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Dresdner Journal : 07.11.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-11-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186811072
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18681107
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18681107
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1868
-
Monat
1868-11
- Tag 1868-11-07
-
Monat
1868-11
-
Jahr
1868
- Titel
- Dresdner Journal : 07.11.1868
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Sonnabend, den 7. November. W2SS Idmnmar»t»»rr1se I»?r,u»«>» tritt jiltirliek S 1AIr. 8t-mv«Ir^dUUr, «u,,erd»Ib ä«, Xorää. ko»t unä lw »«rSä. Lit»L«: ?!tt>rliek: 6 tklr.— Xxr ^iikrUvk: 1 „ Id „ d^uTtlick:— „ td » LturetusXuouvero: l ., »afrratenprrtsr: kür ü«o U»tiu> einer xsepeltenen 2eU«: 1 X^r. ^'„t«r üie 2eU«: d X^r. LrfchKnru: VS^Ned, mit ^aenedni« äer 8000 nnä keiert«^«, ^denü» kür äeo kol^enäen t»x. Dres-nerIMmal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. I8«8. raseraltnaanahm» auswärt«: LeixilA: k» LeLKverarre», Lollilniieloallr ä„ vreeüaer ^ourael»; «keiiü»».: kl. Lxoi.i», rwo«» k'uxr; 8ewdar?-8»rU»- Vt«»-l.«ip»i,-»»».i-rr»»KXu1 ». «.1 ltne>,«»r»ia L Voat-H», Lerlla. liaoeive eeti« Luekk., iiaritaiiritlt'» Lureau, ttuvol-eu dlus»,; »rew«»: X. »cill-orrit, Lreeieu: l.. 8rL?iuicrt's Xitvoneeuüurettli, L kaevao; kr»Lickurt » Bl. . ; Lala: ^v. ÜLl»-al!>«. k»ri,: kl^v^», Nul.,.,«« Sito., (8, kiece ä« I» Loures); kr»^^ r«. k!nul.tt.>t e UttciUuj VI«»: Oerel.,«. Herausgrder: LLuijxl. Lapeäitloa üe» lkreeüner ^ourllel», vreeüen, Llarieuetr»»»« Xo. 7. Nic!jiam1!icher Theil. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Freitag, 8 Novrmber, Nachmittag». (W. T B.) 3» der heutigen Sitzung de» Abgeordneten haus»« üderrrichte der Finauzministtr Frhr. v. d. Heydt da» Budget. Dasselbe beziffert da»Deficit anf.5,200,000 Lhlr., wosür Deckung vou deu mit deu ueurn Lan- deSlhkileu überkommenen 33,600,000 Tblr. g»nom- mei! und ein Sarantirgrsetz vorgrlegt wird. Der Finanz- ministrr erklärt, wenn nicht eine Verminderung der Matri- rularbeilrägr und eine Hebung de» Verkehr» rintrete,so sei im nächsten Jahre ein Steuerzuschlag undermeidlich. Der Etat schließt ab mit 167,597,460 Thlr. lgrgen daS Vorjahr saft 8 Millionen wehr). Der Etat verlangt dir Erneuerung von 13 Millionen Schatzscheinen, von drneu IN Millionen sür den Krieg im Jahre 1886 und 3 Millionen sür den ostprcußischrn Nothstand au»- gegtben worden find. Da» Hau» beschließt Borbr- rathung de» Etat». Zu den Vorlagen des Finanzminister» gehört die Beschlagnahme des Vermögen» de» Kurfürsten von Heffen. Der Minister erwähnt hierbei dir Drakschrist de» Kursürsten. Hannover, Donnerstag, 5. November, Nach«. (W. T. B.) Rudolph v. Bennigsen ist vom Provin ziallandtage mit 53 gegen 12 Stimmen zum Lande»- dirrrtor gewählt; zu Landesräthrn wurden vr. König (Osterode) mit 62 gegen 6 Stimmen und Bürger meister Hugenberg mit 35 gegen 33 Stimmen gewählt. RrndSburg, Donnerstag, 5 November, Nach mittag». (W. T. B.) Im Prooinziallandtage wurde heile bei der Schlußbrrathung der Vorlage, betreffend die Gewährung von Diäten, der Antrag de» Ausschusses auf Bewilligung von 3 Thlr. Diäten einstimmig an- nommeu. München, Freitag, 6. November. (W. T. B.) Es wird hier versichert, daß Orsterrrich dri der bevor- stehrndr» Liquidation de» beweglichen BundeSeigen- th«m» seine Ansprüche auf da» unbcwegltchc FrstungS- e <,e>i!hum wieder in Erinnerung bringen werde. Wirn, Donner-tag, 5. November, Abend». (Tel. d. Boh.) In der heutigen Sitzung des Abgeord netenhauses wurde die Debatte über den Gesetzent wurf, drtnfsind dir Verhängung von Ausnahmrzu- staaden, fortgesetzt. Toman spricht gegen die §tz 10 und 11 des Aus- nahmcgcsctzes. — Kuran da beantragt folgendes Amendement zu 8 11: „Im Hall ein Haus des Reichsrachs die getroffene Ver fügung sür unqereäufertiat erklärt, sind die Aasnahmemrß- regeln sofort außer Wirksamkeit zu scheu " Er sagt: Wäre die gegenwärtige Negierung gesichert, so wäre nichts zu befürchten, aber wer sichert die Zu kunft? Ein Mißtrauensvotum und die Ministerver antwortlichkeit bieten keine genügenden Garantien; ob wir nach dem neuen Wehrgesetze noch das Reckt ter Necrutenlnwilligung haben werden, ist zweifelhaft, die Steuerverwcigcrung aber ist ein extremes, gegen die Existenz des Staates gerichtetes Mittel. Tas Amen dement wird von der ganzen Linken, der ganzen Rech ten und einigen Mitgliedern des Centrums unterstützt. — Pratobevera warnt vor einer Vermengung der cvnstitutionellen Gewalten und beantragt folgende Fassung: „Das Ministerium hat über die Ausnahmeverfügungen bei sonstigem Erlöschen der getroffenen Verfügungen dem Reichs rat he, wenn er versammelt ist, sofort — außerdem aber so gleich bei dem nächsten Zusammentritt, und zwar zunächst dem Abgeordnetenhaus«: in der ersten Sitzung unter Dar legung de, Gründe Rechenschaft zu geben und die Beschluß fassung des Reichsrathes einzuholen." Dcr Antrag wird unterstützt von den Böhmen, vom Ccntrum und dcy Ministern. — Kaiser spricht für Kuranda.— Skene sagt: Wir fallen von einem Jam mer in den andern, weil das persönliche Sysllm noch fortregicrt. Das persönliche System stürzte Bach und Schmerling, wird auch dieses Ministerium stürzen. Hat Bach je die Interessen der Länder so verletzt, wie es jetzt geschehen? Wir haben einen Schcinparlamenla- riemus, ein Parlament ohne Rechte, eine Abstimmungs maschine. (Widerspruch von der einen, Beifall auf der andern Seite.) Durch das Wehrgesetz wird die Rc- crutcnbcwilligung aufgehoben; Alles wurde uns ge nommen. Durch ;das Amendement Kuranda's werde der Regierung nur ein Dienst erwiesen. — Tinti spricht für Pratobevera, Schindler für Ku randa; Ryger sür und Hanisch gegen Prato bevera. — Minister H e r b st erklärt sich für Pra- tobevera's Antrag und widerlegt alle andern Argu mente in ausführlicher Rede. — Minister Berger antwortet Skene, er weist die Angriffe auf das per sönliche System entschieden zurück und nennt die Bor würfe Skene's leichtsinnige Phrasen. — Skene erwi dert, das sei unparlamcntarisch; kein Minister habe das Recht, so zu sprechen. (Zustimmung, Widerspruch.) — Der Präsident tadelt das Benehmen Skene's. — Minister Berger erklärt sich hiermit zufrieden. Bei namentlicher Abstimmung wird Kuranda'» Amendement mit 78 gegen 76 Stimmen verworfen. Tie Böhmen, da» Centrum und rin Theil der Lin ken bild n die Majorität. Pratobevera » Antrag wird dann einstimmig genehmigt und da» Gesetz in dritter Lesung angenommen. Nächsten Sonnabend und Montag hält da» Ab geordnetenhaus keine Sitznngrn, von Dienstag bi» Freitag werden Morgen- und Adendsitzungcn stattfin- den, in welchen das Wehrgesetz debattirt werden wird. Dann wird das Haus bi» zum 10. December vertagt. An Stelle de« Grafen Ludolph ist Baron Brenner- Felsach zum österreichischen Generalkonsul in Warschau ernannt worden. Pesth, Donnerstag, 5. November. (Corr.-Bür.) Die sechste Sektion der DeputirtkNiascl wird ans An trag Deal'» einrn von dem Kerkapoli Horvat'sche« Elaborate abweichenden Gesetzentwurf über die Gleich berechtigung der Nationalitäten eindringrn, der auch die Vertreter der Nationalitäten befriedigen durfte. Pari», Donnerstag, 5. November, Aaends. (W. T. B.) Der Kaiser und die Kaiserin haben sich heute nach Compidtne begeben. Das Jour"al „Droitmeldet die Einleitung einer gerichtlichen Untersuchung wegen v«r jüngsten Kund gebungen auf oem Kirchhofe Montmartre. Ebenso sei gegen vie Zeitungen ,,Avenir national" und „Rroeil" wegen Eröffnung eiuer Subskription zu riuem Dent« mal Baudin's (vgl. unter „Tagesgeschlchte") »ine Un tersuchung eingeleitet wordrn. St. Petersburg, Donnerstag, 5. Oktober, Vorur. (T. B f. N.) Tic Zeitung ,,Moskwa", das Organ der Pansluwistrn, hat eine dritte Verwarnung erhalten und ist auf sechs Monate suSpendirt wordrn. Al» Grund dieser Maßregel ist anzugeben, daß die Zeitung Ten denzen ve,breite, welche unvermeidlich Frindschaft un, ter der Bevölk rung und Erbitterung gegen die Thist tigkeit der Regierung Hervorrufen muffen. New-Porl, Dienstag, 3. November. (W. T B.) Grant und Colfax wurden im Staate New-Porl ge wählt.*) Die Republikaner siegten in allrn Nord- staaten. *) Hierdurch erhält das gestern mehrerwähnte, am 4 No vember Abends in Berlin abgelassene Telegramm des „T. B f. N", welches aus New-Aork vom 4. November Morgens meldete, „Grant ist zum Präsidenten, Colkax zum Viccpräsi- deuten gewählt", seine Erklärung. Es handelte sich dabei eben lediglich um den Ausfall der Wablen des Staates New-Pork, dessen Meldung um deswillen von besonderm Jntcreße war, weil in der Stadt New Kork sich die Majori tät der Wähler sür den Eandidaten der demokratischen Partei, Seymour, erklärte. „Gewählt" wurden jetzt überhaupt nur die Wahlmänner zur Präsidentenwahl ', letztere selbst wird sormell tvon Seiten der Wahlmünner durch Einsendung versiegelter Stimmzettel an den Präsidenten des Senats) erst ansaegS December vollzogen, doch unterliegt es, wie auch „Wvlss's Tel. Bür." gestern gemeldet, nach den bisherigen Waklmänner- ergebnissen jetzt ke nem Zweifel mehr, daß der Eaudidat der re publikanischen Partei, General Grant, zum nächsten Präsiden ten gewählt werden wird und bereits als solcher betrachtet werden darf Die hiesige „Coust Zig", welcher das unrichtige Telegramm des „T. B. f. N " cbensallS am t. November Abends zuge- fandl woiten ist. hat das schnelle Eintreffen desselben als ein „Wunder" zum Gegenstände eines Leitartikels gemacht. Wenn übrigens die „Const. Ztg." hieibei durch den Umstand, daß das betreffende Telegramm von Berlin nach Dresden „nur 4 t Minuten" in Anspruch genommen, sich veranlaßt sühll, .,der Telegraphie des Norddeutschen Bund s" ihre Anerkennung auSzuspiechen, so will uns bedünkeu. daß zur Kundgebung dieser Anerkennung der Tag vorher etwas bester geeignet ge wesen wäre, wo das nahe an Worte zählende Wolff'sche Telegramm mit der Nachmittags l Ubr in Berlin gehaltenen Thronrede schon kurz nach 2 Uhr vollständig und fehler frei in Dresden vorlag', es war dies eine wirklich großartige Leistung ..der Telegraphie des Norddeutschen Bundes" und verdient jedenfalls mckr „Anerkennung", als die Telearaphi- rung eines einfachen Telegramms von Berlin nach Dresden in „nur 4t Minuten". D Red. Ntw-Pork, Mittwoch, 4. Novrmbcr. (W.T. B.) Nach dim jktzt vorliegenden Enbrrsultat der gestrigen Wahlen Haden sich 25 Staaten mit 2N6 Wählst mmen für die rkpudlikanifchen Candidaten Graut und Colfax, und 8 Staaten mit 88 Wahlstimmen für die demo kratischen Eandidaten Scymour und Blair erklärt. (Hiermit stimmt auck das neueste, iu der „B. B. Z." enthaltene Telegramm des „T. B. f. N." überein, wel ches lautet: „New-Port, 5. November, Vormittags. Den vollständigen Berichten zufolge sind die Wahlen von Grant und Colfax zur Präsidentschaft gesichert durch die Entscheidung von 25 Staaten mit 206 Wahl stimmen. Für Scymour und Blair haben sich 0 Staa ten mit 88 Wahlstimmen) erklärt." Dresden, 6. November. Ueber die Thronrede, mit welcher König Wil helm am 4. November den preußischen Landtag eröffnet hat, schreibt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung": „Die Thronrede wird nach den verschie densten Leite» mit großer Befriedigung ausgenommen werden. Vor Allem ist cs der friedliche Charakter, welcher dieselbe auszcichnet. Und dieser Charakter tritt in so unzweideutiger Weise hervor, daß iu der That eine Art von Mauie dazu gehört, wen» mau trotzdem fortfabren sollte, durch Kricgsbcfürchtungcu noch ferner sich beirren zu lassen. Endlich dürste dcch au der Zeit fein, daß man sich den Unterschied verständlich mache, welcher zwischen einer an so verantwortlicher Stelle gehaltenen Thronrede und jenen müßigen Redensarten besteht, die tyeils auf die Neuigkeitssucht des Zcitungs- publicums spcculircu, theils geradezu den Zweck haben, irgend einer Börscnepcratiou zu dienen. Was denjenigen Theil der Thronrede betrifft, welcher sich mit den inncrn Angelegenheiten beschäftigt, so ist gegründete Aussicht Vorhemden, daß das durch unvorherzuschcndc Ausfälle iu der Einnahme entstandene Deficit ohne Anwendung einer Stcuercrhöhung gedeckt werde. Es scheinen also die Spcculationcn, welche einige liberale Organe mit der „Noth" der Regierung zu treiben gedachten, jedes realen Anhaltepunkles zu cutbehreu. Von besonderer Wichtigkeit dürften die Vorlagen über Acnderungen in der Venvaltung fein. Nachdem die Staatsregierung durch ihre den Provinzialständcn der neuen Provinzen gemachten Vorlagen, wie ja auch von liberalen Blättern anerkannt ist, den Beweis geliefert hat, daß es ihr mit der Selbstverwaltung aufrichtiger Ernst sei, wird man nnumchr, da von der Thronrede auch die Orga nisation der Kreisvcrsassung hervorgchoben ist, hoffent lich auch die letzte» i» dieser Richtung etwa noch ge hegten Zweifel schwinden sehen."— Tie „Neue Preu ßische Z eitun g" sagt: „An die Erörterung der Finanz lage knüpft sich in der Thronrede der Hinweis ans die Erwägungen, deren Gegenstand „ „die Fortbildung der Verwaltungscinrichtungcn"" gewesen ist, und voraus- sichtlich wird dieser Gegenstand anch den Brennpunkt der parlamentarischen Bestrebungen abgcben. Ange sichts der in Betreff dieser Frage so weit auseinander gehenden und sich krcuzrndcu Forderungen, Voraus setzungen und Erwartungen, empfinden wir eine große Bcfricdigung bei der Versicherung der Thronrede, daß die Entscheidung nicht aus abstractcu Theorien hcrge- nommcn werden soll, daß es nicht die Absicht sei, „„die bisherigen Einrichtungen, denen Preußen zum große» Theile sein Gedeihen verdankt, zu erschüttern oder aufzulösen, ehe anderweitc lebensfähige und Er folg versprechende Institutionen geschaffen sind." " Wir waren niemals in Zweifel darüber, daß eine Ueber- tragung einzelner Zweige der öffentlichen Thätigkcit allmählich in communale und pivvinzielle Selbstver waltung übergehen müßten, sobald die entsprechenden Organe vorhanden wären; und wir finde» es insofern naturgemäß, daß zunächst mit „ „Fortbildung der Kreis verfassung"" der Anfang gemacht werde.... Hinsicht lich der äußer» Politik folgt da»» die Versicherung, daß die „„Beziehungen zn den auswärtigen Mächte» nach allcnSeitcn hin befriedigend und freundschaftlich sind"". Dieses Wort des Königs ist uns eine beruhigende Bürg schaft des Friedens und wird umsomehr zur Befestigung des allgemeine» Vertrauens beitragen, indem es zu gleich in die Zukunft reicht: denn der König ent nimmt zugleichaus de»„„Gesinnungen dcrSouveräne"". wie ans „„dem Friedensbedürfniß der Völker"" die Zuversicht, „„daß die fortschreitende Eutwickelung des allgemeinen Wohlstandes nicht nur keine materielle Stö rung erleiden, sondern auch von jenen Hemmungen und Lähmungen wird befreit werden, welche grundlose Befürchtungen und deren Ausbeutung durch die Feinde des Friedens und der öffentliche» Ordnung ihr nur zu. oft bereiten"". Wir wünschen dringend, daß diese Hoffnungen erfüllt werden mögen." — Zu dem bereits erwähntcu Artikel der „Prov.-Corresp." über die par lamentarische Redefreiheit bemerkt heute die „Neue Preußische Zeitung: „Wir gehen für heute nicht näher auf die Sache rin. Daran aber — dos müssen wir doch sofort sagen — wird kein conseiva- tiver Man» auch nur denken, daß der betreffende Ar tikel der Verfassungsurkunde nach dem Sinne bez. den Deereten der Herren Lasker, Twesten nnd Genossen declarirt werden könnte. Die Herren könnten eben so gut beschließen, daß morgen derFlieder blühen soll." — Nicht so befriedigt von dem Inhalte der Thronrede sind die uns bis jetzt vorliegenden nichtministericllen preußischen Zeitungen. So sagt das „Frankfurter Journal" unter Anderm: „Was den politischen Theil »»belangt, so sind die Friedcnsversicherungcn darin immerhin erfreulich, um so mehr, als neben der Ge sinnung dcrSouveräne auch das Friedensbedürfniß der Völker als wichtiger Factor angeführt ist. Wir hätten nur gewünscht, größerer Denllichkeit halber bei der Stelle, welche die Zuversicht ausspricht, „„daß die fort schreitende Entwickelung des allgemeinen Wohlstandes auch von jenen Hemmungen und Lähmungen wird be freit werden, welche grundlose Befürchtungen und deren Ausbeutung durch die Feinde des Frieden- und der öffentlichen Ordnung ihr nur zu oft bereiten"", darüber aufgeklärt zu werde», wie dies geschehe» soll. Hätte die Thronrede z. B. an jener Stelle es ansacsprochen, daß dies am besten gesch he» kann dnrch Anfgcbcn des Zustandes des bewaffneten Friedens, durch eine um fassende und »anernde Reduction der Armee, so wäre nicht nur die Friedeuszuvcrsicht eine allgemeinere ge worden, sondern es wäre auch so manches Bedenke» über »ttsre fi»a»zielle Zuk»nft verschw»»den, welches der finanzielle Theil der Thronrede nicht zu beseitige» vermocht hat. Dieser finanzielle Theil der Thronrede ist für uns in diesem Angcnblicke der wichtigste, denn wir dürfen es nns nicht verhchlen: wir stehen an einem Wendepunkte unsrer Finanzverwaltung, wir stehen, wie dies ja auch die Thronrede zugiebt, vor einem Deficit, und in keinem Theile der Thronrede zeigt sich wohl eine so große Differenz gegen frühere Reden, als gc rade au dieser Stelle: Früher ausreichende Einnahmen und die Möglichkeit, ncue» und gesteigerten Anfor derungen bei de» Ausgaben Genüge zu leisten; heute thunlichste Beschränkung der Ausgaben und dennoch die Nvthwcndigkeit, außerordentliche Einnahmen zu schaffen." — Die „Kölnische Zeitung" schließt sich „aufs In nigste der Hofsnnng an, welche die Thronrede an ihrem Schluffe ausspricht" und bemerkt dann dazu noch: „Frei lich gehört zu dc» Hemmungen nnd Lähmungen der Feuilleton. K. Hoftheathrr. Donnerstag, den 5. November, wurden die Lustspiele „Richard's Wanderleben" und „Der Präsident" gegeben, und Herr Mar Schulz vom Wallnertheatcr in Berlin gab als Gast die in beiden Stücken verkommenden Schauspieldircctorcn Bock und Walther. Die erstere Nolle verträgt ein star kes Chargircn, welches Herr Schulz auch wohl ver wendete. Sein ragirendcr Thespiskarrcnführcr ergab in Gesichtsausdruck, Sprache und Action cinc höchst lächerliche und in ihrer drastischen Komik charakteristische Figur. Dabei hielt er das carikirte Bild in seiner einmal angenommenen Zeichnung fest, ohne cs durch ungehörige Zuthatcn zu stören und zu verwischen. Im zweiten Stücke, das viel Unverstand und Geschmacklosig keit auswendet, um als amüsante» Kern einige wirk same, auf Personenverwechselung beruhende Situationen herzustcllen, war nicht minder ergötzlich sein gcmüthlichcr Schauspieldirector, ein Pirnaer Kind: mit gctrcucm Lo- calcolorit und den eigenthümlichen lebenswahren Aeußr- rungen seiner Nationalität gegeben. Herr Schulz be sitzt ein gutes Theil jener persönlichen Korstfk, die unmittelbar wirkt; aber derartige kleine, chargirtr und episodische Rollen reichen nicht aus, um zu einem ge nügenden Urtheil über die Ausgiebigkeit seines Ta lents zu gelangen; es bedürfte dazu der Durchführung größerer derb komischer Partien, die sich zugleich in einem wohlgefügten Ensemble zu bewegen haben. Hinsichtlich der Darstellung des bekannten Lustspiels „Richard's Wanderleben" fei nur hervorgehoben, daß Herr Dettmer den braven leichtsinnigen Richard Wan derer mit gewinnender Liebenswürdigkeit und Heitrrkcit spielte; mit Wärme, die auS der schaujpielrrischen Phrase immer rrchtzeitig in wahre Empfindung überging, und zugleich leger und natürlich ohne durch starkes Mar- kiren auf virtuosem Effect auszugchcn. Iu, zweiten Stück gab Herr Meister den Sccretär Weber mit vor züglich getroffenem Ton. C. Banck. Dresden. Am 5. November eröffneten die Herren Nollfuß, Seelmann und Bürchl dcn Cyklus ihrer beliebten und ernst künftlcrisch gehaltenen Trio- sotrscn im Saale dcs „Hotel de Saxe". Die Herren Conccrtgcbcr brachten in bekannter trefflicher, sorgsam studirtcr und fleißig vorbereiteter Weise folgende Musik stücke zu Gehör: Trio in 6-moIl (op. 1) von Hermann Götz, große Sonate in sür Pianofortc allein von K. M. v. Weber, Trio in ks-llur (op 1 Nr. 1) von L. v. Beethoven. Schon früher haben wir in dcn Spalten dieses Blattes unsre Anerkennung darüber ausgesprochen, daß in den Triosoirecn auch Werke jüngerer, noch lebender Eomponislcn zur Aufführung kommen. Tie Herren Conccrtgcber scheinen an diesem lobcnswerthen Principe fcsthalten zu wollen, wie die Aufnahme dcs Trios von Götz ins Progravm ihrer crstcn Soiröe beweist. Die Besucher derselben haben dadurch die Bekanntschaft eines guten Musikstückes mehr gemacht. Soviel sich nach rinmaligcm Hören beurthei- len läßt, haben uns namentlich die beiden lctztcn Sätze dcs Trios angesprcchcn. Das Scherzo, infolge seiner geschloffenen frstcn Form in dcn Werkcn jüngcrcr Ecm- pvnisten gewöhnlich das gelungenste Musikstück, ist in der ersten Hälste unter Benutzung zweier graziöser Themas zu einem bübschen dreitheiligen Satze gestaltet, dem ein reizendes Trio folgt, in welchem drei Motive auftretcn und das Pizzicato bei Streichinstrumente recht wirkungsvoll verwendet ist. Der lctzte Satz, meist die Achillesferse nruercr Werke, ist frisch und rhythmisch belebt gehalten, wozu das erste Thema des Presto hin ¬ reichendes Material bictct. Manche interessante Züge zeichnen dicscn Catz in harmonischer und klanglicher Hinsicht aus, wie deun das ganze Werk freundliche Beachtung verdient, umsomehr, da dasselbe die Opus- zahl 1 trägt. Ter junge Eomponist, soviel wir wissen im Jahre 1842 geboren, lcbt als städtischer Organist in Winterthur. Fräulein Emilie Wigand nntcrstützte die Conccrtgcbcr durch dcn Vortrag mchrcr Licdcr von Schubert, Franz und Jcnscn. Tie geschätzte Cängcrin weiß ihre schönen Mittcl in durchaus künstlcrischer Weise zu vcrwcrthcu und bereitete so den Hörern einen ungetrübten Genuß. Auch ihr sci Anerkennung dasür ausgcsprcchen, Lieder von Franz nnd Jcnscn zrm Vor träge gewählt zn habcn. Tie neuere Licdlilcratur ist dem Dresdner Publicum, wenigstens im Ccnccrtsaal, nrch ziemlich fremd geblieben. Dresden. Acrztlicher Zwcigvcrein. Mcnats- vcrsammlung am 3. Ncvembcr. Nach Erlcdignng einiger geschäftlicher Angclcgcnheiten gab Vrof. Dc. Richter eine kurze Erläutcrung über die Hcrsllllungs- und Wirkung!weise, sowie übcr dcn Stutzen dcr von Herrn Otto Fahnert in dankcnswcrlher Weise im Versamm- lungslccale aufgcstelltcn und vor Beginn dcr Sitzung praktisch gcprüftcn Filtrirapparate sür Nutz- und Trinkwasscr, von denen namentlich die in Ern land hergestelUcn kohlehaltigen Filtrirsleinc Obe »ckc»:e<i cur- den nute» iilteru) bcachtungswerth erschienen. Ta der- glcichrn Filtrirapparate indeß selbstverständlich nur die mechanisch beigcmengten orgauischen Verunreinigungen, nicht aber di» chemisch aufgelösten abnormen Bcstand- iheile dcs Wasser- zu beseitigen vno ögrn, so könncn diesclben in Ermangelung ton Ouellwasser anch nur alS cin nicht zu veiwcifendes Pe Viatirnuttcl sür Ver besserung den. Trinkwasscr angesehen wcrdcn. Bei die ¬ ser Gelcgerehcit geschah auch dcs in der jüngstcn Zeit vollendeten neuen Filtrircanals der Wasser leitung zu Leipzig Erwähnung, welcher in einem Aufsatze des „Leipz. Tagrbl." vom 28. Octobcr d. I., Beilage 1, als eine Errichtung bezeichnet wird, „ver mittelst welcher allen Anforderungen in Bezug auf Production reinen und grsnndcn Quellwasscrs voll ständig entsprechen werden kann." Die neue Wafscr- lcituug sür Leipzig hat übrigens in dem letzten, über alle Maßen heißen und trockenen Sommer, so zu sagen, die Feuerprobe bestanden. Die Anlage soll, wie pro- jcctirt, in 24 Stunden das Maximalquantum von durch schnittlich 350,000 Kbksß. liefern, hat aber bei aller Hitze und Trockenheit zuweilen bis zu 364,000 Kbksß. zu liefern vermocht. Der durchschnittliche Wasserverbrauch im vorigen Commcr bewegte sich zwischen 285,000bis 300,000Kbksß. in 24 Stunden, während dieser Bedarf besonders in den Wintcrmonatcn sich auf 180,000 bis 200,000 Kubiksuß rcducirt. — Den zweiten Gegenstand dcr Tagesord nung bildete eine Besprechung über die Bcra- thungsgegenstände der nächsten Kreisvereins- Versammlung (s. Eorrcsp.-Bl., Bd. Vl. Nr. 1). Nach einer kurzen Discussion beschloß die Versammlung zu nächst die Ernennung einer, exclusive dcs Antragstellers Prof. vr. Richter, aus 5 Mitgliedern bestehenden Com mission zur Prüfung, eventuell rur Abfassung einer Eingabe an den norddeutschen Reichstag bez. dcr den ärztlichen Stand so nahe berührrnden tztz l4, 15, 29, 30, 80, 165 de- Entwurf- einer Gewerbeordnung für den Norddeutschen Bund. Der Antrag dcs cngern LandesmcdicinalcollegiumS vom 9. September 1868: „Das Ministerium deS Innern wolle im Interesse der öffentlichen Gesundheitspflege Einrichtungen ins Leben rufen, durch welche eine möglichst genaue und zuver lässige Erhebung dcr Todesursachen in allen Sterbe-
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