. 8t«n>o«Ig«dübr, »ui»«rd»tb a«» Korää. rnsrrateaprttsr: ritr a«o 8»am -io«r ^«»p»Itea«u r-il«: I Kxr. Vinter „Liu^cosast" äie 2eil«: 3 ki^r. Lrschetnr»: l'Lglied, »>>t Xo,n»km« cker 8oau uoä keiertinss«, ^deoä» Mr äeu MIxeuäeo Dres-nerIoilmal. Verantwottlicher Redacteur: Z. G. Hartmann.' rnkrratenannahme auswärts: Leixrix: t^«. tjuLivsrirriii,, 6omn>i„toi»Tr äeo Dresänor ckouraulHj : II ?'.««, nn. Kto«!» d'our, S»mdar^ L»r11»- Vi«o-I.,ip,i^.8»,x>. xr»o^turt ». N.t llunexeriii« t Voul.»«, Lsrtui. Uuorivü'nob« ttu>:bl> , IterUNiir»»'» tiurr»», Ikuoul.ru Hlussu; Lrvmou: V. 8cul.urr«; Lr«,I»a I, 8rtxunt«', ^nnoneelltmreeu, ck»»lü, ki^l. d ilut «I>; kriuikkurt »n.: ^^kuiiu'sLllr Nilulltl. i Lütu» k»ri,t NtVtns, I.-» » irr, 8tl.^ir» L Vo., (ö, kl»c» ä« I» ltuiirre); du. t)ulll.iuu » Luolkb. z Visu: Xu. Orrruiu. Herausgeber: KLai^I. Lrpsäitioa äe» Oreräasr ckaaruals, Urestteo, dl»rieu»tr»»s» K». 7. Nachbestellungen auf das „Dresdner Journal" für den Monat Atttm- brr werden für Dresden zu dem Preise von 15 Ngr. in der unterzeichneten Expedition angenommen. Inserate aller Art finden im „Dresdner Jour nal" sehr geeignete Verbreitung. Die Insertions - gebühren betragen für die gespaltene Petitzeile l Ngr., unter „Eingesandt" per Zeile 3 Ngr. König!. ErpMio« des Dresdner Journals. (Marienstraße Nr. 7.) Amtlicher Theil. Dresden, 27. November. Sc. Königliche Majestät haben dem ordentlichen Professor der Chemie an der Universität Leipzig l)r. Otto Linns Erdmann den Character eines Geheimen Hofraths in der dritten Classe der Hofrangordnung taxfrei zu verleihen allrr- gnädigst geruht. Bekanntmachunfl, die Verwaltung der Albertsbahn betreffend; vom 28. November 1868. Nachdem die Albcrtöbahn in Gemäsheit des mit der Actiengesellschaft abgeschlossenen Vertrags mit allem Zubehör in das Eigenthum des Königlich-Sächsischen Staatsfiscus überzegangcn ist, hat das Finanz-Mini sterium die Leitung des Betriebs auf derselben und die Erledigung der etwa noch schwebenden Bauangelegrn- hriten derStaatseisenbahn-Dirertion zu Dresden übertragen. Die Albertsbahn wird mit der Tharandt-Freiberger Staatseisenbahn vereinigt, und beide zusammen erhalten bis auf Weiteres die Bezeichnung: Dresden-Freiberger Staatseisenbahn. Von den auf der erworbenen Bahnstrecke befindlichen Stationen wird die zu Dresden eine Dependenz des Eisenbahnamtes in Altstadt-Dresden, die in Potschappel eine Staatseisenbahn-Expcdition und die in Tharandt eine Staatseisenbahn-Verwaltung. Die für die Staatseisenbahnen erlassenen Reglements über Personen-, Gepäck., Guter-, Thier-, Equipagen-Be- sörderung vom 27. December 1859 und I.März 1862, sowie die von der Staatscisenbahn - Direktion allhier für die östlichen Staatseisenbahnen bekannt gemachten besonder» Bestimmungen zum allgemeinen Güterbeför derungs-Reglement vom l. December 1865 kommen sofort in Anwendung, dagegen bleiben die Tarife der Albertsbahn für die Strecke Dresden-Tharandt bis zur Bekanntmachung neuer Tarife, welche von der Staats- eisenbahn-Dircction allhier erfolgen wird, in Kraft. Dresden, den 28. November 1868. Finanz-Ministerium. Freiherr von Friesen. Schreiner. Nichtamtlicher Theil. llebersicht. Telegraphische Nachrichten. TagrSgeschichte. Berlin: Landtagsverhandlungcn. — Altenburg: Beisetzung der Leiche des Herzogs Joseph. — Bremen: Nuswanderungsvorschriften. — München: Rrcrutirung. — Karlsruhe: Mi litärisches. — Wien: Das Gerücht von der Er setzung des Reichskanzlers durch den Grafen An- drassy.—Pesth: DelegationSvcrhdlgen.—Parts: Ta gesbericht.—Florenz: Zur röm.Frage. Vermischtes. — Madrid: Tagesbericht.—London: Kohlenberg Werksunglück. Vermischte-. — St. Petersburg: Zeitungsangelegcnhciten. — Konstantinopel: Norddeutsches Postamt. Dresdner Nachrichten Pradinjialnachrichlkn. (Leipzig.Mcißen.Oberwiesenthal.) Statistik und vollswirthschast. Eingesandt»«. Feuilleton. Inserate. Tageskalender. vörscnuach« richten. Beilage. Plenarversammlung de» k. sächsischen Laudestmrdirinal- eollegium». Feuilleton. Inserate. Telegraphische Nachrichten Wien, Freitag, 27. November, Nachmittag». (C.- Bür.) Da» Hrrrcnhaus begann heute die Brrathung de» Wthrgesrtzes. In der Generaldebatte sprachen Hauslab, der das Gesetz als Conscquenz der Gleichheit Aller begrüßte, Wicken bürg, der die äußere Lage als sehr gefahr drohend schilderte, Arndts und Schmerling. Letz terer trat entschieden für das Gesetz ein, betonte aber die großen Opfer, die dem Volke auferlegt werdeu. Das Haus votire die Heeresstärkc nur zur Verthci- diguug und erkläre, wir wollen den Frieden, keinen Eroberungskrieg. (Beifall.) In der Spccialdebatte wurde das Gesetz unverändert bis § 42 angenommen. Wien, Sonnabend, 28. November, Mittag». (W. T. B.) Ta» Herrenhaus hat in seiner heutigen Sitzung definitiv fast einstimmig das Wehrgesrtz angenommen. Bukarest, Freitag, 27. November, Abends. (W. T. B.) Die Kammersession wurde heute durch drn Für sten Karl eröffnet. Derselbe sagte in der Thronrede: Die innern Zustände des Landes und die Bezie hungen zum Auslande seien vortrefflich, die Finanzen blühend und die Zeiten der Anleihen vorüber. Die Verkehrsmittel des Landes hätten sich seit Jahresfrist mehr gesteigert, als in den letzten 30 Jahren. Die Regierung habe stets der durch die Pariser Verträge der Landeslage aufcrlegten Pflicht strengster Neutra lität entsprochen. Die Conventionen mit Oesterreich und Rußland seien die Resultate der guten Beziehungen zum Auslande. Wegen der Aufhebung der Consular- gerichtsbarkeit seien Unterhandlungen mit Rußland in der Schwebt. Der Fürst hofft, daß die andern Mächte durch ein gleiches Verfahren gleiches Wohlwollen für Rumänien bekunden werden, und ermahnt schließlich in der Thronrede zur Eintracht und zum Aufgcben der Parteizwistigkeitcn. Tagesgeschichte. * Berlin, 27. November. Im Abgeordneten hause stand heute als erster Bcrathungsgegenstand auf der Tagesordnung der mündliche Bericht der Commis sion für die Geschäftsordnung überein Schreiben der Ab geordneten für den ersten und zweiten schleswig - hol- stcinschen Wahlbezirk, Kryger und Ahlemann, worin sie die Stellung bezeichnen, welche sie auf Grund des ihnen übertragenen Mandals dem Abgeordnetenhause gegen über cinnehmen. Der Berichterstatter Abg. v. Putt- kamer begründete den Antrag der Commission: „Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen: l) die Ab geordneten Kryger und Ahlemann zur bedingungslosen Ablei stuna des vorschriftsmäßigen Eides aus die Verfassung durch das Präsidium vor die Schranken des Hauses laden zu lassen; 2s im Falle ihres nicht entschuldigten Ausbleibens oder der Verweigerung der unbedingten Eidesleistung die Abgeordneten Kryger und Ahlemann nicht für legitimirt >zu erachten, einen Sitz im Hause der Abgeordnete», einzunekmeu, und demgemäß die königliche Staatsregiernna anszufordern, eme Neuwahl ,m ersten und zweiten schleswig yolsteinschen Wahlbezirk zu veran lassen " Der Abg. v. Mallinckrodt stellt den Antrag, den 2. Abschnitt des Commissionsantrags wie folgt zu fassen: „dieselben im Falle ihres nicht entschuldigten Ausbleibens oder der Verweigerung der unbedingten Eidcsle»stung, so lange sie dabei beharren, nicht für befugt zu erachten, einen Sitz im Hause der Abgeordneten einzunchmen." Der Mallinckrodt'sche Antrag wird zahlreich unter stützt und es entspiunt sich nun eine ziemlich lebhafte Debatte. Zunächst begründet der Abg. Mallinckrodt seinen Antrag. Ein den Eid auf die Verfassung verweigerndes Mitglied könne gegenüber Art. l08 der Bersassung seinen Sitz im Hause nicht einnehmen; das Haus sei aber nicht unbedingt besagt, darum das Mandat für erloschen zu erklären, zumal Lie Wühler durch die Wiederwahl der genannten beiden Abgeordneten die Hal tung derselben gebilligt hätten. Bei Neuwahlen werde immer wieder die dänische Majorität der beiden Wahlbezirke dieselben Abgeordneten wiederwühlen und dein Hause werde immer von Neuem Ar». 5 des Prager Friedens ins Gedächlniß gerufen werden; außerdem werde der eine Wahlbezirk immer von Neuem m die Aufregung eines nationalen Wahlkampfes versetzt wer den. Redner erinnert an die Nichtzulassung des Barons Roth schild zuin englischen Unterhause. so lauge ein Jude den Eid der Treue nicht leisten konnte; eine Mandatserlöschuug sei nicht ausgesprochen worden. Abg.Heise befürwortetvomRechtsstandpunkte ausdic durch aus correcten Antrüge der Commission; politische Gesichtspunkte könnten in einer solchen Rechtsfrage nicht maßgebend sein. Abg. Kryger (Haderslebcn) verliest eine längere Erklürung; der Kernpunkt derselben ist, daß die Eidessrage keine Person lichc Gewisscusfragc der gewühlten beiden Abgeordneten, son dern eine nationale, eine völkerrechtliche Frage sei. Abg. v. Denzin beantragt die nochmalige Verlesung deS Schreibens; dasselbe sei, weil halb deutsch, halb dünisch von ihm und seinen Freunden nicht verstanden worden. — Prä sident: Hier ist kein Wort dänisch gesprochen worden. - Abg. v. Denzin: Es klang uns hier aber so. — Präsident: Sie verzichten wohl auf Ihren Antrag? — Abg. v. Denzin: Wenn der Herr Präsident es wünscht, ja! (Heiterkeit.) Ahg. Dr. Kosch bestreitet dem Hause die Besugniß, einem giltig gewählten Mitglicde das von ihm einmal erworbene hei lige Recht zu entziehen. Er könne Art. >"8 nicht im Sinne deS Abg. Heise interprctiren ; für das Haus könne nur Art.'8 maßgebend sein; die Legitimation sei nicht bedingt durch die Eidesleistung, sondern gehe vielmehr derselben voraus; darum sei der zweite Antrag der Commission incorrcct. Redner empfiehlt, den genannten Abgeordneten blos das Recht auf Sitz und Stimme im Hause zu entziehen; der Zweck des Mallinckrodt'schen An trags hätte sich auch durch eine TyeUung des Commissionsan trags erreichen lassen; da er aber einmal gestellt sei, werde er für denselben stimmen. Abg. Vr. Ellissen: Nicht juristische, sondern politische Gründe Hütten in dieser Sache den Ausschlag zu geben. Es bandle sich nicht um die Eidesleistung der Abgg. K'yger und Ahlemann, sondern darum, Dünen ihrer Vertretung im Hause zu berauben. Nur durch versöhnendes Entgegenkommen könne inan dieselben vielleicht zu Deutschen machen. Abg. Petersen (Flensburg) bleibt wegen seiner leisen Stimme vollkommen unverständlich; er besürwortet die An nahme der Commissionsanträge, wie das Bureau des HauseS mittheilt, und schließt unter dem Bravo der ihn dicht umnchcn- den Abgeordneten. Abg. I>r. Libelt erklärt, daß er und seine Freunde (die polnischen Mitglieder) diesmal nicht für die Anträge der Com mission, sondern für den Mallinckrodt'schen Antrag stimmen würden. Auch die polnischen Landestkeile seien entgegen den Verträgen und ihren nationalen Wünschen in den Norddeut schen Bund ausgenommen worden; die Polen wären also ge wiß die Letzten, welche gegen die nationalen Ansprüche der Dänen in Nordschleswig auftreten würden; sie könnten diesel ben nur billigen und bedauerten die NichtauSsührung des Art. 5 des Prager Friedens. Die Einverleibung Nordschleswigs in den preußischen Staat habe keine legale, sondern nur eine sac- tische Bedeutung. Durch die inzwischen erfolgte Wiederwahl der beiden schleswigschen Abgeordneten habe sich die Sachlage gegen die vorige Session geändert; eS empfehle sich nicht, zu abermaligen Neuwahlen Anlaß zu geben, bis durch die im Art. 5 des Prager Friedens vorgesehene allgemeine Abstimmung entschieden sei, welche Districte NordschlcswigS an Dänemark znrückzusallen hätten. Die Verfassung schreibe übrigens keinem Abgeordneten vor, seinen Sitz im Hause einzunehinen, darum fei das Amendement Mallinckrodt das correcteste und er und seine Freunde würden dafür stimmen. Avg. Wagener (Franzburg): Die Frage sei keine politische, fondcrn eine innere staatsrechtliche Frage; die Bewohner Nord- fchleswiqs seien zur Zeit preußische Unterthanen und nur als solche hätten sie wühlen können; nur als solche hätten die Abgg. Kryger und Ahlemann gewählt werden können; sie Hütten sich also dem Art. >08 der Bersassung zu unterwerfen. Außer dem cvncurrire Art. 82: „Jeder Abgeordnete ist Vertreter des Feuilleton. f Kunfimythologie. „Die Götter und Heroen Griechenlands. Eine Vorschule der Kunstmytho logie. Von Otto Seemann, Oberlehrer am Gym nasium zu Essen. Mit 153 Holschnittcn. Leipzig. E. A. Seemann 1869." Die Typen oder Darstellungs- Weisen der griechischen Götter und Heroen erhielten ihre bleibende Ausbildung durch die Kunst der Blüthe- zeit des Griechcnthums. Der geeignetste und be quemste Weg für Gymnasien, ihre Schüler in die Kunst des Altcrthums einzuführen, ist auf dem der Mytho logie. Obgleich die antiken Kunstwerke neben den Schriftwerken die wichtigsten Quellen für die Mytho logie sind, so finden doch die monumentalen Quellen in den zahlreichen, zum Schulgcbrauch bestimmten und sonst auch ost ganz guten mythologischen Handbüchern eine sehr spärliche, ja meist ganz ungenügende Berück sichtigung. Ein populär - wtsscnschastlichcs Werk mit ausgesprochener kunstmythologischer Tendenz existirt un- sers Wissens überhaupt noch nicht, ein Mangel, der um so fühlbarer ist, als die größern wissenschaftlichen Werke von Millin, Hirt, O. Müller u.s.w. schwer zugäng lich sind und sich überhaupt aus mehr als einem Grunde dem obengenannten Gebrauche entziehen. Dazu kommt, daß an den wenigsten Orten sich Sammlungen von Originalwerken der griechischen und römischen Plastik oder doch wenigstens guter Abgüsse befinden. Und so verlassen jährlich Hunderte von jungen Leuten unsre Höhen, Schulen, ohne eine nur leidlich genügende An schauung davon gewonnen zu haben, wir die Gotthei ten, deren Namen sie fast täglich in ihren Classikern zu Gesicht bekamen, von den Alten plastisch dargestcllt wurden. Alle Beachtung verdient daher eine unter dem Titel „Die Gotter und Heroen Griechen lands" erschienene Arbeit von O. Seemann, welche sich die Aufgabe gestellt hat, die Schüler der obcrn Klassen höherer BildungSanstaltcn in die Vorhallen der Kunstmythologie einzuführen Der Verfasser, ein prak tischer Schulmann, ist mit den Resultaten der wissen schaftlichen Mythologie vertraut und wohloricntirt auf dem Gebiete der alten Kunst; er bringt somit die Haupt- requtsiten zur Lösung seiner Aufgabe mit. Er be leuchtet in seinem Bucke zunächst die kosmogonischcn und theogonischen Sagen und schildert dann die Göt ter des Olympos, des Meeres, der Erde und Unter welt, woran sich die Erzählung der Herocnsage schließt. Den letzten Abschnitt bildet eine übersichtliche Darstel lung aller auf die griechische Gottesverehrung Bezug habenden Einrichtungen und Gebräuche. Klar und an schaulich nach den besten Quellen werden namentlich die Formen des Tempclbaucs erörtert. Bei Bespreckung dks korinthischen Stils finden wir bereits die erst kürz lich publicirte mnstcrgiltigc Restauration des Lysikra- tesdenkmals von Hausen verwerthet. Wie durchgehends die neuesten, wichtigsten Forschungen beachtet sind, so ist auch die Darstcllungsweise lebendig, geschmackvoll und wohl geeignet, den Sinn für das Schöne zu wecken und zu beleben. Was die dem Texte beigcgcbcncn zahl reichen Abbildungen betrifft, so sind dieselben meist vor züglich ausgcführt; sie verleihen dem Buche einen be- sondcrn künstlerischen Werth. Und somit wird das Buch nicht nur der reifern Gymnasialjugend als weiteres Fördcrungsmittel für das Verständniß des Alterthums willkommen sein, auch Jüngern der Kunst und dem grö ßern gebildeten Publicum wird eS sich nützlich erweisen. ä Poetische Literatur. „Madeira. Episches Ge dicht in vier Gesängen von Pauline Schanz. Leipzig, Verlag von Heinrich Matthes. 1868." Soviel uns be kannt, hat die Verfasserin ihre lyrischen Gedichte noch nicht gesammelt; wer aber die hier und da in Zeit schriften mitgetheilten Proben gelesen, wird die Ueber- zeugung gewonnen haben, daß Pauline Schanz unter den Dichterinnen der Gegenwart mit in erster Reihe zu nncnen ist. Ihr lyrifchcn Productioncu- bekunden Tiefe des Gemüths nnd Reiz des Ursprünglichen, und die künstlerische Ausprägung der Eindrücke und Ge fühle weist auf ein geklärtes Talent hin, das überhaupt von dem süßlichen Wesen herkömmlicher Frauenlyrik, dem ewigen Thränenloben und Stern- und Blumen schmachten, sich fern hält. Das vorliegende kleine Epos, welches in dem wohlgcfügtcn Strophenbau und in der musikalischen Behandlung der Sprache lebhaft an „Die bezauberte Rose" von Ernst Schulze erinnert, läßt eben falls die obenerwähnten Vorzüge erkennen und zeigt zugleich, daß die Dichterin eine productive Phantasie besitzt, da es hier galt, die einfache historische Fabel poetisch zu vertiefen und weiter zu spinnen. Das Epos behandelt die Sage, nach welcher die Insel Madeira (ungefähr in der Mitte des 14. Jahrhunderts) zuerst von einem ans England entflohenen Liebespaare ent deckt und bewohnt worden sei. Anna d'Arfet war die Tochter eines reichen, hochgestellten Mannes, der von den, durch die Kriege Wilhelm des Eroberers in Eng land eingewanderten Normannen abstammte; ihr Gelieb ter, Robert Markham, rin unbemittelter Ritter, Schlacht genösse des schwarzen Prinzen, wird bei seiner Wer bung um Anna von dem Vater abgcwiesin, da dieser seine Tochter schon einem Waffenfreunde, Lord Berkley, einem alten grausamen und blutgierigen Krieger, vcr- prochcn hat. »Da sich Anna weigert, dem ihr bestimm en Freier ihre Hand zu reichen, so läßt sie dieser cnt- ühren mit geheimer Einwilligung ihres Vaters, um ich auf seinem in Wales gelegenen Schlosse mit ihr rauen zu lassen. Durch einen treuen Diener, der vor mals in Lord Berkley's Sold gestanden, gelingt es Robert Markham, Anna's Geliebten, sie zu entführen und mit ihr, nachdem er sich heim ich mit ihr hat trauen lassen, auf einem spanischen Sch sfe zn entfliehen. Bei einem Seesturm scheitert das Schiff, die spanische Mann ganzen Volkes." Daraus erwachse Lem preußischen Volke und seinen Vertretern das Rech», die Eidesleistung der beiden Abgeordneten zu verlangen. Abg. Gras Schwerin: Er werde für den Mallinckrodt' schen Antrag stimmen. Die Conseqnenz deS vorjährigen Be schlusses sei nicht maßgebend; der Fall sei heute ein wesentlich anderer als im vorigen Jahre. Er wolle das Recht des Hau ses, die Mandate für erloschen zu erklären, mcht m Rede ziehen; eine Pflicht dazu bestehe nicht; eS sei daher eine wesentlich politische Erwägung, ob daS HauS von seinem Recht Gebrauch machen wolle oder nicht. Dagegen dabe das HauS die Pflicht, die genannten Abgeordneten von Sitz und Stimme auszuschließen, so lange sie die Eidesleistung verweigerten. „Wenn sie sich besser besinnen und den Eid leisten, find sie uns angenehme Abgeordnete »Heiterkeit), wenn nicht, so mögen sie in Ewigkeit Abgeordnete in lurrtihns intiäolimu bleiben. DaS Haus ist dann aber gegen die Wiederkehr so »« angenehmer Debatten w e der heutigen geschützt." Bei der Abstimmung wurde der Mallinckrodt'sche Antrag vom Haufe angenommen, der Cominissions- antrag abgclchnt. Da der Antrag v. Mallinckrodt noch nicht gedruckt vorgelegen hat, wird über denselben und den Commissionsantrag in der nächsten Sitzung noch einmal abgestimmt werden. — Es folgte hierauf der mündliche Bericht der Geschäftsordnungscommijsion über das Schreiben des Abg. Grafen Westarp bezüg lich seiner Versetzung als Landdrostcivcrwalter in Han nover und die Frage, ob dadurch das Mandat dessel ben erledigt ist. Der Referent, Abg. v. Puttkamer, empfiehlt, das Mandat als fortbestehend anzucrkennen, da Graf Westarp weder Gehalts- noch Rangerhöhung durch seine Versetzung nach Hannover erhalten. Die ser Antrag fand Annahme. Dritter Gegenstand der Tagesordnung war die Fortsetzung der Vorberathung des Etats, zunächst des Etats der Gestütsver waltung. Zu demselben werden zwei Anträge der Abgg. Or. Lutteroth und Janssen angenommen und der Etat der Gcstütsverwaltung ohne Debatte genehmigt. Hierauf begann die Generaldiscussion über den Etat der Justizverwaltung. Die Generaldebatte hierüber wurde durch den Regierungscommissar geh. Justizrath 0». Falk eingelcitet und heute beendigt. Der Hauptredner in derselben ist der Abg. Hänel, wel cher namentlich das Auftreten der Staatsanwaltschaf ten in der Elbherzogthümern tadelte, wogegen der Justizministcr Protest cinlegtc. 6 Altenburg. 27. November. Die feierliche Bei setzung der Leiche Sr. Hoheit des Herzogs Joseph in der von ihm selbst in der Mitte des hiesigen Fried hofes erbauten Fainilicngruft wird kmfftigen Dienstag, den 1. December, Morgens 9 Uhr mit militärischen Ehren, jedoch, dem ausgesprochenen Willen des Ver blichenen gemäß, unter Vermeidung alles Prnnkhaften stattfinden. Die Landestrauer ist vorläufig auf rjn Vierteljahr angcordnct. Die Offiziere der hiesigen Garnison haben von Sr. Maj. dein Könige von Preußen den Befehl erhalten, an der Ldndestraucr ganz in der selben Weise Theil zu nehmen, wie bisher in gleichen Fällen von dem Offiziercorps des vormaligen alten- burgschcn Füfilierregimcnts geschehen ist. Die vier Töchter Sr. Hoh. des Herzogs Joseph befinden sich fortdauernd hier und dürsten jedenfalls auch noch bis nach dem Begräbnisse hier bleiben. Bremen. 27. Nov. (Wes.-Z.) Heute ist infolge einer Aufforderung des Bundcsrathes eine obrigkeitliche Ver ordnung zur Ergänzungder bisherigen Vorschriften über die Beförderung von Auswanderern er schienen. Das Wesentliche derselben besteht darin, daß von dem Verbote der Benutzung des Orlogdeckes zum Transport von Auswanderer» keine Dispensation ertheilt werden soll, daß übelriechende und der Gesundheit nach- theiligc oder gefährliche Ladungen auf Auswandercr- schiffcn verboten sind, daß der Inhalt der Medicinkisten regulirt wird und endlich, daß zur Verhütung der Mitnahme von Passagieren, die mit ansteckenden Krank heiten behaftet sind, eine ärztliche Untersuchung der Auswanderer stattzufinden hat. München, 26. November. (A. Z.) Von den 15,360 aus der Altersklasse 1847 einzuberufendcn Wehrpflich tigen ist die dienstbare Jnfantcriemannschaft auf den schäft ertrinkt und Anna mit ihrem Gatten und dem Diener retten sich allein auf die dauials noch unbe kannte Insel Madeira. Nach ihren später daselbst er folgtem Tode vernichtete ein Waldbrand die Insel, aus der Asche erhob sich eine üppige Vegetation, um drret- willcn sie von den Portugiesen, die sie später entdeckten und in Besitz nahmen, Madeira (d. i. Wald) genannt wurde. Und so schließt denn die treffliche Dichtung, die hiermit auf's Beste empföhlen sei, mit folgenden Strophen: Madeira nannten sie, die sie entdeckten, Die waldg'e Insel in dein blauen Meer, Und Reben pflanzten sie, Rebgärten streckten Von einem llser sich zum andern her, Und goldner Trauben glühe Augen deckten Des Weinstocks Blättersächcr, voll und schwer, Mit Gluch getränkt von Erde, Licht und Sonne, Und aus der Traube füllten sie die Tonne. Und eilig war der wilden Urkraft Prunken Zertrümmert und gerodet und entfloh'n, Und glühend, lachend, lieb und sonnentrunken Schwang sich die Traube auf den grünen Thron, Einsaugcnd Erdenglutb und Sonnensunkcii Und Kuß und Glück, die in den Lüsten loh n Und Blüchendüste aus verscholl'nen Lenzen, Um jubelnd sich der Menschheit zu kredenzen. Madeira heißt die Frucht im Pnrpurlaube, Die aus der Asche heißer Lieb' entsprang, Nicht der Vergessenheit ward er zum Raube, Der Liebestraum, den ich im Lied besang: Er schäumt im Gluthstrom der Madeimtraube Und zittert in deS vollen Bechers Klang, Genesung strömt er in die Brust des Kranken Und gmllt als Zähre von des Weinstock s Ranken. Denn oh'o Erbarmen zwischen Blüthenträumen Erschallet dröhnend des Geschickes Ruf, Mag blutend sich der Menschheit Nacken bäumen Zermalmend trifft es, was eS selbst erschuf, Es führt das Zeitroß au demantnen Zäumen Und stampft die Saat des Lebens unter'» Hus Zwei Körner stäuben golden aus der Spreue: Es ist die Liebe und es ist dir LrrncI