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Dresdner Journal : 17.09.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-09-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186809176
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18680917
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18680917
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1868
-
Monat
1868-09
- Tag 1868-09-17
-
Monat
1868-09
-
Jahr
1868
- Titel
- Dresdner Journal : 17.09.1868
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W 216 TomikMag dn> 17. September. I8«8. Itmkneme«1,prktst: v» »«ras. cktlürlivtz. - rklr. — ktgr l ., lö ,. ÜuuUtttek:— „ lö „ LUtrell"» kiunuoero: l „ trlttjük-IIeb » 7tz1r. 8^wv«Ix,dIU>r, »i»,«rk»Id a», Norüü. Vvnü«, ?o^ a»ä St»o>p«I,uieüI»güio»«. »oseratea»rrtse: ^ür Seo g»uio «lo«r ee«pnltknoo 2«lt«! t ^tgr- ttot«r „«logt «uiül" cki« Lell« : 3 big«. «rschetim«: United, mit Xa,n»di»« <l«r 8ovo - «v» ^b«»ä» Nir ü«o kulxsnüen 'Hx DreMerImnml. Verantwortlicher Redaeteur: I. G. Hartmann. rnOraltnamlahu» «„«Sri«: Lsipilx! LiiL»o»v>lvv«», Lomn>j»«to»R« äe, vr«»än«r 3ouro»I»; «b«n»,,.: H. k!»ai.,», ür,o,M L'o»»; L^»d«rU >«N»- Vi»»^«.: tln,«,,,«,» t Voai.,x, L«rU». O»or«v»>»et>« knckd., Snr»»v, ltvoor.«» L 8e«l.orr», Ix«!»»: l, ^nonncsnknr««», ^>r»«», km L t'Liv»»; krsokeiul ».«.: kuodk.; Lil»: >v. IHo««ru. r»ri»: llLV^,, L,L««iv», Svl.1.1,» »60^ (8, Pine« ä« I» 8<»ir,o); kr»x: 8uokl».j Vica: >1.. ttri-»«.'«. Hcraurgtdkr: XLvixl. lürpa^ition äe, vreiänsr ^ouro^», Ore»3«!0, K» 7. Ämllicher Theil. Trelde«, 12. September. Se. Majestät der König haben allergnädigst geruht dem Agenten Friedrich Eduard Grann zu Penig daS Ehrenkrcuz vom Albrccht- orden zu verleihen. Nichtamtlicher Theü. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. r»gk«gtlch!ch!e. Dresden: Justizministrr zurückgc- kehrt. Falsche Zeitungsnachricht. — Berlin: Zur Anwesenheit des Königs in den Elbherzogthümern. Vom Hofe. Graf Bismarck. Zustimmung zu der Telegraphenconvention. Postverlrag mit den Nieder landen. Einberufung des Bundesraths. — Gotha: Der Streit'sche Proceß. — München: Hofnach- rtchten. Militärconferenz. Rinderpest. — Karls ruhe: Telegraphenconferenz.— Wien: Hirtenbrief in Linz confiscirt. Neue Circularnote betreffs der Geistlichen. Vermischtes. — Lemberg u. Agram: Landtagsverhandlungen. — Paris: Tagesbericht. Hur Deputirtenwahl in Toulon. — Antwerpen: Schiff verbrannt. — Florenz: Aus der Romagna. — Madrid: General Dulce genesen.— London: Kabelfabrikation. Aus Malta. — Konstantinopel: Zur Anwesenheit de- Admirals Farragut. — Bu karest: Kammcrsrssion eröffnet.— Belgrad: Bul garische Banden. — New-Uork: Aus der neuesten Post. Wahlen in Maine. Ernennungen, Verse-nngev ,r. i» iflcutl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Pnvinzialaachrichten. (Leipzig ) Gtntistet und volksmirthschast. Eingesandt»». Telegraphische Nachrichten «atha, «ittwach, 1«. September. (W.T.B.) Da, Schwurgericht hat in vergangener Nacht den Recht»- »nwalt Strrtt »au Kadura wegen »rrschirdeurr ver- »trrnnng,» ;n einer 4jährige» Zuchthausstrafe verr «rthrilt. (Vgl. unter „Tagcsgeschichtr".) Wien, DieuNag, 15. September. (Tel. d. Boh.) Zu de» heut, unter de« varfitz de« Katsrr« gehal- 1r»e» Ministe»rathr fall brschlvfien wmdeu sein, Laffcr ans dem Statthalterpaste« zu belasten. Dadurch waren auch die Gerüchte »au einer Vlivistertrifi» behoben. Heute wnrden die Lauferruzen über da« Militär» sanUattwrsrn erästnet. Achtundzwanzig Thrilnehwer. Der Krieg««,iaist-r K«h» forderte zur affensten Mei- «»«griußerung auf und »ahnte der vierstündigen Sitzung bi» zum Schlosse bei. Ein Eamits wurde zur AXarbrituug der Vorlage« gewählt. Hermanustadt, Diev»«ag, 15. Septewbrr. (Tel. d. Deb.) Die sächsische Natianluniverfiiit wurde er- ästuet. Der provisorische Graf der sächsischen Nation, Nariz Eanrad, betonte iu der Erastnungirede, die Negierung beabfichtiae keiuru Eingriff in die gesetz- liche« Rechte der fachfische« Katia»; gegen rinea salchcn Eingriff »rrde er al» treuer Soh« seiuer Natia« selbst pratesttrrn. Triest, Dieu»tag, 15. Septrwbrr. (W.T.B) Der awtrikauische Admiral Farragut ist heute mit sriura Schiffe» „Fraukliu" und „Frolie" au» dem Pirau» eiugktraffe» oud wird hiersrlbst einen Aufenthalt van zehn Tagen nehme«. Tagesgeschichte. Dre»dr«, 16. September. Se. Excellenz Hr. Staats- ministcr vr. Schneider hat nach der Rückkehr aus Karlsbad heute die Leitung der Geschäfte deS Justiz ministeriums wieder übernommen. Drr»dr«, 16. September. Da» in Dresden erschei nende „Valletta interaotlonal" bringt in seiner Nr. 24 vom 13, Koj. unter der Rubrik „äepSokv, et iakormatio«," Feuilleton. Am Kettrnha«». Eine Erzählung von Pauline Lchauz. Daß daS Verbot reizt, wissen wir Alle; sämmtlichc Kinder der Vorstadt wußten, daß eS verboten und sehr gefährlich war, sich auf den alten, rostigen Ketten zu schaukeln, welche jenes spitzgicblicbc, einsam stehende HauS, welches die Kinder znm Unterschied von andern Häusern schlechtweg daS „KettenhauS" nannten, gleich sam abgefperrt von der Nachbarschaft hielten. Sie wußtcn wohl, daß der alte, weißhaarige Herr und sein bärbeißiger Diener allen Kindern ohne Unterschied da» Schaukeln auf den Ketten nnd da» Spielen auf den Tbürstufen bei Strafe verboten hatten, daß der alte Diener hinter der Thür lauschen, plötzlich hervorbrechen und irgend einen kleinen Uebertreter des Gesetzes san gen und bestrafen konnte; sie hatten da» Alle» schon erlebt und konnten seine französischen Flüche auswendig, obgleich sie dieselben nicht verstanden. Abcr das Ver bot reizt; e» galt als ein alte» Privilegium der Kinder an» der Nachbarschaft, al» ein Privilegium an» einer Zett, da da» Kettenhau» lange unbewohnt gestanden, ehe es der alte französische Eapitän bezog, daß die Kinder hier ihren Spiel- und Tummelplatz hatten; die Ketten hingen so einladend, so lockend zwischen den alten verwitterten Steinpfeilern, die Schulkinder konn ten eben nicht daran vorüber gehen, ohne die attbe- stehende Freundschaft zu erneuern. Wa» geschah denn auch im schlimmsten Falle, näm lich in dem, daß der alte Franyoi» plötzlich heranSkam, oder daß der weißhaarige Kopf de» Eapitän» mit finstrer Miene hinter einer Scheibe sichtbar wurde und ihnen einige, barsch« fremdklingende Wort« zurief? Gch. Rath Abeken in der Vertretung de» Grafen Bis marck dem diplomatischen Coips gegenüber ablösen. «»Iha, 14 September. (Fr. Journ.) Die heutige Schwurgerichtsverhandlung gegen den RechtS- anwalt Streit von Koburg begann mit der Begrün dung der Anklageschrift durch den Oberstaatsanwalt v. Holtzendorff, welcher als drsignirtcr V'cepräsident deS gemeinschaftlichen AppcllationsgerichtS zu Eisenach bei l»m vorliegenden Falle zum letzten Mal als Ober staatsanwalt in Function sein wird. Die Anklage richtet sich in ihrem größern Theile auf aus gezeichnete und einfache Veruntreuung«« und auf zwei Falle deS Betrugs, und wird b^üglich der erster« auf Art. 233 des Strafgesetzbuchs insofern Bezug genommen, als die Aneignung fremder b weglicher Sachen in widerrechtlicher und iu gewinn süchtiger Absicht aufrecht erhalten wird. Die von rc Streit iu ferner Eigenschaft als Advocat begangenen Bernntrennngeu (3» Fälle) werden von ihm nicht bestritten, während er zwei weitere Veruntreuungen iu seiner Eigenschaft als Vormund nicht zugiebt, ebenso die gewinnsüchtige und widerrechtliche Absicht. Begründet wird die Anklage ferner damit: l) daß der Angeklagte keine Befugniß gehabt habe, fremde Gelder sich ao- zueignen; er habe dieselben vielmehr an seine Mandanten ab- zuliefern gehabt; 2) daß in der Anwaltsordnung ausdrücklich vorgeschricben sei, daß der Anwalt eine gehörige Buch und Kaffesutnung über alle seine geschäftlichen Einnahmen habe« und unterhalten soll welcher Vorschrift Angeklagter nicht nach- gekommen sei Bezüglich der veruntreuten Bormundschafls- gelber bestreitet Angeklagter, daß ein Gesetz im Herzog! hum Koburg bestehe, welches dem Vormund zur Pflicht mache, ein genommene Gelder an die > bervormundschafiliche Behörde ab- zugewähren; eine Bormundschaflsordnung, wie in andern Län dern, bestehe in Koburg nicht, und seien die Bestimmungen deS gemeinen R.chts iu dieser Beziehung dort giltig. Nach Au- sühruug der Ärundzüge, auf welchen die Anklage besonders wegen der gewinnsüchtigen nnd widerrechtlichen Absicht b^firt, führt der Oberstaatsanwalt bezüglich der BetrugSsälle den Ari. 23« des Strafgesetzbuches an, worauf weiter constatirt wurde, daß sich eine Ueberschuldung von 31,WO Fl bei dem Angeklag ten herausstellc und derselbe schon längst die Unzulänglichkeit seiner Artiva erkannt haben müsse. Ber Begründung der ein zelnen Auklaaefälle wird weiter erörtert, daß Streit bei gewinn süchtiger Absicht seine Pflichten als Vormund mit Leichtsinn und Rücksichtslosigkeit aufgefaßt habe. Am Schluffe des fast fünfstündigen Vortrags bemerkt der Oberstaatsanwalt, daß, wenn hiernach der Tkatbestand der dem Angeklagten zur Last gelegten Verbrechen nachgewieseu worden, hierbei noch d>« Stellung des Angcllagten hervor zu heben sei, welche derselbe i« der bürgerlichen Gesellschaft und durch seine entwickelte poli tische Thätigkeit eingenommen habe Es ließe sich kanm erklä ren, wie ein Mauri nach und nach so herunterkommen. so tief sinken könne, daß er schließlich hier auf der Anklagebank fitz«. Wodurch der Angeklagte in Verrnögeusverfall aeralben. hab« er selbst gesagt, nämlich durch seine politische Thätigkeit Wenn aber me Ueberzeugnng von der Rothwendiakeit der politische« Thätigkeit sich bis zu der Höhe steigere, daß dadurch das Ver brechen und das Unrecht gedeck» werden solle, daun streif« dies an Wahn, der bis znr Unzurechnungsfähigkeit gehen könne. Diese sei aber bei dem Angeklagten nicht vorhanden; derselbe sei sich vollkommen seiner Handlungen bewußt und vollständig dafür verantwortlich zu machen Wenn der Angeklagte sei« Gewiss n mit einem Wahn beschwichtigen wolle, so mach« ihn das nicht straflos; wenn die zur Erreichung seiuer Ziele ge brauchten Mittel gegen Gesetz uud Moral stritten, dann ver falle der Angeklagte der Strafe, und glaube er seinen Wahu von feinem Gewissen für gerechtfertigt ansehrn zu können, daa» sei «S an den Geschworneu, diesen Wahn zu zerstören durch eiu .Schuldig". * München, 14. September. Se. Majestät der Kö nig ist von Hohenschwangau nach Schloß Berg zurück gekehrt. — Der „Südd. Pr." zufolge lauten dl« neue sten Nachrichten über das Befinden des Herzogs v. Nemours minder erfreulich. Zwar hoffen die Aerztc, daß der hohe Kranke in einigen Tagen das Bett ver lassen könne; die Schwäche ist jedoch noch immer an haltend groß. — Nach den „N. L." wird Ihre Maj. die Kaiserin von Rußland erst am 25. ds. hier eintrcffen. — Ferner melden die „N. D.*: Dem Ver nehmen nach soll die süddeutsche Militärconfe- renz iu den ersten Tagen der nächsten Woche zusam- mcntrcten. — In Sachen der Rinderpest enthält die „Südd. Pr." nachstehende Mittheilung: In einem Ge höfte bei Freimann, 2 Stunden von München, soll nach dem Gutachten von Sachverständigen die Rinderpest ausgcbrochcn sein. Gegen jenes Gutachten bestehen zur Zeit noch mehrfache Bedenken, wcShalb nähere Er hebungen stattfinden. — Der „A. Z.* wird versichert, daß alle für den Augenblick nothweudigen Vorsichts maßregeln getroffen sind, und d iß insbesondere das Gehöft „Lappen" bereits vollständig abgeschlossen ist. die Nachricht, daß vor ungefähr 14 Tagen durch da» köuigl preußische KricgSministerium dem sächsischen Ge neralstabe, in Erwartung vincS noch diesen Herbst, spä testens aber im künftigen Frühjahr drohenden Kriege» mit Frankreich eiu detaillirter FeldzugSplan über mittelt worden sei. — Wir sind in der Lage, hiermit auf das Bestimmteste versichern zu können, daß diese Nach richt jedweder Begründung entbehrt, indem vom köntgl. preußischen Kriegsministerium an keine sächsische Mili tärbehörde weder jetzt noch früher eine Mittheilung er folgt ist, welche sich mit der in Rede stehenden Even» tualität beschäftigt hätte. * verli«, 15. September. Au» Kiel liegen über die Anwesenheit Sr. Maj. des Königs folgende ausführ lichere Nachrichten vor: Die Ankunft Sr. Majestät er folgte gestern Abend 6 Uhr. Am Bahnhofe wurde der König von den Offizieren der Armee und Flotte, den Stadlbchörden, den Mitaliedern »der Regierung, der Universität und der Ritterschaft und einer großen Volks menge empfangen. Bei Vorstellung der Spitzen der Behörden beantwortete (nach „W. T. B.") Seine Majestät der König die Anrede des Grafen Reventlow folgendermaßen: .Ich dauk« Ihn«« für Ihr« guten Wünsche, für Ihr« Versicherungen und für Ihre Zuversicht in die Zukunft. An Alle gewendet: Wie viele Wirren haben überstanden werd««, wie erschütternde Weltereigniffc habe« eintreten müssen, «he wir in den Hafen eingelaufen sind, ehe Sie mir diese Wort« sagen, ehe ich sie höre« konnte. Wir befinden nnS in einer Uebergangsperiode und unterliege« den nnvermeidlichen Wir kungen einer solchen! Es ist unsre Ansgabe, ein Land mit eigengearteteu Jostuutiooeo dem größern Preußen so za asfi- miliren und zn gewinnen, daß die bewährten preußischen In stitutionen ihm zum Wohle gereichen. Wir können uns da» gegenseitig erleichtern, wen» Sic mir mit Vertrauen entgegen- kommen, wenn Sie mir die Keime pflegen Helsen, di« ich schon gelegt und die ich weiter zn legen gedenke, deren Früchte »« ernten ichjaber wohl meinen Nachfolgern werd« überlassen müssen". Zu dem Repräsentanten des geistlichen Eonsisto- riums vr. Mommsen gewendet, sagte der König: .Ich kann Ihnen nur wiederholen, was ich bei gleicher Veraulaffung in Hannover und Kassel gesagt: AuS voller lleber- zeugung der Union zugcthan, weil ich in ,hr die beste Gewähr nnd Bürgschaft für den Friede« unter den evangelischen Eo«- fessionen erkenne, wir es meiu in Gott ruhender Vater gctha«, hin ich doch weit entfernt von dem Gedanken, irgend eine« Zwang avwenden zu wolle«; ja ich würde sogar nne Ueber- redung mißbilligen, wenn sie nicht durch die Sache und di« Zivecke der Union selbst derbeigrsührt wird. Bon Herzen werde ich zu allen Zeile« di« Unrou ebenso lebhaft wünschen, al» ich- überhaupt den Friede« aas religiösem Gebiete wünsche, aber ich werde nie etwa- anordnen, waS wie auferlegter Zwang ge fühlt oder gedeutet werden könnte." Dem Repräscntanten dcr Universität, Rector Pro- fcssor und Kirchenrath Lüdemann, welcher di« wünschenS- werthe Erhaltung des Friedens betonte, erwiderte Se. Majestät: „Daß ich Sie alS die Repräsentanten einer Universität, die sich von jeher eines guten wissenschaftlichen Rnfes erfreut, heule ebenfalls vor mir sehe, ist mir besonders angenehm. Wie meine Vorfahren an der Krone die Pflege der Wiffenschaftea stets als eine ihrer Hauptaufgaben betrachteten, so werde auch ich thun, was in meinen Kräften steht, um die weitere Ent- Wickelung und Blüthe der Universität Kiel zn fördern. Was Ihren Wunsch sür Erhaltung des Frieden» betrifft, so kann dlesen wohl Niemand lebhafter theilea, al» ich, denn e» ist für einen Souvträu etwa» sehr Schwrre» und vor Goll Beran»- wörtliches, wenn er sich gezwungen sieht, das folgenschwere Wort .Krieg" ausznsprechen, nnd doch giebt es Verhältnisse, wo er sich einer solchen Veraniworllichkeit nicht entziehen kann, nicht entziehen darf. Sie selbst sind in diesem Lande Zenge gewesen, daß di« Rothwrndigkeit z» einem Kriege an einen Fürsten, wie au eine Ration heraotteten kann, ja, daß wir nn» Henie vertrauend und mit gutem Willeu einauder gegen über stehen, ist erst dnrch Krieg ermöglicht worden, klebrigen» sehe ich in ganz Europa keine Veranlassung zu ei»er Störung des Friedens und sage das zu Ihrer Bcruhigunq Was Sic aber noch mehr bernhigen wird, daß ist der »lick ans die mit Ihnen hier versammelten Repräsentanten meiner Arme« und meiner Marine, dieser Kraft de» Vaterlandes, welche bewiese« hat, daß sie sich nicht scheut, einen ihr ausgezwungraen Kampf aufzunehmen uud durchzusechtea " Die Straßen waren reich beflaggt. Glockengtläute und Salutschüsse der im Hafen liegenden Kriegsschiffe ertönten, während Se. Majestät sich nach dem Schlöffe begab. Heute (15. Septbr.) früh machte der König auf dem Kriegsschiffe „Adler" eine Wasserfahrt nach Frirdrichsort und besichtigte daselbst das Marinedcpot. Bon dort setzte der König, von beriftenen Landlcuten begleitet, seinen AuSfiug »n Wagcn nach Schloß Bel levue fort, wo da» daselbst veranstaltete Dejeuner ein genommen wurde. Der König wurde überall mit gro ssem Jubel empfangen. Nachmittag 5 Uhr erfolgte die LiZeilerreise nach Flensburg, woselbst weitern tele graphischen Nachrichten zufolge Se. Majestät, begleitet von dem Großherzog von Mecklenburg-Schwerin und dem Prinzen Adalbert, Abends nach 8 Uhr cingrtroffen ist. Der Empfang deS König» von Seiten dcr Be völkerung daselbst wird als enthusiastisch bezeichnet. Die Stadt war glänzend illuminirt, nnd um 10 Uhr wurde dem Könige selten des dortigen Gesangvereins unter zahlreicher Bethciligung deS Volkes ein großer Fackelzug dargcbracht. * Verli», 15. September. Wie die „N. A. Ztg." hört, beabsichtigen Ihre königl. Hoheiten der Kron prinz uud die Frau Kronprinzessin an dcr Ge burtstagsfeier Ihrer Majestät dcr Königin Augusta (30. September) in Baden-Baden Theil zu nehmen, und mit Sr. Majestät dem Könige die Ncise gleichzei tig dorthin anzutretcn. — Nach den Nachrichten dcr „N. Pr. Z." au- Varzin geht e» dem Herrn Minister präsidenten Grafen BiSmarck jctzt entschieden besser. Er ist dieser Tage bereits wieder ausgcrittcn. — Der „Wes.-Ztg." wird von hier geschrieben: Die Krankheit des Grafen BiSmarck dauert nnn bereits seit dem Mai. Seitdem derselbe sich später nach seinem pommerschen TuSculum zurückgezogen, meldet die „Kreuzzcitung" oder die „Provinzial-Korrespondenz" oder die „Nord deutsche" alle paar Wochen, daß über das Befinden des hohen Patienten die günstigsten Nachrichten ein- laufen. So vergeht Monat auf Monat, und trotz aller vortrefflich lautenden Büllktms fchlt imm.r noch jeder thatsächliche Anhalt, um die Rückkehr des Kanzlers aus Varzin auch nur annäherungsweisc zu irgend einem Termine erwarten zu können. Taß unter solchen Um ständen die Beunruhigung dcr Gcmüthcr wächst, darf nicht Wunder nehmen. So ungern man eine solche Stimmung constatirt, so darf man sie doch nicht ver schweigen. Hoffentlich blickl man zu trübe in die Zukunft. — Wie die „N. A. Z." meldet, ist in der vergan genen Woche von hier aus dir Zustimmung des Bun- drspräsidiumS zu der revidirtcn Tclcgraphencon- vention zwischen den Staaten Europas nach Wien abgegangen. Eine förmliche Ratification der in Dien gefaßten Beschlüsse war nicht erforderlich, da dieselben nur eine Revision der Pariser Telegraphenconvention in sich schließen. Deshalb hat dcr Bundcskanzlcr im Auftrage des Bundespräsidiums einfach dcr öster reichischen Regierung die Anzeige gemacht, daß dcr Norddeutsche Bund den beschlossenen Acudcrungcn dcr Convention beitritt. Die nächste Zusammenkunft dcr Telegraphenconferenz wird im Jahre 1871 zu Florenz stattfinden. — Der mehrfach erwähnte Po st vertrag zwischen dem Norddeutschen Bunde und den Nieder landen ist am 3. d. hier auf dcm BundeSkanzleramte ratificirt worden und wird mit dem l. October d. I. in Kraft treten. Das Porto für den einfachen Brief auS Norddeutschland nach den Niederlanden beträgt be kanntlich danach 2 Silbcrgroschcn und umgekehrt 25 Centime». Die Schwierigkeiten, welche von Seiten dcr niederländischen Postvcrwaltung gegen das Jnslebcn- treten des Vertrags schon mit dem 1. October geltend gemacht wurden, sind durch daS energische Eingreifen de- hiesigen niederländischen Gesandten, Grafen By- landt, beseitigt worden. Derselbe hat sich vorgestern nach dcm Haag bcgebrn und wird von dort erst Ende dteseS Monats zuruckkehrcn. — Wie mau dcr „Köln. Ztg." von hier schreibt, ist cs jetzt beschlossene Sache, den Bundcsrath bereits in dcr zweiten Hälfte dcs Novembers einzubcrufcn. So weit die Arbeiten sür Landtag, Reichstag und Zollparlamcnt sich jetzt über sehen lassen, wo es sich zumeist noch um Projecte han- dtlt, glaubt man doch einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten für ihre Abwickelung zu bedürfen. — Der Unterstartssccrctär im auswärtigen Amte, v. Thile, wird in etwa zehn Tagen hierher zurückkehrcn und den Die großen Knaben hatten lange, flinke Beine, die so leicht Keiner einholrn konnte, auf ein paar Schläge kam cS auch eben keinem an. Und so spielten sie sorg los zu an diesem schönen, stillen Sommerabend, an welchem die kleine Geschichte beginnt. Einmal freilich hatte dcr alte Francois einen kleinen Jungcn gefangen und mit in daS wunderliche, ver rufene graue Hau- hineingenommcn und drinnen bei Wasser und Brod eingcsperrt. Aber daS war lange hcr und schon halb vergessen, und überdies reizt za eben die Gefahr wie da- Verbot nur immer mehr zum Uebertrcten dc- Gesetze-. Und die Gefahr trat denn anch urplötzlich mitten unter die lustigen, lärmenden Kinder. Der Alte riß mit einem Mal die Thüre auf und sprang mitten unter den Schwarm, der wie rin Haufen Sperlinge, unter welchen man einen Stein wirft, au-einanderstob. Sie entwischten ihm alle, bi- auf ein kleine- Mäd chen, welches mit seinem Röckchen an einem der rostigen Haken hängen geblicben war, welcher eine der Ketten an drn steinernen Pfeiler befestigte. Das Kind flatterte und zitterte, wie eine gefangene Taube, aber Frantzvi- war zu böse, er sah gar nicht da- kleine, erblassende Gesicht, dessen erschrockene Augen sich mit Thränen füllten, sondern dielt nur die Kinderhand fest, die sich in der seinen sträubte und wand, nnd gleich darauf schlug die HauSthürc zu, in welcher er mit seiner kleinen Gefangenen verschwunden war. Nun war es leer und still auf den Stuft«, nur die schweren Ketten schwangen sich noch langsam hin und her. Endlich schauten rftrzelne Kinderköpft wieder lauschend hinter den Ecken der Nachbarhäuser hervor, dann sam melte sich nach und nach dir ganze verscheuchte Schaar tu der Nähe de» Krttrnhauses, eifrig flüsternd und mit schrucn und mißtrauischen Blicken nach der verschlossenen Thür schielcnd. Vielleicht schämten sich die großen Knaben, daß sie die Kleine, welche sie zuerst zur Theil- nahmr an ihrcm verbotcnen Spick aufgefordert hattcn, so feig und widerstandslos im Stich gelassen hatten, viel- lcicht beriethcn sie rincn Angriff-plan auf baSHau-, in welchem sich die Gefangene befand. Indessen, wie dem auch sei, cs geschah nicht- zur Befreiung de- Kinde-; einer verlief sich nach dem andern, und der Platz vor dem Kettcnhaus war abermals leer. Frantzvi- führte da- kleine Mädchen indeffcn über den großen, steingetäfelten Hau-flur, der den einer kühlen, dumpfen Lust erfüllt war und nur eiu schwache- Licht durch ein über der HauSthür befindliche- Fenster erhielt. Immer wieder versuchte dir kleine Kinderhand sich au- den großen Fingern lo-zuwinden, welche sie wie eiserne Klammrrn umspanut hielten. Endlich öffnete der alte Dicnrr eine Thür und führte die Kleine in ein Zimmer, wo er sie allein ließ, um seinen Herrn zu holen, wie er ihr sagte. Der Raum, in welchem sich die Gefangene nun be fand, machte einen büstera, unheimlichen Eindruck; er mochte vielleicht früher als Speisezimmer gedient haben, allein, jetzt war er von dem nngemüthlichen Hauche de» Unbcwohntscin- durchweht. In der Mitte befand sich ein langer Tisch von schwarzpolirtcm Holze, unter wrlchem ein verblaßter Teppich ausgrbrritrt laa, an drn Wänden standen einige Stühle von altmodischer Form, ebrnfallt schwarz pvlirt. Di« Tapete war auch dunkel farbig, vielleicht ihrer Natur nach so, vielleicht auch vo» Alter und Staub geschwärzt. Drei große Fenster- thüren schienen au» diesem Zimmer in den Garten zu fuhren, aber man konnte kaum durch da- dichte Gewebe von Schlingpflanzen, welche fle von außen her um ¬ sponnen hatten, einen Blick werfen; ein mattes, grün« dämmriges Licht fiel durch dieses Blattgewirre iu da» Jnnrre des Zimmers. Das kleine Mädchen sah sich mit scheuen, furcht samen und doch auch neugierigen Blicken um; es hatte so ost da- alterthümliche, spttzgiebelige HauS von außen gesehen, so Mancherlei von seinen seltsamen, fremden Bewohnern gehört, und Alle», waS eS hier sah, erschien ihm auch seltsam und ungewöhnlich. Eine Ampel von mattgeschliffencm, grünlichem GlaS hing über dem Tisch, und gerade an der Wand drüben waren eine Anzahl Gewehre und andere Waffen in schöner Anordnung befestigt. Ein Frösteln überlief da» Kind. Wozu hingen dies« Flinten, Säbel und Dolche hier? (Fortsetzung folgt.) Literat»», vr. Oottioger. Aoaiteirckoosat«,. XXX. Urr. 1868. änni Mit der vorliearndcn 30. Lieferung ist der vierte Band de» großrn Oettinger'schen Datenwerke» geschlos sen, und meiner Berechnung nach ist blos noch rin Hrst übrig, um da» Alphabet zu Ende zu führen, denn da» vorliegende 30. umfaßt die Artikel Vogel bi» IVie- dokiass. Zweifel»ohne werden dann die übrigen noch zu erwartenden 5 Hefte da» versprochene historische Datenlcrikon und die Supplemente enthalten, so daß also eigentlich schon mit dcm Erscheine» der nächste« Schlußlirferung da» Oettinger'sch« Werk vollständig zu brauchen ist. Unter den Hauptartikeln de- vorliegenden Hefte» zeichnen wir die Namen Vogel, Vo«, Vriaw, V»G»«r, 'Volädott, A^olsdirg, IValckotei», WM», Wiftkor, Wim- geak«>m, W»rt«»b«rg, Wirte»,Iod«», W»t»sork, Wodee, Wosol WeiM, W»i»«MoIs, W»r»«r, Wo«»-
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