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Dresdner Journal : 08.09.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-09-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186809089
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18680908
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18680908
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1868
-
Monat
1868-09
- Tag 1868-09-08
-
Monat
1868-09
-
Jahr
1868
- Titel
- Dresdner Journal : 08.09.1868
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Iw« Berlin hterselbst etntreffen und tm königlichen Residenz- schloffe abtreten. Nach erfolgter Ankunft Sr. Majestät werden dir allerhöchsten Herrschaften den Thee e° k» »ill« einnehmen. Im Schloßhofe werden während dessen zwei Musikchöre abwechselnd concerttren und zum Schluß vereint den Zapfenstreich au-führen. Berlin, ^September. Wie die „N. Pr. Z* meldet, werden gegen Mitte diese- Monats nach Beendigung de- Herbstmanöver- zahlreiche Beurlaubungen zur Disposition der betreffenden Regimenter stattfinden. — Die Einstellung der Recruten erfolgt nach aller höchster Bestimmung, dem „Mil-W.-Bl. zufolge, im Allgemeinen an folgenden Terminen: »'s bet der ge- sammten Cavalcrie und reitenden Artillerie am 15. Oc tober d. I., d) bei den Gardetruppen zu Fuß am 3. November d. I., v) bei den Ltnientruppen zu Fuß am 2. Januar k. I., <t) beim Train für die Stamm mannschaften und für die Hälfte der Trainfahrer am 3. November d. I., für die zweite Hälfte der letzten: am 1. Mai k. I. Die Oekonomiehandwcrker werden bei sämmtlichen Truppentheilen am 3. November d. I. eingestellt. Die Termine für die Einstellung der Re- cruten bei der Marine sind in der Uebersicht des Er satzbedarfs angegeben. Die Recruten für die Cavalerie und reitende Artillerie können erforderlichen Falles, nach Maßgabe der Erledigung des Departcmentsersatz- geschäftcs in den einzelnen Bezirken, thcilweise nach dem oben angegebenen Termine eingestellt werden. Die nähern Bestimmungen hierüber bleiben den k. General kommandos überlassen. Die preußischen gelernten Jäger sind nach der von der Inspektion der Jäger und Schützen zu treffenden Bestimmung im Laufe der Monate Okto ber und November einzustellen. Dreijährig Freiwillige dürfen bei sämmtlichen Truppcntheilen erst an dem Hauptcinstellungstermine der Recruten in Verpflegung genommen werden. — Die „N. A. Z." schreibt: „Libe rale und demokratische Blätter haben den Cultusmini- ster wegen Versagung der Bestätigung des Realschul- directors Kreyssig m Elbing als Director der neu zu gründenden Realschule erster Ordnung in Kassel lebhaft angegriffen. In Wahrheit hat jedoch eine Ver sagung der Bestätigung dieser Wahl, welche nur von Sr. Majestät dem Könige hätte ausgehen können, nicht stattgefundcn. Allerdings hat der Cultusminister vor Einholung der allerhöchsten Entscheidung dem Magi strate in Kassel gewisse Bedenken gegen diese Wahl mittheilen lassen. Diese Bedenken betrafen durchaus nicht die Befähigung des Directors Kreyssig zum Vor steher einer Realschule überhaupt, insbesondere nicht seine wissenschaftliche Qualifikation. Im Gegentheil wurde diese, sowie sein als Director der Realschule in Elbing bewiesener Eifer ausdrücklich anerkannt. Da gegen glaubte der Minister auf die Erfordernisse Hin weisen zu müssen, welche zur Lösung der unter den Verhältnissen in Kassel besonders schwierigen Aufgabe der ersten Organisation der neuen Anstalt und der Verpflanzung der in Preußen erprobten Einrichtungen nothwendig erscheinen. Die kirchliche Richtung des Directors Kreyssig ist dabei gar nicht in Bettacht ge zogen worden. Die entgegengesetzte Behauptung und die daran geknüpften Vorwürfe in Betreff einer im Kultusministerium angeblich herrschenden schroffen Rich tung beruhen auf einer gehässigen Parteitaktik. Nach dem der Oberbürgermeister von Kassel neuerdings um Bestätigung der Wahl des Directors Kreyssig unter dem Ausdrucke des vollen Vertrauens der städtischen Behörden zu demselben wiederholt gebeten hat, und da die erhobenen Bedenken nicht die Bedeutung einer un bedingten Versagung der Bestätigung, sondern nur die einer Veranlassung zu erneuter Erwägung haben konn ten hat der Cultusminister nicht weiter Anstand ge nommen, die königliche Bestätigung der Wahl zu beantragen. Diese ist denn auch kürzlich erfolgt. Kiel, 4. September. (H. N.) Eine seit längerer Zeit erwartete Bekanntmachung des Oberpräsidiums, betreffend die Auslieferung der infolge der Bekannt machung vom 7. Mai zum Umtausch cingelieferten dänischen Staatsschuldverschreibungen gegen preußische Staatsobligationen ist jetzt erfolgt. Es wer den preußische Staatsobligationen der 4procentigen An leihe von 1868 (H) ausgegeben werden, und zwar vom 15. September an bei den Steuerkassen der Herzog- thümer. Ausgesetzt bleibt vorerst nur noch die Aus lieferung derjenigen Staatsschuldverschreibungen, welche Unmündigen, Instituten rc. zukommen, rcsp. zur Witwen versorgung und zur Cautionsbestellung bestimmt sind, da zur Zeit die Verhandlungen wegen der eventuellen Sicherstellung noch nicht abgeschlossen sind. — Die „Kiel. Z." meldet: Dem Vernehmen nach ist durch einen Ministerialerlaß die Berufung des schles- wig holsteinschen Provinziallandtages auf die erste Hälfte des Monats October und die Wahlen zum Pro vinziallandtage auf die Mitte dieses Monats angeordnet. — Die „Alton. Nachr." melden, daß das Kriegs- mtntsterium nun die Rendsburger Hauptkasse angewie sen habe, den prnstvnSbetrchtigten schkswig-hol- steinschrn Offizieren dir am I.Juli d.J. festgestrllte Unterstützung und lebenslängliche Pension au-zuzahlen. Gatha, 4. September. (Fr. I.) Heute begannen vor dem Schwurgerichte hier die jedenfalls sehr iu die Länge sich ziehenden Verhandlungen gegen den Rechtsanwalt und Notar Feodor Streit von Ko- burg, 48 Jahre alt, angeklagt wegen 43 einfacher und ausgezeichneter Veruntreuungen, Betrug, Vernachlässi gung der Amtspflicht und Mißbrauch de- öffentlichen Vertrauens. Die Geschwornenbauk ist zusammengesetzt aus Oekonomen, Geschäfts- und Gewerbsmännern. Der eigentlichen Anklageschrift wurde zunächst der Berwei sunaSbtschluß und der allgemeine Theil der Anklage vorausge- sänai, weiche Schriftstücke die vergehen «ud verbrechen des rc. Streit näher anführen und die hauptsächlich die Verwendung von Mündelgeldern im ungefähren Betrage von 3000 Fl. be- , treffen. Neben diesen wird die Jonebrhaltuog von Geldern seiner Clienten io ca. dv einzelnen Fordcrunassachea augeklagt, welche deu Gesammtbetrag vou 8340 Fl. 3'^ Kr. ausmachen. Bei den Vorfragen kam zunächst znr Sprache, daß Streit seit dem Hahre I8ül nicht weniger als in acht verschiedenen Preß- proceffeo bestraft wordeu ist. Veranlagung zu jener Verhaft tuug gab die auzeordnete baare Abgewähruug von Mündelgel dern, zu deren Zahlung er im betreffenden Augenblicke nicht die Mittel hatte. Nebe» den verschiedenen Politischen Agita tionen soll Streit besonder» durch seine vielen Geschäfts- branchen, Advocatur und Notariat, Herausgabe von Zeitungen, Haltung einer Druckerei uud Ausübung des BerlagSbuchhau- dels in Vermögensverfall gekommen sein, der schon feit Jahren bei ihm einaetreten zu fein scheint. Äorgeladen zur Verhand lung sind 14 Zeugen und Sachverständige, letztere besonders Kaufleute uud Buchhändler. Auch der langjährige Freund und Parteigenosse Strelt'S, Schriftsteller Gustav Struve, ist als Zeuge geladen und erschienen. Aus deu verlesenen Acteustücken acht mit großer Wahrscheinlichkeit hervor, daß rc. Streit sehr häufig in Geldverlegenheit sich befand, sowie daß er nicht die nölhige Uebersicht über seine Geschäfte hatte, und daß es schon seit Jahren mit seinen Vermögensverhältoissen eher ab als vorwärts ging. Streit trat im Jahre 1848 mit 1 Thlr. in der Tasche seine politische Lanfbahn an, um sich eine Existenz zu gründen. Als Cvncipient bei einem Koburaer Anwalt län gere Zeit beschäftigt, erhielt er im Jahre 185Ü die Advocatur und will in den letzten Jahren seiner Praxis jährlich 5000 Fl. verdient haben. Münchcn, 6. September. (A. Z.) Ihre Maj. die Königin-Mutter ist von Possenhofen zurück vor gestern Vormittag wieder in Hohenschwangau einge- troffen. Der Braut des Herzogs von Alenyon hat Ihre Majestät eine prächtige, reich mit Brillanten be setzte Brosche zum Hochzeitsgeschenk gegeben. Gestern ist auch der Herzog von Nemours zu Schloß Possen hofen angekommen. — Die Abreise Ihrer Maj. der Kaiserin von Oesterreich von Garatshausen ist auf Mittwoch den 9. d. angcsctzt. — Dem Vernehmen nach wird die beabsichtigte Armeceintheilung in zwei Armeccorps und Errichtung zweier Armeccorpscommandos (in München und :n Würzburg) im Laufe des nächsten Monats ins Le ben treten. — Die Ostbahngesellschaft hat die Con- cession zur Projectirung der Bahnlinien Cham Straubing-Mühldorf am Jun, Negensburg-Neumarkt- Nürnberg und Vilshofen-Landshut erhalten. — (N. C.) Im Oktober werden bei unS Schieß versuche mit Revolverkanonen beginnen. Vor eini gen Tagen sind zwei derartige Geschütze nach dem Sy steme Galling, wie sie schon in Amerika im Kriege zwischen , der Union und den Conföderirten zur An wendung gekommen sind, hier eingetroffen, welche je mit 6 Ladungskammern versehen sind und in der Mi nute die Abgabe von 100 Schüssen ermöglichen sollen. Friedrichshafen, 4. September. Der „St. Anz. f. Württemb." meldet: Der Großherzog von Baden ist mit seinem Sohne dem Erbgroßherzog gestern zum Besuch Sr. Majestät hier angekommen und hierauf wieder nach Mainau zurückgekehrt. — Der König hat sich heute mit seiner Nichte, der Großfürstin Vera von Rußland, nach Seefeld bei Rorschach begeben, um der Königin-Mutter seine Glückwünsche zu ihrem heutigen Geburtsfeste auszudrücken. — Die Nachrich ten, welche von der Königin aus Ostende einlaufen, sind fortwährend sehr befriedigend. -f* Wien, 4. September. Die Künstlerversamm lung wurde am gestrigen Abend mit einem Gartenfest abgeschlossen, welches der Verein „Hesperus" zu Ehren der Künstler in den Localitäten der Gartenbaugesell schaft veranstaltet hatte. Eine glänzende Gesellschaft, darunter der Reichskanzler Freiherr v. Beust, wie einige andire Minister, hatte sich dazu in den feen haft ebenso reich als geschmackvoll decorirten Räumen cingefunden, wo bis tief in die Nacht den fremden Künstlern Gelegenheit sich bot, unter den Klängen der Strauß'schen Kapelle das tanzende Wien kennen zu ler nen. Tags vorher hatten die Künstler einen gemein schaftlichen Ausflug in den Prater in Verbindung mit dem Wiener Männergesangverein gemacht. Die in der zweiteu und letzten Plenarversammlung gefaßten Be schlüsse bezüglich des nächsten Versammlungs- und Aus stellungsorts habe ich Ihnen bereits geschrieben. Das ganze vorliegende Material fand in dieser Sitzung im Laufe einer Stunde Erledigung, und zwar wurden noch einige auf den Schutz de- geistigen EigenthumS wie auf Concurrenzausschreibungen bezügliche Anträge angenommen. Gern werden die Theilnehmer der Ver sammlung, von denen ein großer Theil bereit- den Heimweg angetreten hat, an dir frohen Wiener Tage zurückdenken. Wie», 5. September. Nach der „Orst. Corresp." trifft Ihre Majestät die Kaiserin am 8. d. M. Vormit tag- im Penzinger Bahnhofe ein. Da sich der Gene- raladjutant Graf Bellegardr gestern nach Garatshau sen begeben hat, liegt die Vermuthung nahe, daß e- von der Reise Sr. Majestät de- Kaisers nach Garats hausen, um Ihre Majestät von dort nach Wien zu be gleiten, abgekommen ist. — Nach einer Ctrcularver- ordnung deS ReichSkriegSministerS vom 29. August wer den sämmtliche Fußtruppen mit Blousen adju- stirt. Die derzeit vorgeschrtebenen Waffenröcke sind nur für den normirten Friedensstand beizubehalten und im Bereitschafts- oder Kriegsfälle gleich dem Tschako und dem Jäarrhute zu deponiren. — Der Hofrath der Statt halterei tn Tirol und Vorarlberg, Alfons v. Klinkow- ström, ist „über sein Ansuchen* und unter Ausdruck der allerhöchsten Zufriedenheit mit seiner treuen, eifrigen und sehr ersprießlichen Dienstleistung tn den Ruhestand versetzt worden. — Die Rede des Reichskanzlers beim Fest danket zu Ehren der Land- und Forstwirthr lau tete nach dem jetzt vorliegenden vollständigen Texte doch etwas anders, als bis jetzt darüber berichtet worden ist. Herr v. Beust sagte hiernach in seinem Toaste: ... Meine Herren, es kommt mir nicht zu, Ihrem Urtheil und Ihren Eindrücken vorzugreifeu, allein ich hoffe, Sie wer den sich zunächst davon überzeugt haben, daß Sie in Oesterreich willkommene Gäste sind, ich hoffe, Sie werden ferner gefunden haben, daß in diesem Reiche sich ein thätiges Leben entfaltet, ich hoffe, Sie werden aber auch erkannt haben, daß dieses rege Streben sich nicht in einem Geiste der Ueberhebuog bewegt, sondern daß es das Ziel versalzt, sich Achtung und Vertrauen der Nachbarvölker durch ein wachsendes, aber friedliches Er starken zu erwerben. Sie, meine Herren, sind ganz besonders dazu berufen, mit dieser Anschauung sich zu befreunden. Das Gebiet der Volkswirthschaft, dem Sie Ihre Thätigkeit zuwen- deo, wohl ist es der Schauplatz eines edelu Wettkampfes unter deu Nationeu, aber dieser Kampf schließt jeden Gedanken einer Bedrohung, einer Benachtheiligung aus, denn der Fortschrit, welcher die Ergiebigkeit des Bodens erhöht, ist ein Vorlheü, ist ein Gewinn für den Nachbar. So auch möge eS fein mit der Ausbeute jedes Fortschrittes, auf welchem Gebiete sie immer gewonnen werde. Darum hoch die Forst- uud Laudwirthschaft I Hoch jede Veredelung und Vervollkommnung derselben als Ge meingut der Nationen, als Unterpfand ihres friedlichen Zusam menlebens, darum auch hoch die hier anwesende geehrte Ver sammlung, sie lebe hoch!" (Begeisterte Zustimmung.) Graz, 4. September. (Pr.) Der Adreßentwurf, welchen Herr v Kaiserfeld ausgearbeitct hat, wird vom Plenum des steierschen Landtags wahrscheinlich schon in der heutigen Sitzung angenommen werden. Die Adresse ist an den Kaiser gerichtet und enthält warme Dankesworte für die Sanktion der Staatsgrund- und der confessionellen Gesetze. Interessant ist namentlich die Stelle, welche vom Concordate und den nationalen und clericalen Wühlereien handelt. Herr v. Kaiser- feld sagt: „Mit dem Concordate war der Kirche eiue Machtfülle ein- geräumt worden, welche sie in dieser Ausdehnung niemals uud zu keiner Zeit iu Oesterreich besessen hat. Die extreme kirch- lichr Richtung, welcher Staat und Gesellschaft unterworfen wer den sollten, hätte das Coucordat auch unter einer absoluten Regierung unhaltbar gemacht, denn auch eiue solche hätte sich dem überwältigenden Einflüsse der Zeit nicht entziehen können; auch eine absolute Regierung hätte vas Joch abschüttelu müs sen, das sie mit diesem Vertrage sich, der Gesellschaft und dem Staate auferlegt hatte.... Der steiersche Landtag beklagt leb haft den Widerstand, welcher diesen Gesetzen iu einem Theile des Reiches noch entgegen gestellt wird. Der steiersche Land tag verschließ seine Augen auch nicht den Vorgängen im eigene« Lande und er beklagt den Kampf, welcher gegen die confes sionellen Gesetze geschürt, die unberechtigten Beunruhigungen, welche ausgestreut, die Rücksichtslosigkeit in der Wahl der Mit tel, welche in Bewegung gesetzt werden, und die Verblendung, welche die Aussichtslosigkeit des Kampfes und die Gefahren verkennt, die dem Vaterland« bereitet, und die Wunden nicht achtet, welche dem Frieden der Bürger und der Familie ge schlagen werden Aber der steiersche Landtag ist überzeugt, daß den großen Ideen: Freiheit, Gerechtigkeit und Vaterland, welche i« den Staalsgrund- und in den confessionelleu Gesetzen ihre Verwirklichung finden, der Sieg nimmer fehlen kann." Laibach, 5. September. (W. Ztg.) Im Landtage wurde heute der Antrag des Abg Kaltenegger auf An erkennung der Wahl des Abg. Muley, nachdem der Landespräsident sich dagegen verwahrt, daß von Seiten der politischen Behörde mit Außerachtlassung der Ge setze nach Willkür das Wahlrecht geregelt wurde, und nach einer sehr lebhaften Debatte, an welcher Kalten egger, Drschmann, Toman, Kromer, Bleiweis, Prevc, Costa und der Berichterstatter Svetez sich betheiligten, bei namentlicher Abstimmung mit 18 gegen 12 Stim men abgelehnt und der Antrag des Landesausschusses auf die Annullirung der Wahl mit demselben Stimmen verhältnisse angenommen. Gegen diesen Beschluß über reicht Apfaltern im Namen der Minorität eine schrift ¬ trag über die unterseeischen Leitungen und das Marinegalvanometer. Es wurde in überzeugen der Weise dargelegt, wie bei jeder telegraphischen Lei tung außer den im ganzen Querschnitt des Leitungs- drathes sich bewegenden wirksamen Elektricität noch ein gewisses, die Oberfläche erfüllendes Quantum freier Elektricität aufttitt, welche bei der Schließung des Stroms denselben verzögert und bei der Unterbrechung die Stromwirkung verlängert, wie ferner bei den gut isoltrten untererdtschen und unterseeischen Leitungen die störende Wirkung dieser freien Electricität weit em pfindlicher aufttitt, als bei oberirdischen oder Stangen- lritungen, wie sodann bei diesen unterirdischen Leitun- gru infolge des Vorhandenseins der isolirenden Gutta perchaschicht und der außerhalb derselben befindlichen Leiter (Drathpanzer und Wasser) noch eine in gleicher Weise störende Labung und Entladung durch ver- thrilte Elektricität — ähnlich wie in einer Leidener Flasche — erfolgt und wie endlich alle diese Umstände zwingen, zum Betrieb der langen unterseeischen Tele- gvaphenlcitungen äußerst schwache Batterieströme zu be nutzen; cs ist hierdurch die Verwendung des Morse apparats, der Typendruckapparate und selbst unter Voraussetzung von Relais für derartige Telegraphen anlagen ausgeschlossen und man ist genöthiat, zu den Nadeltelegraphen zurückzugretfen; da- im Dienste der transatlantischen Kabel verwendete Thomson'sche Marinegalvanometer, welches auch für die Be nutzung auf Schiffen brauchbar gemacht werden kann, enthält eine äußerst leichte Magnetnadel, die vom Strom umkreist wird und die mit einem außerordent lich kleinen und dünnen Spiegel so verbunden ist, daß derselbe an den einttetenden Ablenkungen der Nadel theilnehmen muß und diese Ablenkungen durch Re flexion eines aus einer feststehenden Lichtquelle kommen den Lichtstrahls auf eine Scala sichtbar macht. Aus schläge des reflectirten Bildes nach rechts und links oder Ausschläge von großem und kleinem Betrag bilden dann die Elemente, aus denen ein Alpha bet rc. zulammenzusetzen ist, wie beim Morse aus Strichen und Punkten. Zu solchem Empfangsapparat gehört alsdann auch ein eigenthümlich eingerichteter Versendungsapparat, der nach Varlay so angeordnet wird, daß kurz nach einander 5 abwechselnde Ströme abgesendet «erden, deren Zeitdauer z. B. bei dem transatlantischen Kabel in dem Verhältniß der Zahlen 100:156:80:32,»: 26 stehen muß, damit die Nadel keine anderen zeitraubenden Bewegungen aussühre, - als eine einfache Drehung nach einer Seite und Rück kehr zur Gleichgewichtslage. Der Vortragende zeigte einen von dem hiesigen bewährten Mechaniker Herrn Schadewell für das königl. Polytechnikum gefertigten Nadelte leg. aph der beim transatlantischen Kabel ange wendeten Art und es wurden am Schluffe überra schende Empfindlichkeitsproben mit demselben anaestellt. Nach Beendigung dieses Vortrags folgten noch ver schiedene kürzere Mitthetlungen, so über eine eigen- thümliche Erscheinung bei Herstellung von Bahnschie nen mit stählernem Kopf, über Knallsignale für Ei senbahnen und über Indium. vr. Hartig. Literarische Neuigkeiten. K. Gutzkow: Vom Baum der Erkenntniß. Denksprüche. Stuttgart, Cotta. — A. Laun: Dichtercharaktere: A. Chönier, Burns, Bö- rangerftc. Bremen, Kühtmann.—Emilie H e i n r i ch s: Der Erbev.Grundhoff. Roman. Berlin, Janke.—A.Lüb den: Mittelniederdeutsche Gedichte aus Handschriften. Olden burg, Stalling. — Kuno Fischer: Shakespeare's Cha rakterentwickelung Richard's HI. Heidelberg, Basser mann. — F. v. Wickede: Der falsche Erbe. Berlin, Janke. — I. Sörgel: Cornelia, die Mutter der Gracchen. Ein römisches Frauenbild. Erlangen, Dei- chert. — Hermann Mendel: Giacomo Meycrbeer. Eine Biographie. Berlin, Heimann. — I. L. Klein: Geschichte des Dramas. 6. Band. Leipzig, Weigel.— K. A. Dcmpwolff: Vor und hinter den Coulissen. Skizzen und Erinnerungen. Wien, Harileben. — H. Brunn: Beschreibung der Glyptothek König Ludwia's l. zu München. München, Ackermann. — A. Ebeling: Vermischte Schriften. 2. Band. Soest, Nasse. -- D. Elsner: Stille Wasser. Briefe. Berlin, Schultze. — I. K. Bähr: Der dynamische Kreis. 7. Lieferung. Dresden, Türk. — H. v. Sybel: Die Gründung der Universität Bonn. Festrede, Bonn, Cohen u. S. — A. Swientek: Römische Vriefe. Creutzburg, Thiel mann — vr. G. Gerland: Ueber daS AuSsterben der Naturvölker. Leipzig, Fleischer. — Heinrich Rohlf-: Medictnische Reisrbriefe au- England u. Holland. 1866 und 1867. Ebendaselbst. — Georg Seidlitz: Karl Vogt'- Affenmenschen und vr. A. Schumanns Bro schüre über dieselben mit einander verglichen nebst einem Anhänge über vr. Glet-ber-'s „Kritische Darlegung re. Dresden, Druck von Teubner. — vr. Leopold Dip pel: Die Blattpflanzen und deren Cultur tm Zimmer. Weimar, Voigt. * Laut in Gotha eingettoffenen Stachrichten von der schwedische» Nordpolexprditon au- Spitz bergen bis zum 3. August war zu dieser Zett das Meer nordwärts (jenseits 80 Grad) vollkommen offen und ei-fret. * Victor Hugo hat ein neues Drama vollendet, an dem er seit 30 Jahren gearbeitet und welches den Titel „Rmiamv so Kiiawoo," führt. liche Verwahrung, da der gefaßte Beschluß als ein den grundgesetzlichen Bestimmungen der Landtag-Wahlord nung dirrct widerstreitender Act angesehen werden müsse. Es erfolgt hierauf eine neue erregte Debatte Ueber Anttag deS Abg. Toman wurde beschlossen, daß der Vorsitzende diesen Protest nicht anzunehmen und den selben al- geschäftsordnung-widrig den 11 Unterzeich nern zurückzustellen hab«, worauf die Sitzung noch vor Beendigung der Tagesordnung geschloffen wurde. Lemberg, 4. September. Die „Gazzetta Naro- dowa" veröffentlicht folgendes Programm der Partei Ziemialkowski'S: Die Landesgesetzgebung werde durch das GesetzgebungSrrcht über den Landtag-- und ReichsrathSwahlmoduS, das Schulwesen, das Civil- und Strafrecht, dir administrative und Justizorganisation erweitert, Einführung der polnischen Spracht in Amt und Schule, Autonomie der Schulverwaltung, Verwen dung der Landeseinkünfte vor Allem für Landesbedürf- niffe, eigene verantwortliche Landesregierung und Mi nister zur Seite des Monarchen. Pesttz, 5. September. (Tel) Die Congregation de- Pesther Comitats hat die vorläufige Recrutencon- scription verweigert, da der betreffende Ministerial- erlaß mit dem Gesetze über die Publikation der Gesetze im Widerspruche steht. — Der Zusammentritt der De le g a t i o n e n erfolgt anfangs November, well daS Man dat der ungarischen Abgeordneten anfangs December erlischt, und die Regierung außerdem das nächstjährige Budget noch durch den gegenwärtigen Reichstag ver handeln lassen will. * Pari», 5. September. Der „Moniteur* meldet, daß der Kaiser und der kaiserliche Prinz vorgestern um 5 Uhr Stachmittags in Mourmelon ankamen, wo sie von dem Lagercommandanten Leboeuf und dessen Generalstabe empfangen wurden. Sie stiegen daselbst zu Pferde und ritten durch ein doppelte- Truppen spalier nach dem Hauptquartier. Die Armee begrüßte sie mit dem begeistertsten Zuruf. Der Kaiser war auf der Fahrt von Fontainebleau nach Chalons von den Generälen Fleury und Castelnau, dem Doctor Larey, zwei Ordonnanzoffizieren und einem Stallmeister be gleitet. Im Gefolge des kaiserlichen Prinzen befanden sich Graf d'Espemlles als Adjutant und der Stall meister Bachon. Der Kaiser hat zu Chalons den Ver suchen beigewohnt, die man mit einer durch Petroleum geheizten Locomotive anstellte. Diese Versuche sollen ein äußerst günstiges Resultat ergeben haben. Der Kaiser, der sich schon seit anderthalb Jahren sehr leb haft für die Lösung dieser Frage interessirt, bestieg selber die Locomotive, um während der ersten Fahrt auf einer 23 Kil. langen Strecke die neue Einrichtung in ihrer vollen Thätigkeit genau beobachten zu können. In Bezug auf Wirksamkeit und Sicherheit soll die neue Feuerung allen Ansprüchen mehr als erwartet genügen. — Wie die „France* erfährt, wird der Kaiser erst nächste Mittwoch in Fontainebleau zu rückerwartet, wo er nur die Kaiserin abholen wird, um gegen Ende nächster Woche in Biarritz zu sein. — Der englische StaatSsecretär des Aeußern, Lord Stan ley, ist diesen Morgen hier angekommen und Halden Besuch des Herrn v. Moustier empfangen. Letzterer speiste diesen Abend mit Lord Stanley auf der eng lischen Gesandtschaft. Der Lord wird morgen seine Reise nach London fortsetzen. — Herr LubotnS, Ab geordneter für Nizza, ist zum Bankdtrectvr ernannt worden. — Der päpstliche Nuntius, Msgr. Chigi, hat sich nach Rom begeben. — In dem Processe gegen die Zeitung „L'Electeur" ist der verantwortliche Her ausgeber zu einer Geldstrafe von 1000 Fr., der Drucker zu 200 Fr. verurthetlt worden. — Die „France" spricht sich gegen eine Correspondrnz der „Jndöp. belge* aus, in welcher gesagt war, die fran zösische Regierung stütze sich vorwiegend auf die Armee, und diese werde der Regierung nicht gestatten, den Krieg hinauszuschieben. „Die Armee — heißt es in der „France* — repräsentirt die Nation in ihren edel sten Bestandtheilen; nach innen ist sie die Hüterin der öffentlichen Orönung und der Gesetze; nach außen kann sie nichts Anderes sein, als die Repräsentantin der nationalen Politik.* —Wie man der „K. Z.* schreibt, scheint es sich zu bestätigen, daß die sieben Feuer, welche in Dünkirchen stattgefunden haben, angelegt worden sind. Man hat nämlich in einem der Magazine, welche in der Nähe der Citadelle liegen, die Vorbe reitungen für ein achtes Feuer entdeckt. Die Anstalten waren so getroffen, daß man nur ein Schwefelholz hineinzuwerfen brauchte, damit daS ganze Magazin in Brand aerathe. — In Marokko ist, wie über Gibraltar gemeldet wird, die Cholera im Abnehmen begriffen. Die Ernte ist unter dem Durchschnittserttage ausgefallen; der Sultan hat infolge dessen den Handel mit Cerea lien zwischen den Häfen des Lande- gestattet, die Aus fuhr nach dem Auslande ist jedoch verboten. vrLAel, 6. September. (Tel.) Der internatio nale Arbettercongreß ist heute eröffnet worden und wird die Woche hindurch dauern. — Die zehnte Session des niederländischen Sprachencongresses im Haag ist, wie man auS Brüssel unterm 3. d. meldet, geschlossen, ohne daß die vom „Arnheim'schen Journal* mit so vieler Selbstge fälligkeit entwickelten großartigen politischen Pläne der Vla men auch nur versucht hätten, sich Bahn zu bre chen. Gleich bei der Ankunft protestirten die Vlamen gegen die „unsinnigen" (wörtlich) Pläne, welche man ihnen untergeschoben hätte. Florenz, 5. September. (Tel.) Die „Optnione* bestätigt, daß der Rücktritt de- Ministers deS Innern, Cadorna, aus Gesundheitsrücksichten bevorsteht und das Portefeuille des Innern, zunächst interimistisch, von dem Minister der öffentlichen Arbeiten, Grafen Cantelli, verwaltet werden wird. — Dir Eisenbahn über den Mont-Cent- ist wieder für den Verkehr hergestellt und der regelmäßige Dienst der Züge hat hente wieder begonnen. — Die „ Perseveranza * veröffentlicht nach dem „Movimento" vom 1. diese- eine sehr detaillirte In struction für die tn Livorno, unter dem Titel „Ven detta di Mentana" Mache für Mentana) gestiftete Verbindung. Am Schluß derselben heißt e-:„..Wenn alle Vorbereitungen getroffen sind, wird jede- Comits einer Provinzial Hauptstadt nach einem vorher bestimm ten Orte einen Vertreter senden, zu gemeinsamer Ver ständigung über Zett und Weise de-Vorgehen-.* Die Sache bildet nur das Pendant zu den grotesken Pla- caten, welche die Revolutionäre gegenwärtig an alle Ecken anichlagen lassen. So erschien unter Anderm tn Parma dieser Tage ein Büllettn Nr. 1 der „repu- blicantschen Allianz*, dattrt „Romagna — Juni*. Uebrtgea- fand tn Parma am 30. d. M. wirklich eine
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