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Dresdner Journal : 17.11.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-11-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186811179
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18681117
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18681117
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1868
-
Monat
1868-11
- Tag 1868-11-17
-
Monat
1868-11
-
Jahr
1868
- Titel
- Dresdner Journal : 17.11.1868
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Beilage zu 2«7 des Dienstag, den 17 dtovember >868. "1^1 ° - ----- - .. .».- . --^, 7 .7- ' -S" -»WS Liugesandtes. Die Erzgebirgsbahn nach Böhmen. Seit viele» Jabren schon hat das sächsische Ober- Erzgebirge unermüdlich und mit den größten Anstreng ungen dahin gestrebt, seine Verbindung mit dem, anNaturproducten überreichen nordwestlichen Böhmen herzusteUen, um für seine dichtgedrängte Jn- dustriebevölkcruttg die nothwcndigcp Vvibedingungen einer naturgemäßen, nationalökoncmischcn Entwickelung endlich zu erlangen und seinen stagnirenden gewerblichen Zuständen sür immer aufzuhclfrn. Es ist auch in der ^hat beklagenSwerth. zu sehen, wie jene rührige, ebenso intelligente als fleißige Arbeitsbevölkerung, die dichteste in ganz Deutschland, nunmehr seit einem halben Jahr hunderte sich sinnlich abquält in einem steten Kampfe mit den Launen der Mode, welcher sic die nothwcn- digsten Lebensbedürfnisse mühsam »bringen muß, wäh rend durch Aufschließung des, nur wenige Meilen ent fernt liegenden böhmischen Uebcrfiusjes an Kohlen und Eerealien mit einem Schlage eine Vielseitigkeit und Ergiebigkeit der Industrie begründet werden würde, welche das Erzgebirge zu den größten Leistungen und zu dem solidesten Wohlstände führen müßte. Regierung und Landstände haben recht wohl erkannt, wo der Schwer punkt der sächsischen Gebirgsindustrie liegt und wie jenes, für das ganze Land so segensreiche Resultat zu erreichen ist. Es sind deshalb die zwei wichtigsten Schienenwege für das Obergebirge, die Bahnen von Chemnitz nach Annaberg nnd von Zwickau nach Schwarzenberg aus Staatsmitteln erbaut wor den und haben die besten Früchte getragen, soweit dies bei einer nur vorbereitenden Maßregel möglich ist. Der Hauptzweck dieser beiden Erzgebirgsbahncn (deren Endpunkte Annaberg und Schwarzenberg nur B/, Meilen von einander entfernt liegen) war aber dahin gerichtet, durch eiuc gemeinschaftliche Uebcr- führung dieser Linie nach Böhmen, dem ge- sammten Obcrgebirge seine naturgemäße volkSwirth- schaftliche Stellung zugeben, und dasselbe zu dem großen producircnden Factor zu entfalten, zu welchem cs bei einer Bolksmaste von 10 bis 14,000 Köpfen auf einer LMeile iu, Interesse des Nativnalrcichthums berufen ist. — Es muß jedenfalls rühmlichst anerkannt werden, daß man in Pnvatki eisen des Obcrgebtrgcs und haupt sächlich an dem Centralpunktc der obergcbirgijchen In dustrie, in Annaberg und Buchholz (zusammen ca. 17,000 Einwohner, insbesondere Seiten des Anna- bergcr Eisenbahn-Counts, an dessen Spitze die Herren Adv. Oehme und Kausmann Hempel stehen), seit nahezu 14 Jahre» die größten Anstrengungen gemacht hat, um jenes, roUswirthschastlich für Sachsen so wichtige Ziel zu erreichen, indem man sür die Fortführung der Chcm- nitz-Annabrrger Staatseisenbahn nach K v m m o t a u- Saaz und Prag die bedeutendsten Opfer brachte. Dieser Zweck ist auch insofern erreicht worden, als für die Linie von Prag über Saaz und Kommotau bis zur sächsischen Grenze bei Wcipert, um welche zuletzt eine sehr eifrige Concurrenz eintrat, die Busch- tirhrader Eisenbahngesellschast in Prag von der öster reichischen Regierung conccssionirt wuidc, so daß zum Anschlusse des nordwcst böhmische» Babu nctzes nur noch die 2 Meilen betragende sächsische Strecke Weipert-Annabcrg zu erbauen ist und durch eine Privatgesellschaft gebaut werden soll. — Während man nun glauben müßte, daß hiermit nach so langen und opferreichen Bestrebungen das Oberge- dirgc endlich das so sehnsüchtig herbcigewünschtc Ziel erreicht habe, und der Bevölkerung der Hauptindustrie- Bezirkc im Interesse des Landes geholfen sei: haben sich in letzter Zeit, in Bezug auf die Richtung des Ge- birgsübcrgangcs von Kommotau aus, Bestrebungen geltend gemacht, welche den seil 14 Jahren mühsam aufgebautcn Plan zur Abhülsc des sächsisch-böhmischen Erzgebirges vollständig zu vereiteln und unmöglich zu machen geeignet sein würden würden. Es ist jedoch zu erwarten, daß nach erfolgter Aufklärung dieses, aus rein lokalen Interessen entsprungene Concurrenz-Pro- ject, welcher sich leichten Kaufes die von Andern müh sam errungenen Vortheile aneigncn will, von der öffent lichen Meinung verurthcilt und der volkswirthschaftlich allein richtigen Anlage der fraglichen Bahn zum wohl verdienten Siege verhelfen werde Obwohl nämlich die Hauptinteressen des ganzen sächsisch-böhmischen Erzge birges in der ca. 9 Meilen langen Gebirgsbahn Kom- motan-Weipert-Buchholz-Annaberg sich con- crmrireu, weil durch dieselbe die Hauptbcvölkerung (13 Städte und 21 Ortschaften dcS Erzgebirges) dircct in den Eisenbahnverkehr gezogen und durch den nur ca. 3 Meilen betragenden Anschluß Annaberg-Schwar- zenberg auch die Interessen des westlichen Obcrgebirges an der böhmischen Verbindung be friedigt werden, so erheben sich gegenwärtig mit vieler Ostentativ» Stimmen aus dem Ftöhathale, welche »erlangen, daß ohne jede Rücksicht auf den Zweck und die Bestimmung der Erzgebirgsbahn nach Böhmen, und mit Umgehung aller jener Hauptsitze der Gebirgsindu- strie, von Chemnitz aus, über Olbernhau durch das Flöhathal eine Weltb ahn über das Erzgebirge gebaut werden müsse! Mau bedient sich hierbei der Stadt Chemnitz offenbar nur als einer guten Firma, und will dieser Stadt die Verantwortung für die Um gehung der Erzgebirgsindustric ausbürdcn. Wir glau ben uns jedoch in der Wahrnehmung nicht zu täuschen, daß die eigentliche Chemnitzer Industrie vermöge ihrer Intelligenz ihr Giro zu diesem Wechsel nicht hergcben kann, weil cs auf der Hand liegt, daß das spccifisch Chemnitzer Interesse an der Erzgebirgsbahn nur ei» sceundäres und beschränkt periodisches ist, und dnrch den Anschluß bei Annabcrg in derselben Weise befrie digt wird, wie auf dem nicht kürzeren Parallel- Wege durch das Flöhathal. Wir halte» unS auch davon überzeugt, daß die Stadt Chemnitz, welche bereits mit Bahnen von und nach allen Himmelsgegenden gesegnet ist, ihr Eigcn- interesse nicht auf Kosten des hilfsbedürftigen Erzge birges zur Geltung bringen und die Rentabilität der angestrebtrn Bahn dadurch in Frage stellen wolle. Wenn daher in letzterer Zeit, auf Andrängcn der Be wohner dcS industriell wenig bedeutsamen Flöha'.hales, in Chemnitz sür jenes Projrct Propaganda zu machen versucht worden ist, so kann das Eingehen hierauf nur dem natürlichen Lokalinterrsse an jeder neuen Bahn, keineswegs aber dem Gewicht der dafür vorgebrachten, sehr einseitigen Gründe betgrmefsen werden, welchen letzteren wir hier einige r.öthig erscheinende Aufklärun gen über die Sachlage, hauptsächlich vom volkswirth- schaitilchen Standpunkte aus, gegenüber zu stellen beab sichtigen. Die Industrie des Obererzgrbirgrs concentrirt sich bekanntlich in den Tbälcrn von Chemnitz aufwärt- über Annabcrg, Buchholz bis zur Landesgrenze mit Hinzunahme des südwestlichen Gcbirgsdistrictes m der Richtung über Schwarzenberg. Dieses Gebiet umfaßt ca. 400,000 Bewohner, welche in der Hanptsache der Industrie angchören. Das Bereich der Chemnitz Anna- bcrgcr Bahn bis zur Landesgrenze bei Wcipert schließt über 200,000 Bewohner in sich und wird auf böhmt- scher Seite bis Kommotau um ca. 100,00s) Köpfe ver mehrt. Die Städte Annaberg und Buchholz mit ca. 17,OM Einwohner bilden den Hauptsitz der Obergebir- gischcn Jndustlie und haben in ihrem zwrimerligen Umkreise eine Bevölkerung von ca. 120,OM Seelen. Ein Jndustriebczirk von solchem Umfange nimmt ohne Zweifel in national-ökonomischer Hinsicht in dem klei nen Industriestaats Sachsen die vollste Aufmerksamkeit in Anspruch, weil er ca. den Oten Theil der Produc tion- und Stcuerkrast des Landes rrpräsentirt und da her einen höchst wesentlichen Factor für den Staats haushalt und sür das Nationalvermögen bildet. Da nun das Erzgebirge au allen Hilfsmitteln für die Industrie, ebenso wie an Ernähruugsstofsen, gegen über der Höhe seiner Bevölkerung den größtmöglichen Mangel leidet, so ist die erste Bedingung seiner gedeihli chen Existenz nnd seiner vvlkSwirthschaftlichen Produc- tivität die möglichst erschöpfende undbilligeAus- gleichung dieses Mangels durch nationelle Eisenbahn» »lagen wie solche auf sächsischer Seite von Cbemnitz und von Zwickau auswärts bereits an- gebahnt worden sind. Worin liegt denn der letzte Grund, weshalb daS Obcrgebirge immer und ewig bei seiner wechselvollen Modeindustric und Handarbeit bleiben, und bei einem zu geringen Arbeitslöhne darben muß? Einzig und allein darin, daß ihm bei dem Mangel an industriellen Hülfsmitteln, hauptsächlich billi ger Kohlen (ein Scheffel Steinkohlen wird heute noch in Annaberg mit 17 Ngr. bezahlt) die Möglichkeit ent zogen ist, irgend einen anderen Industriezweig und namentlich den Betrieb mit Maschinen im großen Maß- stade anzugreiscn. Die Chemnitz-Annaberger und die Zwickau-Schwarzenberger Bahn haben in die ser Beziehung zwar ihren Zweck relativ vollkommen er reicht, und Hunderte von gewerblichen Anlagen aller Art hervorgerufen; allein der Preis der Kohle ist an den Endpunkten dieser Bahnen, dem eigentlichen Her zen der Gebirgsindustrie, bei der Entfernung von den G winnungsorten noch immer ein so hoher, daß der Concurrenz vcrhältnißmäßig nur in sehr geringer Maße begegnet werden kann. — Deshalb ist es eine uner läßliche Nothwendigkeit, der Gebirgsindustrie den nur wenig Stunden entfernt liegenden unermeßlichen Kohlcnreichthum Böhmens zu erschließen, und den böhmischen Productcn- markt zu öffnen: WaS läßt sich mit einer so ge waltigen und intelligente» Arbeitskraft aussühren, wenn die Hcizkcaft anstatt für 17 Ngr. künftig für 6»z, resp. 5 N >r. zu erlangen ist! denn so würde sich der Preis der besten böhmischen Braunkohle im Obergebirge mit Bahnfracht stellen. Soll aber dieser Zweck der sächsisch-böhmischen Erz- gcbirgsbahn erreicht werden, so muß dieselbe unerläß lich eine solche Richtung nehmen, daß sie durch die hauptsächlichsten Judustricsitzc des Obcrgebirges führt und nicht mit hem, für den vorliegenden Zweck ganz absurden Schlagworte der möglichsten Abkürzung einer chimärcnhaften Weltbahn - Idee zum Opfer gebracht wird. Als eine solche Idee muß aber der Gebirgsübergang Kommotau-Olbernhau-Flöha- thal ganz entschieden bezeichnet werden, und der Be weis dafür ist sehr leicht zu führen. Die böhmische Verbindung mittelst Fortführung der Chemnitz - Annaberger und Zwickau-Schwar zenberger Bahn von Annaberg über Weipert nach Kommotau, ist derjenige Plan, an dessen Verwirk lichung das Obcrgebirge nunmehr seit vierzehn Jahren ununterbrochen gearbeitet hat, indem man von jeher nicht einen Augenblick daran zweifelte, daß dieser Weg der allein wichtige und mögliche sei, um den Bedürfnissen dcS Erzge birges zu gcnügcn; diese Stimme der Bevölkerung muß doch wohl da maßgebend sein, wo es sich fast ausschließ lich um bereu Interessen handelt! Die Richtigkeit dieses Verlangens liegt aber auch klar zu Tage, wenn man erwägt: Daß die Erzgebirgsbahn rn der Richtung Chemnitz-Annaberg-Kommotau die ganze Industrie des Obcrgebirges zwischen Chem nitz und der Landesgrenze, namentlich also die Städte Zschopau, Wolkenstein, Annabcrg, Buchholz, Schlettau, Scheibenberg, Schwarzenberg, Jöhstadt, Unterwicsen- thal, Oberwiesenthal, ferner die große Menge volk reicher Industrie-Dörfer und Ortschaften zwischen die sen Stäotcn, sowie die zahlreichen FabrikctabliffemcntS in den cinmündenden Seiten-Thälcrn befriedigt, und zugleich auf böhmisch.r Seite alle bedeutenden Ort schäften dcS Gebirges insbesondere die Städte: Wcipert, böhmisch Wies.nihal, Kupferbcrg, Preßnitz, Platz, Son nenberg, S.basliansberg in den Verkehr zieht, also im eigentlich.n Sinne des Wortes dem ganzen sächsisch- böhmische» Erzgebirge zu Gute kommt, und eben da durch ihre Hauptaufgabe erfüllt. Was bictct dagegen der Uebergang durch das Flöhathal? Er umgeht alle die genannten Städte und Industrie-Districtc dcs sächsischen und böhmischen Eczgcbirgcs von A bis Z vollständig, würgt sich von Kommotau aus mit einer ca. drei Meilen langen Stei gung von 1: 40 durch ebenso unbewohnte als schwie rige Gebirgsparibicn gegen die Grenze empor, berührt auf sächsischem Gebiete die kleinen Städtchen Olbern hau und Lengefeld, nnd drängt sich durch die Weiduu- gcn dcs, industriell sehr unbedeutenden und mit der Annabcrgcr Ucbergangstinie in gar keinen Vergleich zu st.ll-ndcn Flöhathalcs gegen Chemnitz vor.- - Und was sagen die Vcrthcidigcr dieses Projectrs für ihre Sache? Wohlweislich über den Verkehr an ihrer Bahn linie sehr wenig Bedeut amcs; desto mehr aber von der nach ihrer Meinnng hoch über allen Interessen dcs Erzgebirges stehenden Weltbahn durch das Flöha thal mit 2 Gleisen, wetten Cu-ven, Ungeheuern Wa gen, die keine andre Gebirgsbahn aufnehmen könne, von immensen Durchgangsfrachten von Triest nach Hamburg über das Erzgebirge, von den mächtigen und allein maßgebenden KohlentranSporten nach Chem nitz ; von der gänzlichen Unbrauchbarkeit der Chcmnitz- Annabergcr Staatseisenbahn, für diesen Weltverkehr und von dergleichen, billig zu habenden Eisenbahnkrast- phrasen mehr. Nun, mit solchem Köder lassen sich heutzutage die nüchternen und bedächtigen Actionärc nicht mehr fangen; vielmehr stellen dieselben über diese Lockspeise ohngefähr folgende Betrachtung an: „Was thue ich überhaupt mit eincr Weltbahn über das Erzgebirge? Wem wird es einfallen, Durchgangs frachten aus Triest, Wien und Prag über das Erz gebirge zu schleppen, auf einer Bahn mit meilenlanger Steigung 1: 40, bei welcher eine Locomotive kaum den 10ten Theil der Last bewältigen kann, welchen sic auf den, zu bcidcn Seiten des Erzgebirges von Süd nach Nord führenden Flachlandsbahnen, Prag-Boden bach-Dresden und auf der immerhin noch viel gün stiger angelegten Egerbabn mit Lcichiigk.it bewegt? Welche Rolle soll auf der Erzgebirgsbahn der Durch gangsverkehr spielen, welcher auf der Bodenbacher Linie mit ihrcn ganz vorzüglichen Steigungen nur ca. 5 Pro- cent des Gesammtgütervcrkehrs beträgt? Wozu eine Flöhathalbahn mit 2 Gleisen bauen, da doch das ganze nordwcstböhmische Babnnetz, um dessen Anschluß es sich handelt, nur eingleisig gebaut wird? Woher soll eine Rente für diese Bahn kommen, wenn sie alle Städte und Hauptindustricbczirke dcs Erz" gebirges geflissentlich umgeht und durch das iudustricll ganz unbedeutende Flöhathal nach Olbernhau, und von dort aus auf dem unbewohntesten Erzgcbirgstracte ab wärts geführt wird? Wie soll der bereits durch 5 Bahnen befriedigte Be darf der Stadt Chemnitz einer solchen Bahn, die ca. 5 Millionen Thaler kosten würde, selbst wenn sic 2 Meilen kürzer wäre, als der Anschluß übcr Annabcrg, irgend ein genügendes Erträgniß, ja nur die Betriebs kosten garantircn? Chemnitz Hal an dcr Erzgebirgsbahn nur das eine Hauptinteresse, böhmische Braunkohlen für seine Maschinen in dem Falle zu beziehe», wenn die Steinkohlen dcs, vor seinen Thoren liegende» Würsch- nitzer Kohlenbeckens, oder die ihm durch kurze Bahn verbindung leicht zugänglichen Steinkohlen bei Zwickau und im Planenschcn Grunde, vorübergehend eine solche Preissteigerung erfahren, daß die böhmische Braunkohle mit Lortheil bis Chemnitz concurrircn kann. Es ist also dieses Jntercssc nur ein sehr secundäres und pe riodisches, weil die Braunkohle nur im Nothfalle als Surrogat für die Maschincnfeuerung verwendet wird. Bedenkt man nun, daß eine Flöhathalbahn von Kom motau aus auch nur iu der Richtung des Annabcrgcr Anschlusses, also über Krima geführt werden könnte, und mithin die jenseits bisher in den Voldergrund ge stellte Abkürzung dcs Weges zwischen Kommotau nnd Chemnitz vurch die Flöhathallinic ganz in Wegfall kommen würde, so liegt cs klar auf der Hand, daß der Concurrcnzeffect der böhmischen Braunkohle gegen die Würschnitzer und Zwickauer Steinkohle sür Chemnitz, auf der Linie über Annaberg, bei den hier wesentlich bessern Steigungen, ganz in derselben Weise crrreicht wcrdcn würde, w'e durch eine Flöhathalbahn. Wie aber in aller W:lt sNl eine, in Vw Haupt sache nur auf Chemnitz angewiesene Flöhathalbahn un ter solche» Umständl» irgend ein genügendes Erträg niß für ein Anlagekapital von 5 Millionen Thaler darbietcn? Man ist weit darcn cnifernt, verkennen zu wollen, daß jener Gebirgsthcil (Flöhathal) durch eine Bahn verbindung mit Böhmen Nutzen haben und sich in sei nen volkswirthschastlichcnVerhältniffcv verbessern könnte. Aber diese Rücksicht kann natürlich da nicht maßgebend sein, wo die geschilderten Hauptinteressen des ganzen sächsisch- böhmischen Obcrgebirges in Frage kommen, und nur mit deren gänzlicher Aufopferung ein nationalökono misches Experiment zu Gunsten dcs Flöhathales in Scene gesetzt werden soll. Wir müssen es daher als eine unbedingte volks- wirthschaftliche Nothwendigkeit erklären, daß wenigstens sür jetzt nnd zunächst die Erzgcbirgsbahnfrage nur iir dcr Weise rationell und zugleich mit dem Erfolge einer guten Ertragssähigkeit gelöst werden kann, daß die Chemnitz - Annabcrgcr und Zwickan - Schwar zenberger Bahn gemeinschaftlich in dcr Richtung Annaberg-Wcipert-Kommotau an das nordwest böhmische Bahnnctz angeschlossen werden. Denn nur auf diesem Wege gelangen die Hauptinteressen dcs sächsisch böhmischen Erzgrbirges zur Befriedigung, und die bcidcn sächsischen Obcrgcbirgsbahnen (Chemnitz- Annaberg und Zwickau Schwarzenberg) erfüllen ihre Bestimmung. Die Erzgebirgsbahn kann nie eine Welt bahn werden, darüber ist sich Jedermann klar, dcr die Verhältnisse objectiv betrachtet; sic ist und bleibt in dcr Hauptsache eine Lokalbahn für das Ge birge; als solche aber wird sie unstreitig einen sehr hervorragenden Platz einuchmcn, weil sic sür die dich teste Bevölkerung in ganz Deutschland alle Masscn- bedülfnisse sür Industrie und Haushalt zu befördern hat, und vermöge dcr ganz außerordentlichen Preismin derung für diese Bedürfnisse in Folge der billige» Fracht bis zur höchste» Potenz ihrer Leistungsfähigkeit steigen muß. Wenn also dcr natürl ehe Lokalvcrkehr dcs Gebirges in dcr bezeichuctcn Richtung nicht als erster Zielpunkt sestgehaltcn wirs, so muß man mit vollem Rechte sagen, daß die Bahn sür das Erzgebirge nutzlos ist und nicht rentircn kann. Hierzu kommen aber auch finanzicUc Gründe, welche zunächst auf die Verbindung Annabcrg-Kommotau hindrängen. Denn zur Herstellung der Flöhathalbahn in einer Länge von ea. 6 Meile» bis zur Landesgreirzc ist ein Anlagccapital von ca. 3 Millionen Thaler cr- forderlich. Diese Summe ist AngcsichtS obiger Verhältnisse, und namentlich bei dcr jetzigen Ueberbürdung dcs GAd- marktcs mit neuen Eisenbahnprvjectcn, offenbar nicht zu beschaffen. Dagegen ist zur Herstellung dcr Anna- bergcr Linie, da die cvncessionirtc östcrr. Gesellschaft bis zur Landesgrenze zu bauen hat, nur der Bau dcr 2,<r Meilen bctraacndc» Strecke Annabcrg-Weipcrt erforderlich, welche »ach völlig zuverlässigen Ermitte lungen ein Aulagecapttal von nur 960,OM Thaler nöthlg macht und die bcsic Ertragstähigkeit verspricht, weil bekanntlich der Lokalgütervcrrehr die sicherste BasiS für die gute Ertragssähigkeit einer Bahn bildet. Man hat, um alle Register zu ziehen, namentlich auch versucht, die Anlage der Chemnitz-Annaberger Staatsbahn wegen zu kurzer Curven und zu großer Steigungen als sür den bevorstehenden großen Verkehr resp. znr Ausnahme großer durchgehender Wagen un brauchbar zu bezeichnen und hauptsächlich auch aus diesem Grunde deu Bau der Flöhathalbahn als noth- wendig hingrstcUt. Aber auch diese Versuche sind sehr hinfälliger Natur; denn den großen Weltverkehr kann eben die Erzgebirgsbahn niemals erlangen, und wird daher immer nur ihren eigenen Wagenpark nnd die gleichmäßig construirtcn Wagen der sächsischen Gebirgs bahnen zu bewegen haben. Was die SleigungSvcrhält- nisse betrifft, so ist cs sehr einleuchtend, daß, da die höchste Steigung der Chemnitz-Annaberg er Bahn 1:68 ist (ein Theil dcr Strccke Wicscnbad-Annabcrg), dieselben Lasten, welche aus Böhmen mit Steigung 1:40 odcr 1:50 auswärts geführt werden, auch mit Steigung 1:68 sehr bequem nach Chemnitz abwärts gehen können. Soviel übrigens den Gebrauch größerer Wagen an langt, so wcrdcn auch solche, und zwar sechsräderigc mit beweglichem VordergestcU, auf dcr Annabcrgcr Linie schon jetzt bestens verwendet; cs würde also bei sich zei gendem Becarf nur daraus ankommcu, Wagen dieser Construction in dcr nöthigsten Anzahl zu beschaffen; dies ist bei dcr Anlage selbst ohne wesentlichen Ein fluß auf die Koste» und jedenfalls weit practischcr, als die Erbauung einer, ihrcn Zweck total verfehlenden, überaus thcuren Weltbahn durch das Flöhathal, welche nicht rentircn kann. Wenn sich nun, wie wir auS Gründen dcr Noth- wcndigkcit und Zweckmäßigkeit nicht bezweifeln, die Lö sung dcr Erzgcbirgsbahnfrage in diesem unsere,» Sinne gestaltet, so haben die Gegenden von Olbernhau und Marienberg gar keine Ursache, dies zu beklage«; denn die Buschtichrader Gesellschaft wird, wie uns versichert ist, den Aufgang von Kommotau nach dcr sächsischen Grenze in der Art wählen, daß bei Krima dcr günstige Anschluß einer Flügelbahn in die Gegend von Marien berg und Olbernhau offen gelassen und zu richtiger Zeit jedenfalls auch in Ausführung gebracht wcrdcn wird. —h—. Glauchau, 13. November 1868. Nachdem ich in diesem Blatte deu in der Constitutionellen Zeitung ge brachten anonymen Angriff auf die Gräfliche Herrschaft zu Fordcrglauchau, den Gottesackerkauf betreffend, durch Anführung überzeugender Thatsachen nicht nur wider legt, sondern auch mich, dem Angreifer gegenüber, wenn er aus seiner Anonymität heraustretcn wolle, zum actenmäßigcn Beweise meiner Widerlegung er boten habe, derselbe aber, anstatt von diesem Aner bieten Gebrauch zu machen, seine versteckten Angriffe in der Consttt. Zeitung erneuert und ohne Beweis aufrecht zu erhalte» versucht hat, bleibt mir nichts zu thun übrig, als, wie hiermit geschieht, auch die diesseitige Widerlegung vollständig aufrecht zu erhalten. Denn nicht an dem angegriffenen Theile, sondern an dem Angreifer würde cs nunmehr, gewesen sei», Be weise zu bringe». Mit einem Anonymus mich ferner in der Presse hcrumzustreiten, habe ich um so weniger Lust und Zeit, als cs sich um eure Privatsache handelt, die man, wenn überhaupt eine Collision der Interessen dabei hervor- gctretc» wäre, doch lediglich mit dem Kirchenvorstande auszumachcn haben würde, dieser selbst aber bisher gar keine Beschwerde gegen die Gräfliche Herrschaft vorgc- bracht hat, Letztere auch, so viel an ihr ist, ferner mit dem Kirchcnvvrstandc in Frieden zu leben und zum allge meinen Besten zusammcnzuwirken wünscht und hofft. Der Zweck dcr Abwehr eines ungerechtfertigten Angriffs ist übrigens erreicht, denn der einsichtige Leser wird schon nach dem bisher Virgebrachtcn von selbst durch schauen, ob dem anonymen Angreifer odcr dcr offen und maßvoll hcrausgetretencn Vertheidigung Lie Glaub Würdigkeit und innere Wahrscheinlichkeit zur Seite steht. Haendel. Im Interesse aller an Epileptischen Krämpfen (Fall sucht), Kopf-, Brust- und Magenkrampf Leidenden wird auf ein von Henn M. Holtz, Berlin, Dresdencrstraße Nr. 20 crsundcncs Mittel, wodurch schon viele Hun dert Unglückliche dauernd hergeftclll sind, aufmerksam gemacht. Statistik und Volkswirthschast. * 8>bschifffabrt»berlcht. Das Hauptzollamt Schandau passirtcn m der Zeit vom >8. dis 24. Octobcr, außer den nach- aenannten, noch "7 mit Getreide, Holz, Kohlen ic. beladene Fahrzeuge, nnd sind in der Zeit vom l. Januar bis mit 24. Octobcr d. I. übeibanvt 3tUö beladene Fahrzeuge daselbst ab- aefertigt worden. Den ltt. Oct. Wenzel Pechanz aus Pschyra, Ferdinand Pechig auö Außig 3 Fahrzeuge von Böhmen noch Berlin mit frischem Obst; den IN. Wenzel Winkler aus Alt stadt, Friedrich Wilhelm Paul aus Berlin, Heinrich Spangen berg aus Hamburg, Eustach Richter aus Weiseln und Wenzel Aschenbrenner ans Außig von Böhmen nach Berlin mit fri schem Obst; Wenzel Aschenbrenner aus Auß g von Magdeburg nach Böhmen mit rohen getrockneten Häuten; den 2U Karl Samuel Protze aus Rcinhardsdorf von Dresden dcsgl. mit gemeiner Töpferwaare; Karl Kühnel aus Lettmeritz von Böh men nach Dresden mit Bier, Mehl aus Getreide, getrockneten Nüssen zum Genuß, Linsen. Gerste, getrocknetem nnd frischem Obst; Ferdinand Dörre auS Obergrund dcsgl. nach Magdeburg mit getrockneten Pflaumen; Prager Schiffsahrtsgesellschafi desgl. nach Hamburg mit Hohlglas, blausaurem Kali, Zündhölzchen, -ti.timuoiii'» oeuämn, Slcbrändcrn, Gries ans Getreide, Schwe felsäure. Roßhaaren, Putzsteinen, Farberde; den 21. dieselbe von Hamburg nach Böhmen 2 Fahrzeuge mit Kaffee, Reis, Pfeffer, Soda. Qucrcitron, Rothhvlz, Blauhol;, Strohpapier, zubereitelen Gartengewächsen, rohen Bruchsteinen; Wilhelm Winter aus Weiher von Dresden nach Böhmen mit Rüböl und Mehl auS Getreide; den 22. Anton Kunert aus Tetschen desgl. mit F.,ibeholz in Blöcken; Karl Schestak aus Lettmeritz von Dresden dcsgl. mit gemeiner Töpferwaare; Anton Hielcl aus Rongstock, Ferdinand Peißig aus Außig. Joseph Pechanz aus Pschyra Joseph Zappt aus Tetschen. Michael Jäger auS Tichlowitz. Adolph Julius Bogel auS Büiegrüudel, Ferdinand Kratzschmer aus Biela von Böhmen nach Berlin 7 Fahrzeuge mit frischem Obst, Ignaz Klepsch aus Außig desgl. nach Ham burg mit getrocknetem Obst, frischem Obst, Pflaumenmutz ohne Zucker, natürlichem Mineralwasser ; Adalbert Lanna aus Prag desgl. nach Ationa mit Graphit; den 23. Wenzel Hitschel aus Mittelgrund desgl nach Magdeburg mit Backobst; Wenzel Heinrich aus Au« g 2 Fahrzeuge deSgl. »ach Berlin mit fri schem Obst; den 24. Gottfried Plötz aas BerliniWenzel Hein rich aus Auma und Ferdinand Schimpke desgl. nach Berlin mit frischem Obst; Prager Sch.fffahrtsgesellfchaft von Hamburg und Magdeburg nach Böhmen 2 Fahrzeuge mit Rc,S. Zimmel, Stzrup, Soda, Ttn aa, Ziukvitriol, Zwo iu Blöcken, Fardrrde. Farbeholz in Blöcke». '
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