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Dresdner Journal : 10.10.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-10-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186810107
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18681010
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18681010
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1868
-
Monat
1868-10
- Tag 1868-10-10
-
Monat
1868-10
-
Jahr
1868
- Titel
- Dresdner Journal : 10.10.1868
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Sonnabend, den Ist. October. 18K8. FdEtmnttrvrttst: L» LorSS. laoL»! I»kr,n»»»» tritt ^ldrllcl» Atdrliok: SVUIr.—Nxr 2'rkle. 8t«wi>eIx«bUkr, f^jSUelivU: 1 ,, 1b „ > »u»»«r«i»Id a«» i^oreiti. >too»tlict>:— „ IS „ I Uun^«« ?v-t unä Lill»»I»«Kooui>«n»: I „ 1 3U-wp«l»u»«:dI»xkii>ia. -nstratrnpretst: ktir ä«o k»um «io«r x«,p»lten«n Teil«: 1 Llxr. V»t«r „Li»xe»»oät" <U« 2«Ue: S Kxr. Erscheine«: Vteü d, mit Xo,n»km« ä«r 8oa»- vllZ V«l«r1»x», Lt>«v<1» kür Sell kvIxsLäeo Hx. DreMerMuEl. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann.' r»feralr«-«nah»r „««IN«: I>.tx»lx: K» L»L»o»r»rr»», t)ommi«>o»Ie ä«» vr«ckio«r ^ooro»Is, «denl»,.: S. Looi i», Lva»» ko»,; S»»d»rx->«rll»- Vt»» - Liipiix - >»»«l - «r»»ükllrt ». U.: Un»»»„»i» H; Vuoi.»», LerU». 6»oriv»'»«:d« Suvkk., L«,»»»^»'« Lar«»«, tivvollr» Slo»»»; «r»w«»: L 8c»l.o^»; >r»^»a: l,. 8r^»o,»'» ^oooi>e«i>bi»r«»ii, ^»»»», UnL L k»»-v»l>; rrAQilkart ».«.: ^»»o»»'»«d« kucUd.; Lil»; >v. litvbc»^», V»rt»: lnirrir», vvLi.i»» t6o., (8, kl»«:» <i« I» Nour»«!); kr»x: k». L«»Lio«'i öuoüü.; Visa: Oee»i.i». qrra«,grdrr: LLoixi. krpveiitiun Sei vrs»Io«r ^ollrll»!», vr«»ä«n, rl»ri»ll,tr»»»» Lio. 7. Amtlicher Theil. Dre»de«, 9. October. Ihre Majestät die Köni gin Marie sind gestern früh H7 Uhr nach Karlsbad Dresden, l. October. Der zeitherige ordentliche Professor der Mathematik an der Universität Tübingen l)r. Karl Neumann ist zum ordentlichen Professor der Mathematik an der Universität Leipzig ernannt worden. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten, zeitnaglschau. ra^Sgeschichte. Provinzialnachrichte«. Statistik und volkswirthschsst. Telegraphische Nachrichten Prag, Do.inerstag, 8. Oktober, Abend». Inder heutigen Sitzung de» Stadtvrrarduetrnrollegium» stand die DeelaratiaaSangelegenheit aus der Tagesordnung. Bei Beginn der Berathung des stadträthlichen An trags, daß eine Zustimmung des Stadtverordnetencol legiums zur Declaration überflüssig sei, verläßt Bür germeister vr. Klaudy den Saal und übergiebt seinem Stellvertreter Hulesch den Vorsitz. Er thut dies, wie er sagt, deshalb, weil es sich darum handle, ciner Kund gebung der tschechischen Landtaqsabgeordneten zuzustim men oder nicht. Nun sei er (der Bürgermeister) selbst unter Denen gewesen, welche die Declaration unter schrieben. Würde er jetzt seine Zustimmung zur Declaration erklären, so würde er sich selbst beloben; deshalb nehme er an der Berathung keinen Antheil. (Die andern Stadtverordneten, welche als Landtagsabgcordnetr die Declaration unterschrieben, bleiben aber, wie die „Boh." meldet, im Saale zurück und betheiligen sich zum Theil an der Debatte. Einem Telegramm der„Pr." zufolge hätte der Statthaltereileiter den Bürgermeister aus An laß der Verhandlung über den Antrag auf Zustim mung zur Declaration an den geleisteten Eid auf die Verfassung gemahnt.) — In seinem Anträge spricht der Stadtrath die Urberzeugung aus, daß der „weitaus größte* Theil der Prager Bevölkerung und des Landes mit der Declaration übereinstimmt, des halb hält er es für überflüssig, daß die Prager Stadlvertre tung noch besonders ihre Zustimmung zurDeclaration er kläre. Zugleich hält er dies aber auch nicht für opportun. „Bei den gegenwärtigen Verhältnissen" könne ein derarti- tiger Beschluß, wie die Zustimmung, zur „Benachtheili- gung der Gemeindeautonomie" hinführen. Daher solle man von jeder Beschlußfassung über die Declaration abgehen. Nach längerer Debatte, an welcher sich nur tschechische Mitglieder bctheiligten, wird der Antrag des Stadt- rathes auf Nichtzustimmung mit 33 gegen 17 Stim men angenommen. Für den Antrag stimmen die Alt- tschcchen, darunter Palazky, Rieger, SkrejSovsky, Zeit hammer; gegen den Antrag die Jungtschechen, darunter Gregr und Sladkovsky. Lemberg, Donnerstag, 8. Oktober. (Corr.-Bür.) Der Londtag nahm mit großer Majorität den Gesetz- eutLurf »egen der Gleichberechtigung der Israeliten im Gemeindewksen an. Triest, Freitag, 9. Oktober. (W. T. B.) Die sa- rbrn ringrtroffkne Levantepost überbringt Nachrichten au» Athen vom 3. d., denen zufolge der griechische Minister de» Auswärtigen der Kammer Aktenstücke, betrrstend drn kandiotischrn Aufstand, vorgelegt hat. E» heißt, eine Anzahl Freiwilliger werde nächsten» von Griechenland nach Kandis »dgehen. Der General Smolenitz ist zum Militärkommandanten von West» grirchenlond, woselbst da» Räuberunwrsen zunimmt, eruannt worden. Pefth, Donnerstag, 8. Oktober. Die „Pesther Loreesponbenz" meldet, daß die rtsleithanische Dele» gation ihre Sitzungen in Wien abzuhalten und nur zur Eröffnungsfeier nach Pesth zu kommen gedenke. Pari», Donnerstag, 8. Oktober, Abend». (W. T B.) Die „Franre" iudem sie den gestrigen Artikel de« „Etendard" über Rumänien rertifikirt, sagt: Die Pforte habe eine Mäßigung gezeigt, welche die europäische Diplomatie völlig anerkenne. Frank reich erkenne die peinliche Sorgfalt an, mit welcher die Pforte die Verträge beobachte, während am Do nauufer vielfache Jntriguen dieselben zu vernichten trachten. Nach in Marseille ringetrossenen Mittheilungen au» Barcelona vom 6. d. ist daselbst die Ordnung völ lig wieder hrrgestellt; die Fabrikarbeiter haben sammt» lich ihre Arbeit wieder ausgenommen; weitere Ruhe störungen werden nicht befurchtet. Madrid, Donne« »tag, 8. Oktober, Abends. (W. T. B.) Die „Gaeeta" enthält eine Proklamation, welche von Serrano, Prim und drn Mitgliedern der Central- junta unterzeichnet ist. Die Proklamation fordert auf zum vollen Vertrauen auf die Urheber der Revolution, auf jene hervorragenden Patrioten, welche das Werk der politischen und socia len Regeneration Spaniens unternommen haben. Die Proklamation schließt mit den Worten: „Nieder mit de«« Bourbonen I Es lebe die Souveränetät der Nation und das allgemeine Stimmrecht! Es lebe die Armee und die Marine, welche uns befreit haben!" Da» Ministerium hat sich in folgender Weise eon« fiituirt: Prim, Krieg; Ulloa, Just«; Sagossa, In- nrre»; Zarella, öffentliche Arbeiten; Ayala, Colonien; Figutrola, Finanzen; Topete, Marine; Lorrnzano, AuSwariigr». Die„Gareta" meldet ferner, daß Carlistische Emis säre nach den baskischen Provinzen gesendet seien. Bon den Proviazialjuntkn laufen noch immrr Be glückwünschung»- und Zustimmungkadresseu ei«. Rio» Rosas hat Serrano telegraphisch zu dem glücklichen Ersolge der Rkvolution beglückwünscht. Heute fand eine große Demonstration zu Gunsteu der Freiheit und Gleichberechtigung der Lutten statt. Zahlreiche Schauren durchzogen die Straßen der Stadt mit Musikbanden uod mit Transparent», welche die Inschrift trugen: „Rieder mit dem Lonrordat und den Tyrannrn in Rom! E» lebe da» freie Rom!" Die Stavt ist auch heute auf das Glänzendste illuminirt. Morgen wird dir Junta in e«p*re einrm Stiergefecht beiwohuen. Prim ist fortwährend der Gegenstand zahlreicher Ovationen. Als bestimmt wird versichkrt, daß der ältere Olo- za^a an der provisorischen Regierung nicht Theil neh men wird. Gkneral Dutte ist sehr leidend hier eingetroffen. Der Generattapitäu von Cuba hat an Serrauo eine telegraphische Depesche folgenden Inhalts ge richtet: Die Insel Cuba habe sich der Bewegung noch nicht vollständig angeschlossen. Er (der Generalcapitän) werde unter den gegenwärtigen schwierigen Verhältnissrn seine Pflichten als Hüter eines integrirenden spanischen Ge- bictstheilcs und als Patriot zu erfüllen wissen. Alexandrien, Donnerstag, 8. Oktober. (W. T. B.) Der Lirrkönig von Aegypten hat, anläßlich de» auf ihn in Kairo verübten Attentat» (vergl. Nr. 231), dir Glückwünsche de» diplomatischen Lorp», so wie von Deputationen der Geistlichkeit und de» Han- delrstande» entgegengrnommen. Drl»den, 9. Octobcr. Die Thronrede, mit welcher der König von Dä nemark den Reichstag eröffnet hat, bringt bekanntlich die Angelegenheit der Abstimmung in Nordschles wig wieder zur Sprache (vgl. die „Tagesgeschichte" unter Kopenhagen). Die „Norddeutsche All gemeine Zeitung" bemerkt hierzu: „Was aus der königlichen Auslassung klar hcrvorgeht, ist der auch sonst bekannte Umstand, daß die Verhandlungen über jene Angelegenheit, wenn die Thronrede auch deren endliche Lösung nicht bezweifelt, doch bisher nicht von Erfolg gewesen sind. Unklar oder sehr verhüllt sind dagegen die in der Thronrede angeführten Gründe dieser bisherigen Erfolglosigkeit. Wenn die Thronrede von einem Arrangement spricht, dem die dänische Re gierung, im Interesse der freundschaftlichen Beziehun gen zn Preußen selbst, nicht ihre Zustimmung habe geben können, und dabei gleichzeitig die Ucbcrzeugung ausdrückt, daß auch Preußen die Billigkeit dieser Er wägungen anerkennen müsse, so ist schwer abzusehen, wie ein solches Arrangement, falls ihm wirklich beide Mächte widerstrebt hätten, nur überhaupt hätte in Frage kommen können. Zu vermuthen steht, soweit sich aus den sehr unbestimmten Andeutungen der Thronrede schließen läßt, daß es sich dabei um die Schutzgaran tien handelt, welche der etwa mit abzutretenden deutschen Bevölkerung zu gewähren seien, Garantien, deren Noth wendigkeit die dänische Parieigeschichte leider nur in zu klare-Licht gesetzt hat." — Die „ National - Zei tung" bemerkt zu dem Abschnitte der dänischen Thron rede, welcher die nordschleswigsche Angelegenheit be trifft: „Jedenfalls läßt sich von deutscher Seite ganz mit demselben Rechte sagen, daß, da nun einmal die nationalen Elemente gemischt sind, keine Vereinbarung aufzufinden ist, welche die Deutschen wie die Dänen befriedigen könnte und die daher nicht die Quelle neuer Conflicte werden müßte. Wenn also Dänemark nicht zu einer Ausgleichung die Hand bieten will, so kann Preußen, das sich im Besitzstände befindet, um so mehr der Zukunft die EntsLeidung anheimstellen."—Die Wiener „Debatte" sagt bei Besprechung der dänischen Thronrede: „WaS sollten dem Könige Christian einige dänische Dörfer an den Grenzen Jütlands, wenn die national und strate gisch überaus wichtige Position Alsen geopfert wäre? Und wie könnte andererseits Preußen sich entschließen, das Einfallsthor Dänemarks in das halb dänisirte Schleswig preiszugeben? Wir gestehen, daß wir keinen AuSweg aus diesem politischen Labyrinthe sehen. Am Ende sind wir in Oesterreich, trotzdem wir leider zu den Hauptunterzeichnern des Prager Friedens gehören, an dieser nordischen Frage gar nicht direct interessirt. Was soll uns Hekuba? was Düppel und Alsen? Ohne die Initiative Frankreichs wird Dänemark nicht zu den Waffen greifen, und wenn Frankreich den Krtrgsruf ertönen läßt, so wird das nicht Dänemarks wegen ge schehen. Die nordschleswigsche Frage wird stets eine polnische Angelegenheit secundäre» Ranges bleiben; sie wird nur gleichzeitig mit andern, entscheidenden Fra gen gelöst werden. Sie kann jedoch einen der Vor wände zum Kriege bilden, und deswegen müssen die Friedensfreunde es bedauern, daß König Christian so sprechen konnte, wie er gesprochen hat." — Wie der Telegraph meldet, sagt die Pariser „Patrie" in Be zug auf die Stelle der dänischen Thronrede über Schleswig: Preußen erinnere sich der formellen Er klärungen der französischen Regierung; es wisse wohl, daß Frankreich selbst entschlossen sei, den Prager Frie densvertrag zu respectiren, und daß es daher nicht einer Verletzung desselben zu seinem Schaden zustim- mcn könne. Frankreich habe den bestimmten Wunsch, den Frieden zu erhalten. Die Militärreform sei eine rein defensive Maßregel gewesen, welche durch die neuen Verhältnisse Europas und die preußische Bewaffnung geboten worden sei. In dieser Lage dürfe Frankreich ohne Empfindlichkeit die Vergrößerung Preußens, wel cher im Voraus durch die Verträge feste Grenzen ge steckt seien, betrachten. Diese Garantie genüge Frank reich, denn man wisse, daß dieselbe nicht ungestraft ver letzt werden könne. (Die „N. A. Z." fügt dieser Aus lassung folgende Bemerkungen bei: „Die „Patrie" spricht von dem Rcspect Frankreichs vor den Bestim mungen des Prager Friedensvertrages nnd von dem gleichzeitigen Entschlusse dieser Macht, keine ihnen nach- theilige Verletzung derselben zu dulden, räumt also Frankreich jenem Vertrage gegenüber eine Stellung ein, welche unsers Wissens nur Oesterreich als Mitunter zeichner desselben hat. DaS Interesse Frankreich- an der Aufrechterhaltung jenes Vertrages dürfte dagegen wohl erst in zweiter Linie stehen und dem der übrigen europäischen Mächte daran gleichkommen. Unter diesen Umständen ist die schließliche Hindeutung des officiösen Blattes auf die gegenwärtige gerüstete Lage Frankreichs um so weniger angebracht ") Die dänischen Blätter sprechen sich in sehr be friedigter Weise über die Thronrede aus. So sagt „Bcrlingske Tiden de" hinsichtlich de-Passus über Nordschleswig unter Anderm: „Die in der Thron rede über diesen wichtigen Punkt, wie auch in Betreff der übrigen Verhältnisse, die darin erwähnt worden sind, gemachten Aeußerungen sind so deutlich, daß die selben keiner Kommentare bedürfen, und im Ganzen zeugt die Thronrede von Anfang bis zu Ende in einer nicht zn verkennenden Weise von so klaren und selbst bewußten Anschauungen und von einem so bestimmten Willen in Verbindung mit einer ruhigen und loyalen Haltung unsrer Regierung, daß letztere erwarten darf, sowohl im In- als Auslande eine dem entsprechende, durch die That bewiesene Anerkennung vorzufinden." — „Dagbladet" schreibt: „Der wichtigste Abschnitt der Thronrede ist derjenige, worin die schleswigsche Ange legenheit berührt wird, und zwar mit Worten, welche begründeter Weise überall Beifall finden werden. Mit einer Bestimmtheit, welche die Grenzen des strengsten Anstandes nicht überschreitet, erklärt die Regierung, daß sie nicht zu einer Erledigung mitwirken werde, welche, ohne den Bedürfnissen der Bevölkerung zu ge nügen, dem Reiche, Preußen gegenüber, künftige Schwie rigkeiten bereiten könne, und sie hat darin deutlich ihre Meinung sowohl in Betreff der Grenze für die Ab stimmung, als auch über die Garantien, von denen Preußen jetzt die Erfüllung seiner Verpflichtungen ab hängig zu machen sich erstrebt, zu erkennen gegeben. Dieses Programm der Regierung wird gewiß ebenso sehr im dänischen Schleswig, als diesseits der Kö nigsau Anklang finden". Lagesgefchichte. Dr»»de«, 9. October. Ihre Majestäten der Kö nig und die Königin sind heute Nachmittag 3 Uhr von Weesenstein hicrselbst eingetroffen und haben für einige Tage das hiesige Nesidenzschloß bezogen. — Ihre königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Frau Kronprinzessin von Preußen werden heute Nachmittag 's 5 Uhr mittelst Extrazugrs von Berit« hier eintreffen und im königl. Palai- am Taschen berge (Mittelpalais) Wohnung nehmen. Um 5 Uhr findet Tafel bei Ihren königlichen Majestäten statt und Abends werden die allerhöchsten und höchsten Herrschaften der Vorstellung im königlichen Hoftheater beiwohnen. " Berlin, 8. October. Unter dem Vorsitze Sr. königl. Hoheit des Kronprinzen fand gestern Abend im Saale des englischen Hauses die statutenmäßig all jährlich in Berlin zu veranstaltende öffentliche Sitzung des Centralcomitss der Victoria - National-In validen - Stiftung statt. Nachdem Se. königliche Hoheit der Kronprinz die Sitzung für eröffnet erklärt hatte, ertheilte Höchstderselbe dem Vorsitzenden de- ge schäftsführenden Ausschusses, Generalleutnant v. Pntt- witz und Gaffron, das Wort, um den Jahresbericht zu erstatten. Aus demselben war zu entnehmen, daß außer den Beiträgen an baaren Mitteln der Stiftung auch andere Zuwendungen gemacht wurden. Namentlich waren es literarische und künstlerische Unternehmungen, aus deren Erträgen der Stiftung Geldmittel zufließen soll ten. Eine erhebliche Einnahme ging der Stiftung aus dem durch Ihre königliche Hohei« der Kronprinzes sin ins Leben gerufenen Bazare zu. Dem zuerst in Berlin begründeten folgten ähnliche Unternehmungen in den Provinzen, und das Gesammtrejultat der durch diese Bazare erzielten Einahmen belief «sich, soweit dem Ausschüsse Mittheilungen vorliegen, auf 86,409 Thlr., von welcher Suinme 32 225 Thlr. bis zum 3. August d. I. zu Gunsten der Zweigvereinc verwen- FeuiUeton. 1' Literatur. „Dante Alighicri's Göttliche Comödie. Metrisch übertragen und mit kritischen und historischen Erläuterungen versehen von PhilaletheS. Leipzig, Druck und Verlag von B. G. Teubner 1868." — Dantr's „Göttliche Comödie", diese großartige, die Geschicke und das Streben der ganzen Menschheit um fassende Dichtung erregte schon bet ihrem ersten Be- kanntwcrden die allgemeine Bewunderung. Nicht weniger als 500 Handschriften, die auf unS gekommen sind, liefern ein beredte- Zeugniß des Eifers, mit dem sie gelesen und vervielfältigt wurde; eine erstaunlich große Anzahl, wenn man drn beträchtlichen Umfang und drn Umstand berücksichtigt, daß fast alle einem Zeiträume von nur 150 Jahrrn — bis zur Erfindung der Buch druckerkunst angehörcn. Die Vielseitigkeit des Werkes, die zahlreichen historischen, philosophischen und theolo gischen Erörterungen, die es enthält, mußten aber schon den Zeitgenossen nicht unerhebliche Schwierigkeiten be reiten, und so «nachte sich denn auch bald da- Bedürf- niß nach Kommentaren fühlbar. Es war am 3. October 1373, al- der von Krankheiten niedrrgrbeugte Giovanni Boccact die Kanzel von S. Stefano in Florenz bestieg, um vor dem Volke die „Göttliche Komödie" zu erläu tern. Selten mag ein Vorleser eine empfänglichere Zu- hörerfchaft um sich versammelt haben. Hier standen die Söhne jener, über welche in der Dichtung ein so strenges Urtheil gesprochen wurde, und der Parteihaß, welchen der Dichter al- den Grund alles Unheils anklagte, glimmte fort in vielen Herzen, und viele der Kämpfe, die hier so beredt geschildert sind, hatten ihren Aus- gleich noch nicht gefunden. Und doch erschütterte der Eindruck de- gewaltigen Werkes Freund und Feind, und Alle fühlten, daß der seltsame Mann, welcher über ihr« Väter zn Gericht gesessen, immer nur der Stimme lau terster Vaterlandsliebe, edler Unparteilichkeit gefolgt sei. Und Jta«ien bewahrte immer treu die Anhänglichkeit und Verehrung für seinen großen Dichter, und mit unermüdlichem Eifer suchte es in das Verständniß des unsterblichen Werkes cinzudringen. Aber weit über die Grenzen Italiens erstreckte sich der Einfluß des tief sinnigen Florentiners, und alle Kulturvölker sind red lich bemüht, durch Uebersetzungen, Erläuterungen und selbstständige Arbeiten das Studium seiner Werke zu fördern und zu verbreiten. Arbeiten, welche unS er kennen lassen, wie in der Deutung, die von Geschlecht zu Geschlecht weiter schreitet, das wahre ewige Leben des Kunstwerkes liegt. Mit gerechtem Stolze kann vorzüg lich Deutschland auf seine Leistungen auf dem Gebiete der Dante-Literatur Hinweisen; ist es doch einer der schönsten Vorzüge des deutschen Volkes, daß eS auch fremde Größe nnd fremdes Verdienst neidlos und freudig anerkennt. Deutschland zählt eine Reihe gelehrter Männer, welche Dante und dessen Werke zum Gegenstände allseitiger gründlicher Forschung gemacht haben. An der Spitze deutscher Dantrforschrr steht PhilaletheS. Die Vorzüge seiner Bearbeitung sind oft schon und ausführlich von compctenter Seite erörtert worden. Und man hat ein- gestanden, daß keiner der frühern Commrntatorrn und Urbersetzrr, so gelehrt, geistreich und wichtig ihre Kom mentare, so meisterhaft ihre Uebersetzungen auch bleiben werden, die wahre Bedeutung der Dichtung so einleuchtend erkannt hat, als PhilaletheS. In seiner Bearbeitung er reichen das Princip derUrbrrsetzungskunst, da-derTreue, sowie die scheidende und vergleichende Kunst der kriti schen Exegese den Gipfel; sie bildet gleichsam — wie ein Dantrkennrr in einer Kritik deS Werke- sagt — die Quintessenz und Eoncrntrirung aller vorau-gegan- genen Errungenschaften auf dm Gebieten danteologi- scher Traduction und Commcntation. Wem es Ernst damit ist, sich in das Studium, nicht blos in die dilet tantische Lectüre der göttlichen Comidie einzulassen, dem kann kein besserer Führer empfohlen werden, als Phi- lalrthes. Doch es kann sich an dieser Stelle nicht darum handeln, die Verdienste der Bearbeitung darzulegen, und wir wollten nur den, sicher Vielen wiürommnen Hin weis geben, wie gegenwärtig von diesem Werke eine neue wohlfeile Ausgabe im Verlage von B. G. Teubner in Leipzig erscheint, welche dasselbe auch weitern Krei sen zugänglich macht. Das ganze Werk, dessen Preis in drn ersten Ausgaben über 20 Thlr. betrug, wird in dieser wohlfeilen Ausgabe nur 3 Thlr. kosten, bezüg lich de- Inhalts aber der letzten revidirten Ausgabe von 1865 und 1866 vollständig gleich sein und auch alle Karten und Pläne der frühern Ausgaben enthal ten. Dir Ausstattung ist, nach drn beiden bis jetzt vorliegenden Bänden, eine würdige. Drn rrfien Band, „dir Hölle", schmückt als Titelbild das trefflich in Stahl gestochene Bildniß Dantr's, nach dem berühmten Fresco Giotto s, dieses liebenswürdigen Freunde- des gött lichen Dichters. Theater. Dir Aufgabe, den zweiten Theil des „Faust" vrn Gorthe für die scenische Darstellung mög lich und wirksam zu machen, ist eine so verlockende und bedeutsame, daß man sich ihr immer von Neuem, auf den bisher gewonnenen Erfahrungen fußend, zu- wendet. Dem Vernehmen nach hat Hr. Adv. C. Niese hier da- genannte Werk für die Bühne eingerichtet und diese Bearbeitung vor einigen Monaten bri der Ge- neraldirectton unser- kgl. HoftheaterS eingerricht. — Dem Beispiele der Dre-dner Hofbühne, an welcher be reit- seit einiger Zett den darstellenden Künstlern un tersagt ist, etwaigen Hervorrufen bei offener Scene Folge zu leisten, schloß sich nächst dem Karlsruher Hof theater neuerdings nun auch dasjenige zu München an. Der dortige Intendant v. Perfall entwickelt überhaupt eine ungewöhnliche Thätigkcit, namentlich in Bezug auf die Oper, wobei ihn Hans v Bülow wesentlich unter stützen dürste. Seit Juni d. I. sind in München drei neue Opern aufgeführt worden: „Die Meistersinger von Nürnberg", von Richard Wagner, „Ruy Blas", von Max Zenger, »ud „Der erste Glückstag", von Auber. DaS letztere Werk erschien zum ersten Male auf einer deutschen Bühne und fand eine, wenn auch nicht glänzende, so doch wenigstens günstige Aufnahme. Die „Südd. Pr." meldetMußerdem eine Reihe Maß regeln, welche vom 1. d. M. an bri der Münchner Hofbühne in Kraft treten sollen. Dir Intendanz be« absichtiat nämlich, alle Wochen einmal eine Vorstellung außer Abonnement, jedoch zu ermäßigten, bis auf die Hälfte herabgesetzten Preisen zu geben. An diesen Abenden sollen vorzugsweise unsre großen classischen Stücke zur Aufführung kommen, und auf diese Weise wird es möglich sein, auch den minder bemittelten Klaffen, dem Volke überhaupt, unsre großen Meister werke der dramatischen Kunst zugänglich zu machen. Ferner wird die Intendanz mit den bedrutrndern Dra matikern Deutschlands in direkte Verbindung treten, um sie zu veranlassen, das Münchner Hostheater mehr al- bisher geschehen ist, mit idrcn neuen Schöpfungen »u berücksichtigen. — Bon Setten de» Hofburgtheaters m Wien war eine Konkurrenz um Preise auf Lust spiele ausgeschrieben worden. Der erste,Preis (200Du- caten) ist nunmehr einem fünfactigen Lusiipiele: „Schach dem König" zugesprochen worden, al» dcffen Verfasser ein Poltzricommissar; H. A. ^chaufert in Dürkdeim genannt wird. Den zweiten Preis (100 Duc.) erhielt ein fünfacttges Lustspiel: „Ueber den Parteien , dessen
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