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Dresdner Journal : 01.07.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-07-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186807012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18680701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18680701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1868
-
Monat
1868-07
- Tag 1868-07-01
-
Monat
1868-07
-
Jahr
1868
- Titel
- Dresdner Journal : 01.07.1868
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64 zahlreiche Feuersbrünste gemeldet. Wischwill (Kreis Ragnit) sind 8 Wohn ¬ et an» Ludwig, der wie auch seine Frau mit Brandwunden überdeckt nach dem Spitale gebracht wurde, hatte noch vor seinem Tode die Kraft, über die Entstehung des Unglücksfalles nähern Aufschluß zu geben. Er gab an, er habe sich mit pyrotechnischen Arbeiten beschäftigt und war im Besitze von fertigen Raketen und andern Feuer- werkskörpern, sowie von Pulver, dessen Bvrrath er auf circa 50 Pfund angab. Er legte sich mit seiner Fa milie Abends in demselben Zimmer, das gleichzeitig auch sein Laboratorium war, zu Bette. Nach I Uhr Morgens begann das kleine Kind zu weinen, infolge dessen die Mutter des Kindes ein Reibhölzchen an der Mauer anrieb und dafselbe, nachdem das Licht an» gezündet war, zur Erde warf. Da- Unglück wollte es, baß das noch nicht gänzlich erloschene Reibhölchen ge rade auf dm in der Ecke de- Zimmers befindlichen Pul vervorrath fiel, welcher sich sofort entzündete und dadurch auch die in der Nähe gewesenen Raketen, Räder und dergleichen ergriff und abbrannte. Die Fran starb schon auf dem Transporte nach dem Spitale; das Kind wurd? schrecklich verbrannt als -eiche aufgefundcn, Dresdner Nachrichten vom 30. Juni. — Herr Bürgermeister vr. Hertel, schon seit Pfingsten leidend und an dcr Geschäftsführung behin dert, ist beinahe 14 Tage infolge einer hartnäckigen Kehlkopfaffection ganz an das Zimmer gefesselt. Dem Vernehmen nach befindet er sich jedoch in langsam vor- schrcitender Besserung. — Der Rath macht bekannt, daß, nach einer Mit- theilung des königl. Gerichtsamtes, für den hiesigen Amtsbezirk wegen eines von Trachau in die königl. Thierarzncischule eingebrachten, mit der Wuthkrankheit behafteten Hundes, dcr bereits bis zum 4. September d. I. angeordnet gewesene Maulkorbzwang bis zum 12. September d. I. verlängert worden ist, und ordnet diese Maßregel zugleich für den hiesigen Stadtbezirk an. — Das diesjährige Königscheibenschießen nimmt Montag den 6. Juli seinen Anfang und schließt mit Freitag den 10. Juli. * Sicherm Vernehmen nach wird Herr Kunstreiter- director Renz, welcher sich mit seiner Gesellschaft zur Zeit in Pesth befindet, in den Monaten August und September d. I. hier Vorstellungen geben. * Der bei dem am 7. Juni in der sogenannten Walkmühle am Weißeritzmühlgraben stattgehabten Brande verunglückte Mühlknappe Paul ist an den erhaltenen Brandwunden verstorben. ProvinMnachrichten. Leipzig, 29. Juni. Gegen da- hier erscheinende und der Besprechung der Theaterangelegenhnten ge widmete „Leipziger Flugblatt" find von mehrer» Sei ten Klagen wegen Verleumdung erhoben worden. DaS „8. Tgbl." schreibt hierüber: Dem Wunsche der Regisseure unser- Stadttheater-, der Herren Seidel, Gran- und Mittel!, gern entsprechend, thetlen wir mit, daß die genannten Herren entschlossen sind, mit gericht- iickci Maye gegen daS „Leipziger Flugblatt" vorzu gehen, wnl in dessen letzter Nummer mit trockenen die mit einer Tabaksladung auf dem Wege nach Oran war, durchsuchten die Papiere und steuerten selbst letztere auf »abrita zu. Eie verließen das Fahrzeug erst, als ein Dampfer, den man für ein englisches Kanonen boot hielt, in Sicht kam. Der Capitän der „Fanny," Mr. Travo, eine abermalige Erneuerung des An griffs fürchtend, kehrte nach Gibraltar zurück. * Belgrad, 29. Juni. (Tel.) Die Verkündigung des UrtheUS in demAttentat-processe ist wegen neuerer Entdeckungen und nachträglicher Geständnisse des An geklagten Marttsch verschoben worden. Die Untersuchung wird fortgesetzt. Neue Verhaftungen sind vorgc- nommen. Der Hauptmann Mirzailowitsch, welcher heute früh mit einer Abtheilung Truppen das Polizeigebäude besetzen sollte, wurde angesichts einer großen Volks menge bet Ausübung seines Dienste- meuchlerisch erschossen. Tettiujr. Ueber die mysteriöse Staatsreform in Montenegro erhalten wir endlich authentische Kunde durch ein Rundschreiben, welches der Fürst Nikolaus (Nikita) selbst an die in Ragusa und Sku- tari residirenden Consuln gerichtet hat und worin die Grundzüae jener Reformen entwickelt sind, welche kürz lich in die Verfassung der Czernagora ringeführt wur den. Nachdem der Fürst zuerst die Motive entwickelt, von denen er bei jenen Reformen geleitet war, fährt das Rundschreiben fort: „Ich habe also entschieden, daß das Staat sv erwögen, welches bisher ausschließlich zur Verfügung des regierenden Fürsten war, dem Senate überwiesen werde, welcher im Namen des Staates dessen Verwendung zu überwachen und zu regeln haben wird. Infolge dieses Entschlußes, um den hieraus entspringenden Maßregeln größeres Gewicht zu geben, ist der Senat, verstärkt durch die Häupter der verschiedenen Nahien Montenegros, auf meine Anordnung am 24. in außer ordentlicher Sitzung zusammengetreten und hat nachstehend« Beschlüße gefaßt. Erstlich wurde bestimmt, welche Güter und Besitzthümer von nun an als Eigenthum des Staates, der Kirche und des regierenden Fürsten anzusehen seien, und welche Verpflichtuugen auf jeder dieser drei Kategorien ruhen sollen. Die Güter und Einnahmen der Kirche wurden der VerwaUung des Bischofs von Montenegro, unter Control« des Senats, überwiesen, die Verwaltung der Staatsgüter einer aus drei Senatoren zusammengesetzten Commission übertragen. Nach dem diese Beschlüsse gesoßt waren, hielt ich es für nothwcndig und im Interesse des Landes und seiner Verwaltung, die Be fugnisse des Senats, dieser aus Allem, was das Land an Intelligenz und Berühmtheit besitzt, zusammengesetzten Körper schaft, zu vermehren und zu erweitern, und ich habe dem gemäß angeordnet, daß der Senat sich von nun an, außer mit der Justiz- und Gerichtsvcrwaltung, auch mit der inner« Verwaltung zu befaßen und von nun an über alle Verbre chen und Vergehen, Geschäfts- oder sonstige Angelegenheiten zu entscheiden habe, in welche montenegrinische unterthanen, sei eS an der Grenze oder im Auslände verwickelt sein könnten." Dcr Fürst ersucht schließlich die Consuln, alle auf Angelegenheiten dieser Natur Bezug nehmenden Recla- mationen, welche bisher an die Person des Fürsten geleitet wurden, in Zukunft an den hierfür competen- ten Senat zu richten. Dagegen behält sich Fürst Nikolaus vor, über alle rein politischen Fragen, sowie es bisher der Fall war, direct mit den Con suln zu unterhandeln. New-Park, 18. Juni. (Tel.) Der Senat hat einen Gesetzvorschlag angenommen, nach welchem der Noten umlauf der Nationalbanken unter sämmtliche Staaten ausgeglichen werden soll. — Der Präsident Johnson befürwortet die Wahl des Obrrrichters Chase zu sei nem Nachfolger auf dem Präsidentenstuhl. Vermischks. * In der Nacht vom 24. auf den 25. Juni wur den die Bewohner der Gezagasse in Pesth durch eine Explosion aufgeschreckt. Die aus den Fenstern einer Wohnung in einem Eckhause hervorbrcchenden Flammen lenkten die Aufmerksamkeit der Hcrbeteilenden sofort auf die Unglücksstätte. Die Fenster der betreffenden Wohnung waren zerschmettert, die Zimmer mit dichtem Pulverdampf erfüllt. Der Bewohner, der Feuerwerker aus Uelzen eingesandten Telegramme über das End- ergebniß der Neuwahl zum Reichstage ist der Ritt meister a. D. v. d. Wense mit 2927 Stimmen zum Nachfolger des verstorbenen Grafen v. Grote erwählt, und ist Herr v. d. Horst, der Kandidat der National liberalen, mit 916 Stimmen in der Minderheit ge blieben. — Kultusminister v. Mühler wird die ge genwärtige größere Ruhe in den Geschäften zu einer Reise nach Hannover benutzen, um persönlich von den Schul- und Kirchenverhältnissen sich in Kenntniß zu setzen. — Viel Hände in Osnabrück spenden, um die baldige Wiederaufrichtung des St. Katharinenkirchthurms zu ermöglichen, zu der auch aus den Fonds der Ver sicherungsgesellschaft 12,000 Thlr. zur Verfügung stehen. Langensalz», 27. Juni. (K. Z.) Heute, am Jahres tage des Treffens von Langensalza, fand unter zahl reicher stiller Theilnahme der Bevölkerung die feier liche Einweihung des Denkmals statt, welches viele Mitglieder der ehemaligen hannöverschen Armee ihren gefallenen Kameraden auf dem hiesigen Kirchhofe setzten. Es ist ein geschmackvoller Obelisk, der die Inschrift trägt: „Gewidmet Hannovers tapfer» Söhnen, gefallen am 27. Juni 1866 für ihres Landes Ehre", und ferner die Namen aller gefallenen Offiziere und Soldaten. Die Zahl der zur Einweihung hierher gekommenen Hannoveraner war keine allzu große, und bewahr ten Alle eine würdige, der ernsten Feier angemessene Haltung. Detmolb, 25. Juni. Das Regierungsamtsblatt ent hält einen Artikel, „die Auseinandersetzung des Lan des- und Dominialhaushalts" betreffend. Der Landtag des Fürstenthums hatte vor Kurzem mit einer Majorität von einer Stimme beschlossen, daß die Do mänen des Landes als fidricommissarischcs Eigenthum fortan dem fürstlichen Hause gehören sollen. In dem erwähnten Artikel wird der Landtagsbeschluß verthei- digt, dabei aber doch anerkannt, daß die Frage über das Eigenthum der Domänen zweifelhaft sei: allein es werden politische Gründe 'für jenen Beschluß heran gezogen. Es wird gesagt: „Im Falle einer Mediati- sation würden dem fürstlichen Hause die Domänen, nach den früher« Vorgängen in andern Ländern, belassen worden sein. Wenn eine Civilliste von 100,000 Thlr. festgesetzt wäre, so würde diese an deren Stelle treten. Dann würde aber das alte Fürstenhaus von dem Lande völlig getrennt werden, die Domänen aber an den Fiscus eines großen Staates fallen. Der Besitz der Domänen und Schlösser wird dagegen, auch wenn unerwartete Ereignisse die Svuveränetät aufheben möch ten, das fürstliche Haus dem Vaterlande erhalten." Diöie«, 28.Juni. Die päpstliche Allocution behauptet ihren Play in den ersten Reihen der politi schen Discussion. Ganz überrascht scheint man in un sern Regierungskreisen von dieser Kundgebung der Kurie nicht gewesen zu sein, und alle Anzeichen sprechen dafür, daß man, wenn ihr Inhalt den Voraussetzun gen entsprochen hätte, sie unerwidert gelassen haben würde. Man erwartete nämlich, daß die Mission des Herrn v. Meysenbug von guter Wirkung sein werde, daß der Papst schon durch die Thatsache dieser Mission und durch die weitere, daß man eine im Vatican be liebte Persönlichkeit mit derselben betraute, zur Ueber- zeugung gelangen werde, daß sich die österreichsche Re gierung dem Vatican keineswegs feindlich gegenüber stellen wollte, sondern nur die geistliche Machtsphärc in einer der Neugestaltung Oesterreichs entsprechenden Weise abgegrenzt habe. Man gab sich hier keiner Täu schung darüber hin, daß die Curie diese Maßnahmen nicht ruhig hinnehmen werde, und war am Ende auf eine Kundgebung des Papstes gefaßt, über die man hätte zur Tagesordnung übergehen können, ohne es den Gläubigen zu verwehren, ihr ein größeres Ge wicht beizulcgen. Diese Haltung hätte man denn auch der Allocution gegenüber angenommen, wenn sich diese darauf beschränk hätte, das Schul- und Ehegesetz vom dogmatischen Standpunkte aus zu bekämpfen, was am Ende dem Charakter der Kirche angemessen gewesen wäre. Statt es bei einer solchen Antwort bewenden zu lassen, hat man in Rom den großen Fehler began gen, gegen die österreichsche Verfassung vom 21. Dec. im Ganzen und Großen lo-zudonnern, ja der Stilist der Allocution scheint sich nicht einmal die Mühe ge nommen zu haben, das Verfassungsgesetz durchzulesen, sonst müßte er gefunden haben, daß gerade durch die Verfassung der Kirche Schutz und Freiheit, ja der kräf tigste weil »erfassungsmäßige Schutz gesichert wird. Da rum hat man sich aber in Rom nicht viel gekümmert und die Verfassung ohne Weiteres als verabscheuungs- würdig für null und nichtig erklärt. Diesen Theil der Allocution kann die Regierung unmöglich ruhig hin nehmen, und wenn Herr v. Beust — weil der Papst nur als kirchliches, nicht aber als Staatsoberhaupt be sprochen — die Allocution auch nicht als einen Em- ariff einer fremden Macht in die inner» Angelegen heiten Oesterreich- behandeln, den diplomatischen Ver kehr abbrechrn oder dem Nnntius die Pässe zuschicken kann, so zweifeln wir doch nicht daran, daß schon in den nächsten Tage» ein geeigneter — wie wir glauben bereit- vorbereiteter — Schritt von Sette deS Reichs kanzler- erfolgen werde, um die Verunglimpfung der Worten gesagt worden ist, die Leipziger Theaterkritik sei von den Regisseuren bestochen. Ob außer den an geblich „Bestechenden" auch die angeblich „Bestochenen", d. h. dir Herren Kritiker, sich zu gleichem gemeinsamen Vorgehen -egen das „Flugblatt^ entschließen »erden, ist noch abzuwarten. Von dem Theaterreferentrn des „Tageblattes", Herrn Ur. Kneschke, wenigsten» ist die gerichtliche Klage wegen Verleumdung gegen daS „Flug blatt" bereits erhoben, und Gleiches wird uns in Be treff deS Herrn »r. O. Paul versichert. Bautze«, 25. Juni. (B.N.) Der hiesige Zwelgverein dcr Gustav-Adolph-Stiftung feierte heute in hie siger Mtcharliskirche sein Jahrrsfest und damit zugleich das Jubelfest seines 25jährigen Bestehens an hiesigem Orte. Er hat in dieser Zeit sein Jahresfest 3 Mal in Bautzen in derselben Kirche und 7 Mal in Kirchen der Nachbargrmeinden abgehalten. Seine ehemaligen Begründer und ersten Vorstandsmitglieder schlafen be reits alle in dem Herrn, bis ans einen, den Cassirer des Vereins, Herrn Kämmereiverwalter Liebert. In diesen 25 Jahren hat der Verein über 6000 Thlr. eingenommen. Von diesen Liebesgaben ist der bei Wei tem größere Theil dem Hauptvercine zu Dresden über mittelt, der kleinere aber vom Vereine selbst den Zwecken des Gustav-Adolphvereins gemäß verwendet worden, so daß der Name „Bautzen" in so mancher evangeli schen Gemeinde des Auslandes in dankbarem Andenken steht. — Was die heutige Festfeier anbelangt, so ist in der Kürze zu berichten: Nach H5 Uhr riefen die Glocken die Gemeinde zum Gotteshause, dessen heilige Stätten und Eingänge mit Topfgewächsen, Kränzen und Guir- landcn festlich geschmückt waren. An den Eingängen wurden die Festlieder durch hiesige Seminaristen ver theilt und in der Kirche nahmen ans reservirten Plätzen die Vorstands- und Ausschußmitglieder Platz. Punk 5 Uhr begann der Gottesdienst mit dem Liede: Der Du bist Drei m Einigkeit rc. Hierauf folgte Into nation, Collrcte und Altarvorlesung, gehalten vom Hrn. Diak. Mros. Nachdem nun die ersten drei Verse des herrlichen, kräftigen Lutherliedes: Ein' feste Burg rc. gesungen worden waren, bestieg der heutige Festredner, Herr Past. Prim. Kuhn, die Kanzel, und, Bezug neh mend auf die Einweihung des Lutherdenkmals in Worms, sprach derselbe dann auf Grund der Bibelstelle: 1. Kor. 13, 13, von der Einheit im Geiste, welche zwischen der Gustav-Adolphsache und dem Gottesmanne vr. Mar tin Luther besteht. Nach der Predigt sang das Jn- quilinerchor die Motette von Roll: Herr Gott, Du bist unsre Zuflucht rc., und nun gab Herr Gymnasialleh rer v«. Meusel den Festbcricht, der in dem Satze gipfelte: Das Wort Gottes muß wachsen für und für. Nach dem Gesänge des vierten Verses des vorgenann ten Lutherliedes folgten Collecte und Segen (Herr Pa stor Wetzke) und das Schlußlied: Laß mich Dein sein und bleiben rc. Penig, 26. Juni. Vorgestern (24. Juni) tagte in unsrer Stadt die stark besuchte Hauptlehrercon- ferenz der Ephoric Penig. Sie wurde, wie üblich, mit einem Gottesdienste eröffnet, bei welchem k. Vogel aus Langenleuba über 1. Kor. 4, 2 eine ergreifende Predigt hielt. Ihm folgten die Verhandlungen im neuen Schuliaale, die Kirchschullehrer Nikol aus Kaufungen mit einem kräftigen, zeitgemäßen Vortrage über das Thema: „Halte, was du hast, daß Niemand deine Krone nehme" — „ein Zuruf des Herrn an die christliche Volksschule unsrer Tage" einleitete. An diesen Vor trag schloß sich eine Verwahrung des Rectors Uhlig in Penig gegen drei Hauptpunkte der Chemnitzer „Thesen zu einer Reform des sächsischen Schulwesens", wobei sich herausstellte, daß diese Thesen, obgleich sie von Chemnitz aus einzelnen Zweigconferenzen vorgelegt wor den waren, nirgends in der Ephorie Zustimmung ge funden hatten. Eine eigentliche Discussion darüber verbot die Kürze der Zeit, doch werden sich die Spe- cialconferenzen nach Beschluß der Hauptconferenz dem nächst damit beschäftigen. Den Schluß der Konferenz bildeten die Referate der sechs Zweigconferenzen über ihre Thätigkeit im vergangenen Jahre, die aufs Neue ein rühmliches Zeugniß von dem Flcißc und Ernste der Lehrerschaft der Ephorie Penig ablegtcn. Ein ein fach heiteres Mittagsmahl auf dem Schützenhause, wo bei der erste Toast dem Wohle Sr. Majestät galt, schloß die Feier des Tages. Schlettau, 28. Juni. (CH. Tgbl.) Heute Morgen '^6 Uhr brannten 26 Scheunen nieder, und nur der rastlosen Thätigkeit der hiesigen freiwilligen Feuerwehr und der übrigen Einwohner, sowie der benachbarten Spritzen aus Scheibenberg, Waltersdorf, Dörfel, Kun- nersdorf und Buchholz ist cs zu danken, daß nicht der größte Theil der Stadt in Asche liegt, da in der un mittelbaren Nähe des Feuerherdes mehrere alte, mit Schindeln gedeckte Gebäude sich befinden und das Flug feuer ziemlich weit ging, so daß auch die Scheunen an der Annaberger Chaussee, also ganz an einem entgegen gesetzten Punke, in Gefahr waren, Feuer zu fangen, wenn nicht die Spritzenmannschaft von Buchholz das glimmende Stroh noch gelöscht hätte. Die Entstehungs- ursache ist unbekannt, doch vermuthet man Brand stiftung Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Departement der Justiz. Der Rechtscandidat Herr vr. Ernst Rudolph Bier ling in Dresden, künftig in Zittau, ist zum Advocatrn ernannt und als solcher verpflichtet worden. Departement de» Sultus und öffrntl. Unterrichts. Erledigt ist: das Pfarramt zu Bärnsb a ch(Stoll- berg), Coll.: daS k. Ministerium des Kultus und öffent- cichen Unterrichts; das Pfarramt zu Großzschepa (Wurzen), Coll.: Frau Emma Amalie Henriette verehel. Justizrath Friederici als Besitzerin deS Ritterguts Groß zschepa; die Kirchschulstelle zu Obernitzschka (Grimma), Coll.: Herr Rittmeister v. Carlowitz auf Falkenhain; das Schuldirectorat zu Großenhain, Coll.: der Stadt- rath daselbst; die zweite Schulstelle zu Zabeltitz (Gro ßenhain), Coll.: Frau Baronin v. Weißenbach auf Zabeltitz. Vunde«telegr»phrnverw»ltnug. i . > avükndii-tNwnstitzirk Drrrdrn. Ernannt ist zum Telegraphensecretär der ehemals königl. sächsische Telegraphenhauptverwaltungsexpedient Leonhardt in Dresden. s— Verfassung in gebührender Art zurückzuweisen. Ei» solcher Schritt wird genügen, um da- Ansehen Oestev reichs zu wahren, und jedenfalls au-giebiger sein, all die Resolutionen und Demonstrationen unsrer VolkS vereinr und Gemeindevertretungen, die sich bereit- die se- verlockenden Thema- zu bemächtigen beginnen uni sich dir bei dieser Gelegenheit zu holenden wohlfeile» Lorbeern kaum werden entgehen lasten. Im Interesse der guten Sache wäre sogar zu wünschen, daß diese Politiker sich diesmal mäßigen und die Verthrtdigung de- staatlichen Ansehen- getrost der Staat-regierung überlassen mögen. Etwas Andere- wäre eS, wenn das Parlament belsammen wäre. Diesem, nicht den Cor- porationen, die so gern Parlament spielen, käme es zu, durch eine Kundgebung zu antworten. In Ver tretung des Parlaments wird die Regierung wahrschein lich das Geeignete thun. — DaS VollzugSgesetz (Ausführungsverordnung) zu dem Schul- u. Ehe gesetze ist, wir wir hören, bercitS vollendet und wird an einem der nächsten Tage — wahrscheinlich scho» Mittwoch oder Donnerstag — in der „Wiener Zei tung" erscheinen"). Selbstverständlich wird durch diese Vorschriften dem Klerus jede Behinderung der Durchfüh rung der verfassungsmäßig erlassenen Gesetze unmöglich gemacht. — Entgegen einem Belgrader Telegramm kann ich Ihnen auf das Bestimmteste mittheilen, daß bisher ein Verlangen um Auslieferung von Per sonen aus der Umgebung des Fürsten Karageorgiewitsch hier nicht gestellt worden ist. * Pari«, 28. Juni. Die Königin von Por- tugal wird einige Tage in Meudon bei der Prinzess^ Napoleon verweilen. — Der „France" zufolge wttd Graf Gobineau, bisher Minister in Athen, an Stele des verstorbenen Barons de Georges nach Brasilim gehen, und Baron Baude, erster Botschaftssecretär n London, Gobineau in Athen ersetzen. Weitere Ver änderungen in der Diplomatie sollen in Aussiht stehen. — Bei der Berathung des kontingrntSgesetzes im gesetzgebenden Körper, worüber wir bereis berichtet haben, regte der Deputirte des Retours )ie Frage der Conscriptionspflichtigkeit der in Frankreich gebornen Söhne von Ausländern an. Dcr Jusiz- minister Baroche erklärt, daß die Regierung sich int dieser Frage beschäftige und nächstens der Kammer be friedigende Vorlagen darüber zu machen im Stande sein werde. Nach einer neuerdings gefaßten liberalen Be stimmung ist die Wartezeit zur Erlangung des fran zösischen Staatsbürgerrechts für Ausländer von zchn Jahren auf drei Jahren Aufenthalt in Frankreich her abgesetzt. Es wird aber, wie jetzt schon Hx. Baxrche versichert, diese Naturalisation nie einem in Frank'ich gebornen Ausländer bewilligt werden, der nicht büm Eintritt in die Großjährigkeit um diese Naturalisaton nachgesucht (resp. seiner Militärpflicht in Frankeich ge nügt) haben wird. — Wie aus einer von der Sttdt Paris au die Budgetcommission gerichtete Note erhellt, hat die Bevölkerung der Stadt Paris seit dem Jahre 1853 sich verdoppelt. Es sind in den letzten 15 Jahren 20,000 Häuser niedergerissen und 45,000 Häuser aufgebaut worden. Das Plus von 25,000 Häustrn hat dcr Stadt eine Zahl von 110,000 Wohnungen mehr geboten. Es girbt in Paris gegenwärtig 80,000 Wch- nungen, die weniger als 500 Frs. jährlich Zins zahlen. Florenz, 29. Juni. (Tel) Der von Frankfuriex Bankiers angestrengte Proceß wegen der Zahlung des Kapitals und der Coupons der Livorneset Prioritätsobligationen in Gold ist zu ihrem Ungunsten entschieden worden. Der am 1. Juli fäl- lige Coupon wird nur hier durch die Regierung in Papiergeld bezahlt werden. * London, 28. Juni. Die Verhandlungen des Ober hauses boten in diesen Tagen durch die Berathung der irischen Kirchenbill wieder einmal größeres Interesse. Am 25. d. M. begann nämlich im Ober hause die wichtige Debatte über die irische Kirchen- oder, wie sie heißt, „Suspensorybill", deren zweite Lesung Graf Granville vorschlug, indem er auf die Nothwen digkeit hinwies, endlich diese Hauptbeschwrrde des iri schen Volkes zu heilen und dessen begründete Unzufrie denheit zu heben, als deren Ausgeburt der gefährliche Fenianismus zu bettachten sei. Graf Grey stellte das Amendemeut aus Verwerfung der Bill entgegen, bemerkend: er habe diese Ausgabe aus der Hand der Regierung genommen, damit sie nicht als eine blose Par teisache erscheine. Er (Grey) habe den Fortbestand der irischen Staatsnrche in ihrer bisherigen Verfassung immer als eine Ungerechtigkeit betrachtet; aber die jetzige Bill, die deren gänz liche Vernichtung austrebe, setze eine Ungerechtigkeit gegen die andere. Für die Bill sprachen noch die Grafen v. Claren don u Kimberley, gegen dieselbe der Minister Lord Mal mesbury, der Erzbischof von Canterbury, der Bischof von London und, trotz seiner Kränklichkeit besonders lebhaft, Graf Derby Um halb »2 Uhr Nachts wurde die Debatte vertagt. — Am 2U. d. wurde die Debatte durch den Earl of Carnarvon wieder ausgenommen. Derselbe erklärte, für die Suspensorybill stimmen zu wollen. Die Maßregel als solche vertheidigtc er zwar durchaus nicht, sein Verhalten gegen die Regierung inotivirte er dadurch, daß es besser sei, die irische Staatskirche durch ihre offenen Geßner als durch ihre falschen Freunde zerstören zu sehen. Auf chn folgte RedeSdale, der die Bill geradezu als Kirchenraub behandelte, und auf ihn der Herzog v. Marlborough, welcher ans deren Annahme alles mögliche Unheil für Staat, Kirche, Krone und Bolt prophe zeit, wobei er dem Earl of Carnarvon wegen seines Abfalles von der conservativen Partei die bittersten Borwürfe macht. Hierauf sprachen nach einander Lord Dufserin, Lord Ro- millv, der Earl of Cork und der Herzog v. Somerset für dre Bill, die Erzbischöfe von Aork und Armagh nebst dem Herzog v. Rutland gegen dieselbe. Auch der Mar quis v. Salisbury (früher Lord Cranborne) richtete wie Lord Carnarvon, heftige Angriffe gegen die Regierung auf der einen, und gegen die Bill auf der andern Seite, erklärte aber zum Schluffe, mit jener gegen diese stimmen zu wollen. Noch sprachen Lord Lyttelton für, der Earl os Harrowby und der Bischof von Killaloe gegen die Bill, worauf die De batte auf Antrag des Herzogs v. Argyll« auf Montag den 2V. d- M vertagt wurde. — Nachdem die mit dcr Leitung der Trlegra- »he »bauten in Persien beauftragten Ingenieure chon vor einiger Zeit von England nach ihrem Br- timmuugsorte abgrgangen waren, sind nunmehr auch ünf Schiffsladungen mit eisernen Trlegxaphrnstanaen, Isolatoren und Dräthen dahin abgcgangen. In St. Pe tersburg sollen dieselben in kleinere Fabrzeuge umgeschifft und aus der Newa und Wolga nach Astrachan gebracht werden. Dort werden sie abermals umgeladen und nach ihrer Ankunft in den persischen Häfen Rescht, Lencoran und Astara durch Maulthiere in- Innere be fördert. Das Unternehmen, in Händen der Gebrüder Siemens, soll vor dem Ende deS nächsten Jahre- vol lendet sein. — Abermals wird aus Gibraltar ein Angriff eine- spanischen Zollkutters auf einen engli schen Schooner gemeldet. Dreimal kamen Capitän und Mannschaft der „Renidora" an Bord der „Fanny," *) Dasselbe ist als» uoch nicht «rschwue«, obsch»« d»«S von mthrern Grit«, gemeldet wurd«. D Red, Berlin 1 in der Gesangbuchfraae mit 2l gegen 15 Stimmen beschlossen, daß ein dringende- Bedürfniß zur Einführung eines neuen Gesangbuches nicht vor liegt, und daß jedenfalls dazu die Zustimmung der zu berufenden Provinztalsynodr, sowie der einzelnen Ge meinden durch ihre berechtigte Vertretung erforderlich sei. — Das königliche Kammergericht, „Urtheilssenat für Staat-verbrechen, hat eine öffentliche Vorla dung gegen „den jrtziaen Cabinetssecretär de- ehema ligen Kunürsten von Hessen", Prrser erlassen. Der selbe ist durch Beschluß deS Anklaaesenats des StaatS- gerichtshofs wegen Hochverraths, Majestät-beleidigung und Amtsehrverletzung angeklagt, und zwar im Jahre 1868 vorbereitende Handlungci» zu einem Unternehmen verübt zu haben, welches darauf abztelte, das einen Theil de- preußischen Staatsgebiets bildende Gebiet des ehemaligen Kurfürstenthums Hessen vom Ganzen loszureißen. Der „genannte Preser soll sich, dem Ver nehmen nach, in Prag aufhalten". Die Hauptverhand lung, zu welcher keine neue Vorladung erfolgt, findet am 9. September d. I. statt. " Königsberg i. Pr., 29. Juni. (Tel.) Aus der Provinz werden zahlreiche Feuersbrünste gemeldet. Im Fabrikdorfe Wischwill (Kreis Ragnit) sind 8 Wohn häuser und 31 Wirthschaftsgrbäude, in der Stadt Pas senheim (Kre s Ortelsburg) 54 Wohnhäuser nieder- gebrannt. Viele Menschen sind verwundet, das Elend ist sehr groß. Ebenso ist das Vorwerk Palvendorf bei Königsberg vollständig eingeäschert. Hannover, 28. Juni. (K. Ztg.) Nach einem heute
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