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Dresdner Journal : 28.08.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-08-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186808289
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18680828
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18680828
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1868
-
Monat
1868-08
- Tag 1868-08-28
-
Monat
1868-08
-
Jahr
1868
- Titel
- Dresdner Journal : 28.08.1868
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bk» Orlogdeckes für dir Pasiagiere, da- Fehlen einer Bezeichnung derjenigen gefährlichen oder der Gesund heit schädlichen Waaren, welche auf AuSwandererschiffen nicht verladen werden sollten, der Mangel strenger Strafbestimmungen über Pfitchtwidrigkeiten setten des Capttäns und der Mannschaften wahrend der Fahrt, und eines summarischen Verfahrens zur sofortigen Ab- urtheilung derselben, sowie die Unzulänglichkeit des den einzelnen Passagieren zu gewährenden Raumes. Hin sichtlich des in der künftigen Gesetzgebung einzuschlagen» den Weges war der von der Regierung in Washington durch den Gesandten des Bundes gemachte Vorschlag zur Herbeiführung einer internationalen Gesetzgebung zu berücksichtigen. Zur Ausübung einer allgemeinen Ueberwachung der das Auswanderungswesen beauf sichtigenden Localbehörden feiten des Bundes erschien endlich die Entsendung eines mit den erforderlichen Be fugnissen auSgestatteten Kommissars erforderlich. Auf den Antrag der Ausschüsse für Handel und Verkehr, sowie für das Seewesen hat daher der Bundesrath in der Plenarsitzung vom 11. Juli d. I. beschlossen, sich damit einverstanden zu erklären, daß das Präsidium mit den Vereinigten Staaten von Amerika, mit Großbri tannien und nach Befinden mit andern Staaten in Ver handlungen trete, um eine internationale Gesetzgebung in Betreff der Beförderung der über See gehenden Auswanderer zu Wege zu bringen; sowie den Bundes kanzler zu ersuchen, einen Bundescommissar mit den Aufgaben und Befugnissen, welche in dem Ausschuß berichte bezeichnet sind, für das Auswanderungswesen abzuordnen und den zunächst betheiligten Regierungen die erforderlichen Eröffnungen zu machen. Infolge dessen sind die angemessenen Einleitungen getrof fen, um die gefaßten Beschlüsse in Vollzug zu setzen. Der Vertreter des Norddeutschen Bundes in Washington ist bereits mit den entsprechen Wei sungen versehen, um die angeregten Unterhandlungen mit den Vereinigten Staaten in Gang zu bringen. — Die „N. A. Z." ist in den Stand gesetzt, über die Gründe, welche den Abbruch der Verhandlungen wegen der revidirten Rheinschifffahrtsacte veran laßt haben, Folgendes mitzutheilen: ' Darüber, ob und inwieweit der Lech und die Waal zum Rheine gehören, hat unter sämmtlichen Rheinuferstaaten keine Meinungsverschiedenheit bestanden, noch mit Rücksicht auf die ausdrückliche Besümmuug im Art. 2 der Rheiuschifffahrtsacte vom 31. März 1831 bestehen können. Auch hat die k. nieder ländische Regierung bei den Verhandlungen sich bereit erklärt, allen Schiffen der Rheinuferstaaten die Durchfahrt durch die niederländischen Wasserläufe nach dem offenen Meere und nach Belgien, sowie umgekehrt, abgabenfrei zu gestatten, alle natür lichen Hindernisse der Schifffahrt zu beseitigen und das Fahr wasser m Stand zu erhalten. Demgemäß war unter Zustim mung des k. niederländischen Bevollmächtigten auch folgender Artikel (28) in die revidirte Rheinschifffahrtsacte ausgenommen „Die vertragenden Theile verpflichten sich, auch in Zu kunft innerhalb der Grenze ihres Gebiets das Fahrwasser und die Leinpfade in guten Stand zu setzen und darin zu erhalten. Diese Festsetzung findet auch auf die Wasserstraßen zwischen Gorinchem (Gorkum), Krimpen, Dortrecht und Rot terdam Anwendung." Dagegen wurde schließlich, nachdem über alle übrigen Ar tikel der revidirten Rheiuschifffahrtsacte eine allseitige Verstau digung erzielt war, niederläudischerfeits der folgende in Art. 2 auszunebmende Zusatz beanstandet: „Die niederländische Regierung wird dafür Sorge traaen, daß die Schifffahrt aus den Wasserwegen, welche die Berbin düng des Rheines mit dem offenen Meere über Dortrecht, Rotterdam und Helvoetslngs vermittel«, nicht erschwert werde." Da das Haager Cabinet bereitwilligst die Beseitigung aller natürlichen Hindernisse der Schifffahrt übernommen hatte, so war die Ablehnung der angeführten Bestimmung, welche den Zweck hatte, die Schifffahrt auch gegen künstliche Hindernisse, wie Brücken u. dgl., sicher zu stellen, unerwartet; es ist indessen den wiederholten Bemühungen der Bevollmächtigten der übrigen Rheinuferstaaten nicht gelungen, die k. niederländische Regie rung, deren Verhalten dem Vernehmen nach durch den Wunsch bestimmt war, rücksichtlich des Banes von Eiseubahnbrücken über die Merwede und die neue Maas Verhandlungen mit den ober« Rheinuferstaaten überhoben zu sein, zur Genehmigung des erwähnten Zusatzes zum Artikel 2 zn bewegen. Die Ber Handlungen mußten abgebrochen werden, weil, abgesehen von der Rechtsfrage, ein Vertrag, welcher auch nur die Möglichkeit der Erschwerung der Rheinschifffahrt in den Niederlanden durch künstliche Hinderuiffe offen gelassen hätte, offenbar nicht ange nommen werden konnte. Den ober« Rheinuferstaaten entgeht durch den Abbruch der Verhandlungen kein materieller Vortheil; sie waren bei dem Vorschläge, die Rheiuschifffahrtsacte zu revi- diren, nur von dem Wunsche ausgeganac«, das bestehende inter nationale Recht, nachdem die Uebereillkunst vom 31. März 1831 in vielen Punkten abgeändert und zum Theil durch Einstellung der Abgabenerhebung auf dem Rheine gegenstandslos geworden war, von Neuem zu codificiren. Dagegen hat die niederlän dische Schifffahrt an dem Zustandekommen einer ueueu Rhein- schifffahrlsacte ein wesentluhes materielles Interesse. Denn bekanntlich haben die deutschen Rheinuserstaaten in den Frie- denSverträgen des Jahres 18V6 nur die Verpflichtung über nommen, die Erhebung der Schifffahrtsabgaben auf dem Rheine einzustellen; aus das Recht zur Erhebung der Abgaben haben sie nicht verzichtet. Einen solchen Verzicht auf ewige Zeiten können die Niederlande nicht durch Verträge mit dem Zollver ein, der nur auf bestimmte Zeit abgeschlossen ist und über diese hinaus keine rechtsverbindlichen Dispositionen treffen kann, lasse des Vaters herausgegeben von G. Sievers. Ber lin, Weidmann. — P. Wislicenus: Die Geschichte der Elbgermanen vor der Völkerwanderung in ihrm Hauptzügen. Halle, Heynemann. — vr. Fr. Ort loff: Geschichte der Grumbachischen Händel. Jena, Frommann. — F. Hipler: Nikolaus Kopernikus und Martin Sucher. Braunsberg, Peter. — A. H. Al brecht: Der Fall Jerusalems. Für's evangelische Volk dargestellt. Heidelberg, Winter. — I. Fuchs: Die Schlacht bei Nördlingen am 6. September 1634. Wei mar, Voigt jun. — I. A. Scheppach: Romfahrt im Sommer 1867. Augsburg, Kranzfelder. — E. Lau dert: Länder- und Städtebilder. 3. Folge, Danzig, Kafemann. — Ad. Beer und Fr. Hochegger: Die Fortschritte des Unterrichtswesens in den Culturstaaten Europas. 2. Band. Wien, Gerold. — vr. G. Mi chalis: Ueber Jacob Grimm's Rechtschreibung. Ber lin, Lobeck. — H. K. v. Leonhardt: Sätze aus der theoretischen und praktischen Philosophie als Entwurf zur Besprechung auf dem Philosophencongreß. Prag, Tcmpsky. — H. Fischer: Chronologischer Überblick über die allmählige Einführung der Mikroskopie in das Studium der Mineralogie. Petrographie und Pa läontologie. Freiburg, Dternfellner. — G. Weiland: Wind und Wetter. Vortrag. Dortmund, Krüger. — C.A. M. Balling: Die Eisenindustrie Böhmens. Prag, Ealve. — D. v. Kaszony: Wegweiser in die Alter thumLkunde. Sechzig, MattheS. — O. Ungewitter: Die Tanzmusik in ihrem Änfluste auf die moderne Musik und in ihrer culturhistortschrn Entwickelung. Ebendaselbst. — B. v. Beskow: Die Gesundheit der Seele. Deutsch v. E. Prätorins. Frankchrt a. M., Boselli. — A. Dröse: Sammlung von pädagogischen Krrnsprüchen und Musteraufsätzen zu einer Erziehungs lehre geordnet, Danzig, Kafemann. — Th. Jeß: Zur kirchlichen Berfasiungsfrage. Reisestudten. Itzehoe, Auster. sondern nur durch nur Berstäudißuna mit de« «beim Rbeia- aferstaate« über eine neue Nh^mchmwhrtSacte erlang» Mao darf daher hoffen, daß da- Interesse der uftderläudlschcu Schiff fahrt in nicht allzu ferner Mist die Wiederaufnahme der jetzt abgebrochenen Verhandlungen veranlassen wird. — Nach den neuesten Nachrichten aus Varzin be findet sich Graf Bismarck in fortschreitender Besserung und leidet kaum noch unter den Folgen des neulichen Sturzes. — Der Landtag wird in der zweiten Hälfte des Oktobers zusammcnberufen werden, falls, waS wohl zu erwarten steht, das Budget demselben alsdann vor gelegt werden kann. — Der Zusammentritt des Pro vinziallandtags der Provinz Posen ist für den Ausgang des Monats September in Aussicht genom men. Die Einberufung der Provinziallandtage in den neuen Landestheilen dürfte im Monat October erfolgen, bis zu welcher Zeit die erforderlichen Wah len voraussichtlich vollzogen sein werden. — Bei der in Goldap heute stattgefundenen Wahl eines Land tagsabgeordneten «n Stelle des Professors Aegidi (Wahlkreis Goldap-Stallupönen-Darkehmen), wurde Forstmeister Schimmelpfennig in Gumbinnen (konser vativ) mit 220 Stimmen gewählt. Der Gegenkandi dat Krieger erhielt 61 Stimmen. — In Strehlen erhielt heute bei der Wahl eines Reichstagsabge ordneten an Stelle v. Eicke's (Wahlkreis Ohlau- Strehlen-Nimpsch) v. Kardorff 4685, Jung N34 Stim men. v. Kardorff ist somit gewählt. Schleswig, 25. Augnst. Man schreibt den „H. N": Wie ich Ihnen bereits gestern telegraphisch melden konnte, ist die Organisation des Oberpräsidial- büreaus der Provinz jetzt vollendet. Oberpräfidtal- räthe werden der Landrath v. Zastrow, bisher Sections- chef der hiesigen Regierung, und der frühere Amtmann von Segeberg, Etatsrath Springer, während der Bür germeister Ho«- als persönlicher erster Secretär des Oberpräsidiums weiter fungiren wird. Von dem stu- dirten wie von dem subalternen Personal bei dm bis herigen Regierungen wird bei der bevorstehenden Ver einigung derselben, dem Vernehmen nach, ein nicht unbeträchtlicher Theil an die Provinzialregierungen der alten Provinzen abgegeben werden, und sollen bereits mehrere studirte Beamte der hiesigen Regierung dcs- fallsige Informationsreisen nach der Hauptstadt vor bereiten. — Ueber den eigentlichen Zeitpunkt der Ver einigung beider Regierungen ist es wieder ganz ruhig geworden. Die Ucbersiedelung der Rendsbur ger Provinzialhauptkasse ist wegen absolut nicht zu reichender Zeit wieder auf den 15. September ver schoben worden. Oldenburg, 23. August. Der „Voss. Ztg." wird von hier geschrieben: Die Abtretung der Nordsee insel Wangerooge an Preußen scheint nach hiesi gen Nachrichten so gut wie abgemacht, und sollen die Unterhandlungen über diesen Punkt schon sehr alten Datums sein; schon bei der Abtretung von Heppens war die Uebergabe der für Oldenburg so kostspieligen Insel in Aussicht genommen. Zur Sicherung der Ein fahrt in die Jahde erweisen sich die beiden Thürme auf Wangerooge als unentbehrlich. Schwerin, 26. August. (Tel.) Aus Doberan wird gemeldet: Dem Vernehmen nach hat der Großherzog der am 17. ds. empfangenen Deputation des in Gü strow stattgehabten Convents die Zusicherung ertheilt, daß die kommissarisch-deputatischeu Verhandlungen, be treffend die Reform der Steuerverfassung des Landes, Mitte September beginnen und daß die beiden Landesregierungen bemüht sein würden, den Ungleich heiten in Bettest der Steuern Abhilfe zu gewähren. — Wie aus Wismar in Betreff der Grenz vezirksan- gelegenheit mitgetheilt wird, so beabsichtigen die Be theiligten, sich an das Bundeskanzleramt in Berlin zu wenden mit der Bitte, die Zolllinie seewärts über Poel hinaus zu verlegen. Pf Koburg, 26. August. Nach einer Bekanntma chung des geschäftsführenden Ausschusses wird die dies jährige Versammlung des Thüringer Kirchen tags am Mittwoch den 16. September Vormittags 10 Uhr in der Hauptkirche zu St. Moritz hier stattftnden und eine Vorversammlung des Abends zuvor. Der hur ge bildete Localcomits hat demgemäß einen Aufruf an die Be wohner der hiesigen Stadt mit der Bitte erlassen, An erbietungen für die Aufnahme von Gästen dem Co mite zukommcn zu lassen. — Gestern ist der auch in weitern Kreisen bekannte pensionirte Bürgermeister Oberländer, welcher namentlich eine lange Zeit Prä sident des hiesigen Landtags gewesen ist, infolge eines vor einigen Jahren eingetretenen Gehirnleidens, ge storben. — Die heiße, fast unerträgliche Witterung ist seit einigen Tagen auch hier geschwunden und hat einer kühlen, regnerischen Platz gemacht. München, 26. August. Der „Südd. Pr." zufolge sind wegen Herstellung weiterer Eisenbahnverbin dungen zwischen Bayern und Württemberg kom missarische Verhandlungen in Aussicht genommen, welche in München geführt und im kommenden Herbst eröffnet werden sollen. — Dasselbe Blatt publicirt eine lange Reihe von Ordensverleihungen aus Anlaß der Leichenfeierlichkeiten Sr. Majestät des Königs Ludwig 1. * Karlsruhe, 23. August. Wir haben bereits (in Nr. 197) über die gestrige Feier des 50jährigen Be stehens der Landesverfassung berichtet. Den Mit telpunkt der hiesigen Festlichkeiten bildete das von circa 300 Personen aus allen Ständen besuchte Banket im festlich geschmückten „Eintrachtsaale". Von den Mi nistern waren anwesend Kricgsminister v. Beyer und Handelsminister v. Dusch, Finanzminister Ellstätter hatte sich durch Unwohlsein entschuldigen lasten, der Mini ster des Aeußern, Herr v. Freydorf, wohnte der Frier in seinem Wahlbezirke, dem nahen Durlach, an, und Staatsminister vr. Jolly befindet sich noch in Urlaub. Außer den als anwesend Bezeichneten hatten sich noch viele Staatsbeamte und Militärs bethciligt. Den Toast auf den Großherzog brachte der Abg. Kölle von Karls ruhe aus, den zweiten, auf die Verfassung, Ministerial- rath Nicolai, gleichfalls Abgeordneter von Karlsruhe. Ihm folgte der Kriegs Minister Generalleutnant v. Beyer mit einem Trinkspruche, den der Tele graph im Auszuge bereits mitgetheilt hat und der nach der „Karlsruher Zeitung" folgendermaßen lautete: „Meine verehrten Herren! Es gereicht mir »u einer beson der» Freud« und Genugthuung, einige wenige Worte bei dieser festlichen Gelegenheit an Sie richten und Ihne« eine« Trink- spruch Vorschlägen zu dürfen. Zunächst freue ich mich persönlich — der ich erst seit Kur zem den Vorzug hade, Ihr Laodsmano und speciell ein Mit bürger Karlsruhes zu lei« — der sich mir hierdurch bietende» ersten Gelegenheit, Jhuen die Versicherung zu gebe«, daß ich ans innerster lleberzeugung, auS Daokbarkect für so vieles Liebe» und (Nute», wa» mir während meine« Aufenthalts hier bereit« zu Theil geworden, and aus alter Sympathie an« dem mei Mst -evt Kö, uifi Ws im dei sv' dii wt ger tscb sei, nu den St< dies zwis hält dem fert toko Str daß Mii sei. rön lich Bw zur ltor de, ein gli tret nev des: nal bckc zuso schä ber« tisch ord< aus 22. dor! am Ru woi niß fän ur po! De Ge! stat und Tas jed« den Nm 80,' sais zufc daft ma sech daß das wir Dkl Erk erkl ein neu abd Ps dii fau die spi. um der iu M. gev rm hie' s«t sei D< an sei vei ud K in ttor Lin nar der Op Gv mv sta St gr ge Be Zeit wirklich Veränderungen vor sich gegangen, diese von den Tschechen selbst durch die Anerkennung der neuen Ordnung der Dinge gutgeheißen worden, ihnen also kein Recht zusteht, stch auf frühere Zustände zu berufen. Es ist in der That lächerlich, wir dir Tsche chen, welche sogar das Frbruarpatent dadurch anerkann ten, daß sie in dem auf dessen Grundlage gewählten Landtage saßen (von dem ihrerseits anerkannten Octo» berdiplome nicht zu reden), daß dieselben Tschechen, die sich später für das Septemberpatent begeisterten, plötz lich dann Alles vergessen machen und auf rin Ma jestätsschreiben vom April 1848 zurückgreifen wollen, dessen Inhalt längs durch neuere von den Völ kern Oesterreichs anerkannte Staatsacte annulltrt wor den. Mit einem Worte: es muß Etwas geschehen, um diesem politischen Humbug ein Ende zu machen und wäre es am besten, wenn der Landtag die Initia tive ergreifen würde. Man erwartet daher, daß im Schooße des Landtags selbst der Antrag gestellt wer den wird, es sei der Oberstlandmarschall aufzufordern, den nichterschienenen Deputirten ihre Pflichten in Erin nerung zu bringen und die der Landesordnung gemäße Aufforderung an sie ergehen zu lassen, ihre Plätze ein zunehmen, im Weigerungsfälle sollen unter Beobachtung der gesetzlichen Vorschriften die Einleitungen zu Neu wahlen getroffen werden. Dieser Vorgang wäre ein vollständig legaler, ohne daß von tschechischer Seite irgend ein stichhaltiger Einwand erhoben werden könnte. Die Tschechen können zwar zum passiven Widerstande schreiten und auch in dieser Beziehung den Ungarn nachäffen, allein wie wirkungslos Vieser tschechische pas sive Widerstand wäre, beweist eben schon die That- sache, daß selbst das Ausbleiben sämmtlicher tschechischer Parteimitglieder keine Störung in die legal« Thätigkrit des böhmischen Landtags brachte, der sich wohl mit der nationalen Frage beschäftigen kann, aber außerhalb des Landtagssaales keine tschechische Frage kennt. Die Zei ten sind, Dank unsrer Verfassung, vorbei, wo die Deutschen in Böhmen darunter zu leiden hatten, daß die Tschechen die Gleichberechtigung als Alleinberech tigung auffaßten. Begnügen sich die Tschechen mit der Gleichberechtigung, so werden sie bald einsehen, daß die Deutschen diese gern gelten lassen. Uebergriffe mästen zurückgewiesen, und wenn sie durch angebliche staatsrechtliche Argumente unterstützt werden, die Halt losigkeit dieser dargethan werden. Wien, 25. August. (W. Bl.) Zum österreichischen Gesandten in der Schweiz soll nunmehr definitiv der bisherige Gesandtschctftsrath in Rom, Baron Otten- fels, ernannt worden sein. — Der Archivsdirector Thomas Gar in Venedig ist von der italienischen Re gierung beauftragt, diejenigen Archivalien und Kunst sachen zu übernehmen, welche nach der befriedigenden Beendigung der von den österreichischen Bevollmächtig ten Frciherrn v. Burger und Hofrath v. Arneth in Florenz geführten Schlußverhandlungen vertragsmäßig an Italien auszuliefern sind. Herr Gar trifft zu dem Ende in Kürze hier in Wien ein. — Aus dem Ge- meinderathe berichtet die „Pr." Folgendes: Gestern Abend trat die gemeinderäthliche Commission zur Re vision der Wiener Gemeindeordnung neuerdings zu sammen, um die Gegenanträge auf Einführung des allgemeinen Stimmrechts und Aufhebung der drei Wahl körper in Erwägung zu ziehen. Das Resultat der langwierigen Debatte war, daß beschlossen wurde, Alles beim Alten zu belasten. Für die Einführung des all gemeinen Stimmrechts stimmten schließlich unter den 10 Anwesenden blos 2, aber auch die Aufhebung der drei Wahlköper wurde verworfen. — Der „Deb." wird aus Berlin vom heutigen Tage telegraphirt, daß in Betreff der Usedom'schen Depesche eine be schwichtigende Note nach Wien abgegangen sei, die Baron Werther bereits übergeben haben dürfte. — Die neueste Ersparungsmaßregel, welche das Kriegsmtnisterium angeordnet hat, betrifft die Standes herabsetzung der Feldjägerbataillone und des tiroler Kaiserjägerregiments um 20 Mann per Compagnie. Bisher waren die Jägercompagnien, tncl. der Chargen, 100 Mann stark. Prag, 25. August. (Boh.) Landtagssitzung. Die heutige zweite Sitzung war bereits zahlreicher be sucht, als die Eröffnungssitzung, wenn auch noch immer eine nicht unerhebliche Anzahl verfassungstreuer Abge ordneten fehlt. Von den Ministern ist nur Ritter v. Hasner anwesend. Der Cardinalerzbischof und die übrigen Bischöfe fehlen auch heute wieder. Der Oberst- landmarschall constatirt, bevor er die Sitzung für er öffnet erklärt, die Beschlußfähigkeit des Hauses. Er theilt sodann die Mandatsniedcrlegung des Abg. Majer und die Resignation der Abgg. Rieger, Sladkowsky, Zeithammer und Skarda auf ihre Stellen int Landes- ausschusse mit und bemerkt, er werde die infolge dessen nothwendig gewordene Neuwahl zweier Landesausschuß- beisttzer und zweier Ersatzmänner aus der Curie der Landgemeinden seiner Zeit auf die Tagesordnung setzen. Baron Karl Korb o. Weidenheim, der in Ostende weilt, hat durch Gesundheitsrücksichten sein Ausbleiben in den nächsten 8 Tagen entschuldigt; Graf Barthenheim und Graf Wallis haben ihr Ausbleiben durch Erkrankung entschuldigt. Graf Jaroslaw Sternberg, der vom Ackerbauminister zu Konferenzen eingeladen wurde, hat einen Urlaub von 8; Tagen erhalten. Graf Oswald Thun ersucht, dringender Familienangelegenheiten wegen, um einen 14tägigen Urlaub. Bei der Abstimmung ist das Resultat zweifelhaft und es muß die Gegenprobe vorgenommen werden. Der Urlaub wird nur mit ge ringer Majorität bewilligt. Man schreitet zur Tages ordnung. Hauptgegenstand derselben war der Be richt des Landesausschusses über das Gesetz, betreffend die Landesdomesticalfondsgebührey für Tanzmusiken (Be richterstatter Schrott). Der diesfällige Gesetzentwurf wurde vollständig erledigt und es erübrigt nur noch die Berathung der demselben beigefügten Durchfüh rungsvorschrift. Obgleich sich mehrere Redner im Prin cipe gegen das ganze Gesetz ausgesprochen hatten, wur den doch fast alle Bestimmungen des Entwurfs, wie ihn der Landesausschuß vorgrlegt hatte, angenommen. Den Schluß der Sitzung signalisirten zwei Anträge von Wichtigkeit; der eine betrifft das oft berührte Ka pitel von der steigenden Unsicherheit im Lande; der andere bezweckt die sprachliche Trennung des LandeS- polytechnikums. Trieft, 24. August. Die Abgeordneten des Triester Territoriums im Stadtrache haben kürzlich dem Statt Haltereiletter Feldmarschallleutnant Möring eine an Se. Majestät gerichtete, mit 4000 Unterschriften bedeckte Eingabe der Bewohner de» Territorium» überreicht, worin um ungeschmälerte Aufrechterhaltung des Territorialmilizbataillons gebeten wird. Die Abgeordnete» haben hierbei auch dle Bitte gestellt, daß Jahre 18«v — in welchem Karlsruhe uod seine brav« Bürger- w«hr sich so rühmlich ausgezeichnet habe« — trotz der Kürze der Zeit schon ei« guter Badener geworden biu, was mir nicht schwer falle» konnte, da ich deswegen nicht auszuhüren brauchte, ein guter Preuße, d. h. ein guter Deutscher zu bleiben, wie ich e« von je her gewesen, denn eS giebl keine preußischen Inter- essen, dre nicht auch deutsche Interessen wären. Demnächst, meine Httren, empfinde ich eine besonderc Ge nugthuung, als Mitglied des StaatsministeriumS, dem ich a«- zugehören die Ebre hab«, unsre vollkommene Uebereiustimmung mit den von berstem Mundo soeben dargeleateu Gcsudlen und Gesinnungen der Anerkennung uud des Dankes gegen die Män ner zu constatire«, welchen wir den Besitz der StaatSinstitution verdanken, deren 50j-hrige Segnungen uns z« dem heutige« Jubelfest vereinigt haben. Meine Herren! Wir werden als die zunächst berufenen Wächter der Verfassung dieser unsrer Pflicht stets auf das Ge wissenhafteste eingedenk sein und der fernern gedeihlichen Ent faltung ihrer Wohlthateu alle unsre Kräfte weihen. Leider weist die Verfassung zur Zeit aber eiue Lücke auf, deren Wiederausfüllung im wahrhaft patriotisch-nationalen Sion gewiß Ihrer Aller lebhaftester Wunsch ist, wie dies unser unausgesetztes Ziel und Streben bildet. Ich meine hiermit jene Lücke, meine Herren, welche die Ereignisse des Jahres 18V« in den 8 1 — gewiß nicht zu unserm Leidwesen erzeogt — aber wohl zu unserm groben Leid- wesen nicht wieder ausgefüllt haben, indem sie den Deutschen Bund, dessen Bestavdtheil das Großherwgthum bis dahin ge bildet, beseitigten ohne — wenigstens für Alle — etwas Neues au seine Stelle zu setzen, was uns befriedigen könnte! Nun, meine Herren, der möglichst baldigen, zufriedenstel lenden Beseitigung dieser Lücke auf dem allein als heilbrin gend anzuerkenuenden Wege, — auf dem Wege, der allein unser schönes, geliebtes, deutsches Vaterland seiner unaufhaltsam er strebten nationalen Einheit entgegen führen kann — auf dem Wege der Bereinigung mit unsern bereits vereinten 30 Mil lionen norddeutscher Brüder — gilt mein Trinkspruch! Und wie ich berufen war, durch meine active Betheiligung an den Er eignissen von !8«H an der Erzeugung jener Lücke mitzuwirken, so erkenne ich es als eine besonders gnädige Fügung des Him mels, daß ich nunmehr auch wieder berufen bin, in meinem gegenwärtigen Amte an ihrer Wiederausfülluug mitzuwirken. Und so rufe ich: Deutschland, — unser großes, einiges, starkes, deutsches Vaterland! Es lebe hoch! abermals hock! und immerdar hoch!" — Auch die vom Ministerpräsidenten v. Frey dorf in Durlach gehaltene Rede theilt die „Karlsr. Ztg." ihrem Hauptinhalte nach mit. Herr v. Freydorf verbreitete sich eingehend über die Bor theile, welche dem Lande aus seiner Verfassung erwachsen seien, zugleich ««erkennend, daß der Segnungen, die er ge schildert, nicht Baden allein theilhaftig sei, daß sie beute so ziemlich über ganz Deutschland verbreitet sind, und schloß mit dem Hinweis, daß Freiheiten und Errungenschaften eines Staa tes auch von äußern Ereignissen abhängig sind. Mit dem Staate selbst höre auch jedes von seiner Verfassung gewähr leistete Recht auf. „Die deutschen Mittelstaatcn mit schwachen Kräften inmitten Europas zwischen Großmächte hineingestellt, haben in ihrer eignen Macht keine Bürgschaft ihres Fortbestan des. Diese Bürgschaft kann ihnen nur das ganze Deutschland bieten. Mein Trinkspruch gilt der Verwirklichung des 8 1 der badcnschen Verfassung: „Das Großherzogthnm bildet einen Tbeil des Deutschen Bundes." Also die künftige nationale Einigung Badens mit Deutschland, wie sie selbst durch die Nikolsburger und Prager Verträge vorgesehen ist, Baden als ein Stück von Deutschland, die badensche Verfassung eingefügt in das deutsche Staatswesen — sie leben hoch!" — Aus Freiburg i. Br. schreibt man dem „Frkf. Lourn.": Die 50jährige Jubelfeier der badcnschen Ver fassnng hat mehrfach den Wunsch rege gemacht, diesen Tag auch durch eine Kirchcnfeler bezeichnet zu sehen. Dazn ist jedoch vom erzbischöflichen Ordinariat die Erlaubniß versagt worden. — Dem Herausgeber des „Mannheimer Anzeigers" („Neue Bad. Landeszet- tung"), Herrn Schneider, ist der Rest seiner Straf zeit, etwa noch 5 oder 6 Wochen von 3 Monaten, die er in der Festung Rastatt absaß, noch nicht definitiv erlassen, sondern derselbe einstweilen auf ein von seiner Gattin eingereichtes Gnadengesuch hin durch eine Ver fügung des Justizministeriums am 21. d. „beurlaubt entlassen "worden. Selbstverständlich wird die definitive Entlassung des Strafrestes durch den Großherzog Nach folgen. Der gleichfalls in Rastatt detinirt gewesene Redacteur des „Bad. Beobachters", Herr Berberich, hatte gerade mit dem 22. d. M. seine Abstrafung voll endet. — Am 20. d. M. wnrde in Mannheim die stehende Brücke über den Rhein für den Personen- und Fuhrwerksvcrkehr eröffnet. * Darmstadt, 26. August. Der Großherzog von Hessen hat gestern Vormittag dem Kaiser von Ruß land in Jugenheim einen Besuch abgestattet. Nach mittags fand Familiendiner statt. — Das „Fr. I." berichtet unterm gestrigen Tage aus Starkenburg: Bei der Fahrt der russischen Kaiscrfamilie von Kis- singen nach Darmstadt-Jugenheim waren ganz beson dere Vorsichtsmaßregeln angeordnet. Auf der ganzen Strecke war die Bahn von Gendarmerie bewacht und mußte dem Expreßzug in kurzer Entfernung zu größerer Vorsicht noch eine Locomotive mit einem Wa gen vorausgchen. Inwiefern die hieran geknüpften Gerüchte einen Anhaltpunkt haben, wird sich demnächst ergeben, da dem Vernehmen nach die Verhaftung zweier Personen stattgefunden. * * Wir«, 25. August. Es scheint nicht, daß die österreichisch-ungarische Regierung sich zur Aufhebung der Consularjurisdiction in der Moldau- Walachei entschließt. Für Rußland, welches hierzu die Initiative ergriffen hat, ist die Frage, praktisch ge nommen, von geringem Belang; es hat wenige Unter- thancn in den Fürstenthümern und so konnte cs ohne Gefahr daS seiner Oricntpolitik ganz angemessene Zu- gcständniß machen. Aber schon Preußen nimmt Anstand, das wichtige Recht aus der Hand zu lasten, wie viel weniger kann dies Oesterreich-Ungarn thun, welches so zahlreiche und bedeutende Interessen an der untern Donau zu vertreten hat. Dagegen ist, wie man ver nimmt, in Serbien die Aufhebung der Consularjuris diction bereits so gut wie geschehen, allerdings aber nur gegen weitreichende Garantien, welche die serbische Re gentschaft zu bewilligen bereit ist: Abschluß eines Car- tcllvcrttags, Regelung der.Bcsitzrechte österreichisch ungarischer Unterthanen, Reciprocität im gerichtlichen Verfahren. G Wien, 25. August. Mit Spannung sieht man hier der weitern Entwickelung der Dinge in Böhmen entgegen. Nachdem die Tschechen in so offener Weise Front gemacht, ist ein Jgnoriren ihrer Opposition auf die Dauer nicht möglich, wenn der Landtag auch ihre „Denkschrift" ignoriren und sie als eine von ihren Urhebern an den Landmarschall gerichtete Privatmit- theilung bettachten kann. Es wird Etwas geschehen müssen, um vor aller Welt darzuthnn, daß es trotz aller tschechischen „Declarationen" außerhalb deS Landtags keine „tschechische Frage" gtebt, daß von Aus- gletchSverhandlungen mit den Tschechen nicht die Rede sein kann, weil es nicht erst eine- Ausgleichs bedarf, sondern die verfassungsmäßige Tbätigkeit durch die Hal tung der Tschechen in keiner Weise gestört sei, und ein Versuch der Tschechen, die Rolle der Ungarn nach- ft)ielen zu wollen, nur belächelt werden könne, da es ebenso wenig wie eine „tschechische Frage", ein „tsche chische» StaatSrccht" gicbt, und wenn im Laufe der
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