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84, ren, 1 WWWWWWWWWWWWWWWWWWWWWWM! Dresdner Nachrichten vom 22. Juli. II Im Saale des „Odeum" fand gestern Abend eine von circa 200 Hausvätern der Kreuzparochie, besuchte Versammlung statt, zu welcher ein komits von elf Stadtverordneten cingeladen hatte. Zweck der Ver sammlung war: die ersten einleitenden Schritte für die bevorstehenden Ktrchenvorstandswahlen zu thun. Nach kurzer Debatte einigte sich die Versammlung, welcher Herr Advocat Kayser prästdirte, dahin, den einladenden Comits, der zugleich mit dem Rechte der Kooptation betraut wurde, zu beauftragen, Vorschläge über Kan didaten zu dem Ktrchenvorstande einer später einzubcru- fenden Versammlung zu unterbreiten. Aus der De batte sei kurz hervorgehoben, daß vr Petermann namens seiner socialen und demokratischen Gesinnungsgenossen erklärte, daß diese sich an der Wahl nicht betheiltgen würden, jedoch Andersdenkende nicht von der Vor nahme der Wahl abhalten wollten, vr. Schaffrath er klärte hingegen unter Beifall der Versammelten, daß er, ohne der materiellen Kritik der Kirchcnvorstands- und Synodalvrdnung durch vr. Petermann entgegen zu treten, eS um so mehr für Pflicht jede- christlichen Hausvaters hielte, von dem Wahlrechte den gesetzlichen Gebrauch zu machen. Diele der Anwesenden trugen demnach ihre Nameu iw die ausliegenden Wählerlisten ein. D Der neubegründete „Hauptverein für in nere Mission der evangelisch-lutherischen Kirche im Königreiche wachsen" hatte gestern Nachmittag in der Kirche zu Neustadt-Dresden einen Festgottesdienst, de« et»^ höchst zahlreicher ZuhörerkreiS beiwohnte, ver- anstaUet, nachdem bereUS Vormittag» eine Generalver» blicken erschien eine Abtheilung Militär mit einem oder zwei Offizieren und säuberte, ohne von den Waffen Gebrauch zu machen, die ganze Gaffe bis argen den Volksgartcn. Alles wurde wieder ruhig. (Die De putation, welche dem Minister des Innern das Pro- memoria über die letzten traurigen Vorfälle vorlegen soll, besteht aus dem Vicepräsidenten Morpurgo sowie den Gcmeinderäthcn vr. Pitteri und Hrrmet und wird am 21. d. nach Wien abrcisen. Uebrigens wurden am 20. d. wieder zwei Mandrieri am Piazza-Lcgna arg mißhandelt; einer blieb schwer verwundet liegen. Die Aufregung unter der slawischen Bevölkerung ist im Steigen.) * Pari», 20. Juli. Der „Moniteur" meldet, daß der Kaiser gestern Morgen von Fontainebleau abge reist und gestern Abend in Plombieres angekommen ist. Ausnahmsweise fuhr derselbe dies Mal auf der Ostbahn, welche Chaumont und Langres berührt. Der Kaiser wurde von General Fleury, General de Beville und von seinem Privatsecretär Pietri begleitet. — Im gesetzgebenden Körper kam vorgestern das Budget des Nttnisteriums des Ackerbaues, des Handels und der öffentlichen Arbeiten zur Verhandlung. Der Ackerbau minister erklärte im Laufe der Debatte, daß die große En- quste, welche über die Lage des französischen Ackerbaues seit einigen Jahren angestellt sei, ihrem Ende entge- gengehe, und 8 Bände bereits gedruckt wären. In der heutigen Sitzung wurde die Berathung, betreffend die öffentlichen Arbeiten, wieder ausgenommen; die Ab- theilungcn 5 und 7 wurden angenommen, ebenso die 1. Abtheilung, betreffend die schönen Künste. Vern, 20. Juli. (Fr. I.) Der Bundesrath hat sich zu in der Schweiz zu eröffnenden Unterhandlungen ubereinen Handelsvertrag mit China bereit erklärt. Florenz, 18. Juli. (K. Zta.) Die Vorfälle von Triest haben dem italienischen Consulat Anlaß Zu einem Berichte gegeben. Die wirkliche Ursache der Unordnung ist die Antipathie der italienischen Städter gegm die Leute von außen, welche meist Slawen sind. , Der Consul, ein Italiener, dem man nebenbei eine sympathische Kundgebung dargebracht, spricht sich in seinem Berichte tadelnd gegen die italienische Bevöl kerung auS. , — In Bezug auf die Interpellation Lamar mora'- bezüglich des Berichts deS preußischon Gene- ralstabe- über da» militärisch« Verhalten Italiens im Zabre 1866 gehen der „Köln. Ztg." nachstehende that- sächtiche Mittheilunaen zu: Die durch General Lamar- Myra angtkündigle Interpellation bezieht sich auf einige hervorrief, sind, wie die „Doss. Ztg." «ttthellt, jetzt mit verstärkten Kräften ausgenommen worden; man schätzt die Hahl der Arbeiter auf 4000. «.r«ea-«lberf,ld, 18.Juli. (RH.Bl.) Der Strike der Rothfärbergesellen dauert fort. Die gestrige Ver sammlung hat kein Resultat geliefert. Die Führer durchziehen in Trupp- von 50 bi» 100 Mann reihen weise aufmarschtrt die Straßen, ohne jedoch rubestörende Acte vorzunehmen. Ein Exceß fiel gestern m Unter- Bannen, jedoch unter den Färbern selbst, vor. Einer derselben (Familienvater) soll bereit» infolge der er haltenen Stichwunden gestorben sein. Einzelne Ge schäfte halten Nachts auf ihren Etablissement» Feuer wehr. Sm», 19. Juli. Der „Elberf.Zta." wird von hier geschrieben: Die Frage, ob der Kronprinz von Italien und Gemahlin, die hier in der Nähe wei len, Sr. Maj. dem Könige einen Besuch machen wer den, ist nun zur Entscheidung gelangt. Der italienische Botschafter am kgl. preußischen Hose, welcher sich zur Zeit in Wiesbaden aufhält, ist hier mit dem Auftrage des Prinzen Humbert eingetrofsen, zu erklären, daß derselbe gewiß nicht die Gelegenheit vorübergehen lassen werde, dem Könige durch einen Besuch seine Achtung zu bezeigen. Jedoch glaube er darauf Rücksicht nehmen zu müssen, daß der König sich hier zu einer Cur be finde, welche durch die Unruhe, die ein solcher Besuch hervorzurufcn im Stande sei, eine nicht erwünschte Störung erleiden könne. Er behalte sich deshalb den Besuch für die Rückreise vor. Das kronprinzliche Paar begiebt sich zunächst nach Köln, dann nach Brüssel und wird als letztes Reiseziel England oder Norwegen wählen. Die Zeit bis zur Rückkehr ist auf 6 bis 8 Wochen berechnet. Flensburg, 20. Juli. (Fl. N. Z.) In der heutigen Sitzung der Strafkammer des hiesigen Kreisgcricht- befandcn sich drei Rcdacteure auf der Bank der Angeklagten, nämlich der Redacteur der „Dannevirkc", Herr H;ort-Lorenzen, der Redacteur der „Dybböl- Postcn", Herr I. C. Pingel, und der Redacteur des „Flensburger Anzeigern", Herr Willcmoes. Alle drei Angeklagte waren beschuldigt, durch Aufreizung zu Haß und Verachtung der Staatsangehörigen untereinander den öffentlichen Frieden gefährdet zu haben. Der erste, Herr Hjort-Lorenzen, wurde zu einer zweimonatlichen Gefänguißstrafe, Herr Pingel zu einer Geldstrafe von 80 Thlr. und Herr Willcmoes zu einer solchen von 50 Thlr. verurtheilt; alle drei haben die Kosten des Verfahrens zu tragen und die betreffenden Zci- tungsnummern sollen vernichtet werden. Eisenach, 20. Juli. (Wcim. Z.) Am 17. d. M. sind hier die Staatsverträge wegen des Anschlusses von Ko- burg-Gotha und Reuß ä. L. an das gemeinschaftliche Appellationsgericht zu Eisenach durch Bevollmäch tigte der bethciligtcn Regierungen vollzogen worden. Die Verträge werden am 1. October ins Leben treten. Hamburg, 21. Juli. Der Senat hat folgende Be kanntmachung erlassen: Es wird hierdurch zur öffent lichen Kunde gebracht, daß als Tag der Auflösung des Bürgermilitärs in der Stadt und den Vor städten der 30. Juli d. I. bestimmt ist. Wegen Auf lösung des Bürgermilitärs im Amte Ritzebüttel wird abseiten der betreffenden Landhcrrcnschaft das Nähere angeordnet werden. — Die „H. N." schreiben: Seiten der Regierung ist dem Altonaer Magistrat durch ein Schreiben mit- gcthcilt, daß cs in der Absicht des landwirthschaftlichcn Ministeriums liege, die Seefischerei an den Nord see küsten einer bcsondern Regelung zu unterwer fen und sich zu diesem Zwecke mit den auswärtigen Staaten, hauptsächlich mit England, in Verbindung zu sehen. Der geh. Obcrrcgicrungsrath Oppermann rst mit der Regulirung der Angelegenheit betraut worden und wird Ende d. M. zu diesem Zwecke Hannover und Altona besuchen. Münchkn, 20. Juli. Die „Corr. Hessin." schreibt bezüglich der Bildung einer süddeutschen Militär commission: Schon gelegentlich der sogenannten Stuttgarter Conscrenz im Februar 1867 wurde die Bestellung einer mit Beaufsichtigung der süddeutschen Festungen betrauten Militärcommijsion besprochen, und bei der im Deccmbrr v. I. zu München versammelten Conscrenz der orei süddeutschen Kriegsministcr wurde es ausdrücklich als ein militärisches Bedürfniß aucr kannt, daß ein Organ bestehe, welches unter stetem Hinblick ans das Verthcidigungssystem Deutschlands überhaupt die Verhältnisse der einzelnen festen Plätze und Positionen in Süddcutschland zu regeln habe. Was demnach die kal. bayrische Regierung vor eini gen Wochen vorgeschlagen hat, war lediglich nähere Detaillirung einer schon längst besprochenen Sache. — In der heutigen Sitzung des Schwurgerichts begann die Verhandlung wegen der Excesse, welche in Traunstein am 28. März l I. bei der ersten Land- wehrcontrolversammlung verübt wurden. Infolge der selben sind angeklagt und sitzen heute auf der Anklage bank: wegen Verbrechens des Aufstands, als Anstifter, Anführer, sowie durch Verübuug von Gewalt an Per sonen und durch Zerstörung fremden Eigenthums: ein Dienstknecht, ein Bauerssohn und ein Schmiedcaesell; wegen Verbrechens des Aufstands, bethciligt durch Ver übung von Gewalt und Zerstörung fremden Eigcnthums: 15 Individuen, und von diesen einer außerdem noch wegen des Verbrechens der vorsätzlichen Körperver letzung, verübt ohne überlegten Entschluß, während ein weiteres Individuum flüchtig ist, weshalb zunächst gegen dasselbe das Edictalvcrfahrcn angcorduet wurde; end lich wegen Vergehens des Aufstands: 15 Individuen. G Wie», 20. Juli. In Reichenberg ist der Fall vorgekommen, daß ein Bezirksadjunct al» Vertreter der Regierung den Beschluß des dortigen Gemeinderathes, eine Adresse an den Kaiser anläßlich der Allocution abzusenden, sisttrt hat. Dieser Schritt des erwähnten Beamten wird nun zn einer c»o,e eelöbro hinaufgeschraubt, und ich zweifle nicht daran, daß ihn die Blätter in den nächsten Tagen in langathmigen Artikeln als eine Principiensrage be handeln werden. Auch wir können nicht umhin, diese Sistirung für eine — sollen wir uns gelinde au-- drücken — Ungeschicklichkeit zu erklären, und wir zwei feln auch nicht daran, daß sie von der böhmischen Statthalterei redresstrt werden wird. Ist daS Peti tionsrecht gewahrt, so muß cS auch gestattet sein, Adressen an das Hoflager zu schicken, da» Recht, dm Beschluß, eine Adresse abzuscndcn, zu sistiren, steht dem Regierungsvertretcr nicht zu, sondern, wenn die Adresse eine Competenzüberschreitung enthält, kann die Ueber- gabe durch den Statthalter oder die Annahme von Sette deS Kaisers verweigert werden. So bat man e» mit jenen Adressen der tschechischen Gemeindrver, dm in Böhmen zu suchen, auch den deutschen G«M>- den gegenüber sich streng a» die Gesetze m haken, damit die dm Tschechen geaenüber nothwendig gewo, dene strenge GesetzeShandbabung nicht «ckS eiaseiug auf, gefaßt werde. War nun der Reichenberger adjunct in dem gegebenen Falle allzu eifrig, so läßt es sich doch nicht laugnen, daß bet den Kundgebun gen, die aus Anlaß der Allocution an der Tagesord nung sind, ein Unterschied zwischen Vertrauensvotum und Resolutionen gemacht werden muß, und daß, wie sehr sich die Regierung über erstere auch zu frmm hat, letztere perhorre-cirt werden müssen, wenn man nicht auch den verfassungsfeindlichen Resolutionen der Tschechen freien Spielraum lassen will. Außerhalb der Ge- meindecompetenz liegende Resoluttonen haben auch keinen Sinn und schaden dem Ansehen der Gemeinden selbst. Ein solcher Beschluß ist ein Schlag in» Wasser, denn wenn eine Gemeinde beschließt: „das Concordat ist null und nichtig!" so hat dieser Beschluß ja weder eine Wirkung noch Fol gen. Die Regierung verstößt also nicht gegm die Ver fassung, noch gegen den Liberalismus, wenn sie es nicht an Winken fehlen läßt, daß solche Resolutionen unterlassen werden mögen; dagegen kann kein Zweifel darüber obwalten, daß ihren Organen kein Recht zu stehe, Beschlüsse der Gemeindevertretungen — zumal solche, die Adressen au den Kaiser bezwecken — zu fisti- ren. — Die Frage der Neubesetzung der verschie denen Statthalterposten, die in wenigen Lagen gelöst sein wird, wird lebhaft discutirt. Leider nicht mit der genügenden Kcnntniß der Personm und Ver hältnisse. Sonst könnte es nicht vorkommen, daß meh rere bei dieser Gelegenheit genannte höhere Beamte, die notorisch verfassungstreu sind und sogar unter Belcredi dieser Treue halber beseitigt wurdm, als Gegner des neuen Systems dargcstrllt werden. Da ran, daß meist nur Versetzungen stattfinden und keine neuen Leute in die Combinatton gezogen werden, ist lediglich der Umstand schuld, daß wir wirklich lltoth an Mann haben, und Mancher, dem man gern einen höhern politischen Verwaltungsposten anvertraut hätte, nicht geneigt war, seine bisherige Lebens- und Be- rnfsstellung aufzugeben. Triest, 19. Juli. Der „Pr." schreibt man unterm heutigen Tage über einen neuen Tumult Folgendes: Die Ruhe m Triest ist nur scheinbar, die Gährung dauert fort. Vorgestern wurde beim Cafö Chiozza ein Bauer mißhandelt, und heute (Sonntag) wäre cs bald zu neuen bedauerlichen Semen gekommen, wenn das Militär nicht rechtzeitig cingcschritten wäre. Landleute, welche in der Woche als Steinmetze, als Maurer und Facchini in der Stadt arbeiten, halten jeden Sonntag früh zwischen 10 und 12 Uhr, theils nächst der neuen St. Antontkirche, theils unter den jetzt berühmt gewor denen Volti-di-Chiozza, wo das Kaffeehaus Ferrari liegt und wo am 13. d. die Blutscenen verfielen, eine Art Börse ab. Dort versammeln sich die Arbeiter un ser» Territoriums, von denen viele der Miliz ange- hören, um von den Pächtern der Maurer- und Straßen - arbeiten den Wochenlohn und die Aufträge für die nächste Woche zu erhalten. Nachdem nun gestern unser Vicebürgermeister, vr. v. Baseggio, den Aufruf ver öffentlicht, in welchem er die Bevölkerung zur Versöh nung mit den Bauern ermahnte, glaubten Letztere ganz sicher sein zu können. Die Arbeiter kamen wie ge wöhnlich vor das Cafs Ferrari unter den Voltt-di- Chiozza, um ihren Wvchenlohn zu beziehen; aber kaum hatte» sich einige (natürlich unbewaffnete) Bauern dort versammelt, so sprangen mehrere Italiener aus dem Kaffcehause heraus und fingen die armen Slawen zu prügeln an. Ein Mann, der unter Garibaldi gedient hat, sagte laut: 8e non »näsle s e»s» voi »mmsneremo lutti. (Wenn Ihr nicht nach Hause geht, werdm wir Euch Alle tödten.) Einige Weiber sollen schnell in die wenige Schritte weit entfernt liegende Caserne gelaufen sein, um Militär zu requiriren. In wenigen Augen Tagesgeschichk. — Bulin, 20. Juli. Nach dem in diesen Tagen ausgcgebenen Programme für den diesjährigen deut schen Juristcntag wird derselbe am 27., 28. und 29. August d. I. in Hamburg sich versammeln. Die erste Plenarsitzung wird Donnerstag, den 27. August, Vormittags stattfindcn. Das Büreau des Localcomitös befindet sich im Locale der Bürgerschaft, im patriotischen Gebäude. Uebrigens hat die Direction der Berlin- Hamburger Eisenbahngcsellschaft den Mitgliedern des Juristentags, welche sich als solche durch Vorzeigung ihrer Mitgliedskarte legitimiren, von den Stationen Berlin, Wittenberge, Hagenow und Lauenburg aus Hin- und Rückfahrt nach, resp. von Hamburg in der Zeit vom 23. August bis 5. September d. I. für den einfachen Fahrpreis bewilligt. Berlin, 21. Juli. (B. Bl.) Das Obcrtribunal hat, wie hiesige Morgenblätter berichten, neuerdings angenommen, daß die Mittheilung der Commis sionsberichte des Landtags durch Zeitungen in Bezug auf die Strafbarkeit der Mittheilung der Sitzungsberichte nicht gleich steht. Nach § 38 des Preß- gesetzcs sind nur Berichte von den öffentlichen Sitzungen beider Kammern, insofern sie wahrheitsgetreu erstattet werden, von jeder Verantwortlichkeit frei. Für alle an dern Druckschriften, durch welche Verbrechen oder Ver gehen begangen werden, gitt diese Ausnahme nicht, vielmehr bleibt hierfür nach 8 34 des Preßgesetzes ein Jeder veranwortlich, welcher nach allgemeinen straf rechtlichen Grundsätzen als Urheber oder Thcilnehmer strafbar erscheint. Die Eommissiousberichte eines der Häuser des Landtags fallen daher unter die Ausnahme des tz 38 nicht, wenngleich es richtig sein sollte, daß sie von dem betreffenden Hause den Zeitungsredactionen mitgetheilt werden. — Der Kultusminister hat sich, der „Nat.-Ztg." zufolge, damit einverstanden erklärt, daß Kinder jüdischen Glaubens auf Antrag derAeltern vom Schulunterricht am Sonnabend dispensirt werden können; die Dispensation ist jedoch auf den Sonnabend zu beschränken und darf nicht schon Frei tags Nachmittags beginnen. — Das Werner'sche Stück: „Die Weihe der Kraft," wird trotz der Aufhebung des alten Polizeivcrbots (vgl. vor. Nummer), wie die „V. Ztg." berichtet, am Victoriatheater nicht zur Auf führung kommen. Director Cerf hatte sich während der Verhandlungen telegraphisch an Se. Majestät den König gewendet, um Aufhebung des Verbots zu er wirken. Aus Ems ist darauf die Antwort eingetroffen, daß eine Aufführung des „Luther" nicht zu gestatten sei, da Se. Majestät es nicht für angemeffen halte, d rß so kurze Zeit nach dem Feste zu Worms die Person des großen Reformators auf die Bühne gebracht werde. — Zwischen Preußen und Bremen ist, wie die „Spen. Ztg." meldet, ein Vertrag zum Abschluß gekommen, nach welchem das Geestemünder Telegrapheirbürcau am 1. Januar mit dem Büreau in Bremerhafcn vereinigt, und somit auch das ganze bremische Tclegraphen- wcsen in die Hände Preußens übergehen wird; auch wird die Station des Leuchtthurms ihre Depeschen direct nach Bremerhafen befördern, statt wie bisher über Bre men. Das Telegraphenbüreau wird im Posthause zu Bremerhafen errichtet und haben zu diesem Zwecke da selbst bereits Vermessungen stattgcfunden. Die Actionäre des bremischen Telegraphen werden von Preußen ent schädigt. Auch das bisherige Geestemünder Oberpost amt wird nach Brcmerhafen übersiedeln und Geeste münde nur Poststation bleiben. — Die Marine bauten in Heppen», deren Sistirung infolge des Ateichstag-beschlussc» über da- BundeSbudget Schrecken trrt»»a«n, dt« schließlich gar im Postwege an de« Kai ser gesendet wurden, gehalten. Spuren wir aber dem Gninde nach, der den Regierung-beamten bewog, den erwähnten Beschluß unberechtigter Weis so ist er wohl in dem begreiflichen Stre! Stellen der unter Leitung deS preußischen Generalstabe» veröffentlichten Geschichte de-Feldzug-von 1866. General Lamarmora hat von dem ganzen Berichte erst durch die auf Befehl de» Pariser Kries-ministeriums vorgenommene nnd, wie es scheint, an sümmtltche höhere Offiziere ver lheilte französische Uebersetzung Kenntniß erhalten. In der einen von Lamarmora incriminirten Stelle wird gesagt, daß in Italien eine verhältnißmäßig geringe Truppenzahl da- FestuugSvierrck zum AnhaltepunNe nehmen, einen Defensivkrieg führen und in die Länge ziehen konnte, indem Offensivoperationen damit ver bunden worden wären. Die Italiener waren nicht stark genug, sich auf schwere und langathmige Belage rung von Festungen einzulaffen. Venetien mit seinen festen Plätzen gar durch einen Frontenangriff einzu nehmen, ist ihnen ganz unmöglich gewesen. Alles, was sie thun konnten, war, den Augenblick abzuwarten, wo die allgemeinen Ereignisse Oesterreich genöthigt haben würden, das Land zu verlassen, und wo es ihnen von selbst in die Hände fallen mußte. Dann die Stelle, in der es heißt: „Man hörte nichts von der italieni schen Armee, und nichts verkündigte, daß diese sich be mühte, den Abzug der Oesterreicher zu verhindern." Ferner die Stelle: „Trotz der Abtretung Venetiens war man in Wien nrcht im Stande, sofort äqüivalente Kräfte zu vereinigen. Da man noch immer den möglichen Unternehmungen der italienischen Armee auch nach Eu- stozza Rechnung tragen mußte, konnte man von den drei Armeecorps, die in Italien standen, nur zwei zurückbcrufen, und auch diese konnten nicht vor dem 20. Juli an der Donau sein." — (A. Z.) Von den Kirchcngütcrn wurden im Monat Juni 3467 Loose abgesetzt, welche um den Ge- sammtvreiS von 13,966,432 Lire aufgeworfen und für 18,014,144 L. zugeschlagen wurde, wodurch sich also ein Mehrertrag von 4,097,682 L. ergab. Im Ganzen wurden seit dem 26. October 1867 bis zum 30. Juni 1868 verkauft 21,645 Loose, welche für 119,902,959 L. aufgeworfen und um 161,460,880 L. zugeschlagen wurden, sodaß sich oer Mehrertrag im Ganzen auf 41,557,921 L. beläuft. Das Jncasso für 17,936 Loose, welche am 31. Mai 1868 abgesetzt waren, betrug 46,763.420 L., davon 44,376,700 L. in Banknoten, 2,386,720 L. in Münze. 5914 Loose wurden gleich voll bezahlt, wofür ein Rabatt von 7 Proc. im Gesetz vom 15. August 1867 festgesetzt ist. Madrid, 20. Juli. (Tel.) Die Journale versichern, daß der spanische Gesandte in London seine Regierung benachrichtigt habe, General Prim habe London ver laffen und werde sich wahrscheinlich nach Lissabon be geben- Man erwartet hier die Erklärung des Bela- gerunaszustandes. Die Anhänger des Ministeriums sind in Unruhe. — Die hiesigen Journale melden als wahrscheinlich, daß Portorico an Stelle von St. Thomas zum Hafen für die westindischen Postdam pfer bestimmt sei; in diesem Falle würde ersteres als Freihafen erklärt werden. Kopenhagen, 18. Juli. (H. N.) Der Kronprinz, welcher gestern Abend um 10 Uhr aus Malmö mit dem Dampfschiffe „Slesvig" bei Bellevue angekommen ist, wurde daselbst von der Königin, dem Prinzen Wal demar und Prinzessin Thyra empfangen. Bei der Dampfschiffsbrücke hatte sich außerdem eine große Men schenmenge versammelt um mit lebhaften Hurrahrufen ihre Freude über die Rückkehr des Kronprinzen krmd- zugeben. Die Nachricht über die stattgefundene Ver lobung desselben ist im ganzen Lande mit Jubel aus genommen worden. In allen Provinzstädtcn wurde von sämmtlichen Häusern geflaggt. Belgrad, 20. Juli. (W. Bl.) Die Mutter der Mörder Radovanowitsch, deren Familie aus Ser bien verwiesen wurde, wollte heute verkleidet nach Bel grad übertreten, wurde aber erkannt, visitirt und, nach dem die zwei bei ihr vorgefundenen Briefe confiscirt wurden, gezwungen, auf dem Semliner Schiffe nach Oesterreich umzukehren. — Ein Circularsch reiben der obersten Ktrchenbehördc fordert den gcsamm ten Clerus auf, durch seinen einflußreichen Beistand mitzuhelfen, damit das Uebel und die moralischen Wunden, die sich mit der Ermordung des Fürsten Michael am nationalen Körper gezeigt haben, geheilt werden. New-York, 11. Juli. (Tel.) Der Senat hat eine Bill angenommen, welche von der Betheiligung an der Präsidentenwahl alle ftühern „Rebellenstaaten" aus- schNeßt, mit Ausnahme derjenigen, welche durch das ReconstructionSgesetz zum Kongreß zugelassen sind. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Dep»rte«e»t der Finanzen. Bei der StaatSeisenbahnverwaltung ist er nannt worden: Bernhard Fürchtegott Gläß, zeither Billeteur und Gütcrcrpeditionsaffistent, als Güter- stattonsexpedientund zugleich als Postverwalter zuNetzsch- kau an der westlichen Staatseiscnbahn. frische Kräfte werden aufgeboten werden müssen, um in daS echt constitutionelle Jenseits zu gelangen. Da mit daS Ministerium, dessen Gewandtheit und auf opfernde Thätigkeit wir nach Gebühr würdigen, seine Aufgabe vollenden könne, muß es unser- Erachten den Augenblick der politisch-administrativen Reorgani sation vor Allem dazu benutzen, nur solche Statthalter an der Spitze der Länder zu belassen, die nicht den alten, absolutistisch-büreaukratischen Grimm still ver beißen, sondern an die Leben-fähigkeit der neuen In stitutionen glauben und nebst gutem, liberalem Willen auch die Fähigkeit besitzen, den Intentionen der neuen Regierung vollkommen gerecht zu werden; die Statt halter hingegen, welche Neuösterreich braucht, müssen von dem Vorsatze durchdrungen sein, das ihnen an vertraute Volk freiheitlich und intellektuell zu bilden und seine materielle Wohlfahrt nach Kräften zu pfle gen... Hätte man die Ansammlung von Menschen vor dem Cafe Chiozza in Triest nicht geduldet und im Falle deS Widerstrebens sofort umfassende Maßregeln zur Herstellung der Straßenordnung vorgekehrt, so hätte die gesetzliche Autorität dem crawall-lüsternen Mob ebenso sehr imponirt, als sie jetzt von ihm verhöhnt wird. Wir lieben die Freiheit so aufrichtig, wie jeder Andere; aber wir lieben auch die Ordnung, einmal weil dieselbe unter allen Umständen der gemächlichsten Anarchie vorzuziehen ist, und sodann, weil der Genuß wahrer Freiheit nicht denkbar ist ohne die Wahrung der öffentlichen Ruhe. Was kann dem Kredite einer großen Hafen- und Handelsstadt mehr schaden, als Tu multe, welche nicht blos die Sicherheit der Personen, sondern auch die der unermeßlichen Güter, die in ihrem Echooßc aufgespeichert liegen, gefährden? Wir den ken hierbei gar nicht an beabsichtigte Plünderungen; aber die Gratisimbisse, welche sich die Tumultuanten von erschreckten Wirthen reichen ließen, haben immer bin brutal-socialistischen Beigeschmack. Aber nicht blos in Triest, auch in Böhmen sehen wir die Ordnung ernsthaft bedroht. Kann, darf cs dort so fortgehcn mit der Veranstaltung gesetzwidriger Volksversammlungen und Aufzüge, mit der planmäßigen Anfeindung der deutschen Nationalität und mit dem beispiellos aufrei zenden Treiben einer halb wahnwitzig gewordenen Presse ?.. Dic „Presse" weist noch auf die päpstliche Allocution hin, „die einen wahren Proteststurm hervorgerufen nnd die Leidenschaften in einem nie dagewescnen Maße ent zügelt hat", und schließt sodann mit folgenden Worten: „Ein Staatsgcsctz, ein Strafgesetz und gleiches Recht für Alle, seien cs gewaltthätigc Jtattanissimi, tollköpfigc Ultratjchechen oder renitente und intrigante Bischöfe! Mild abwehrend verhielt sich bis jetzt die Regierung; ihre Gegner schütten jedoch siedendes Oel auf ihr Haupt "und fordern sie förmlich heraus, sich stark und gewapp net zu zeigen. Wohlan, sie säume nicht, jene Stärke zu äußern, die durch die Güte ihrer Vorsätze legitimirt wird. Verwegenes, factiöses Spiel mit sich treiben zu lassen, das verträgt ihre Würde, ihr Ansehen nicht, und ohne Autorität giebt es überhaupt keine Regierung. Das ist der Berg, den es nunmehr zu erklimmen gilt."