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. Nichtamtlicher Theil Dretde«, 7. Juli. Die ministerielle „Norddeutsche Allgemeine nisterrathe principiellc Billigung erfahren hat, wonach nach dem Vorgänge in manchen andern Ländern die Bezirksrichter mit dieser Aufgabe betraut würden. Hier bei würde jedoch, uni der Bevölkerung übermäßige Be lästigungen zu ersparen — die Bezirksgerichtssprengel sind nämlich in manchen Fällen zu umfangreich — die bezirksgerichtlichc Eintragung auf Grund eines von den, Gemeindevorstande ausgefertigten und von zwei rechts- ailtigen Zeugen unterschriebenen Zeugnisses erfolgen. Die Regierung ist bei diesem Entschlusse vorzüglich durch die Erwägung geleitet worden, daß die Ueber- tragung der Eheregisterführung an die Ortsvorstände nicht allenthalben durchführbar wäre; die Uebcrtragung derselben an die politischen Bezirksbehörden, denen sie nach dem bestehenden Gesetze zukommen würde, wäre noch weniger praktisch, da die Sprengel dieser Behör den noch umfangreicher sind, als jene der Bezirksgerichte. Verordnung gegen renitente Pfarrer veranlassen, die bereits unter Kaiser Franz I. erlassen wurde und welche der weltlichen Behörde das Recht einräumt, gegen solche Geistliche Strafen bis zu 100 Fl. auszusprcchen. Frei heitsstrafen werden keine ausgesprochen werden. Wenn jedoch die größere Hälfte der Geistlichkeit in die Ehe standsregister de» confessionellen Hader hineintragen wollte, dann wird die Regierung vor der Nothwendig Tagesgeschichte. I Berlin, 6. Juli. Auch die Frage, ob das aus dem Reichstage hervorgegangcne Nothgewerbegesetz ins Leben treten werde, ist nunmehr entschieden: der Bundesrath hat demselben in seiner letzten, am 3. Juli stattgcfundencn Plenarsitzung die Genehmigung ertheilt. Nach der vom Präsidenten des Bundeskanzleramtes in der Reichstagssitzung vom 17. Juni über dieses Ge setz abgegebenen Erklärung war übrigens an der Ge nehmigung desselben durch den Bundesrath gar nicht zu zweifeln. Der „St.-A." meldet, daß in der Plenar- ^una des Bundesrathcs vom 3. Juli zunächst die Mittheilung des Präsidenten des Reichstags über den Beschluß wegen der beim Reichstage cingegangencn Petitionen zum Gesetzentwürfe über die Quartirrleistung zur Berathung im Ausschüsse verwiesen, sodann auf den Bericht des Ausschusses für Eisenbahnen, Post und Telegraphen über die Vorlage des Präsidiums, betref fend das Reglement für die Beförderung von Truppen auf Eisenbahnen, dieselbe genehmigt, und endlich auf den Bericht des Ausschusses für die Gewerbeordnung der vom Reichstage beschlossene Entwurf eines Gesetzes, betreffend den Betrieb stehender Gewerbe, genehmigt wurde. — Der Ausschuß des Bundesrathes für Rech nungswesen hielt heute Mittag eine Sitzung ab; ebenso trat der Ausschuß desZollbundcsrathcs für Handel und Gewerbe heute zu einer Sitzung zusammen. — Graf Bismarck wird vom 20. Juli ad auf drei Wochen das Ostseebad zu Rügcnwaldcrmündc besuchen. — Der Chef des Generalstabes der Armee, Generalleutnant der Infanterie Frhr. v. Moltke, hat gestern eine vier wöchentliche Urlaubsreise nach Schlesien angetreten.— — (K. H.) Infolge amtlicher Mittheilungen, welche in neuester Zeit wieder über die bedauernswerthe Lage, in welche deutsche Auswanderer in Rußland gerathen, hier eingegangcn sind, hat der Minister des Innern sich veranlaßt gefunden, in einem Circulare an die Oberpräsidien den Erlaß vom 10. August 1861 in er neuerte Erinnerung zu bringen, der cs den Provin- zialbehörden zur Pflicht machte, ihrerseits so viel als möglich vor der Auswanderung nach Rußland zu warnen, wenn diese ohne die nöthige Kenntniß von den dortigen Verhältnissen und Gesetzen und ohne hin reichende Sicherung der Lage des Auswandrrnden unter nommen wird. — Eine Verfügung der k. Regierung zu Potsdam Telegraphische Nachrichten. München, Dienstag, K. Juli. (W.T.B.) Bon kompetenter Seite wird die (in voriger Nummer mit- gethcilte) Nachricht der „Korrespondenz Hoffmann", betreffend den Vorschlag Bayern» «ter die Bildung einer -«»dige» süddrntschrn «tlitärr»»misfion, für durch««» richtig ertlart. »er »ezSgUche «ntw»rs sei dr» Regierungen von Vaden und Württemberg be- «U» unterbreitet und deren Eingehen darauf kaum zweifelhaft. (Ein Stuttgarter Telegramm des „Telegr. Büreaus für Mittel-, West- und Süddeutschland" mel dete, daß die Angaben der „Corr. Hoffm." aus bester Quelle für apokryph bezeichnet würden.) Der Sronprinz und die Kronprinzessin von Ita lien werden Mitte dieser Woche hier rintreffe« und einige Tage in München verweilen. Wien, Dienttag, 7. Juli. (W.T.B.) Die amt liche „Wiener Zeitung" veröffentlicht die vom Kaiser s„eti»»irten Gesetze über Durchführung unmittelbarer Kahle» zum Abgrordneteuhausr, sowie die kaiserliche Senehmiguug zu der provisorischen Abänderung der Statuten der Nationalbanl und zu dem Uebereinkom- «en mit dem ungarischen Ministerium wegen Au»- pragung neuer Scheidemünzen. Prag, Montag, 6. Jnli. (Tel. d. Deb.) Da» Urtheil im Proreffe wegen der Demonstrationen wah rend der Anwesenheit de» Minister» Herbst wurde heute verkündigt. Sammtliche Angeklagte wurden de» vergehen» de» Auflauf» schuldig erkanut. Die Hauptangeklogten wurden zu einer dreimonatlichen bi» virrwichentlichen, die übrigen zu einer vierzehn» bi» zehntägigen Arreststrafe vrrurtheilt. Kopenhagen, Montag, 6. Juli, Nachmittag». (W.T.B) Der Procrß de» Loadoaer Hause» Chap man gegen da» dänische Finanzministerium wegen Her>u»gabe der seiner Zeit von diesem Hause al» Bürgschaft für die rechtzeitige Aulführuug de» eou» rrsflonirtru Krohuke'schrn Eisrubahuprojeet» depouir- ten 20,600 Psd. St. ist heute iu obergerichtlicher Ju sto»; gegen de« Kläger eutschieden worden. Belgrad, Moulag, 6. Juli. (Corr.-Bür^ Ritt meister Nenadowitsch, Schwager de» Fürsten Karagr- orgiewitsch, wurde heute erschaffen. Zeitung" enthält an der Spitze ihrer heutigen Nummer folgenden Artikel: „Der „Württembergsche Staats-Anzeiger" vom 3. d. M. schildert in einer aus Berlin datirten Mittheilung eine Verhandlung, welche keit, Cioilehestandsregister cinzuführen, nicht zurück schrecken, und cs wird dem Relchsrathe ein Gesetz vor- gelegt werden, welches die Führung dieser Register an die weltliche Behörde überträgt. Der Minister deS In nern hat bereits einen Plan entworfen, der im Mi- fordert „eine möglichst strenge Handhabung der über die Tanzlustbarkeiten auf dem platten Lande bestehenden Vorschriften". Infolge dessen hat der Land- rath des Kreises Teltow die Ortsobrigkeiten ersucht, bei der Ertheiluna der Tanzerlaubniß mit der größten Vorsicht zu verfahren und ihrerseits Alles zn thun, um der überhandnchmenden Neigung zur Veranstaltung von Tanzlustbarkeiten entgegen zu wirken. Der Land- rath hält es der Regel nach für hinreichend, wenn in den Ortschaften des platten Landes im Lause deS Jahres „nur vier Mal" die Erlanbniß zu Tanzvergnügungcn ertheilt wird, bet Neberschrcitung dieser Zahl, die aus localen Verhältnissen gerechtfertigt erscheint, behält sich der Landrath die Entscheidung für jeden Einzelfall vor. Bre-lau, 6. Juli. Die Enthüllung des Bis marckdenkmals in Großpeterwitz hat, wie die „Schl. Ztg." berichtet, gestern Nachmittag bei günsti ger Witterung in Anwesenheit einer hochansehnlichcn Festgcsellschaft und unter Theilnahme einer nach Tau senden zählenden Bevölkerung stattgefunden. Das dem Ministerpräsidenten und Bundeskanzler geweihte Mo nument besteht in einem aus carrarischen Marmor ge meißelten, sprechend ähnlichen, von einem Schüler Dra- ke's ausgeführten Medaillon des Gefeierten, welches in einen hohen aus Granit erbauten Obelisk cingefügt ist. Vor diesem Obelisk hatte zunächst die Frstgesellschaft Platz genommen, während zur Seite die Kapelle des Königsrcgiments (Nr. 7) aus Liegnitz, in cntgegenge- setzter Richtung ein Sängerchor sich aufgestellt hatte und das äußerst zahlreiche übrige Publicum in weitem Kreise den Platz umgab. Graf zu Limburg-Stirum, der Stifter des Dcnknals, hielt die Festrede. In Ver tretung des Kreislandraths erwiderte hierauf Kammer herr v. Stösser. Ein Festlied, von der Gesellschaft mit Begeisterung gesungen, endete die Feier auf dem Fest platz. Unter Vorantritt der Musikkapelle und einem vom Gesangchor angestimmten zweiten Festlicde bega ben sich die Gäste nun durch den großen und schönen Park nach einem zunächst dem Schlosse gelegenen Platze,, wo ein Zelt mit Erfrischungen aufgeschlagen und dnrch ein geräumiges Parqurt unter schattigen alten Bäumen im Freien ein künstlicher Tanzsaal geschaffen war. München, 6. Juli. (Südd. Pr.) Se. Majestät der König ließ den Truppen, über welche er am Sonn abend Revue abgehalten hatte, seine Zufriedenheit aussprechen und bewilligte, daß die Mannschaft vom 1. Unteroffiziere abwärts für den gestrigen Tag doppelte Löhnung erhalte. — Das Verfahren, welches bei Ausweisung bayerscher Unterthanen aus Frankreich und französischer aus Bayem einzuhaltm ist, war bisher noch nicht näher geordnet, ein Umstand, der zu vielerlei Unannehmlichkeiten für die Auszuwei- senden sowohl als für die Behörden führte. Es wurde deshalb zu Paris am 30. Mai l. I. hierüber eine Vereinbarung zwischen den betreffenden Ministerien getroffen, und hat dieselbe die Genehmigung Sr. Ma jestät des Königs erhalten. — (dl- Z) Nachdem das schwurgerichtlichc Urtheil gegen Chorinsky in Rechtskraft getreten ist, wird derselbe an einem der nächsten Tage nach der Feste Rosenberg bei Kronach (Oberfranken) abgeführt werden. * Stuttgart, 6. Juli. (Tel.) Ler Gesandte der Vereinigten Staaten, Bancroft, hat dem Könige in Friedrichshafen seine Beglaubigungsschreiben als Ge sandter am württembergschen Hofe überreicht und wurde sodann zur königlichen Tafel gezogen. Die Verhand lungen über den Württembergs-amerikanischen Staats- angehörigkeitsvertrag werden in Stuttgart geführt. -«»stanz, 6. Juli. Wie man dem „Fr. I." mel det, ist der tschechischen Hussttenfahrt von mehrern Seiten der hiesigen Bevölkerung mit gewiß nicht un- gerechtfertigtemMißtrauenbegegnetworden. Der Comite hat es daher für gut befunden, „an die Bewohner der altehrwürdigen Stadt Konstanz" ein Manifest zu er lassen, worin versichert wird, daß „sie aus dem Lande Böhmen als Pilger kommen, um die Todesstätte ihres großen Vorfahren, Johannes Huß, des Märtyrers für die Wahrheit und Gewissensfreiheit, zu besuchen, sein im Zollbundesrathe über den Bamberger'schen Antrag wegen der hessischen Weinsteuer und über die Beschlüsse des Zollparlaments wegen der bayrischen und württembergschen Wahlen stattgefunden haben soll, und theilt dabei mit, wie die Referenten in diesen Sachen votirt und was andere Bevollmächtigte darüber geäußert haben. Die Mittheilung kann sich nur auf eine AuS- schußberathung beziehen, denn im Bundcsrathe selbst ist, so viel uns bekannt, der Bamberger'sche Antrag noch gar nicht zur Verhandlung gekommen und hat über die Beschlüsse wegen der Wahlen eine eingehende Discussion überhaupt nicht stattgefunden. In den Ausschußsitzungen werden Protokolle nicht ausgenommen; die Ergebnisse der Berathung werden, je nach der Beschaffenheit des Falles, in einem schriftlichen Berichte an das Plenum niedergelegt, oder von dem Referenten mündlich im Plenum vorgetragen, und anch in den schriftlichen Be richten werden die Worte der einzelnen Ausschußmit-' glieder nur dann erwähnt, wenn solches mit Rücksicht auf ein etwa vorhandenes besonderes Interesse des von dem einzelnen Mitgliede vertretenen Staates nöthig ist. Es folgt hieraus, daß Mittheilungen über Ausschuß verhandlungen, soweit sie nicht schriftlichen Berichten entlehnt sind, nur die subjektive Auffassung des Be richterstatters wiedcrgeben können, eine Auffassung, welche, nach der Natur der Sache, durch die Vorliebe oder Abneigung gefärbt ist, welche der Berichterstatter für oder gegen den von ihm behandelten Gegenstand hegt. So ist es denn auch dem Berichterstatter des „Württembergschen Staats-Anzeigers" ergangen. In seiner erklärlichen Abneigung sowohl gegen den Bam berger'schen Antrag, als auch gegen die Beschlüsse über dir württembergschen Wahlen, hat er aus den im Aus schusse gefallenen Aeußerungen eine dieser Stellung ent sprechende Blumenlese vorgenommen. Auf eine Er- aänzung dieser Blumenlese müssen wir verzichten. Die Ausschußberathungen tragen einen durchaus vertrau lichen Charakter und müssen diesen Charakter bewahren, wenn sie ihren Zweck erfüllen sollen; wir werden uns daher durch Jndiscretionen, von welcher Seite sie auch kommen mögen, nicht dazu verleiten lassen, uns selbst einer Jndiscretion schuldig zu machen. Nur eine Be richtigung können wir vornehmen, weil sie einen Punkt betrifft, welcher inzwischen durch das Plenum des Bun desrathes erledigt ist, nämlich die Behandlung der Be schlüsse über die bayerschen und württembergschen Wahlen. Diese Beschlüsse sind sämmtltchen Contrahenten des Vertrags vom 8. Juli v. I. mitgetheill, weil jeder derselben zu erwägen hat, ob die Wahlgesetze der beiden Staaten oder die dazu ergangenen Ausführungsverord nungen den Bestimmungen des Vertrags entsprechen oder zu einer Reclamation wegen mangelnder Ausfüh rung desselben Veranlassung geben." Dem Wiener „Neuen Fremdenblatt" zufolge coursiren in „competenten" Kreisen folgende Andeutun gen über das Verhalten der österreichischen Re gierung in dem Falle, wenu aus Anlaß der (mitge- theilten) Ausführungsverordnung des Ehegesetzes Con- flicte mit dem Clerns entstehen. Wenn, was an genommen wird, nur ein geringfügiger Theil der Geist lichkeit, auf den Befehl der Oberhirtcn gestützt, der Weisung der Behörde in Sachen der Eheregister den Gehorsam versagt, so wird der Minister des Innern, vr Giskra, eine Republication jener nie erloschenen Uebersicht. Telegraphische Nachrichte». 8eit»»g»scha«. (Norddeutsche Allgemeine Zeitung. — Neues Fremdenblatt.) r«gr^kjchich«r. Berlin: Vom Bundesrathe. Graf Bismarck. General v. Moltke. Warnung vor Aus wanderung nach Rußland. Beschränkung der Tanz lustbarkeiten. — Breslau: Enthüllung des Bis marckdenkmals. — München: Revue. Ausweisungs vertrag mit Frankreich. Chorinsky. — Stuttgart: Bancroft. — Konstanz: Die tschechische Hussiten- . fahrt. Zur Erzbischofswahl. — Wien: Der öster reichisch-englische Handelsvertrag. — Paris: Kam merverhandlungen. Submarine Telegraphenlinie. Feuersbrunst. — Bern: Spielbank in Lugano. Bundesversammlung eröffnet. — Florenz: Ver pachtung deS Tabaksmonopols. — London: Vom Hofe. Gedenktafeln. Politische Zukunft Abessiniens. Nachrichten vom Cap. — Belgrad: Aufwartung beim Fürsten. Dre»d«er Nachrichten. Provi»zi«ln«chrichte». (Leipzig. Chemnitz. Lngau. Bautzen.) Serich1»vrrh«»dl»ngen. (Chemnitz.) Statistik und ««»»wirthschast. Femlltton. Tagerkalevder. Inserate «örsenn-ch» richte». . wohl für die Zuschauer — die Schwäche ihrer Seh kraft. Auch der munter belebenden Mitwirkung der Fräulein Wolff sei gedacht. Vorher wurde neu einstudirt wiederholt der drama tische Scherz von R. Benedix „ Der Weiberfeind ", einer seiner besten Piecen dieser Gattung, und zwar iu einer höchst aclungenen, durch treffliches Zusammenspiel erfreuenden Ausführung seitens der Herren Dettmeri, Koberstein, und des Fräulein Ulrich, welche die „Betty" mit schlauesten und liebenswürdigsten weibli chen Künsten waffnetr. Den Schluß machte das Lustspiel von G. zu Put- litz „Die Zeichen der Liebe". C. B. „Geschichte d.» Cl-virr«." FeiEeton. K. -«stheater. Montag, den 6. Juli, wurde zum ersten Male ein ctnactiges Lustspiel von Görner „Kurz sichtig" gegeben. Die Kurzsichtigkeit in ihren lächer lichen Folgen zum Gegenstand eines Lustspiels zu machen, ist an sich wenig schicklich und taktvoll und nicht geeig net, Gefühl und Sitte der Zuschauer zu verfeinern; obwohl im Stücke eine gewisse Ausgleichung dadurch herbeigeführt wird, daß Frau v. Serben, welche die Kurzsichtigen verspottet und keinen kurzsichtigen Mann heirathen will, endlich selbst als kurzsichtig decouvrirt und ihrem Vorsatz untreu wird. Mehr noch kann es alt Entschuldigung des Verfassers gelten, daß die Fol gen der Kurzsichtigkeit bei der Genannten und haupt sächlich bei ihrem Anbeter, dem Assessor, mehr noch durch die Begierde, sie nm jeden Preis zu verbergen, zu lächer licher Sttuationswirkung gebracht werden. Görner's Talent für Komik und für originelle Zeichnung man cher dem Darsteller sich dankbar erweisender Bühnen figuren ist bekanntlich mit einem starken Hang zu pos senhafter und derber Manier gepaart. In diesem Stücke tritt dazu die viel zu gedehnte Ausführung einet an sich ganz nichtigen Inhalt- und schwächt den heitern Eindruck, dem wir unS sonst, verführt von einer guten Darstelluna, ohne Bedenken hingeben würden. Herr Jauner spielte den kurzsichtigen, schüchternen Assessor Helming böchst charakteristisch und ergötzlich und ohne die schon bis zur äußersten Grenze gehende Zeichnung des Verfassers auf Kosten der Leben-wahrheit noch ge steigert auszumalen; davor bewahrte sich auch Herr Jaff» als Bankier Arnongv und Fräulein Ulrich gab mit anmuthigrr Haltung die Frau v. Serbin und marktrte, namentlich im Verlauf des Spiels, mit gro ßer Feinheit — nicht merklich für ihre Bewerber aber Kapellknaben in Dresden ausgenommen. Später zum Theologen bestimmt und vorbereitet, wendete er sich doch endlich ganz der Musik zu. Schmidt unterrichtete ihn und bei A. Lotti wurde er „Notist". Nach Lotti s Abreise von Dresden ging er mit einem gewissen Ba ron als musikalischer Gesellschafter auf Reisen, hielt dann 1724 in Jena Vorlesungen über musikalische Wissenschaften, wurde 1726 Organist in Minden und später in Nordhausen. Schon 1715 in Dresden beim Unterrichten seiner Schüler auf dem ihm wenig genügenden Claviercymbal, und angeregt durch den Klangeffect deS von Pantaleon Hebenstreit*) verbesserten Hackebret, faßte er die Idee seiner Erfindung. Er wollte ein Clavierinstrument machen, auf welchem man nach Belieben stark oder schwach spielen könne. Mit Hilfe eines Ttschlergesellen — da er selbst im Handwerk ganz unerfahren war — verfertigte er 1717 sein Modell. Da ihm die Mittel zu weiterer Ausführung fehlten, überreichte er dasselbe bet Hofe. Seine Erfindung fand volle Billigung, auch von den Sachverständigen, und eine Unterstützung wurde ihm versprochen — aber nicht gegeben. Als Schröter es endlich für aerathen fand, seinen Hoffnungen zu entsagen und abzureisen, war es ihm unmöglich, fein Modell wieder zu erhalten. Dasselbe k«m aber offen bar bald Instrumentenbauern von Fach zur Anschau ung, fand durch Beschreibung oder Abzeichnung Ver breitung - auch nach Italien — und die verschie denen Claviermacher, welche diese Erfindung praktisch und mit noch vtrbksskrnden Aenderungen verwehrten, nahmen sie dann für sich selbst in Anspruch Der Leser sei auf Schröter'- im Buche mitgetheilten eignen ausuch ttgen Bericht verwiesen. Seine Erfindung wurde die Grundlage^ der Piauofortefabrikation auch für Frank- *) in Ei Sieden, KamMennastku« in DreSdea. niß der allmählichen Vervollkommnung im Mechanis mus dieses Instrumentes gewährt werden, wenn durch die Darlegung der fortschreitenden, für seine Verbesse rung gemachten Erfindungen zu neuen Erwägungen und scharfsinnigen Versuchen angeregt werden sollte: so durfte eine wissenschaftliche Begründung und Kritik jener verschiedenen Erfindungen und eine ausführliche Beschreibung und bildliche Erläuterung verschiedener mechanischer Strukturen nicht fehlen. In dieser Weise hat denn auch vr. O. Panl seine Aufgabe erfaßt, mit «roßem Fleiße das zerstreute Material gesammelt und sehr anschaulich — unterstützt von beigegebenen Holz schnitten — verarbeitet; seine Zusammenstellung histo rischer Daten führte auch zu klarerer Anschauung man cher bisher zweifelhaften Thatsachen. Der Verfasser beginnt mit der zweckmäßig vorbe reitenden Mittheilung des zum Vrrständniß des Clavier- mechani-mus wesentlich Nothwendigen aus dem Gebiete der Akustik, wofür die Forschungen von H. Helmholtz und die frinmustkalischen Anschauungen M. Haupt mann'- so bedeutende Fortschritte ergeben haben. Die ser Einleitung folgt tue historische Darstelluna der all mählichen Entwickelung deS Clavier-, oder überhaupt deS Tasteninstruments vom Ursprung an bis zu den modernsten Formen desselben, mit möglichst eingehender Schilderung der Details seine- fortschreitenden Mecha nismuS. Unter diesem Titel hat vr. OSkar Paul ein sehr verdienstliche- und zeitgemäß nützliches Werk heraus- gegrben.*) Denn jetzt, wo man sich oft genug nach dem alten Arkadien versetzt glaubt, in welchem das „Musik lernen und machen" al- eine allgemeine gesetz lich gebotene Bürgerpflicht galt, ist es wohl paffend und anziehend, auch den Ursprung, die historische Ent- Wickelung und die Struktur de- überall tractirten Mu sikinstrumentes genauer kennen zu lernen, da- ein po pulärste- Handwerkszeug für die allgemeinste Verbrei tung und Ausübung, wie auch für den Mißbrauch der Tonkunst geworden ist. Um in einem ähnlichen Sinne populär behandelt zu werden, dazu war indeß die Auf gäbe, welche sich der Verfasser stellte, nicht geeignet. Wenn durch deren Autführung zugleich den Musikern, na mentlich den Elavierlehrern und vor Allem auch den Verfertigern von Pianoforten eine gründliche Kennt Von besondcrm Interesse wird es unsern Lesen: sein, daß die erste Erfindung der Hammermechanik nach zweifellos scheinenden Beweisen dem am 10. August 1600 zu Höllenstein in Sachsen geborenen ^hnnopb Gottlieb Schröter zukommt, wie allerding- schon seit "—li.„ lange angenommen aber bisweilen auch bestritten w»rdr. vier» vom Ursprünge bu< »u de» modnnü.nFarmen diritS siebenjähriger Knabe wnrde Schröter durch Instrumentes. ' dir Gönnerschaft des Kapellmeisters Schmidt unter dre ISö 1868. ItmnnrmrMrprrts«: Leiter 1 Ngr. trittMeN-L 0 VMr. 8t«mo-la«büüe, »u»Oertr»tt> äe» Norüä. vuoäe» ko»t uuä 8t«wp«Iru»ebI»» trineu. Erscheine»: VigUcü, wit Xueuekm« 6er 8oon- uu4 fite Ueu kolgoaü«» ruseratenpretse: kür <t«u Ueum eioer e«»n»Iken« lrir »«ack. Irret«: Htürtioü: « rülr. — N»r ^Mrlieü.- 1 „ lL „ Iloonttiek:— „ 1S „ Nonuovru: l DreMerImMl. Verantwortlicher Redaetenr: I. G. Hartmann. Snseratknannahm« auswärts: I^tpet^: k». Nrr^o-rerrie, OomwrislolUle — üe» vreeüoer ^ouroel«; ebourt»«.: 8. ksoi.», Lvoi» koar; UemdorU-I,rU»- Vr»»-l,,tp«tI->»»«I-Ir»r>>leilrt e. N.: 8m«»»r»i» Vool.ee, »ertie: Oerrrlvi'rcd« Lucbd., Lereuer,»', Nur««», 8oool.ru bloss,; Irewee: L. 8cui.ori«; »reeteu:!,, 8reeoee'e Xnironceodareeo, Nie,, t kenne»; kreeüeurt ».M.: ^«»oee'ecl»« Heckk.; Nit». ^v. LLveee», kerie: 8tve», L-eeeir», Lvri iee L l)o., (8, kleo» <t« te Nourse); krez: ke. Noenic»'» Nuctrü.; Vieo: Xi.. Orrer-re. Herausgeber: Iküvigt. Lepeüitiou 6«» vreeäuer ckourael», Drseäeo, Herieustreee» No. 7. Mittwoch, den