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Dresdner Journal : 30.10.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-10-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186910304
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18691030
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18691030
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-10
- Tag 1869-10-30
-
Monat
1869-10
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 30.10.1869
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M 253. Sonnabend, den 30. Oktober. 18«». ^»«mumtntsprtisr: 1» »or4ck «krlied: «kUlr. — kixr ^jäkrliek: 1 „ IS „ Noo»:>iokr— „ IS „ LN»elll«Huou»er»: 1 „ 1»kriu»»«L trlltjlthrlleh S Ulr. 8tewi>elx«dül»r, »u«i«rk»It> <!e» ^ora<1. Lnvös» kost - uoä 8t-ii>p«Iru»oUI»xkillm rnseratenprelse: kär äe» ki-um einer »«»seltenen Teil«: 1 kixr. Unter „LinxeeLnät" «U« Teile: 3 Kgr. erscheinen: Hixlied, mit XoeoeliM« äer Sonn- nnä keiertex«, ^denä» kür äen solxen^eo I'»x DreMerIonmal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. >aserairnaanahme ««»wärt«: l-eixri^: k». Nn^tivernrr««, CnmnUiiloLUe äv» Vresciner ^ournel»; «h«vck»».: H. Lvo«^ konr; Semdnr^-IerU»- Vi,n-I,«ixii^-L»>«l-kr»llIrenrt ». Hnei^irei« Sl Vool.»», LerUn. O»vprc»'»cb« IluoUb., iterenrr»»'» Lnrenn, livvol-rn Lr-woa: L. 8eni.orr»s Lr«,!»a l, 8rL»0k:>iHnnonceo^nr«nu, t'nrl.«»; krenlcenrt ». H.: ^«orn'selie «nebk.; Löl»! ^n. liLonnL», keri«: H^vts, l-xrrirL, övl-iir« LCo., (8, klnc« ä« I» Lourse); kr-z k» Lnsnion , Lnel»k.' Vien: Orrnl-r«. Herausgeber: Lönixl. kipeäition äe» Vreeäver ^onrnnl», Oreeilen, Llerienstrnie» bin. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 29. Oktober. Allerhöchstem Befehle ge mäß wird wegen erfolgten Ablebens Ihrer Großherzog- lichen Hoheit der Prinzefsin und Markgräfin Amalie von Baden, Witwe Sr. Durchlaucht des Fürsten Karl Egon zu Fürstenberg am königlichen Hofe eine Trauer aus zwei Wochen, von heute an bis mit dem 11. No- vember angelegt. Dre-den, 22. October. Sc. Majestät der König haben zu genehmigen geruht, daß der Direktor der 111. Bürgerschule in Leipzig Vr. Karl Namshorn, das ihm von Sr. Hoheit dem Herzog zu Sachsen-Alten burg verliehene Ritterkreuz II. Klasse des Herzog!. Sach- sm Ernestinischen Hausordens annchme und trage. Dresden, 23. October. Se. Majestät der Köniz haben allergnädigst geruht, dem Stadtältesten Christian Gottlieb Hofsmann zu Kamenz das Ehrenkreu; vom Verdienstorden zu verleihen. Dresden, 26. October. Sc. Majestät der König haben allergnädigst geruht, dem Klosiersörstcr Johann Heiduschke zu Latzke die silberne Medaille des Albrccht- vrdens zu verleihen. Dresden, 29. October. Sc. Königliche Majestät haben allergnädigst zu genehmige« geruht, daß der FinanzvermessuugSdirector Heinrich Moritz Preßler das ihm von Sr. Majestät dem Kaiser von Oesterreich verliehene Ritterkreuz des Franz-Joseph: Ordens an- nehme und trage. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Freitag, 20. October, Nachmittags K3 Uhr. (W. T. B.) Im Abgeordnetenhaus« er' klärte bei der heute begonnenen Budgetvorbcra- thung der neue Kinanzvnnister v. Camphausen Fol gendes : Er sei dem Rufe des Königs zur Leitung des Fi- ranzministcriuws willig, aber schweren Hcrzcns gefolgt. Er mrtrauc, daß daS Haus ihn bei Hcrstclluug dcr Ordnung in den Finanzen unter möglichster Schonung der Steuerkraft dcs Landes unterstützen werde. Ucbcr di« Finanzlage könne re heute »och keine umfassende Darlegung geben; nur so viel wolle er im Allgemei nen andcuten, daß ihm dringendes Gebot einer rich tigen Finanzpolitik erscheine, bezüglich dcr Staatsschul dentilgung größere Leichtigkeit der Bewegung zu er möglichen, so daß in günstigen Jahren größere Til- gungssummcn, in ungünstigen kle nere zur Verwendung 'kommen. Wenn im vorliegenden Etat bei einem Dcficit'.von 5H Millionen zur Tilgung älterer Staatsschulden 8'L Millionen bestimmt seien, so sei dies ein Voranschlag, um den uns die meisten Staaten Europas beneiden könnten. Auf Antrag drü Abg. Löwe wird die Etats- drbatte so lange vertagt,' bis der Kinanzministcr im Stande fern könne, sein Finanzsystem darzu- legen. Nächste Sitzung Dienstag. Wien, Donnerstag, 28. October, Abends. (W.T.B.) Die heutige Abendausgabe der „Neuen freien Presse" bringt in der dalmatinischen An gelegenheit nachstehende Meldungen: In den Berichten dcs Statthalters von Dalmatien, Feldmarschalllicutcnants v. Wagner, wird constatirt, daß die Streitkräfte der aufständischen Bevölkerung durch fortdauernden Zuzug aus Montenegro und der Her zegowina verstärkt werden. Dcr Statthalter betont die Nothwcndigkiit, behufs Verhinderung dcs Zuzugs auf türkischem Boden, spccicll an der montenegrinischen Grenze zu operiren. Die Regierung hätte daher von der Prort: die Erlaubn'ß i.achgesochl, die Gr.nze zu dem angegebenen Zwecke überschreite» zn dürfen. Nach einer Meldung dcr „Presse" soll eine be trächtliche Truppcnzahl nach Dalmatien diriqirt werden; zunächst die hier liegende erste Division unter Commando des Fcldmarschalllicutenants Phi- lippowitsch.— Die MilitärbefehlShaber DalmatienS sind angewiesen, bis eine größere Operation mit verstärkter Truppenmackt möglich sein wird, sich auf die Defensive zu beschränken. Agram, Donnerstag, 28. October, Nachmit tags. (Corr.-Bür.) Der Landwebrobercommandant Erzherzog Joseph ist heute früh bier angelanat und in der Banalresidenz abgcstiegen. Um 10 Uyr fand eine Truppenrevue statt. Banns Rauch gab dem Erzherzoge, den Generälen und Stabs- und Landwehrofflziercn um 3 Ukr ein Festdinrr. Der Erzherzog reist Abends nach Preßburg ab. Prag, Donnerstag, 28. October, Abends. (W. T B.) Der böhmische Landtag hat in seiner heu tigen Sitzung sämmtlicke tschechische Mitglieder der Declarantenpartei wegen ihres Nichterscheinens als ausgetreten erklärt. Am 30. d. Mts. findet die Schließung des Landtags statt. Paris, Donnerstag, 28. October, Abends.. (W.T.B.) Die „Patrie" bestätigt, daß die drei großen Commandos von Toulouse, Tours und Lille aufgehoben werden sollen. DaS Commando von Nancy soll nach Metz kommen. Die Commandos von Paris und Lyon bleiben besteben. Madrid, Donnerstag, 28. October. (W. T. B.) Die gestrige Versammlung von unionistischen Cortesmitgliedern sprach sich fast einstimmig gegen die Throncandidatur des Herzogs von Genua aus. Ulloa und Andere werden für den Herzog stim men, wenn die Regierung keinen großjährigen König finden sollte. Die Minister Topete, Silvcla und Ardanaz, sowie die Mehrzahl der Deputirten vro- testirten gegen die Fortsetzung des Provisoriums. Die Radicalen nehmen den Herzog von Genua an. Topete und die andern unionistischen Minister dc- missioniren wahrscheinlich, wenn die Cortes den Herzog von Genua annehmen. Konstantinopel, Donnerstag, 28. October, Nachmittags. (W.T.B.) Der Kaiser von Oester- reich ist heute Mittag auf der Nacht „Suitanie" angckommeu, vom Sultan am Bord abgeholt und nach dem Palast Dolmabaktschc geleitet worden. Der Hafen ist mit Flaggen geschmückt. Abends findet Illumination statt. (Vgl. die „Tagesgejchichte" unter Wien und Konstantinopel.) Tagtsgtschichte. Dresden, 29. Octobcr. Die Zweite Kammer hat heute die Bcrathnng im Plenum über die wegen der beantragten Abänderung der Gcmcindevcr- fassung etnschlagcndcn Principienfragen fortgesetzt. Nachdem in dcr gestrigen Sitzung dcr Eingang und Punkt 1 und 2 dcs Streit'schen Antrags »ab erle digt und in folgender amcndirtcr Fassung: an die lSnigl. Staatsregicrnng den Antrag zu richten, daß hochdieselbe alsbald eine für Stadt- und Landgemeinden bestimmte Ge- meindearduuug entwerfen laste, welche 0 für die Verfassung der Gemeinden und die Virwal tung der Gemeiudeangelegeuheiteu nur möglichst all gemeine Gruudzüqe aufstellt und die nähern Bestim mungen über Ausführung dieser Grundzüge iu den einzelnen Gemeinden der orlSge etzlichen Feststellung überläßt, dabei jedoch insbesondere 2) den Gemeinden möglichst ausgedehnte Sclbstregierung durch sreigewählte Vertreter und Beamte sichert, welche der Bestätigung der Regierungsbehörde nicht bedürfen, von dcr Kammer angenommen worden waren (vgl. den Bericht in dcr Beilage) sind in dcr heutigen Sitz ung in einer sehr cingänglichcn Discussion die Punkte 3—4 dcs Streit'schen Antrags erledigt worden, welche (in Anschluß an die oben mitgctheiltcn Punkte 1 und 2) in der aus den heutigen Beschlüssen der Kammer her- vorgegangencn Fassung folgendermaßen lauten: 3) hucu daher auch die Ausübung der Sicherheit-, und Wohlf?hrtspo!ize:, soweit sie nicht als allgemeine Landes und gerichtliche Polizei den Staatsbehörden znslcht, überträgt; 1) für sämmtbche Grundstücke mit alleiniger Ausnahme der bisher einem G.meindcverbande nicht angehörigen geschlos- jenen Waldungen, jedoch einschließlich der zu diesen Wal dungen bisher geschlagenen Hansgrundstücke, Gärten und Felder, dir Vereinigung mit einem Gemeiudebezirke an ordnet. Bei der Dcrathnng über Punkt 5 u. 6 des Streit'- schcn Antrags wurde die Debatte abgebrochen und wird morgcn fortgesetzt werden. (Vgl. umstehend.) Dresden, 29. October. Wie uns aus Schwar zenberg gcmeldet wud, ist bei dcr Neuwahl eines Abgeordneten dcs 42. ländlichen Wahlkreises zur Zwei ten Kammer dcr Erblehnrichtcr Nestler in Mitwcida (deßen erste Wahl wegen bei derselben vorgckommencr Ungesetzlichkeiten von der Zweiten Kammer in der Sitzung vom 4. Oktober cassirt wurde) wiederum zum Abgeordneten gewählt worden, und zwar mit 618 gegen 572 von 1191 giltigcn Stimmen. * Berlin, 28. Oktober. Dcr „St. A." meldet, daß in dcr gestrigen Sitzung dcs künigl. Staatsmiui- steriums durch den stellvertretenden Vorsitzenden Staats- minister der ncn ernannte Finanzministcr Camp hausen eingeführt worden ist. — Die Auswechselung der Ratificationsurkundcn dcs zwischen dcm Norddeut schen Bunde und dcm Großhcrzogthum Baden ab- geschloffenc« Vertrages über die Einführung dcr gegenseitigen militärischen Freizügigkeit hat gestern im Kundcskanzleramte stattgefunden. — Die hiesige BörsOrzcitung will wissen, daß noch weitere Veränderungen im Ministerium, namentlich dcr Rücktritt deS Handclsministcrs Grafen v. Jtzenplitz in Frage sei, und glaubt als Nachfolger für densel ben bereits einen Candidaten bezeichnen zu können. Die „N.Pr. Ztg." kann versichern, daß von einem Wechsel im Handelsministerium so wenig, wie von einer sonstigen weitern Veränderung im Ministerium irgend wie die R-dc ist; dieselbe hält nicht für übcr- fluisig, hinzuzusügen, daß auch dcr Rücktritt des Staals- ministers Frhru. v. b. Heydt mit der Frage der Prä mienanleihe nicht im Zusammenhänge steht. — Der ncu ernannte kön. Botschafter am französischen Hofe, Baron v. Werther, ist auf dcr Durchreise von Wim nach Paris hier eingetroffen und im „Hotel Royal" ab- gcstiegcn. — Ter geh. Legationsrath v. Keudcll ist gestern früh nach Marscille abgcreist, um sich daselbst nach Vereinigung mit den Kommissaren der andern Mächte nach Acgyptcn einzuschiffen. — Noch der „C. S." wird im Bundeskanzleramt eine Denkschrift über die Bethcilignng dcs Norddeutschen Bundes an dcr Beschaffung der Geldmittel für die Gotthard- bahn zur Vorlage beim Reichstag vorbereitet. Die Subvention des Norddeutschen Bundes soll auf 12 Mill. Frs. veranschlagt sein, zu welcher Summe noch 8 Mill. Frs. kommen würden, wenn cs gelänge, auch von Württemberg und Baden eine Betheiligung an dem Unternehmen zu erwirk n. Karlsruhe, 28. Octobcr. (Tel.) Die Zweite Kam mer nahm in ihrer heutigen Sitzung den Gesetzent wurf über Abänderung einiger Bestimmungen dcr Ver- fassungsurkundc, darunter die Einführung allgemeiner und geheimer, jedoch indirecter Wahlen zum Abgeord netenhaus! (vcrgl. vor. Nr.), ru Bcrathuirg. Die Sitzung, welche 8'L Stunde dauerte, kam über die Gencraldiseussion nicht hinaus. Darmstadt, 26. Octobcr. (Fr. I.) Der Chef dcs preußischen Mrlitärcabincts, v. Treskow, weilt seit vorgestern hier. Derselbe hat dem Vernehmen nach ein Handschreiben des Königs Wilhelm an den Groß- Herzog überbracht, welches eine Reihe von Desiderien enthält, die mehkcrn unsrer höhcrn Offiziere bereits Veranlassung gegeben haben sollen, um ihre Pensioni- rung nachzusuchen. Die betreffenden Namen werden in militärischen Kreisen genannt und wird weiter behauptet, daß auch dem Wunsche, die Organisation der Division eincr gänzlichen Umgestaltung zn unterwerfen, in sehr bestimmter Form Ausdruck gegeben sei. Die Mission des Herrn v. Treskow soll als eine Frucht dcr vom König gelegentlich dcr kürzlich abgehaltcncn Manöver gemachten Wahnuhmungcn zn betrachten sein. (-) Wie», 28. October. Zur Kais er reise liegen nachstehende Meldungen vor. Sc. Majestät langte vor gestern (26.) früh Vr6Uhr i« Baziasch an, wo er den zu seiner Begrüßung eingetrofsencn Regenten von Ser bien in tätigerer Audienz empfing. Die Save hatte infolge heftiger Regengüsse 25 Fuß Wasser zugegeben und die Niederungen um Sissel sogar theilweisc über schwemmt. Die Donaustromschnellen um Orsova herum, als Jntz, Kasan uud schließlich das eiserne Thor, sind infolge dessen für Schisse größern Tiefganges durchaus fahr bar gewordcu und es blieb dem Kaiser auf seiner Reise dadurch die Unannehmlichkeit erspart, auf der kurzen Strecke von Baziasch an die wallachische Grenze (6ura vnxu) scchs Mal die Fahrgelegenheit ändern und ein zelne «strecken per Wagen zurücklegen zn müssen, da die beiden prachtvoll geschmückten Dampfer „Rudolph" und „Gisela" nun von Baziasch direct bis Turn- Severin fahren konnten, von wo ab „Sophie" »nd „Friedrich" Se. Majestät bis Rustschuk führten. Hier langte der Kaiser gestern (27.) Vormittag an und empfing die türkischen nnd rumänischen Würdenträger sowie eine österreichische Deputation. Nach cinhalb- stündigem Aufenthalte wurde die Fahrt nach Varna fortgesetzt, wo sich dcr Kaiser gestern Abend gegen 8 Uhr nach Konstantinopel einschifftc. (Vgl. weiter unten „Konstantinopel.") — Zur Erklärung der heute aus Dalmatien vor liegenden Telegramme, die leicht zu dcr Anuahme führen könnten, als befänden sich unsre Truppen auf ciucm Rückzüge, was, wenn die Diugc auch nicht sonderlich gut stehen, doch nicht der Fall ist, diene, daß cs sich jctzl überhaupt nur um die Verprovianiiiung der befestigten Plätze handelt, die als Stützpunkte für die weitern Operationen diencn sollen. Um eine Anzahl von Proviantwagen anf den schmalen Wegen zu den Forts zn bringen, bedarf es einer star ken Bedeckung, und die zu dieser dicuenocn Truppen müssen eben, wcnn sie den Proviant an Ort und Stelle gebracht, wieder umkcbrcn, um sich mit dcm Gros dcr Truppenmacht zu vereinigen. Anf dem Hin- und Rück züge haben sie nun Gefahren zu bestehen. Dies zur Aufklärung. Nicht längncn läßt cs sich indessen, daß wir uns einem wohlorganisirten Ausstande gegenüber befinden, auf dessen Ursprung schon der Umstand hin- deutct, daß nur die griechische und nicht die katholische Bevölkerung insnrgirt ist. Nachrichten aus Cettinje lassen auch keinen Zweifel darüber zu, daß man da selbst anf einen so frühen Ansbrnch der Jnjurrection nicht gerechnet hat, worauf cs auch zurückzusührcu sein mag, daß Fürst Nikita dcn Versuch machte, seine gu ten Dienste anzubieten, nnd weshalb man doch so sehr auf die Auslieferung dcr für ihn bestimmten Pulver- und Munitionsscndungcn dringt. Der Boden an der Herzegowina nnd in den benachbarten Districten ist so unt.rwühlt, daß man wohl kaum Pessimist zu sein braucht, wenn man die Besorgniß begt, die orientalische Frage könnte wieder, diesmal zur Abwechslung an einem andern Punkte als bisher, anftanchcu. Der Feld- marschalllieutcnant Wagner hat die Gcsammtlcitung dcr Operalionen übernommen und ist für diesen Zweck mit den umfassendsten Vollmachten versehen worden. Was die Bestreitung der für die Niedcrkämpsuug der Jnsurrcction erforderlichen Auslagen anbclaugt, so kom men dieselben selbstverständlich auf das Budget des Kricgsministers, doch dürfte, da dcr Finanzminister unter andern Titeln noch überflüssige Gelder haben soll, eine speciellc Finanzoperation vorläufig nicht erforder lich sein. — Dcr „N. Fr. Pr." wird unterm 27. October aus Triest telegraphirt: Nach den vom Jnsurrecttons- schauplatze in Dalmatien hier eingelroffencn Meldun gen gelang es auch der gestrigen Expedition unter Oberst Jovanovich nicht, das Fort Dragaly.zu entsetzen. Die kaiserlichen Truppen wurden auf öem Plareau vor Dragaly von circa 2000 Insurgenten angegriffen und Feuilleton. Dresden, 29. October. Im zweiten Theater begann gestern Herr Director Johann Fürst aus Wien eine Reihe von Gastvorstellungen mit seiner Poffen- und Operettengesellschaft, die sich schon cinmal hier mit Beifall producirte und Freunde gewann. Ihr Spiel ist flott, lustig und volksthümlich, ihr Geplauder im Dialekt zungenfertig, keck und gemüthlich, ganz ange messen ihren Possenstückcn, die im unverfcinerten, der ben Volkston locker und ohne Scheu vor ordinären Elementen zusammcngefügt, höhere Ansprüche entschie den abweisen, und mit ungenirtem Sichgehenlassen durch volksthümlichcn Witz, gut pointirtc Couplets uud le bendige Situationen, mehr oder minder glücklich nur dem Zwecke heiterer Unterhaltung dienen wollen. Es ist vornehmlich die rasche, frisch in cinandergreifcnde Ausführung, und die natürliche Beherrschung dcs Dia lekts — und nicht nur des österreichische« — welche mit guter Gcfammtwirkung diesem Ziele zu Hilfe kommt. Die gegebenen Gesangspossenwaren „An der Donau," „An der Spree," „Am Rhein." Die letztere erwies sich als sehr langwellig, mit Tendenz geschmacklos über füllt, die zweite am ansprechendsten, besonders durch die charakteristische, sehr komische Darstellung dcs Herrn Kräuser, („Schneidermeister aus Budweis"), der auch in der letzten Posse als „Schwabe" trefflich war, und durch die gewandte Leistung der Frau Ernst. Außer dem griff daS gewandte Spiel deS Herrn Fürst selbst — besonders im ersten Stück sehr belebend und drastisch ein. Noch sei Herr Jungwirth und Frl. Maier her- vorgehobrn, welche tndeß mit einer starken Heiserkeit zu kämpfen hatte. Ein jugendlicher Darsteller für den „Liebhaber do» viv»ni" scheint der Gesellschaft zu feh len. Die Gastvorstellungen derselben seien dem Publicum bestens empfohlen, sie werden ein willkommenes und mannichfaches Amüsement gewähren. C. B. Die Feierlichkeiten bei Einweihung der neuen Gymnasialgebäude in Zwickau. (Schluß auS Nr. 252.) Um 1 Uhr vereinigten sich die Fcsttheilnehmer, nahe an 300 Personen, zum Festmahle in dcm glän zend erleuchteten, mit dcr Büste Sr. Majestät des Kö nigs geschmückten, in reichen Guirlandcndccorationcn prangenden Thcatersaale des Gewandhauses. Der erste, vom Herrn Director Prof. vr. Jlberg ausgebrachte Toast galt Sr. Majestät dcm Könige: unter jubelnder Zustimmung der Versammlung beantragte Ler R^oner die Absendung folgenden Telcgrammes: Uexem opli- mum, äoannem, patrem patriae, guicunque all no varum (l^mnaaii Lwicoaviensis aellium inauxurationem eoncelebranllam ex omnibus patriae partibua con- venerunt, verecunllisaime atquo observantisaime aa- lutant. Die Antwort Sr. Majestät, die noch im Laufe des Tages rintraf, aber wegen der vorgerückten Zeit erst im Actus dcs folgende« Tages zur allgcmcmen Kenntniß gelangte, lautete: Oratia» ago lloctiaaimia viris. llokann. — Als zweiter Sprecher erhob sich Herr Kreisdirector Uhde zu einem Trinkspruche auf Herrn Stadtrath Fischer und überreichte hierbei im Auftrage Sr. Majestät des Königs dcm Gefrierten „in Anerkennung seiner ehrenwerthen Gesinnungen und seiner rühmlichen Thätigkeit bei dem Baue des Gym nasiums zu Zwickau" das Ritterkreuz des Ver dienstordens nebst Verleihungsdecrrt. Den vom Hrn. Kirchen- und Schulrathe vr. Zapfs auf das königl. Ministerium des Eultus und öffentlichen UntcrrrichtS anSgebrachten Toast erwiderte dcr Herr geh. Kirchcn- und Schulrath vr. Gilbert mit folgenden Worten, die wir auf Grund unscrs Stenogrammcs rcproduciren. „Der heutige Tag", begann dcr Redner, „ist vor Allem ein Tag für die Stadt Zwickau selbst. Zu dcn alten, unverwelklichen, in dcr Geschichte der Wissen schaften und des Unterrichtswesens verzeichneten Lor beeren hat sie heute neue hinzugcsügt. Wie einst kurz vor und nach der Reformation die großen und blühen den Städte zumeist cs waren, denen die Staaten es überließen, die gelehrten Schulen zu gründen und da durch der Wissenschaft selbst Pflanzstätten und Heim stätten zu bauen, so hat dies vor Alters unser Zwickau in ausgezeichnctcr Weise und mit weithin leuchtendem Glanze gethan. Denn Zwickau war bis zum 30jährigen Kriege eine große und blühende Stadt, wie cs heute wiederum durch seinen Reichthum unter und über der Erde und m H: noch durch einen höhern Neichthum — durch menschliche Thatkraft und Energie eine große, blühende Stadt geworden ist. Und dieses große und blüdcnde Zwickau der Gegenwart ist seiner ruhmreichen Geschichte eingedenk gewesen. Es hat seinem altberühm ten Gymnasium, das seit Jahren wieder eine Zeit großer und seltner Blüthe ertebt, eine neue, würdige Wohnstätte gebaut. Ein hochherziger Mann, ein Mit glied seiner Bürgerschaft, srühcr seines Rathes, hat ge zeigt, daß die Martin Römer*) in seiner Mitte, die Martin Römer dem Herzen nach, nicht ausgestorben sind, und es macht mich überaus glücklich hinzusügen zu dürfen — auch der Staat hat durch daS Ministerium einige Handreichungen dazu gethan. Und nun, meine Herren, im Namen dieses Ministerium-, im Namen und Auftrage meines ChefS, der lebhaft bedauert, daß er heute nicht, wie er gehofft und gewünscht, persönlich *) Marti« Römer ist der Name des MaoneS, der im Jahre I47V aus eigene Kosten ein neue» Gebäude für die Zwickauer Schelle hrrftellte. hier sein kann, ersuche ich Sie, Ihre Gläser zu d>m Trinkspruche zu erheben: Hoch llbe die Stadt Zwickau, hoch leben ihr Nath und ihre Stadtverordneten, hoch lebe jedes Herz in ihrer Bürgerschaft, das für die höch sten und edelsten Güter dcs Lebens warm und begeistert schlägt!" Aus der Zahl der übrigen Toaste seien noch hcrvorgchoben der des Hcrrn Viccpräsidentcn Bürger meister Streit auf das fernere Wohl und Gedeihen dcr Anstalt, der des Hcrrn Stadtralhs Caspari auf dcn Hcrrn geh. Kirchcnraih vr. Gilbert, des Herrn Conrcciors Prof. vr. Gebauer auf die Mitglieder der Gymnasialcommission; dcs Herrn Prof. vr. Voigt, des Seniors im Lehrercollcgium, auf die frühern Schüler ein Toast, der im Herzen dcr letztern den begeistertsten Wiederhall fand; dcs Herrn Vr. Richter I. auf dcn guten Geist, dcr, wie bisher, so auch fernerhin in der Schule walten möge; dcs Hcrrn Director Jlberg auf Herrn Krcisdircctor Uhde, sowie auf Herrn Superin tendenten Körner, des Herrn Supcrintcnbentcn Körner auf dcn derzeitigen Vorstand dcs Gymnasiums, dcs Herrn Gymnasialoberlebrers Richter 11. auf das deutsche Vaterland; des Herrn Propstes vr. tbeol. Müller auf das Zwickauer Gymnasium, welcher von dcm Director des letztern erwiedert wurde; dcs Herrn Prof. vr. Lin demann von der Kreuzschule in Dresden, der in la teinischer Sprache dcn Fcstgruß dcr Cruciana über brachte; dcs Herrn Stadtverordnetmvorstchcrs Advocate« Roch auf das Fortbestehen des guten Einvernehmcn- zwischcn Bürgerschaft und Gymnasium; des Herrn Stadt raths Fischer auf die Harmonie zwischen Rath und Stadtverordneten; dcs Herrn Oberlehrers Mosen auf Herrn Stadtbaumeistcr Schramm; des Herrn vr. Her zog auf Herrn Rector vr. Hertel und vielt andere, bis gegen den Schluß des Festmahls auch der Humor in den Trinksprüchen sein Recht forderte.
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