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.V 2K5. Soniiabcxd, dcn 14. November. 18«8. Ib»»nr»ru1«pre»st 8t-n>p«lra»cbl«gbi»»». !» lorää ^ttbrlicb: k?l>te.—k^r ^Mrliek. 1 „ Ib „ Slonntlieb:— „ 1b „ LiorülooKuiiULeri,: 1 ,, » tri« )LdrUeb 2 xkle. 8t«wo«l8«>»^, «u»,«rk»Ib ä«ir<oeää. Ijuoäe» ?o« aoä Snseratrnprrtse: kür ä«l> kt»um einer xe»p»Iten,u 2ei!e: 1 ktgr. vnlsr „Lloxesnoüt" äi« Leiie: ü kige. Lrschetnrn: H^Iicb, mit Xu»u^b">« üer 8ooo uoä kelert»^«, Lbenä» kur äeu kolgvaä«» Dres-nerÄunlal. VerittuwonliHet. Atcdacieur: I. G. HbiNluann. »useralenaunalimr «uawSrt«: I.«ix«iU: k» Ovmmieeluoilr ä«, x»r«»äo«r äou>i>«I-; edooä«».: k! k!«»!.»«, kl««» ko»i N^wiiar^ >«rll»- Vi,o-l.»ipri^-L«»,l-rr«o>teurt » bl L Vooi.»«, L«rtu> <juu>-iu»'»cUv ttu<ä>>>., >t«r«x>.r«»'» Nurexu, kvvoi.e» »«»»«; Lr,m«u^ k 8c«i.«rr»; Nreilxu: l,. 8r-xo«x', Xunoneeubure»», NiLi. Li t'oxvxo; kruukluri «.Ll.i^-xut x'-eb« liucbbX<Uo- Lv ULon»««, k»ri»^ N-v-», lott eir«, iil.i.i.!t.il Lt^'o., <8, ä« I» Lour,e); kr»x- k« kaul.«.«'» Uucbk.; Vieo: Xi.. Oxeer.i«. Herausgeber: köui^I. kipeüitiou ä^, Dreräoer ^«uru»Ie, vroeäoo, Slurivu-tr»»»« l,». 7. Nichtamtlicher Theil. Ueberftcht. Telegraphische Nachrtchtr». Tagcsgeschichte. Dresden: Vom königlichen Hofe. — Berliu: Landtagsverhandlungen. Vermischtes. — Wiesbaden und Rendsburg: Von den Land tagen. — Arolsen: Schulconflict. — Bremen und Hamburg: Bürgerschaftssitzungen. — Mün chen: Vom Hofe. Zur Advocaturfrage. — Wien: Rcichsrathsvcrhandlungen über das Wchrgesetz. Die ungarische Titelfragt.—P esth: Vom Landtage. Juri stische Enquete.—Paris: Todesfälle. Journalistisches. Aus Japan. — Bern: Vom BundeSrathe.— Rom: Fuad Pascha. Diebstahl. Steuerermäßigung. — Madrid: Von den westindischen Colonien. — London: Lordmayorbanket. Vom Hofe. Geheim- rathssitzung. Aus Dublin. — Kopenhagen: Ver trag mit Italien. „Alexander Newski" zerstört. — St. Petersburg: Rccrutenaushebung. — Bel grad: Proclamation der Regentschaft. Griechischer Generalkonsul. — Batavia: Militärische Expedi tion. — New-Vork: Nachrichten aus Cuba. Dresdner Nachrichten Provinzialnachrichten. (Leipzig. Reichenau. Limbach.) Telegraphische Nachrichten München, Freitag, 13. November. (W. T. B.) Die „Lorrespondenz Hoffmann" erklärt gegenüber den Mitthrilungen Wiener Blatter, daß der Mitbesitz, da» Mitbesatzungirecht und die Betheiliguug Preußen» an den süddeutschen Festungen weder bei de» jüngst Hier abgehaltenen Militäreonferrnzen, noch überhaupt früher oder spater in Frage gewesen seien. Wien, Donnerstag, 12. November, Abends. (W. T. B.) Im Abgeordnetenhaus» wurde heute, nachdem der Finan^Minister das Budget für 1869 vorgelegt hatte, die Debatte über das Wehrgesetz fortgesetzt. § 10 des Wehrgesetzes wurde angenommen mit Hinweglassung der Bestimmung, daß die, welche in den ersten Jahrgang der Reserve cintreten, noch wäh rend des vierten Jahres zum activen Dienst eingezo- gcn werden können. Zu den tztz 11 und 13 beantragte Rech bauer die Kriegsstärke auf 600,000 Mann zu normiren und festzusetzen, daß das Wehrgesetz nur für die nächsten 6 Jahre in Kraft bleiben solle. Schindler beantragte eine Friedensstärke von 200,000 Mann und forderte die gänzliche Streichung der Bestimmung über die Dauer des Wehrgesetzes. — Bei der in der Ab end - sitzung fortgesetzten Debatte hob der MinisterBer- ger hervor, daß eine gesetzliche Normirung der Frie densstärke für die Regierung sehr beengend sei. Der Minister wies ferner darauf hin, daß in Ungarn das Gesetz bereits angenommen sei, und bezeichnet es als äußerst wichtig, den Beweis zu liefern, daß ganz Oester reich trotz des Dualismus in Machtfragen einig sei. — Nachdem beide Berichterstatter das Wort ergriffen hatten, wurden alle Anträge der Minorität abgelehnt und die Normirung der Kriegsstärke auf 800,000 Mann für 10 Jahre mit großer Majorität angenommen. Die Fixirung der Friedensstärke wurde abgelehnt. Das erste Alinea des K 13, wonach der Reichsrath 10 Jahr hindurch auf jede Abänderung des Contigents verzich ten muß, wurde mit 123 gegen 40 Stimmen — also mit mehr als der verfassungsmäßig gebotenen N-Ma jorität — angenommen. Prag, Freitag, 13. November. Tie „Prager Zei tung" meldet auk Horowitz vom gestrigen Nachmit tage: Bisher wuidrn weiter 10 Leichen der Vermißten ausgrsunden. An der Hervorgrabung der übrigen bei dem Eisrrbahnunfoll Verunglückten wird mit aller denkbaren Kraft sortgrorbritet. Die Beerdigung der Tobten wird morgen vormittag in der feierlichsten Weise auf dem Friedhöfe von Lrrhowitsch stattfinden. Pesth, Donnerttag, 12. November. (Corr.-Bür.) Dir Magnatentafel nahm in der Generaldebatte die Feuilleton. K. Hoftheater. 13. November. In der gestrigen Vorstellung von SchiUer's „Don Carlos" gastirte Herr Friedrich Mitterwurzrr vom Theater in Graz in der Titelrolle. Herr Mitterwurzer ist durch äußere Wohlerscheinung, durch rin schönes tonvolles und doch biegsames Baritonorgan und durch entschiedenes Talent außerordentlich begünstigt. Für die künstlerische Ver- wcrthuna dieser trefflichen Mittel ist er, trotz einer im Allgemeinen für Ausdruck und Sprache gut vorgeschrit tenen Ausbildung, noch auf den Weg angewiesen, der keinem guten Schauspieler erlassen blieb: strenge Stu dien. Er giebt ein Ucbcrmaß von Betonunsten, wo durch die Zahl der falschen natürlich gemehrt wird; er spricht einzelne Redetheile mit Intelligenz, warmer Empfindung, oft mit sehr wirkungsvoller Modulation und Wahrheit des Ausdrucks, sein Vortrag ist aber ungleichmäßig, zeigt sich schwach in der Gliederung, Gruppirung der Rede, in der Gesammtbehandlung und Durchbildung der Declamation. Gang, Haltung, Be wegung besitzen Anstand und eine gewisse natürliche Sicherheit und entschiedene Lebendigkeit, aber das Spiel ist überladen: Aeußerlichkeit und Manierirtheit — auch im Gesichtsausdruck — treten auffällig hervor. Der Gast hätte vor Allem zu verlernen, zu viel geben zu wollen, dem Drange nach Effect zu erregbar nachzu gehen. Dafür ist besonders fördernd die Beschäftigung im ConvrrsationSstück, das vom Schauspieler feine gei stige Belebung des Dialogs, Natürlichkeit und Maß- hglten verlangt. Uebrigens gab Herr Mitterwurzer den Carlos zu kräftig und energisch im Grundton. Des Carlo- lei denschaftliche Ausbrüche sind mehr auslodernd aus krank hafter Stimmung, seine Bitterkeit verletzt weniger An- Grundprioripien der neuen Eivtlproeeßordnung mit einigen Mvdifieationeu an. Zn der Sperialdebatte erheb sich eine längere Dilrusston über die geistlichen Ehegerichte, da die pretestantischen Mitglieder beson dere Ehegerichte für dir Peotrstaaten und Zudea wün schen, womit sich der Erzbischof Hahnald einverstanden erklärt. Morgen wird dir Debatte fortgesetzt. Da» Unterhaus nahm dir Ersatzwahl für dir Drlrgatioa vor. Hierauf wurden mehrere Eapitel de» Budget» pro 1869 angenommen. Paris, Donnerstag, 12. November, Abend«. (W. T. B.) Der „Etrndard", die „Patrie" und dir „France" dewrntirru dir Nachricht drr Wiener „Presse" über angeblich zwischen den Mächten schwebendr Bcr- Handlungen behufs Revision de» Pariser Vertrag» vom Zähre 1856 (und zwar wegen der Bestimmung be züglich der Süzeränetät der Pforte über die Donau fürstenthümer). Die „France" sagt, c» heißt die fran- zäfische Regierung beleidigen, wenn wir die Ver- muthung aufkommcn ließen, sie könnte die Jasragr- stellung irgend welchen Theile» de» Pariser Vertrage» erlauben. Dieselben Blätter dcmentiren eine Mel dung des „Wiener Tageblattes", betreffend dir an geblich bevorstehende Proclamirung drr rumänischen Unabhängigkeit. Madrid, Donnerstag, 12. November, Abends. (W. T. B.) Dir „Gaceta de Madrid" meldet, daß auf die neue Anleihe in der Hauptstadt 3.009,800 EScudoS (1 Escudo — 10 Realen oder 2 Frcs. 70 Cent.), in den Provinzen 1,492,800 ESrudo» gezeichnet wor den find. Drm „Zmpareial" zufolge hat dcr Finanzminister mrhrrrn hiesigen Bankier» befriedigende Erklärungen über die Finanzlage gegeben und versprochen, die neue Anleihe keiner 5 procentigrn Steuer zu unterziehen. Stockholm, Frritag, 13. Novrmbrr. (W. T. B.) Die Häfen von Hoparanda, Pitca, Lulra und Ekel» leftra sind zugefrorrn. Tagesgtschichtt. Dresden, 13. Novrmbrr. Zu Ehren des heutigen Geburtstages Ihrer Majestät der Königin Amalie fand hier Morgens große Reveille der Militärmusik statt. (Am königlichen Hofe wird das Geburtsfest Ih rer Majestät der Königin Amalie wegen des auf den 13. November fallenden Sterbetages Allerhöchstdero Mutter, Ihrer Majestät der Königin Karoline von Bayern, stets am 10. November, dem Vermählungstage Ihrer königlichen Majestäten, mitgefeiert.) * Berliu, 12. November. Das Abgeordneten haus war heute Mittag in einer zweistündigen Sitz ung versammelt*). In derselben zeigte dcr Präsident u. A. an, daß übermorgen (Sonnabend) mit der Vor- derathung des Budgets begonnen und dann in drei Sitzungen (am Dienstag, Donnerstag und Freitag) jeder Woche fortgrfahren werden soll. — Der Antrag des Abg. Wölfel, betreffend die Aufhebung des Ehe verbots wegen Ungleichheit des Standes, wird zur Schlußbcratbung gestellt (Referent Lampugnani, Cor- referent Lesse). — Der Cultusminister v. Mühler bringt vier das Volksschnlwesen betreffende Gesetzent würfe ein: 1) ein Gesetz über die Einrichtung und Ver waltung der öffentlichen Volksschulen (eine Umarbei- beitung dcr in voriger Session im Herrenhause einge brachten Vorlage); 2) ein Gesetz, betreffend die Auf hebung des Art. 25 dcr Verfassung, welcher die nnent geltliche Erthcilung des Unterrichts in der öffentlichen Volksschule als Princip ausspricht. Die Summe, welche *> Ein Telegramm über diese Sitzung, ausgegebcn iir Berlin 2 Uhr 6 Min., ist in Dresden erst 5 Uhr >5 Min., leider zu spät für unser gestriges Blatt, eingegangen. Auch ein Telegramm mit Wiener Nachrichten, ausgegeben in Berlin Mittags 1 Uhr 28 Min , kam gestern erst nach 4 Uhr, als der Druck des Blattes bereits begonnen hatte, in unsre Hände. Zwischen Berlin und Leipzig scheint die Beförderung der De peschen sich weniger zu verzögern, denn in der unS vorliegen den „Leipziger Zlg " finden wir die uns gestern „zu spät" zu gegangenen Telegramme sämmtlich abgedruckt. D. Red. dere, als sein eigenes Gemüth. Dieser heißblütige Im ig- liug steht (so sagt Schiller selbst) am Hofe einsam und gedrückt, verliert sich in Träumen, in müßiger Schvvär- merei, in düsterer Schwermuth; krankhaft, ohne (Lnrr- gie, von schweren fruchtlosen Kämpfen ermattet, keines eigenen Aufschwungs mehr mächtig, trifft ihn die erste Liede und läßt ihn in schmerzhaft wollüstigem Zustande des Leidens hinstcrbcn. Diese fieberhafte Leidenschaft nutzt Posa begünstigend, um aus ihr neues Leben in den erloschenen Geist strömen zu lassen; hieran knüpft er seine politischen Ideen, seine Hoffnungen. Ohne auf die bekannte Vorstellung des Trauerspiels näher einzugchcn, seien nur die Leistungen der Fräul. Langen ha un (Eboli), Fräul. Ulrich (Königin) und des Herrn Dettmer (Posa) hervorgchoben. C. Banck. Historische Literatur. Ausgewählte Korre spondenz Napoleon s I. Mit Ermächtigung der zur Veröffentlichung derselben bestellten Staatscommission übersetzt von Heinrich Kurz. Erster Band. Hild burghausen, Verlag des bibliographischen Instituts. 1868. (8. Xll und 505 Seiten.) Dcr jetzige Kaiser der Franzosen hat sich bekanntlich um die Geschichts kunde cin großes Verdienst erworben, als er im Jahre 1854 eine Commission bestellte, welche beauftragt wurde, die vielfach zerstreute Korrespondenz seines Oheims zu sammeln und zu veröffentlichen. Seit 1858 bi» jetzt sind 23 schön auSgestattete Bände herausgegeben worden, welche Napoleon'- I. Briefe, Noten, Tages befehle, Proclamationen rc. vom 25. Oktober 1793 an bi- zum 30. Juni 1812 enthalten*). Von welcher Dir königl. Bibliolhek besitzt außer der gewöhnliche» Lusaabe noch ein Prachtexemplar dieser Sammloug in «in Geschenk de- Prinzen Napoleon als Schulgeld erhoben wird (etwa 3 Millionen in der ganzen Monarchie), könne vom Schulwesen nicht ent behrt und von Regierung und Land auch in irgend anderer Weise nicht gedeckt werden Die Freiheit, Schul geld zu erheben, müsse dem obligatorischen Charakter deS Art. 25 gegenüber gewahrt werden; das corrrcte Mittel dazu sei aber nur die förmliche Aufhebung des selben; 3) rin Gesetz über die Pensionirung und Pen sionsberechtigung dcr Lehrer und Lehrerinnen an den öffentlichen Volksschulen; dasselbe ist eine Wiederholung der in dcr vorigen Session dem Hrrrenhause gemachteu Vorlage, nur sind entsprechend den auf andern Gebie ten des Staatslebens allgemein im Wegfall gekommenen Penfionsbeiträgen, auch dic Lehrer von der Zahlung solcher Beiträge entbunden worden. Als Minimum der Pension sind 120 Thlr. für einen die volle Dienstzeit von 40 Jahren hinter sich habenden Lehrer festgesetzt worden; bet einem Einkommen der Stelle von 200 Thlr. soll eine entsprechende Erhöhung eintreten; Abzüge zu Gunsten des Vorgängers finden bei einem Einkommen der Stelle unter 200 Thlr. nicht statt; das Plus über 200 Thlr. verbleibt in zwei Drittheilen dem Nachfol ger. — 4) ein Gesetz über die Erweiterung und Um wandlung der Witwen- und Waisenkassen für Elemen tarlehrer; es ist aus dem Lehrerstande selbst dringend gewünscht worden, daß eine Erhöhung der Einkaufs- summc und dadurch dic Möglichkeit, höhere Witwen- pcnsionen zu zahlen, herbeigeführt werden möge. Das Gesetz enthält für die Regierung die Ermäch tigung, im Wege der Verordnung die betreffenden Kaffen unter Anhörung der Betheiligten zu reformiren. Dcr Herr Cultusminister begründete diese Vorlagen in einer längern Rede, welche er mit folgenden Wor ten schloß: „Diese vier Gesetze stehen unter einander in einem gewissen innern Zusammenhänge. Sie sind nicht das in der Verfassungsurknndc bezeichnete Unterrichts gesetz, sie enthalten aber einen sehr wesentlichen Theil eines solchen, und wenn es möglich ist, über diese Vor lagen eine Vereinigung der legislativen Factoren zu erreichen, so wird damit für das Ziel, welches die Ver fassungsurkunde stellt, cin wesentlicher Schritt vorwärts gemacht sein." — Las Haus beschloß, die Vorlagen der durch 7 Mitglieder zu verstärkenden Unterrichts commission zu überweisen. — Der Minister für die landwirthschaftlichen Angelegenheiten, v. Selchow, legte zwei Gesetzentwürfe vor, betreffend die Zusammenlegung der Grundstücke im Bezirke des Justizsenats von Ehren- breitstein, und betreffend die Bildung von Waldgenos- senschaften. Beide Entwürfe wurden der um 7 Mit glieder zu verstärkenden Agrarcommission überwiesen. Das Haus trat demnächst in den ersten Gegenstand der Tagesordnung ein: Interpellation des vr. Löwe: „Be absichtigt die k. Staaisregierung, die gegenwärtig mit Rußland bestehende Cartelconvention von 1857 zu er neuern oder nach ihrem Ablauf durch eine ähnlichen Inhalts zu ersetzen?" Der Finanzminister Frhr. v. d. Heydt erklärte hierauf: „Die Staatsregierung glaubt Anstand nehmen zu sollen, über die in dieser Interpel lation angeregte Frage, welche wichtige Beziehungen zu einer befreundeten Nachbarmacht berührt, schon jetzt in eingehender Weise sich zu äußern; sie muß es sich daher für heute versagen, die Interpellation zu beant- wotten." Nach einer Bemerkung des Präsidenten und des Interpellanten gab dcr Finanzminister die Erklä rung ab: Ohne Weiterm Vorzug»eisen, habe ich für heute die Beantwortung der vorliegenden Interpella tion ablchnen wollen. — Der nächste Gegenstand der Tagesordnung betraf Wahlprüfungen. — Darauf schritt das Haus zu der Schlußberathung des Gesetzentwurfs wegen Aushebung des Zollerlasses bei dcr Verzollung fremder Waaren auf den Messen zu Frankfurt a. O. Der Verhandlung wohnten als Ncgierungscvmmissare der geh. Oberfinanzrath v. Henning und der Regie- rungsasscssor Niebcrding bei. Drr Referent vr. Becker begründete seinen Antrag, dem vorstehend bezeichneten Gesetzentwürfe die verfassungsmäßige Zustimmung zu ertheilen. Diesem Anträge trat das Haus ohne De batte bei. Bedeutung diese Sammlung für den Historiker ist, braucht nicht auseinandergesetzt zu werden. Für jedes Stück Ge schichte, selbst für die Lebensbeschreibung eines nur einigermaßen bedcutendenMenschen geben Briefe, nament lich die nai» geschriebenen Briefe öfters erst das rechte Licht zum Verständniß drr Entwickelung der Begeben heiten, und von welcher Wichtigkeit muß eine solche Illustration bei dem Leben des Mannes sein, der, weil er so gewaltig wie seit dem 16. Jahrhunderte Keiner seine Zeit umgcstaltet hat, unser größtes Interesse in Anspruch nehmen muß und dcr, so wenig wir Deutschen ihn lieben können, dennoch uns zur Bewunderung zwingt, ja dadurch, daß er wider seinen Willen die spätere, namentlich jetzt den Franzosen so unbequem gewordene Regeneration unsers Vaterlandes veranlaßt hat, ge wissermaßen unsrer dankbaren Erinnerung werth ist. Für das ernste Studium der Geschichte ist mit drr französischen Publication Genüge geleistet, und wer solche ernste Geschichtsstudien treibt, wird die fran zösische Sammlung nicht zu weitläufig finden und diese Briefe nur im Original lesen wollen. Ob er eS auch kann, davon wird iin Ernst nicht die Rede sein können, denn wer sich mit moderner Geschichte gründlich be schäftigen will, muß französisch lesen können. Es -iebt aber doch verständige und gebildete Leute, die nicht französisch lesen können, welche zur Unterhaltung Ge schichte treiben, und für diese — denn ein anderes Pu blicum kann sich Referent nicht denken — hat das in- bustriöse bibliographische Institut mit Erlaubniß der französischen Herausgeber die deutsche Uebersetzuna einer Auswahl jener Briefe zu drucken begonnen, welche dem «den erwähnten Publicum mit gutem Gewissen empfohlen werden kann. Die Berlagshandlung hat dafür einen joliden Uebersetzer gewonnen, den al- überaus fleißigen Literarhistoriker rühmlichst bekannten Heinrich Kurz. — (N.-Z.) Der Ministerpräsident Gras DiSmarck kehrt, wie aus Varzin gemeldet wird, am l. Dcccmber von dort nach Berlin zurück. — Aus Zürich vom 10. d. berichtet die „N. Z. Z.": Ihre Maj. die Königin- Witwe von Preußen hat gestern auf ihrer Durchreise nach Vevay und Mentone dem Züricher Unterstützungs- comite zu Gunsten der Wasserbeschädigten 2000 Frc-. übermacht. * Wie»daden, 12. November. (Tel.) Der Cvm- munallandtag hat das Gesetz, welches die commu- nalständische Verwaltung regelt, mit wesentlichen Ab änderungen angenommen. Namentlich wurde die stän dische Gliederung des Landesausschusses, sowie die königliche Bestätigung des LandeSdirectors abgelehnt, und der Antrag, daß der Vorsitzende des Landtags künftig nicht durch den König ernannt, sondern von der Versammlung gewählt werden solle, angenommen. * Rendsburg, 12. November. (Tel.) Im Provin ziallandtage wird hellte die Schlußberatbung über die Städteordnung nach langer und lebhafter Debatte erledigt. Sämmtliche von dem Ausschuß gestellte Amendements wurden mit großer Majorität genchmigt und der modificirte Gesetzentwurf mit allen gegen zwei Stimmen angenommen. - Laut eines dem königlichen Landtagscommissar vom Ministerium des Innern zu- gegangenen Schreibens ist genehmigt, dafi eine aus drei Landtagsmitgliedern bestehende Commission er wählt werde, um mit der Staatsrcgierung über eine dem nächsten Provinziallandtage zu machende Vorlage, betreffend die Anweisung von Staatsmitteln zu Prv- vinzialzwccken zu verhandeln Arolsen, 4. November. Der „K. Z." schreibt man: Herr Geh. Rath Wiese beehrte vor einigen Wochen unsre Residenz mit einem Besuche, um die diesige höhere Bürgerschule zu revidircn, namentlich in der Ab sicht, zu ermitteln, ob derselben das Recht crtheilt wer den könne, Qualifikationsatteste zum einjährigen freiwilligen Dienst auszustcllen. Die Revision ergab bezüglich der Frage, um die es sich handelte, cin gün stiges Resultat; es wurde dies an bedeutsamen Stellen von Herrn Wiese selbst mehrfach auf das Bestimmteste ausgesprochen. Kurz darauf erhielt dcr Gemcindcrath ein bestätigendes Schreiben des Landesdirectors, Herrn v. Flottwell, mit der Aufforderung, nunmehr zu der Wiederbesetzung der erledigten Stelle des Direktors der Schule zu schreiten, da die Erthcilung des fraglichen Rechtes gesichert sei. Die Wahl fiel auf eine durch literarische Thätigkeit in weitern Kreisen bekannte, durch Wissen, Liberalität und Charakter im Heimathlandc all gemein geehrte Persönlichkeit. Nach kurzer Frist langte ein Schreiben von Berlin an, welches zwar höchst rück sichtsvoller Weise Herrn v. Flottwell nicht insoweit desavouirt, daß es sagte, derselbe habe gelogen, ihn aber doch indirekt eines JrrthumS zeiht. Die Acuße- rungen »es Herrn Wiese (und damit das, sic dem In halte nach wiedergebende Aktenstück v. Flottwell's), heißt es in dem Berliner Schreiben, seien zu günstig aufgefaßt worden, und die gedachten Befugnisse könn ten der Schule nur dann einyeräumt werden, wenn die Stadt auf ihr Präsentatlonsrecht verzichte, einen tüchtigen Mann von auswärts berufe und noch einige andere Vorschläge befolge, denen man uachrüh- men muß, daß ihre Ausführung viel Geld kostet und zwar nicht von Preußen zu zahlendes. Der Arolser Gemeindcrath steht, wie es scheint, jetzt mit Bewußt sein vor einem Handel, wo es auf der einen Seite das Präsentationsrecht, auf der andern Seite die be reits von kompetenter Persönlichkeit für nicht verwei- gerlich erklärte, für unser Land höchst wichtige Berech tigung zur Ausstellung von Oualificationsattcstcn gilt. Bremen, 11. November. (Wes.-Z.) In der heutigen Bürgerschaftssitzung lag eine Mitthcilung des Senats in Betreff dcr „Bremer Nachrichten" vor. Der Senat lehnt den Antrag dcr Bürgerschaft, daß die Art der fernern Vergebung dieses BlatteS vor Ablauf des jetzigen Vertrags von ihrer Zustimmung abhängig ge macht werde, ab und führt aus, daß cs sich nach Ab- Dieser giebt im ersten Bande „die ausgewäblte Kor respondenz Napoleon's" in lesbarer Ucbcrsetzung der Briefe bi» zum Februar 1798, ungefähr etwas über den fünften Theil der in diesen Zeitraum fallenden Briefe des Originals. Die Auswahl ist im Ganzen mit Tact gemacht, und der Geschichtsfreund erhält da mit ein treues Bild der großartigen genialen Thätig keit Bonaparte's (so zeichnet er sich statt Buonaparte) zum ersten Male unter einem Briefe vom 24. März 1796) während des italienischen Feldzuges bis zum ' Frieden von Campo-Formio, in welchem Feldzuge Na poleon, der sich erst eine Stellung machen mußte, im Kampfe gegen die Großmächte, gegen die Parteien in Frankreich und Italien, gegen das Mißtrauen seiner Regierung und seiner neidischen Gegner, bedingt durch Mangel und Noth jeder Art, durch Spitzbüberei, Un fähigkeit und Verrath im eigenen Heere sich so groß artig zeigt, daß »cm Referenten sein ganzes späteres, die damalige Welt zertrümmendcs Wirken dagegen min der glänzend erscheint. Er ist schon hier der große energische Staatsmann und Feldherr mit umfassenden weitem Blick und genialer Voraussicht der Zukunft im Großen und mit umsichtiger Fürsorge für alles Ein zelne und scheinbar Kleine, was den Menschen lieb ist und seine eigenen Zwecke fördert, aber in drr wunder bar raschesten Entwickelung fertig und gerüstet zu Tage kommend, wie Pallas aus dem Haupte de- Zeus, ge gen eine damals noch mächtige Welt, welche sich dem nachher so schnell zum Ersten Gewordenen auf eine lange Zett willig unterwerfen mußte.*) Oz. . *) Ich füg« noch die Not,» bei, daß Bonaparte in einem Briefe vom >l. Oktober an da« Direktorium schreibt, die Lombarden hätten al« RaUonalfarbeo grün, weiß, roty ge wählt. So entstand also die italienische Trikolore »wenig spä ter al» die frantösische.