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Dresdner Journal : 08.09.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-09-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186809089
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18680908
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18680908
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1868
-
Monat
1868-09
- Tag 1868-09-08
-
Monat
1868-09
-
Jahr
1868
- Titel
- Dresdner Journal : 08.09.1868
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V 208. Id,an,arat,prktst: -»Urli<-t>: «"rdlr.- Kxr >^MrIivd: 1 .. lb ,. — „ lb „ LU--«la«tI«»uuero: 1 „ tritt f«be>l«b « rkir. 8t«»o«I«e»dükr, »u»«rl»»id a«» kionttt. 8uo>i«« ?o»t u»<t St-wp«t»u,«:kl»x km««. Iuseratru-reistr kill U<» N»um eiaer ^«»p»Ite»>!i> 2«tt«! 1 U«l»r „Lio^:»«oät" <tto 2eli«: » K^r. Lrschti-»: lA^Ilck, wit Xu,v»ka>« ö-r Sonn a»ä ^«tsrt«^ Xkouä» kiir ckeo k»!x«oä«o 1'»x Dienstag den 8. Septeinber. VresdnerImMal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. 1868 «nseratevailnaymt a«,w«rtt: Lslxitr: 1» ltuLxoirNW««, ComwisilovI» <>«» Ore,cko«r ^ouro»!»; «k«nck«i.: tt k!«ui.«», Lvu«« Hs«»k«lM >«Il» -rrnktkr» ». N.: ttm««,„i» L Voii-iti«, L»rU»i O»t>riv»'iiok« öuekk., Ummn»«'» ttur«»u, ltvool.»-« Klo»»«; Lr«m«o: L. 8c»l.ovr»z Lr»»I«u: l, 8r««o>r«', XollOllcsudur«»«, ^«»««, L k>«>ivxvi kr»«ickirrt «.H.: ^^><r>!»'«od« liuekk.; L-Wr Xo. 8«on««><, k«ri«: 8vl.l.ir« Llto., (8, 8I»c« äs I» Lour»s)j kr«G: 8». L»«r.lvil'» Luvkk, z Vi«»: Xr.. Orr«r.r«. Herausgeber: LLuigt. Lipsättiou 8«» vreiäosr ckoura»!«, vresÜso, bk»ri«il»tr«ii»s Ko. 7. Amtlicher Theil. Bekanntmachung des Ministeriums deS Innern, vom 4. September 1868. Dem Mnisterium des Innern ist im diplomatischen Wege der Todtenschein der am 19. Februar 1867 zu Moskau im 75. Lebensjahre verstorbenen Sächsischen Nnterthanin Katharina Lorenz zugegangen. Da Papiere, welche über die Heimath- und Familien- vcrhältnisse der Verstorbenen Auskunft geben könnten, in dem Nachlasse nicht aufgefunden worden sind, so ivird dieser Todesfall mit dem Bemerken andurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß der erwähnte Todten- schrin von denjenigen, die ein Interesse daran haben, in der Canzlei des Ministeriums des Innern einge- schen und nach Befinden in Empfang genommen wer den kann. Der Erlös aus den Effecten der re. Lorenz wird, da dieselbe im Stadtkrankenhause zu Moskau verstor ben, nach Russischen Gesetzen dem Fond dieser Anstalt Angewiesen werden. Dresden, am 4. September 1868. Ministerium de- Innern, II. Abtheilung. von Mangolitt. Forwcrg. , Nichtamtlicher Theil. Uldersickt. Telegraphische Rachrichten. Aeitungrschan. (Norddeutsche Allgemeine Zeitung. — Neue Preußische Zeitung. — Weser-Zeitung. — Cvnstitutionnel.) Lagedgeschichte. Dresden: Vom königl. Hofe. — Berlin: Militärisches. Kreissig bestätigt. — Kiel: Umtausch dänischer Staatsschuldverschreibungen. Pro vinziallaudtag. Pensionszahlungen. — Gotha: Echwurgerichtsverhandlung gegen Streit. — Mün chen: Vom Hofe. Eisenbahnconcession. Militäri sches. — Friedrichshafen: Hofnachrichten. — Wien: Von der Künstlerversammlung. Hvfnach- richten. Blousen für Truppen. Brust's Rede beim Banket der Land- und Forftwirthe. — Graz, Lai bach, Lemberg: Von den Landtagen. — Pesth: Conflict. Einberufung der Delegationen. — Paris: Der Kaiser im Lager von khalons. Tagesbericht. Aus Marokko. — Brüssel: Arbeitercongreß er öffnet. Vom Sprachencvngreß im Haag. — Flo renz: Ministerverändrrung. Eisenbahnangele- genheit. Revolutionäre Agitationen. — Rom: und Madrid: Tagesbericht. — London: Aus Southampton, Sheffield und Cork. Wahlangelegen- heit. Schiffbruch. Vom Cap. — Kopenhagen: Kirchliches. — Stockholm: Hofnachricht. Preußi sches Schiff gestrandet. — St. Petersburg: Or densverleihung. Diebstahl in derStaatspapierdruckerei. Besuch einer norddeutschen Corvette in Kronstadt. — Konstantinopel: Fuad Pascha beurlaubt. Telegraphische Nachrichten Chemnitz, Montag, 7. September, Bormittag». (Tel. des Drcsdn. Journ.) Sr. Majestät der König find gestern Abend ^8 Uhr au» Dresden hier eingr- trafien und wurde» am Bahnhöfe von dem Amts- Hauptmann v. Könneritz, den Spitzen der Behörden und den Stabsoffizieren empfangen. Vor dem Bahnhofe war eine Militärabtheilung mit Militärmusik aufgestellt. Unter dem Geläute der Glocken begaben Sich Se. Majestät zuvörderst nach dem Hotel „Zum römischen Kaiser" und von dort, nach kurzem Aufenthalte, unter dem Jubel des Volkes nach dem Park von R. Winkler und L. Schönherr zu Schloß- chcmnitz, woselbst zur Frier der Anwesenheit Sr. Ma jestät ein großes Gartenfest arrangirt war. Hier wurde Se. Majestät bei der Ankunft unter den Klängen der Sachsenhymne mit tausendstimmigen Hochrufen und einem Feuilleton. s. Hosthtuter. Sonnabend, den 5. September, ge langte F. Halm's fünfactiges Trauerspiel „Begum Somru", in Scene gesetzt vom Herrn Regisseur Ger- storser, zur erstmaligen Aufführung. Es ist eine der abenteuerlichsten Geschichten, deren erster Theil dem Dichter den Stoff zu seiner Tragödie geliefert hat. Sie spielt bereits rin volles Jahrhundert und ist in folge eines skandalösen Nachlaßprocesses, dessen Gegen stand dir, 14 Mcilcn von Delhi gelegene Landschaft Pergannah Badschapas Jscharsa bildet und bei welchem die Interessen der ostindischen Compagnie wesentlich betheiligt sind, heute noch nicht zum Abschlusse gebracht. Deutschland, Frankreich, Indien und England dienen zum Schauplätze der Thaten eines deutschen Abenteurer- Walter Reinhard, des Gcnerals Somru, Fürsten von Srrdhana und seiner Familie, und bedeutende historische Personen sind in deren Schicksale verflochten. Halm hat mit geschickter Hand aus dem überreichen Materiale das zur dramatischen Composition Geeignete herau-- gcgriffcn und für seine Zwecke umgestaltet. Das Stück, welches 1782 in Ostindien, und zwar in Serdhana sowie in dessen Umgebung spielt, versetzt uns mitten in dir Kämpfe, welche dort um den Besitz der Herr schaft stattfanden und mit dem Siege Großbritannten- »ndtgten. Daß Halm sehr gut weiß, was die Schau bühne verlangt und vertragen kann, das hat er sogleich bei seinem Debüt mit „Griseldis" bewiesen. Auch in der neuesten Arbeit des gearnwärtigen Intendanten de- Wtrner HofburgtheaterS läßt sich die technische Gewandt heit nicht verkennen, aber seine geistige Richtung knüpfte an eine Ltteratnrperiod« an, welche unsrer Zeit fremd geworden ist. Eine solche Erkenntniß schließt indessen das Bedauern nicht aus, daß die heutige Äeueration Bcgtüßungsgcsange der „Singakademie" empfangen und sodann zunächst von dem Offizicrccrps und einer Fest- deputatiou ehrfurchtsvoll begrüßt. Se. Majestät nah men die Parktllumination in Augenschein und wohnten dem Abbrennen eines großen Feuerwerks bei, worauf Allerböchstdieselbeu '410 Uhr die Rückkehr nach dem „Rö mischen Kaiser" antraten, überall von dem Jubel de- Volkes begleitet. Heute Vormittag ^49 Uhr baden Se. Majestät unter Glockeugeläute unsre Stadt wieder verlassen und Sich per Extrazug nach Hohnstein begeben, um daselbst den Manöver» der zweiten königlich sächsischen Division (Nr. 24) beizuwohnen. Von dort werden Se. Ma jestät um 2 Uhr die Stückreise nach Dresden antreten. Berlin, Montag, 7. September, Vormittag«. (W. T. B.) Tue telegraphisch gemeldete Nachricht der Londoner „Morniag-Post", wonach Rußland in Ber lin und Paris Entwaffnung-Maßregeln vorgrfchlagrn haben sollte, kann au» zuverlässigster Quelle al« er funden bezeichnet werden. (Einer Berliner Korrespon denz der „Köln. Ztg." zufolge, welche von der Mel dung der „ Morning-Post" Notiz nimmt, dürfte eine Verwechselung mit der bekannten Angelegenheit der explvdirenden Geschosse vorlicgen.) Gotha, Moatag, 7. September. (W. T. B.) Bo» Kapitän Koldewey, dem Führer der deutschen Nord» polexpedttion, sinv aus 89'4 Grad nördlicher Breite Nachrichten ringegaage«, die bi« znm 19. Juli reichen. Die deutsche Nordpolexpedition traf am 5. Juli auf der Bäreninsel ein, dehnte ihre Untersuchungen 100 Meilen nordöstlich aus, nahm Wasser auf Spitz bergen ein und ging direct weiter nordwärts. Das Wetter war vom 10. Juli ab schön. Die schwedische Expedition hielt sich vom 22. bis zum 27. Juli auf der Bäreninsel auf. Münchrn, Montag, 7. September. (W T. B.) Dem Bernehmen nach find die Regierungspräsidenten F hr. von Zu-Rhrin (Würzburg) und v. Sutschnrider (Regensburg) vensionirt und der Ltganonirath Gras Luxburg zum RegirrungSprästdenten von Untrrsranken, sowie der Minifierialrath Pracher zum Regierung»- Präsidenten der Oberpfalz ernannt worden. Stuttgart, Montag, 7. Geptrmbrr. (W. T. B.) Ja der gestrigen Sitzung de« Arbriterderrinstag» wurde nach einer siebenstündipe» erregten Debatte der Entwurf eine« demokratische« Programm» von Schwei ge! und die Empfehlung de« «»»schufst», an den vr- strebuugen der internationale« «rbeiterwahlagitatio- »rn Theil zu nehmen, mit 68 gegen 46 Stimmen ar»genommen. Ein Theil der Minorität unter Füh rung Pfeiffer'« und Höchberger'» protestirte gegen die se« Beschluß und beries eine Privatversamwlung auf morern. Pari«, Sonntag, 6. September, Abend». (W.T. B.) Den Journalen ist ein Kommunique zagegangen, in welchem die Behauptung der „Jndöpkndance", der kaiserliche Prinz habe gesagt, wenn er Kaiser sein werde, werde er Niemanden, der ohne Religion sei, dulden, in Abrede gestellt wird. Das Kommunique schließt: Niemals find diese Worte gesprochen wor den. Der kaiserliche Prinz beschäftige sich bei seinem Alter nicht mit Politik. Die „Opinion" sagt: Marquis de Bonneville werde in dieser Woche wichtige Sperialinstrurtionen nach Rom mitnehmra. Kopenhagen, Sonntag, 6. September. (W. T. B.) Gestern Nachmittag hat die Legung de« dänisch- »nglischen Kabel» begonnen, und hofit man, die tele graphische Verbindung mit England in den nächsten Tagen herzustellen. St. Petersburg, Montag, 7. September. (W. T. B.) sie Rachrichtider Londoner „Marning-Post", wonach Rußland in Berlin und Pari» Entwaffnung?« Vorschläge gemacht und mittelst Ukase» vom 2. d.Mt«. bereit» die rntsprrchrade Initiative ergriffen haben sollte, wird in den hiesigen bestunterrichtrten Kreisen a,f da» Bestimmteste demrntirt. Dresden, 7. September. . Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: „Die von dem preußischen Kriegsministerium angeordnete Entlassung der Reserven, verbunden mit dem dreimonatlichen Aufschub, welchen die diesjährige Recruteneinstellung erfahren wird, baden, als untrüg liche Zeichen der friedlichen Auffassung der Lage feiten der preußischen Regierung, nicht verfehlt, tiefen Eindruck in der französischen Hauptstadt her vorzurufen. Derselbe spiegelt sich zunächst in dem klein lauten Wesen der Chauvinistischen Presse und in der immer entschiedener« Sprache ab, mit welcher die Re- , gierungsblätter die thörichtcn Alarmartikel der erstern abseitigen.... Wenn der „Constitutionnel" jene zum Kriege hetzende Presse mit der Opposition überhaupt idcntificlrt (s. unten), so ist, jedenfalls so viel sicher, daß der Chauvinismus seinen eigentlichen Hinterhalt in jenen alten, dem Kaiserchum feindlich gesinnten Par teien hat. Deshalb wird auch kein Vernünftiger dies seits des Rheins die französische Regierung für jene unendlichen Hetzereien verantwortlich gemacht oder auch nur überhaupt darum einen Groll auf das französische Volk geworfen haben, in dem jene alten Parteien, ebenso wie jene Kriegshetzer, thatsächlich nur noch weuig Bo den finden. Von der friedlichen Gesinnung des eigent lichen Kernes der französischen Nation hatten seine Nach barn wiederholt, und namentlich noch während der vor jährigen Industrieausstellung, sich zu überzeugen Ge legenheit." Die „Nene Preußische Zeitung" erörtert die Frage: „Muß es wirklich sein, daß Frankreich sich in einen Krieg mit Preußen hincintreiben läßt?" und sagt dabei: „Wir sehen uns vergeblich nach einem Kricgsgrunde um. Die preußische Regierung dcmon- strirt in auffälligster Weise ihre Fricdenszuversicht, welche ans ihrer Fricdensncigung erklärlich wird, in dem sie die Einberufung der Rccruten für dieses Jahr nm drei Monate verschiebt. Auch officielle und officiösc Stimmen in Frankreich erklären laut und wiederholt, daß der Friede gesichert sei. Aber das Gros der fran zösischen Presse läßt nicht ab, die Nothwcndigkeit des Krieges zu erörtern, — was sich doch mit solcher Hart näckigkeit nicht thun ließe, wenn sie nicht überzeugt wäre, offene Ohren und empfängliche Herzen zu finden. Gleichwohl wissen sie einen ernstlichen Kriegsfall nicht zu bezeichne«. Die Gründe, wclchc sic anführen, laufen alle darauf hinaus, lediglich eine Stimmung zu recht fertigen. Nach einer Andeutung des „Tcmps" über den Grund dieser Stimmung wäre der Krieg rin Wett kampf um das durch Sadowa erschütterte Prestige. „Es ist gar keine Frage, daß sich für eine solche Mahnung in Frankreich immer eine entgegenkommende Stimmung finde» wird; auch ist gar kein Zweifel, daß das Empire eine solche Stimmung nicht vernachlässigen darf, daß es dieselbe als einen Factor cinsMen muß in seine Rechnung, deren Facit freilich nicht lediglich durch die sen Factor bestimmt werden kann. Daraus erklärt sich die Zweideutigkeit der französischen Politik, welche ohne Zweifel den Frieden will, sich aber auch für den Fall vorsehen muß, daß sie ihre Neigung und ihre Ein sicht dcr „Stimmung" opfern muß. Die Schwierig keiten, in welchen sich die französische Regierung be findet, sind zugleich die Gefahren Europas. Und wenn dieses nichts dafür thun kann, jene zu beseitigen, so kann cs doch der französischen Regierung durch seinen cinmüthigcn, gegen jede Ruhestörung gerichteten Ernst die unbedingte Nothwcndigkeit auferleaen, jener Schwie rigkeiten durch ihre innere Politik Herr zu werden." Die „N. Pr. Ztg." weist sodann darauf hin, welches Gewicht in der Friedensfragc auf die Politik Oester reichs zu legen ist, und spricht hierbei die Zuversicht aus, daß der österreichische Reichskanzler „sich je mehr und mehr überzeugen wird, wie sehr eine Politik des Friedens und dcr Versöhnung, zu welcher er sich öffent lich bekannt hat, von der corrrcten Stellung Oesterreichs zu Frankreich abhängt." Er werde sich nicht verhehlen, daß Frankreich von dem Augenblicke an, da es unbe dingt nicht mehr auf Oesterreich zählen kann, zum Frie ¬ de« gezwungen ist. Die „N. Pr. Ztg " schreibt zum Schluß: „Herr v. Bcuu hat eine große Aufgabe zu erfüllen; er kann den Frieden, dessen alle Welt begehrt und dessen Oesterreich gar nicht entbehre« kann, sicher stellen." Die „Wcserzeitung" sagt zur Erklärung der eigen- thümlichen Erscheinungen, welche sich in dcr letzten Zeit in Frankreich dargeboten haben u. A.: „Deutsch lands Größe gcnirt Frankreich, das ist das Wort der Situation, und auf dies eine Wort kann man getrost alles Säbelrasseln, alles Sclbstrühmen, alle Prahlereien mit gefüllten Arsenalen und unerschöpflichen Geldbeu teln zurückführen, deren nicht gerade sehr würdevolles Schauspiel die Presse und die Gclcgenheitsrcden des Nachbarlandes uns darbietcn. Es ist keineswegs blos die Kriegspariei, welche auf diese Weise der nationa len Eigenliebe huldigt; im Gegcntkcil, gerade die Fried fertigen gefallen sich darin, sich in dem Glanze ihres Landes zu sonnen und sich und andern vorzusagen, wie unermeßlich reich, mächtig und siegesgewiß Frankreich sei. Wenn cs nur gelingt, dem unruhigen Volke das Gefühl beizubringen, daß der Erdball bcwundcrnd vor ihm auf den Knien liegt, daß Frankreich noch immer an der Spitze der Menschheit marschirt, dann wird das unruhige Volk ruhig werden, dann kann der Friede gewahrt bleiben, Handel und Wandel können ftoriren und die Rente wird steigen." Den unermüdlichen Kriegsprophezeiunge« eines Theiles der französischen Presse stellt der „Con stitutionnel" folgende schlagende Bemerkungen ent gegen: „So sprach diese Presse schon vor einem Jahre, so diesen Winter, als sie für das Frühjahr den Krieg voraussagte. So sprach sie im Frühjahr, als sie für den Herbst den Krieg ankündigte. Nun ist der Sep tember hcrbeigekommen, gerade wie vorher dcr April, ohne daß er den Krieg, »der auch den geringsten An schein eines baldigen'Krieges mit sich gebracht hätte. Ein Schuldner, der cs mit seinen Verbindlichkeiten machte, wie die Opposition mit ihren Prophezeiungen, würde wenig Credit behalten, da sie stets am Verfall tage protestirt würden." Zum Schluß hält der „Con stitutionnel" der Opposition folgende Alternative vor: „Antwortet also: Wer von beiden, die Regierung oder die Opposition, verbreitet die Ungewißheit, regt das Land auf, verzögert das Hcrvortrcten des Kapitals, verhindert die glücklichen Symptome, die sich kundge- grbc«, noch stärker hervorzutreten, und die Besseruna sich bis in ihre letzten Consequenzen fvrtzujetzen? Wenn durch ihr beharrliches Jnabredestellen, durch da- Dementiren alles Dessen, was das Vertrauen zurück bringen kann, die Journale dcr Opposition nur im Trü ben fischen wollen, so ist dies ein trauriges und wenig pa triotisches Spiel. Wenn sie aber aufrichtig den Frieden und dasjGedeihen des Landes wünschen, so sollen sie cs dadurch deweiscn, daß sie eine andere Haltung und eine andere Sprache annehmen." — Ein neuerer, an den Toast des Finanzministers Magne anknüpfender Artikel des „Constitutionnel" spricht sich sehr energisch zu Gunsten des Friedens aus. Das Land, heißt es darin, bedürfe des Friedens, welcher allein Wohlbefinden und Ge deihen verbreiten könne. Von Frankreich könne eine Initiative zum Kriege nicht ausgehen: cs sei nicht zu fürchten, daß es sich dahin fortreißen ließe. Jedermann erkenne mit dem Finanzministcr an, daß cs endlich Zeit sei, ein für alle Mal jene unfruchtbaren, leeren Beun ruhigungen zu beseitigen, welche schon zu lange unser Gedeihen am Aufschwünge behindert haben Tagesgeschichte. Dre-deo, 7. September. Se. Majestät der König werden heute Nachmittag von Chemnitz zurückkehren, und fast gleichzeitig mit Sr. Majestät werden auch Ihre Majestät die Königin, sowie Ihre königl. Ho heiten die Frau Kronprinzessin und Frau Prin zessin Georg im hiesigen Rcsidcnzschlosje eintreffen. — Sc. Majestät dcr König von Preußen werden heute Abend gegen '48 Uhr mittelst Extrazugs von dem Namen Friedrich Halm so geringe Thcilnahme lntgcgcnbringt, wie dies soeben wieder das schwach be setzte Haus bekundete, vor welchem die Jnscenirung der Tragödie an unsrer Hosbühnc erfolgte. In der Kunst- und Literaturgeschichte hat sich Halm einen ehrenvollen Platz errungen, den ihm keine Geschmacksändcrung und kein Gegner streitig machen wird? Wurzelt er mit sei ner Anschauung-- und Empfindungswcise auch vielfach nicht mehr in unsern Tagen, so sichern ihm doch die Reinheit seiner Intentionen, der Schwuna und Adel seiner Sprache, sowie sein dramatisches Gestaltungs- talent eine der ersten Stellen unter dcn heutigen Buh- uendichtern. Ein neucs Werk aus der Feder Halm's sollte schon um dieser Vorzüge willen im Voraus des regsten Interesses aller Freunde der Poesie und des Theaters gewiß sein. Wie oft haben Benedix, die Birch-Pfeiffer und Andere dir Erwartungen des Publi cum- getäuscht, und doch üben diese Namen immer wie der neue Anziehungskraft aus! Warum nun einem unsrer besten Dichter gegenüber so viel Zurückhaltung und Skepsis? Die letztere, welche zum nicht geringen Theile auf die jetzige, allem Idealen feindliche Zcitströ- muna zurückzusührcn sein dürfte, ist hier jedoch durchaus begründet; denn Halm hat in dieser Hinsicht ganz entschieden Conccfsionen gemacht und predigt durch den Mund de- Generalgouvernrur- von Bengalen „moderne* Grund sätze, die den Exprctorationen in den Leitartikeln der national-liberalen Presse durchaus nicht so fremd sind. Kurzum, der Dichter der „Griseldis* tischt unS eine StaatSaction mit allem möglichen scenischen, choreogra phischen und musikalischen Aufwande auf, und die Art und Weise, wie jene vor sich geht, ist völlig dazu an- gethan, die politischen Traditionen in der „Afrikanerin* aufzufrischen. Der Günstling der Begum (Fürstin) Somru, Arthur Dyce, ist ganz au- dem Stosfc de» Scribe-Meyerbeer'schen Vasco de Gama gemacht, und die Heldin dcr Trasödie wird von ihrem Liebhaber nicht weniger gemißhandelt und betrogen, als die arme Selika. Aber die Politik ist auch bei Halm blos pi kantes Beiwerk und kommt vorzugsweise nur so weit in Bettacht, als die Fürstin von Serdhana durch ihre unglückliche Liebe die Lust am Regieren verliert und bierdurch den Pläncn des Generalgouverneurs von Bengalen vorgreift. Halm führt den Untergang der Selbstständigkeit dc- Fürstcnthums mit zu kleinlichen Mitteln herbei, als daß derselbe tragisch zu wirken vermöchte, und andererseits ist es dem Dichter wieder nicht gelungen, den bcthriligten Personen unsre herz liche Theilnahme in demjenigen Maße zu verschaffen, welches bei einer reinen Tragödie der Liebe erforderlich sein dürste. Dir Zeichnung dcr Heldin des Stücks ist reich an psychologischen Feinheiten und wohlgelungrn in der dramatischrn Steigerung; nur ihr Ende durch Selbst mord erscheint ziemlich gewaltsam hcrbeigeführt. Fräu lein Langrnhaun brachte die Rolle der Fürstin Alidc von Serdbana, genannt Begum Somru, mit lobens- werthcm Fleiße zur Geltung; der häufige Stimmungs wechsel in diesem vom Dichter mit ersichtlicher Liebe entworfenen, aber dennoch nicht recht sympathischen Frauencharaktcr wurde von ihr mit großer Wärme und schöner Mäßigung wiedergegeben. Herr Dettmer spielte den Residenten der ostindischen Compagnie am Hofe von Serdhana, Arthur Dyce, mit vielem Feuer und stattete die Partie mit einer äußerlichen Noblesse aus, welche dieser verworfenen Crratur nech die mög lichste Wahrscheinlichkeit verlieh. Eine vorthrilhaste Repräsentation erfubr der Sohn der Fürstin, Nadir, durch Fräulein Wolff, wie denn auch die Eclavin Schirin in Fräulein Guinand eine entsprechende Dertrrtci in gefunden hatte Ausgezeichnete Leistungen boten Fräulein Berg (Amme Ayescha) und Herr Winger (Komoran, Befehlshaber dcr Leibwache). Herr Jaffe hatte den vom Dichter etwas zu flüchtig skirzirtcn Charakter Sir Warren Hastings , des Gene- ralg»uverneurs von Bengalen und Präsidenten des Raths von Indien, sorgfältig ausgearbeitet, und die Herren Koberstein (Hastings' Secretär Clifford), Walther (Wesir Alum Beg) und Meister (Mr Kassim, ein indischer Diener Dyce's) trugen redlich das Ihrige dazu bei, um der Novität zu einer ehrenvollen Aufnahme zu verhelfen. Eine solche hat Halm's neueste dramatische Arbeit denn auch gesunden, obschon sich das Publicum für dieselbe erst im weitern Verlaufe der Handlung, namentlich vom vierten Acte an recht zu erwärmen vermochte. Und in der That verdient das Stück, so wenig wir im Stande sind, mit seinem In halte zu sympathisiren, die Beachtung aller Besserge- finnten, denen es Befriedigung gewähren muß, nach so vielen excrssiven Ruditäten moderner Dramcnproduc- tion endlich wieder einmal cinem wahrhaften Dichter zu begegnen, dem ein fcingebildeter Geist und Eleganz der Sprache in hohem Maße »u eigen find. Sämmt- liche bei der Darstellung von „Begum Sockru* Betbei- ligten bekundeten auf evidente Weise, daß sie diese Vorzüge vollkommen zu würdigen versiebe«. Ebenso war die Jnscenirung der Tragödie durch Herrn Regis seur Gcrstorstr, bei welcher die Decorationen zur Rubin» stein'schen Oper „FeramorS* mit entschiedenem Glück zur Verwendung gelangten, eine durchaus loben-werthe. Drerde«, 4. September. In der gestern Abend adgehalteuen Sitzung dcr Sectton für Mathematik, Pdysik und Chemie der uaturforschende« Gesellschaft „Ist»* hielt Herr Prof Lösch« einen länger« Vor»
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